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Mittwoch, den 8. Juli 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Boftabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

Die Dynastie Rothschild  .

Daß die Millionen der Familie Rothschild   längst in bie europäische Politik hineinspielen, ist männiglich bekannt; in einzelnen Staaten beherrscht diese Familie die ganze Fi­nanzpolitik. Soeben haben die Herren von Rothschild   einen neuen Triumph gefeiert; Nathaniel Rothschild ist zum Peer von England und zum Oberhausmitglied ernannt worden, während ein anderer Börsenfürst, Henri de Worms, ein Desterreicher, zum Ministerialsekretär und zum parlamentari 0) 759 fchen Vertreter des Handelsministeriums ausersehen worden 91946 ist. Daß die hochkonservative Regierung des Lord Salis­0) 224 bury fich zu solchen Konzessionen an die Börsengrößen ge­150) 559 nöthigt sieht, ist ein 3eichen der Zeit und zwar ein sehr 200) 477 bedeutsames. 574 369

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Für uns handelt es sich bei Beurtheilung dieser Er­scheinung weder um die Konfession noch um die Abstam­mung der Familie derer von Rothschild  ; die Fragen, welche Andere daran knüpfen mögen, bestehen für uns nicht. Wir haben es einzig und allein mit der Geld macht Rothschild   zu thun; ob ihr Repräsentant eines christlichen oder der jüdischen Konfession angehört, ist für uns ganz gleichgiltig. Wir sehen aber, daß die Geld­herrschaft in ihren Answüchsen zu denselben Resultaten führt, wie einst die feudalen Privilegien des mittelalterlichen Grundbesizes; nur in moderner Form. In beiden Fällen sehen wir die Masse als Piedestal für die Herrschaft von Privilirgirten dienen, nur daß die mittelalterlichen Privile gien auf bestimmten Sagungen beruhten, die gewisse Schranken festsetten, während die moderne Geldherrschaft fich keine Schranken ziehen läßt.

Es mögen jetzt hundert Jahre sein, seitdem der Stifter der Dynastie Rothschild  , Mayer Amschel Rothschild  , der ursprünglich zum Rabbiner bestimmt war, seine Thätigkeit des Geldaufhäufens in Frankfurt am Main   begann. Er machte häufig Geschäfte mit dem damaligen Landgrafen von Hessen   und die Summen, welche dieser Fürst für seine an die Engländer nach Nordamerika   verkauften Unterthanen einnahm, wanderten zum größten Theil in die Hände des Frankfurter   Bankiers, der sich dafür auch noch zum Hofagenten des Landgrafen ernennen ließ. Die armen Hessen  , deren Gebeine auf den Schlachtfeldern der nordamerikanischen Revolution bleiben sollten, ahnten wohl schwerlich, zu welcher Art von Kulturdünger" sie be­stimmt waren und daß sie die erhabene historische Aufgabe hatten, die finanzielle Basis des Hauses derer von Rothschild

zu schaffen.

Seitdem ist die Macht und der Reichthum derer von Rothschild täglich und stündlich gestiegen; das Märchen vom Heckthaler stellt sich in neuer Form dar. Die weit­

Radbrud verboten.] 77]

Feuilleton. Im Eckfenster.

Roman von Friedrich Gerstäder. ( Fortsetzung.)

Noch an dem Nachmittag, als sich Niemand um ihn be­fümmerte, denn die Leute hatten heute wirklich andere Dinge im Kopf, sandte er durch einen Dienstmann eine Anzahl von Roffern und Risten auf die Bahn als Eilfracht an eine be­freundete Adresse. Er selber schlenderte in seinem gewöhnlichen Anzug dann auf die Bahn hinaus und nahm ein Billet nach einer unfern davon gelegenen Stadt, wohin die Rhodenburger oft Vergnügungstouren machten. Was dort aus ihm wurde? Niemand achtete darauf; aber in Rhodenburg ließ er sich nicht wieder blicken, und seine Gläubiger mochten sich an die wenigen Ihr, find zurückgebliebenen Möbel halten, die nicht einmal ſein Eigen Hans hatte allerdings bei seinen Eltern einen etwas lung schweren Stand gehabt, um das Fest auf den nächsten Abend er Ben noch durchzusetzen; denn daß sich Beide dazu nicht in der

