Rr. 142. Sonntag. 21. Juni 1885 11. Jahrg. Jl rriiiurlolbtilnll Drgan für die Interessen der Arbeiter. «ftW« rj. DasBerliner V-lksblatt" Jnfertions gebühr beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. ArbeitSmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden brS 4 Uhr RachmitwgS in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Anno««». Bureaux, ohne Erhöhung deS Preises, angenommen. \iitt Redaktion: Kenthstraße S. Expedition: Zimmerstraße 44. Abonnements- Einladung. Zum broorstthenden BierteljahrSwechsel erlauben wir unS, °lle Arbeiter Berlins zum Abonnement auf das Berliner Volksblatt" der Gratis Beilage »Illugrirtes Sonntagsölatt" �viulaven. ...Wer der Lache der Arbeiter dienen will, helfe ein Unter« Wrtnen befestigen, welches bestimmt ist, die berechtigten For» -----''---- r»r'----------»... tZ..... "gen und Wünsche der Arbeiter zum Auivruck zu bringen. flr.« H."Nordel von unseren bisherigen Anhängern, in dem bin?/» tkwer Freunde und Bekannten da»Berliner Bolls» 'u breiten und sehe darauf, daß jeder neu gefundene lich hält. lein Versprechen, zu adonniren, auch wirk- werden wir bemüht sein, den Inhalt unseres "lattes immer reichhaltiger zu gestattm. Dai ,...LZerliner Volksblatt' -- von l)«cflunfltn werden von sämmtlichen Spediteuren, sowie Für Ztmmerstraß« 44, angenommen. für da* nehmen alle Postanstalten Abonnements Vierteljahr zum Preise von 4 Mark entgegen. ,""4M Vierteljahr zum Prege von i ncati emgegen _"edattton an» Expedition de»Berliner Volksblatt" S"4 in««rm-l-rdeU-t»,. w r» ra« Mb st wollte» eme staatliche Fixi.ung der Arbeitszeit Wht haben,»ftl sie befürchtete», bann weniger zu ver« «nne». Diese Behauxtung hat selbflv-rständlich keinen Ederen Zweck, als dre Arbeiter über ihre Situation in löblicher Weife zu täusche»; wer nur irgendwie die öko« "Mische» Gesetz« kennt, der weiß ganz gut, daß die Löhne T» hauptsächlich dadurch sinken, daß die Arbeiter unter- Lander Konkurrenz machen, indem bei langer Arbeitszeit M Angebot von Arbeittkräftm immer größer, die Nach» 5°se aber immer geringer wird. Di« Arbeiter, soweit sie .'"vorgeschritten find, sich selbst mit ihrer Klasseulag« r beschäftige», haben die» auch längst begriffen. Nur da, Man sie fast gewaltsam daran abhält, sich mit ihrer ix v'u beschäftigen, mag diese Erkenntniß fehle», wie 1"*«,liberalen"BildungSvereinen", wo man den Ar- «ern Borttäge über den Mond hält, um sie von -_ Ieuitl/eton. 83 Im Eckfenster. Roman von Friedrich LerstScker. sFortsetzung.) «Oh, Gottbewahre," sagte Herr Semmlein.da» ist ja die verzweifelte Geschichte, er weiß vor Freundlichkeit "'cht,»a» er anfangen soll, und schwenzelt mein«- Cf* immer um Einen hemm, schimpft auf sich selber, $«a» nicht schon laug« erledigt wäre, und«acht sich i. schönsten Grobheiten aber Geld rückt er nicht '"aus.» v..»Tut. dann«olle« wir de« Herrn wenigstens auf den *.9* fühlen, ob er zahlen kann, und da« Andere überlassen 'd mix.» t»Wäre schon recht. Also nicht« für ungut, Herr Nach» M�Habe» doch von de« Unglück«fall in der letzten Nacht i�"�it Hauptmann Dünbeck? Gewiß! Ich komme daher." lB,»Atmt« Mädchen da drüben I Ist in einem trost» to. Zustande. Der Theaterarzt und Doktor Potter find '&..