36«S124 2tf;UT*»6%6 640S 364«t 114.Dtmstag. 19, Mai 1885..tllimVÄBrgan für die Interessen der Arbeiter., Das„Berliner Bolksblatt"NMnt täglich Morgens auker nach Sonn- und Festtagen. AbonncmentZpreiZ�>n frei in s Haus vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35�nabvnuement 4 Mk. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illustr. Beilage IC(Eingetragen in der Postzeitungspreislist« für 1885 unter Nr. 746.)%Jnsertionsgebührbeträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf.Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 UhrNachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen»Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.KedaKtiou: Kenthstraße 2.— Grpeditioa: Zimmerstraße 44.„LUdung" und Thierqualerei.u Se größer m einem Volke die Bildung, desto btffe?� vitten— da» ist ein unbestreitbarer Satz.. Ran kann diesen Satz besonder» an dem Verhalten?«olke« den Thieren gegenüber beweise-. Während der?*drialieutr gar nicht« Besondere» darin steht, daß de« Sing-�0l« die Auge« geblendet»erden, wird der Deutsche im?%««in«n vor einer solchen Manipulation zurückschrecken,�»gleich einzelne Ausnahmen vorhanden sei» mögen.,. Dai unentwickelte und ungebildete Kind hat vielfach'Jr Vergnüge» daran, allerlei kleinere Thiere zu quälen,� stch seiner Schuld irgendwie bewußt zu sein. Kommt� aber zur Erkenntniß, zur Bildung, so wird eS meisten»tiner gewisse» Scheu auf feine jugendliche« Helden«"Wen zurückblicken.v. Im Allgemeinen kann man kühnlich behaupte«,JJB m Deutschland, m dem Lande der Bildung, die�Handlung der Thiere eine gute ist.. Desto merkwürdiae, aber ist die Erscheinung, daß insogeuannten gebildete« Kreisen neben ungemein großer,�»natürlicher Liebe zu den Thieren auch die ThietquälereiHause ist.*. Man steht«» täglich, daß die vornehm« Dame ihr�choßhündchen— der Au»druck ist ja sprichwörtlich gewor«ürt Allrfl 9t# fv# Iii's? Nvflerichtet und viel gefunder find, als d:e Wohnua-rhrer Arbeiter und dennoch ist e« gerade diese GesellschaftS«die.seit jeher an Thiergefechte» und allerlei Quälereienkrößte Vergnüg!« gehabt hat.z». Von den Thinkämpfen in der Arena zur römischent- Hahnenkämpfen in England,�vanien zieht sich wie ein rother Fade« dir Lust ank* dualen anderer Geschöpfe hindurch. Man wird aller-M einwenden, daß die Bildung in jene« Zeiten die Roh-Gemüt; c« noch nicht abgeschliffen habe. Zuge-g?"? Aber auch in neuerer Zeit sehe« wir neben denMkosungen der Rosse und Hunde die unvernünftigsten�trennen und Sauhetzen, wobei die edlen Thiere elendig-�»u Grunde gehen.��Ooch auch da»«unmehr verbotene Taubenschießen,armen Thi-rchen wurden vorher geblendet und dann-»«lassen; diesen nähme nicht wie die sehenden TaubenWeite, sondern stiegen hoch und flogen� Ieuitteton.� 3m Eckfenster.Soiiwn von Friedrich Kerstäcker.(Fortsetzung.)-..Die Anderen täulcht st« doch nicht mehr/' fuhrfort,„da« alte Gesicht verräth sie erbarmungslos;.".a kleidet sie sich ihn« Alter entsprechend, soich von Hetzen gern zu, daß eine derartigeff**»öch schön sein kann; wählt sie ober bunte, leben-Satben zu ihrem Anzüge oder staffirt sie sich sonstZ? Wlt allerlei Krimtkram« heran», dann zeugt da««et-von einem ganz nbärmlichen Geschmack, oder vonfebi. 