Beilage zum Berliner Bolksblatt. Kr. 160. Sonntag» den 13. Inli 1888. IL Jahrg. 135 Ver panamakaual. Dieser im Bau begriffene Kanal hat eine gesammte Länge xm 75 Kilometer gleich 10 deutschen Meilen, seine Breite de« trägt im flachen Lande 56 Meter, während er sich in dem ge- birgiaen Lande auf 22 Meter verengt Um ein Ausweichen ver Schiffe im Kanal zu ermöglichen, erhält derselbe an 5 Stellen eine dopoelte Breite. Das Kanalbett geht zunächst durch einen 4 Kilometer langen Grund von Alluvialboden und Madreporenkalk, macht hierauf eine Krümmung durch die Sümpfe von Mindi, um die Panamabahn nicht zu stören, durchschneidet hierauf die Hügel an der Südseite des Chagre, geht dann im Flußbett deffelben bis zu den Hochebenen ven FrijoleS und Tarbouilla, weiter südlich schneidet der Kanal zum dritten Mal den Chagre und hierauf die Eisenbahn und das Hügelland von Cervo Taylor, geht dann abermals im Flußbett des Chagre fort. Bis merher waren dem Bau noch keine nennenswerthen Schwierigkeiten entgegentreten, dieselben beginnen bei Gorgona  und Malachin, hervorgerufen durch die vulkanischen Cervos. Hier mußten Einschnitte hergestellt werden bis zu 80 Meter Hohe und 4100 Meter Länge. Weiter waren Einschnitte zu machen von 70 Meter Höhe und 2000 Meter Länge und oO Meter Höhe und 7000 Meter Länge. Im Ganzen betrug der auszuhebende Grund etwa 120 Mill. Kubikmeter, davon find 40 Millionen Kubikmeter weicher Boden, während 80 Millionen Kubikmeter auf hartes Gestein kommen. Von Rio Grande bis zum Stillen Lzean wurden die Schwierigkeiten wieder vermindert, weil fich der Boden be- trächlich senkt. Hierauf geht der Kanal theilweise durch das Bett des Rio Grande und mündet mit diesem im Stillen Ozean   ein. Der Bau wird von 34 Hauptbauplätzen geleitet, welche sich zur Zeit über den ganzen Kanal erstrecken. Jeder Bauplatz hat seine bestimmte Thätigkeit, so heben auf den Plätzen 3, 4 und 5 drei 180 pferdekr. Bagger bei einer Leistung von 5000 Kubikmeter mit schwimmenden Abfuhr- röhren den eigentlichen Kanalgrabcn aus. Die Bauplätze 12 und 13 haben durch sehr weichen Boden ein leichtes Arbeiten. Auf dem Platz 13 kreuzt die Eisenbahn den Kanal zum ersten Mal und wird die Kreuzung durch eine Drehbrücke vermittelt. Auf dem Bauplatz 14 stno die größten Ausheber thätig, welche mit einer Leistung von je 3000 Kubikmeter täglich arbeiten. Auf dem Bauplatz 20 gelang es am 8. Oktober vorigen Jahres 30 000 Kubikmeter Felsen mit einem Schuß loszu- sprengen. Winter etwa 600 Kubikmeter pro Sekunde: um diese Wasser- schwankungen nicht auf den Kanal zu übertragen, mußten ge- eignete Avleitungskanate angebracht werden, welche jedoch kerne größeren Schwierigkeiten für den Bau bereiteten. Die Seitenwände des Kanals werden wesentlich befestigt durch den üppigen Pflanzenwuchs, welcher sich sehr schnell an den Böschungen verbreitet hat, die mit Stauden, Schling- pflanzen und hohen Gräsem reich bedeckt find. Die Bauplätze 21 und 22 liegen auf dem Bergrücken Corrostta. Roch find die Bauplätze 26, 27 und 28 beachtenswerth, bei welchen die Erdverschachwngen, welche hier etwa 18 000 000 Kubikmeter betragen an Unternehmer vergeben worden find, welche die Arbeiten bis zum Schlüsse des Jahres 1886 beendet haben müssen. Die Panamabahn wird nicht nicht weit von Culeben zum zweiten Mal durchkreuzt und wird die Kreuzung auch hier mittelst Drehbrücke hergestellt. Für die Einfahrt vom Stillen Ozean wird bei Konosal ein Hafen eingerichtet. m der Ebbe und Fluth beträgt bei Colon 0.58 Reeter, bei Panama   dagegen wenigstens 2 Meter, bei mittleren Fluthen 4 Meter und bei Hochfluth 6 