Destillateur erfahren müssen, dem sein Gesuch um Ertheilung einer Konzession für den Kleinbetrieb mit spirituosen Getränken abgeschlagen wurde. Der geistreiche Unternehmer tam plöglich auf den Gedanken, seine Destillate nicht ,, Spirituosen", sondern Runstwein" zu benamsen, der in der betreffenden Stadtgegend noch garnicht eristire und für dessen Verkauf daher ein vorhandenes Bedürfniß, das die Polizei nicht anerkennen wollte, garnicht geleugnet werde könne. Infolge dieser geschickten Sachdarstellung hatten sich nunmehr alle Instanzen des Verwaltungsstreitverfahrens mit der Unterscheidung von„ Kunstwein" und Spirituosen" zu beschäftigen, und der Destillateur bemühte sich nach Kräften, durch allerlei mysteriöse Andeutungen über seine Fabrikationsgeheimnisse diese verwaltungsrechtliche Unterscheidung noch zu erschweren; namentlich verwies er auf
den Umstand, daß seinen Fabrikaten ein geringerer Alkoholgehalt innewohne als vielen Weinen und daß man seinen Kunstwein deshalb nicht schlechthin unter die Spirituosen rechnen könne. Troßdem konnten die Herren im Verwaltungsgericht dem Kunstwein" keinen besonderen Geschmad abgewinnen, rechneten ihn einfach unter die Spirituosen und lehnten die Konzession ab; ja das Oberverwaltungsgericht ging sogar soweit, daß es die Frage nach dem Alkoholgehalf für ganz gleichgiltig erklärte und die vorinstanzliche Entscheidung bestätigte, und so wird denn dem Berliner Publikum der Genuß des Kunstweins" in dem projektirten Schanklokale vorenthalten Heiben.
r. Der Sport macht erfinderisch, was vielleicht der einzige Berührungspunkt ist, den er mit der Noth gemeinsam hat. Besonders vom Angelsport kann man dies behaupten, soweit er mit Umgehung der Geseze betrieben wird. Während Land- und Wafferpolizei gemeinsam sich bemühen, den unbe fugten Anglern das Handwerk zu legen, finden diese Mittel, fich auf sehr bequeme Weise den Augen der heiligen Hermandad zu entziehen. Das linke Ufer der Oberspree zwischen der Verbindungsbahn und Treptow ist mit dichtem Schilf bewachsen und so ein beliebter Aufenthalt für gewisse Fischarten, wie auch für die Herren Angler, die im dichten Schilf sisend, die Angelruthe nur wenig aus demselben hervorragen lassen und so kaum einem Vorübergehenden sichtbar werden. Freilich gelingt ihnen nur selten ein größerer Fang und gewöhnlich gehen sie mit einigen winzigen Fischlein nach Hause, an denen sich dann die Haustage deleftirt. Troßdem find die Herren Angler unermüdlich; vom ersten Tagesgrauen bis spät Abends, so lange das Angelfloß auf dem Wasser sichtbar ist, sind sie am Plaze. Die Mahlzeiten für den ganzen Tag werden mitgenommen und während des Angelns verzehrt; und doch ist in den weitaus meisten Fällen das ganze lange Tagewerk im wahrsten Sinne des Wortes, für die Kaße".
