- Str. 14t. Sonnabend, 20 Juni 1885 IL Jahrg. «@5 S..t Tupua 05 lung KÄ nlUNg � nlung � SnlimWdsdliill Hrgsn für die Interessen der Arbeiter. 4 Das..Berliner Volksblatt" Scheint täglich Morgen» außer nach Sonn- und Festtagen. MonnmentSpmS für galim frei hvS HauS vierteliährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Vpabonnement 4 Mf. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. (Eingetragen in der PostzeiwngSpreiSliste für 1885 unter Nr. 746.) JnfertioaSgebühr beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Austrägen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expeditton, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annonce»« Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Redaktion: Kenthstraße S.— Expedition: Zimmerstraße 44. «- „Demokratische� Friktionen. . Die vielgelesene.Frankfurter Zeitng" de« Venn Eonneman» ist da« Hauptrrgan einer sehr kleinen peetei, der sogenannte» deutschen Volkspartei'), so klein sie ist, doch an einem sehr großen Fehler Mkt, an dem Umstand nämlich, daß nur ein sehr kleiner .Volk" mit ihr geht. Ferner find die Streitigkeiten dieser Partei eben so groß, al« die Paitei selbst ist, und e» ist seltsam, daß sich die„Frantfurter Zei» Au»g" um die Streitigkeiten in den Reihen ihrer eigenen Pattei weit weniger bekümmert, al« wenn anderswo ein- N Diffeienzen entstehen. Da» ist, wie ein Sprüchwort 'W, etwas dunkel zwar, aber dennoch wunderbar. In der kleinen Volkspartei befehden sich drei Rich« Mgen: die eine, die Richtung der.Franks. Ztg.", wollt» «e»«nigung mit der.Partei Lenzmann" und hatte, h™ �«nt, auch borten schon angebohrt, wofür e« auf a«* Mannheimer Generalversammlung der Volkspartei ein« Nase setzte; die andere Richtung unter dem schwä mit? abgeordneten Karl Mayer wollt« Vereinigung %*** stersinnigeu Partei, denn der scharffinnige Herr arZt" ä0*"tdeckl habe», Herr Eugen Richter sei.ein '« die dritte Richtung aber sprach sich ä-s ä ÄÄrÄÄVÄWS riammlung sprach sich sodann im Sinne der Schwaben au«, »etche von Lenzmann und Richter nicht» wissen wollen. Da« heißt man, vom Standpunkte der Volkspartei fclbst betrachtet, beinahe eben so kluge Politik treiben, wie «>« sieben Schwaben getiiebeu haben, al» sie mit dem großen Tpieß nach de« Bodense« zogen I Und doch ist«» Wade das Hauptorgan der Volkspartei, die.Franks. Ztg.", da» bei jeder Gelegenheit anderen Partkim vorwirst, sie ««nten nicht» leisten oder hätten den Erwartungea, die Aan auf sie setzte, nicht entsprochen. Da mögm die Herren Jsplittenichter, die mit einer hochnäsigen Kritik so schnell toi der Hand find, den« doch endlich einmal den unge» tonten Balken in ihrem eigmen Auge erkenne»! „ Wir wissen, daß sich in der Voltspartei ein« ganze ?eih« von guten und aufrichtigm Demokraten befindrn, tonen wir auch kein«»weg« zu nahe trete» möchten. Unsere Zurückweisung gilt in der Hauptsache einigen vorlautm *) Ein Redakteur der„Frankfurter Z-tw»»" erklärte un- stogsi. vaS Blatt sei..zu grotz", um„ein gewöhnliches Partei- •tott" ,u sein. AneikkNnenSwerthe Besch etvenheit! «ertöte«.] JeuiLteton. «Sj Äm Eckfenster. «oman von Friedrich verstäcker, (Fortsetzung.) .Was hast Du nur. Han«, Du siehst heute so ernst to».