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Donnerstag, den 2. Juli 1885.
II. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das Berliner Volksblatt" erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Bostabonnement 4 Mt. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illustr. Beilage 10 f. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)
Redaktion: Beuthstraße 2.
Das Schwinden des Kolonialfiebers.
Die großartigen Hymnen, die man noch vor wenigen Monaten auf die neuen Erwerbungen des Deutschen Reiches in Afrika anstimmte, sind nun verstummt, und der davon erwartete ,, Gesundungsprozeß" in unserem wirthschaftlichen Leben ist völlig ausgeblieben. Trog Kamerun und Angra Pequena und Bimbia befinden wir uns noch in derselben wirthschaftlichen Kalamität wie bisher. Die großen Handelsherren, die an der afrikanischen Küste Handelsstationen und Faktoreien gegründet haben, mögen Gründe haben, sich zu freuen; ihre Niederlassungen stehen nun unter dem bewaff neten Schutz des Reichs und wir daheim haben die Kosten für diesen Schutz zu bestreiten. Aber welchen Vortheil haben wir daheim von der ganzen Sache? Bis dato keinen. Man hatte behauptet, es würde sich an den Erwerb der neuenKolonien eine große Voltsbewegung knüpfen; Tausende, so sagten sich kurzfichtige Kolonialschwärmer, würden nun auswandern und sich in ben neuen Kolonien niederlassen, um dort eine behagliche Existenz zu finden, die ihnen das Vaterland leider nicht geMan hoffte auf einen lebhafteren Absatz währen: fann. unserer Industriewaaren im Austausch gegen billige und nügliche Rohprodukte Afrikas und was dergleichen Wünsche und Hoffnungen mehr waren. Wie wenig Lust im Allge
meinen vorhanden ist, nach den afrikanischen Kolonien zu gehen, zeigt sich an dem Erfolge, den die Aufforderung an die Unteroffiziere des Reichsheeres, sich zum Dienst in Kamerun zu melden, gehabt hat. Troßdem man einen jährlichen Sold von 3000 Mark aussette, haben sich doch nur sehr wenige Unteroffiziere gemeldet und man muß in Ramerun sich an die Eingeborenen halten, um eine Polizeiund Militärmacht zu konstituiren.
Das ist lehrreich; allein wer den Stand der Dinge nur einigermaßen überfah, der konnte solche Erscheinungen voraussehen. Daß das Klima in den afrikanischen Kolonien für deutsche Ansiedler nicht zuträglich ist, steht nun fest und das ist für die Zukunft dieser Kolonien entscheidend. Es eben hat Niemand Lust, sich und Klima bem ungewohnten ungefunden auszuin Afrika der Masegen; hat man die Wahl, in Taria zu verfallen oder daheim in Noth und Mangel sich durchzuschlagen, so zieht man naturgemäß das Leßtere vor. Da lassen sich selbstverständlich Unteroffiziere, die sich daheim leiblich wohl fühlen, nicht bewegen, die Kasernen mit den Palmendächern von Kamerun zu vertauschen. Sie wollen selbst nicht für tausend Thaler unter Palmen wandeln mit der Aussicht, das Sumpffieber zu bekommen.
Es gab auch Leute, die naiv genug waren, auf den Patriotismus" der in Afrika angesiedelten Kaufleute zu bauen. Wenn über Kamerun und Angra Pequena einmal
Madbrud verboten.]
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Feuilleton.
Im Eckfenster.
Roman von Friedrich Gerstäcker . ( Fortsetzung.)
Ich konnte damals wohl nicht ahnen," fuhr die Frau fort, daß er nichts als ein gemeiner Schurke sei, der, wie ein Einbrecher nur bei Nacht, am hellen Tage in unser Haus trat, um Alles zu stehlen, worauf er die Hand legen konnte. Aber er war schlimmer als ein Einbrecher, der sich nur mit Gold und Schmucksachen begnügt er stahl auch die Ehre, das Glück unseres Hauses, und deshalb bin ich ihm gefolgt, dem meineidigen Verräther, deshalb habe ich keine Rast noch Ruhe gehabt und der Noth und dem Mangel getrot, nur um ihn wieder zu ereilen und der strafenden Hand der Gerechtigkeit zu übergeben!"
