150deiwar,ju«unJi!M'mkßJonNr. 174.Mittwoch, de« SS. I«li 1885.II. Jahrg.: Oerdchea-setzt!sdjutii ausOrrlinrcDolbblollLrgan für die Interessen der Arbeiter.4Da»„Berliner Volksblatt"«i<yemt tSglick Morgen» außer nach Sonn- und Festtage«. Zlbonnementiprei» fidoerlm frei in» Hau» viertcliährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 PfPnftabonnemeat 4 Mk. Einzelne Nr. 5 Pf. SonntagZ-Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf_(Eingetragen in der PostzeituvgSpreiSliste für 1885 unter Nr. 746.)Jnfertionsgebührbeträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf.Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate werden bi» 4 NhrNachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Anno»«»»Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.KedaKtum: Kenthstraße 2.— Expedition: Zimmerstraße 44.onncmcnt«- Einkaäung.den Monat August eröffnen wir ein neues Abonne-***11 auf daSberliner UolKsblatt"m d«r Gratisbeilage„Kllnstrirtes Sonntagsblatt."rer ins Haus kostet dasselbe 1 Mark 35 Pf. pro Monat,pro Woche. Bestellungen werden von sämmtlichenlungzsptpjtiuren, sowie von der Expedition, Zimmerstr. 44,�wnommen.% außerhalb nehmen alle Postanstalten Abonnements2 �a"ate August und September gegen Zahlung von67 Pf. entgegen.».i�as Berliner Vollsblatt" hat sich die Sympathien der" Bevölkerung Berlins zu erringen gewußt. Trotzn Uderaus großen Anzahl von Tagesblättern der verschieden-lVl.dcnzen, die in Berlin existiren, hat bisher kein wirklichesein??" werkthätigen Volkes bestanden. Es ist daher Pflicht� ieden Arbeiters, unser Blatt zu unterstützen. Wenn jederjrtPanent nur einen zweiten enmrbt, so hat er seine Pflichtzt> unsererseits werden nicht nachlassen, jedem berechtigtenhasche unserer Abonnenten nachzukommen.��edaktion und Expedition de»„Berliner Vollsblatt.p|pzkeik«ettiil�toJ�'betall entstehen derartige Vereine, die besonders dasVolk zur Mäßigkeit anhalten wollen, wie die Pilze� Erde.«tbeiw� drängt sich allerdings die Frage auf: ist dasfl'aub-n Volk, sind die Proletarier denn unmäßig? WirKorten" � Frage mit einem entschiedenen„Nein" beant-%tft vftt müssen und zwar schon aus dem Grunde, weilzieh,. Mittel fehlen, unmäßig fein zu k ö n n e n. Eswen,'" M der Arbeiterklasse einzelne Personen, aberals in den begüterten Klassen, welche derVan,-?, sucht stöhnen und diese könnte man wohl derö'gkeit zeihen.c>• W I| V»I/ UVV**1)'klagen die Arbeiter im Essen der Unmäßigkeit an-Denen gegenüber aber stehen Tausende und Aber-aus den anderen Gesellschaftsklassen, die UN-- Mengen von Wildpret-Pasteten und feine Fische***-] Jeuitteton.Das Mormo«enmadchen.Amerikanische Erzählungvon»"NU]Balduin Möllhauseu.<>,(Fortsetzung.)Prrtlck,,?!" steundliche Bitte: nicht mehr auf einen Gegenstand"üben??,. men, der ihr peinlich zu werden schien, ließ er nichtAarW obgleich es ihn drängte, ihr mit den grellstenstäadj. m Bild ihrer Zukunft zu entwerfen, wie diese be-rsten lu. Geiste vorschwebte. Er sah daher nur noch�uew /"i'gen Weg vor sich offen, sie möglicher WeiseÄen'�ngen Geschick zu entreiße«, nämlich, sie nach ihrersdeitx. cß mcht au» den Äugen zu verlieren und selbst inihr wenn auch nur eine» brieflichen Verkehr mit_ n»? JU«halten.wenn wir un» nicht wiedersehen sollten," ftagte�h-ilnat.�' �bald Hertha geendigt,„und Eure freundliche�gaisse ben Leoparden würde im Drange der Er-Ätücksck»?«stickt, würdet Zhr dann vor dem Gedankenw sehr benjenigen, die Zhr durch Eure Gegenwart.„DAroutet, Nachricht von Euch zu geben?"schreck� stllte ich vor einem solchen Gedanken zurück�il1«halten� v5"1'. Nachricht über den getreuen Leopardent! �r mein Leben verdanke. Einen anderenP steh-» wage ich nicht darum zu bitten;"'Send �ile zu fremd gegenüber," fügte sie entschul-�stenhÄ�, süße Geständniß, gegeben mit der natürlichen{■fMe,,_ omeS Kindes und der edlen Einfachheit einesv die 30'*"' machten Weatherton erbeben. Es fehltenoog f?«e, irgend etwas darauf zu entgegnen, ohne zu"Mal aus �«anken zu verrathen, er kam deshalb noch«l aus 5U ucriuiycn, r»'"Di« Senve'ren Vorschlag zurück.die hinter uns lieaen. kenhinter uns liegen, kennen wir genau,".verschlingen können und verschlingen. Jede größere Tafellegt dafür Zeugniß ab.Wenn wir vies nun bedenken, so versteht man garnicht, daß Mäßigkeitsvereine für die Ärbeiterklasse errichtetwerden; naturgemäßer wäre e S sicherlich,wenn die Arbeiter zusammenträten undden anderen Gesellschaftsklassen Mäßig-keit predigen würden.So lasen wir jüngst von einem Pastor, der in einemMäßigkeitsvereine gegen die Herbergen für Gesellen, dieSchankstätten der Arbeiter und die Restaurationen fürHandwerker und Bürger in geradezu lästerlicher Weise loS-zog. Diese doch zu Recht bestehenden Lokale wurden mitver Hölle verglichen, in denen allen Lastern geftöhnt würde— neben dem Gift, welches in geistigen Getränken enthaltenist, und den Körper verderbe, werde auch dort noch dasmoralische Gift eingesogen, welches die Seele bedrohe.Wir haben nun nichts gegen die Behauptung, daß inden oben bezeichneten Lokalen manchmal über den Durstgetrunken wird, auch wissen wir wohl, daß dort mancher Unsinnausgeheckt und manches Blech geschwäzt wird, aber, aber!Wo bleiben die Ressourcen, die Kassinos und GesellschastS-Häuser der besser situirten Gesellschaft?Der trunkene Arbeiter wankt allerdings über die Straßeund fällt zum Gaudium der Straßenjugend und zum Ekelder vorübergehenden Arbeiter in die Gosse und mancher ruftihm nach:„Seht da den Schw.......!" Der trunkeneKommerzienrath läßt sich von seinem Bedienten in dieEquipage„führen", er läßt sich lallend zu Bett� bringen;Niemand weiter war Zeuge und am andem Tage heißtes:„Was war der Herr Kommerzienrath gestern Abend ge-müthlich!"Das Gift aber, welches in den spirituösen Getränkensich befindet, wirkt bei beiden Trunkenen nach.Aber das Gift, welches die Seele bedroht?Glaubt man denn etwa in den Kasinos undGesellschaftshäusern oder in den Privat- Gesellschaften,welche sich die höhere Gesellschaft erlauben kann,würden immer sittliche Gespräche geführt? Den Haupt-gesprächsstoff biloen bekanntlich Balletteusen und Kunst-reiterinnen, oder auch oft genug Damen der Demimonde,dann Zagd, Hunde, Pferde, Wettrennen n. s. w. Ob dabeidie„Seele" gut wegkommt, bezweifeln wir, und auchder Verstand dürfte dabei nicht besonders geschärftwerden.Oder sehen wir uns die geradezu ans Fabelhaftegrenzende Unmäßigkeit der studirenden Zugend in Deutsch-land an. Weshalb wettern die Mäßigkeitsvereine nicht da-gegen loS? Und auch mancher Pastor, der salbungsvolleReden gegen die Unmäßigkeit und Trunksucht, die bei densagte er ernst, fast feierlich;„dagegen bleibt uns verborgen,ob nicht Ereignisse auf uns einstürmen, die es vielleicht alsein Glück erscheinen lassen, selbst in der Ferne einen Freundzu wissen, dem wir uns vertrauensvoll nähern dürfen.Möget Zhr nie in die Lage kommen. Miß Hertha, Euchvon Fremden Rath einholen zu müssen; sollten indessenVerhältnisse widriger Natur, oder, nennen wir eS beimrechten Namen, Unglück Euch mit Mißtrauen gegen EureUmgebung erfüllen und das Gefühl des Alleinstehens, derVerlassenheit in Euch zum Durchbruch kommen, dann, jadann vor Allem erinnert Euch Eurer Freunde auf demLeoparden und deS Versprechens, welches Zhr ihnen ausfreiem Willen gegeben habt."„Zch verspreche es, ich verspreche es noch einmal,"versetzte Hertha tief ergriffen, indem sie sich erhob undWeatherton zum Abschied die Hand reichte.„Eure Güteund Eure Theilnahme sollen unvergessen bleiben, und nichtauf traurige Tage will ich harren, um zu beweisen, wiegetreulich ich das Andenken an— an den Leoparden be-wahre. Wollte Gott, ich wäre vor unserer Abreise noch imStande, Euch durch neue Briefe von meiner Schwester die-jenige Beruhigung zu geben, die Zhr so aufrichtig zu wün-schen scheint."Weatherton war gleichzeitig mit Hertha aufgestanden.Die Hand, welche sie ihm in ihrer lieben, treuherzigen Weiseruhig ließ, führte er an seine Lippen. Zu sprechen ver-mochte er nicht, aber er fühlte, daß sie ganz leise und vor-übergehend zitterte, als wenn plötzlich ein nie gekanntes,nie geahntes Gefühl ihr Herz erbeben gemacht und ihre hoheschlanke Gestalt erschüttert habe.„Gott segne Euch für diese Worte," sagte er endlich,indem er mit ihr der Kajütentreppe zuschritt,„denn ausdem tiefsten Grunde meiner Seele wünsche ich mir eineBeruhigung, welche Eure glückliche Zukunft gewissermaßengewährleistet. Zch darf daher hoffen, Euch noch wiederzu-sehen eh' Zhr die Reise nach dem fernen Westen antretet,und Zhr gestattet mir, nachdem Ihr von dem Leopardengeschieden, Euch in der Stadt aufzusuchen?"Zch hoffe, Euch wiederzusehen, wo eS auch immer sei,antwortete Hertha, als sie sich am Fuß der Treppe vonArbeitern herrschen sollen, in solchen Vereinen hält, sollte anseine Zugend zurückdenken, wenn er e» nicht für gut hält,dabei auch einen Blick auf sein gegenwärtiges Leben inpnnkto der Mäßigkeitsfrage zu werfen.Lägen dann alle Verhältnisse so klipp und klar undoffen da, so würde das Sprüchwort vom Splitter undBalken noch mehr zu Ehren kommen.---Doch im Allgemeinen liegen die Verhältnisse in Deutsch-land gar nicht so arg, als daß überall Mäßigkeitsvereineund Vereine gegen Trunksucht entstehen müßten. Auch habendie bestehenden Vereine bis jetzt noch keinen Erfolg zu ver-zeichnen, woran man ihre segensreiche Wirksamkeit erkennenkönnte. Zn früheren Zeiten und besonders wo das Priester-thum und das Ritterthum, unter denen wir jetzt die meistenMäßigkeitSapostel finden, im höchsten Flor standen, herrschtenTrunksucht und Völlerei in viel bedeutend höherm Maße,denn jetzt. Mit der fortschreitenden Zivilisation werdenauch die Sitten gemildert; Äufklärung und wahrer Fort-schritt, sie allein sind im Stande, Ziele zu erringen, welchedie Mäßigkeitsvereine angeblich zu erringen streben.Wir sagen„angeblich", denn gerade in den Mäßigkeit»-vereinen giebt es eine ganze Anzahl von Personen, welcheecht pharisäerhaft nur in die Vereine eintreten, um aus-rufen zu können:„Herr, ich danke Dir, daß ich nichtbin u. s. w."— Böse Zungen wollen sogar behaupten,daß auch eine erkleckliche Anzahl sehr unmäßiger Herren injenen Vereinen sich befänden, lediglich deshalb, um dieAugen der Welt von ihrem sonstigen Treiben abzulenken.Aber noch einmal: Aufklärung und Kulturfort s ch� i t t sind die besten, ja die einzigen Kämpf«runksul''gegen T,sucht und Völlerei.Politische Ueberftcht.Die früheren Submisstonsbedingungen find nunmehrdurch einen Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten auf-gehoben worden. Die neuen Bedingungen sollen demnächst im„Cisenbahnverordnungsblatt" publizirt werden. Die„Franks.Ztg." ist in der Luge, diesen Erlaß jetzt schon zu veröffentlichen.crselbe besteht aus folgenden Abschnitten: i. Arten der Ver-ebung. II. Verfahren bei Ausschreibungen. Hl. Form undassung der Verträge.Der Paragraph über die Zuschlagsertheilung lautet: Dieniedrigste Gelvforderung als solche ist bei der Zuschlags«.theilung keineswegs zu berücksichtigen. Der Zuschlag darf nurauf ein in jeder Beziehung annehmbares, die tüchtige undrechtzeitige Ausführung der betreffenden Arbeit oder Lieferunggewährleistendes Gebot ertheilt werden. Ausgeschlossen vonder Berücksichtigung sind solche Angebote: a) welche den derAusschreibung zu Grunde gelegten Bedingungen oder Probennicht entsprechen; b) welche nach den von den Bewerbern ein-gereichten Proben für den vorliegenden Zweck nicht geeignetWeatherton verabschiedete.„Gute Nacht," rief sie ihm nocheiumal hu, und im nächsten Augenblicke war sie hinter derKajütenthür verschwunden.Weatherton begab sich wieder nach dem Quarterdeckhinauf. Ein Midshipman hatte daselbst während seiner kurzenAbwesenheit die Wache bezogen. Unter dem Vonvande, selbstnoch einige Stunden die milde Abcndluft genießen zu wollen,sendete er ihn hinab zu seinen Gefährten, deren fröhlicheStimmen nock imm«, je nachdem die Thüren geöffnet wurden,in leiseren od« geräuschvoll«?» Pausen aus dem Znner»des Schiffes hervordrangen.D« junge Mann leistete dem Befehl militärisch grüßendFolge, und Weatherton war wieder allein. Langsam, ge-senkten Hauptes und die Hände auf dem Rücken verschlungen,schritt er auf den festen Planken auf und ab. Währendmanchen Sturmes hatte er von denselben Planken aus dieBewegungen des Leoparden und die Handhabung der Segelgeleitet; gegen die Stürme aber, die jetzt in sein« Seeletobten, kämpfte er vergeblich an;« war zu wenig vorbe-reitet auf dieselben, nachdem sein ganzes früheres Leben injugendlichem Frohsinn und ungetrübter Ruhe verflossen.Die Schiffsglocke meldete das Entrinnen der Zeit, dieklingenden Doppelschläae wuchsen von halber Stunde zuhalb« Stunde an Zahl, bis sie, nachdem sie viermal ertöntund Mittemacht bezeichnet hatten, wieder mit einem einzelnenSchlage begannen; doch Weatherton achtete nicht darauf.Die Wachen wurden abgelöst, der Gesang und das Gelächt«der nächtlichen Schwärmer verstummte; Weatherton da-gegen setzte noch immer seinen einsamen Spaziergang fort.Nur gelegentlich stand er still, um seine Blicke spähend aufdm Punkt zu richten, wo, wie« wußte, Rast mit dmMormonm gelandet war, od« um irgend ein Boot,welches in dem unbestimmten Mondlicht eine mtf«nte Aehn-lichkeit mit d« Zolle des Leopardm trug, aufmerksam zubetrachten.Sein Forschm blieb vergeblich, und je länger die Rück-kehr des abwesendm Bootsmanns sich verzögerte, um sohäufiger und ungeduldig« schaute er nach ihm aus.Die Glocke meldete ein Uhr, halb zwei, da weckte ihn