ant

flgende bie vereinzelt anwesenden Meister vergebens auf, bas Wort au nehmen und die Ausführungen

Rebner aus bem Gesellenkreise au widerlegen. Ein Rebner machte die interessante Mittheilung, daß ein in der Mittwochsversammlung der ftreitenden Maurer anwesender Berliner Maurermeister, welcher nicht Jnnungs resp. Bundes Mitglied ift, gegen Redner im Privatgespräch sich dahin aus gelaffen habe, baß, wie allgemein bekannt sei, burchaus nicht alle, oder auch nur annähernd die Mehrzahl der biefigen alle, oder auch nur annähernd die Mehrzahl der hiesigen Maurermeister mit der von der Jnnung ihnen aufgedrungenen Terroriftrung einverstanden sei und daß es ihm ganz unbegreiflich erscheine, weshalb fich nicht schon längst bie nicht zur Innung gehörende, die große Majorität bildende freie Meisterschaft der Jnnung gegenüber selbstständig organifirt habe, um das Joch der zünftlerischen Bauinnung abzuschütteln und damit zu verhindern, daß auch fernerhin selbst wohlberechtigte Gefellenforderungen, fo schroff, wie es jüngst geschehen, zurückgewiesen und dadurch die bösartigsten Massenstreits beraufbeschworen werden. Was er( der erwähnte Meister) dazu beitragen lönne, etwa durch demnächstige Veranstaltung einer geschloffenen Versammlung der nicht zum Innungsbunde gehörenden Meisterschaft die Bildung einer solchen Freien Vereinigung" herbeizuführen, Das werde er gewiß nicht unterlassen. Ein anderer Redner berichtete über die jüngste Versammlung der Maurer in Charlottenburg , welche einstimmig den Anschluß an den Berliner Streit zum Beschluß erhoben und auch bereits mit wenigen Ausnahmen am 20. b. M. Die Arbeit eingestellt hätten. Darauf Ausnahmen am 20. b. M. die Arbeit eingestellt hätten. Darauf schloß der Vorsitzende die wieder musterhaft verlaufene Ver sammlung mit einem Hoch auf den ,, Sieg der Berliner Maurer", auf den ftegreichen Generalftreit, den ihnen die Meister auf gezwungen.

glieber find mit wenigen Ausnahmen uns lieb und werth, und wir bedauern nur, daß fte so lange Herrn Rödel gefolgt find. ( Stürmischer Beifall.) Der Nachdem noch die Herren Beh­rend, Meißner, Nöste und Jul. Kreus in gleichem Sinne wie der Referent gesprochen, wurde der Schluß der De batte beantragt und gegen wenige Stimmen angenommen. Es folgte die Abstimmung über die eingelaufenen Anträge. Gegen eine Stimme wurde den streikenden Berliner Maurern der Ueberschuß der ersten Tellersammlung zugewiesen und eine neue für dieselben vorgenommen. Hierauf wurde folgender Antrag der Versammlung zur Entscheidung vorgelegt: In Erwägung, baß Herr Rödel in den vorhergehenden Versammlungen in einer derartigen Weise sich gegen die Berliner Arbeiter ver gangen bat, daß man mit Recht denselben als Verräther an der Arbeiterfache bezeichnen tann, erklären unterzeichnete Ge­noffen, nichts mehr mit demselben gemein zu haben und er fuchen die Versammlung, denselben nicht mehr für würdig zu halten, der Spige einer Arbeiter Bewegung zu stehen. J. Benke. J. Henke. Friz: di Mar Kreuz. Mitan. Herold. Tupauer. Michelsen. Julius Kreuz. Dieser Antrag, das formelle Urtheil für Herrn Rödel, wurde mit allen gegen 3 Stimmen angenommen. Stürmischer Bets fall folgte der Verkündigung dieses Resultates. Als die Rube wieder eingetreten war, verlas der Vorfigende folgenden An trag, der aus der Mitte der Versammlung eingelaufen war: Mehrere Anwesende geben dem gewiß allseitig unterstügten Wunsche Ausdrud, daß die am 24. Juni in Sanssouci " überaus zahlreich Versammelten zum Beichen des Beileibs und ehrenden Angebentens an einen edlen, uneigennügigen Mann, ben am 21. Juni b. J. in Frankfurt a. M. verftorbenen, Treuen und begeisterten Anhänger der deutschen Arbeiterpartei Herrn Karl Höchberg von ihren Bläßen sich zu erheben. ( Die Anwesenden erheben fich.) Karl Höchberg , welcher gleich nach Erlaß des Sozialistengefeßes aus Berlin ausgewiesen wurde, hat stets treu zur Sache des Volles gestanden und ist immer für das Gesammtinteresse und das Solidaritätsgefühl der Arbeiter auf das wärmste eingetreten, wie er auch be fonders durch wissenschaftliche Arbeiten und Studien viel Gutes für die Arbeiter geleistet hat. Ehre sei deshalb dem Verstorbenen auch dadurch daraebracht, daß die heutige Versammlung durch Beschluß das Bureau beauftragen möge, an die Hinter bliebenen und Genoffen desselben brieflich das tief empfundene Beileid Namens der heutigen Versammelten abzu statten. Ehre dem Andenten Karl Höchberg's !- Stebend und mit entblößtem Haupte hörten die Tausende von Arbei tern der Verlesung dieses Nachrufes zu und ehrten durch feierliches Schweigen den zu früh verstorbenen waderen Mann. Dies war der würdige Schluß der Versammlung.