Ü �,n ganzen Morgen bei ihr; sie fürchte«, daß fie Snstand verloren hat/'.. .»j__ fa,,?1«!«»« hübsch Stück Geld i ajann n*«v».... hält,"schichte nicht war, daß er sich nur todtgeschossen ' Meu er die Blendhei« nicht Heirathen wollte!" ki fpußu* die Leute find rasch mit solchen Erklärungm Uuna� Hund. Also, Herr Semmlein, die genauen Rech» fcolP*°u» Verlin und die Jhnge muß ich haben. Die b«n ist da; die Ihrige können Sie mir«nterschrei- fcän'w�nn Sie wieder herüberkommen, da« wäre vor der seih.,°a.' Hauptsächlichste. Ich»erde noch vorher«»mal W Mit Heim von Schaller spreche« und sehen, ob ich ihre« eigensten Interessen abzudrängen, oder in den ultramontane« und protestantischen Jüngling«- und Ge- sellenvereinen, wo sich die jungen Arbeiter hauptsächlich mit der Bibel statt mit»irthschaftlichen Frage« beschäftige» müssen. Wie sehr die Arbeiter selbst de» Werth abgekürzter Arbeitszeit begreifen, sehen wir au» de« jüngsten Vor» fällen in B r ü n n; wir wollen hierbei gleich anführen, daß wir ungemein bedauern, daß bei dem dortigen Konflikt zwischen den Textilindustriellen und den Arbeiter» Thät« lichkeite» vorgekommen sind. Wer die Schuld an den« selben trägt, ist«och nicht festgestellt; wir kommen auf die Sache zurück, wenn bestimmte Nachrichten darüber vor» liegen. Wir sind der Meinung, daß sich ei» solcher Konflikt, bei dem die Arbeiter von dem Mittel der Ar- beit«kinstellung Gebrauch machen, um eine kürzer« Arbeits- zeit zu erzielen, in aller Ruhe abspiele» kann, »««halb auch die Arbeitseinstellung ei« gesetzlich gestattete« Mittel ist; c« braucht dabei weder Tumulte, noch Steinwürfe, noch Säbelhiebe, noch Kolbenstoße und Bajonettstiche zu geben. Leider ist* in Brünn nicht glatt abgegangen. Man kann au« den ganzen Vorfällen deutlich die Ab» neigung der Unternehmer gegen den Normalarbeit»» ta g erkennen, der in Oesterreich eingeführt ist und elf Stunden beträgt. Wenn nun wie immer behauptet wird, der Normalarbeitltag de» Arbeiter» nachtheilig wäre, so würden die letzteren sicher mit ihren Unternehmern in keine« Streit gerathen sein. Man hatte in den Brünncr Textilwaarenfabriken früher 11 Vi Stunde», exklusive der lusen arbeiten lasse». Nun mußte man auf 11 Stunden abgehe» und die Fabrikanten fugten sich grollend de« setze. Wenn man früher von 6 Uhr früh bis 7 Uhr Abend» arbeitete, so arbeitete«an nun von 6 Uhr früh biß KV, Uhr Abends. Die Pause» betrugen im Ganzen anderthalb Stunde». Der entstandene Konflikt dreht sich nun darum, daß die Arbeiter verlangen, die Pausen sollen ganz in de» Normalarbeitstag hineinfallen, während die Arbeitgeber die« wohl bezüglich der Mittagspause, die eine Stunde beträgt, nicht aber für die zusammen«ine halbe Stunde betragenden Frühstücks» und Vesperpausen zugebe» wollen. Hierin liegt offenbar«ine Inkonsequenz, den» wa» bei der Mittagspause recht ist, muß doch bei den anderen Pause« billig sein. Di« Arbeiter, de» Werth de« NormalarbeitStag» voll und ganz würdigend, verlange«, daß ihr« Arbeitszeit inklusive Pausen von 6 Uhr Morgen» bi« 6 Uhr Abend» daure, da sie wohl begreife», daß die Pausen, in denen der Arbeiter hastig für die kärg» liche Ernährung seines Körper» sorgen muß, al« eigentliche freie Zeit nicht bekachtet«erden