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von Sansibar seine vorläufigen Forderungen. Deutschland brohte im Falle des Nichtnachgebens den Abbruch freundlicher Unterhandlungen nach Ablauf von 24 Stunden an. Ohne daß eine Antwort einlief, nahmen die deutschen Schiffe Stellung vor dem Palast des Sultans." Die Erledigung der streitigen Punkte zu Gunsten Deutschlands geschah nun sehr schnell. Die deutsch ostafrikanische Gesellschaft hat also glücklich erreicht, daß durch Aufbietung gewaltiger Machtmittel seitens des Reiches gut gemacht worden ist, was zuerst durch ihre Uebergriffe, thre Tattlosigkeit und den Mangel an Vorsicht bei den Verhand lungen mit dem Sultan verschuldet wurde. Die deutschen Ko Ionisatoren(?) haben nun Freiheit des Handelns. Man wird sehen, ob fie im Stande find, dieselbe zu benußen, und welche Früchte sie aus den neuen Erwerbungen gewinnen werden.
Der vor dem Chemnitzer Landgericht anhängige Prozeß gegen eine Anzahl Sozialistenführer wegen Theil nahme an dem bekannten Kopenhagener Sozialistenkongres ist mehrfach Gegenstand irrthümlicher Nachrichten in der Preſſe gewesen. Zur Richtigstellung kann das Chemnißer Tageblatt" mittheilen, daß die Verhandlungen auf keinen Fall schon Mitte September, sondern wahrscheinlich in der ersten Hälfte des Oktober stattfinden werden, und daß bis jetzt ein Antrag auf Ausschluß der Oeffentlichkeit noch von feiner Seite gestellt worden ist. Wenn letteres aber bei Beginn der Verhandlungen erfolgen sollte, so würde dies nach Meinung ge nannten Blattes bei dem Charakter des zu verhandelnden Gegenstandes Niemand überraschen können.
Auf Grund des Sozialistengesetzes sind verboten: Die Nr. 25 des ersten Jahrganges der in Milwaukee erschei nenden Amerikanischen Turnzeitung, turnerische Ausgabe des Freidenkers" und die nichtperiodische Druckschrift Revolutio näre Kriegswissenschaft" von Johann Most , Verlag und Druck des internationalen 3 itungsvereins zu Newyork .
Der Minister des Innern bestätigte in einer Unterredung mit den Deputirten Spuller und Ranc, daß die Regierung fich insofern an dem Wahlkampfe betheiligen werde, als fie früher oder später einen Aufruf an die Wähler erlassen werde. Bei den nächsten Wahlen werden fich unter den Bewerbern auch einige Mitglieder des schönen Geschlechts befinden. Die Liga für die Beschüßung der Frauen" hat nämlich beschlossen, vier weibliche Kandidaten aufzustellen. Viele Wahlausschüsse der Provinz fordern auf, nur für solche Kandidaten zu stimmen, die fich verpflichten, für gewisse Reformen zu Gunsten der Arbeiter einzutreten.
Lokales.
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Der Roman des Hunde- Dresseurs" könnte sich die nachstehend erzählte Geschichte betiteln, welche das Jllustr. Wiener Ertrabl." von dem auch in Berlin wohlbekannten, zur Beit in Wien weilenden Dreffeur Mr. Walton zum Besten giebt: Spät in der Nacht und in fichtlich sehr heiterem" Bustande betrat der Hunde Dresseur Mr. Walton ein Gasthaus in der Praterstraße und setzte fich zu einem Tische des noch besuchten Lokals zu einigen seiner Freunde. Bald entwickelte fich das Gespräch, fleine Späße flogen hin und her und der Engländer wurde scherzweise befragt, warum er sich schon so lange in Wien aufhalte, ob denn seine Hunde oder Affen gestreift" hätten, oder ob er kein Geld zur Abreise hätte. Nas mentlich die legte Frage erhigte den auf seinen„ artistischen Weltruf" stolzen Engländer dermaßen, daß er in mangelhaftem Deutsch bei allen Schuppatronen Alt Englands schwur, er habe dreißig Engagements, und Geld genug, selbst Direktor eines werden. Zirkus zu Gleichzeitig zog ein Kouvert seiner Rocktasche aus hervor, in welchem er diverse große Banknoten