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h's. Die Generalversammlung der streitenden Berliner barmonie" stattfand, um Streitangelegenheiten zu befprechen,

war von ca. 6000 Theilnehmern besucht. Bu der etwas geringeren Bethelligung an diesem Maffen- Meeting mag bei getragen haben, daß bereits nahezu 4000 Maurer bie Stadt verloffen haben, well in vielen größeren Städten lebhafte Nach frage nach Maurer Arbeitskräften vorhanden sein foll. Bum ersten Boifigenden der Versammlung wurde Herr Beter gewählt. An den lebhaften Debatten betheiligten fich die Herten Reg. Baum. Reßler, Maurer Peter, deel, ille und Andere. Der: Refler berührte die von der Boifischen Beliung" sowie anderen Blättern mitgetheilte, von ben betreffenden Baubehörden( Regierung und Berliner Ma­giftrar) angeordnete Einstellung der Bauarbeit auf den fista lichen und fommunalen Bauten, angeblich auf die Dauer von 8 Wochen. Bunächst bezweifelte der Redner, auf Grund einer angeblich vom Stadtbaurath Blantenste in privatim abge gebenen Gillärung, die Richtigkeit jener Angabe in Bezgiebung auf Die Dauer der in Rede stehenden Suspendirung der fiskalischen und magistratischen Bauthätigkeit. Budem set es auch nicht Unmöglich, baß bei diesen Beitungsberichten wieder einmal eine jener betannten Inspirationen von gewiffer, in erster Linie in­terefferter Seite im Spiele sei. Jedenfalls aber handle es fich hier mindestens um blinde Schreckschüffe einer dem Kapital intereffe dienstbaren Tagespreffe. Ferner erwähnte der Redner eines in der Stadt umlaufenden Gerüchts, wonach 45 blefige Maurermeister ins Ausland gereist seien, um von dorther Ar beite Träfte zu holen. Auch dies sei wohl, bemerkte der Redner, eine den gleichen Zweck verfolgende Erfindung, die um so weniger Glauben verdiene, als man doch vorausseßen möchte, Die Berliner Meister würden sich die schlimmen Erfahrungen, welche die Leipziger im vorigen Jahre gemacht hätten, be herzigen.

