E
H
gesucht; in verschiedenen Distrikten, wo man sich auf die Bucker rübenindustrie gelegt hatte oder legen wollte, ist die Bedrängniß eine noch größere. Sonach läßt sich weder in Stadt noch Land von einer besonders erfreulichen Lage der arbeitenden Klaffen fprechen. Gerade darin aber liegen doch wohl die denkbar günstigsten Vorausseßungen für ein Emporwuchern der sozial demokratischen Agitation. Wie hat man solche Verhältnisse früher, in den fiebziger Jahren, auszunuzen gewußt! Troß alles dem beobachten wir überall ein außerordentlich ruhiges, fried liches Bild. Da ist nicht von Streits die Rede; es fommt faum vor, daß die großen Arbeitseinstellungen in Berlin beachtet werden. Wohl aber läßt sich aus mehr as einer Stadt berichten, daß die Arbeiter mit großem Intereffe und Eifer fich Den Bildungen der neuen Organisationen für die Kranken- und Unfallversicherungen widmen. Wie ganz anders würde es in allen diefen Beziehungen gewesen sein, wenn die wüste, aufheßende Breffe der Arbeiterpartei", wie man solche bis 1878 fannte, bestanden hätte! Ja, zweifellos liegt hier ein Erfolg des Sozialistengefeßes vor, der wirksamer gar nicht hätte gedacht werden können. Wer nach den in Schleswig - Holftein gezeitigten Erfahrungen für die Aufgebung des gedachten Gefeßes, das zum Bestehen der großen Maffe der Arbeiter, wie aller übrigen Klaffen fich gleich segensreich bewährt hat, das die Basis für die Durchführung der Sozialreform und so mancher privaten gemeinnüßigen Bestrebungen bildet, eintreten kann, der überfieht aus politischem Doftrina ismus die ernstesten Beichen feiner Beit. Indeß möchten wir annehmen, daß auch bei der nächsten Entscheidung des Reichstages über die Verlängerung Des Sozialistengefeßes die vier deutsch freisinnigen Abgeordneten aus Schleswig- Holstein nicht geschloffen gegen die Aufrechterhaltung des Gesetzes stimmen werden." Der deutsche Reichstag wird sich in Bälde mit der Ver längerung des Sozialistengeseges zu befassen haben und deshalb wird jegt eifrig daran gearbeitet, die erzieherische Wirkung dieses Gefeßes durch allerhand Rebelbilder darzuthun. Der Schlaufopf wundert sich, daß von Streits feine Spur in Schles wig- Holstein vorhanden ist, führt aber andererseits an, daß überall Arbeiterentlassungen stattfinden! Wenn die Arbeiter unter solchen Verhältnissen streifen wollten, wären fie in der Th noch dümmer, als wie der unwissende Schreiber solcher R eilen. Die Nuhe, welche unter solchen Umständen vorhar en ift, fündete an, daß Handel und Wandel darniederliegt bak die Mehrheit der Bevölkerung jener Gegend der Ves daß die heimfällt. Und solcher Bustand erregt die carmung an Schwäger! Könnte man da nicht mit Re- Freude dieser ht ausrufen: Herr vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was fie thun?! Die Stupidität dieser Leutchen ist grenzenos. Sie hören weder mit aufgefperrten Ohren, noch sehen sie mit offenen Augen. Denn wäre diefes nicht der Fall, so müßten sie bei einigem Nachdenten doch begreifen können, daß, wenn die Masse der Bevölkerung vermöge ihrer Sch
F
lann, der Staat, bas aterlanen Lage nichts tonsumiren
-
-
Aber was verstehen dies findischen Menschen von dem Wohl befinden des Staates Der Staat bestehe so glauben fie aus einer Handvoll Bevorzugter Individuen, und wenn es denen wohl ergeht, so stimmen sie ihr hallelujah" an.