können. Sie ver» ihn im Guten dazu bringen kann, die Sache freiwillig zu erledigen." Mit dem Munn« ja«einöwegen mit dem größten Vergnügen aber da kommt Jemand," unterbrach er sich, al» eS leise an die Thür pochte.Na, also auf Wieder« sehen ih, Mamsell Peter«," rief er aber, al« er in der Thür da« junge Mädchen traf, da» in seinem Hause wohnte ih, seh'n Ei«'mal an,«ollen Sie auch Jemanden ver» klagen s" Ach nein, Herr Hofapotheker," erwiderte tief et« röthend K thchen,nur dem Herrn Notar wollte ich einen Theil de» Gelde« bringen, da» er so freundlich war für mich auszulegen, Aber auch Ihnen, Herr Hofapotheker, bin ich zu großem Dank verpflichtet, daß Sie sich«einer in der Wohnungssache angenommen habe». Die gnädigen Fräulein von Klingenbruch waren gar so unfreundlich gegen mich, und ich habe ihnen doch nie etwa« zu Leide gethan." Nein, da» haben Sie auch nicht, mein liebe» Kind," sagte Semmlein,und meinswegen auch keinem Menschen sonst. Aber lassen Sie die Gesellschaft nur laufen, denn wen» es nicht für den Oberfllieutenant wäre und da» ist«in prächtiger Herr, mit de« man ei« Wort rede« kann, so hätte ich ihnen schon lange selber die Woh» »ung gekündigt;»a, nochmal« guten Morgen, Herr Notar!" Und wa« bringen Sie mir, mein Kind?" sagte Püster freundlich, al« der Hofapotheker fort war und auch Mux da» Zimmer verließ, damit Käthchen nicht seine roth» geweinten Augen sehen sollte. Geld, Herr Notar." lächelt« da» junge Mädchen, wenn auch nicht Alle», doch wenigsten» einen Theil davon, denn Klingenbruch» haben mir heut«, al» fie mir mein Logi» kündigten, da» Geld geschickt, da« ich nach Abzug der Miethe»och bekam. Sehe» Sie, e« find wieder zwei volle Thaler." Und hatte da« solch« Eile?" Ich habe keine Freude an meiner Maschine, bi« fie ganz bezahtt ist, und da« wird ja doch jetzt hoffentlich nicht mehr so lange dauern." langen Abrunduna der Arbeitszeit, und wir«einen,»er sich von 6 Uhr Morgen« bis 6 Uhr«it Ausnahme der geringen Pause« für die Mahlzeiten an der Arbeit befindet, der hat mehr als genug gearbeitet, der kann den Verbrauch an Körperkrästen bei dem geringen Verdienst in der Textil» industrie gar nicht mehr ersetzen. Die Unternehmer sage» nun, da» wäre der 10'/»» stündiae Normalarbeitstag, und bei de« könnten fie nicht bestehe«. Was würden diese Herren nun mache», wenn der zehnstündige NormalarbeitStag Gesetz wäre, wo# doch nur eine Frage der Zeit ist? Wenn fie dann «irklich nicht mehr bestehen könnten, so wäre e» am besten, wenn fie in Gotte« Namen aufhörten, denn eine Industrie, die durch lange Arbeitszeit und niedrige Löhn« die Bevölkerung heradbnngt und die Volkskrast verwüstet, ist kein Nutzen, sondern eher ein Unglück für ein Land. Allein die Herren würden eben wahrscheinlich nicht auf» hören. Sie würden ruhig weiter arbeiten lassen und müßten sich vielleicht dazu bequemen, einige Prozent Divi» dende weniger alljährlich auszuzahlen. So liegen die Dinge. Die Textilindustriellen wehre« sich, al« ob«» um da» Leben ginge, dagegen, die Arbeits» zeit um ein« halbe Stunde zu verringern, die Arbeiter stellen die Arbeit ein, um diese halbe Stunde Ver» ringerung der Arbeitszeit zu erkämpfe«, indem sie ihre Existenz auf» Spiel setzen, und