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Rennst Du die Dame, Rauten?" fragte Hans mit Leiser, fast lächelnder Stimme, aber ebenfalls in englischer Sprache.
Nein," erwiderte Rauten finster; ,, meiner Meinung nach ist es eine aus einem Irrenhause ausgebrochene Wahnfinnige. Ich war nie in New- York oder überhaupt in Nord amerika ."
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,, Er lügt, wie er da steht!" rief die Frau, wieder den Arm gegen ihn ausstreckend und den Kopf zurückwerfend. Feiger, erbärmlicher Lügner und Schuft!"
Hans," sagte Rauten mit finster zusammengezogenen Brauen, das geht über menschliche Geduld. Ich bin überzeugt, die Frau ist eins jener unglücklichen Wesen, die mit irgend einer firen Idee im Leben herumlaufen, und sie kann mich deshalb nicht beleidigen. Daß Ihr Alle aber wie gestrenge Richter da herum fißt und gerade so thut, als ob ich vor Euch in einem Verhör stände,' das ertrag' ich nicht länger und brauche es nicht zu dulden. Was soll das Alles? Hat bie wahnsinnige Aussage oder Anschuldigung eines solchen Weibes genügt, daß Ihr Euch überzeugt hieltet, ich sei wirk; lich ihr Gatte? Hat sie Euch die geringsten Beweise, Papiere oder sonst etwas gebracht?"
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Insertionsgebühr
beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 P Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 1hr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncens Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
die Flagge des Reiches weht, sagten sie sich, so werden die dortigen Kaufleute auch deutsche Arbeiter en masse fich kommen lassen und die Zahl der Arbeitslosen im Mutterland wird sich verringern. Weit gefehlt! Einmal hält das Klima die deutschen Arbeiter fern; wenn dies aber auch nicht der Fall wäre, so würden die Herren Besitzer der deutsch - afrikanischen Faktoreien doch auf deutsche Arbeiter verzichten. Sie haben ja bei den Eingeborenen die Arbeitsso billig, wie sie dieselben aus Deutschland kräfte so billig, niemals befommen können und ohnehin sind die Eingeborenen an das Klima gewöhnt. Wer unsere Kaufleute kennt, der weiß, daß für sie wohl die Billigkeit der Waaren und der Arbeitskräfte, niemals aber der Patriotismus" ein entscheidendes Moment ist. Diese Handelsherren freuen sich natürlich ungemein, daß das Reich ihnen seinen besonderen Schutz angedeihen läßt, daß sie nun ihren Schnaps, ihre bunten Tücher und ihre Glasperlen und derlei Tand leichter an die Wilden verkaufen können, und daß es nun auch eine Polizei giebt, welche bewirkt, daß die Neger gehorsam und dienstwillig sind. Ordnung muß sein!" und deshalb werden ja auch für 120 000 Mart Gefängnisse gebaut.
Man sieht, die Handelsherren haben sich über die Erfolge der Kolonialpolitik nicht zu beklagen und es ist nur erklärlich, wenn der deutsche Kolonialverein, der meistens aus Handelsherren oder diesen verwandten Interessenten besteht, auf seinen Generalversammlungen seine Genugthuung gegenüber der Kolonialpolitik ausspricht. Allein es giebt im Deutschen Reiche auch noch andere Leute als Kaufund Handelsherren und die haben keinen Grund, sonderlich entzückt zu ſein.
Bei alledem hört man immer noch nicht, wie man die neuen Kolonien zu organisiren gedenkt. Von staatlichen Einrichtungen kennen wir bis jetzt nur den Gouverneur mit seiner Dampfbarkasse, die Polizei und die Gefängnisse. Soll das Alles sein? Wie soll es denn mit der Justizpflege, mit der Besteuerung, mit Rechten und Pflichten der neuen Unterthanen überhaupt gehalten werden? Der gegenwärtige Zustand in den Kolonien kann doch offenbar nur als ein Provisorium betrachtet werden. Gerade dies Provisorium dürfte der Entwickelung der Kolonien auch nicht wenig Eintrag thun, denn es gibt unter den Leuten, die sonst auswanderungslustig sind, nicht wenige, die keine Lust haben, sich in einer Kolonie niederzulassen, so lange ihnen daselbst nicht gewisse staatsbürgerliche Rechte garantirt sind.