Wie der aubfrosch an einem sonnenreichen Tage, so tommt auch beim Schein der ihm wohlwollenden Regierungs fonne der Nationalliberalismus wieder zum Vorschein. Im Wahlkreise palle haben die braven Vertreter des„ nichtssagenden" Brinzips fich mit den noch braveren des Freisinns vereinigt, und im Wahlkreise Rügen - Frenzburg ist" dies mit den allerbravsten, den Konservativen, gelungen. Arm in Arm liegen fich Nie, welche so lange getrennt waren und doch keine Ursache
batt
en, sich dem Schmerz der Trennung hinzugeben. Sie haben mlich erkannt, daß sie nur einer Heerde angehören und fur einen Hirten haben können, und deshalb wollen fie fich Femeinsam zu einer Partei bekennen. Wohl bekomm's ibnen!
Die revidirte Submissions- Ordnung, welche demnächst zur Publikation gelangen soll, wird dem Vernehmen nach befondere Bestimmungen betreffs der Minimalgebote ent balten, die den 3wed haben, die Schleuderkonkurrenz von der Betheilignng an der staatlichen Submission auszuschließen. Gebote, welche nach dem Urtheile der Behörde den Selbstkostenpreis nicht erreichen, würden demnach zurückgewiesen werden.
Betreffend das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Wurst amerikanischen Ursprungs, hat der Finanzminister unterm 18. b. M. im Einverständniß mit dem Reichskanzler bestimmt, daß bei der Einfuhr von Schweinefleisch einschließlich der Specieiten aus Frankreich nach Deutschland auch solche Ursprungszeugnisse zuzulaffen find, welche von der betreffenden französischen Orts behörde ausgestellt und von dem zuständigen deutschen Ronsul bezw., wo ein solcher nicht bestellt ist, von der kaiserlichen Botfchaft zu Paris legalifirt find.
Die Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, des Kultus, des Innern und für Landwirthschaft haben, wie der Post" mitgetheilt wird, einen gemeinschaftlichen Erlaß an die Provinzialregierungen gerichtet, um den äußeren Störungen entgegenzutreten, welche eine würdige Feier
das Erröthen des jungen Mädchens war ihr nicht entgangen, wie fie auch den Grund desselben ahnte. Hier stecken sie den Bekennern der geläuterten Lehre hilfreich die Hand ents gegen, um sie an einer andern Stelle dafür mit doppelt durchdachter Bosheit zu verfolgen. Wer weiß, ob sie fich herbeigelaffen hätten, uns Rettung zu bringen, wäre es ihnen bekannt gewesen, daß die Mehrzahl der Passagiere Mormonen feien
H
Nicht doch," unterbrach Hertha mit sonst an ihr nicht gewöhnlicher Heftigkeit ihre Gouvernante ,,, fie find uns beigesprungen, weil wir Menschen waren, bie am Rande des Verderbens standen, ohne zu fragen, wer wir seien unb woher wir gekommen, wie es nicht nur einem Chriften und Mormonen, sondern sogar auch einem Heiden geziemt-"
,, Und dennoch bieten fie jetzt Alles auf, um unfere heilige Gemeinde zu vernichten, wie sie einst den Das Wachsen unserer Tempel in Nauvoo zerstörten. Gemeinde flößt ihnen Besorgniß ein; sie fürchten den großen Anhang, welchen unsere Propheten unter allen Bölfern gewinnen, und sehen in Gedanken schon das Mormonenthum über den ganzen Erdball verbreitet, als bie allein feligmachende und regierende Religion; und des halb, mein liebes Kind, gerade deshalb wünschen fie, bas üppig wuchernde, wahre Wort Gottes im Reime zu er
ftiden."