Der Unterstützungsverein deutscher Schuhmacher ( Filiale Berlin ) bielt am 23. d. M. im Wedding Part, Maller ftraße 178, eine Vereinsversammlung, zu der auch Gäste Bus fritt hatten ab. Diefelbe war gut besucht. Auf der Tages ordnung ftand: Die Nothwendigkeit einer gewerkschaftlichen Drganisation. Das Referat batte Herr Michelsen übernommen, welcher ungetheilten Beifall erzielte. Derselbe schilderte die Nothlage der Arbeiter in eingebendster Weise, er erklärte, daß

mit den chriftlichen Herbergen ชิน verbinden unb wenn als möglich Stationsvorsteher dieser Rolonien einen Amtsvorsteher oder Schulzen zu wählen. Da natürlich in diesen Kolonien und Verpflegungsstationen im Sinne christlicher Nächstenliebe gehandelt worden, sei wohl übrig, hinzuzufügen; die Kolonie und Berpflegungsstation müsse als Etappe auf dem Rettungswege gelten. Er Redner) appellire nun ganz besonders an die chriftliche Nächstenliebe aller kommunalen Verbände' denn so schloß der Redner unsere Pflicht ist es, fich Derjenigen anzunehmen, die nach hilfe verlangen.( Beifall.)

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Der

Syn.- Paftor Bette( Niederschönhausen ): Er sehe nicht recht ein, daß fich nach Ansicht des Konstftoriums gerade die Paftoren der wandernden Bevölkerung annehmen sollen. Wohl ist es selbstverständlich, daß wir uns des chr lichen Handwerksburschen annehmen und ihn unterstüßen. Wie aber gerade die Pastoren sich mit Der wandern den Bevölkerung", die zumeist aus ftrolchartigen, tommenen Leuten besteht, herumschlagen sollen, ist zum Min beften unbegreiflich. Thatsache ist doch, daß faft ohne wenig Ausnahmen diese wandernde Bevölkerung" nur auf den Augenblick wartet, wo man den Rücken dreht, um dann etwas Mitgeben zu heißen. Er( Redner) sei der Anficht, daß man analog dem Verfahren in Frankreich , mit rückfälligen Bagas bonden und Sträflingen wenig Umstände machen dürfe und diese nach den neuen afrikanischen Kolonien schicken solle. Dort ist Gelegenheit genua diese übrigen Arbeitskräfte nugbar au machen. Er erkläre sich durchaus nicht gegen Ausbreitung ber Arbeiter Kolonien und Verpflegungs stationen, meine aber, daß man mit notorisch arbeitsscheuen Menschen wenig Umstände machen dürfe. Er bitte, einer seinen Ausführungen entsprechenden Erklärung an das Konfiftorium zuzustimmen. Amisvorsteher Baron v. Velt heim: Die Ausführungen des Vorredners find vielleicht sehr probat, jedoch dürfe man solche drastischen Mittel nicht gleich anwenden. Man tönne nicht gleich Afrika mit Handwerks burschen Kolonifiren, es liege auch die Befürchtung vor, daß die Kamerun Neger fich für solche Landsleute bedanken. Hiergegen ist es wohl angezeigter, die möglichste Ausbreitung der Arbeiter Rolonien zu fördern. Die Kommunen haben ja bewiesen, daß fte gern bereit find, große Dpfer zu bringen. Es empfehle fich daher vorerst, burchgreifende Versuche mit den Arbeiterkolonien anzuftenen.

Die

Von anderer Seite wurde geltend gemacht, baß es einer Synode durchaus unwürdig ist, für rüdfällige Verbrecher Dea portationstolonien zu fordern. Man solle doch einfach das der Staatsregierung überlassen uud diese werbe wohl am besten bemeffen tönnen, wann der Beitpunti gelommen ist, wo sie au solchen Mitteln greifen muß.