Meter. Ebbe und Fluth treten ber Colon 9 Stunden später ein als bei Panama  , durch diese Unterschiede wird unbedingt an beiden Enden des Kanals eme Strömung erzeugt, welche für die Schifffahrt von Nachtheil ist. Um dies zu umgehen und eine freie Durch- fahrt jederzeit zu gestatten, sollen an den östlichen Enden, an der Seite des Stillen Ozeans drei enge Durch- fahrten hergestellt werden, jede soll mit doppellen Ebbe- und Fluththoren versehen werden. Von diesen drei Durch- fahrten dient eine um die einfahrenden, die andere um die ausfahrenden Schiffe aufzunehmen, während die dritte Durch- fahrt als Ersatz dient. Bauplatz 34 befindet fich beim Dorfe [&* Kerlmer Konntagsplaickerei. E. C. Die sommerliche Schwüle lastet mit ihrer ganzen erdrückenden Schwere auf Berlin  , das heiße Asphaltpflaster gleicht einer gewaltigen Fläche von Gutta- percha, und auf derselben ächzen gleichmäßig Menschen und Thiere, alles trieft von Schweiß. Was nützt angesichts der Thatsache das Stöhnen über die Hitze, kälter wird es doch nicht davon, die einzig er- frischende Aussicht, die uns heute bleibt, sind die anmuthigen Erzählungen derjenigen, die später aus ihren Sommerfrischen zurückkehren. Manches auf der Welt ist vom Uebel: eine böse Schwiegermutter, ein Haar in der Suppe; aber den nach- ttäglichen Berichten eines eingeborenen Berliners, der sich zu einem Ausfluge nach Heringsdorf   verstiegen hat, mit rnteressirtem Gesicht lauschen zu müssen, das ist eine Sache, die nicht Jedermann ertragen kann. Ganz Berlin   ist abgereist," so liest und hört man heute überall, es würde übrigens auch einer Großstadt, die nur ein Wenig auf ihr Renommee hält, schlecht anstehen, in dertodten Jahreszeit" zu Hause ertappt zu werden. Wenn man sich jedych nur einigermaßen umsieht, so kommt man bald auf den Gedanken, daß es doch nicht ganz leicht ist, eine Großstadt so ohne Weiteres zu emballiren uno nach allen Richtungen der Windrose abzuschicken. Eine traurige Rolle spielen allerdings diejenigen Leute, die aus irgend einem Grunde nicht zu verreisen gedenken. Wohin man kommt, ob zu Männlein oder Fräulein überall hört man schwärmen von den Reizen Thüringens  , der Schweiz  , Jta- liens, und heute ist grade die Zeit, in welcher der gewiegte Reiseonkel und der, der es werden will, voll und ganz zur Geltung gelangt. Für denjenigen, der seine vier Pfähle während der Sommermonate nicht verläßt, ist e» ein wahrer Hochgenuß, allen diesen Schilderungen mit gebührender Aufmerksamkeit la Bora an der Mündung des Rio Grande. Dieser Platz steht mit der Stadt Panama   durch eine feste Sttaße und eine Eisenbahn in Verbindung. Die Hauptschwierigkeiten beim Bau waren auf der 27 Kilometer langen Strecke, welche auf der Strecke zwischen den 35 und 62 Kilometern liegen, denn die Ausheber waren hier nicht zu verwenden und mußte Dy- namit zum Sprengen der Gesteine verwendet werden. Die maschinellen Einrichtungen zum Bau des Kanals find so vorzüglich, daß man mit Hilfe derselben im Stande sein könnte, den ganzen Kanal bis zum Jahre 1890 zweimal aus­heben zu können. Die bis jetzt geleistete Arbeit beträgt bis November 1884 9,700,000 Kubikmeter. Die Bauunternehmer haben fich aber verpflichtet, bis Ende Oktober 1886 fernere 66,000,000 Kubik­meter Erdreich auszuheben und zu transportiren. Im Ganzen find jetzt 20,000 Arbeiter beschäftigt und er- halten dieselben einen Tagelohn von 710 Franks. Der Kanal soll im Jahre 1888, nach Leffep's Versprechen, vollendet sein. Die Verkürzung des Seeweges durch den Kanal bettägt: Von Liverpool beträgt der Seeweg nach St. Francisco jetzt um Cap Horn   22000 Kilometer künftig durch den Panamakanal 12 300 Valparaiso   jetzt um Kap Horn  . 