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Sonnabend, den 18. Juli 1885.
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Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das Berliner Volksblatt"
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Bostabonnement 4 Mt. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinfunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Redaktion: Beuthstraße 2. Expedition:
Der heutigen Nummer liegt für unsere auswärtigen r. Mit Abonnenten die Nummer 33 des„ Illustrirtes SonnIm Jensen tagsblatt" bei. Albert D on J. G mgenmei ubschüß.
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Das Volksvermögen.
Wir bekommen einmal etwas Neues zu hören und das Mercy B ist ganz angenehm in der hochsommerlichen fauren Gurkens uder Str Periode: Wir erfahren, daß wir seit Jahren uns getäuscht haben und daß die Erwerbs- und wirthschaftlichen Verhält ilder auf nisse in Deutschland eigentlich gar nicht unbefrie Freier; digend", sondern im Gegentheil höchst günstig sind und sich auch stetig zum Besseren entwickeln. Das wäre Muſit für das Ohr so manchen armen Teufels wahr wäre, und leider ist es auch nur die Kölnische 3eitung", die es sagt. Wir sagen ausdrücklich, die Kölnische Zeitung ", denn dieses Blatt ist in solchen Angelegenheiten sicherlich der schlechteste Gewährsmann.
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Indessen mag es für unsere Leser doch interessant sein, zu hören, wie das rheinische Blatt seine Behauptung, das Volksvermögen sei in der Zunahme begriffen, zu beweisen fucht.
Expedition: Zimmerstraße 44.
Aber mit alledem ist es noch nicht genug. Wir Alle haben bisher noch keine Ahnung davon gehabt, wie glücklich wir sind; wir sind eben furzsichtige Deutsche geblieben. Die Kölnische Zeitung " aber fühlt in sich den hohen Beruf, uns über unser Glück, das wir nicht kannten, aufzuklären und uns mit eigener Hand in das volkswirthschaftliche Paradies unferes Vaterlandes einzuführen. Zu diesem 3wed wird uns folgender Trost gegeben:
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Wir leben ja Alle ,, wie Gott in Frankreich "; wozu denn I sammtinteresse errichteten öffentlichen Anstalten und Anlagen sich noch mit sozialen Reform- Ideen abquälen? ein Fortschritt - Verkehrsmittel, Gebäude u. s. w. kundgiebt. Diese Dinge bezahlt fast ganz das Bolt mit seinen Abgaben, die hoch genug sind und deren Aufbringung ihm schwer genug fällt. Aber sind denn die durch Abgaben aufgebrachten öffentlichen Mittel ein 3eichen günstiger Erwerbsverhält nisse? Deshalb kann das Einkommen des Volkes doch ein sehr niedriges sein, wie es in der That bei uns der Fall ist. Die Kölnische Beitung" spricht von wissenschaftlichen und künstlerischen Anstalten. Jawohl, das Volk bezahlt diese An ftalten zum größten Theil ohne für sich davon Gebrauch machen zu können. Der Arbeiter trägt mit seinen Steuergroschen zur Ausbildung und Unterhaltung unserer höheren Lehranstalten bei, kann aber seine Kinder doch nicht ausbilden lassen, um nur ein Beispiel anzuführen.