Auf der schwedischen Eisbahn sind die Vorbereitungen zur Aufnahme der angekündigten Sudanesen- Karawane bendet. Das weite, bisher öde Terrain gewährt jezt einen überraschenden Anblick, auf dem die landwirthschaftliche Dekorationskunst wirklich großartiges geschaffen hat. Vermittelst einer Unzahl hochstämmiger Lorbeer- und Palmen- Bäume, Ziersträuchern und blühender Topfgewächse, ist ein wirklich geschmackvoller und reizender Garten geschaffen, um den eine 15 Meter breite Bahn läuft, in der sich die Sudanesen produziren werden. Außerhalb dieser Barriere find Pläge zu fehr mäßigen Preisen, die einen besonderen Zugang haben, eingerichtet. Die Arrangements geftatten die Aufnahme von 35-40 000 Personen, für deren Bequemlichkeiten nach allen Richtungen hin gesorgt ist. Bahlreiche Buffets sorgen für Erfrischungen des Bublifums. Für die Mitglieder der Presse und Personen, die der Karavane ein weitergehendes Interesse entgegen bringen, ist ein besonderer Play eingerichtet, von dem die schwedische Eisbahn vollständig übersehen werden kann. Falls neuerdings angeknüpfte Unter handlungen zum Abschluß kommen sollten, werden sich neben Den Sudanesen gleichzeitig eine Anzahl Neger aus dem KongoGebiet präsentiren, die gerade jetzt berechtigtes Aufsehen erregen würden. Aus alledem geht hervor, daß die Pächter der schwedi schen Eisbahn es an keinerlei Anstrengungen fehlen lassen, um hier Neues, Originelles und Großartiges zu bieten.
R. Was ist eine Illusion? In einer seiner letzten Vorlesungen über geistige Zurechnungsfähigkeit vor Gericht, sprach err Profeffor Menáel über Halluzinationen, Illuſionen, und Visionen; durch ein Beispiel erläuterte er die gegebenen Definitionen: Wenn ich hier ganz ruhig size, gar nicht an Engel denke und mit einem Wale einen leibhaftigen Engel vor mir zu sehen glaube, so ist das eine Halluzination. Wenn ich dagegen mich eifrig mit religiösen Studien beschäftige und in meinem Glaubenseifer eine ,, englische" Erscheinung habe, so ist das eine Vision. Hingegen, wenn ich von einem von Ihnen glaube, daß er mit allen Txgenden der Engel ausgestattet sei, in ihm also einen Engel" erblicke, so ist das eine Illusion Homerisches Gelächter und Beifallsgetrampel belohnte den allbeliebten Professor für das luftige Intermezzo.
R. Vom Blizz erschlagen. Vorgestern Abend um 9 Uhr wurde im Thiergarten am Goldfischteich der Schneidermeister Paul Stadelmann, Buttkamerstr. 7 wohnhaft, nebst seinem Freunde, einem Musiker, vom Blige getroffen. Der Blig ist, wie sich aus den vorhandenen Spuren konstatiren läßt, in
mir gespielt, zu der mich meine Braut besonders eingeladen? Ich verlange Aufklärung!"
,, Nur deshalb sind wir hier zusammengekommen," sagte Hans mit eiserner Ruhe. Du sprichst ja vortrefflich Eng lisch , Rautenbitte, sprich mit jener Dame fie flagt Dich an, der Mann zu sein, der mit ihr in New- York ein Chebündniß geschlossen und sie dann böslich verlassen und bestohlen habe."
,, Herr von Solberg!" fuhr Rauten empor.
Es ist ja nur eine Anklage," sagte Hans leichthin, ,, der Du rasch wirst begegnen können. Du mußt aber doch einsehen, Rauten, daß Du meine Schwester nicht heirathen kannst, ehe Du diese Anschuldigung widerlegt hast." ,, Gut denn was will die Dame?"
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,, Dich nicht," sagte Hans trocken ,,, nur ihre Bonds und ihren Schmuck zurück, was Du, wie sie behauptet, mitgenommen. Bitte, Madame," wandte er sich dann in englischer Sprache an die junge Frau ,,, bringen Sie ihre Anich selber wie mein Vater verstehen Englisch , flage vor ebenso der junge Mann. Ich weiß nicht, ob Sie der eng lischen Sprache mächtig sind, Herr von Schaller?"
