aSBBBH lichen Springbrunnen versehenen Platz, auf dem einige Tische und Stühle aufgestellt sind. Hier kann man Milch frisch von der Kuh zum Trinken erhalten. Die neu errichtete Fabrik zur Bereitung von englischem Hundekuchen hat ihren Betrieb er- öffnet und für die Eisengießerei an der Brunnenstraße find die Werkstätten im Rohbau nahezu vollendet. Etwas versteckt hat sich eine Destillation und Stehbierhalle etadlirt. r. Philosophischer Wahnsinn. Wenn man bei Geistes- kranken, die in ihren Delirien von religiösen Dingen reden, schlechtweg sagt, sie leiden an religiösem Wahnsinn, so wird man in finngemäßer Anwendung dieser Bezeichnung bei dem nachfolgend geschilderten Falle von philosophischem Wahnsinn reden können. Den Besuchern des Thiergartens wird bis vor kurzer Zeit in der Gegend des Louisen-Denkmals öfter ein junger Mann aufgefallen sein, dem man auch bei oberflächlicher Betrachtung anmerkte, daß es nicht ganz richtig mit ihm war. Da er aber gewöhnlich Niemandem zu nahe kam, so ließen seine Angehörigen ihn sich frei bewegen. Er war ziemlich menschenscheu und wortkarg; knüpfte man aber ein Gespräch mit ihm an, so wußte er mit einer staunenswerthen Geschicklich- keit nach wenigen Sätzen das Thema auf das philosophische Gebiet hinüberzuspielen und dann, sobald er das Ziel erreicht «laste, mit möglichster Ausdruckslostgkcit eine ganze Reihe be- annter Gemeinplätze vonZeit und Raum als bloße Er- scheinungsformen"Unvorstellbarkeit des Unendlichen und des Ewigen" und namentlich von derunendlichen Zahl" ab- zuleiem. Der nicht mehr ganz junge Mann war vor etwa acht Jahren, gleich nach dem Beginn seiner Studien-Laufbahn von einer heftigen Krankheit, wenn wir recht berichtet find vom Typhus, befallen worden und als eine der Nachwehen desselben stellte sich nach der äußerlichen Genesung ein unver- kennbarer geistiger Defekt des jungen Mannes heraus. Seit einiger Zeit ist er aus dem Thiergarten verschwunden; seine Unter­haltungen, besonders über dieunendliche Zahl" hatten in der letzten Zeit einen ganz besonders leidenschaftlichen Charakter angenommen, der sogar manchmal in Thätlichkeiten auszuarten drohte, was namenstich bedenklich wurde, als der Kranke an- sing, seine Vorlesungen über dieunendliche Zahl" irgend einem Vorübergehenden aufzudrängen. Die Angehörigen haben unter diesen Umständen den Kranken in eine Heilanstalt über- führen lassen. Der Fall bildet jedenfalls einen interessanten Beleg dafür, daß jede Geisteskrankheit ihren Ursprung in einer gleichzeitigen Krankheit des Nervensystems hat, von der die menschliche Vorstellung auch über die wichtigsten Dinge und das gesammte menschliche Denkvermögen abhängig ist. Neue Sanitätswache. Die neue Sanitütswache der äußeren Louisenstadt soll am 1. September eröffnet werden. Angesichts des humanen Zweckes hat die Kat. Eisenbahn- Direktion zwei große Räume im Parterregeschoß des Görlitzer Bahnhofsgebäudes hergegeben, deren Ausstattung vom Komitee in zweckentsprechendster Weise übernommen ist. Sowohl das Zimmer des Arztes, wie das der Heilgehilfen ist mit allem ausgerüstet, was für durchgreifende Hilfe bei Unglücksfällen u. f. iv. nöthig erscheint, selbst ein Krankentransportkorb steht zur sofortigen Benutzung bereit. Der Vorfitzende des Komitees, Herr Polizeihauptmann von Stutterhcim, hat sich die Wiener  Sanitätswache, die in der Hygiene Ausstellung so großes Auf- sehen erregte, zum Muster genommen, und hofft, wenn dem Komitee auch fernerhin die Unterstützung hilfsbereiter Mit- bürger gesichert bleibt, für jene Gegend ein segenbringendes Institut zu gründen, das