Desselben beizutragen; ein jedes Mitglied sei Agitator, ein jeder luche die Fernstehenden heranzuziehen.— Bei der Wahl des -voistandes wurden wiedergewählt: Robert Schultz, August Steindorff, Vorsitzende', Frauke, Kassirer; Tubbecke. Schestel, neuqewähll wurde Armerding als zweiter Kassirer und Gutsche als Beisitzer. Von den Revisoren schied Herr J�eise aus seinem Amte, und wurde derselbe durch Herm ysocooed ersetzt. Der Verein beschloß, am Sonntag, den Juli, eine Herrenpartie zu veranstalten; das Nähere wird noch bekannt gemacht. In der Versammlung des Fachvereins der Töpfer, welche am Mittwoch, Köpenickerstr . 100 stattfand, ver- «ls der Vorsitzende, Herr Bormann, zunächst das Statut des Vereins, um zu beweisen, daß der Verein auf gesetzlichem Boden die materielle und moralische Lage der Töpfer zu heben oestrebt ist und berechtigt sei, an die Meister die Forderung zu stellen, daß sie das Streben des Vereins unterstützen. Der Verein habe sich mit dem Gesuche an die Meister gewendet, dce Lage der Gesellen zu prüfen und eine Regelung der Lohn- Verhältnisse herbeiführen zu helfen. Da die Master diesem Gesuche in keiner Weise Folge gegeben, habe der Verein allein vorgehen müssen. Der Minimalakkord-Lohntarii, den die vom Verein eingesetzte Lohnkommission ausgearbeitet hat, sei in öffentlichen Versammlungen gut geheißen und dann allen Meistern zugeschickt worden mit der Aufforderung, durch Namcnsunterschrift sich auf denselben zu ver- Pflichten. Von den gerecht das Vorgehen der Gesellen Von vielen Meistern sei der gesinnten Meistern werde gebilligt und unterstützt. Tarif bereits unterschiieben worden. Tie sehr lebhafte Diskusston, an welcher sich auch zwei Meister, die Herren Haase und Tick, betheiligten, bezog sich vor- Zugsweise auf die feindselige Haltung, welche von den am Montag, Neue Friedrichstraße 44, versammelt gewesenen ca. 30 Meistern dem Fachverein und den Gesellen gegenüber cmgenmnmen worden ist. Nach dem im„Berliner Volksblatt" erschienen Berichte, welcher in seinem Wortlaut mitpetheilt wurde, wurde die Lohnkommisfion der Gesellen von der Theil- Nähme an dieser Versammlung ausgeschlossen. Den Gesellen wurde die Berechtigung dazu, die Regelung der Loanfrage in vre Hand zu nehmen abgesprochen. Vom Obermeister und Stadtverordneten Grothausen wurde der Fachverein als eine «Gesellschaft" bezeichnet,„die sich zusammen- ß er ott et habe, um höhere Löhne zu erzielen". Sich zuerst <m den Porstand der Innung zu wenden, das habe diese ttlf�ellschnst" nickt für nöthig gehalten. Die Unterschriften der Deister zu dem Tarif seien zum großen Theile gefälschte. �rrr Steffen bezeichnete das Vorgehen der Gesellen als schroff uuo empfahl ein brüderliches Zusammengehen mit den Jnnungs- Delstern, um Front gegen die Gesellen zu machen. Von An- ueren wurde behauptet, der Streik sei völlig vom Zaun gc- arochen. Herr Haase meinte, daß der Fachverein nur„Strolche" erziehe. Herr Zick gab zu, daß der geforderte Lohn„guten" Arbeitern bezahlt werden müsse, behauptete aber, daß ein Drittel der Gesellen nicht gute Arbeiter, fondern„Strolche" seien. Einige Mitglieder der Lohnkommission seien. Ver- stihrer und Aufwiegler des Volkes". Je mehr bezahlt würde, desto mehr würde gebummelt.