138 361

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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 110.

Mittwoch, den 13. Mai 1885.

Ein Wort zur Beherzigung für die freien kommt ein Sterbefall bei einem Mitgliede dieser Kaffe vor, so

Hilfskaffen.

Das Reichsgeset, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, hat die freien Hilfskaffen in eine Lage gebracht, welche von derjenigen, welche fie bisher inne gehabt, grundverschieden ift. Es ist daher wohl angebracht, auf den Stand der Dinge etwas näher einzugehen und die Folgerungen zu ziehen, welche fich aus der jetzigen Sachlage nothwendigerweise ergeben.

In erftez und hauptsächlichster Hinsicht war es allen Arantentassen bisher freigestellt, die Höhe des wöchentlichen Krantengeizes nach ihrem Belieben anzulegen. Das hat für Diejenigen Raffen, welche tein schattenhaftes Dasein führen wollen, d. h. für die staatlich zugelassenen und von anderweitem Berficherungsawang befreienden Hilfskaffen, gänzlich aufgehört. Für diese gift, daß fie mindestens 3/4 des ortsüblichen Tage lobr 3( wie derselbe an dem Drte ihres Sizes von der Behörde feftgestellt) gewähren. Das tit also ein fefter, ein bestimmter Say, unter den die freien Hilfskaffen in ihren Leistungen nicht berabgeben dürfen.

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wird also das Sterbegeld nothwendigerweise von den Erträgen aus den anderen beiden Klaffen geleistet werden müssen, denn bei den verhältnißmäßig überaus häufigen Erkrankungen jus gendlicher Mitglieder ist nicht daran zu denken, daß fich das Sterbegeld aus den Beiträgen der Mitglieder III. Klaffe decken läßt. Nehmen wir nun bei Mitgliedern II. und I. Klaffe an, daß einem eventuellen Sterbefall eine 6 wöchige Krankheit vorausgegangen ist, so werden Beiträge einerseits, sowie Kranten und Sterbegeld andererseits fich gerade aufheben bei einem Mitgliede II. Klaffe nach 8 jähriger, bei einem solchen 1. Klaffe nach 7% jähriger Mitgliedschaft. Hierbei find die Verwaltungskosten( berechnet mit 5 pCt. der Beiträge) in Höhe von M. 3,60 beam. M. 4,10 noch gar nicht gedeckt und Voraussetzung ist, daß der betreffende Verstorbene innerhalb seiner durchschnittlich 8jährigen Mitgliedschaft auch nicht ein mal erkrankt war!

Das alles find Berechnungen, die unumstößlich und noch sehr günstig für die Kaffen angestellt find. Und wenn uns hierbei eingeworfen wird, daß man mit der Eventualität des Sterbefalles doch nicht besonders zu rechnen branche, so möch ten wir entgegnen, daß das mehr als bisher geschehen müsse, denn unsere K: antentaffen find noch jung und auf die Dauer des Befte hins werden fich die Sterbefälle bis zum gewöhn lichen Normalprozentjag der Sterblichkeit überhaupt steigern. Daß das jeßige Verhältniß nicht das normale ist, ergiebt fich schon ungefähr daraus, daß auf ca. 320 Krankheitswochen in der genannten Kaffe erst 1 Sterbegeld reichlich 2 pSt. bes Krankengeldes ausmachte. Dieser Betrag wird später höher steigen, baran ist nicht zu zweifeln, und die Kaffen werden da mit zu rechnen haben.