nicht nur des Nachts, sondern auch am Tage zur Hilfe bereit ist. Der Eröffnung wird am Mon- tag, den 24. d. M., ein großes Fest in der Unionsbrauerei in der Hasenhaide vorangehen, dessen Ueberschuß dem Gründungs- fand der Sanitätswache zufließen soll. Die Arrangements hierzu versprechen ein außergewöhnliches Amüsement, da sich tüchtige Kräfte vereinigt haben, sowohl Erwachsenen wie Kin- dern eine Reihe der gediegensten Vergnügungen zu bieten. Des guten Zweckes wegen weisen auch wir auf dasselbe ganz besonders hin. r. Ueber die sprachliche EntWickelung unserer Ber- linerBolle" aus der hochdeutschen Zwiebel, mit der sie äußerlich doch gar keine Aehnlichkeit mehr zu haben scheint, hat ein freiwilliger Sprachforscher, der seine diesjährigen Ferien im Vaterlande Fritz Reuters zugebracht hat, eine jedenfalls bemerkenswerthe Beobachtung gemacht. Im mecklenburgischen Dialekt ist die hochdeutscheZwiebel" in die plattdeutsche Zipolle" entartet und von da bis zur Berliner  Bolle" ist nur noch eine ebenso geringe wie wahrscheinliche Umformung, so daß wir es also bei dem würzigen Gemüse-Namen mit einer RückÜbertragung aus dem Plattdeutschen in einmarcht- gängiges" Hochdeutsch zu thun hätten. Oder weiß es Jemand 6 w. Das Kgl. Polizeipräsidium hatte bekanntlich seiner Zeit die ortspolizeiliche Zustimmung zu der Aufnahme der von der Berliner   Schützengilde auf ihrem Grundstück in der Linien- straße geplanten Anlage dreier neuer Straßen in den Be- bauungsplan versagt und hatte der Magistrat hiergegen beim Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten Beschwerde erhoben. Letzterer hat jetzt dem Magistrat mitgetheilt, daß wenn er auch die vom kgl. Polizeipräsidium für die Vcrsagung angeführten Gründe mcht für unerheblich erachten könne," er doch" die Er- moralität und sündhafte Begehrlichkeit zu bezeichnen. Zeanne krampfte eS vor Zorn und Schmerz das Herz zusammen. Trotzig verharrte sie auf alle weiteren Fragen bei ihrem Schweigen. Sehr unwillig wandte sich die fromme Schwester von dieser verstockten kleinen Sünderin ab. Die mörderische Krankheit, die Cholera, welche fast als erstes Opfer im Zahre 1884 in Paris   Severin ge- fordert hatte, war, trotz allen sanitären Vorsichtsmaßregeln, doch hier und da in den ungesundesten Stadtvierteln zum Ausbruch gekommen, mithin die Hospitäler sehr in Anspruch genommen. AuS diesem Umstände wurden andere Kranke, welche sich in der Rekonvaleszenz befanden, unverantwortlich früh als hergestellt entlassen. Darum befand sich auch Zeanne schon nach einigen Tagen mit noch zitternden Knieen auf der Straße. Es war in den letzten Augusttagen, und mühsam schleppte sie sich in der drückenden Atmospäre und den sengenden Sonnen- strahlen weiter. Sie hatte nur ein Ziel den kleinen Wohnraum, in welchem sie mit Severin die wenigen Stunden so glücklich gewesen war. Von unbestimmten quälenden Gefühlen gemartert war sie endlich vor dem Hause angelangt. Die Thür stand offen, sie sah auch Lumpen in ihrer alten Wohnung umherliegen. Mit thränen- überströmtem Gesicht stand sie plötzlich mitten in dem dumpfen Kellerraum, aus deren einer Ecke zwei alte Leute, welche sich mit den Lumpen beschäftigten, fragend zu ihr aufschauten. Zetzt fielen die Augen des unglücklichen Mädchens auf das Bett, auf welchem sie, züchtig auf dem Rande sitzend, mit nie empfundener Freude im Herzen sanft eingeschlummert war. Mit leisem Aufschrei wankte sie darauf zu und sank kraftlos auf das Bett nieder. Hier auf dieser Stelle war Severin gestorben, o, wäre es ihr doch vergönnt, hier auf derselben Stelle zu sterben. Zn