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Sonntag, den 12. Juli 1885.

II. Jahrg

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 f. stgebou Bostabonnement 4 Mt. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

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Redaktion: Beuthstraße 2.

Verrohung der Jugend.

Man hört jezt vielfach Klagen über die Verwilderung und Verrohung der Jugend. Diese Klagen, das wollen wir vorausschicken, find durchweg ungerecht, da in früheren Seiten die Jugend doch noch wilder, doch noch roher war, wie jest.

Aber zugeben wollen wir, daß die Jugend sich schwer entwildern läßt, daß es schwierig ist, fie gesitteter zu machen, baß bei allseitigem richtigen Erkennen und Bestreben die beutsche Jugend in Bezug auf Sittlichkeit nnd Humanität einen höheren Standpunkt einnehmen könnte.

Aber wer trägt die Schuld daran? Die Erziehung im Hause, theilweise auch in der Schule und ganz besonders im öffentlichen Leben. Daß die häus m2 liche Erziehung bei der großen Maſſe des Volkes keine gute liche Erziehung bei der großen Masse des Volkes keine gute sein kann, besonders da, wo die Eltern durch die Arbeit räumlich und geistig von ihren Kindern getrennt leben, haben wir schon oft nachgewiesen. Daß bei der Ueberfüllung in den Volksschulen u. f. w. auch die meisten Schulen ihre Schuldigkeit nicht thun können, ist bekannt. So bleibt für un­fere heutige Besprechung nur die öffentliche Er­ziehung übrig, der wir hier einige Beachtung schenken

wollen.

Vor einigen Jahren gab das sächsische Ministerium des Innern an die Unterbehörden einen Erlaß, die Jugend, be­sonders die Schuljugend, vom Schweineschlachten fernzuhalten, weil durch den Anblick, besonders durch bas strömende Blut, die Rohheit erweckt, das Menschlich­teitsgefühl abgeftumpft und der Thierquälerei Vorschub ge= leistet nnd selbst das Verbrechen gegen das Leben der Mit­menschen angeregt werde.

Bekanntlich refrutiren sich Todtschläger und Mörder be­sonders in den ländlichen Bezirken zu einem hohen Prozent­faße aus dem Fleischergewerbe. Dies ist lediglich aus der Abstumpfung der Gefühle durch den fortwährenden Todt­schlag der Thiere zu erklären, ba ja der Todeskampf bei einem Thiere und bei einem Menschen im Wesentlichen der­Jelbe ist.

Somit hat in der That die frühere Verordnung des sächsischen Ministeriums, die aber wieder eingeschlafen zu sein scheint, den Nagel auf den Ropf getroffen.

Doch giebt es noch zahlreiche andere Erscheinungen im öffentlichen Leben, welche zur Verhärtung des jugendlichen Gemüths beitragen. Wir wollen nur einige hervorragende herausgreifen.

So sollte die Jugend von den Manövern ferngehalten werden. Wenn man es hier auch ler. mit friedlichen Spielen zu thun hat, so haben doch die Bücher, aus dem in der Schule ,, Weltgeschichte" gelehrt wird und die fast nichts als Mord und Todtschlag enthalten, in

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Feuilleton. Giuseppa.

Novellette von Eugèn und Helène Naville. ( Aus der Bibliothèque universelle et Revue suisse", überfest von J. Häberlin- Schaltegger.)

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Es war an einem Sonntag im Februar. Die Kirchen­

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Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 P Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 the Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncens Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Bimmerstraße 44.

einer Weise die jugendlichen Gemüther vorbereitet, daß sie lesenen und ihnen vorgetragenen Kriegsgräuel erblicken. So in den Manövern nur die genauen Abbildungen all' der ge­trägt auch der Anblick von Manövern und das Lesen solcher Geschichtenbücher", in denen von der Kulturentwicklung der Menschheit kaum die Rede ist, sondern nur die Kriegsfurie waltet, zur Rohheit der Jugend wesentlich bei.