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,, Während der Bestand an in- und ausländischen Fläche des unter Anbau stehenden Ackers und die Ents Werthpapieren erwiesenermaßen steigt, wächst die wickelung der Kultur desselben, vermehren und verbessern fich die Straßenanlagen in allerlei Gestalt mitsammt den Verkehrsmitteln, nehmen 3ahl und Beschaffenheit der Gebäude aller Art in stätigem Gange beträchtlich zu, erfahren die gewerblichen Anlagen, beträchtlich zu, erfahren die gewerblichen Anlagen, die wissenschaftlichen und künstlichen Anstalten fortwährend Erweiterungen und Verschönerungen. Allen diesen in die Augen fallenden Zeichen des FortDie ,, Röln. 3tg." beruft sich zunächst auf die Berichte der schritts gegenüber kann man unmöglich im Ernste Handelskammern, in denen sie häufig die Bemerkung finden einem unbefriedigenden" Stande will, daß die Produktion sich steigere, daß Arbeiterentlassungen der Erwerbsverhältnisse sprechen, zumal nicht stattfänden und daß die Zahl der Arbeiter sich ver- auch, was gewiß sehr wichtig für die Beurtheilung der mehre. Die Handelskammern haben eben denselben Grund, Frage ist, Ernährung und Kleidung der Bevölkerung, sobei der Darstellung unserer wirthschaftlichen Zustände mög- wie vielfach auch die Steuerfähigkeit augenfällig sich verlichst schönfärberisch zu verfahren, wie die Kölnische 3ei- beffern und die Armenlaften im ganzen sich kaum erhöhen. bessern und die Armenlasten im ganzen sich kaum erhöhen. tung." Warum studirt man bei der Kölnischen Zeitung ", Es kann sich vielmehr bei den in Geschäfts- und Landwenn man amtliche Quellen über die Lage der arbeitenden wirthschaftskreisen üblichen Klagen über mangelhafte ErKlaffen haben will, nicht lieber die Berichte der Fabriken- werbsverhältnisse in der Hauptsache nur um eine an= Inspektoren, als die Berichte der Vertreter des Handels- dere Vertheilung der Gewinne oder Erdere Vertheilung der Gewinne oder Er Standes? Wer wissen will, wie viel überschüssige" Arbeits- trägnisse handeln, als früher stattfand." fräfte vorhanden sind, der mag nur die Statistiken der Arbeitsnachweise Bureaux zur Hand nehmen und er wird finden, daß das Angebot von Arbeitskräften bie Nachfrage überall übersteigt, schon in Folge der übermäßig starten Heranziehung von Frauen, Mädchen, jugendlichen Arbeitern und Kindern. In diesem Moment, wo sogar in den Staatswerkstätten, auf den kaiserlichen Werften, die doch von den allgemeinen Ronjunkturen wenig abhängig find, zahlreiche Entlassungen von Arbeitern vorgenommen werden in diesem Moment sich zu geberden, als kämen Entlassungen von Arbeitern überhaupt gar nicht vor, das ist nur der„ Kölnischen Zeitung " möglich, denn sie ist das Hauptorgan der Nationalliberalen und da muß fie so entStellen. Man begreift nur nicht, wenn es uns in Deutsch land so gut geht und wenn die Arbeiter sich in so glücklichen Verhältnissen befinden, wie das rheinische Blatt es schildert, wozu dann noch eine Sozialreform" nothwendig sein soll.
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( Fortsetzung.)
,, Eine Breitſeite Grog für alle Hände und doppelte Ladung obend'rein!" kommandirte der Bootsmann, der sich über die Ehre, die man ihm erwies, offenbar geschmeichelt fühlte. Dann aber nach dem Tisch hinschreitend, welcher ber Thür gerade gegenüberstand, setzte er sich auf eine der ihm eingeräumten Matrosenkisten, welche die Stellen der Bänke und Stühle vertraten, so hin, daß er durch die beiden offenstehenden Thüren in das Gemach zu blicken vermochte, in welches sich Jansen nnd Rynolds zurückgezogen hatten, biese also nicht unbemerkt entschlüpfen konnten.
Wie schön! Allein wir haben schon in den Apfel vom Baume des Erkenntnisses gebiffen und da ist in diesem Paradiese für uns kein Platz mehr.
Die Zahl der Werthpapiere steigt! Das heißt denn doch nur, daß die aus den Geschäften und aus dem Handel gezogenen Unternehmergewinne in Werthpapieren angelegt werden. Welch ein vortrefflicher Troft für die Arbeiter, daß die Gewinne der Unternehmer steigen, wofür die Arbeiter lange Arbeitszeit und niedrige an Das erinnert Löhne haben. Bremer Droschtenkutscher des Herrn von Helldorff, der des Nachts frierend und wartend auf seinem Bock saß und sich damit tröstete, daß sein Herr währenddem glänzend bewirthet wurde. Die Kölnische Zeitung " scheint zu glauben, das deutsche Volt bestände aus lauter solchen genügsamen Droschkenkutschern.
