d�ese verweigert werden, gestützt auf die Bestimmung des Haufirgesetzes, daß von ihm ausgeschloffen sein sollen:die iSroduttion von Schaustellungen und Leistungen, welche an sich mteresse- und werthlos find oder das sittliche Gefühl verletzen oder nur dein Bettel zum Vorwande dienen," welches letztere der der Heilsarmee   unzweifelhaft der Fall sei. Auf die sittlichen Qualitäten der Pariser Bour- geoifie wirft die Thatsache ein eigcnthümliches Streiflicht, daß die Miethspreise der Wohnungen an der PLce de la Ku- ouette in letzter Zeit bedeutend gesteigert worden sind. Warum? Weil dort die Hinrichtungen vollzogen werden, und der Präsident der Republik augenblicklich über etwa achtzehn Todes- urtheile zu entscheiden hat. Die Hausbesitzer machen aber an den Tagen, an welchen ein Verbrecher gemäß der modemen Straftheorie durch Guillotiniren gebessert wird, durch Ver- miethm der Fenster zu hohen Preisen an Schaulustige glän- zende Geschäfte. Die Modehelden und die Heroinen der ganzen und halben Welt unterhalten sich bei solchen Gelegenheiten, wie bei einer Prämiere im Thsätre franeais oder auf den Rennen von Longchamps. Die durch zügellosen Lebensgenuß abgestumpften Sinne der blastrten Wüstlinge bedürfen als Sinnenkitzel Blut. So wird im kapitalistischen   Zeitalter aus der Hinrichtung von Verbrechern eine außerordentliche Blutsteuer gewonnen, was beweist, auf welch sittlicher Höhe unsere bürgerliche Gesellschaft steht. Wie lange wird noch die Todesstrafe uns an die Zeiten erinnern, in denen die Blutrache herrschte, wann endlich wird die Gesetzgebung durch soziale Re- formen das Verbrechen bekämpfen! cir.'"m �neralrath des Seine-Departements ist der folgende Antrag zur Annahme gelangt:In Erwägung, daß in Frank- rnch, namenttich im Seine-Departement, eine große Anzahl unserer Mitbürger wegen Verfälschungen oder Betrügereien berm Verkauf von Waaren verurtheilt wurden, und daß in Anwendung des Gesetzes vom Februar 1852 sie nicht mehr in dre Wahllisten eingetragen werden können; in Erwägung, daß mehrere Tausende von Leuten, obgleich sie durch die öffentliche Bekanntmachung der Namen, durch Geldbußen und Gefängniß schon genug gestraft sind, von jeder Betheiliguna an den politischen Angelegenheiten ausgeschlossen find; m Erwägung, daß diese drakonische Bestimmung aus unseren Gesetzbüchern verschwinden muß, drückt der Rath den Wunsch aus, daß vor den allgemeinen Wahlen von 1885 alle diejenigen, welche von der Anwendung des Gesetzes vom März 1851 und von den Bestimmungen des Dekrets vom Februar 1852 getroffen wurden, durch eine Amnestiemaßregel wieder in den Besitz ihrer Wahl- rechte eingesetzt werden." Paris  , 9. Juli. Die Deputirtenkammer votirte heute das Ausgabebudget, die Berathung über das Einnahmebudget beginnt morgen. Vom Ministerpräsidenten Freycinet und vom Kriegsminister Campenon ist bei der Kammer nunmehr eine Kredrtforderung von 947 000 Frcs. für die französischen  Niederlassungen im Golfe von Guinea   eingebracht, von dieser Summe sind 300 000 Frcs. zur Entschädigung der inter  - nationalen afrikanischen Gesellschaft für die Abtretung ihrer Gebietstheile am Kongo bestimmt. Da die Kammern vor- ausfichtlich erst am 5. August auseinandergehen können, so hat die Regierung die allgemeinen Wahlen auf die letzten Sonn- tage des September festgesetzt. General