bei un» giebt e» hochweise Professoren der National« Ökonomie, scharfblickendeStaatsmänner", superkluge Jour» naliste» und noch eine Menge sich sehr weise dünkender Leute, die alle behaupten, die Verringerung der Arbeitszeit, resp. der NormalarbeitStag, sei gegen da» Interesse der Arbeiter! Man glaubt manchmal, man sei im der verkehrte» Welt! Hier steht man die Wirkungen der österreichischen Fa» brikgesetzgebung, so unvollkommen fie ist. Der Normal» arbeitStag von 11 Stunden ist durchaus ungenügend, allein er hat doch hingereicht, um den österreichtfch-n Arbeiter« plötzlich klar zu machen, wie werthvoll die Herab- setzung der Arbeitszeit für sie ist. Da« ist «in großer Fortschritt, weit größer, al» man vielleicht auf den eiste» Blick glauben könnt«. Wenn die Mass« der Arbeiter nur erst selbst begreift, welch«ohfthätige und heilsame Einrichtung der NormalarbeitStag ist. dann find wir von der Erfüllung dieser Forderung auch nicht«ehr weit entfernt. Die Gesetzgeber möge» ehrlich genug sein, au» de» Vorgänge» zu Brün» die richtige Konsequenz zu ziehe» und mögen endlich erkennen, daß die Einwendungen gegen de» NormalarbeitStag entweder au» mangelndem Verstand- niß der Sache entspringen oder daß sie etwa daher kom» Und Sie haben fich dazu von Allem entblößt..." Weshalb nicht? Wa» nützt mir Schmuck, den ich doch wahrscheinlich nie im Leben wieder tragen würde? Mit der Maschine aber weiß ich, daß ich mich, wenn ich fleißig bin, schuldenfrei am Leben erhalten kann." Und wenn Sie einmal krank werden?" Gott wird mich davor bewahre»: Aber gegen Krank » heit kann kein Mensch, jetzt bm ich Ihnen noch vier volle Thaler schuldig, nicht wahr, Herr Notar?" E» wird wohl so.herauskommen," sagte der alte Man» gelührt, aber er wußte recht gut, daß fich darin nicht» mit ihr mache« ließ. Sie wollte selbstständig sein und setzte ihren Willen durch. Was haben Sie denn mit Klingenbruch»?" «Ich weiß«s nicht," seufzte Käthchen.aber gerade da» junge Fräulein scheint einen recht herrischen Charakter zu haben und legte«S ordentlich darauf an, mir»ehe zu thu». Ich brauche mir aber von keine« Menschen etwa» gefallen zu lassen, denn ich thue nicht» Unrechte«, und für das, wa» ich bezahlt bekomme, liefere ich auch dm vollen Werth der Arbeit." Da haben Sie Recht und apropo« ich hatte auch noch eine Kleinigkeit für Sie zu thun,»m« Sie Zeit habm, heißt da», denn ich eile nicht damit." Für Sie immer, Herr Notar; sagen Sie mir nur, «a» es ist kann ich e» gleich mitnehmm?" Nein, mein Kind, ich muß e» erst vorsuchen, und so eilig ist«» auch nicht. Ich schicke e» Ihnen dann hinüber. oder bitte Sie, e« abzuholen. Heute bin ich gerade ei» »mig beschäftigt."" Und ich störe Sie immer in Ihrer schwerm Arbeit," sagte da« junge Mädchm,seien Sie mir nicht böse, Herr Notar." Damit hatte fie da« Papier , in de« fie da» Geld gebracht, wieder zusammengefaltet und wollte eben «it einem kurze« Gruß zur Thür hinau», al» sie fast gegen einen Herrn anstieß, der ebm, ohne an,»klopfen, hereinttat, so daß fie«it eine« leisen Schrei zurückfuhr. Käthchen I" rief aber Hau » von Solberg herzlich, in- de« er ihr die Hand entgegmstreckte,tteffm wir«n» auch einmal wieder? Ich habe mich so lange danach gesehnt,