jeder Arbeiter von dem Koalitionsrecht Gebrauch machen kann, und deutete darauf hin, daß die Notblage der Arbeiter nur zu beseitigen wäre durch Vereinigung. Jeder Arbeiter solle die Organisation zu würdigen wiffen. Redner empfahl am Schluffe seines Vortrages den Anwesenden, ob Meifter, ob Gefelle, dem Unterstützungsverein deutscher Schuhmacher" beizutreten; denn beide Theile fühlen fich vom Großkapital bedrückt. An der Diskussion betheiligten fich mehrere Mitglieder, welche sich im Sinne des Referenten aussprachen und empfahlen zugleich die Vortheile, welche den Berein den Mitgliedern bietet. Gleich macher" zu abonniren, welches die gewerkschaftlichen Interessen der Schuhmacher vertritt. Darum auf, Kollegen, hier und allerorts, tretet dem Unterstüßungsverein deutscher Schuh Es wird alsdann zu der beabsichtigten Ecllärung des macher" bei, gründet Filialen wo noch feine find; Denn es ist Pastor Bette zur Tagesordnung übergegangen. Hierauf ge nöthig, das Ihr Euch aller Diten zusammenschließt, Bleibelangen die gestellten Thefen des Referenten zur einstimmigen daß Reiner zurück, sondern tretet Alle heran, denn der Wahlspruch Annahme. Dieselben lauten: muß beißen: Einer für Alle und Alle für Einen. Darum auf, Kollegen von Nord und Süd, von Dft und Weft, wo nur Schuhmacher find, frisch and Wert zur Gründung von

Filialen genannten Bereins; denn unser Lofungswort beißt:

Schuhmacher Deutschlands vereint Euch." Etwa gewünschte Alustunft wird vom Kollegen Siebert, Nürnberg , Malengaffe Austunft wird vom Kollegen Siebert, Nürnberg , Maiengaffe Nr. 16 ertheilt und Material zur Verfügung gestellt. Mit follegialischem Gruß: Der Vorstand ber Filiale Berlin des Unterstügungsverein deutscher Schuhmacher." Alle arbeiter freundlichen Blätter werden um Abbrud Vorstehendes gebeten.

Der Fachberein der Fraiser und Berufsgenoffen bielt am Montag, den 22. Junt, in der Köpenickerstr. 150, bei Tilg, seine Mitgliederversammtung ab. Die Tagesordnung war: Geschäftliches, Verschiedenes und Fragelaften. Unter anderem wurde über den Unglücksfall, welcher dem Fraiserlehrling J. Bölling in der Ballifabenstraße am 13. d. M. paffitte, sehr lebhaft diskutirt. Der Genannte brach fich beim Wellenüber schreiten brei Mal ben rechten Fuß. Darauf wurde vom Vor­figenden bekannt gemacht, daß am 29. Auguft in der Basen haide in Kellers Hoffäger ein Sommernachtsball des Vereins ftattfindet, wozu alle Mitglieder und Freunde eingeladen wer­den. Billets find in der nächsten Versammlung zu haben. Herren Billets 50 Pf., Damen Billets 25 Pf.