Hahahaha," lachte Schaller verlegen auf und wünschte sich in diesem Augenblick nach irgend einer entlegenen Gegend des Erdballes. Er fing an zu ahnen, wie sich die ganze Sache gestalten könne, da von dem Gelde ja gar keine Rede ,, nicht die Spur, mein lieber Baron , nicht die blasse Spur, nur nothdürftig ein klein wenig Französisch."
war
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Gentlemen," sagte die Frau und es war eine bildhübsche, edle Gestalt, wie sie da hoch aufgerichtet, mit den dunkeln Locken und funkelnden Augen, dem Angeklagten gegenüberstand,( Mug war wieder neben den Notar getreten, um ihm mit kurzen Worten das, was sie sagen würde, zu übersehen) der da" und sie hob ihre Augen empor und deutete damit auf den ihr kalt gegenüberstehenden Grafen Rauten ,, hat sich im vorigen Jahre unter dem Namen eines Max von Rieberk in unsere Familie eingeschlichen und mein Herz zu gewinnen gewußt." ( Fortsetzung folgt.)
einen Lindenbaum, unter deffen schirmendem Blätterdach die Berunglückten Schuß vor dem Unwetter gesucht hatten, eingedrungen, und hat, zur Erde niederfahrend, die beiden Ge nannten getroffen. St. nebst seinem Freunde wurde heute früh 7 Uhr aufgefunden, und da der eingetretene Tod an Ort und Stelle nicht amtlich fonstatirt werden konnte, zur Charitee befördert. Bei den Verunglückten wurde Geld vorgefunden ( bei St. 24,90 Mt., bei dem Musiker 1,05 Mt.). Der Vorfall mag als Warnung dafür dienen, während eines Gewitters Schuß unter einem Baume zu suchen.
Gerichts- Zeitung.
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zu bezahlen, Sie haben auch anläßlich dessen in der Bergstraße mehrfach gebettelt? Angefl.: Das muß mir erft bewiesen werden. Präs. Selbstverständlich wird Ihnen das bewiesen werden, es wäre doch aber beffer, wenn Sie gleich hier ein Geständniß ablegten? Geständniß ablegten? Angell.: Das kann ich nicht zugeben. Präs. Haben Sie sich in Bickenbach bei Dr. Weil die Hand verbinden lassen?- Angekl.: Ja. Präs.: Wieso tamen Sie zu der bösen Hand? Angeklagter schweigt.Präs.( Ich will konstatiren, daß der Angeklagte über diese Handverwundung wohl sechs verschiedene Angaben gemacht hat.) Nun, wo waren Sie vom 14. bis zum 19. Januar, als Sie vom Gendarmen Göß in Hockenheim verhaftet wurden? Angell. Ich bin immer weiter gewandert.- Präs.: Waren Sie auch in Mannheim ? Angell.: Nein.- Bräf.:
Die Ermordung des Polizeirath Dr. Rumpff Nun, das wird Ihnen auch bewiesen werden. Dort zeigten
Die Ermordung
vor dem Schwurgericht.
( Fortsetzung.)
Erster Tag der Verhandlung.
Frankfurt a. M., 29. Juni 1885.
Schon in frühester Morgenstunde sammelt sich in der Gegend des Weckmarkt, woselbst das sehr alterthümliche Schwurgerichts- Gebäude belegen, eine starke Polizeimacht zu Fuß und zu Pferde, die alle Zugänge zu diesem Gebäude aufs schärfste bewacht. Der Polizeipräsident v. Hergenhahn, der in Uniform anwesend ist, hat selbst das Kommando über die Mannschaften übernommen. Die ebenfalls in großer Zahl aufgebotene Kriminalpolizei wird von dem unmittelbaren Nachfolger Rumpff's, dem Polizeikommissar v. Hake, der früher zur politischen Abtheilung der Berliner Geheimpolizei gehörte, befehligt. Wie mir von glaubwürdiger Seite mitgetheilt wurde, ist das Schwurgerichts- Gebäude in der vergangenen Nacht von Polizei und Feuerwehr aufs Eingehendste untersucht und scharf bewacht