— Alle diese Aeußerungcn der Meister wurden in der Diskussion einer scharfen Kritik unter- sogen und als unwahre Beschuldigungen und Verleumdungen energisch zurückgewiesen. Herr Haase erklärte, daß er nur gesagt, wenn der Fachverein keinen Unterschied zwi- schen guten und schlechten Arbeitern gelten lasse und dafür eintrete, daß auch der schlechteste Arbeiter einen Lohn von 4,50 Mark täglich bekommen soll, dann werde er„Strolche" erziehen. Den Tarif zu unterzeichnen, habe er nicht nöthig, da er schon höhere Löhne bezahle. Herr Zick stellte in Abrede, daß er in der Meisterversammlung am Mon- jag gesagt habe, ein Drittel der Gesellen seien„Strolche". die°n unl) für � mA�eichnung Lohnbewegung der Gesellen habe er durch ._____„ des Tarifs und auch dadurch bewiesen, daß « m t)Cr Meisterversammlung für die Verhandlung mit der «ankommisston eingetreten sei. In Bezug auf die Klage der Deister, daß so viele Gesellen untüchtig seien, wurde darauf Angewiesen, daß daran die Meister schuld seien, da die meisten ihnen ihre Pflicht, die Lehrlinge zu tüchtigen Gesellen zu riehen, nicht erfüllen. Nach Schluß der Diskussion theilte Jperr Putsch drei Schreiben von Kollegen aus Kopen- Nagen, aus Magdeburg und aus Forste mit. Der Stiege in Forste meldet, daß die Gründung eines Kchvereins beabsichtigt werde. Darauf wurde nach kurzer VlSkusfion der Antrag, den streikenden Kollegen, die in den Fach- verein eintreten, das Eintrittsgeld(50 Pf.) zu stunden und ?ur den statutenmäßigen Monatsbeitrag von 30 Pf.(in Stelle r® für Juli und August noch zu bezahlenden erhöhten Bei- crags von 50 Pf.) aufzulegen, mit allen gegen 2 Stimmen an- genommen. Der Vorsitzende theilte mit, daß ihm während der Versammlung von 4 Meistern Zustimmungserklärungen zudem zugegangen seien und konstatirte, daß nun bereits 62 Meister sich auf den Tarif verpflichtet haben. Die zum Streik- vom 7. bis 14. Juli eingegangenen Beiträge betragen 1U20 25 Mark. Nachdem Herr Thieme noch dazu aufgefordert. «us das„Berliner Volköblatt" und auf den„Bauhandwerker" »u abonniren, erfolgte der Schluß der Versammlung. „ hf». Die General-Versammlung der Zentral-Kranken- «Nd Eterbetasse der Fabrik- und Handarbeiter de, derle, Mchlechts(E. Hilfsk., Sitz Dresden ) wurde am Mittwoch, Korgens 8 Uhr. in der„Urania ", Wrangelstraße 9, durch den .fjjntzenben des Zentralvorstandes, Herrn Schmidt, eröffnet M provisorisch geleitet. Nach Verlesung der Bcglückwünschungs- Telegramm?«nn Filialen und nach Vornahme W-F"vung. welcher ocr am-llormmu» w-T*"- f- /yy Ii'«f« Ae Anwesenheit von 113 Mandatsinhabern aus allen Thei en Sfeutschlands. Ter Schluß der Verhandlungen des ersten �°ges erfolgte erst Abends 8 Uhr..., Die General- Versammlung der Zentral- Kranken- U Sterbekaffe der Fabrik- und Haiidarbeiter beiderlei W�echts nahm in ihrer Sitzung vom Donnerstag, 16. Juu, o�r�afsenbericfit entgegen. Derselbe lautete wie folgt: Die «ahl der Mitglieder beträgt 14 905. Dieselben vcrtherlen sich .die 4 Klaffen' 3171, Uitio �-iuittungsbüchcr a 20 Pf.— � J,2 Statuten a 10 Pf.= 1415 M. 20 Pf. Zuschuß aus der uptkaffe 6386 M. 70 Pf. Delegirtensteuern 5758 M. 83 Pf. Jrafgelber 298 M. Diverse Einnahmen 4401 M. 47 Pf. Äftfc. e einzelnen Ausgabe-Posten bctnigen: Kranken- Unter- 2%ung 61 436 M. 27 Pf. Porto 316 M. 45 Pf. Schreib- M M. 54 Pf. Vergütung für Zeitversäumnisse Inserate 496 M. 84 Pf. An die Haupt- 66 Pf. Bestand in den Filialen 2529 M. Sterbefall 52 M. Diverse Ausgaben 1833 M. Gesammteinnahme 109511 M. 75 P. Die Gesammt- h,s.'»