Courcy meldet aus Hue: Wir sind unbeschränkte terren der Stadt, die anamitischen Truppen sind in Auflösung. n der Umgebung der französischen   Restdentschaft und an ge- wissen Punkten der Zitadelle kamen vereinzelte Feuersbrünste vor, der königliche Palast ist aber Dank der musterhasten Disziplin des Zuavenbataillons, welches denselben eroberte und bewacht, unversehrt; derselbe enthält große Reichthümer, nament- lich 5 Millionen in Silberbarren. Die Ziffer dieses Betrages wird sich erheblich vermehren, wenn ich auch Goldbarren finde. Die Kunstschätze find von unermeßlichem Werthe. Ich erwarte Instruktionen. Bei der Stichwahl zum Pariser Gemeinderath in Charonne siegte Patenne, der Kandidat Clemenceau's  , mit 2102 Stimmen über den Kommunarden Eudes, den Kandidaten Rochefort's  , mit 1575 Stimmen. Belgien  . In der gestrigen Sitzung der belgischen Abgeordneten- kammer bekämpfte der Finanzminister energisch die Einführung von Getreide- und Viehzöllen als fürs ganze Land verderblich. Handel und Industrie litten ebensoviel wie die Landwirthschaft. Die Zölle würden die Lebensmittel vertheuem und die Lage der arbeitenden Klaffen verschlimmern. Unter großem Aufsehen bezeichnete der Minister diese seine Erklärungen als persönliche, da mehrere seiner Kollegen nicht mit denselben einverstanden keren. In Brüssel   nahm die Polizei in einem Lokale, in welchem dre Anarchisten regelmäßig zusammenkamen und in welchem auch das von ihnen herausgegebene JournalNi dien m maitre gedruckt wurde, eine Haussuchung vor, belegte eine Anzahl dort vorgefundener Schriftstücke mit Beschlag und ver- haftete 14 Personen, von denen jedoch nur einige in Haft be- halten worden find. Unter den Verhafteten waren ein Ruffe und ein Deutscher, dre übngen waren Franzosen und Belgier. Sp au, en. In Barcelona   soll vom 2«. bis 29. d. Mts. ein Welt- kongreß der Anarchisten stattfinden. DieNeue Zürich. Ztg." will wissen, daß der Kongreß, wenn immer möglich, öffentlrch stattfinden soll. Alle Gnippen derInternationalen Arbeiter- affoziation" find eingeladen, Delegatronen zu entfenden und sich mit dem Einberufungs- Komitee zuvor zu verständigen. Die Adresse dieses Komitees halten dre Anarchisten geheim. Nur Eingeweihtere können dieselbe mittelst Deckadressen er­fahren, welche James Smith, Bovkfellershop, 38 Carlotte Str. Fitzroy Square W., London   vermittelt. Die amerikanische   An- archistcnföderatton, die Seele der Bewegung, wird an dem Kongresse nicht Theil nehmen, weil Herrn Most und Genossen der europäische   Boden nicht sicher genug erscheint, die Ver- sammlung wird überhaupt vorwiegend, wenn nicht ausschließ- lich durch Anarchisten aus den romanischen Ländern gebildet werden.(Wenn's überhaupt wahr ist!) Dr. Ferran macht mit seinen Schutzimpfungen gegen die Cholera ein sehr gutes Geschäft. Er läßt sich für jede Impfung 12 Frks. 50 Zt. zahlen. Seit Wochen werden durch- schnittlich 600 bezahlte Impfungen täglich vorgenommen; wenn die Panik noch, wie zu erwarten steht, bis gegen den Herbst anhält, so braucht Dr. Ferran nicht mehr nach Tortosa   zurück- zukehren, wo er bis vor Kurzem kümmerlich sein Dasein fristete. Die Zusammensetzung des Impfstoffes hält er geheim, seine Herren Kollegen, sowie die hin zugeströmten fremden Aerzte find bs�ietzt zu dem Resultat gekommen, daß, wenn die