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Insertionsgebühr

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beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncens Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

verzweigte Familie von Rothschild   mit ihren Bankhäusern an allen bedeutenden Pläßen des Handels und des Vers fehrs, stellt mit ihren Millionen einen Wall von Gold und Silber dar, den die Fluthen der wirthschaftlichen Bewegungen umbrausen, aber nicht zu erschüttern vermögen. Die Roth­schilds haben den 3auberstab in der Hand, der alles in Gold verwandelt, was sie berühren; die Papiere, die sie zur Börse bringen, kommen von dort in Goldstücke vers wandelt zurück oder sie werden zu Grundstücken, Häusern, Palästen. In einzelnen Städten haben die Rothschilds Palästen. In einzelnen Städten haben die Rothschilds ganze Viertel erworben.

Daß eine so gewaltige soziale Macht auch bald poli­tischen Einfluß gewinnen mußte, liegt auf der Hand. Man kann sich in dieser Beziehung nicht ganz frei aussprechen; bemerken wollen wir nur, daß in Frankreich   der Finanz­minister nur von dem guten Willen des Herrn von Roth­ schild   abhängt, weit mehr als von der Volksvertretung. Die französische Republik   mit ihrem stehenden Heere von 500 000 Mann fann keine Anleihe machen, wenn Herr von Rothschild   ihr nicht das Zeugniß ausstellt, daß sie eines Rredits würdig sei. Er borgt ihr das Geld zu ihren fa­mosen Eroberungszügen in Afrika   und Asien  . Sind diese Eroberungszüge vom Glück begünstigt, so müssen die er­oberten Gebiete dem Herrn von Rothschild   seine Darlehen mit Zinsen zurückzahlen; fallen die Unternehmungen un­günstig aus, so hat das französische   Volk die angenehme Pflicht, den großen Staatsgläubiger zu befriedigen. Die französischen   Soldaten aber vergießen ihr Blut, um die Macht und den Reichthum derer von Rothschild   zu ver= mehren.

Die Machtstellung dieser so ungeheure Schäße an­häufenden Familie ist eine so gewaltige geworden, daß sie bie Staatsgewalt, wie wir sehen, ganz in Schatten stellt, sich dienstbar macht oder ganz unterdrückt. Wo sich die moderne Geldmacht zu ihrer Höhe entfalten kann, fritt über­all diese Erscheinung hervor. Merkwürdig, daß die Geld­macht in ihren Bielen   ungefähr ebendahin gelangt, wohin der Anarchismus strebt. Der Anarchismus verlangt Abschaffung des Staates, den er in jeglicher Form nur für ein Mittel der Knechtung hält; eine An­schauung, die bekanntlich der sozialistischen   direkt zuwider läuft. Die Geldmacht ist, wie wir sehen, im Begriff, den Staat thatsächlich abzuschaffen und an dessen Stelle den persönlichen Willen ihrer Repräsentanten zu setzen. Der Anarchismus will die Gesellschaft in Gruppen auflösen; die Geldmacht steuert dahin, die mächtigen Gruppen Roth: schild an Stelle der öffentlichen Organisation und Autorität zu setzen.

Man sieht, die Geldmacht in ihrer vollen Entwickelung schreitet über den ohnmächtig gewordenen Staat auf eine

den Arm nach ihm ausgestreckt, und die Aerzte, die sein Lager umstanden, schüttelten bedenklich mit dem Kopf. So furchtbar war die Wunde und so schwer verletzt hatte sie ihn im Innern, daß Rettung unmöglich schien, und um ihn nur noch in einzelnen der vorliegenden Fragen einem Ver­hör zu unterwerfen, so lange er noch fähig war zu sprechen, begab sich einer der Gerichts- Assessoren mit dem Aktuar in das Spital an sein Bett. das Spital an sein Bett. Aber er antwortete nicht. Mit finster zusammengezogenen Brauen, die Züge nur manchmal zuckend vor innerlichem furchtbaren Schmerz, lag er da, sah den Assessor höhnisch an und murmelte halb verbissene Flüche in den Bart.