Dr. Windthorst, der bekannte 3entrumsführer, er­flärte in der legten Seffion des Reichstags, daß er oftmals und gern Treiberdienste bei Treibiagben verrichtet habe und sich dessen jetzt noch freue. Der gute Mann hat doch wohl die Tragweite seiner Worte nicht bedacht. Die bäuer liche Jugend in fast ganz Deutschland   wird zu Treiberdiensten bei Treibjagden benußt; dort sieht sie, wie aus dem Hinter halte nicht etwa nur Schaaren von unästhetischen Sauen, sondern hunderte der edelsten und herrlichsten Thiere der Schöpfung niedergeschossen werden und zwar von Menschen, die sich rühmen, Ebenbild eines Gottes zu sein. Da stürzt der stolze, majestätische Hirsch, dort das sanfte, braunäugige Reh von der möderischen Kugel getroffen in jähem Sprunge darnieder, da flattern die federglänzenden Fasanen aus blauer Luft blutig und zerschossen herunter zur Erde, und die Treiber, besonders die jugendlichen, begrüßen solchen Massentodtschlag mit großer Freude. Wohl kann die Jagd ein ebles Vergnügen sein, wenn sie ein Kampf ist, wenn der Erfolg in ihr von einer ernstlichen Anspannung der Kraft und der Ausdauer des Jägers abhängt. Aber ist bei der Treibjagd auch nur die Spur davon vorhanden?! bei der Treibjagd auch nur die Spur davon vorhanden?! Wer aber mit Vergnügen die harmlosen Thiere des Waldes in Massen todeswund niedersinken sieht, der wird auch gleichgiltig dabei stehen, wenn ein Mensch in letter Stunde mit dem Tode ringt. Wir halten es deshalb für Pflicht der Regierung, die Betheiligung und das Zuschauen jugend­licher Elemente bei Treibjagden zu verbieten, damit der Rohheit nicht Vorschub geleistet werde.

Auch sollte die Jugend von den Wettrennen fern gehalten werden. Der Anblick auch dieser Thierquälerei stumpft ab und macht roh. Fast bei jedem dieser Rennen bricht ein Roß mit seinem Reiter zusammen, aber kein Mitleid ergreift die Menge, wenn Pferd und Reiter todtwund vom Plaze geschafft werden, denn schon fliegen andere Renner vorüber und während des Jubels der Zuschauer verendet das gestürzte Pferd hinter der Bretterwand und stirbt vielleicht auch der jugendliche Reiter in seinem Berufe".

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Eine sehr treffliche Karrikatur zu den Wettrennen liefert uns eine Mittheilung der Elberf. 3tg." aus Barmen. Es heißt da:

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wettrennen statt, zu welchem ein großes Publikum er schien. Wenn in unserer Zeit mit Recht über Ver rohung der Jugend geklagt wird, so sind derartige Schaustellnngen geeignet, dieselbe zu nähren und zu fördern. Hinter jedem der rennen sollenden Esel befanden sich mit Knütteln bewaffnete Rerle, welche unter fort­währendem Schlagen das Thier seinem Ziele, vor dem es noch ein Hinderniß zu überwinden hatte, zutrieben."

Was sagt zu diesem Treiben Herr Dr. Windt horst? Es ist nicht besser und nicht schlechter als das Treiben auf Edelwild. Möchte er auch hier mitmachen und mit Freuden Eselstreiber sein? Und was sagen die hohen Herren zu diesem Eselswettrennen? Es waren doch Mitglieder eines Kriegervereins, welche es veranstalteten! Meist also Kriegskameraden! Es war nicht beffer und schlechter als ein Pferdewettrennen, nur daß bei ihm anstatt Sporen und Peitsche der Knüppel regierte. Und da hat man es nur mit dem h heren oder niederen Bildungsgrad der Betheiligten zu thu im Uebrigen kommt nur die Geschmackssache in Betra t.

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Wäre es nun nicht Pflicht des Staates und der Gesell schaft, angesichts solcher Vorkommnisse auf die Jugend­erziehung größere Aufmerksamkeit zu richten, die Jugend vor solchen verderblichen öffentlichen Einflüssen zu schützen?