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Kein Mensch wird leugnen, daß sich bei den im Ge
Es ist mir ganz neu," sagte derselbe in gerings schäßigem Tone, halb zu Jim Raft, halb zu dem Stelzfuß gewendet ,,, in der That, ganz neu, daß Kriegsschiffe der Ver einigten Staaten auch zum Transport von Emigranten verwendet werden."
,, Sehr originell, und auch mir ganz neu," antwortete Raft, aber das Blauwerden seiner Narbe verrieth, daß er sehr wohl fühlte, gegen wen der Angriff eigentlich gerichtet sei.
" Ich habe den Leoparden einlaufen sehen," fuhr der Lotse in derselben Weise fort, und Ihr mögt mich blind nennen wie eine gemalte Stüdpforte, wenn ich über seinen nennen wie eine gemalte Stüdpforte, wenn ich über seinen Schanzen nicht einige Köpfe mehr bemerkte, als er mit in See genommen hatte, und zwar Röpfe, zu denen eine Theertappe gepaßt haben würde, wie ein Feuereimer auf dem kahlen Schädel eines katholischen Heiligen."
Ich bestreite nicht, daß der Leopard beim Einlaufen einige Dugend Röpfe mehr zählte, als beim Auslaufen," antwortete Raft, und der Barometer in seinem Gesicht Ein neues donnerndes Hurrah hatte die Freigebigkeit deutete wieder auf ruhiges Wetter, denn er mochte wohl zu bes Bootsmanns belohnt, ein dampfendes Glas Whisky- der Ueberzeugung gelangt sein, daß eine aus Neugier hinEinber punsch, ein Bündel langer Thonpfeifen und ein Behälter geworfene Frage schließlich nicht immer eine Beleidigung mit feingeschnittenem holländischem Tabak waren vor ihn enthalte." Ja, einige Dugend Köpfe mehr," wiederholte er de 9 1h felbft hingestellt worden; die aufgestörte Gesellschaft ordnete finnend, nachdem er einen tiefen Bug aus seinem Glase ge
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Leute setzten sich zu Jim Raft an den Tisch, und sogar der luftige Wirth hatte seinen Platz hinter dem Schänttisch einem Gehilfen übertragen, um mit seinem Busenfreunde ungestört ein Stündchen bei vollen Gläsern zu verplaudern.
Die lebhafte Unterhaltung, welche bei Raft's Eintritt in der Halle geführt worden war, wollte indessen gar nicht wieder in den Gang fommen; es hatte den Anschein, als wenn Alle erwarteten, daß der noch seefeuchte Bootsmann das Wort ergreifen und mit der Erzählung seiner jüngsten Erlebnisse vortreten würde.
Dieser verharrte indessen längere Zeit schweigend und blinzelte nur zuweilen nach dem Gemach der Gentlemen hinüber, bis ihn endlich ein neben ihm sitzender Lotse durch eine hingeworfene Bemerkung, zum größten Ergötzen aller Anwesenden, zum Sprechen zwang.
gesetzt hatte; aber an den Beinen will ich mich aufhiffen lassen, und zwar an der Staae des ersten besten, schmutzigen, kauberwelschen Franzosen, wenn zu dem meisten dieser Köpfe eine Theerkappe nicht eben so gut paßt, wie zu einem Lotfenschädel!"
Der Lotse zog einen schiefen Mund, kniff ungläubig sein rechtes Auge zu und schleuderte furz hinter einander, wie eine Fumarole, ein halbes Dugend dichter blauer Dampf wolken mit Heftigkeit von sich.
Raft bemerkte die 3eichen und deutete fie ganz richtig. Er antwortete aber nicht sogleich, sondern ließ, um die Neugier seiner Zuhörer noch mehr auf die Folter zu spannen, ein eigenthümlich grimmiges Lächeln des Selbstbewußtseins um seine Lippen spielen.
Nach einer Pause nahm er die Pfeife aus dem Munde
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Die Steuerfähigkeit verbessert sich, die Armenlasten erhöhen fich kaum, sagt die„ Kölnische Beitung". Die Herren Geheimräthe, die über der Steuerreform" brüten, was werden sie davon denken. Wenns nur wahr wäre, werden werden sie davon denken. fie sagen in dieser Beit, da sich schon Finanzminister auf ben parlamentarischen Tribünen über die wachsenden fruchtUnd die Armenlosen Steuereretutionen beklagt haben. lasten! Man weiß, daß es eine stehende Klage großer und fleiner Gemeinden allerwärts ist, daß sie mit Armenlasten
in einer werden.
geradezu unerträglichen Weise überbürdet Da der Pauperismus wächst, müssen auch die Armenlasten wachsen. Die Kölnische 3tg." giebt den Pauperismus allerdings nicht zu.