* h wir denke, daß ich"- sie barg schaudernd»hr»ntl.tz 'Uier den mit Ringen bedeckten Fingern, um die gräßlichen wilder fortzuscheuchen, die vor ihr aufstergen wollten. ..Wenn Du wo», Fränzchen?" sagte HanS leise und ,»Und denke, wie«# der armen Konstanze zu Muthe jttn muß| Du freust Dich wohl recht auf Deinen Hochzeit»« MMK-W w nicht« fteuen soll?" �Aber'ist die Freude vorher nicht«in verlängerter «evuß Sv«% to-üde;.« Persönlichkeiten, die ihrer Meinung noch Alle« besser ver- stehen, al« andere Leute, zu welcher Gattung von super» klugen Leuten auch der Berliner Korrespondent der„Frank- furter Zeitung", eine im Foyer de» Reichstage» häufig gravitätisch sich bewegmd« Persönlichkeit, gehört, der sich dort für wichtiger hält, al« zehn Abgeordnete und der auf«ine englische Meile Entfernung daS Gra« wachsen hört. Aber diese Herren, denen wir gerne da» Zuge- ständniß machen, daß sie die Nase höher tragm. al« sie nöthig habe», möchten doch endlich einsehen, daß sie mit all dem Lärm und mit all den vorlauten RedenSartm doch Unsereinen und tausend Andere nicht dazu bringen werden, sie als die politischen Kapazitäten zu betrachte», für die sie angesehen sein«ollen! Um da« zu erreichen, muß«an Thaten und nicht nur Worte aufzuweisen haben. Die VolkSpartei, die sich theilweise auch Demokratie nennt, ist eine ganz interessante historische Ruine, aber weit«r auch nicht«. Sie besteht au« den Ueberbleibseln jener Demokratie, die in den Jahren 1848 und 1849 im Parlament und auf dem Schlachtfeld mit nicht unbedeuten- den Mittel» gekämpft hat. Sie unterlag in den Parla- mmten zu Wien , Berlin und Frankfurt ; ihre Deputirte« wurdm zu Brandenburg und Kremfier auseinandergesprengt; desgleichen zu Stuttgart , wo sie noch die Farce de,„Reich»- regentschaft" in Szene setzten. Dieselbe Partei unterlag auf den Barrikaden zu Dresden , auf den Schlachtfeldern von Baden und unter den Mauern von Wien . Somit war diese Partei endgiltig niedergeworfen; von solchen Schlsgen sich wieder zu erholen ist überhaupt kau« mög- lich. Und die Partei hat sich auch nicht erholen können, ihre historische Mission ist»u Ende. Die Wortführer der Parlei bestreiten die« begreiflicher Weise auf da» Heftigste, allein e» ist doch so. Heute ändern sich die Verhältnisse rasch und al« die Partei nach der Niederlage wieder den Versuch machte, ihre Anhänger zu sammeln, da war so Manche» ander» geworden. Man hatte in den Jahren 1843/49 de» Ver- such gemacht, die sogenannte bürgerliche Freiheit zu be- gründen, die genau genommen nur dem behäbigen und »ohlhabenden Bürger zu Gute gekommen wäre. Die ökonomische Abhängigkeit de« Arbeiter« von dem Kapital- besitz des Unternehmers wäre dadurch unberührt geblieben. Aber 1848 begriff man diesen Unterschied nicht und die ländliche Btvölkeruug, soweit sie an der Bewegung theil- nahm, hoffce die»och auf ihr lastende» Ueberbleibsel der Feudalrechte lo» zu werden, was sich auch größtentheil» erfüllt hat. Das Arbeiterproletariat dagegen half in s«in«r Masse die konstitulionell-demokratischen Bürger unterstützen, „Mir ist jetzt nicht wie spotten zu Math-, Fränzchen," sagte Han« ernst und sah sie still und nachdenkend an.