herzzerreißender Klage jammert sie um ihren dahin- geschiedenen Freund. Jammer rührt sogar für einen Augenblick die durch die Schicksale des Lebens schon abgehärteten Herzen der Alten, die mit feuchten Augen Zeanne Z» trösten suchen. Sie lassen das arme Mädchen zwar eme Weile auf dem laubniß zu der beabsichtigten Straßen-Anlage vorbehaltlich des Widerspruchs dritter ertheilen wolle, weil, wie derselbe unter anderm bemerkt, durch die Ausführung des Projektes eine ge- wisse Erleichterung für den Verkehr der Linienstraße herbeige- führt werde. i. Ein spekulativer Kopf hat neulich den Bierspunden seine Aufmerksamkeit zugewandt und auch glücklich herausge- funden, daß sie sich trefflich zu Pflasterungen eignen. Die- selben find bekanntlich von sehr fettem Kienholze, eine Eigen- schaft, welche von den Restaurateuren sehr aemißbilligt wird, da bei längerem Lagern der Bierfässer das Bier einen scharf- harzigen Geschmack bekommt. Die Bierspunde werden von unseren hiesigen Brauereien nur einmal verwandt und dann fortgeworfen. Ein Schlächtermeister aus der Landsbergersttaße hat nun diese Bierspunde von einigen hiesigen Brauereien auf- gekauft und damit ein ganz vortreffliches Holzpflaster auf seinem Hof hergestellt, welches dem sehr starken Wagcnverkehr gegenüber sich bisher gut bewährt hat. R. Bedeutende Verletzungen zog sich gestern Abend beim Bierabziehen der Arbeiter Karl Simon dadurch zu, daß beim Zukorken des Weißbieres eine Champagnerflasche platzte und das starke Glas dem S. in den rechten Arm drang. Zwei Wunden am Unterarm und am Ellbogen-Gelenk mußten auf der Sanitätswache in der Oranienstraße, wo S. Hilfe suchte, vom Heilgehilfen zugenäht werden. Der Blutverlust war da- bei ein so starker, daß S. beim Verbinden dreimal ohnmächtig wurde. R. Ein heftiger Zwist entstand gestern Mittag um 2 Uhr in einem Kupee der Stadtbahn zwischen Friedrichstraße   und Lehrter Bahnhof  . Ein Herr, der kurz, ehe der Zug die Station Friedrichstraße   verließ, noch schnell in das ihm nächste Kupee hineinsprang, setzte sich, froh noch mitzukommen und außer Athem, ohne weiter um sich zu sehen, gerade mitten in einen mit Eiern gefüllten Korb, den eine Marktfrau unbesonnener Weise auf den Sitz neben sich gestellt hatte. Von beiden Seiten erhob sich ein heftiger Streit, indem der Herr Ersatz für seine verdorbene Kleidung und die Frau Bezahlung der zerbrochenen Eier verlangte. Da keine Einigung zu erzielen war, begaben sich Beide zum Stationsvorsteher des Lehrter Bahnhofs, welcher vorläufig die Personalien feststellte. N. Ein schlimmer Handel. Ein armer italienischer Gypsfigurenhändler offerirte gestern Vormittag seinen Kram einer am Kottbuserdamm Nr. 6 im fünften Stockwerk wohn« haften Frau, konnte jedoch auf das niedrige für eine Vase ge- machte Gebot nicht eingehen' darüber wurde die Frau in der Hitze des Wortgefechts so rabiat, daß sie dem armen Kerl seine ganze Herrlichkeit zertrümmerte. Nun wird sie doch wohl den geforderten Preis bezahlen müssen. g. Eine ältere Frau kam gestern Abend gegen 6 Uhr auf dem Hofe des Grundstücks Belle-Alliancestr. 