worden. Der Andrang des Publikums ist selbstverständlich ein ganz immenser, es ist jedoch bezüglich der Kartenvertheilung mit peinlichster Sorgfalt verfahren worden. Wie ich hörte, lauten die Eintrittskarten nicht nur für die Vertreter der Presse, sondern auch für das Zuhörer- Publikum auf Namen. Den zahlreichen, selbst aus dem Auslande erschienenen Berichterstattern sind, Dank dem Präsidenten, Landgerichts- Direktor Dr. Leykauff, ganz vorzügliche Pläge eingeräumt worden. Gegen 8, Uhr Vrrmittags rollt eine geschlossene Droschke vor dem Schwurgerichts- Gebäude vor. Dieser entsteigt, in Begleitung zweier Beamten, der Angeklagte, der mittelst einer eisernen Kette an den Händen gefesselt ist. Er wird in eine Zelle gebracht und ein Militär- Doppelposten vor dieselbe gestellt. Kurz vor 9 Uhr wird Lieske auf die Anflagebant geführt. Es ist dies ein mittelgroßer, fräftiger, vollständig bartloser Mensch von nicht unschönem, gewissermaßen inetlligentem Aeußern. Er sieht sich sehr unbefangen im Saale um. Gleich nach 9 Uhr erscheint der Gerichtshof und es eröffnet der Präfident, Landgerichts- Direktor Dr. Leykauff, die Sigung. Die Geschworenenbank wird gebildet aus: Postsekretär a. D. Adelmann, Mechaniker Albert, Kaufmann Bohrmann, Architekt Cornill, Fabrikant Dieße, Post- Inspektor a. D. Thomae, Dr. phil . Schaffner, Kaufmann Tillmann, Kaufmann Melcher, Kaufmann Henkel, Kaufmann Bodesheim, Schreinermeister Henninger und als Ersaßgeschworener Bierbrauer Stern.
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Nach Aufruf der Zeugen fragt der Präsident den Angeflagten nach seinen Personalien. Es wird alsdann der Anflagebeschluß verlesen. Alsdann bemerkt der Präsident: Nun, Lieske, was haben Sie auf die Anklage zu sagen?- Lieske mit sehr lauter Stimme und in sehr heftiger Weise: Daß ich in Hockenheim auf den Gendarm geschossen, ist wahr, aber den Polizeirath Rumpff habe ich nicht ermordet, in dieser Beziehung bin ich unschuldig. Präs.: Nun, Sie brauchen nicht so heftig zu sein, deshalb haben wir ja öffentliche Verhandlung, in der wir Ihre Schuld oder Unschuld feststellen wollen. Angefl.: Ich bin aber unschuldig. Bräs. Geben Sie zu, in Frankfurt gewesen zu sein?- Angekl.: Ja, das gebe ich jezt zu. Bräs.: Weshalb haben Sie das bis jept geleugnet? Angefl.: Wer so einen Untersuchungsrichter gehabt wie ich, der wird immer leugnen. Präs. Sprechen Sie nicht vom Untersuchungsrichter, Sie haben auch allen Anderen gegenAnwesenheit in Frankfurt geleugnet? über, selbst allen eidlich vernommenen Zeugen gegenüber Ihre Angefl.: Nachdem mir der Untersuchungsrichter Fesseln angelegt, habe ich geleugnet. Präs. Sie haben gleich von Anfang geleugnet; Sie haben auch geleugnet, der Anarchistenpartei angehört zu haben; Sie haben gesagt: Sie wissen gar nicht, was Anarchisten sind, es ist jedoch festgestellt worden, daß Sie wohl der Anarchistenpartei angehört haben? Angefl.: Der Anarchistenpartei Angefl.: Der Anarchistenpartei habe ich nicht angehört. Präs. In welchen Orten der Schweiz find Sie gewesen? Angefl. In St. Gallen , Basel , Altdorf und Genf habe ich gearbeitet. Sie Präs.: haben bisher auch Zeugnen thut wohl jeder Angeklagte, Herr Präsident. hartnäckig geleugnet, in Genf gewesen zu sein? Angefl.: den Orten gewesen zu sein, wo viele Anarchisten sich aufhalten! Präs. Es ist nur merkwürdig, daß Sie immer leugneten, in Leugnen Sie auch heute noch, in Lausanne gewesen zu sein? -Angekl.: In Lausanne bin ich niemals gewesen. Präs.: Es wird Ihnen durch Zeugen nachgewiesen werden, daß Sie in Lausanne gearbeitet und im dortigen anarchistischen Arbeiterverein sogar eine Stelle als Bibliothekar bekleidet haben? Angefl.: Das ist nicht wahr.