5 anien und ihren Zweck»och außerdem gänzlich ver«�nbe« Ejtell-it. Frau von Schaller geht aber nochtZ*; mit ihre« langen Schmachtlocke« und Blumen rnr�»acht fie sich zur vollständigen Karrikatur, über d,e&.x-euK w au4 rfti e ri solche!— und sie kränkt Niemanden damit, al«Kathinka ist ein liebe» Wesen."ihr bi?*ß sie- Mama/' bestätigte Han»; aber auch au»°'�ich noch r.icht recht klug geworden."Mzwzw"S*'st.'in sehr begabte« Kind."..,..Zw fsSSÄ?■St Ä.follf"6� �4«cht etwa, daß fie sich öffentlichim Kreis« herum, wo fie dann von den sicher» und un-sichern Herren- und Damenhänden mit de« Feuerrohr erlegt wurden.Mit dem Verbot diese» TaubeuSschießenS glaubte man,daß die M a s s e n t h i e r q u ä l e r e i für Deutschlandaufgehört habe. Doch haben uvser« Leser in unserer letztenSonntagSvummer ersehe» können, daß dem nicht so ist.Wir wiederholen hier kurz noch einmal den Thatbestand.Auf dem am HimmelfahrtStage in der Hof-jägerallee im Berliner Thiergarten abge-halten«« Korso bewarfen Offiziere undallerlei andere Sportsleut« ihre au»er»wählten Dame« mit lebendigen Bouquet«d. h. mit junge« blumengeschmückte» Tau-b e n, die theilwnse unter die Zuschauer fielen, theilweisevon Damen und Bedienten in die Tasche» gesteckt wurdenund theilweise sich mit Ach und Krach auf die Bäume nochflüchten konnte», wo fie verhungern müssen.Wie aber reimt sich ein solches Vorkommniß mit deman die Spitze diese» Artikel» gestellten Satz zusammen:„Jegrößer im Volke die Bildung, desto besser die Sitten?"Hier sündigen ja geravr die Gebildeten gegendiesen Satz! Es kommt nur darauf an, wa« man unterBildung versteht. Versteht man darunter höfische Manieren,elegante Kleidung und feine» Auftrete», versteht man dar-unter gesellschaftliche Tournüre und gesellschaftliche Phrasen,dann allerding» paßt der oben aufgestellte Satz nicht.Versteht man aber unter Bildung ein ernsthafte» Wissen,Humanität und Menschenliebe, versteht man unter Bildungauch die Bildung de» Herzen« und des Gemüthe», danntrifft der obige Satz durchweg zu.Daß aber die letztere Bildung nicht immer bei densogenannten gebildete» Klasse» vorhanden ist, da» zeige»obige Beispiele.Wir wissen, daß Thierquälerei auch bei den sogenannte»untere« Stände» vorlommen, aber da find sie lediglichindividuell. Da mißhandelt ein Fuhrknecht seinenGcul, während Hunderte ihre Pferde liebevoll behandeln;da quält irgend ein verkommener Mensch einen Hund oderein andere« Thier, während hundert Personen au» de«Volke mit Li-be die Thiere behandeln. Nimmermehr stößtman aber im Volke auf systematische und organi«sirte Thierhetzen und Thier quälerei, wie bei de«„Cava-lierea" früherer und jetziger Zeit.Und da« ist der große Unterschied!Man steht also, daß die Erziehung, die zur wirklichenBildung führt, gerade in den höhere» Ständen sehr ver»nachlässigt wird, sonst könnten solche organisirteRohheiten nicht vorkommen. Dan» möchten wir auch zurErwägung anheimgebe«, ob die Polizei und die„Nein," sagte Han«,„da« nicht; aber anstatt ihreMutter singen zu lassen, sollte sie e» selber thu». Uebri-gens sagte mir Schaller an dem GesellschastSabend selbermit ziemlich deutlichm Worten, daß e» bei seiner Frauim Oberstübchen nicht ganz richtig wäre, und merk-würdiger Weise«achte sie eine ganz ähnliche Bemerkungüber ihn."