Unordnung verwahrt hatte, nahm sechs Noten zu tausend Gulden heraus und warf ste nacheinander auf den Boden der Wirthsstube hin. Natürlicher Weise sahen die Gäste mit großem Erstaunen auf dieses Benehmen des Hundedresseurs, und man erging fich in Vermuthungen, woher der sonst sehr sparsam lebende Mann plöglich diesen Reichthum und noch dazu per Postsendung be tommen haben könne. Denn auf dem Kouvert hatte man nebst seiner Adreffe auch das Signum des Gerichtes einer öster reichischen Stadt gesehen. Der Wirth des Lokales hob sofort die Tausender vom Boden auf, zeigte sie den Gästen und ers klärte, daß er dieses Geld Herrn Walton am anderen Tage, menn derselbe nüchtern geworden sei, zurückgeben werde. Mr. Walton schien die weggeworfenen Noten ganz vergeffen zu haben, er zeigte noch mehr Geld aus dem Kouvert heraus, steckte dies dann wieder ein und erzählte, woher er das Geld bekommen. Wir bemühen uns, in folgendem die etwas unzusammen hängende Schilderung des nicht uninteressanten Erlebnisses des Hundedreffeurs in furzen Umriffen wiederzugeben. Mr. Walton hatte sich auf seinen langjährigen Weltreisen mit den Hunden und Affen ein nettes Sümmchen gesammelt und war in den Stand gefeßt, eine Dame vom Birkus für seine Frau auszugeben und auch demgemäß zu erhalten. Mik R. galt selbst unter den intimsten Kollegen Mr. Walton's
Ach, du alte kleine Weinstube in dem weltvergessenen Hinterhofe, wie lange habe ich darauf gewartet, wieder einmal bei dir einzusprechen! Ich wollte dich gerade so antreffen, wie im Sommer des verflossenen Jahres, als ich dich kennen lernte und du bie schlimmen Sorgen einschläfertest, die der Eintretende in deine Stille hineintrug, fürchtend, daß ihre Stimmen das Echo des gewölbten Gemaches ansprechen würden. Die Mauernische mit dem Ausblick durch bas Gitterfenster auf kletternde Reben und wohlbelaubte da ist Bäume an dem verwitternden Gemäuer gegenüber sie ja. Und da ist auch das viereckige Stück blauen Himmels und der alte Kellner, der schweigend hinaufstarrt, und das Kruzifir mit dem Palmzweige in der Ecke, der Schanktisch mit den vielgebrauchten 3inntrügen und der ungedeckte Tisch mit den hineingeschnittenen Namenszügen längst modernder Stammgäste. Auch der Seesturm hängt auf dem alten Plaze an der Wand und sein Aussehen zeigt,
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als deffen Gattin. Nebst seinen vierbeinigen Untergebenen| Ver befaß aber Mr. Walton noch einen Diener, der zum räther an seinem Herrn wurde. In Berlin , bevor er mit der Renz'schen Gesellschaft nach Wien abreisen sollte, bemerkte der Hundedreffeur, als er eines Abends nach der Vorstellung nach Hause kam, den Abgang seiner Frau, seines Dieners und -feines ganzer Vermögens, das er in einem Koffer geborgen hatte, zu dem feine petit emme" den Schlüffel gehabt hatte. Mit echt englischem Phlegma erstattete Mr. Walton feine polizeiliche Anzeige, erzählte seinen Freunden noch, daß er seine Frau" zu deren Matter gesandt hätte, schlug daß er seine Frau" zu deren Matter gesandt hätte, schlug in seinem verheimlichten Ingrimm nur seine Hunde ge hörig trumm und lahm und reiste mit Renz nach Wien , auch hier im Applaus des Publikums Tioft findend für das ihm von seiner Geliebten zugefügte Unrecht. Monate ver gingen, Mr. Walton, deffen Engagement bei Renz in Wien zu Ende gegangen war, paufitte hier einige Beit. In einem besonders als Zusammenkunftsort von Artisten" und Pferdehändlern bekannten Kaffeehaus der Leopoldstadt fand Walton einen Kollegen, der eben von einer Kunstreise" hier angefommen war, welcher ihm erzählte, daß er in der böhmischen Stadt Raudnig in einem Hotel gewohnt habe, dessen Eigenthümerin eine Engländerin sei, die