16300 künftig durch den Panamakanal 11 800 Neuseeland   durch den Suezkanal. 20 600 künftig durch den Panamakanal 18 700 Aucklano jetzt um Kap Horn  .. 12300 künftig durch den Panamakanal 11 000 Kommunales. Zur nächsten Stadtverordnetenwahl, welche bekannt- lich im November d. I. stattfindet, ist es erforderlich, daß fich jeder Wähler davon überzeugt, ob sein Name in die Wähler- liste eingetragen ist, wer nicht eingetragen ist, geht des Wahlrechtes verlustig. Die Liste der stimmfähigen Bürger ist nach Vorschrift der §§ 19 und 20 der Städtcordnung vom 30. Mai 1853 berichtigt und wird nunmehr in der Zeit vom 15. bis einschließlich den 30. Juli d. I. täglich von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags im Wahlburcau des Magistrats, Breitestt. 20a, 2 Tr., öffentlich ausliegen. Während dieser Zeit kann jedes Mitglied der Stadtge- meinde gegen die Richtigkeit der Liste Einwendungen erheben. Dieselben müssen in der gedachten Zeit schriftlich angebracht werden; später eingehende Einsprüche können nicht berücksichtigt werden. Die I. Abtheilung besteht aus denjenigen Wählern, welche» mindestens einen Steuerbettag von 1530,80 M. zahlen; die ll. Abtheilung beginnt mit dem Stcuerbetrage von 1530,70 M. und endigt mit 331,80 M. und den Namen mit der Anfangs- fllbePar", während die III. Abtheilung mit dem letzteren Steuerbetrage und den Namen mit der AnfangsfilbePas" anfängt. Wir machen hierbei auch noch besonders darauf aufmerk- sam, daß bei Berichtigung der Wählerlisten in Betteff des Wohnfitzes der stimmberechtigten Personen in Berlin   die von denselben zu erstattenden An- und Abmeldungen berückfichttgt werden und daß demnach auch diejenigen Personen, welche nur vorübergehend verreist find, diesen Umstand auf ihre Abmel- dung aber nicht vermerkt, sondern fich einfach als von Berlin  verzogen abgemeldet haben, in der Wählerliste gestrichen wor- den find._ Zoltales. bks. Die Ursache» des Berliner   Maurerstreiks zu entdecken, die man bisher fälschlich in ganz anderen Dingen gefunden zu haben glaubte, ist endlich einem genialen Kopf im Obotritenlande geglückt! DieRostocker Abendzeitung" und ihrfindiger" Redakteur sind es, die fich damit zweifelsohne unsterblich-- gemacht haben! Bis jetzt war man beschränkt lauschen zu dürfen, und entschieden tfl das ein ganz ver- stockter Mensch, der sich die Freiheit nimmt, solche Erzäh- lungen langweilig zu finden. Uns ist das selbstredend noch niemals eingefallen, wir möchten alles Andere lieber, als uns leichtsinnig in den Ruf der Verstocktheit bringen. Weshalb auch in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah," und Allen, selbst denjenigen, gegen welche die Sperlinge auf den Dächern die remen Rentiers sind, wird auch noch das Glück blühen, allsommerlich eine Bade- reise machen zu dürfen. Ganz in der Nähe des großen Häuserklumpens, den man Berlin   nennt, hat die gütige Mutter Natur allen heil- bedürftigen Menschenkindern die Möglichkeit der Genesung ver- schafft. Spandau   heißt der bevorzugte Ort, die gebenedeite unter den Städten der Mark, wohin sich der Strom der Touristen lenken wird, und der wohlverdiente Ruf, den das Städtchen durch den Juliusthurm, das schlechteste Straßen- Pflaster, und seine Zimmtbrezeln jetzt schon genießt, wird durch das neuentdeckte Solbad eine bemerkenswerthe Be- reicherung erfahren. Wer hätte gedacht, daß man in Spandau   eine gute Sohle" finden würde? Leider scheint aber bis jetzt noch ein richtigerAbsatz" dafür zu zahlen. Bitter wäre die Salzquelle