Much lam Rebner auf die hier verbreitete, völlig unbegründete Klatschnachricht zu sprechen, der zufolge schon viele Hauswirthe den Maurern eine Miethssteigerung ange fündigt baben, und die Mehrzahl der streilerden Maurer nur den nächsten Miethätermin abwarte, um, je nachdem fie Streif Unterstügung erhielten oder nicht, bie Arbeit sofort wieder auf­aunehmen. Es sei richtig, führte der Redner aus, daß viele Miether fleiner sogenannter Arbeiterwohnungen und somit auch viele Maurer gesteigert worden feien, aber nicht wegen des Maurerftreils, sondern weil. wie statistisch feststehe, Die Bahl der leerftebenden Kleinen Wohnungen seit dem Jahre 1881 fich um 8 pet. verringert habe. Die angebliche Abficht Der Mehrzahl der Berliner Maurer", gleich nach dem 1. t. mts. ohne für die Gesammtheit oder auch um für sich etwas erreicht zu haben, treulos die Fahne zu verlassen und die Arbeit wieder aufzunehmen, exiftiren nur in den Köpfen der Meister und einzelner dienfiwilliger Poliere. Die wenigen Maurer, bie im hinterften Winkel von Häusern rings um fchloffener Höfe, dem Anblick ihrer Kameraden ängstlich fich entstehend, noch an einigen Hintergebäuden weiter arbeiten, tönnten sich auch getroft noch im schlimmsten Falle noch um ein paar Dußend vermehren, daran würde die Sache der ge einigt und organifirt daftehenden Berliner Maurer lange nicht Schiffbruch leiden. Und wegen der Monatsmiethe uno fonftiger unumgänglicher Anforderungen des täglichen Lebens zu vere weifeln. Die Berliner Hauswirthe würden, wenn nöthig, brauche Maurer Berlins an dem Gelingen der guten Sache in Anbetracht der außergewöhnlichen Umstände für dies eine Mal schon ein Bischen Nachficht üben und Kredit gewähren. Auch seien die Maurer Berlins , wohl der großen Mebrzabl nach, mit den Schreden der Arbeits oder Erwerbslosigkeit, mit der Noth der Beit" nicht so unbekannt, daß fie fich nicht einmal anläglich eines solchen Streits auf ein paar Wochen zu helfen wüßten. Andererseits aber werde so bald als nur mber Auszahlung der röthigften irgend möglich mit und dürfe Streitunterfügungsgelder begonnen werden Unterstüßungsfonds man hinsichtlich der Stärdung des Unterstüßungsfonds auf den brüderlichen Geist und das Solidaritätsgefühl der Arbeiterwelt ein unbedingtes Vertrauen feßen. Jest gerade gelte es, nicht zu wanten und nicht zu zweifeln, sondern muthig und mit feftem Bertrauen zur alten Fahne der gerechten Sache Der Arbeit zu stehen, die stegen müffe, fiegen werbe!( Stür mischer Beifall.) Vor allem hüte man fich, einzeln mit Dieſem oder Jenem zu verhandeln, im Intereffe der Gesammtheit dürfe bies nur von Korporation au Rorporation geschehen, nur awischen der Lohntommission einerseits und ber der Gesammtheit Der Meister Vertretung der Meisterschaft andererseits. diesem Beichen sei der Sieg gewiß.( Stürmischer Beifall.) Herr Peter ermahnte gleichfalls mit warmen Worten zur Ginigteit. Die Sympathien der Mehrzahl des Publikums seien für die Arbeiter und nicht, wie die Baugewerts- Beitung be hauptet, für die Meister.( Lebhafter Beifall.) In ähnlichem Sinne äußerte fich auch Herr Scheel, der besonders noch den Hath ertheilte, die wenigen indifferenten Gewerksgenoffen, welche, fich selbst schädigend, weiter arbeiten, mit einfacher Nichtbeachtung zu behandeln. Mehrfach forderte der Vor­

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wählenden Nur unter

o. k. Streiflichter zur sozialen Lage der Arbeiter lieferte bie vorgestern bier tagende reissynode Berlin . Land. Die Synode ſezt ſich hauptsächlichst aus den Berliner Vorortsparochien zusammen, welche jenseits der Spree liegen.

Aus den Verhandlungen ist zu entnehmen: Die Synode trat in die Berathung des amtlichen Proponendums, bereffend Die Fürsorge für die wandernde Bevölkerung mit besonderer Berüdsichtigung des Here bergswesens ein. Der diesbezügliche Referent, Bastor Buby( Schwanebed) äußerte fich hierzu etwa folgendermaßen: Es ist eine bekannte von allen zugegebene Thatsache, daß der Wandertrieb der Deutschen ein großer ist und ebenso ist es natürlch, daß gerade die Handwerker razu das größte Kontin gent liefern. Die neue Gewerbeordnung babe nun an in Siesem Wandertrieb einen vollständigen Umschwung gebracht. Mit der Freizügigkeit und der damit in Berbindung stehenden kapitalistischen Produktionsweise traten andere Bustände ein, aus jener harmlosen Schaar wandernder Handwerksburschen wur ben zumeist gefährliche Stromer. Bedauerlich ist es, daß sich erwerbsfähige Menschen zu gewerbsmäßigen Bettlern degra biren. Die hereinbrechenden wirthschaftlichen Krisen ließen die Bahl der das Land durchziehenden Bettler zu einem immer größer werdenden Strome anschwellen. Im vorigen Jahr zählte man die auf der Landstraße plan und ziellos herum­tebenden Bettler auf weit über 200 000. Als man fich nun bemühte, in Folge der chriftlich humanitären Weltanschauung ein sogenanntes Ortsgeschent einzuführen, ba betrachteten bie zumeist dem Stromerthum verfallenen Handwerks. dies