Dieses Blatt scheint wirklich zu glauben, in der rosigen Beleuchtung seiner zahlungsfähigen Moral" nehme sich unsere wirthschaftliche Ralamität wie ein Paradies aus.
Einestheils ist es frivol, das Publikum so über seine Lage täuschen zu wollen; anderntheils aber ist es auch albern. Denn die Masse des arbeitenden Volfes, das seine Noth täglich und stündlich fühlen muß, läßt sich durch solche Gaufeleien über die Wirklichkeit nicht täuschen.
Politische Uebersicht.
T Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Buhl hat bekanntlich ein ,, warmes" Herz für die Arbeiter,_es_treibt ihn, auf eigene Fauft in Sozialreform zu machen. So hat er bei der pfälzischen Handels- und Gewerbekammer eine Untersuchung der Frauen, Kinder- und Sonne tagsarbeit in Fabriken angeregt, welche große Beachtung gefunden haben soll. Parteigenoffen des genannten Herrn sollen willens sein, auch in Sachsen und Preußen an die Handelskammern mit solchen Anträgen heranzutreten. Die arbeiterfreundlichen Herren wollen der Regierung an die Hand gehen, sie wollen vorarbeiten, damit eine sich über das ganze
und wies mit der Spige derselben nach dem„ Gemach der Gentlemen" hinüber. Dort fißen ein paar Passagiere des Leoparden," hob er endlich an, und indem er sich etwas über den Tisch lehnte, benutzte er den Augenblick, in welchem die Aufmerksamkeit Aller sich der angedeuteten Richtung zu wendete, seinem Freunde Stelzfuß in's Ohr zu flüstern: Verdammte Landpiraten! ich muß signalisirt werden, wenn fie Anker lichten!"
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Der Sielzfuß niďte zustimmend und entfernte sich auf einige Minuten aus der Halle, und bald darauf hingen die Blicke aller Anwesenden wieder an dem Wunde des Bootsmannes, von dem man nunmehr einer weiteren Erklärung seiner geheimnißvollen Worte entgegenfah.
Ja, richtige Passagiere des Leoparden. Rönnten Euch ein Garn spinnen, wie sie an Bord des Leoparden gekommen, ein Garn, länger als eine Lothlinie; ja, das ist originell."
Wiederum griff er nach seinem Glase, und indem er daffelbe langsam an die Lippen führte, weidete er sich an der Spannung seiner Buhörer, die allmälig, näher zu ihm herangerückt waren und ihn in dichten Gruppen umgaben. Endlich, nachdem er sich noch einmal heftig geräuspert und eine neue Pfeife angezündet hatte, begann er:
Kommt der Leopard aus den westindischen Gewässern, wo er so lange gekreuzt, um auf den Neufundlandbänken einen furzen Ausgud zu halten. Eine steife Bö aus West, Südwest bei West; Kours: Nordnordwest bei Nord; halbe Dampfraft; dichtgereeftes Großmarssegel, Großsegel, Fod, Borstengestagfegel und Befahr stagfegel. Alle übrige Leinwand eingeholt und zierlich zusammengefaltet, wie'n Sonntagnachmittags- Hemde, oder das Taschentuch einer Brautjungfer. Ganz originell! Weht also, daß die Haare vom Kopfe fliegen, und dazu macht der Himmel ein Gesicht, wie'n Midshipman vor einem verfalzenen Reispudding; und haben die Seen weiße Perrücken, daß der gepuderte Leibfutscher der Königin von England sie darum hätte beneiden mögen."
" Denke, Ihr müßt schon solchen Leibkutscher gesehen haben?" unterbrach der Lotse den redseligen Bootsmann.
,, Goddam, mehr wie einen!" antwortete Rast, indem er zwei Dampfwollen, eine durch die Nase und die andere