°be betrug 83 365 M. 56 Pf. Demnach bleibt Kassen- J35 26 146 M. 19 Pf. taaenu n.�vbersammlung. Die in der Viktoriabrauerei Versammlung der streikenden Maurer war abermals Mit% gesucht. Der Vorfitzende Herr B e h r e n d theilte er ju£ ber Tod des Kollegen Fassei tief zu bedauern sei, da ° oen ruhigsten Charakteren gehöre und bezeichnete den Vorfall als ein trauriges Zeichen der Zeit. Zur Sache selbst nahm Herr Eckstein aus Zwickau , welcher zufällig nach PotS- dam berufen war und die Gelegenheit benutzte nach Berlin herüber zu kommen das Wort. Redner begrüßte die Berliner Kollegen im Namen der sächsischen und thüringischen Kollegen, mit denen er seit einiger Zeit Fühlung habe- Als alter an Erfahrung reicher Kollege, bedauert er die provinziale Presse in Betreff ihrer lügenhaften Berichte, welche zu Ungunsten der streikenden Maurer in Berlin lauten, fest überzeugt sei er, daß die Kollegen in Berlin den Streik nicht frivol beschlossen haben, sondem denselben Gedanken haben als er Redner, daß der Streik von den Arbeitgebern durch ihr schroffes Verhalten den Gesellen gegenüber hervorgerufen worden ist. Die Hauptrolle spielen doch' die Bedürfnisse. Aus Allem ginge hervor, daß ein Maurer in Berlin fait täglich soviel verdienen müsse, was in vielen Provinziah Städten in der Woche ver- dient werde. Unter scharfer Kritisirung der Jnnungemeister und ihrer Bestrebungen, die Löhne herabzudrücken, zitirt Redner das Beispiel von Hamburg vom Jahre 1873, wo man 13 Wochen gestreikt hat und die letzten Arbeiter erst im No- vem ber eingestellt, die Meister aber gezwungen wurden für jeden Gesellen, welchen die Lohnkommrssion ihm zuschickte, 5 M. Strafe zu zahlen. Dort aber sammelten die Gesellen einen Unterftüyungsfonds von mehreren 1000 M. zur Entschädigung der betreffenden Gemaßregelten. Sollte dies nicht augenblicklich auch für Berlin zu erreichen sein? Wenn sie auch den Streik nicht direkt gewinnen, so hätten die Maurer immerhin noch nichts verloren, das beweise Leipzig und der dortige Streik vom vorigen Jahre. Jetzt bemühte man sich auf beiden Seiten in diesem Jahre es nicht zu einem Streik kommen zu lassen. Die dortigen Meister wollten lieber die Forderungen der Gesellen aus eigenem Antriebe gewähren, ehe sie es in diesem Jahre zum Streik kommen ließen. Sogar die verbissenen Zünftler fügten sich der Macht der Verhältnisse. Ein nettes Beispiel von Ar- beiterfreundlichkeit sei es, daß laut Jnnungsbeschluß kein streikender Maurer von Berlin in einer anderen Stadt Arbeit, erhalten solle, und dennoch in Leipzig 200, in den übrigen Städten Deutschlands 5000 arbeiten. Hier gilt einfach das Wort: Kannst du arbeiten, dann bist du mein Mann. Redner drückt seine Freude darüber aus, daß die Berliner Maurer trotz aller Hetzereien ihrer Gegner ihre ruhige Haltung bewahren. Wisse er doch, daß alle Exesse in solchem Kampfe von anderer Seite kommen, welche man den Streiken- den z schreibt.