In jedem Menschen steckt ein tüchtig Stüd Bestialität. Das ist an sich kein Unglück, aber es wird zum großen Un­glück, wenn die Bestie im Menschen zur Herrschaft gelangt. Anstatt nun diese Gefahr zu bekämpfen, zu vernichten, wird fie vielfach noch durch Achtlosigkeit verschlimmert. So lange aber das geschieht, erwarte man keine Herrschaft der Moral, fein allgemeines vernunftgemäßes Streben; es wird viel mehr immer dann der Kampf des Menschen gegen den Men schen, der Kampf gegen Sitte und Sittlichkeit, der Kampf gegen Ordnung und Humanität in althergebrachter roher und manchmal bestialischer Weise fortdauern, zur Beküm merniß aller Derer, welche die Bestie im Menschen der Hu­manität unterthan machen wollen.

Bei der Jugend aber sehe man den Hebel an, damit es gelingt, die ,, Verrohung und Verwilderung" endgiltig zu besiegen.

Politische Uebersicht.

Die Handels- und Gewerbekammer zu Heidenheim  beschäftigt sich in ihrem Jahresberichte u. A. mit dem Vereins­wesen, deffen in Stadt und Land immer stärker werdendes Ueberhandnehmen, in Verbindung mit den damit zusammen hängenden schädlichen Folgen der Trinkgelage, der Vereinsfeste, Tanz- und anderen Beluftigungen der Kammer Bedenten ver ursachen. Die Kammer sagt: Der Durchschnitts- Deutsche gehört in erster Linie irgend einem oder mehreren Vereinen" an

Am Sonntag Nachmittag fand am Hottenstein ein von" dem ,, Nächstebreder Kriegerverein" zu Ehren feines diesjährigen Stiftungsfestes veranstaltetes felt nicht sich, nicht seiner Familie und seinem Beruf, sondern

dem in der Luft verklingenden Gebimmel der Glocken nach folgende Stillschweigen gerissen und es trat nun ernst und voll Andacht in die Kirche. Hier kniete sie nieder; nachdem sie jedoch ein heißes Gebet zur heiligen Jungfrau gerichtet hatte, deren bleiches Bild das Dämmerlicht der Rapelle er leuchtete, schweifte ihr Blick einige Minuten lang umher und heftete sich sodann auf einen schönen jungen Mann mit sonn­verbrannter Gesichtsfarbe, der seinen rothen Hut in der Hand und den Mantel über die Schulter geworfen, andächtig dem

Arbeil gloden läuteten den Gottesdienst ein und die von Nervi Priester lauschte.

nach St. Ilario führenden Pfade stiegen Gruppen von Landleuten hinan, vergnügt mit einander plaudernd. Ihre e4a. Festkleider hoben sich in ihren lebhaflen Farben grell von dem Graugrün der Olivenbäume ab. Ein junges Mädchen T, 80 a bon faum achtzehn Jahren erkletterte luftig einen in den esellschaft Felsen gehauenen Weg, welchen die letzten Gewitter­elzer tage in einem reißenden Strom verwandelt hatten.

Ihre unter einen Spizenschleier zusammengedrehten beruf und mit einer langen Nabel aus ziselirtem Silber ge­haltenen Haare, ein schmachtender Blick ihrer großen, braunen Augen, vor Allem aber ihr geschmeidiger, graziöser Gang verliehen ihr ein so hübsches und angenehmes Aussehen, wie dasjenige einer Barke, welche von den Wellen ge­Schaufelt wird.

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Auf der Terrasse der Kirche, welche die Phantasie oder das Genie eines unbekannten Künstlers an die Seite des