- Präs.: Sie haben in der Wann find Sie von Basel weggegangen? legten Zeit in Basel gearbeitet?- Angekl.: Ja. Präs. Angefl.: Am 27. Dezember 1884.- Präs.: Weshalb gaben Sie dort die Arbeit auf? Angefl. schweigt. Präs. Sie sollen bei Ihrem Meister in Basel eine Veruntreuung begangen haben? Angefl.: Herr Präsident, wenn man wöchentlich nur 9% Franks verdient, dann kann man es doch Niemandem übel nehmen, wenn er sich auf andere Weise Geld verschafft. Präs. Nun kamen Sie nach Frankfurt und trafen hier am 29. Dezember ein?- Angekl.: Ja. Präs.: Was wollten Sie hier in Frankfurt machen?- Angell.: Ich wollte mir Arbeit fuchen. Präs.: Können Sie in dieser Beziehung einen Nachweis führen? Angekl.: Herr Präsident, wenn ich gewußt hätte, daß ich hier des Mordes beschuldigt werden würde, dann hätte ich mir ein Tagebuch angeschafft und alle meine hiesigen Handlungen genau verzeichnet. Präs.: Wenn hätten sie sich noch als Schuhmacher und nicht als Tischler Sie Willens gewesen wären, sich hier Arbeit zu suchen, dann ausgegeben? Angefl. schweigt. Präs. Nun, als Sie nach Frankfurt kamen, logirten Sie sich bei Raufft in der alten Mainzergasse ein? Mainzergaffe ein?- Angell.: Ja.- Präs.: Sind Sie der selbe, der am Morgen des 14. Januar zwischen 7 und 8 Uhr nach Bickenbach gekommen ist? Angefl.: Das kann sein.- Bräs.: Sie haben sich dort in einer Wirthschaft Papier , Tinte und Feder geben lassen und schrieben zwei Briefe? und Feder geben lassen und schrieben zwei Briefe?- Angefl.: Das ist nicht wahr, ich habe keine Briefe geschrieben.- Präs.: Das wird zeugeneidlich festgestellt werden. Angefl., in weinendem Tone: Das kann Niemand sagen.- Präs.: Nun, weinen Sie nur, gehen Sie in sich und legen Sie ein offenes Geständniß ab. Es ist das angefichts des erdrückenden Belastungsmaterials jedenfalls das Beste für Sie. Angef.: Was nicht wahr ist, kann ich nicht zugeben. Bräs.: Lieske, wenn Sie ein offenes Geständniß ablegen, dann ersparen Sie sich wenigstens die Plage einer dreitägigen Verhandlung. Meine persönliche Meinung ist, daß Sie nicht aus eigenem Antriebe Angell.: gehandelt, sondern daß Sie ein Verführter find? Ich bin unschuldig. Präs.: Sie leugnen also, in Bickenbach zwei Briefe geschrieben zu haben? Angell.: Ja. Sie sollen, als Sie die Briefe schrieben, keinen Pfennig Geld bei sich gehabt haben? Angefl.: Ich hatte noch 17 Mt. bei mir. Präs. Sie hatten nicht einmal 2 Pf., um das Papier
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Präs.
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Sie einen Brief von einem gewiffen Knauthmann, einem bekannten Anarchisten? Angefl.: Das ist nicht wahr. Bräs. Das leugnen Sie auch? Angefl.: Jch leugne es nicht, ich stelle es aber in Abrede.( Heiterkeit im Auditorium; der Präsident ermahnt zur Ruhe.) Präs.: Wie sind Sie nun am 14. Januar des Morgens nach Bickenbach gekommen? -Angekl. schweigt. Präs.: Weshalb find Sie dem Gendarmen Göt in Hockenheim entlaufen?- Angekl.: Ich befürchtete bestraft zu werden, weil ich falsche Papiere hatte.