«Allgemeiner Beifall.) Er schließt mit den Worten: Der Arbeiter hat keine anderen Waffen, wenn er in den Kampf zieht, als seine Arbeitskraft, und diesen Reichthum nimmt ihm Niemand gern ab, er ist auch sicher, daß er mit dieser Waffe weiter kämpfen kann, und s o lange, bis er zum Siege gelangt. In erster Linie gelte dies den Berliner Maurern.(Rauschender Beifall). Hierauf be- merkte Herr Behrend, nachdem er vorher dem Referenten im Namen der Versammlung seinen Dank ausgedrückt: Alle Hetze- reien der Meister gegen die Gesellen sind Humbua. Unter großer Heiterkeit der Versammlung theilte Maurer Höst mit, daß ihn sein Arbeitgeber gebeten habe, doch die Arbeit aufzu- nehmen, er wolle gern bezahlen, aber 5 Mark sei doch u n g e- setzlich.(Stürmische Heiterkeit). Nach Erledigung einiger Fragen betreffs des Begräbnisses des so unschuldig zu Tode gekommenen Kollegen Fassel, welcher mit Musik unter zahl- reicher Betheiligung der Kollegen beerdigt werden soll, schloß der Vorsitzende mit einem Hoch auf die Versammlung. Reinickendorf , 17. Juli. Am Sonntag, den 12. d. M., fand hier eine Volksversammlung im Lokale des Herm Budcwitz statt. Herr Laske referirte über das Arbeiterschutzgesetz und die Sonntagsruhe. Der Referent machte es jedem Arbeiter zur Pflicht, mit allen Kräften danach zu streben, daß das Arbeiter- schutzgesctz zur Durchführung gelange, denn nur durch die Einfühmng eines gesetzlichen Normalarbeitstages würden die Arbeitslosen Beschäftigung finden und die Lohnverhältnisse bessere werden. Auf die Gefängnißarbeit eingehend, betonte der Vortragende, daß 80—90 Prozent der Unternehmer in Zuchthäusem und Gefängnissen arbeiten lassen. Die dort angefertigten Waaren werden von den Fabrikanten auf den Markt gebracht und zu Spottpreisen verschleudert, wodurch der kleine Handwerker und der freie Ar- beiter in Mitleidenschaft gezogen werden und trage somit die Gefängnißarbeit dazu bei, daß der kleine Handwerkerstand mehr und mehr verschwindet. Auch die Frauen- und Kinder- arbeit müsse beschränkt werden, da die Familie darunter leide. Hauptsächlich sei die Kinderarbeit gänzlich zu beseitigen, da die Kinder durch Beschäftigung in dunstigen Fabriken an ihrer Gesundheit Schaden nehmen, und in ihrem reifen Alter dahin- siechen und einem frühen Tode entgegen gehen. Ebenso müsse die Sonntagsruhe vom Staat gesetzlich eingeführt werden, da der Arbeiter, wenn er sechs Tage ununterbrochen beschäftigt gewesen, einen Tag zur Ruhe nöthig habe. An diesen mit Beifall aufgenommenen Vortrag schloß sich eine Diskusston, an welcher sich mehrere Redner, namentlich Herr Thomä, im Sinne des Referenten bethciligten. Durch eine Petition an den Reichs- tag, betreffend das Ärbeiterschutzgesetz, werden auch die Reinicken- dorfer Arbeiter zeigen, daß dieselben vön der Einführung dieses Gesetzes eine Verbesserung ihrer Lage ermatten. Offenbach , 15. Juli. Gestern Abend fand Hierselbst eine Wähleroersammlung statt, um einen Bcttcht des Reichstags- avgeordnetcn Liebknecht über die Tbätigkeit des Reichs- tags entgegenzunehmen. Die durch Botschaften und Aus- sprüchc des Fürsten Bismarck in Aussicht gestellte Sozialreform — führte Redner aus— sei im Laufe der letzten Session voll- ständig in den Hintergrund gedrängt worden durch eine Jnter- essenpolitik einzelner Gruppen, die ihre eigenen Interessen als diejenigen der Gesanimthcit hingestellt hätten. Den Interessen des Volkes entspreche keine der bestehenden