„Der alte Herr von Schaller ist ein höchst komischerKauz und steckt voller Anekdoten."„Da» thut er— aber, Mama, wie ist e» mit de«Essen?"„Ich habe schon Befehl gegeben. Ueberhaupt seh« iche» gern, wenn Du mit der Familie Schallet verkehrst; daswäre«ine Frau für Dich, Han«."„Aber, Mama," lacht« der junge Mann, wurde abertrotzdem ein wenig roth,„wie kommst Du so plötzlichdarauf?"„So plötzlich?" sagte seine Mutter;„ich habe darüberschon länger nachgedacht, denn Kathinka gerade wäre eineSchwiegertochter, wie ich sie mir wünscht«; wir könnte»stolz auf fie sein."„Aber darin liegt da« Glück doch nicht I"„Nicht allein, da» gebe ich zu, aber doch auch«tt zumTbeil"�Und doch hast Du Dich gegen Dürrbeck'« Wahl soentschieden geäußert.",_.„Aber, Han«, da» ist doch ganz etwa« Andere«—ein« Schauspielerin, und außerdem von bürgerlrchemStande!"_....„Liebe Mama," sagte Han»,„Du darfst e« mir mchtso sehe übel nehme«, wenn ich merne Ansichten über de»sogenannten„bürgerlichen" Siand da draußen etwa« ge-ändert habe; denn in den verschiedenen Republrken werßman eben nicht besonder« viel vom Adelg und«ei» ganze»Fortkommen verdanke ich anischlieblich dreser bei un» we»n!zer„�orzugtt � � tzj, alte» Verhältnisseeingetreten. mij ejnem Fuße, Mama, und de»auch nicht fest ausgesetzt, sondern nur, um erst zu prüfenStaatsanwaltschaft nicht berechtigt oder gar ver«pflichtet sind, gegen derartigen„groben Unfug" ener»gisch einzuschreiten.Die Arbeiterklasse aber, die vielfach wegen angebliche«Rohheiten angegriffene, braucht sich«ahrlich nicht zu genirenin Wettbewerb zu trete« in Bezug auf Bildung und Gr-fittun g mit de» s o g« n a n n t e n„gebildeten und gefittete»"Klassen._DoMiseke Mebersiekt.U'ber die letzten Sitzungen de» Reichstag» schreibtder Berliner Korrespondent der„Frankfurter Zeitung" fol-sende«:„Wenn man einmal sein Schäfibenscheerenwtll, so soll man eS wenigstens mitAnstand thu n." Diesen Satz, mit dem der AbgeordneteHasenclener gegen die von der ichutzzöllnerischen Majo-rität im Reichstage beliebte Art der Zollberathungprotestitte, halte ich für richtig, obwohl er dem Redner einenOrdnungsruf zuzog; er war aber auch sehr zettgemäß, denn e»ist wahrhaftig' nicht mehr anständig geschoren worden. Es istauffällig, wie nervös und empfindlich der Prästdmt Herr v.ersten Monaten feineri' letztWedell-Piesdorf, der in denAmtsführung volle Anerkennung verdiente, in den letztenTagen geworden ist. Kurz vorher hatte er den Abg. K a y s e rzur Ordnung gerufen, weil dieser gesagt hatte, daß die Be»rathungen„im sausenden Galopp" gegangen seien.Ist denn daS nicht wahr? Es ist mtt D a m p f g e s ch o r e nworden; und wenn man die Jntereffenwirthschast, die sich inden letzten Tagen vor unseren Augen abgespielt hat, nun miteinem Schäfchen vergleicht, so ist dieses bukolische Bild sozart und rückstchtZvoll, daß eS Anerkennung, nicht aber einenOrdnungsruf verdien:. Der Zustand, in welchem schließlichder persönlich interesfirte Abgeordnet: nngescheut selbst dieZollerhöhung beantrozt— stehe Strontiantt— verdienie einenoch weit härtere Äennjeidjnuitg. Wenn Herr v. Wedcll-PieS-darf so sehr auf die Würde Des Reichstages hält, daß er selbstso zutreffende Vergleiche wie den der Schafschur und de»sausenden Galopps mtt Ordnm.