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Indessen war Karl Handorf nach Hause gekommen und in quälender Unruhe im Bimmer auf und ab gegangen. Daß diefer Bube damals die Mordthat verübt, wegen der er un­schuldig gelitten, davon war er jetzt fest überzeugt; aber wie konnte er die Welt davon überzeugen, wenn man kein wirk­denn nicht ehrlos ſein ganzes Leben lang? Was half es ihm da, wenn den Mörder doch zuletzt seine Strafe erreichte? Es litt ihn nicht zu Hause, und von Angst und Unruhe ge= foltert, eilte er selber hinaus nach dem Spital, um den Elenden noch einmal zu sehen und zur Rede zu stellen. Daß man ihn wahrscheinlich gar nicht zu ihm lassen würde, daran Spitals erreichte und sein Anliegen vortrug, wurde er ein­fach abgewiesen. Es waren jetzt schon Herren vom Gericht oben, und wenn er etwas von diesem Kranken wolle, so müsse er sich an den Herrn Assessor wenden; es sei strenger Befehl, Niemanden zu dem Gefangenen zu lassen, und sie dürften davon nicht abweichen.

Stimmung fühlten, ließe sich denken; aber gerade mit Fränz­chen's Hilfe siegte er zuletzt. Fränzchen selber war aller­dings, wie er nur die erste Aeußerung dahin gegen sie Vorfisen machte, außer sich über eine solche 3umuthung. Als er ihr dachte er nicht, und doch war es so. Als er die Thür des aber vorstellte, und dazu seine ganze Beredsamkeit aufbot, daß sie dann in der ganzen Stadt nur als trostlose, ver­laffene Braut geschildert würde und eine Menge ihrer so­genannten Freundinnen darüber triumpfiren könnten, wie sie um solch einen Bräutigam trauere, da gewann der Stolz bei ihr die Oberhand, und mit blizenden Augen ging Sie darauf ein, sich der Gesellschaft wieder heiter wie immer zu zeigen. Sie hatte ja auch keinen Bräutigam verloren, fie war nur der Gefahr entgangen, von ihm, dem schon verheiratheten Manne, beraubt und verlassen zu werden, und wie fich der Bube jetzt in den Händen der Gerichte befand, 17 Jahr mußte sie zeigen, daß sie ihn verachte.

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Und befand sich Rauten wirklich in den Händen der Gerichte? Unter polizeilicher Aufsicht allerdings, aber schon aus dem Bereich menschlicher Strafe, denn der Tod hatte

Alle Bitten Karl's halfen ihm nichts, und er wollte schon gerade umkehren, um den alten Notar Püfter auf­zusuchen und durch dessen Vermittelung vielleicht die Er­laubniß zu erhalten, als der Assessor mit seinem Begleiter unverrichteter Sache von oben herunter kam und aufs Gericht zu wollte.

Der Assessor kannte natürlich den aus dem Zuchthaus entlassenen und nach Rhodenburg zurückgekehrten Karl Han­dorf. Die Polizei mußte solche Leute kennen, um sie, wenn

Anarchie zu, aus der die Diktatur, die offene oder die verborgene, der Repräsentanten der Geldmacht hervorgeht.

Dieser Zustand ist Jedermann bekannt, Jedermann hat ihn vor Augen, aber fast Alle schweigen, weil sie nicht wissen, wie sie dem Koloß begegnen sollen, der uns erdrückt. Gambetta   unternahm nicht den kühnen Versuch, diesen Roloß auf seinem eigenen Gebiete anzugreifen, er gründete zu diesem Zwecke die Bontour- Bank. Er wollte Frankreich  einen anderen Vermittler für seine Geldbedürfnisse schaffen. Aber die Dynastie Rothschild   vernichtete den Feind; dem Konkurrenzunternehmen war bald der Kredit abgeschnitten, es ,, krachte" zusammen und Frankreich   hatte seinen alten Gläubiger wieder. So wenig konnte Gambetta  , dem damals die Staatsgewalt der Republik   zu Diensten stand, gegen die Geldmacht ausrichten.

Wohin diese Zustände führen werden, können wir era kennen; man sieht, daß die Anhänger des Staatsgedankens alle Ursache hätten, sich nach Mitteln und Wegen umzusehen, wie man sich der immer näher rückenden Gefahr der durch die Geldherrschaft herbeigeführten Anarchie erwehren kann. Sie thun es nicht und werden daher auch die Folgen tragen müssen.