Patteien und des- halb vollziehe sich jetzt eine Zersetzung derselben, die leider durch den Kulturkampf verzögett werde. Dieser erhalte nicht blos das Zentrum, sondern auch die nationalliberale Pattei und verleihe dem Fürsten Bismarck den Nimbus eines nationalliberalen Mannes. Im Reichstage habe man einer starken, nicht zu durchbrechenden Majontät gegenüber gestanden, gegen die jeder Kampf aussichtslos war, wenn er mcht nach Außen, in die Massen verlegt wurde. Seine Pattei sei daher keine parlamentattsche Pattei wie die Fortschttttspartei, sie halte nicht bei jeder Zollposttion nutzlose Reden, sondem habe nur ihren Standpunkt pttnzipicll darzulegen, und sie wäre verloren, wenn sie auf dieses Niveau hinabsteigen würde. (Bravo !) Daß die Getreidezölle vom Auslande getragen werden, dürfe man heute emsthasten Leuten nicht mehr sagen. Der be- schränkteste englische Tory wisse, daß Schutzzölle auf Getreide nicht durchzuführen find, wenn England seine Stellung auf dem Weltmärkte behaupten wolle. Dm glänzenden Geschäften, welche die Agrarier gemacht, stehe auf der andern Seite das Fiasko der Sozialreform gegenüber. Mit vollkommenem Rechte habe seine Partei die Kolonialpolitik bekämpft. Man follte den Woennann, Hansemann u. s. w. sagen, nehmt die paar Millionen, aber verschont uns mit den Fieberkolonien, geht selbst hin(Beifall). Die Kolonialpolitik habe die Ausfuhr nichf bedeutend gesteigert, bttnge aber England in feindliche Be- zichungen zu uns. Bei dieser unglücklichen Kolonialpolitik werfen wir nicht mit der Wurst nach der Speckseite, sondem mit der Speckseite nach der Wurst. Die Einnahmen gehen an Wenige, aber das ganze Volk hat zu bezahlen. Es werden soaen. Millionäre gezüchtet, was Bismarck einmal als Vor- tdeil der mglischen Kolonialpolitik hinstellte. Eine emst- bafte soziale Reform könne nur in Deutschland selbst aemacht werden. Die von Seiten der Regiemng ins Werk gesetzte sei als solche nicht anzuerkennen. Krankenversiche- runa Unfallversicherung und Altervcrsorgung berühren das Arbeitsvcrhältnkß absolut nicht, sondern ordnen nur das Armen- wcsen in etwas anderer Weise als bisher. Das Krankenkassen- aesetz habe in mancher Richtung gute Wirkung gehabt. Das Unfallgesetz sei aber außerordentlich mangelhaft, und die von der Regierung vorgeschlagene Verbesserung, die Einbeziehung der ländlichen Arbeiter, die den preußischen Junkern sehr fatal wäre, ist unter den Tisch geflogen.( Aus dem Reichstage selbst kamen die Hettling'schen Resolutionen zur Verhandlung, dann folgte das Arbeilerfchutzgesetz. Daß die Partei damit zuletzt gekommen, rühre daher, daß man sich nicht mit bloßen Reso- lutionen begnügen wollte, es aber außerordentlich schwieng sei, ein Gesetz aufzustellen, das als Fundament dienen soll und in den Rahmen der wirthschaftlichen Verhältnisse und der Gesetz- gebung hineinpaßt, das ein Programm für die soziale Reform, soweit sie momentan möglich, darbietet. Man wollte die Leute veranlassen, Farbe zu bekennen und ihre theoretische Arbeiter- freundlichkeit zu bethättgen. Dieser Entwurf wurde bei Seite geschoben ohne eigentliche Debatte. Nachdem Gttllenberger ihn motivitte, bekämpfte ihn der Abg. Hattmann, einer der Eides- Helfer des Herm Stöcker, und damit war die Sache fettig. Die Arbeiterschutz-Kommisfion, der