Impfung nicht Hilst, sie doch auch mcht schadet. Rußland. Die Bewohner des Gouvernements Kalisch   im Königreiche Polen   haben die Verabredung getroffen, in Zukunft nichts mehr in Deutschland   zu kaufen und keine in Deutschland   ge- legenen Badeorte zu besuchen. Dieser Entschluß wurde veran- laßt durch die Ausweisung der russischen   Polen   aus Deutsch  - land. Als eine Kalamität, welche die größten Mißstände mit sich bringt, find die alljährlich um die Sommerzeit sich wieder» holenden Wallfahrten nach dem Mekka   der Orthodoxen, nach dem heiligen Kiew  , zu betrachten. Zu Zehntausenden pilgern die Gläubigen, meist mit infckttösen Krankheiten behaftet, nach dem Kiew  'schen Höhlenkloster, und alles Volk, Gesunde und Kranke, küßt die Heiligthümer, die von medizinischen Autoritäten schon längst als die schlimmsten Krankheitsträger bezeichnet werden. Die Sanitätspolizei würde dieser Bewegung gern entgegentreten, wenn sie nicht mit den Vonirtheilen rechnen müßte, die nicht auszurotten sind.(?) Wirthschaftliches aus Nordamerika  . In ihrer Nummer vom 16. Jum schreibt dieNew-Uorker Handelszeitung wie folgt: Zum ersten Male nach langer Zeit können wir melden, daß sich Anzeichen einer vertrauensvolleren Stimmung in un- serer Geschäftswelt kundgeben. Wenn dies auch noch weit davon entfernt ist in einer Steigerung des Verkehrs oder einer Belebung der industriellen Thätigkeit zum Ausdruck zu ge- langen, so ist doch deutlich ersichtlich, daß Hoffnung und Ver- trauen an Stelle ver bisherigen Entmuthigung und Gedrückt- hcit einzutreten den Anfang gemacht haben. Diese Besserung der Tendenz ist auf eine Reihe von Thatsachen bastrt. Türkei  . Wie man sich erinnem wird, hat die Pforte genau vor Jahresfrist den Versuch gemacht, die selbstständigen Posten der auswärtigen Mächte in der Türkei   abzuschaffen und den ge- stimmten Postverkehr durch die angeblich reorganifirte türkische Post bewerkstelligen zu lassen; dieser Versuch, bei welchem die Pforte damals große Anstrengungen gemacht hat, ist jedoch voll- ständig gescheitert. Etwas Aehnliches will man in Konstan- tinopel wiederum unternehmen. Die türkische Regierung hat nämlich nach einer Mittheilung derKr-Z." die fremden Bot- schafter in einem Rundschreiben ersucht, sie mögen ihre Post- ämter anweisen, sämmtliche eintreffenden Drucksachen und Zeitungen der türkischen Zensur vorzulegen. Voraussichtlich wird dieses türkische Ansinnen von den Botschaftem rundweg abgelehnt werden. Schweden   and Rotztwegea. Stockholm  , 5. Juli. Gestern Abend ist hier eine sozial- demokratische Versammlung abgebalten worden, in welcher der Gegensatz der sozialistischen   Politik zu der liberalen diskutirt wurde. Nach reichlich vierstündiger Debatte wurde von der Versammlung folgende Resolutton angenommen:Die liberale Politik ist schädlich für Staat und Gesellschaft; in Er- wügung dessen beschließt die Versammlung, daß diese Politik kräftig bekämpft werden muß. Weiter verpflichtet sich die Ver- sammlung, die sozialdemokratische Politik zu unterstützen." Großbritannien  . Der neue Vizekönig von Irland  , Graf Camarvon, hielt gestern Abend seinen öffentlichen Einzug in Dublin   und wurde von der Bevölkerung, die sich auf der Route vom Landungs- platze bis zur Burg massenhaft eingefunden hatte, angeblich überaus herzlich begrüßt. Er ritt