ehedem auch ,, Artistin" gewesen. Mr. Walton faßte sofort Verdacht, rannte nach Hause, fam mit der Photographie seiner durchgegangenen Freundin in's Raffeehaus zurüd und fragte den Kollegen, ob dies vielleicht die Hotel- Befizerin sei. Erstaunt bejahte derselbe. Schon wenige Stunden später saß der Hundedresseur im Eisenbahntoupee und erreichte auch bald die betreffende Stadt. Er begab fich in das ihm von seinem Freunde bezeichnete Hotel. Unter deffen Thor empfing ihn sein ehemaliger Diener, der jeßige Hotelier und Gemahl der ungetreuen Geliebten des Hunde dresseurs. Be m Anblick seines früheren Herrn" erbleichte der emporgekommene Diener. Doch Mr. Walton that, als ob er den Hotelier niemals im Leben gesehen hätte. Er verlangte ein Zimmer und begab sich, von der Reise ermüdet und keine Aufregung zeigend, zur Ruhe, Während er schlief, verständigte der Hotelier feine Gattin sogleich von dem unwillkommenen und Beide beriethen eifrig, wie sie der entfeßlichen Szene, die nun doch unausbleiblich geworden, ausweichen könnten. Endlich beschloß die Engländerin, zu ihrem einstigen Geliebten hinauf in das Bimmer zu gehen und ihn um Verzeihung für ihr unredliches Gebahren zu bitten. Als sie schüchtern anklopfend in das Bimmer Walton's eintrat, fand sie diesen in einem Fauteuil fizend, ruhig seine Bigarre rauchend und fie talt anblickend. Vergieb mir und thue mir nichts! waren die flehenden Worte der Ungetreuen. Sie sind die Frau eines Andern, ich habe kein Recht auf Sie, thue Ihnen auch nichts," sagte Mr. Walton ruhig. Aber halten Sie mich nicht auf, ich habe in dieser Stadt bei Gericht die Anzeige gegen meine Geliebte zu machen, die mir mein Geld geftohlen hat." Die Engländerin warf sich vor Mr. Walton auf die Knie, beschwor ihn, sie nicht zu verderben, er aber entfernte fich, immer gleichmüthig seine Bigarre rauchend, aus dem Zimmer und begab sich zu Gericht. Nicht nur, daß die famose Hotelbefizerin und ihr Mann in Raudniß von der dortigen Behörde verhaftet wurden, auch das hotel wurde gerichtlich verkauft und der Hundedresseur Walton erhielt fast sein ganzes entwendet gewesenes Vermögen zurück. Das war das Geld, welches er vor wenigen Tagen aus Raudniß vom dortigen Gerichte zugesandt erhalten hatte, aus welchem Anlaß er auch ein Gläschen über den Durst getrunken und die Tausender verstreut hatte, die ihm der Wirth am nächsten Tage vor Zeugen wiedergab.
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Gaste
Die neueste Phase des Maurerstreiks, die Verfügung der Bausperre über einzelne Bauten, scheint von den Arbeitgebern nicht ruhig ertragen werden zu sollen, wenigstens plaidirt die Baugew. 8tg,", das Organ der Baugewertsmeister, ganz entschieden für einen Kampf der gesammten Meisterschaft gegen dieses neuefte Vorgehen. Das Blatt schreibt u. A.: " Daß der Kampf von der gesammten Arbeiterschaft aufgenommen werden wird, steht außer allem 3weifel. Den gesperrten" Meistern find sofort von anderer Seite Gesellen zu schicken, und wenn sich diese Gesellen weigern, so find ste zu entlassen. Die Namen der Gesellen, welche die Sperrmaßregeln ausführen, sowie diejenigen der Rädelsführer aber müssen vervielfältigt und sofort zur Kenntniß aller Arbeitgeber gebracht werden. Mag daraus ein größerer Arbeitsausschluß entstehen, so ist dies eine Maßregel, welche um so schneller zum Biele führt, je ener gischer fie angewendet wird. Die Bauarbeitgeber haben be griffen, daß nur eine Vereinigung Aller fie vor der unerhörten Willkür der Arbeitnehmer schüßen kann, sie werden es auch er kennen, daß nur mannhaftes Einstchen für den Bedrängten ihren eigenen Intereffen entspricht, denn wenn die Einen gefnebelt sind, kommen die Anderen an die Reihe!"