61 so un­glücklich zu Fall, daß sie sich den linken Unterarm brach, so daß der Knochen herausdrang. Der Verunglückten wurde in der Sanitätswache in der Markgrafensttaße ein Nothverband angelegt und ihr dann weitere ärztliche Behandlung an- empfohlen. g. Die Polizeibehörden fahnden auf drei Hand- Wertsburschen, von denen der eine einem Mädchen in Rüh- städt bei Wilsnack 1 Armband, 1 Medaillon, 1 Paar Ohninge und 1 anscheinend stlbervergoldetes Kreuz geschenkt hat, welche Gegenstände anscheinend aus einem Diebstahl herrühren, der möglicher Weise auch in Berlin   verübt sein kann. Denn der eine der Handwerksburschcn besaß einen auf Hermann Schlierig oder Echlenng lautenden Militärpaß, nach welchem er bis zum 5)erbste 1384 bei einem der Garde-Grenadier-Regimenter zu Berlin   gedient haben soll. Zwei der Handwerlsburschen find angeblich Schneider, der dritte Töpfer. Man vermuthet, daß sich bei ihnen noch gestohlene Sachen befinden. Ueber einen Unglücksfall mit tödtlichem Ausgange wird berichtet: Gestern Vormittag verunglückte der bei dem Verwalter des Speichers in der Alcxandersttaße 13/14 in Arbeit stehende Arbeiter Sch. bei der Bedienung eines Fahrstuhls und erlitt einen Bruch des linken Schulterblattes und der Wirbel- säule, in Folge dessen er bald darauf verstarb. Die Explosion an der Tegeler Chaussee hat nun doch noch ein werteres Opfer gefordert. Der Arbeiter Koppe, dessen Zustand wenig Anlaß zu ernsteren Befürchtungen gab, ist am Mittwoch Nachmittag ebenfalls seinen Verwundungen erlegen. Vormittags war er noch völlig munter, so daß er allem An- scheine nach ohne Gefahr dem Verhör unterzogen werden konnte. Nach demselben verschlimmerte sich sein Zustand derartig, daß er Nachmittags um 3 Uhr seinen Geist aufgab. Der einzig Ueberlebende der Katastrophe, der Volontair Kaufmann, bleibt hoffentlich am Leben. i Ein interessanter Müllwagen bewegte sich gestern, gefolgt von einer großen Schaar munterer Kinder, die Prinzen- straße hinunter. Derselbe war mit einer seltsamen Kollektion abgelegter Schmuckstücken, wie verwelkte Blumen ic. jc. aus- staffirt. Zu jeder Seite des Wagens waren bunte Lappen und verbrauchte Fahnen angebracht, während der Führer eine knall- rothe, freilich etwas defette Papiermützc auf hatte und eine orangenfarbene Gardiene in Form einer Schürze um den Leib trug. Inmitten des Wagens ragte ein großer ausgestopfter Bett sitzen und sich ausweinen, aber dann bedeuten die alten Leute ihr, daß für sie kein Raum in der Wohnung sei. Sie sind Onkel und Tante von Severin, und daher die recht« mäßigen Erben seiner kleinen Habe. Zeanne hatte kaum gehört, was die Alten sprachen, nur so viel hatte sie verstanden, daß sie hier nicht bleiben dürfe. Sie verließ, bald nachdem sie sich gesammelt, mit stummem Gruß die alten Leute. Plan- und ziellos irrte sie durch Straßen und Gassen, deren Namen sie nicht einmal kannte. Sie wurde kaum gewahr, daß der Tag der Nacht gewichen war. Endlich machte sie Halt, weil ihre müden Füße sie nicht weiter zu ttagen vermochten. Sie befand sich auf einer großen Brücke, tief unter ihr rauschte und fluthete das nasse Element. Nach Schutz suchend, lehnt sie ihren schwankenden Körper auf die eiserne Brüstung der Brücke. Wie aus einem Traum erwachend schaut sie um sich. Sie weiß nicht, wo sie ist, sie weiß nicht, wie sie hierher ge- kommen, sie sieht nur aus den schattenhaften Umrissen der Nacht die durch Gasflammen beleuchteten Ufer der Seine sich endlos in die Nacht hineinziehen. Die Gasflammen vom Ufer werfen ihre breiten Lichtstrahlen auf den dunklen Strom. Und auf der Mitte des schnellfließenden Stromes funkeln und glitzern die kreiselnden Wasser vom magischen Lichte des Mondes beleuchtet. Zeanne's wirrer Blick streift den Himmel und bleibt an der lieblichen Mondscheibe haften, die ihr mildes Licht beruhigend, ftiedeverheißend auf sie herniederstrahlt. Sie zuckt zusammen. Höllenqualen und Himmels- freuden durchtoben noch einmal mit ganzer Gewalt ihr Herz. Severin, murmelt sie mtt verklärtem Aufleuchten der Augen., Leicht, behende, ohne zedwede Schwäche, schwingt