Kommen wir wieder zu unserem Ausgangspuntie anrüd. Wir sagten oben, daß unter den jeßigen Verhältnissen vor allen Dingen ein richtiges Treffen der Minimalleistung wird nothwendig sein, wenn die Raffen nicht zu Grunde geben sollen. In vorstehenden Berechnungen glauben wir den Nach weis erbracht zu haben, daß bei dem massenhaften Bwangs­beitritt sehr zweifelhafter Elemente die feither in Kraft ge

Die Höhe des Krankengeldes bedingt aber auch die Höhe der Leiftur g. Dieser Buntt lag ehedam faft umgekehrt, d. h. wir meinen, je nach der Leiftung bez. dem Beitrag, wie solcher in freier Sagung ver inbart wurde, fonnte das Krantengeld in den verschiebenen Klaffen gezahlt werden. Heute wird eine jebe Generalversammlung gewiß erst die Höhe des Kranken geldes diskutiren und darnach den Beitrag abmeffen. Da die Minimalhöhe des ersteren vorgeschrieben, so ist das Gleiche auch mit der Mini malleistung von Rechtswegen der Fall. Doch ein richtiges Treffen derselben wird nothwendig sein, wenn die Raffe nicht zu Grunde gehen soll. Mit dem richtigen Treffen der Minimalleistung hat es aber seinen Halen wir werden gleich sagen, warum. Die freten Staffen zählten bisher in überwiegender Mehrheit nur Mitglieder, welche ohne jeden Zwang und lediglich in Er lenntniß des der Versicherung gegen Krankheitsfall zu Grunde legenden fittlichen Brinzips fich hatten aufnehmen laffen. Das ist ganz und gar anders geworden! Der Versicherungswesenen Säße nicht mehr ausreichen. Die Pflicht der Vor­awang hat Elemente in die freien Hilfskaffen gebracht, die nur dem Bwang geborchend, nicht dem eigenen Triebe" thren Beitritt vollzogen haben. Ein Intereffe am Bestehen Der Staffe, welcher fie angehören früher gaben diese Leute nie einen Pfennig für folche Swede aus eftirt nicht. Es Eftirt nicht. Es mögen das harte Worte sein, nichtsdestoweniger find fie wahr. Eine Berechnung nach dieser Richtung bin hat aber den melft im vorigen Sommer ftaitgebabten Generalversammlungen fceler ( zentralisirter) Hilfslaffen gänglich fern gelegen. Muthmaßungen Aber diese Eventualität hätten auch nicht viel genügt, da jede fichere Unterlage fehlte. Soviel aber steht fest, daß die bis berigen Beitragssäge bei Berüdfichtigung aller von uns an geführten und start ins Gewicht fallenden Un stände nicht im richtigen Verhältniß zu den gewährten Unterstügungen stehen. Ein einfaches Exempel ergiebt das. Die Allgemeine Kranten­und Sterbefaße der Metallarbeiter( E. H.) zu Hamburg ge

hrt bei 15 Bf. in der III, 35 Bf. in der II. und 40 Bf. Beitrag in der 1. Klaffe 5 M. 10 Bf., 12 M. und 13 M. 80 Bf. volles Kranteng ld. Das heißt nichts anderes, daß das rantengeld für eine Woche so hoch ist, als die Beiträge für 34 Wochen oder acht Monate! Nun tönnen aber Mitglieder, die innerhalb 8 Monate nur eine Woche lang frant find, ichon als ziemlich günstige betrachtet werden. Bu erwähnen it hierbei noch, daß die Gesammtverwaltungslosten mit 5-6 pt., wie die Drudkosten für Mitgliedsbuch Marken 2c. noch nicht in Betracht gezogen find hier für zufammen tommt im Beitraum von 8 Monaten mindestens eine Mart beraus für das einzelne Mitglied nicht viel, bei 30-40 000 Mit gliedern aber eine bedeutende Summe, die ihre Dedung nur Durch das Eintrittsgeld findet, welches für das zweite Mit gliebsjahr aber nicht mehr ausreicht.

Das nach einem Jahr gewährte Sterbegeld beträgt in genannter Raffe für die III, Klaffe 50 M., für die II. und Klaffe 75 Mt. Stellen wir ein Erempel an, daß in der II. Rlafe bei 333, in der II. Klaffe bei 228, in der 1. Klaffe bet 187 Wochenbeiträgen das Sterbegeld ein­gezahlt ist. In der III. Klaffe( jugendliche Arbeiter) fann überhaupt ein Mitglied nicht soviel Beiträge einfteuern, als das Sterbegeld beträgt, denn die Mitgliedschaft in dieser

Ohne Mutter.