für Spandau   entschieden nicht, hoffentlich ist es aber deswegen noch kein Bittersalz, sonst könnten die zu- künstigen Badegäste vielleicht allzu schnell abgeführt werden. Dem Anscheine nach dürste von der ganzen Sache in diesem Jahrhundert noch nicht viel zu Stande kommen, m- dessen schadet das nicht viel, wenn man auch selbst nichts von den Wohlthaten eines solchen Naturgeschenkes spürt, so genießt man doch eine stille, innige Freude m dem Ge- danken, daß es unseren Nachkommen wahrschemltch ebenso ergehen wirb. und thöricht_ lichkeit niedriger , gewesen, jene Ursachen in der Unzuläng- rbeitslöhne einerseits und in der bekannten Anttpathie der Unternehmer und Meister gegen Lohnerhöhungen andererseits gefunden haben zu wollen. Nach der erleuchteten Mostocker Abendzeitung" aber ist diese Annahme grundfalsch. Wie derBauhandwcrker", das bekannte Fachorgan der deutschen Maurer und verwandten BauhandwerkSgenossen, mittheilt, schreibt sie nämlich hierüber, was folgt:Daß bei dem Maurerstreik ganz andere Interessen spielen, als eine etwaige ungenügende Bezahlung der Maurer, geht aus dem Umstände hervor, daß der bekannte sozialdemokratische Agitator, Regierungsbaumeister a. D. Keßler, jetzt Bauuntemchmer(!?> wiever auftaucht. Derselbe erklärte in einer Versammlung, daß man für den Streik gerade die jetzige Zeit heraus- gesucht habe, weil diese die günstigste sei. Man beabsichtige mit dem Streik nichts weiter, als durch die Unternehmer, welche zu ihren Bauten das Geld von dem Großkapital ent- nehmen, auf die Geldmänner zu wirken. Es ist hier also klar und deutlich ausgesprochen, was man will: Kampf gegen den Besitz; zu geringer Arbeitslohn ist nur V o r w a n d." Also der Streik ist vons o z i a l d e m o k r a- tischen Bauunternehmern" angestiftet, um durch die geldbedürftigen Unternehmer das Großkapital zu schädigen i Diese wahrhaft klasfische Erfindung auf dem Gebiete des höheren Blödsinns mag fich die gute Rostockerin nur ja gleich patentirm lassen. Gewiß würde ihr Herr Kommisfionsrath Pindter und seineNorddeutsche Allgemeine" mit Vergnügen hierzu behilflich sein. g. Das Grand Caf6 Fatinitza in der Friedrichstraße 60 ist vorgestern Abend auf polizeiliche Veranlassung geschlossen worden. An der Eingangsthür zu dem in der ersten Etage belegenenRestaurant mit Damenbcdicnung" prangt ein mit zwei Siegeln des Kgl. Polizeipräfidiums versehener langer schmaler Zettel, auf welchem die Worte stehen:Polizeilich ge- schloffen!" Ueber die Veranlassung zu diesem auffallenden Vorgange erfahren wir folgendes: Der Inhaber des Grand Cafö Fatinitza, Herr Androck, war bekanntlich vor etwa'/. Jahren zu einer mehrwöchigen Gefängnißsttafe verurtheilt worden, weil auf seine Veranlassung mehrere während der Nacht sein Lokal rccher- chirende Schutzleute in dem Hause eingeschlossen wurden, nachdem man zuvor in allen Räumen das Gas ausgedreht hatte. Würde nicht ein in der oberen Etage wohnender Offizier die Thür bei seiner Heimkehr geöffnet haben, so hätten« die eingesperrten Schutzleute wohl bis zum Aufschließen der Hausthür von dem Wächter um 6 Uhr Morgens auf dem Flur oder den Treppen kampiren müssen. Die Strafe hatte nun A. in Rummclsburn anzutreten, nachdem es ihm durch die Beschreitung des In« stanzenweges gelungen war, die Abbüßung der Strafe, deren Höhe von dem Bcrufungsrichter beibehalten worden, bis jetzt zu verschieben. Thatsächlich meldete fich auch in der Strafanstalt zu Rummelsburg   ein Mann, der fich für den Restaurateur Androck ausgab und wurde intemirt. In dem Cafö Fatinitza hatte fich, wie noch erinnerlich sein dürfte, ein junger