g. Wie stets nach erfolgter Reife der Feld- und Gartenfrüchte, so hat auch in diesem Jahre der Verkehr auf den Berliner Wochenmärkten ganz ungeheuere Dimensionen angenommen. Die hierfür bestimmten Pläge reichen bei Weitem nicht aus, insbesondere die Erzeugnisse der Landwirthschaft zu
faffen und so steht man denn während der letzten Wochen markttage die die Marktpläge umgebenden Straken namentlich von den ländlichen Engroshändlern belagert. Während diese früher mit einem Wagen voll Gemüse c. zu Markte zogen, fieht man bei ihnen jest stets zwei auch drei Wagen. Es ist eine wahre Bracht, diese junge Gemüse. Die Landleute find auch nicht wenig stolz auf die Erzeugnisse ihres Fleißes und ihrer Aecker und halten hartnädig auf die Preise, welche, wenn sie auch niedrig sind, von den Berliner Detailiften immer noch gedrückt werden möchten. Schon heute fann es mindestens als zweifelhaft gelten, daß die in der Entstehung begriffenen Markthallen ausreichen werden, einem Andrange, wie dem gegenwärtigen zu dem Wochenmarkte, zu genügen. Ein Blid auf die Dimensionen eines Dönhofsplages oder Gendarmenmarktes genügt, um die größten Zweifel aufkommen zu lassen.
b. Die Stelle, auf der zuerst in Berlin bayrisches Bier gebraut wurde, beansprucht ein geschichtliches Intereffe. Es war das Haus Leipzigerstraße 6. Die Anfänge waren allerdings sehr flein. Der Württemberger Hopf begann hier seine ersten Versuche im Jahre 1827 im Waschhause. Das Bier war aber noch oberjährig. Hopf war Weinhändler und verschänkte sein Gebräu zunächst im Kreise seiner Kunden aus Flaschen; bei der Damenwelt fand es allerdings inen Ans lang. Gin muthiger Kapitalist lich nun Hopf das Geld zur Erwerbung einer eigenen Brauerei; es war die Braunbier Brauerei Friedrichstraße 126. Das Hopf'sche Bier eroberte fich raich die Gunst des Publikums, so daß Hopf im Jahre 1839 die heutige Bod brauerei auf dem Tempelhofer Berge errichten fonnte. Popf starb schon am 30. April 1844, aber sein Werk war gesichert.
R. Schon wieder ist eine Blutvergiftung in Folge eines Fliegenstiches zu verzeichnen. Gestern Nachmittag wurde aus Groß Schwanebeck bei Beeliz der Schäferknecht Heinrich Stewin in die Charitee eingeliefert. Derselbe war von einer Fliege in den rechten Unterarm gestochen worden und hatte anfänglich die fleine fich eir stellende Geschwulst nicht beachtet. Bald aber schwoll nicht nur der Arm gefährlich an, sondern auch das ganze Befinden des Gestochenen verschlechterte fich derartig, daß von Seiten der Behörden seine Transportirung in die hiesige Charitee angeordnet wurde.
In den Straßen Bertins sieht man seit einigen Tagen fremdartig gebaute Wagen, auf denen eigenthümlich geformte, rohgearbeitete Fäffer liegen. Die Wagen find so lang gebaut, wie unsere Brauerwagen, mit roher Bretterverkleidung an den Seitenwänden und einer aus rohem Weidengeflecht hergestellten gewölbten Bedachung. Die Führer der Wagen sind Handels leute aus Jitrien bezw. Triest , welche Weinessig das heißt echten Traubenweinesfig en gros und en détail verkaufen. Für Berlin ist dies jedenfalls ein ganz neuer Hausir Artikel.
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Der Berliner Packetfahrt- Gesellschaft ist neuerdings auch noch die Konzeffion eines Omnibus: Betriebes für die nach stehenden Strecken feitens des fönigl. Polizeipräsidiums ertheilt worden: 1. Alexanderplatz - Alt- Moabit. Fahrrichtung: Alexanderplat Neue Friedrichstraße Spandauerstraße Königstraße Schloßplay- Unter den Linden- Sommer straße Roonstraße- Bismardstraße- Alt Moabit- Ge richtsgebäude. 2. Hafenplatz- Megerstraße. Fahrrichtung: Hafenplat Askanischer Plat- Anhaltstraße Wilhelm straße Mohrenstraße Markgrafenstraße Behrenstraße Opernhaus Friedrichstraße Neue Friedrichstraße Alexanderplat Prenzlauerstraße- Megerstraße. 3. Gör liger Bahn Stettiner Bahn. Fahrrichtung: Lausitzer Blak -Waldemarstraße- Elisabeth Ufer Kaiser Franz Grena dierplat- Annenstraße-Roßstraße- Breitestraße Schloßplatz Luftgarten Friedrichsbrücke- Monbijouplas Invalidenstraße. Oranienburgerstiaße- Chauffeestraße .N. In Betreff des entsetzlichen Unglüdsfalles in der Münchener Brauerei in der Johannisstraße ist weiter ermittelt worden, daß der verunglückte Arbeiter Schwabach gerade dabei beschäftigt war, eine zur Zeit außer Thätigkeit gefeßte Mas schine zu ölen. Während S. noch mit dieser Arbeit beschäftigt war, wurde von dem Maschinenmeister, nachdem vorher ein Warnungsfignal abgegeben, die Maschine wieder in Thätigkeit gelegt Auf diese Weise wurde S. von den Tieibriemen e faßt, um die Welle herumgeschleudert. Auf seine Hilefrufe ge lang es, die Maschine wieder zum Stehen zu bringen und ben Verunglückten noch lebend hervorzuziehen. S., der sehr schwere innere und äußere Verlegungen erlitten, befand sich heut fri in der töniglichen Klinit noch am Leben, doch soll sein Suftand ein fast hoffnungsloser sein.
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Projeftirtes Repertoire der Königlichen Schauspiele vom 16. bis 23. August 1885. Im Opernhause. Sonn tag, den 16.: Die Dieistersinger von Nürnberg ; Montag, be 17.: Wilhelm Tell ; Dienstag, den 18.: Stradella; Donnerstag, den 20.: Der Trompeter von Säffingen; Sonnabend, den 22. Preciofa; Sonntag, den 23.: Die Jüdin. Im Scha spielhause. Mittwoch, den 19.: Der Leibarzt; Freitag, den 21.: Die Geier- Wally; Sonntag, den 23.: Der zerbrochene Krug, Die Büste.
Ein grandioser Ernst lagerte auf dessen 3ügen, als er, nach de zwa Gräber. Der junge Man hat ihm dankt und d'Hand Erledigung einer Reihe breinspurigster Reise- Erlebnisse aus druckt und ihn an sein Eid g'mahnt. Die schöne Fräul'n den dreißiger Jahren, eine neue Geschichte zu erzählen begann, hat g'schluchzt und zittert, und so san's bei die Gräber beren Anfang ich leider überhörte, sondern erst aufmerksam steh'n blieb'n, bis der Todtengraber mit seiner Latern fort wurde, als der Erzähler verweisend zu seinem Nebenmann war. Dö halwe Stund', als der Todtengraber jetzt hat wart'n müaß'n, hat er a wahr's Fegefeuer durchg'macht. sagte: J' bitt' Di, Toni, thu' Di net so arg schneuz'n, Alle Minuten hät er aufspringen woll'n und hinlauf'n,
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wann i a Kriminalg'schicht in der Arbeit hab'; das is
störend, weil ma da alle Fäd'n beinander hab'n muaß, und wann's Di' Du so schneuz'st, so is mir g'rad, als ob's D' m'r die Fäd'n abreiß'n thätst. Sei net harb, antwortete Toni demüthig, ma hört
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halt besser, wann m'r si' g'schneuzt hat.
alle
awer fein Eid und die breiß'gtausend Guld'n hab'n' n ' ruckg'halt'n. Nach der halwen Stund', wia er hinrennt zu die Gräber, was siecht er da! Der junge Mensch liegt in der an'n, die schöne Fräul'n in der andern Gruab'n, 3wa maustodt und schon talt... Der Tobtengraber hat die Gräber zuag'schütt, daß thm der Schmit nur so awer g'runna is, und an éag d'rauf hat er fi' g'legt, is in a der zum Bewußtsein kommen is.
Na, das mag schon sein, aber jetzt gib' ein' Ruh. drauß'n stehn, er ein junger feiner Maun, ausg'schaut wie ein Rawlier, fie wunderschön, blaß, mit soviel schöne verwante Aug'n. Was' woll'n, fragt's der Todtengraber. Lassen Sie uns eintreten, wischpelt ihm der junge Mann
Also der Tobtengräber fiecht zwei junge Leuthitige Krankheit verfall'n und is g'sturb'n, ohne daß er wie
höcher und fragt, womit er dienen kann. Da sagt der
Alsdann, wer war'n denn die jungen Leut', g'wiß
a Familienroman? fragte gespannt der eine Zuhörer. Und an was san's denn g'sturb'n.
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bob'ns
zua. Der Tobtengräber führt's eini, schrauft d' Lampen denn ta Zetterl auf der Brust trag'n, wia m'r so oft left in der Zeitung?.. Und war la Giftflaschl da?.. Unb daß sich die tecken Stubenfliegen in feinerlei Verrichtung junge Mann, der Todtengraber fann sei' Glüd machen, wia hab'n' s denn im G'sicht ausg'schaut dö zwa armen wann er schwört, daß er in der selbigen Nacht zwa Gräber junga Leut, dö halt damisch verbrennt war'n inanand, bas mirkt m'r ja?.. Und war denn gar la Nachfrag' net; der ganzen Bekanntschaft von se muaß do' enterisch wur' wann er nachher zu die zwa Gräber hingeh'n wird, so werd'n sein?.. Und wia is's denn aufkommen?- so stieß der Toni in einem Athem hervor.
heit, dieselbe Täuschung, in weite, weite Ferne von einer wodernen Großstadt entrückt zu sein, umfangen mich wieder. Nichts Süßeres, als an solchem heimlichen Ort die lästige Gegenwart zu vergessen, die trübe Zukunft nicht zu beschwören und sich zu versenken in die große Vergangenheit dieser uradeligen Stadt, voll stolzer Erinnerungen in den abbrödelnden Steinen ihres alterthümlichen Herzpunktes...
Da treten drei bejahrte Weinbeißer" in die Stube und führen am Tische nebenan bald ein Gespräch, oder vielmehr Einer spricht und die beiden Anderen hören zu, vollständig unterworfen der Autorität des Sprechenden. Von Zeit zu Zeit fährt dieser mit der Hand über seinen weißen Scheitel und das dunkelrothe Gesicht, wischt mit zwei Fingern über die Mundwinkel und betrachtet, eine Pause machend, seine Genossen mit scharfem Blid. Was? Js's net so?" und dergleichen Fragen stellen regelmäßig fest, daß die beiden Zuhörer nicht daran denken, in irgendwelchen Dingen eine andere Meinung zu haben, als der Redner.
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nebenanander grabt und damit firti is, bevor der Tag kommt. Dann soll er a halbe Stund' in sein Häusl bleib'n und
schon zwei Leich'n drin sein, er soll Erd'n drüber werf'n und die Gräber gleichmach'n, daß fa Spur mehr davon z'segn is. Der Todtengraber is' ructamelt und hat g'schrien: um tan Preis in der Welt gibt er si' her, a Murdthat' vertuschen, das thuat er net, und er hätt' ta ruhige Stund' mehr nach fo was. D'rauf hat ihm der junge Mensch g'schwor'n, daß von an Murd ka Red' is und wann er's net thuat, so wird's a Anderer thuan, denn er gibt dafür 30 000 Gulden bar. Und wirft a Briaftaschl voller Tausender auf'n Tisch. ' s Geld is halt a Dämon und da Todtengraber hat nach aner Weil z'uag'sagt, ewigs' Schweig'n g'lobt und is an fein' Arbeit' gangen, inwährendem die zwei jungen Leut
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Das waß m'r All's no net; habt's ja g'hört, daß Jeffas, 3wölfe, i muaß ham, sonst brummt die Alte. Pfirt Eng Gott !
der Todtengraber nir mehr red'n hat tönnen..
Er ging. Die zurüdgebliebenen Weinbeißer dachten jeber
eine Weile nach. Dann sagte der Toni:
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Ja, woher waß denn ere, dö Geschicht?
Der Andere nickte und raffte sich zu folgendem,
seiner Lage beachtenswerthen Entschlusse auf:
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- I wir'n morg'n no'mal frag'n. Wann er fi' net ausweis'n kann, nachher soll er solchene Geschichten ber
amal im Friedhof umanandgangen sein, dann wieder ins Frau Blaschke derzähl'n. Dös sag' i ihm, da fenn i lan
und alleweil eifri g'wischpelt habn'n. 3immer g'urüd Stockfinster war's no', als der Todtengraber firti war mit
Schenirer net!
Eb. Pözl
( N. W. L.)
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