— Durfte er nur de, Schwester noch verheimlichen, wa« ihn bewege und welcher Verdacht, ja er konnte kaum noch Ver- dacht sagen, nein, welche furchtbare Gewißheit ihn erfülle? Aber nein! Ihrer selbst wegen mußte er noch schweigen. Noch lagen nicht genügende Beweis« vor, um nur da« Gericht, viel weniger denn die Braut de« Angeschuldigten zu überzeugen. Rauten war in allen Sättel» gerecht, und wen» weitcr nicht», gewann er, sobald die Sache jetzt übereilt wurde, doch jedenfalls Zeit, sich straflos zurück zu {iehen, und der ihm drohenden Gefahr auszuweichen, und lol durfte nicht nicht sein. Eist mußte er mit de« Notar über Alle« sprechen, und dann heute Mittag— wollte er mit dem Vater reden. .E« ist gut Fränzchen," sagte er nach einer Weile, in- dem er ihr mit der Hand liebend über die Stirn strich. „Wenn ich Dir»ieth. Dich vorher auf nichl« zu freue», möchte ich auch nicht, daß Du Dir vor der Hand Sorgen machtest. Treue Herzen wache» Über Dich und Du darfst der Zukunft getrost in's Auge sehen." „Was hast Du nur. Han»?" rief Franziska jetzt wirk- lich erschreckt;„auch Rauten kam mir heute Morgen so sonderbar vor, so zerstreut, so gar nicht, wie ich mir immer einen Bräutigam gedacht habe. Jh,»erdet mir wirklich alle Beide den schönen Tag verderben." „Ich bin selber in einer trüben Stimmung, Fränzchen," sagte Han«,„Du mußt da» dem heutigen Tage und dem unglücklichen Fall zur Last schreibe». Morgen früh werde» die häßlichen Schatten vielleicht gewichen sein." „Wa» ich mir auch auSgebeten haben will," rief Franz« che»,„denn wer mir am morgende» Tage ein böieS oder verdrießliche« Gesicht schneidet, der wird augenblicklich von meinem Hofe verbannt— wonach sich zu richten I Aber jetzt muß ich wahrhaftig fort: ich glaube, ich habe über eine Viertelstunde hier mit Dir geplaudert, HanS; also wenn Du zum Mittagessen kommst, bring Deine alte gute Laune mit!"— uud damit schlüpfte sie wieder in ihr Zimmer hinein. weil e« feine Interessen noch nicht von den de« behäbige» Bürgerthum« zu trennen verstand. Die Arbeiter schlugen damal« sich für da« Bürgerthum. Sie waren immer bessere Demokraten al« die behäbigen Bürger selbst und find ,S auch heute noch. E« ist aber immer ihr voller Ernst gewesen, ihre Ziele auf friedlichem Wege zu erreichen, wie sehr sie auch von der„Demokratie" wie von de» reaktionäre» Parteien al«.Putschmacher" und„Rtvoluzzer" verdächtigt worden find. Al« die bürgnlicheDemokrati« sich wieder sammeln wollte, thaten die Arbeiter, soweit sie selbstständig denken gelernt hatten, nicht«ehr mit. Ei« waren von den neuen sozialökono- mischen Theorien ergriffen worden; sie verlangten Verbesse- rung ihrer wirthschaftlrchen Lage und erklärten, ohne solche habe die sogenannte bürgerliche Freiheit für sie nur einen untergeordneten Werth. Damit war zwischen den Arbeitern und der bürgerliche» Demokratie da« Tafeltuch entzweige« schnitten. Später, al» Mode wurde,„SozialiSmu «" zu treiben, und als alle Parteien wirthschaftliche Forderungen in ihr Programm aufnahmen, that e« die Volkspartei auch. Aber die Arbeiter waren längst ihren eigenen W g ge- gangen und ließen sich durch dies« nachttägliche Konzession, von der sie wohl wuß.en, daß sie nur zum Schein dienen sollte, in keiner Weise beirren. So kam e», daß bei der Volkspartei kein Volk war; e« fanden sich wohl noch e,ne Anzahl Offiziere und Tam- bours vor, aber sonst keine