Man hätte also seitens einer großen 3ahl von Rolonialschwärmern gut gethan, wenn man es den KaufIeuten allein überlassen hätte, zu jubeln. Allein die Presse hat in Wort und Bild ihr Möglichstes gethan, um die Kolonialerwerbungen zu einer Wichtigkeit aufzu=
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Hans schwieg einen Moment und fah dabei still vor sich nieder. Endlich sagte er, und wieder in deutscher Sprache: Wir wollen den Fall einen Moment außer Acht lassen, Rauten; ich selber habe aber hier eine Kleinigkeit, wegen der ich Dich um Aufschluß bitte. Erinnerst Du Dich noch, daß wir an dem nämlichen Tage, an welchem sich Dürrbeck erschoß, Mittags mit einigen jungen Damen im Garten spielten?"
" Ja was soll das?"
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" Du kamst gerade aus dem hier unter uns befindlichen Lokal, wo Du mit meinem Freunde Dürrbeck eine Flasche Champagner und sein Leben ausgewürfelt hattest."
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Und wer sagt Dir das?" fragte Rauten mit finster zusammengezogenen Brauen zurück.
,, Gleichviel, wer es mir sagte," fuhr Hans kalt fort; aber unmittelbar danach fiel Dir im Spiel und als Du stolpertest, diese Spielerei aus der Tasche-kennst Du den Würfel, Rauten?"
Und was hab' ich mit dem Würfel zu thun?" fragte Rauten kalt.
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Ich erzählte Dir ja soeben, daß ich gesehen habe, wie fangs achtete ich nicht weiter darauf und steckte ihn nur zu er aus Deiner eigenen Tasche fiel," fuhr Hans fort. Anmir, um ihn Dir bei passender Gelegenheit zurück zu geben; ich fand aber zufällig aus, daß es ein ganz besonderer Würs fel sei. Sieh einmal, wie komisch unter der Eins liegt eine dicke Bleiplatte,- wie zufällig sich das gemacht hat! Mit diesem Würfel kann man nur sechs Augen werfen."
,, Ich erinnere mich jetzt," sagte Rauten kalt; ich fand ihn vor dem Hause liegen, als ich eintreten wollte. Irgend Jemand muß ihn verloren haben, und ich selber dachte natürlich gar nicht wieder daran."
Gegen solche Würfel," fuhr Hans immer noch mit der nämlichen eisigen Rälte, aber doch jetzt mit zitternder Stimme fort, konnte mein armer Dürrbed natürlich nicht anfämpfen."
,, Hans!" rief Rauten emporfahrend, und sein Auge sprühte Feuer, seine ganze Gestalt bebte, und es war augen
bauschen, die sie keineswegs befizen und die Presse findet in solchen Fällen viele Gläubige, wie man weiß.
Wir denken ruhig und nüchtern über Kolonialpolitik überhaupt; wir sind nicht Gegner einer jeden Kolonialpolitik, aber für die gegenwärtige haben wir keine Sym pathien, weil wir ihren Nugen nicht einsehen können. In Afrika sind Schäße zu heben, aber mehr im Binnenland als an den Küsten, und das Binnenland aufzuschließen, dazu fehlen uns Kräfte und Mittel. Das könnte nur geschehen durch eine gemeinsame Aftion aller Kulturstaaten, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen wohl kaum zu Stande zu bringen ist, abgesehen davon, daß man sich wahrscheinlich um die Beute zanken würde.
Die Heilung unserer wirthschaftlichen Schäden kann nicht in den Kolonien gesucht werden; selbst im allergünstigsten Fall könnten sie nur ein Geringes dazu beitragen. Der Reichthum der englischen Kolonien kommt wahrlich nicht dem englischen Volke zu Gute. Wenn der kranke Wirthschaftskörper nicht aus sich selbst heraus gesunden kann, ist er dem 3erfall anheimgegeben, denn er kann nicht mit Kolonien fünstlich aufgepäppelt werden.
Die deutschen Arbeiter, die unter der Noth der Zeit am meisten leiden, brauchen tiefgehende soziale Reformen, in denen ihre Interessen gewahrt sind. Solche Reformen liegen wie das Hemd dem Leibe näher ist als der Rock. dem deutschen Arbeiter näher, als ferne Kolonien, genau so
Politische Webersicht.