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Präs. Nun, die Strafe, die Sie, der Sie noch unbestraft find, deshalb erhalten hätten, wäre doch jedenfalls eine nur geringe gewesen, Sie wären vielleicht höchstens mit 3 Tagen aft bestraft worden, Sie hatten mithin doch keinen Grund, dem Gendarmen zu entlaufen und alsdann auf die sie verfolgenden Leute und schließlich auf den Gendarmen selbst zu schießen? Angekl.: Ich wollte den Leuten blos Angst einjagen, erschießen wollte ich Sie nicht.-
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Präs.: Wenn Sie das wollten, dann hätten Sie doch nicht nothwendig gehabt, zweimal zu schießen? zweimal zu schießen? Angell.: Ich wollte aber Niemanden erschießen. Präs.: Wo haben Sie sich den Revolver getauft? Angell. In Basel . Präs.: Was haben Sie Dafür gezahlt? Angefl.: 28 Franks. Präs.: Sachverständige tariren den Werth des Revolvers auf höchstens 5 Franks, Sie haben sich also sehr übervortheilen laffen. Staatsanw. Früher hat der Angeklagte gesagt, er habe 22 Frants für den Revolver gegeben.- Präs.: Wozu kauften Sie fich den Revolver?- Angeki. Damit ich auf der Wanderschaft nicht angehalten werde.- Präs.: Sie befürchteten, angehalten zu werden? Sehr eigenthümlich. Weshalb trugen Sie die Papiere von Nau bei sich? Angekl.: Weil ich die meinigen verloren hatte. meinigen verloren hatte. Präs.: Das stimmt nicht, Sie ließen sich am 12. Januar von Haufft bei der Polizei anmelden, und als Sie auf den Namen Nau Ihre Anmeldung schrieben, fielen Ihnen Ihre eigenen Papiere unter das Sopha, die Frau Raufft später vorfand? Raufft später vorfand? Angell.( schweigt). Angekl.( schweigt).- Präs.: Früher sagten Sie, Sie hätten in der Gegend von Karlsruhe Thre Papiere verloren und gleichzeitig die von Nau gefunden. Angell.( schweigt). Präs.: Sie geben nun zu, den Nau zu kennen? Angell.: Ja. Bräs.: Das haben Sie bisher auch geleugnet; nun besaßen Sie auch bei Ihrer Anwesenheit in Frankfurt einen Koffer, der jedoch plöglich verschwunden ist? Angefl.: Der ist mir abhanden ge= tommen. Präs.: Das ist doch sehr eigenthümlich, es liegt nämlich die Vermuthung nahe, daß in dem Koffer eine Anzahl Sachen enthalten waren, die uns vielleicht wesentliche Anhaltspunkte gegeben hätten. Sie versezten außerdem Ihre Uhr. Und als Shnen nach Ihrer Gefangennahme die Uhr vorgezeigt wurde, warfen Sie dieselbe mit aller Gewalt an die Wand, so daß sie zerbrach. Auf Befragen, weshalb Sie das gethan, antworteten Sie: Die Uhr gehört ja mir? Angekl. schweigt. Präs. Sie besaßen in Basel ein Schustermesser, hatten Sie das nicht in ihrem Kofier? Angekl.: Nein, das hatte ich in Basel gelassen. Präs. Wenn Sie nach Frankfurt kamen, um sich Arbeit zu suchen, dann sollte es sich doch empfehlen, Ihr Handwerkszeug mitzubringen?- Angefl.: Ich wollte mich damit nicht umherschleppen.- Präs.: Ein Schustermesser läßt sich doch besser als ein Revolver beherbergen? Angefi. schüttelt mit dem Kopf. Präs.: Nun geben Sie zu, fich hier bei dem Schriftseßer Hüber und Anderen erkundigt zu haben, wo Herr Polizeirath Rumpff verkehrt, wo er wohnt und wann er Abends nach Hause geht?