Politische Webersicht.

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Eine Aenderung des Gesetzes über die Aktiengesells schaften soll so wurde bereits vor längerer Zeit verbreitet von der Regierung geplant werden. Diese Angabe wird jezt mit dem Hinzufügen bestätigt, daß die Regierung allerdings bezüglich der tolonialen(!) Unternehmungen mancherlei Erleichterungen wünsche und in Folge dessen mit der Abficht umgehe, Aenderungen des Gesetzes über die Aktien- Gesellschaf ten herbeizuführen. Wie es heißt, sollen diese Aenderungen den Gegenstand einer dem Reichstag   in der nächsten Session zu unterbreitenden Vorlage bilden.

Die Kommission zur Ausarbeitung eines bürger­lichen Gesetzbuchs hat, nachdem sie noch in letter Beit bea sonders eifrig bei der Arbeit gewesen ist, auf 6 Wochen Ferien gemacht. Fürst Bismarck   interessirt sich angeblich lebhaft für besonders ein von sehr hoher Stelle geäußerter Wunsch beige­den Fortgang der Arbeiten; zu deren Beschleunigung soll aber tragen haben.

Der zwischen dem Deutschen Reiche   und dem ,, Nord­ deutschen Lloyd  " abgeschlossene Vertrag, betreffend die sub­ventionirten Dampferlinien, ist, mit der Unterschrift des Reichs­kanzlers versehen, am Sonnabend dem Vorfizenden des Verwaltungsraths der genannten Gesellschaft, Herrn H. H deutsche Lloyd" in die beiden Hauptlinien, nach Ostasien   und Meier in Bremen  , übergeben worden. Es wird der Nord­nach Australien  , neun seiner älteren und sechs auf deutschen  Werften neu zu erbauende Dampfer einstellen. Die Eröffnung der Linien wird am 1. April des nächsten Jahres erfolgen.

Der Beschluß des Reichstags in Sachen des Abges

sie auch nicht mehr ausgesprochen und offiziell unter polizeis licher Aufsicht standen, doch immer im polizeilichen Auge zu behalten. Außerdem kannte er von Püster selber den ganz bestimmten Verdacht, den der Verurtheilte gegen den jetzt Gefangenen geäußert und ausgesprochen hatte, und die Möglichkeit lag ja doch immer vor, daß er Wahrheit sprach, wenn es ihm auch nicht in den Kopf wollte, daß irgend ein deutsches Gericht einen Unschuldigen zu Buchthausstrafe ver­urtheilen könne. War denn aber nicht ein Fall denkbar, daß Beide zusammen in dieser Sache gewirkt haben konnten, während jetzt vielleicht der Anblick seines früheren Genossen, der gegen ihn ausgesagt, den Verbrecher reizen konnte, selber zu gestehen?

Alle diese Gedanken zuckten ihm blitzschnell durch den Ropf, und sich gegen den jungen bleichen Mann wendend,

Wohin wollen Sie?"

" Ich wollte hinauf und den Verwundeten sprechen," sagte Karl mit bebender Stimme; er ist der Einzige in der Welt, der mir meinen ehrlichen Namen zurückgeben

fann."

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Der Assessor sah ihn eine Weile still und forschend an dann sagte er: Kommen Sie!" drehte sich um und schritt wieder die Treppe hinauf, dem Zimmer des Verwun­deten zu. Aus diesem trat eben der Arzt.

" Ich glaube," sagte dieser, es wäre besser, Sie ließen ihn jetzt lieber ungestört, er hat eben wieder einen feiner Strampfanfälle gehabt, und wenn sich die wiederholen, fann er nicht lange mehr machen. Zu heilen ist er keinen­falls."

Der Assessor war nicht der Mann, sich durch Rücksichten abhalten zu lassen.

" Ist er jetzt bei Besinnung?" Vollkommen."

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Gut. Dann werde ich ihm nur noch eine Frage vor legen; es wäre mir angenehm, Herr Doktor, wenn Sie uns begleiten wollten."

" Ja," sagte der Arzt ,,, ich muß sogar darauf bestehen, daß ich zugegen bleibe, denn ich möchte den Kranken nicht unnöthiger Weise aufgeregt haben, und erkläre hiermit auf