Der Ausbruch eines Krieges kann freilich nicht mehr fortgeleugnet werben," sagte Hertha traurig, allein ich hoffe noch immer mit Zuversicht, daß unsere Feinde in fich gehen und die in frommer Ueberzeugung bargereichte Hand nicht zurückweisen. Es wäre zu grausam; nein, Gott kann es nicht wollen, daß unsere Gemeinde von Neuem verfolgt jet schon nach vielen Tausenden zählen; unser Wachsihum it boch kein Verbrechen!"
der Sonn- und Festtage beeinträchtigen, diese Regierungen aufgefordert, die in der bereits bestehenden, hierauf be züglichen Gesetzgebung getroffenen Bestimmungen auf das Strengfte zu handhabeu und namentlich dafür Sorge zu tragen, daß die gewöhnliche und regelmäßige Dauer des vor- und nachmittägigen Hauptgottesdienstes beider chriftlichen Konfefsionen an Sonntagen, dem ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Neujahrstag, dem Ostermontag, dem Bußtag, dem Himmelfahristag und dem Pfingstmontag nicht gestört werden, daß namentlich alle öffentlichen bemerkbaren Arbeiten sowohl als alle geräuschvollen Beschäftigungen in den Häusern( als Erntearbeiten, Erd- und Kulturarbeiten, Auf- und Abladen der Frachtfuhrwerke auf öffentlichen Straßen und Pläßen, auch fofern dadurch bemerkbares Geräusch vo fommt, in geschloffenen Höfen, der Betrieb Geräusch machende Handwerke, Arbeiten an Bauten, Arbeiten in den Fabriten c.) unterbleiben, sofern nicht Nothfälle oder die Lage einzelne Fabriken und gewerblicher Anlagen dies bedingen. Zuwiderhandlungen sollen auf Grund des§ 366, Nr. 1 des Strafgesetzbuches des Deutschen Reiches gestraft werden.
Der bekannte norwegische Dichter enrik Jbsen hat fürzlich eine Rundreise durch sein Vaterland ge macht.
Wer will was gelten, der komme felten."-Jbsen's Verson ist freilich nahezu ein Fremdling in seiner Heimath. Nachdem er zunächst in Christiania den Verhandlungen des Storthings über die Bewilligung einer Dichterpenfion für Alexander Kielland beigewohnt und vom Staatsminister Sverdrup persönlich in seiner Loge begrüßt worden war, bereiteten ihm die begeisterten Einwohner Chriftianias bei seinem Austritt aus dem Hause einen stürmischen Empfang und geleiteten ihn unter lautem Hurrahrufen und Händeklatschen zu feinem stel. Eine für ihn und seinen Jdealismus erfreulichere Huldigung aber wartete seiner in Drontheim , dem uralten ofis der Könige Norwegens . Es war der dortige Arbeiter Verein", welcher den Dichter durch einen feftlichen Aufzug mit Fahnen und Emblemen chrte. Eine unabsehbare Menschenmenge hatte fich angesammelt. Auf eine Begrüßung antwortete Jbsen, vielfach durch Beifalls. bezeugungen unterbrochen, mit folgenden Worten:„ Es ist nach elfjähriger Abwesenheit, daß ich einmal wieder seit acht Tagen daheim in Norwegen bin. In diesen acht Tagen in der Heimath habe ich mehr Lebensfreude empfunden, als in den ganzen elf Jahren im Auslande. Ich habe ungemeine FortSchritte auf allen Gebieten vorgefunden, und ich habe gesehen, daß das Voll, dem ich angehöre, nunmehr dem übrigen Europa bedeutend näher gerückt ist, als früher. Allein mein Besuch in der Heimath hat mir auch Enttäuschungen be reitet. Ich habe erfahren, daß daß die unentbehrlichsten individuellen Rechte noch nicht so gefichert find, wie ich glaubte unter der neuen Staatsleitung erwarten und hoffen zu dürfen. Eine Mehrzahl der Regierenden räumt dem Einzelnen weder Glaubens noch Redefreiheit außerhalb einer willfürlich ges zogenen Grenze ein. Hier ist also noch viel zu thun, ehe man von uns sagen kann, daß wir zur wirklichen Freiheit durchge drungen find. Aber ich fürchte, daß unsere gegen wärtige Demokratie die Aufgaben nicht zu lösen vermag. Es muß ein adliges Element in unser Staatsleben, in unsere Regierung, in unsere Repräsen tation und Preffe kommen. Ich denke dabei natürlich nicht an den Geburtsadel und auch nicht an den Geld adel, oder den Adel der Intelligenz, ja nicht einmal an den Adel der Anlagen und Begabung, sondern ich denke an den Adel des Charakters, des Willens
und der Gesinnung. Der allein kann uns frei machen. Von zwei Gruppen aus wird dieser für unser Volk von mir erhoffte Adel kommen: von unseren Frauen und unseren Arbeitern Beide haben bisher unter dem Parteijoch noch feinen unverbefferlichen Schaden erlitten. Die Umformung der Gesellschaftsordnung aber, welche jetzt in Europa vorbe reitet wird, beschäftigt fich wesentlich mit der zukünftigen Stellung des Arbeiters und der Frau. Hierauf setze ich meine Hoffnungen und Erwartungen, und dafür will ich wirken und werde ich wirken mein Lebelang mit allen meinen Kräften. Mit diesen Worten erlaube ich mir, meinen herzlichsten Dank für all die Ehre und die Freude auszusprechen, welche der Arbeiterverein" Drontheims mir heute Abend bereitet hat. Und zugleich mit meinem Dant bringe ich ein Hoch aus auf den Arbeiterstand und seine Zukunft."
obszöne Literatur illuftritt worden fei. Mit diesen Worker wirft Onslow dem Minister des Innern ein Exemplar des " Town Talk" zu. Groß lehnt die Annahme des Blattes mit einer Geberde des Abscheus ab, worauf Onslow das Journal auf den Ministertisch wirft und anfragt, ob der sehr ehren werthe Herr, der für die Ordnung und den Anstand in der Straßen verantwortlich sei, fernerhin gestatten werde, daß solche Schandblätter" in den Straßen und Läden verkauft. werden. Der Minister des Innern bleibt die Antwort schul dig. Der Schazkanzler schleudert das Exemplar des Town Talk" dahin zurück, woher es gekommen, aber es wird prompt zurückgeworfen. Damit endet die Episode, die im Hause große Heiterfeit hervorricf. Den Herren ist es natürlich sehr un angenehm, daß sie durch die Zeitungsartikel bloßgestellt wer den, am liebsten wäre es ihnen natürlich, wenn die Breßfreiheit zu ihren Gunsten eingeschränkt würde. Ja wenn wenn bas Volf nur nicht da wäre!
Amerika.
-
Laut einem Telegramm ist der schon seit längerer Zeit fränteinde General Grant geftorben. Grant ift am 27. April 1822 zu Mount Pleasant im Staate Ohio geboren, er wurde 1864, zur Zeit des Bürgerkrieges, General der Nordarmee und fämpfte mit Glück gegen die Heere der Sklavenhalterparte unter dem General Lee. Nachdem er die Südarmee bezwungen wurde er zum Präsidenten der Union erwählt, seine Regie rungsweise war aber eine der widerwärtigsten, denn unter seiner Präsidentschaft entwidelten fich Korruptionswesen und Aemterjägerei in unerhörtem Maße. Ende der fiebziger Jahre machten seine Anhänger den Versuch, ihn noch einmal auf dem Präsidentenstuhl zu bringen, was aber vollständig mißlang Wäre es gelungen, so würde man erlebt haben, daß ernstlich der weitere Versuch gemacht worden wäre, eine Dynastie Grant zu begründen. Das sah man in Amerika auch ein und daher war an eine fernere Bräsidentschaft Grant nicht zu denken. Grant hat sich im Bürgerkriege viel Ruhm erworben, aber andererseits auch durch seine torrupte Regierung das größte Mißfallen der Amerikaner gegen fich wachgerufen.
Kommunales.
welche im
Zur nächsten Stadtverordnetenwahl, November d. Js. stattfindet, ist es erforderlich, daß sich jedes Wähler davon überzeugt, ob sein Name in die Wähler lifte eingetragen ist; wer nicht eingetragen ist, geht des Wahlrechtes verlustig.
Die Liste der ftimmfähigen Bürger ist nach Vorschrift dez SS 19 und 20 der Städteordnung vom 30. Mai 1853 berichtig und wird nunmehr in der Zeit
vom 15. bis einschließlich den 30. Juli d. J. täglich von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags im Wahlbureau des Magistrats, Breitestr. 20a, 2 Tr öffentlich ausliegen.
Während dieser Beit kann jedes Mitglied der Stadtge meinde gegen die Richtigkeit der Liste Einwendungen erheben. Dieselben müssen in der gedachten Beit schriftlich angebracht werden; später eingehende Einsprüche können nicht berücksichtigt werden.
Wir machen hierbei auch noch besonders darauf aufmer sam, daß bei Berichtigung der Wählerlisten in Betreff des Wohnsitzes der stimmberechtigten Personen in Berlin die vom denselben zu erstattenden An- und Abmeldungen berücksichtigt werden und daß demnach auch diejenigen Personen, welche nu vorübergehend verreist sind, diesen Umstand auf ihre Abmel bung aber nicht vermerkt, sondern sich einfach als von Berlin verzogen abgemeldet haben, in der Wählerliste gestrichen wes den find.
Lokales.
In Bezug auf ein Einschreiten der Kirchlichen Ber hörde gegen den Hofprediger Stöder wird der Weser Btg." aus Berlin geschrieben: Die Mittheilungen, daß von den kirchlichen Behörden ein Disziplinarverfahren gegen Herrm Stöcker geplant werde, ist unrichtig. Weder im Konfiftoriums noch im Oberkirchenrathe hat man diese Eventualität bisher erwogen, und es wäre merkwürdig genug, wenn es geschehem wäre. Die maßgebenden Persönlichkeiten des evangelischer Kirchenregiments gehören wie Herr Stöcker der strenggläubigen Richtung an und billigen und anerkennen die Agitation des Hofpredigers. Dafür sprechen zahlreiche Beweise, besonder das Verhalten dieser Herren, wenn in synodalen Vertretungem einmal die Stöcker'sche Agitation angegriffen wurde. Row fistoriuxt und Oberkirchenrath haben überdies so manche Gelegen
das Unheil von uns abzuwenden und Blutvergießen zu ver hüten."
Im Unterhause fragt der Abg. Steveley- Hill den Minister des Innern, wie lange der Verkauf undelikater Literatur in den Straßen Londons durch Männer, Frauen und Kinder noch geduldet werden solle. Der Interpellant fügt hinzu, daß das Wort ,, undelikat" an Stelle des Wortes schmußig", dessen er fich in seiner Frage bediente, gesezt wor ben sei. Jezt würde er sich des Wortes obszön" bedienen. Sir R. Croß erwidert, daß Personen, die obszöne Literatur veröffentlichen und verbreiten, dies auf ihr eigenes Rifiko thun. Onslow fragt, ob der Minister gesehen habe, daß die heiligt waren, gegen die Gefittung verstießen und deshalb nicht geduldet werden dürften. Sie wollen und zwingen, ben in unserm Glaubensbekenntniß enthaltenen Hauptvor ,, Denjenigen, mein Rind, welche Du edelbenkende Men schriften zu entsagen, weil durch dieselben eine gewisse Gleich- schen nennst, und die als unsere Vertheidiger auftreten möchten, wird man feinen Glauben beimessen," erwiderte die Gouven heit hergestellt wird, und nicht mehr die mit irdischen Glücksgütern gesegneten Menschen allein die wahren, irdischen nante mit einer energischen Handbewegung, und ihre Blicke gütern gesegneten Menschen allein die wahren, irdischen Freuden genießen!" suchten verstohlen Weatherton's hervorragende Gestalt; ,, mass wird in ihnen gefährliche und verächtliche Mormonen ent decken, bei denen es nur eines geringen Anstoßes bedarf, mit ihren Gesinnungen offen vorzutreten und fich taufen zum lassen. Wie würde es mich beglücken, und wie würde meine Hoffnung auf das ewige Leben sich befestigen, gelänge es mir, unserer Kirche, wenn auch nur einen einzigen Profelytes zuzuführen!" rief sie aus, und wiederum hefteten sich ihre Blicke flüchtig auf Weatherton, wobei ein tiefer Seufzer fich ihrer Bruft entrang.
Unsere Gebräuche?" fragte Hertha befremdet, indem fie ihre großen unschuldvollen Augen auf ihre erbitterte Gefährtin heftete; welche unserer Gebräuche sind es denn, die aus den Patriarchenzeiten herstammen und in so hohem Widerspruch zu allen übrigen chriftlichen Gebräuchen stehen, daß sie auf solche Weise angefeindet werden dürften?"
Demoiselle Corbillon biß sich auf die schmalen Lippeu. Sie fühlte, daß fie im Eifer zu weit gegangen war und einen Gegenstand berührt hatte, der fie selbst zwar vorzugsweise dazu bestimmte, der neuen Lehre zu huldigen, aber auf alle Fälle den Ohren des jungen Mädchens fern gehalten werden mußte. Diese Entdeckung rief eine solche Verlegenheit bei ihr hervor, daß sie im ersten Augenblick gar nicht wußte, wie sie die Frage beantworten sollte, und deshalb, um ihre Verwirrung zu verbergen, sich abwendete.
Wenn ich von Gebräuchen sprach," sagte sie endlich nach einer längeren Pause, so bezog ich mich auf die 3ere nach einer längeren Pause, so bezog ich mich auf die Bere monien des Taufens , ferner auf die patriarchalische Art der Gottesverehrung und auf die Stellung unserer Propheten, welche, zugleich religiöse und politische Oberhäupter unserer Gemeinde, für die vollständige Gleichberechtigung aller Mit glieber, der Armen wie der Reichen, einstehen. Wir sollen fa eine einzige große Gemeinde von Brüdern und Schwestern
bilden."
Und bies erscheint in den Augen der Gentiles so geVolf fährlich, daß fie für nöthig halten, unser armes Bolt mit Krieg zu überziehen und uns auf gehäffige Art zu verfolgen? fragte Hertha zweifelnd. Ich kann es mir nicht erklären, benn auch unter ihnen giebt es ebeldenkende Menschen, denen man, ich bin davon überzeugt, nur die Reinheit unserer Lehre
Und dennoch geschieht es nur beshalb," eiferte De moiselle Corbillon, und der 3orn färbte ihre sonst so bleichen" 3age bunkelroth; fie räumen den wahren Grund indessen auseinanderzusehen brauchte, um sie nicht nur duldsam zu nicht ein, und bedienen fich des Vorwandes, daß unsere ftimmen, sondern sie auch in unsere Freunde umzuwandeln, heiligen Gebräuche, die schon zu der Patriarchen Seiten ge: die bereitwillig ihre ganze Berebtsamkeit aufbieten würden,
Ich möchte der ganzen Welt verkünden, aus vollem überfließendem Herzen verkünden, wie mit der Lehre de Mormonenthums der wahre Seelenfriede in meine Bruft eingezogen ist," versette Hertha mit frommer Begeisterung ich möchte ihr verkünden, wie der Glaube in den Stundens ber Gefahr mir eine fefte Stüge gewährte, und wie er mich jetzt übersehen läßt die Beschwerden und Ent behrungen, die meiner vielleicht noch harren, eh' ich wirklich in unsere heilige Stadt am Salzsee einziehe und bort meine Schwester wieder an mein Herz schließe; aber zu einer Aufgabe, wie Sie sich eine solche wünschen, fühle ich mich zu schwach. Ich halte es für den schönen Beruf des Mannes, zu lehren und zu überzeugen
Hier wurde die junge Schwärmerin unterbrochen, in bem auf der nach dem Quarterdeck hinaufführenden Treppe die festen Schritte eines Mannes hörbar wurden und gleich darauf Weatherton, höflich grüßend, vor die beiden Damen hintrat
Hertha's liebliches Antlig, welches noch vor inneren Erregung glühte, erhellte sich zu einem freundlichen Will fomm; sogar aus den scharfen Zügen der Gouvernante wich der strenge Ausbruck, als sie des stattlichen Seemanns Gruß durch ein vornehm zurückhaltendes Neigen ihres mit Schleifen und Blumen phantastisch geschmückten Haupte erwiderte. ( Fortsegung folgt.)