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Paftor Bette bemerkt noch, daß er nicht von Deportas tionstolonien, sondern nur davon gesprochen hätte, die Arbeits­Träfte der Wanderer nugbar" zu machen.

I. In der Erkenntniß, daß die in den letzten Jahrzehnten aus mancherlei natürlichen, gesellschaftlichen und wirthschaft

lichen Ursachen in Deutschland ins Ungeheuere gewachsene Wanderbettelet zu einer ernsten Gefahr für das religiöse und fittliche Volksleben geworden ist, welcher mit chriftlicher Weiß beit und Energie entgegengetreten werden muß, begrüßt die Synode mit dankbarer Freude bie Einrichtung der Arbeiter tolonien in Verbindung mit den Natural Verpflegungsstationen als wobigeeignete Mittel, der Ausbreitung des Betfelns wirk sam zu fleuern, die gefährdeten arbeitsu benden Wanderer au bewahren und die Verwahrloften wieder herzustellen. II. Die Synode konstatirt, daß seit etwa Sabres Die Wanderbettelei auch frist die im hieftgen Bezirke bedeutend abgenommen bat, was als eine Folge obiger Einrichtungen betrachtet werden muß und empfiehlt deshalb unbedenklich die Unterstügung des Branden burgischen Provinzial Vereins zur Unterftügung des Baga bondenthums, welcher die Brandenburgische Arbeiter, Rolonie begründet und die Errichtung der Naturalverpflegungsstationen angeregt hat.

III. Die Synode ernennt eine Rommiffion, welche file mit Der weiteren Erwägung dieser Angelegenheit beauftragt, mit ungefäumter thatkräftiger Snitiative besonders in Bezug auf Die zwedentsprechende Einrichtung der Naturalverpflegung und eines Herbergsverbandes im Synodalbezirk betraut und verpflichtet, auf der nächsten Kreisfynode darüber zu berichten, was bisher in dieser Sache geschehen ist, beziehungsweise zu geschehen hat."

Als Mitglieder in diese Kommission wurden gewählt: Dr. Trommer, Baron v. Veltheim, Superintendent Pastor Hosemann, Pastor Kunke, Pastor Budy und Pastor Bette.

Alsdann referirte Dr. Tromm über: Welche durch führbaren Vorschläge lassen sich machen, um bie in dem Synodal Bezirk vorhandenen äußeren Hemmnisse der Sonntagsbeiligung zu beseitigen. Der Referent beantragt folgende Thesen:

1) Die Provinzial- Synode wird ersucht, fich dafür zu verwenden, daß der öffentliche Gewerbebetrieb auf dem Lande nach denselben Grundsäßen wie die ländlichen Arbeiten bes süglich der Feiertage geregelt und beschränkt werde.

1) Die Kreis Synode wolle: a) an die löblichen Arbeit geber die Bitte richten, im Intereffe der Arbeiter zu erwägen, ob thnen nicht in anderer Weise als in Land- resp. Natural nugungen ihr Deputat( Kartoffeln, Sola) gegeben werden könne; b) die landwirthschaftlichen Vereine zu Landsberg , Bernau , Oranienburg , besgl. den Zeltow'er Verein ersuchen, bei ihren Berhandlungen ad a genannte Bitte sur Benantwortung au stellen refp. derselben Geltung zu verschaffen.