Truppe». Da« ist auch ganz erklärlich. Da« behäbige Bürgerthum, wen» ei auch„de- mokratisch" gesonnen ist, schimpft zwar gern« hinter« Bier« tisch auf Gott und die Welt und liest gerne ge« pfeffert« Zeitungsartikel, ist aber absolut nicht zu haben, wenn e« sich anstrengen, Opfer bringen oder sich irgend welchen Mißhclligkeiten aussetzen soll. Deshalb wird die„Volkspartei " immer eine Partei bleiben, die im Volke keinen Boden hat. Man sieht in dieser Partei Börsengrößen, Advokaten und Rentiers genug, von denen man kau« begreift, warum sie sich„Demokraten " nenne», den» sie würden hellauf schreien, wenn die Demokratie eine» wirthschaftlichen Charakter annähme und an ihr« Bezüge heran rührte. ES giebt Leute, welch« die VolkSpartei und die auf fast gleich« Basis stehende„Partei Lenzmann" für„sehr gefährlich" ansehen; wir vermöge« da« nicht au« de» eben angeführten Gründen und halten die meisten„Demo- kraten", wenn sie sich auch manchmal recht grimmig ge» berde», im Grunde für ganz harmlose Leute. Wenn aber gewisse JournaliSen von der VolkSpartei nicht damit auf- hören, andtren Parteien vorzuwerfen, daß sie nicht ge- l istet, wa» man von ihnen erwartet hätte, so antwortet Notariatsgeschäfte. Notar Püster stand im Eckfenster und sah still und vachdenkend auf die Straß« hinaus; Mux arbeitete an seinem Palt, um ein paar eivgegangene, nicht besonder« wichtige Briefe zu beantworten. Der Notar drehte sich end- lich gegen ihn um, betrachtet« ihn eine Weile schweigend und sagte zuletzt:„Mux!" „Herr Notar l" „Wir sprachen neulich über etwa», in dem wir aber unterbrochen wurden." „Wa« war da«, Herr Notar?" „Einfach da»: in welchem Verhältniß Du zu der Sol- berg'schen Familie stehst. Siehst Du. Du wirst schon wie- der feuerroth— da steckt etwa» dahinter, ich mag keine Gehermnlßkrämerei in meinem Hause. Mein ganzer Beruf geht auch nur darauf hinaus, in alle» Dingen klar ,u sehe». Daß ich e« außerdem mit Dir gut meine, habe ich Dir schon die langen Jahre bewiesen, Max. Du stehst allein in der Welt, und so lange ich lebe und Du bei mir bleiben willst, wird e« Dir nie an einer Heimath fehlen, und sterbe ich einmal— »un, dann findet sich auch etwa« Weitere» für Dich, denn so allein wie Du stehst, steh' ich eigentlich auch. Also herau» mit der Sprache I Ich muß Dir auch sagen, daß ich schon einen Verdacht gefaßt habe, denn Deine Mutter ließ in den letzte» Tagen ihre« L:ben» einmal ein paar Aeußerungen fallen, denen ich»achgehen wollte, al» Gott sie abrief." „Herr Notar," sagt« Mux leise,„«a» e« auch sei. e» betrifft allein«ich selber und würde, wenn ich darüber spräche, keinem Menschen nützen, vielleicht aber Jemandem schaden, und deshalb, glaube ich, ist e« besser, daß ich dar» über schw'ige. Glauben Sie mir nur, daß e« nichts Ua- ehrenhafte» für mich ist, das ich virheimlichen will. Ich bin mir keiner Schuld bewußt und kann jede« Menschen offen ins Auge sehen." „Davon bin ich überzeugt, Mux, " sagtePüster vielfteund- licher, alt er sonst gewöhnlich mit ihm sprach, denn e« wurden fast nur Geschäfissachen zwischen ihnen oerhandckt—„Du brauchst mir das nicht mehr zu betheuern; aber gerade des- halb möchte ich genau wissen, woran ich mit Dir bin. Und
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