er überwiesen wurde, konnte über die Frage der Sonntagsmhe nicht hinauskommen. Als endlich die nichtssagende Resolution bezüglich der Sonntags- nche zur Verhandlung kam, stellte sich Bismarck vollständig auf den Standpunkt des" Manchestetthums. Zu einem Beschlüsse ist der Reichstag in der Sache nicht einmal gekommen. Das Arbeiterschutz- Gesetz sei nicht die soziale Reform, sondem nur die Brücke zu derselben. Es organisire allerdings das Arbeits- verhältniß, regle die Arbeitszeit, stelle den Arbeiter den übrigen Klassen gleich, schütze ihn gegen Ausbeutung. Eine solche Arbeiterschafl werde keine Putsche untemehmen; aber zu glauben, daß dadurch die Krisis beseitigt, für jeden Arbeiter Arbeit geschafft werde, sei Illusion. Die Knsen seien nicht zu beseiiigen, so lange die Arbeitsinstmmente Monopol ein- zelner Personen sind, und keine staatliche Regelung der Arbeit einKitt. Der Uebergang aus der alten in die neue Gesellschaft vollziehe sich mcht über Nacht; von einer Heber» stürzung würde die Arbeiterklasse selbst den größten Schaden haben. Nicht im Reichstage, sondern durch den Druck von außen sei das Arbeiterschutz- Gesetz zu erreichen; den 24 Abgeordneten im Reichstage fehle die Kraft, sie seien in der Minorität, die Macht sei in den Arbeitermassen. Wir werden am ersten Tage, wo der Reichstag zusammenttttt, da? Gesetz wieder vorlegen, und wenn die Arbeiter ihre Schuldig- keit gethan haben, so wollen wir sehen, ob wir es nicht durch- setzen. In Bezug auf den Parlamentattsmus herrsche voll- ständige Einigkeit. Der Schwerpunkt der Thätigkeit der Fraktion liege außerhalb des Reickstages, weil sie in demselben noch nicht die Majorität habe. Eine Aristokratie von Schön- rednern wolle man nicht großziehen, sondern Jeden zu Motte kommen lassen. Von den sogenannten Spaltungen sei nur in der feindlichen Presse die Rede, welche jeden vorkommenden Fehler an die große Glocke hänge. Ein demokrattsches Blatt der Nachbarftadt Frankfutt brachte einen Attikel, wonn es hieß, Bebel sei die Witthschaft unctträglich geworden, er habe sich Frohme gegenüber auf den Standpunkt gestellt, daß es mit dem Parlamentattsmus nichts mehr sei, und er mache gegen die Fraktion Front. Ein solcher Verrath sei Bebel nickt ein- gefallen. Er(Redner) habe sich früher auch gegen den Parka- mentarismus erklärt, das war aber zur Zeit des Norddeutschen Bundes: jetzt, nach Begründung des Deutschen Reiches, sei die Möglichkeit gegeben, veimittelst des allgemeinen Stimmrechts Reformen herbeizuführen. Wir gehören nicht zu denen, welche Stauben, durch einen momentanen Aufstand, einen Revolver- huß, eine Dynamitpakone die bestehenden Verhältnisse umstürzen zu können; das könne man nur, indem man das allgemeine Stimmrecht ttchtig benutze. Innerhalb der Frastion sei ein Streit über die Damrfersubvention gewesen; es haben aber keine pttn- zipiellen Gegensätze bestanden. Dann sei der Erlaß der Fraktion gekommen, der sich nicht, wie behauptet worden, gegen die Opposition in der Patteipresse gerichtet habe, sondern gegen etwas Anderes. Von Seiten ausländischer Genossen war eine Resolution gefaßt worden, welche die Politik der Fraktions- Mehrheit veruttheilte und die Genossen in Deutschland auf- forderte, Stellung zu nehmen. Da habe die Frattion erklärt, das