ernen prächtigen Schimmel und war von einer aus Ulanen und-Husaren bestehenden starken Eskorte umgeben, während auf den Straßen Truppen und Polizisten ein ununterbrochenes Spalier bildeten. DiePall Mall Gazette  " bringt seit einigen Tagen grauenvolle Enthüllungen über die sittlichen Zustände in Lon- von. Mit wahrem Feuereifer, in glühenden Worten predigt das genannte Blatt der entsetzten Menschheit den Schutz des unmündigen Kindes weiblichen Geschlechtes. Das öffentliche Aergerniß, welches diese Publikationen in London   erregen, ist, wie man demB. T." schreibt, ein ungeheures. Der Minister des Innern ersuchte den Redatteur am Dienstag Vormittag, den Druck der Fortsetzungen einzustellen, allein dieser glaubt, ein apostolisches Werk der Reform zu vollbringen, und lehnte den Wunsch des Ministers ab. Während dre Zeitungsläden von W. H. Smith, jetzigem Knegsminister und Eigenthümer aller Eisenbahn-Zettungsbuden, den Verkauf derPall Mall Gazette  " ablehnten, wurden in den Straßen hunderttausende Exemplare verkauft. Die Leiter der Heilsarmee sind die eigent- lichen geistigen Urheber der Artikel. Gestern verhaftete die Polizei zahlreiche Straßenverkäufer derPall Mall Gazette  ". Die Verhafteten wurden vor den Polizeigerichtshof gebracht, welcher sie zwar gegen Bürgschaft frei ließ, aber deren noch- malige Vorführung anordnete. Eine Gerichts-Zeitung. das Vereinsleben betreffende Entscheidung wurde am Donnerstag in der Revifionsinstanz von dem Straf- senat des Kammergerichts gefällt. Der Thatbestand ist nach der richterlichen Feststellung folgender. Am 25. Oktober v. I. befand sich der ReichstagskandidarDder dcutsch-freisinnigen Partei für den 13. hannöverschen Wahlkreis, Dr. Max Rüge aus Steglitz   bei Berlin   in Nordhausen  , von wo aus er einer Ein- ladung des dortigen Brauereibefitzers Weber folgend, mit letzterem zusammen eine Fahrt nach dem Dorfe Urbach   unter- nahm und im Stcchardt'schen Gasthause abstieg. Ein Einwohner von Urbach  , Namens Hennecke, den beide Herren unterwegs ge- troffen und mitgenommen hatten, machte mehreren anderen Einwohnern Mittheilung von deren Anwesenheit, wie denn auch Weber einen anderen Einwohner ersuchte, Gäste aus dem Dorfe herbeizuholen, weil beide Herren Unterhaltung haben wollten. Theils auf diese Weise, theils zufällig fanden sich nach und nach etwa 1520 Personen im Wirthshause zusammen, welche an verschiedenen Tischen Platz nahmen und sich zwangs- los unterhielten, indem das Gespräch verschiedenartig je ,m Kreise eines Tisches, ab und zu auch allgemein geführt wurde, u. A. aber auch politische Tagesfragen, als die Komzölle, Steuern, Militärsachen sc. berührte. Dabei sprach Dr. Rüge mehrfach von seinem Sitz aus und zumeist in Form von Antworten auf gestellte Fragen, nie aber in längerer Rede. Auch wurde er von Weber mehreren Urbachern persönlich vorgestellt. Der Gastwirth Stechardt hatte sich währenddeffen nur mit der Bedienung der Gäste be- faßt. Ihm wie anderen Anwesenden war von Weber ausdrück- lich gesagt worden, daß es sich hier keinesfalls um eine Wahl- Versammlung, sondern um eine einfache Unterhaltung und ein gegenseitiges Sichkennenlemen handle. Auf Grund dieses That- bestandes wurden Dr. Rüge, Weber und Stechardt der Ueber- tretung der§§ 1 und 12 des Vereinsgesetzes vom 11. März 1850 angeklagt und die Beiden elfteren auch,weil sie eine Versammlung unternommen, in welcher öffentliche Angelegen- heilen erörtert wurden, ohne daß von dieser Versammlung vor- her die Anzeige bei der Ortspolizeibehörde gemacht war", zu je 20 Mark Geldstrafe verurtheilt, Stechardt aber freigesprochen. Dr. Rüge und Weber legten Berufung ein, indem sie bestritten, daß damals überhaupt eine Versammlung im Sinne des Ge- setzes stattgefunden habe, und darauf erkannte auch die Straf- kammer zu Nordhausen   auf Freisprechung, indem sie folgendes ausführte: Könne man die betreffende Personengesammtheit und deren Gebahren als eine Versammlung im kritischen Sinne ansehen, so würde man auch die Angeklagten als Unternehmer zu bettachten berechtigt sein. Jndeß sei letzteres zu verneinen. Die allgemeine Voraussetzung einer Versammlung im Sinne des Gesetzes fei, daß sie Zwecks Erörterung öffentlicher Ange­legenheiten unternommen sei. Diese Voraussetzung werde aber nicht schon dadurch erkennbar, daß, wie hier, die Personen- Mehrheit zu dem beregten Zwecke sich auf irgend eine Weise organistrt, sich zu einer Versammlung zu dem Zwecke konsttwirt habe. Die Einheillichkeit des Ganzen zu dem erwähnten Zweck müsse feststehen und auf die Angeklagten als Verursacher zurück zu führen sein. Davon sei aber im vorliegenden Falle nichts ersichtlich. Die Staatsanwaltschaft legte hiergegen Revision ein, die von der Ober-Staatsanwaltschaft für begründet erachtet wurde, indem sie im Äudicnztermin vor dem Kammergencht namentlich darauf hinwies, daß der thatsächlichen Feststellung nach doch eine Besprechung öffentlicher Angelegenheiten nach dem Willen der Angeklagten hatte stattfinden sollen. Rechts- anmalt Cassel plaidirte für die Verwerfung der Revision. Das Kammcrgericht hob die Vorentscheidung auf und verwies die Sache zur anderweiten Entscheidung an die Strafkammer zu Erfurt  . Der zweite Richter habe sich so wurde in den kurzen Entscheidungsgründen ausgeführt- insofern in einem Rechtsirrthum befunden, als er es für erforderlich erachtet habe. daß eine Konstituirung der Versammlung stattfinden müsse, um eine Zusammenkunst von Personen als eine Versammlung im Sinne des Gesetzes erscheinen zu lassen- Hierauf käme es aber nicht an, sondern lediglich auf den bcabstchtigten Zweck, öffentliche Angelegenheiten zu erörtern. Eine Prüfung in dieser Beziehung habe aber der Vordenichter nicht ange- nommen. P. Mit billigem Geflügel betrieb seit Mai 1884 der Schuhmacher Hermann Emil Ferdinand Fließ, in der Elsasser- sttaße 76 Hierselbst wohnhaft, einen schwunghaften Handel und die von Fließ verkauften Braten-Vögcl wurden stets zu so geringen Preisen im Weqe des Hausirhandels sowie auf den Wochenmärktcn abgesetzt, daß die Kriminalpolizei zu Anfang dieses Jahres Veranlassung nahm, der Sache näher zu treten. Aus dem Kreise Niederbamim und dem angrenzenden Lebuser Kreise liefen fortgesetzt seit dem Sommer vorigen Jahres bei der hiesigen Kriminalpolizei   Anzeigen über unzählige, mit großer Routine ausgeführte Hühnerdiebstähle ein; die Angaben der Bestohlenen über die Art der Ausführung der Diebstähle ließen darauf schließen, daß der Thäter immer derselbe sei. Aber erst im Februar d. I. gelang es, des unheimlichen Hühner- freundes in der Person des Gärtners Franz Friedrich Heinrich Liepner, sowie seines Hehlers, des obengenannten Fließ habhaft zu werden. Fließ   war seit Wochen schon von dem Kriminal- schutzmann Hoffmann beobachtet worden. Herr Hoffmann be- merkte nun eines Tages im Februar, daß Fließ mit einem Sack auf dem Rücken in ein Restaurattons-Lokal an der Ecke der Kleinen August- und Linienstraße eintrat; der Kriminalbeamte folgte dem Fließ und befragte ihn über den Inhalt des Sackes, aus dessen Tiefe er, da Fließ Aus- fünft verweigerte, alsbald eine feiste Ente hervor holte, deren auffallend gezeichnetes Gefieder wohl zu der Annahme be- rechtigte, daß das Thier aus einem wenige Stunden zuvor mittelst Telegramm der Berliner   Kriminal-Polizei angezeigten und in der Nähe Berlins   verübten Federvieh-Diebstahle her- rühre. Fließ   wurde, da er den rechtmäßigen Erwerb der zirka 10 Stück Enten, die er im Sacke mitführte, nicht ausweisen konnte und außerdem ein höchst verdächttges Benehmen an den Tag legte, in Haft genommen. Gegen den inzwischen eben- falls inhaftirten Liepner ist nunmehr vor der Strafkammer des Landgerichts li Anklage erhoben und wird ihm zur Last gelegt, daß er in nahezu 40 ermittelten Fällen in den obengenannten Gegenden seit Mai den Hühner-, Enten- und Gänsebestand der Landbewohner reduzirt und das gestohlene Geflügel dem Fließ zum Verkauf übergeben habe, welcher dieserhalb wegen Hehlerei angeklagt wird. Beide, Fließ   und Liepner» erschienen am 9. dieses Monats vor den Schranken; beide Angeklagten leugneten die ihnen znr Last gelegten Sttaf« thaten. In der Sache sind 3 Sitzungstage in Aussicht ge- nommen und zirka 70 Belastungszeugen vorgeladen, weshalb für die Verhandlungen der kleine Schwurgcrichtssaal benutzt wird. Bericht über den Ausfall der Sache folgt nach der ge- fchehenen Urtheilsfällung. Unter der Anklage der fahrlässtge» Brandstiftung  standen gestern der Fabrikant Arndt und der Arbeiter Weiß- Haupt vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts l. Dem Ersteren wird außerdem zur Last gelegt, sich gegen die Polizei- Verordnung, welche das Aufbewahren von brennbaren, explosiven Stoffen in der Nähe der menschlichen Wohnungen verbietet, vergangen zu haben. Am Nachmittage des 25. Januar wurde die Feuerwehr nach dem Grundstücke des ersten Angeklagten, Fennstraße 21, gerufen. Bei ihrem Eintreffen war das Feuer aber bereits gelöscht, es hatte nur in einem Schuppen die Thüren und einen Theil der Wandbekleidung angesengt. Das Feuer, welches leicht größere Dimensionen hätte annehmen können, war durch die Unvorsichtigkeit der beiden Angeklagten ent- standen; der Kaufmann Arndt hatte unter Zuhilfenahme seines Arbeiters, des zweiten Angeklagten, aus einem größeren Gefäße mit Gasoline   etwas von dem Inhalte in ein kleineres umgießen wollen, die Flüssigkeit war dabei zum Theil ver- schüttet worden und sie entzündeten ein Streichholz, um den Schaden zu besehen. In demselben Augenblicke erfolgte auch die Explosion der leicht entzündbaren Masse und die unmittcl- bar Danebcnstehenden können von Glück sagen, daß ein größeres Unglück nichl entstanden ist. Der Staatsanwalt beantragte gegen Arndt wegen des Vergehens 30 Mk., gegen Weißhaupt 2o TU., gegen Ersteren wegen der Uebertretung noch 20 Mk. Der Vertheidiger führte aus. daß von einer fahrlässigen Brand. stiftung mcht die RSde sein könne, da es in Wirklichkeit nicht gebrannt habe, und der Gerichtshof theilte diese Auffassung, als er die Angeklagten wegen des Vergehens freisprach, dm Angeklagten Arndt dagegen wegen der Uebertretung mit einer Geldstrafe von 20 Mk. belegte. Der Seefahrer Theodor August Arlt, welcher gestem der ersten Sttaskammer des Landgerichts i vorgeführt wurde, um sich wegen eines Diebstahls und Unterschlagung in zwei Fällen zu verantworten, hat bereits Gelegenheit gehabt, die Ge- fängnisse in verschiedenen deutschen   und außerdeutschen Ländern kennen zu lernen. Nach seiner letzten Strafverbüßung trieb er sich arbeitslos in Breslau   umher und hier fiel seinem Schwindel- talent einer seiner Landsleute zum Opfer, der das Unglück hatte, mit ihm zusammenuitteffen. Der Angeklagte log ihm vor, er sei soeben nach Breslau   gekommen, um eine ihm zu- gefallene Erbschaft zu erheben, welche auf dem Stadtgericht de- ponirt sei. Um seinem etwas reduzirten Aeußcren abzuhelfen, wußte er den Landsmann zu bewegen, ihm leihweise seinen Ueberzieher und zwei goldene Ringe anzuvertrauen. Die Ringe versetzte er und reiste dann schleunigst nach seiner Hcimath Memel  . Am 28. Dezexiber vorigen Jahres beging er aber einen noch viel perfideren Stteich. Er war wieder auf der Reise nach Berlin  , als in Bromberg   fünf arme Dienstmädchen in das von ihm benutzte Koupee einstiegen; sie wollten in der Gegend von Bielefeld   einen Dienst antreten. Der zungengewandte Seemann schlängelte sich an sie heran und hier in Berlin   aufdem Schle- fischen Bahnhof angekommen, überließen sie sich vertrauensvoll seiner Führung nach dem Lehrter Bahnhofe. Hier ließ er sich von den armen Mädchen, unter dem Vorgeben, ihnen die Billcts nach Bielefeld   lösen zu wollen, deren Reisegeld aus- händigen und betrog die Bedauemswerthen, die dadurch in eine äußerst peinliche Lage kamen, auf's Schnödeste, indem er flch mit der Beute aus dem Staube machte und die Mädchen ihrem Schicksal überließ. Einige Zeit darauf wurde er ding- fest gemacht, als ein Schuhmacher ihn wegen Diebstahls ver- folgen ließ. Die Beiden hatten zusammen gezecht und der Schuhmacher war hierin dem Seemanne nicht gewachsen. Er mußte seiner Unmäßigkeit den verdienten Tribut zollen und während sein Kneipkollege ihm anscheinend Samariterdienste leistete, benutzte derselbe die Gelegenheit, ihm die Uhr aus der Tasche zu stehlen. Der Gerichtshof belegte den unverbesserlichen Sünder mit einer Gesammtstrafe von 2 Jahren Zuchthaus, 3 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Koziales und Arveiterbewegung. Der Tischlerstreik in Kaiserslantern befindet sich noch in demselben Stadium. Es wird uns von dort geschrieben, daß sich mehrere dorttge Nähmaschinen- und Möbel-Fabrikanten mit Berliner   Fabrikanten in Verbindung setzen wollen, um dadurch einen Druck auf die Streikenden auszuüben, mit welchem Erfolge bleibt abzuwarten. Der Geist der Streikenden ist ein guter. Es wird dringend ersucht, den Zuzug nach Kaiserslautern   abzuhalten. In Dresden   stteikcn die Tischler(Zusammensetzer) der PianofortefabrikApollo". Sie erklärten, nicht mehr mit dem Lohn auskommen zu können. lieber die wtrthschaftlichen Verhältnrffe im sachfischen Voigtlande im Jahre 1884 berichtet die Handels- und Ge­werbekammer in Plauen   folgendermaßen:Bei allen Industrie» zweigen ohne Unterschied wird lebhafter als im Vorzahre die