In der Wiener Neuen freien Preffe" veröffentlicht Lud. wig Speidel folgende hübsche Stizze:

Als ich heuer den ersten Schnee fallen sab und sommer.

lich gekleidete, leicht beschuhte Kinder erblickte, die blaß und bekümmert über die Straße wateten, ummie mir unaufhörlich die Erinnerung an ein rührendes Ereigniß durch den Sinn, Daß in meiner Knabenzeit großes Aufsehen erregt hatte, um,

rasch wieder vergeffen zu werden. Es war die Geschichte eines Bwillingspaares, eines Knaben und eines Mädchens, die zur Winterzeit außzogen, eine Mutter zu suchen, und nach einigen

stände wird es deshalb sein, ein genaues und sorgfältig aus gearbeitetes statistisches Material zu sammeln, nicht etwa blos für den gefeßmäßigen Jahresabschluß, sondern vor allen Dingen im eigenen Intereffe der Kaffe, um nämlich den unbedingt erforderlich werdenden Generalversammlungen eine fegensreiche und fruchtbringende Arbeit zu ermöglichen. Bei allen fünftigen Generalversammlungen wird es sich in der Hauptsache darum handeln, das Kaffenbudget so auszugleichen, daß mit aller Voraussichtlichkeit die Bildung des gefeßlich vorgesehenen Reservefonds bewirkt werden kann, ohne daß zu Extrafteuern u. dral. m. gegriffen neden muß. Das bis babin obwaltende Provisorium wird nicht ganz leicht zu über winden sein, doch mögen die Vorstände nicht kleine und halbe Schritte thun, sondern unbedingt diejenigen Maßnahmen er greifen, welche erforderlich sind, um einen Rechnungsabschluß berbeizuführen, der in den Augen der Behörden bei der Brü fung besteht. Im andern Falle glauben wir, daß die Be hörden mit der Schließung freier Hilfskaffen durchaus nicht ögern werden. Und um jede einzige Raffe wäre das im Interesse des zu Grunde liegenden Brinzips zu beklagen.

Wir haben versucht, in vorstehendem die hauptsächlichsten Einwirkungen und Ansprüche, welche das Reichsgeses, betr. Die Krankenversicherung der Arbeiter, an die freien Hilfskaffen stellt, in ihren Folgen zu schildern. Der Verfasser hat dabei nur die speziellen Verhältnisse einer Kaffe, der er selbst an­gehört, seinen Berechnungen zu Grunde legen fönnen. Den Borständen anderer Kaffen wird es ein leichtes sein, für die bet ihnen üblichen Säße das gleiche Erempel zu fonstruiren. Und es ist 100 gegen 1 au wetlen, daß sich das Exempel in seinem Ergebniß nicht viel von dem unterscheiden wird, welches für die allgemeine Kranten- und Sterbe Kaffe der Metall arbeiter herausgekommen ist. Dieses Ergebnis ist aber fein sehr glänzendes und nothwendig wird es deshalb sein, das felbe zu torrigiren. Hierzu gehört jedoch( nochmals set das hervorgehoben) eine genaue Statistit, geordnet und gefichtet nach jeder Richtung hin, besonders auch nach Bonen, denn der erforderliche Buschuß ist für die einzelnen Provinzen oft ein höchft verschiedener, sogar den Lebensnerv der Kaffen start be. rührender. Doch hierüber wie auch über die anderweiten Ein.

=

Alaffe würde höchstens 3 Jahre 156 Wochen andauern; fing an: Weißt du was, Conrad? Der Vater ist todt, und Niemand kümmert sich mehr um uns, als die böse alte Hanne. Wir wollen mit einander fortgehen und uns eine Mutter suchen. Es giebt ja so viele Mütter auf der Welt, es wird wohl auch eine für uns darunter fein." Conrad hatte nichts einzuwenden gegen diesen Vorschlag, und so machten fich Bruder und Schwester in leichten Kleidchen auf, Conrad ohne viel Vorbereitung, Mali aber erft, nachdem sie ein Stud Brod in die Tasche gesteckt und einen an Schnüren be feftigten baumwollenenen Duff ungehängt hatte. So gingen die beiden Kinder Hand in hand zum Thore hinaus, erst der Straße nach, dann auf Fußsteigen durch Felder und Wiesen dem Walde zu. Sie waren von Bauersleuten Lesehe: und

Dieser Kälte über Feld gingen, antwortetelen fie ganz gelaffen,

baß fie eine Mutter fuchten. Der Mannen en ene

sah

Tagen im Walde eifroren aufgefunden wurden. Ich habe auch wohl angeredet worden; als Einer fie vroundert die beiden Geschwister wohl gekannt, die braune Mali , die so schwere dunkle Böpfe auf dem Rüden trug, und den blonden Conrad mit den schlichten Haaren und den treuberzigen blauen Augen. Ich bin oft mit ihnen in die Erdbeeren gegangen, habe mit ihren Schmetterlinge gejagt und im Winter haben wir einander mit Schneeballen genedt und find bem edlen Sport des Schlittenfahrens mit Leidenschaft obgelegen. Da fie hübsch und artig waren, obgleich von ärmlichem Ansehen, batte fte Jedermann gern. Die Mutter war bei der Geburt der Zwillinge gestorben und der Vater- der zumeist vom Holzspalten lebte Mann, der im Verdruß über seine üblen Umstände und dadurch fie immer verschlimmernd, der Flasche mehr als billig aufprach. Als eines Morgens der Vater todt im Bette gefunden wurde, warb es den Kindern recht unheimlich au Muthe. Frößtelnd in der ungeheizten Stube, saßen fte an dem Tische, auf dem sonst die Waffersuppe als Frühstück ge Stanben, und berrathschlagten in ihrem findlichen Sinne, was nun anzufangen fei. Dfi batten fie schon die Leute sagen hören: Höhe an eine Wegscheide kamen und schon der Abendschein

Malt

Anaben

-

-

ein Tagelöhner, war ein rauber

Ja, Kinder, wenn ihr eine Mutter hättet! Und die braune wie ia bie Mädchen stets flüger find, als die denn sei, eine Mutter? Die Nachbarin antwortete dem neu batte einmal eine Nachbarin gefragt: was bas gierigen Mädchen: eine Mutter sei eine Frau. welche die Kin der hüte wie ihren eigenen Augapfel; man fönne nie frieren, befize. Dieses Wort der Nachbarin trug das finnige Mädchen mit fich herum, und als fie mit ihrem Brüderchen fiierend am

fondern

babe immer

warm,

wenn

man eine Mutter

Weile kopfschüttelnd nach, dann verschwanden sie hinter Bäumen; allein der gegenwärtige Märchengeift des Volles bat fie begleitet bis zu ihrem legten Worte und bis zu ihrem I sten Athemauge. Als fte in den Wald hinein tamen und Die Tannen im Winterschmude gligern und blißen fahen, meinten fie, hier set es ja schon Weihnachten und ganz so schön wie bei den vornehmen Leuten. Sie fonnten fich nicht fatt seben an dieser Bracht und Herrlichkeit; fie gingen von Baum au Baum, schüttelten wohl auch an einer schlanken Fichte, und lachten, wenn ihnen der naffe Staub in die Augen fiel. Als fte ihre Luft gebüßt hatten, gingen fie wieder furbas, nur Mali hielt zuweilen an und rief in den Wald hinein: ,, Mutter! Mutter!"- aber blos ihre eigene Stimme tam thr zurüd oder ein geschreckter Specht flog auf und unter ihm stob der Schnee vom Afte. Als die beiden Kinder weit auf der