Das war Paolo, welchen sie schon lange bewunderte und liebte und in dieser Liebe glücklich war. Eine Waise, welche ihr Brod nur fümmerlich verdiente, verdankte Giuseppa ihm alle Freuden, welche ihr in ihrer bescheidenen Existenz zu Theil geworden waren. Als junge Kinder waren fie mit einander in der Schule gewesen und hatten daselbst, über das nämliche Buch geneigt, wobei ihre Locken dicht in einander fielen, lefen gelernt; später hatten sie zuſammen längs der Felsen Muscheln gesucht, an den Festabenden beim Mondschein mit einander getanzt und fie hatte sich an ihn Mondschein mit einander getanzt und sie hatte sich an ihn geheftet wie die Alge an das Felsenriff, gegen welches die Woge sie treibt. Wenn übrigens Paolo Giuseppa's Liebe würdig war, so war dies zum guten Theile auch ihr eigenes Verdienst. Denn Paolo war im Grunde eine wilde und ungestüme Natur. Frühzeitig seiner Eltern beraubt, welche ihm kein sehr gutes Beispiel hinterlassen hatten, war er sich still, um die zu ihren Füßen liegende magische Landschaft empfehlenswerther Gesellschaft seine schlechten Instinkte an den Tag gelegt. Seine Vergangenheit war mit schlimmen, Portofino   majestätisch ins Meer hinab und barg im Hinter- ja blutigen Händeln befleckt und oft genug war er mit grunde eines Golfs das Städtchen Camoglio, dessen weiße Schmugglern Wilddieben umgegangen. Indeß Häuser sich malerisch über einem Hintergrund von Felsen waren ihm im Grunde seines Herzens Keime von Tapfer­nissen der Entwicklung fähig waren und ihn zu einem befferen Menschen machen konnten. Da eine Aehnlichkeit ihrer ursprüng­hatte, so hatte das Mädchen einen sehr heilsamen Einfluß auf ihren Freund ausgeübt. Dank ihrer zarten Sorgfalt und dem beständigen Umgange mit ihr wurde aus dem an­

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fänglichen Taugenichts allmälig ein rechtschaffener Bursche. Den immer guten Räthen Giuseppa's folgend, trennte er sich von seinen alten Kameraden und wandte sich zu regel mäßiger Arbeit, welche von jest an sammt seiner Freundin alle seine Gedanken in Anspruch nahm. Drei ganze Jahre lang hatte er seinen bescheidenen Verdienst zusammengehalten, damit er ihr die Mantille und die Stecknadel schenken könne, auf welche sie nicht deshalb so stolz war, weil sie darin so schön aussah sie hatte keinen Spiegel, welcher ihr das hätte sagen können sondern weil diese Schätze aus Paolo's Hand kamen. Alle Welt kannte ihre unschuldige Leidenschaft und respektirte fie; man wußte, daß fie einander heirathen wür­den, sobald sie es könnten. Sie waren also vollkommen glücklich und es mußte ihnen eine glückliche Zukunft lächeln. Nachdem die Messe zu Ende war, näherte sich Giuseppa ihn ein wenig auf die Seite, um ganz ungestört mit ihm lebhaft Paolo, schlang ihren Arm um den seinen und zog plaudern zu können. Sie seßten sich in den angenehmen Schatten eines mit Früchten beladenen Olivenbaumes und jest erst bemerkte das Mädchen das traurige und bekümmerte

Aussehen ihres Freundes.

Was hast Du, mein Paolo?" fragte sie ihn voll un ruhe. Hast Du mit Jemandem Streit gehabt, oder hat Dich der Patron weithin mit einer Ladung Oliven ge

Sufer 21. Berges gebaut hat, stand das Mädchen einen Augenblick selbst überlassen gewesen und hatte nur zu oft in wenig schickt?" 15 zu betrachten. 3u ihrer Linken senkte sich das Gebirge von

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obi Rind düsterem Laubwerk erhoben. Rechts zeigten die Berge feit und Hochherzigkeit geblieben, die unter bessern Verhält­

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ber Esterelta ihre schneeigen Gipfel, welche sich in nebel­hafter Ferne verloren. Ueberall, über ihrem Haupte und

1. Razu ihren Füßen, azurne Wellen, Lichtstrahlen und Funken, lichen Anlagen Paolo und Giuseppa bald einander genähert

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und angesichts dieser großartigen Natur erzitterte Giuseppa's Seele in tiefer Bewegung wie eine Meolsharfe.

Aus dieser Träumerei wurde das Mädchen durch das

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Schlimmer als das!" seufzte Paolo.

Dann hat er Dich fortgeschickt?"

Der junge Mann schüttelte den Kopf.

Was ist's denn? O mein Gott!" rief Giuseppa, die Hände faltend und erbleichend.

" Ich bin nun zwanzig Jahre alt und muß Soldat wer den; ich muß nach Mailand   reisen, wo ich den Dienst machen soll."

Giuseppa ergriff Paolo's Hände und in dieser Lage verharrten Beide eine Zeit lang, Auge in Auge, schweigend und mit gepreßtem Herzen.

Plöglich wendete Giuseppa den Ropf auf die Seite und