�lrufen rüat, so hätte er inder letzten Abend'itzuna dem Treiben seiner Freundevon der Majottlät Einhalt thun müffen, die durch Joblcn.Grölen, Schreien, Lechen und sonstigen„Ulk" ein Schauspielaufgeführt haben, wie wir unS eine» ähnlichen im Reichstagenicht erinnern. DaS war nicht mehr die Stimmung der Schaf»schür, sondern die nach beendetem Wollmarkt, wenn da» Geldim Beutel ist und bat„Wollwaffer"— so nennen die sckle»fischen GutZbefitzer den Champagner— reichlich fli-ßt. DerUebermuth der MajviULt kannte in der Freude über venglücklich beendeten Ma>kt keine Grenzen mebr; eS ist nur zubedauern, daß über diese Abendfixung, die fich bis Mitternachthinzog, kei e einigermaßen ausführlichen Berichte mehr in dieZettungkn gelangen konnten, fie war so bezeichnend für denZustand unseres Parlamentarismus und die Stimmung derMajorität wie selten eine. Es ist mit Ab ndfltzungm einschlimmes Ding, die Eifahrnng lehrt, daß fie selten ohne ernsteob der Boden auch fest und bequem ist; finde ich michdarin getäuscht, dann ziehe ich den Fuß einfach zurück undspringe wieder in d:« Verhältnisse, die ich genau kenne,hinein."„Und davor," sagte die Mutter,„hoffe ich, daß wirDich bewahre»!; überlasse da» mir, Han», ich werde Dichdarin schon leiten."„Ich weiß doch nicht,«eine gute Mama," lachte derjunge Mann etwa« r rlege»,„od ich Dir darin da» Steuero ganz und ruhig überlassen kann; Du möchtest da in„fahren wir ja noch mit gutem Wind« langsam unsereBahn und haben vollkommen Zeit, um das Alle« ruhigabzuwarten. Aber Hollo,- da tönt die Klingel I Apropos,wo steckt Rauten? Ich habe ihn heute uoch gar nicht ge»sehen."„Er hat wohl Besorgungen gehabt; vielleicht ist er i«Gatten."„Nein; vorhin war er wenigsten» nicht dott, und wirhätten ihn hier müssen kommen sehen. Eine merkwürdig«Unruhe, die jetzt in dem Menschen steckt, und so zerstreutist er, daß er einem fortwährend verkehrte Antwotten giedt;er hat Sorgen mit seinem Gute."„Ja, und drängt jetzt, die Verbindung zu be»schleunigen," sagt« Frau von Solberg;„aber der Gedankeist mir schrecklich, dm Ehrentag meiner Tochter auf eine»andern al» den bestimmten Tag zu verlegen. Ich kannwohl sagen, daß cS seit meiner Verheirathung derLiebling««unsch«einer Seele gewesen ist, und die paarWochen werden ja doch nun auch wirklich keinen Unterschiedmachen."„E« ist für den Laudwitth gerade eine sehr wichtigeZert, und ich werß doch mcht, ob Du ihm darin nicht will»fahren solltest."„Rege«ich mcht auf, Han»,« sagte Frau von Solberg;pwewe Nerven sind überhaupt schon so. ngegriffen. daßrch nur ber der Erwähnung dieser Sache Kopfschmerzzn be»komme. Es rst Alles abgemacht; Graf Rauten wußte vor-