Parteimgan habe nicht das Recht, jetzt, umer dem Sozia- listengesctze, der Pattei in den Rücken zu fallen, und eine Att Plebiszit zu organistren. Das zweite Unrecht war, daß die Redaktion an das Schreiben eines Frattionsmitgliedes, wel- ches sie zum Abdruck brachte, Bemerkungen geknüpft hatte, welche der betreffenden Erklärung die Spitze abbrachen. Ferner wurde ein Brief aus London aufgenommen, wottn es hieß, daß diejenigen, welche für die Dampfersubvention sind, aus der Fraktion hinausgeworfen werden müßten. Nicht gegen freie Meinungsäußerung, sondern gegen diese Taktik sei der Erlaß gerichtet gewesen. Nun wurde der Streit, der in Züttch ausgebrochen und damit erledigt war, nach Frankfurt ge- tragen, wo seit Jahren gewisse Streitigkeiten persönlicher Art bestanden, die jetzt wieder aufgewärmt wurden. Er (Redner) habe den Frankfutter Aufruf selbst abgedruckt, einmal um zu zeigen, daß die Fraktion die schärfste Ktttik nicht scheue, dann aber auch, weil ihm daran gelegen habe, daß Diejenigen, welche das Sozialistengesetz für harmlos halten, sehen, daß dasselbe in ungeduldigen Menschen Leidenschaften erregt, die nicht gut sind für die friedliche Entwicklung der Ge- sellschaft. Die Kur war vottrefflich; Diejenigen, welche diese Ausschreitungen begangen haben— denn es waren große Dummheiten in dem Aufrufe— haben eingesehen, welche Fehler sie gemacht. Die Pattei stehe einig da auf dem Boden ihres Programms. Es gebe Niemanden, der nicht, falls einer davon abweichen wollte, dagegen vorgehen würde, wie s. Z. gegen Rittinghausen. Man möge die parlamentattsche Frak- tion in die Lage bringen, auch für die Ungeduldigeren etwas zu thun. Das liege aber nicht in der Macht der parlamentarischen Vertreter, sondem in der Macht des arbeitenden Volkes. Dort tbue man seine Schuldigkeit; dafür garantire er, daß die Reichstagsfraktion die ihttge thun werde.(Leb- hafter Beifall.)— Es wird folgende Resolution zur An- nähme vorgeschlagen:„Die am 14. Juli 1885 im Saale der Schlosser'schen Liegenschast tagende Wählerversamm- lung, bestehend aus ca. 500—700 Personen, hat beschlossen: Wir sind für Abschaffung der Sonntagsarbeit, wir sind mit dem von den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten vor- gelegten Arbeiterschutzaesetze einverstanden und fordern dessen Annahme durch den Reichstag , und endlich erklären wir unsere Zustimmung zu dem Gesammtverhalten und der Gesammt- Satiakeit der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion. Abg. Liebknecht bemerkt noch, daß der Wunsch geäußett worden, in emerResolution auszudrücken, daß eine Spaltung nicht bestehe; mm uns �n den Frankfutter Streit einzumischen, das ist eine Sache der frankfurter, der man keine größere Wichtigkeit beilegen soll, als sie hat. Es ist dies kein neuer, sondem ein uralter streit. Seinen Freund Sabor müsse er gegen den ihm vom Vorredner gemachten Vorwurf in Schutz nehmen. Er glaube die Versicherung geben zu können, daß Ordnung geschaffen worden ist, und jedenfalls, wenn es nicht schon der Fall wäre, geschaffen werden wird; wir werden keinen Streit mehr haben. Soweit Andere sich einmischen, haben sie es zu thun als Frie- densstifter, nicht als solche, die Oel in's Feuer gießen.— Die
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten