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Nr. 179.

Dienstag, den 4. August 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

scheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Dor Schostabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

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Redaktion: Beuthstraße 2.

Vom gemeinen Mann".

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 f. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

bewahren, der hat keinen Begriff von unserem Volksleben und dem demselben innewohnenden hohen Grad von Mo­ralität.

Auch Herr Geheimrath Illing kennt den Charakter Volkes nicht. In seinem Schluß­wort tabelt er die milde Praris" der Gerichte und vers

langt strengere Strafen. Dann sagt er:

3wei preußische Geheimräthe, Herr Starke und Herr Iling, ersterer im Justizministerium, letzterer im Mi nisterium des Innern und oberster Leiter des preußischen unseres Gefängnißwefens, beschäftigen sich mit Kriminalstatistik. gegeben; Herr Illing hat in der Zeitschrift des preußischen statistischen Bureaus eine Abhandlung über den gleichen Ge genstand veröffentlicht. Die beiden Geheimräthe stimmen nicht mit einander überein; Illing hat gegenüber Starte nachgewiesen, daß die Vermehrung der Vergehen und Ver­brechen im letzten Vierteljahrhundert denn doch eine größere gewesen ist, als Starke angenommen hat.

Die Ziffern, welche von den beiden Geheimräthen auf­gestellt worden sind, interessiren uns hier nicht weiter; wir wollen uns mit der Art und Weise beschäftigen, wie die Er­gebnisse der kriminalstatistischen Untersuchungen ver werthet worden sind. Namentlich Herr Illing hat aus der Zunahme der Bergehen und Verbrechen seltsame Folgerungen gezogen. Schon seine Auffassung der auf die Vermehrung der Ver­geben und Verbrechen einwirkenden Faktoren ist eine merk­würdig einseitige. Er bezeichnet als solche die Preise der Lebensmittel, die Umgestaltung der Erwerbs- und Verkehrs­verhältnisse, den Branntweingenuß, die Kurzzeitigteit der Strafen, die Gemeinschaftshaft und den Rückgang

Der gemeine Mann tarirt die Schwere der Ver­brechen nach der Strenge der Strafe, welche auf dieselben folgt, und wenn die Strafe allzu gelind wird, so lernt er auch die Missethat gering anschlagen, wie das Kind zulekt nicht mehr weiß, was Ünart und Úngezogenheit ist, wenn die thörichte Mutter vergißt, daß die Ruthe, zur rechten Beit und mit Nachdruck gebraucht, zu einer Wohlthat für das ganze Leben wird."

-

Das ist jene sonderbare Anschauung, die schon so viel Verwirrung in der Welt angerichtet hat die Anschauung, daß das Volk, der gemeine Mann", als ein Kind zu bes handeln und demgemäß für seine Unarten" zu be­strafen sei. Auf dieser Anschauung basirte bekanntlich bie ganze famose Staatskunst der weiland Fürsten Metternich. Wir hatten geglaubt, der alte Metter nich sei längst todt begraben. Er scheint aber noch zu sputen und zwar merkwürdiger Weise auch in Berlin .

und

der Moral in den unteren Volksklassen". Der Herr Ges liegt ein ungeheures Vorurtheil verborgen heimrath vergißt ganz einen der wichtigsten Faktoren: die Schwere der Verbrechen nur nach der Höhe der Strafe Bermehrung der Bevölkerung, die ganz von

-

Der gemeine Mann"- schon in diesem Ausdruck soll also die tagiren! Wir müssen das auf das Entschiedenste bestreiten.

felbft unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Vermeh- Wer das Volksleben an Ort und Stelle beobachtet hat, rung der Vergehen und Verbrechen mit sich bringt. Wir wird uns auch Recht geben. Das Volk, der ,, gemeine Mann Tonnen unser Urtheil dahin zusammenfassen, daß die Auf- urtheilt über die Zuwiderhandlungen gegen die Staatsgesetze faffung des Herrn Geheimraths von der Sache eine gänzlich veraltete ist. Es stimmt auch schlecht zusammen, daß er unter den Ursachen der Vergehen und Verbrechen auch die wirthschaftlichen Zustände aufführt und dann den Rückgang der Moral"

"

in den unteren Volks­

niemals nach den Paragraphen des Strafgesetzbuches, sondern nach seinen eigenen Gefühlen, mit seinem Herzen. Glaubt der Herr Geheimrath wirklich, daß es bei dem gemeinen Mann" gar kein Ehrgefühl gäbe? Denn das müßte doch so sein, wenn die Behauptungen des Herrn Geheim­

Hafen" noch als besonderen Faktor aufstellt. Schlechte wirth raths von den Anschauungen des gemeinen Mannes" in fchaftliche Verhältnisse und Rückgang der Moral" um diese Bezug auf die Verbrechen richtig wären. geheimräthliche Ausdrucksweise zu gebrauchen, sind Ursache und Wirkung. Nach der Darstellung des Herrn Geheim- heimrath rathe aber tönnte man glauben, die Moralität in unserem und unerkannt unserem arbeitenden Volke, dem sogenannten

Bolte

ferent traurigen wirthschaftlichen Zuständen und dieser Rück gang resultire aus den Charaktereigenschaften des Volkes. Ber aber noch nie gesehen hat, mit welchem Heldenmuth Hunderttausende und Millionen unserer Volksgenossen gegen

jei im Rückgang, ganz ohne Zusammenhang mit un­

Wir wünschten nur, es wäre dem Herrn Ge­einmal Gelegenheit gegeben, unbeobachtet

gemeinen Mann, bei gelegentlichen Unterhaltungen und Ge­sprächen, sei es in seinen Werkstätten oder auf seinen Ver­gnügungsplägen, zuzuhören und sich so Gewißheit zu ver­schaffen, wie das Volk über Vergehen und Verbrechen denkt. Von jenen Pharisäern, die in den bürgerlichen Kreisen so

die schwere Noth der Zeit, gegen Armuth und Elend an häufig sind und durch ihr widerliches Selbstlob jeden ver­fämpfen, unglaubliche Opfer bringen und allen schlechten nünftigen Menschen abschrecken, würde unter dem arbeitenden

Badbrud verboten.]

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der

würde der Herr Geheimrath finden, daß die Arbeiter nament­lich recht streng auf persönliche Ehrenhaftigkeit halten. Wer wegen eines gemeinen Vergehens oder Verbrechens bestraft ist, trägt in den Augen der Arbeiter so gut einen Makel an sich wie in den Augen Anderer. Die Höhe der Strafe hat damit gar nichts zu thun. Nur in einem Punkt denken die Arbeiter, der gemeine Mann", anders, als so viele Leute der sogenannten guten Gesellschaft. Sie stoßen den Bestraften, der sich Mühe giebt, seinen Fehler wieder gut dem Verbrechen in die Arme getrieben wird.

zu machen, nicht ohne Weiteres zurück, so daß er von Neuem Sie helfen

ihm wieder empor, wenn sie den guten Willen bei ihm sehen, die abschüssige Bahn nicht wieder zu betreten, die ihn in die Strafanstalt geführt. Das Volk denkt großherzig in diesen Dingen und mit Recht; erst kommt der Mensch und dann erst der Verbrecher.

Dann noch eine Frage: Wenn der gemeine Mann", die Masse des Volks als Kind" zu behandeln ist, so hat all die vielhundertjährige Arbiet unserer besten Geister, Alles, womit unsere vielen großen Denker uns beschenkt haben, kurz die ganze Summe der Errungenschaften der deutschen Geschichte nicht vermocht, unser Volt aus den Kinderschuhen heraus zu entwickeln und die ,, Nuthe " wäre der Staats­weisheit letzter Schluß! Ist das Ihr Ernst, Herr Geheim­rath?

Ein dankbares Volk.

-

Das Volt ist undankbar, so lautet ein scheinweiser Sat, den Gedankenlose erfunden haben und der von Gedankenlosen nachgeschwazt wird. Die sogenannte Undankbarkeit des Volkes soll darin liegen, daß es von seinen Günſtlingen fich rasch ab­wende, und heut Kreuzige! schreie, nachdem es gestern Hostannah! gerufen. Solche Fälle sind in der Geschichte allerdings nicht felten. Wenn wir aber genauer zusehen, dann werden wir ge­meiniglich finden, daß der Günſtling sich der Gunſt unwürdig gezeigt oder gemacht hat. Ausnahmen giebt's freilich, es find indeß eben Ausnahmen. Und die so gern naserümpfend über die schwankende Volksgunst" spotten( meist befinden sie sich in der Lage abgeblister Liebhaber), vergessen dabei, daß das Hosiannah! und das Kreuzige! in der Regel nicht aus dem­selben Munde kommt.

Wenn nach einer verlorenen Schlacht, nach einem nieder­geworfenen Aufstand die Sieger mit Jubel begrüßt werden, wo Tags zuvor die Besiegten gefeiert wurden, so hat dies seine sehr natürliche Erklärung: bei Schlachten und Aufständen sind zwei Seiten und zwei Parteien vorhanden, von denen die eine mit den Siegern, die andere mit den Besiegten ist, und der verschiedene Jubel geht von den verschiedenen Seiten und Parteien aus.

Berlockungen widerstehen, um ihren guten Namen zu Volke wahrscheinlich kein einziger anzutreffen sein. Dagegen noch unmittelbar vorher sich ihnen so feindlich gezeigt, bei dem

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Feuilleton.

Das Mormonenmädchen.

Amerikanische Erzählung

von

Balduin Möllhausen .

( Fortsetzung.)

Er hatte sich nach einer sehr philosophifchen Betrach tung und nach einem mißtrauischen Seitenblick auf Jim Raft wieder einmal in das kleine Gemach verfügt, und war eben im Begriff, die Neige aus der Flasche in ein großes Glas zu gießen, als ein Aufwärter sich zu ihm gesellte und, nachdem er scheu hinter sich geblickt, ihm ein versiegeltes Packetchen überreichte.

Der Graf nahm das Schreiben entgegen, las die Auf­Uebrigens muß zur Ehre der zahlreichen ab- und zu schrift: Ordre für den Lieutenant Weatherton," worauf

gehenden Gäste eingeräumt werden, daß alle mit einer ge­

wissen Achtung auf den alten schnarchenden Seemann schau­

zu beluftigen.

er dem Aufwärter durch eine herablassende Geberde zu ver­stehen gab, daß er seiner nicht weiter bedürfe.

Dieser lächelte mit unverschämt vertraulichem Ausdruck,

So wird es stereotyp als ein Beweis französischer Flatter

stellt und die beiden kleinen, schwarzen Haarbüschel auf seiner Oberlippe noch fühner emporgeschraubt hatte, fuhr er fort zu lesen:

"

Wir befinden uns in Feindesland, und wo uns die Macht mangelt, müssen wir zur Kriegslist unsere 3u­flucht nehmen."

,, Ganz richtig," unterbrach sich der Graf, sich noch mehr in die Brust werfend, worauf er weiter las:

mand sich einfallen ließ, vielleicht sich auf Kosten desselben als wenn er in dem Grafen nur seines Gleichen vor sich kungskreis eingetreten seid.

gehabt hätte, und schnell dicht zu ihm herantretend, zog er einen Brief aus der Brusttasche, welchen er ihm mit ge­

Jim Raft erwartete also seinen Lieutenant Didie; er hatte ihn in der That schon seit Stunden erwartet, und fich wandter Bewegung und dem Zeichen des Stillschweigens beshalb so hingesetzt, daß er von demselben bei seinem Eins in die Hand drückte.

Der Graf war überrascht und wollte fragen, von wem

feine Nachtheile, denn die Person, die vor dem Portal auf schwunden. Daß er gerade so saß, hatte seine Vortheile, aber auch der Brief herrühre, allein der Kellner war schon wieder ver

dem mit glatten Fliesen belegten Vorplatz langsam auf und

feit

Mechanisch las er die Aufschrift, er glaubte, derselbe Um so mehr

-

Alles hängt davon ab, daß unsere Anordnungen auf das Pünktlichste ausgeführt werden. Die strengste mili­tärische Disziplin herrscht in unseren Reihen; Ihr werdet dies finden, wenn Ihr erst in Euern umfangreichen Wir­Ob zur Seit, wenn Ihr diesen Brief erhaltet, Weatherton schon nach seinem Hotel zurückgekehrt ist, oder nicht, werdet Ihr wissen. Befindet er sich noch außer dem Hause, so erleichtert das Eure Auf­gabe. Ihr erwartet ihn dann, um dem grimmigen alten Bootsmann auszuweichen, auf der Straße. Händigt ihm beiliegenden Brief ein und bietet Euch an, ihn dahin zu be= gleiten, wohin der Brief ihn ruft. Ein Weltmann, wie Shr, führt sich mit Leichtigkeit bei einem andern Gentleman Briefes gebeten, befinde sich an Bord eines Hudson­reifen. Geht alsdann mit ihm nach dem Werft hinunter, nach derselben Stelle, auf welcher Ihr vor vier Tagen auf

ab schritt und den Bootsmann kaum eine Minute aus den fei, gleich der aus Weatherton's Gemach entwendeten Durch ein. Sagt ihm, die Dame, die Euch um Beförderung des Augen ließ, schien eben nicht die freundlichsten Absichten und suchungsordre, für Abraham bestimmt. Gefühle gegen denselben zu hegen, und nichts mehr zu fürch- wunderte er sich daher, seinen eigenen Namen und das Wort Dampfers, um mit Tagesanbruch nach dem Westen abzu­ten, als von ihm entdeckt und seiner besondern Aufmerksam eilig" zu entdecken.

gewürdigt zu werden.

Ohne 3ögern erbrach er das Siegel, und aus dem ge­

Diese Person war der Graf, der hier auf Wunsch des öffneten Kouvert fielen ihm zwei besondere Schreiben ent- seine Ankunft harrtet. Mitten auf dem Werft werdet Ihr

gegen. Das eine war verschlossen und trug die von einer An den Lieute nant Weatherton," während das andere offene an ihn selbst gerichtet war. Nur einem erfahrenen Soldaten durfte ein so wichtiger die unzeremonielle Art freundlichst entschuldigen, in welcher

wöhnlichen Spions versah, oder, was seinen Ohren viel- Damenhand zierlich ausgeführte Adresse: Leicht angenehmer klang: der sich zum Rekognosziren in

deffen schwache Seiten den schlauen Mormonen nicht lange Auftrag ertheilt werden, deshalb, Herr Graf, werdet Ihr Eine ziemlich langweilige Aufgabe, allein der Graf,

dem Verrauchen von Abraham's besten Havannah- Bigarren, ein Geheimniß geblieben, unterhielt sich vortrefflich mit

Wein

gefürchteten Seemanne vorüberzuschreiten brauchte, ein ebler

einen weißen Fleck bemerken. Es liegt dort Mehl, welches dem Anschein nach aus einem zerrissenen Sacke verloren ge= gangen. Laßt ihn also auf den weißen Fleck treten und feine Blicke genau gegen Westen richten. Er wird dann eine grüne und eine rothe Laterne entdecken. Dieselben bezeich= nen das Dampfboot, auf welchem die bewußte Dame ihn er­wartet. Ihr weigert Euch weiter mitzugehen, er kann den

sonderten Nebengemach, so daß er nicht jedesmal bei dem emporrichtete. Die Form des Briefes sagte ihm zu, und und dieselben schmeckten um so beffer, als in einem abge- Graf, indem er sich mit einem beifälligen Kopfnicken stolz wird sich, nachdem Weatherton sich entfernte, zu Euch gesellen

worden war.

zu seiner ausschließlichen Verfügung auf Eis gestellt die Lippen.

mit einer graziösen Bewegung führte er das volle Glas an Nachdem er das leere Glas wieder auf den Tisch ge­

und Euch an Bord des Kalifornia- Dampfers begleiten. Wundert Euch über nichts, seid vorsichtig und verschwiegen, denn wir befinden uns in Feindesland. A."

" Sehr richtig," sagte der Graf, als er die letzten Worte