-

die Baumgipfel vergoldete, fühlten fie fich müde und setzten fich unter eine Tanne. Mali nahm das Brod aus der Tasche und fütterte damit den Bruder, der willig den Mund

aufsperrte. Ein Froft übertam fte, und Malt steckte die Hände Conrad's in ihren Muff. Sie lonnten sich des Schlafes, der schwer auf fie fiel, nicht erwehren, und fie schlummerten Hand in Hand und Wange an Wange ein. An einem plöglis auf ftrahlenden Wärmegefühle wurde Malt wach; fie wedte thren Bruder und sagte zu ihm: ,, Conrad, mir ist so leicht und warm,

leeren Tische faß, fiel es thr ganz warm auf die Seele, und fie das muß die Mutter sein!"-" a", antwortete Conrad ,,, bas

an

in

II. Jahrgang.

wirkungen des Krankenversicherungsgefeßes in einem spätere Artikel mehr. Für heute ist es genug, wenn diese Zeilen su richtigem Handeln Anregung geben.

Was ein Krieg koftet,

wir meinen natürlich einen großen Krieg, in welchem Kulture völler engagirt find, davon haben die Wenigsten eine Vor ftellung. So bilden fich zum Beispiel Viele ein, die französischen Milliarden( 5000 000 000 mart) umfaßten unsere gesammien Kriegstoften. Sie umfaßten aber höchftens unsere direkten oder indirekten Kriegsausgaben. Die Verluste der einzelnen Staats­bürger, der Schaden, den Handel und Industrie erleiden, die Verminderung des Nationalvermögens das find die Dinge, die fich nicht leicht übersehen lassen und ziffernmäßig nicht genau zu berechnen find.

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Welch toloffale Verluste ein Krieg mit sich bringt, das zeigen uns jegt die Berichte von den europäischen Börsen. Die Nachricht von dem Zusammenstoß der Ruffen und Afghanen hat eine förmliche Panit hervorgebracht: in London allein werden die Verluste eines einzigen Tages( durch Entwerthung ber Kreditpapiere) auf 100 Minionen Pfund Sterlinge, das heißt 2000, in Buchstaben zweitausend Millionen Matt ver anschlagt. Und das blos in London . Nehmen wir die übrigen Börsenpläge hinzu, fo wird eine Summe zuſammenkommen, welche die der berühmten französischen Milliarden weit über fteigt. Und das ist nur ein Vorspiel. Blos die Wirkung einiger Flintenschüsse vor dem Kriege!

Blos die Wirkung der Kriegsfurcht! Bricht der Krieg wirklich aus, so werden die Verluste des Nationalvermögens und der Individuen noch viel größer sein. Und wohlgemerkt: babei handelt es sich nicht blos um die zunächst betheiligten Nationen. Durch die internationalen Handels und Geschäfts beziehungen berrscht zwischen verschiedenen Völtern eine Soli barität, welche es mit fich bringt, daß Katastrophen und Nach theile, die ein Bolt betroffen, auch von anderen Völkern mehr oder weniger schwer empfunden werden. Nun ist aber gerade England derjenige Kulturstaat, welcher die weitesten und ver schlungensten Handelsbeziehungen hat, und welcher deshalb die übrigen Staaten ganz besonders in Mitleidenschaft ziehen muß.

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Macaulay zeigt in seiner englischen Geschichte, wie die häufigen Grenzkriege mit den Schotten fich nur aus der niederen Kulturstufe der Schotten von damals erklären. Dieselben hatten teine Städte, feine ordentlichen Dörfer fie wohnten in sehr primitiven Hütten, batten nur einen sehr primitiven Aderbau, so gut wie feinen Handel und keine Industrie. Und so hatten fie eigentlich nichts zu verlieren. Wurden ihnen die Hütten nirdergebrannt, so war der Schaden binnen weniger Tage wieder gut gemacht und das Krieg geschäft, das ein richtiges Raubgeschäft war, fonnte mit frischen Kräften wieder angefangen werden.

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Anders bei den modernen Kulturvölkern, für die ein Krieg um so größere Verluste bedingt, je höher thre Kulturente widlung steht.

Parlamentsberichte.

Deutscher Reichstag .