Eine Schraube ohne Ende bilden den manchesterlichen Blättern zufolge die fich fortdauernd steigernden Forderungen der Arbeiter. Die offiziös- manchesterlichen Zeitungen quaken diese Phrase im groben Baßton vor und ringsum beeilen sich die übrigen Freunde des kleinen Mannes" mit ihren Tenorstimmen einzufallen, um das Konzert zu einem großartigen zu gestalten. So führt denn der Chor thatsächlich einen Höllenspektakel aus und dem guten Spießbürger stehen gewiß schon lange die Haare zu Berge. Was ist denn aber die Veranlassung, daß diese guten Leute so sehr in Extase gerathen find? Nun, nichts anderes als daß hier und da einige tausend Arbeiter von dem ihnen gefeßlich zustehenden Recht, zu streiken, Als vor Gebrauch gemacht haben. Deshalb das Geschrei. einigen Wochen die Berliner Bauunternehmer die Drohung laut werden ließen, daß sie, wenn die partiellen Streifs nicht beendet würden, einen allgemeinen Arbeitsausschluß eintreten lassen würden, da herrschte tiefe Ruhe über dem Wasser. Doch kaum hatten die Gehilfen den Spieß umgedreht, so begann der Sturm, der eine wahre Fluth von Anschuldigungen gegen die Streifenden mit sich führte. Die gutgesinnte Bresse, welche fein Wort gegen die Bauunternehmer hatte, als diese mit dem Arbeitsausschluß drohten, füllte von Stunde an ihre Spalten mit Drohungen gegen die ,, frivolen" Arbeiter,
scheinlich, daß er sich nur mit der furchtbarsten Gewalt zurückhielt.
Hans rührte sich allerdings nicht, aber er behielt den Feind auch fest und sorgsam im Auge, um jedem möglichen Angriff rasch und geschickt begegnen zu können, und jetzt hielt es Schaller für gerathen, fich ins Mittel zu legen.
Die Geschichte hier war faul, so viel hatte er schon herausgefühlt, und daß Rauten von Solbergs heute Morgen feine fünfzigtausend Thaler bekam, lag auf der Hand; aber die Geschichte konnte noch fauler werden, wenn gewisse andere Dinge auch gegen ihn zur Sprache kamen, und je eher er sich deshalb aus der Affaire zog, desto besser. Er hatte jetzt zu Hause gerade selber genug zu thun und verlangte nach keinen weiteren Erörterungen.
Mein lieber Solberg," sagte er, indem er von seinem Stuhle, auf dem er die letzte Viertelstunde wie auf Stecknadeln gesessen, in die Höhe fuhr ,,, Sie deuten da Sachen an, die Einem die Haare zu Berge sträuben könnten, wenn sie eben begründet wären; aber Sie werden mir zugestehen, daß dieses Gespräch für einen Dritten, Unbetheiligten, peinlich sein muß. Ich begreife überhaupt nicht, weshalb ich rath" geladen wurde, dessen Angelegenheiten weit besser und wahrscheinlich nur durch Zufall- zu einem ,, Familienunter vier Augen als vor 3eugen verhandelt werden follten. Wenn Sie mir gestatten, werde ich mich gehorsamst
empfehlen."
" Ich bitte Sie, Schaller, bleiben Sie," unterbrach ihn Rauten; es scheint hier ein Komplot gegen mich im Werke zu sein, bei dem ich doch gern einen unparteiischen 3eugen haben möchte."
,, Ich ersuche Sie ebenfalls, Herr von Schaller," sagte auch" Hans, nur noch kurze 3eit hier zu verweilen; wir haben außerdem einen höchst pikanten Fall, der Sie auf das Aeußerste intereffiren möchte. Dann wünsche ich auch Ihre Auskunft noch später in einer kleinen Angelegenheit zu haben."
Mein lieber Solberg," sagte Schaller, mit einem aber total verunglückenden Versuch zu seinem alten Humor ,,, Sie werden mich entschuldigen, wenn ich das Interesse entschieden bezweifle! aber da es beide Theile zu wünschen scheinen,