Mann, irren wir nicht, aus Breslau  , vor Kurzem erschossen, nachdem er eine bedeutende Zeche gemacht. Wegen dieses Vorganges fanden vor einigen Tagen in dem gedachten Restaurant polizeiliche Erhebungen statt, und hierbei bemerkte der Polizeibeamte den Restaurateur Androck, den er in der Sttafanstalt vermuthete. Er theilte dies dem Polizeilieutenant mit und Tags darauf soll fich A. be« retts freiwillig bei dem Strafanstaltsdirektor gemeldet haben. Die praktische Ehefrau war bereits dabei, den Namen des Cafös Fatmrtza in CafS Marocco umzuwandeln, als die Polizei da- zwischen kam und die Fortsetzung des Geschäftsbetriebs inhibirte. weil die Konzession nur auf den Namen des Androck lautet. Wie wir erfahren, soll jene Person, welche die Strafe für A. abzubüßen im Begriff stand, der Bmder des cigenllichen Ver- urthettten fem. Ob noch andere Gründe vorliegen, welche die polizeiliche Schließung des Lokals veranlaßt haben, konnten wir bis zur Stunde nicht in Erfahmng bringen. Für die Fremden, welche nach den in den oberen Etagen belegenen Pcnfionaten wollen, bildet der an der Thür heftende polizeiliche Verschluß den Gegenstand der ungeheuerlichsten Vermuthungen. Bon der schwedischen Eisbahn wird uns gemeldet. daß fich an dem für heute, Sonntag, projektirten Hmdcrniß- Wettlaufen der Siidanesen eine große Anzahl Berliner   Kon- kurrenten betheil.gen wollen. Daß fich auch bei diesen wilden Völkern derartige Sportsvergnügungen ausgebildet haben. hatten wir bereits erwähnt, dieselben werden zu allerlei Ver- gleichungen Anlaß geben, und wie wir voraussagen können, großes Aufsehen erregen. Die Preislaufen find um 6, 7 und 8 Uhr angesetzt. Die Sudanesen bereiten für die nächste Woche Kameelwettrennen vor, aus diesem Grunde werden die Vor« Die Verhandlungen in dieser Angelegenheit werden in Spandau   mit der dem Gegenstande angemessenen Kühle be- handelt, denn wer wollte es vorsichtigen Stadtvätern ver- argen, wenn sie sich nicht erhitzt an die Erledigung einer Badfrage machen! Eile mit Weile, das ist die Hauptsache, vielleicht wartet man so lange, bis die Salzquelle sauer oder süß geworden ist. Uns kann es übrigens recht sein, denn durch die all- zugroße Nähe eines Badeortes würden andererseits auch wieder manche andere Leute geschädigt. Wem würde es z. B. einfallen, seinen Hund in Pension zu geben, wenn er nach Spandau   ins Bad reist! Wie komisch sich das übrigens anhört, man denkt unwillkürlich hierbei an Plötzensee. Aber Scherz bei Seite, salzige Thränen würden geweint werden, vielleicht salziger als das Solbad in Spandau  , von allen denen, welche heute während der Sommermonate ihr Leben dadurch fristen, daß sie feiste, wohlerzogene Möpse einer unfreiwilligen Schweningerkur aussetzen. Auch kein Kater, der von einer alten Jungfer gepflegt und gemästet ist, würde entfliehen können, wenn seine Besitzerin nur nach Spandau   reiste, sie würde ihn einfach zu Hause einschließen. Wo bliebe in diesem Falle die jetzt so blühende Katzenfell- Industrie, ganz abgesehen von den fleischlichen Ueberresten eines solchen Miesekaters? Nein, Berlin   soll froh sein, wenn das drohende Un- glück abgewendet wird, die edle Familie der Strohwittwer würde gänzlich aussterben, denn Mutter wäre wahrscheinlich alle Tage hier oder Vater müßte raus, nicht einmal die wenigen Leute, die sich heute noch eine kleine Erleichterung gönnen können, würden mehr ihres Lebens sicher sein! Nein, Spandau  , behalte deinen Juliusthurm, deine Zimmet- brezeln, dein schlechtes Pflaster und dein Solbad, in deren Besitz du dich so wohl fühlst, uns ist ohne das be- deutend wohler!