2. Die Kreis- Synode ersucht die Gemeinde- Kirchen- Räthe

refp. Geflichen, bafür Sorge zu tragen, daß für die Barochten

Gemeinden geeignete Sonntags- Lektüre durch Einrichtung von Bibliotheken und durch Abonnement burch periodisch er Scheinende Beitschriften beschafft werde.

5. Für diejenigen Gemeinden, in denen von Einzelnen mit Vorliebe die Erntearbeiten am Sonntage begonnen wer ben, spricht die Kreis- Synode die Bitte an Gemeinde- Kirchen­Räthe und Geistliche aus, durch Belehrungen diese Sitte mög lichft abzuschaffen.

butschen bien als eine wintommene Gelegenheit; fut jest war leicht geworden, auch Arbelt Durch die Welt zu schlagen. Diese Ortsgeschente haben zur Folge gebabt, daß die Bahl der Beitler eine stabile blieb und unabläffig ergießt sich ber Bug der wandernden Hand 4. Kreis Synode ersucht die Schulvorstände und Lehrer, zu verbieten und nicht zu dulden, daß Schulkinder bet öffentlichen werksgesellen von Oft nach Weft, von Nord nach Süd. Daß Zanzvergnügungen fich auf dem Plage vor dem Tanzlofal bier Einhalt geboten werden mußte, war tlar und nachdem man lange versucht, fand man denn auch das Richtige. Sie aufhalten dürfen, event. Die Hilfe der Polizei in Anspruch zu wissen alle, meine Herren, daß die Errichtung der Arbeiternehmen, desgleichen bittet fte die Lehrer, ein besonders wach­Rolonien eine greifbare Handhabe wurde, um dem Strome der fames Auge auf diejenigen Schulkinder zu richten, welche an Wandernden ein Halt zu gebieten. Mit großen Opfern hat öffentlich benutten Regelbahnen als Kegeljungen beschäftigt man eine Anzahl Arbeiter Kolonien und Verpflegungsstationen werben. gegründet. Im vergangenen Jahre wurden diese Arbeiter­Kolonien von über 8000 Personen aufgesucht. Dier zeigte es fich Denn auch, daß die meinen dieser wandernden Leute das Arbeiten längst verlernt haben. Viele mußten, da nach unserem bekannten Prinzip nur Unter der zu Unterstüßende ftügung gewährt wird, wenn ein bestimmtes Arbeitsquantum liefert, zurüdgewiesen werden. Selbstverständlich ist in allen Arbeiter- Kolonien und Ver pflegungsstationen der Schnapsgenuß streng verboten und ebenso das Betteln in den Ortschaften der Kolonien. Bis jetzt habe Deutschland 1200 Verpflegungsstationen auf zuweisen, barunter allein in der Proving Brandenburg 145. Der fritischste Punkt für diese Arbeiterkolonien und Ver­pflegungsstationen ist das Herbeischaffen nugbringender Arbeit und gleichzeitig barauf zu achten, daß dem heimischen Gewerbe u. f. w. durch die Kolonisten lein Abbruch geschieht. Es ist nun die Beobachtung gemacht worden, daß die Wanderer fich zu einer irgendwie schweren Arbeit schwer verstehen wollen. Als nusbringend babe es fich erwiesen, die Kolonien ac.

Diese Thesen gelangen nach furger Debatte einftim. mig zur Annahme.

Dach Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten schließt alsdann Superintendent Hosemann die Synode mit Gebet und Segen.

Unsere Leser tennen unsere Anschauungen über Arbeiter Kolonien zur Genüge, wir glauben jedoch, ihnen auch die Ansichten gewiffer geistlicher und anderer Herren nicht vorenthalten zu dürfen. Im Uebrigen werben wir nicht ver feblen, in den nächsten Tagen auf den intereffanten Stoff zurüdjukommen.

Zentral- Kranten und Begräbnißlaffe der Sattler ac Wegen des am Sonnabend stattfindenden großen Sommer nachtsfestes zum Besten der Kaffe in Keller's Hofiäger bleiben