- Angell.: Das ist nicht wahr, ich kenne gar leinen über. Präs. Sie werden hier seine Bekanntschaft machen. Nun leugnen Sie auch, gesagt zu haben, das Attentat auf das hiesige Polizeipräsidium wäre gelungen, wenn ein bischen mehr Chokolade verwendet worden wäre; mit dem Wort„ Chokolade " deuteten Sie auf Dynamit hin? Angefl.: Das ist Alles nicht wahr. Bräs.: Sie sollen ferner gesagt haben: mit einigen Pfund Dynamit kann man ganz Basel in die Luft sprengen? Angefl.: Davon weiß ich nichts. Präs. Leugnen Sie auch, der Anarchistenpartei angehört zu haben? Angefl.: Ich habe niemals zu den Anarchisten gehört. Präs.: Wollen Sie bei diesem Ihrem Leugnen beharren, selbst wenn Ihnen eine Anzahl Beugen werden vorgeführt werden, die dies eidlich erhärten und befunden werden, daß Sie einen Aufruf verbreitet haben, in dem die Thaten des bekannten Anarchisten Stellmacher in Wien verherrlicht worden find? Angefl.: Das bestreite ich. Präs. Stellmacher hat in Wien dasselbe Verbrechen begangen, deffentwegen Sie hier unter Anklage stehen?- Angefl. schweigt. Präs.: Wir wollen vorläufig mit dem Inquifitorium abbrechen und mit der Zeugenvernehmung bezüglich des objektiven Thatbestandes beginnen. Die erste Zeugin ist die unverehelichte Theiß, die zur Zeit bei dem Polizeirath Rumpff als Dienstmädchen konditionirt hat. Diese er zählt, wie bereits berichtet, in welchem Zustande fie am Abend des 13. Januar ihren Herrn vor dem Hause, Sachsenlager 5, gefunden. Als sie noch im Spezereiladen war, habe fie einen Schrei und ferner gehört, wie die Gartenthür mit großer Heftigkeit ins Schloß fiel. Das Dienstmädchen Effer, das ebenfalls zur Zeit bei dem Polizeirath Rumpff tonditionirte, weiß zur Sache selbst nichts zu bekunden. Die medizinischen Sachverständigen, Geh. Medizinalrath Dr. Bache, Dr. Klingelhöfer und Dr. Wilbrandt, befunden übereinstim mend: Der Stich, den der Ermordete erhalten, muß mit furchtbarer Heftigkeit geführt worden sein und ist aus vier Gründen sofort tödtlich gewesen, da er vier edle Theile verlegt hatte. Möglich ist, daß der Ermordete in Folge des Stiches erst zur Erde gefallen ist. Der Stich muß mit einem dolchartigen digen ein großes Schustermesser vor. Messer geschehen sein. Der Präsident legt den SachverstänLettere bekunden: der Stich könne wohl mit einem solchen Meffer ausgeführt worden sein. Präs.: Herr Dr. Wilbrandt, Sie haben den Angetlagten gesehen, als er von Hockenheim hierher transportirt worden. Sie haben die verlegte Hand des Angeklagten das mals sofort untersucht, zu welchen Schlüssen sind Sie dabei gekommen? Dr. Wilbrandt: Die Wunde war augenscheinlich erst einige Tage alt. Der Angeklagte sagte auf Befragen, er hätte sich die Wunde durch einen Fall zugezogen. Dies ist jedoch unmöglich, wohl liegt aber die Möglichkeit vor, daß, als der Angeklagte den tödtlichen Stich gegen den Bolizeirath Rumpff geführt, und als er das Mord- Instrument wieder her ausziehen wollte, dasselbe fich geklemmt und er sich somit verwundet hat.- Angell.( erregt): Der Herr Sachverständige sagt ebenso aus, wie ihm der Herr Präsident die Sache nahe gelegt, dann ist es allerdings leicht, mich hier zum Mörder zu stempeln. Bräs.: Angeklagter, durch diese Art der Verthei- Angell.: Ja, bigung machen Sie Ihre Sache nicht beffer. das mag sein, allein der Herr Untersuchungsrichter hat es genau ebenso gemacht. Ich bin wohl dumm, daß weiß ich schon lange, aber so dumm, wie Sie vielleicht glauben, bin ich doch nicht. Präs. Den Herrn Untersuchungsrichter werden wir_ver= nehmen. Im Uebrigen aber findet hier keinerlei Beeinflussung statt. Dr. Wilbrandt bemerkt auf weiteres Befragen des
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