99. Sigung vom 12. Mai, 1 Uhr.

Am Tische des Bundesrathes: v. Boetticher, v. Schelling und Kommiffarien. Später Fürst Bis. mard.

Bur ersten, ever tuell zweiten Berathung steht die Kon pention zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Madagaskar .

Abg. Richter: Der Vertrag mit Madagaskar hat wieder bauptsächlich nur Bedeutung für die Ausfuhr von Schnaps. Denn Schnaps taufen die Madagaffen fast ausschließlich vom Auslande. Der Vertrag ist darum nicht unannehmbar, hat aber auch teine sonderlich praktische Bedeutung. Nach den Beitungen haben unsere Kommissarien mit englischen Vertretern in Bezug auf die Südsee eine Vereinbarung getroffen, Spiri tuosen, Schießpulver und Waffen von der Einfuhr in die Südseeinseln auszuschließen, als die tootbringenden Gaben der Geftitung. Solche Vereinbarung hat Manches für fich, wenn aber eine solche Vereinbarung von Auftralien auf Afrika aus­gedehnt würde, so würde Madagaskar und auch unsere ge

ist die Mutter!" und fich enger aneinanderschmiegend, ents fchlummerten fie lächelnd und wachten nicht wieder auf. Unser Aller Mutter, die Erde, in deren scheinbar harten Ent schließungen wir die Liebe nur ahnen können, hatte die armen Bwillinge mitleidig in ihre Arme genommen.

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Wie diese zwei Kinder, so suchen viele Menschen ihre Mutter, sei es nun, daß fie erfahren haben, was eine Mutter ist, sei es, daß fie eine Flutter nie beseffen. Die Sehnsucht nach dem nur Geahnten ist so start, wie die Sehnsucht nach dem verlorenen Befize. Wer keine Mutter hat, der geht doch nur betteln und lebt vom Almosen der Liebe. Denn es giebt nichts Köstlicheres als Mutterliebe, und ihre Macht und ihr Segen find unerschöpflich. Wie arbeitet und bildet die Mutter dem zappelnden und schretenden Geschöpf, bas den Windeln liegt selbst bedürfnißlos und für alle Bedürfnisse des Kindes sorgend. Groß wie die Natur, deren Briefterin fte ift, tennt fie feinen Werthunter schied der Dinge, und wo fie liebt, wandelt sich ipr selbst Der Koth zu lauterem Golde. Was ihre Hand berührt, veredelt fte. Sie vermittelt das ebelfte Befigtbum, welches in Bolt fennt: die Sprache wird uns mit der Milch eingeflößt, mit Rüffen eingeschmeichelt. Wir sagen: unsere Muttersprache, um den traulichfien Reis unserer Sprache zu bezeichnen und unsere tieffte und herzlichste Freude an ihr zu bezeugen. Wir hören durch unsere Sprache hindurch die Kinderstimme der Mutter, den naiven Laut der Liebe. Die Kinderftube ist eine sprachliche Werkstatt, wo die Rosenamen und Verkleinerungsu formen geftiftet werden, und wie ohne Zweifel bedeutende Mäna ner gewiffe Wortformen erfunden haben, so baben auch bes deutende Frauen und Mütter bei der Formenschöpfung und bet der Bestimmung des Geschlechtes der Wörter ihre Hand mit im Spiele gehabt. Wenn nicht Liebende den Dual, der mit einem Worte awet Wesen bezeichnet, erfunden haben, so bat es gewiß die Mutter getban, die sich nicht getrennt denten fonnte von ihrem Kinde. Ja, so wenig trennt sie sich von threm Kinde, daß dem Verbrecher nichts mehr bleibt als die Mutter, wenn Die übrigen Menschen fich von ihm abwenden; über alle Gräuel hinweg waltet noch die Mutterliebe als ein unzerstörbares Naturge, es. Es gehört zu den großen Bügen unseres Beitalters, daß die Enterbten der Menschheit nach der Mutter suchen, die ihnen mild und lebend entgegens tommt.