sie sich über die nicht sehr hohe Einfassung der Brücke. Noch ein leisesSeverin" und die Fluthen schlagen über einem gebrochenen Herzen zusammen. Stolz, gleichwie in dem Bewußtsein einer guten That, trägt der Strom seine schäumenden Wasser dem fernen Meere entgegen. Storch, der während der Sommerreise des Besitzers Motten bekommen und deshalb in die Müllgrube geworfen worden. Der Storch trug eine große Kutte um den Hals, hatte in den Flügeln Blumensttäuße; an seinem Schnabel war eine aus altem Papier, Lappen, Lumpen und Sttoh glücklich geformte Wickelpuppe befestigt, die wegen ihres dunkelfarbigen Aussehens jedenfalls zu der weithin fichtbaren auf einem Zettel geschrie- denen Bemerkung Anlaß gegeben hatte:Erste Sendung aus Camerun  !" Der interessante Wagen bewegte sich langsam die Prinzenstraße hinunter nach der Hasenhaide zu. Die Dampfer der neuen Dampfschifffahrts- Gesell- schaft haben seit vorgestem ihre Fahrten auf der Oberfpne begonnen. Vorläufig werden indeß nur zwei Dampfer zwischen Berlin   und Stralau beziegungsweise Treptow kurfiren, doch soll schon im nächsten Jahre die Zahl derselben angemessen ver- mehrt werden, und dann sollen auch die Touren eine weitere Ausdehnung erfahren. Der Preis für die Fahrt nach Sttalau ist auf 10 Pf., für die nach Treptow   auf 15 Pf. festgesetzt, während von der alten Dampfschifffahrtsgesellschast für dieselben Touren 25 Pf. erhoben werden, wozu an Sonn- und Festtagen noch ein Aufschlag von 5 Pf. tritt. Die alten Dampfer be» ginnen ihre Fahrt jedoch an der Jannowiybrücke, während Vre Abfahrt der neu eingestellten Dampfer erst von der Schillings- brücke aus erfolgt. Der Durchgang an der Taubenstraße nach dem Haus- voigteiplatz ist nunmehr vorläufig dem Verkehr entzogen. M" dem Abbruch der Gebäude am Hausvoigteiplatz, welche in dem ncuprojettirten Straßenzuge liegen, ist bereits der Anfang ge- macht worden, so daß die Beseitigung des häßlichen sogenannten Bullenwinkels sich sehr bald als eine vollendete Thatsache dar- stellen wird. Nach der Durchlegung der Taubenstraße wird, wie dieVolksztg." hört, auch eme Neupflasterung des Haus- voigtei-Platzes zur Ausführung gelangen, gleichzeitig unter Herstellung eines Sttaßendammes von der Ausmündung der Taubenstraße bis zur Niederwall- beziehungsweise Oberwall- sttaße. Ueber einen groben Exzeß wird folgendes gemeldet! In der Nacht vom 19. zum 20. d. Mts. hörte ein Schutzmann auf seinem Pattouillengange in der Mühlenstraße rubestörendcn Lärm auf dem Grundstück Nr. 60/67, auf dem sich Mörtelwcrke befinden. Er ging mit dem Wächter dorthin und traf auf der am Ufer der Spree belegenen Ausladestelle 1416 Personen, welche Schnaps tranken, sangen und Harmonika spielten.& gebot nun Ruhe, wurde aber von den Leuten verhöhnt. Der zu den Skandalmachern gehörigeArbeiter" G. äußerte zu dem Schutzmann, daß letzterer ihnen gar nichts zu sagen habe, da sie Geburtstag feierten. Als der Beamte nun den G. auffor- derte, ihm zur Wache zu folgen, wurde er von mehreren Per- sonen umringt und erhielt einen so heftigen Stoß von hinten, daß er mit G. ins Waffer fiel und sich aus der Gefahr des Ertrinkens durch Schwimmen retten mußte. Zwei Schiffer, denen dieser thätliche Angriff zur Last gelegt wird, find in Hast genommen worden. Das Landesgericht zu Olmütz   hat die hiesige Polizei- behörde benachrichtigt, daß der Schreiber Adolf Krüger, alia* Karl Weller  , welcher zusammen mit demArbeiter" Thaen» in Olmütz   bei Verübung eines Diebstahls ergriffen worden war und sich selbst einer ganzen Reihe hier verübter Einbrüche bezichtigt hatte, am 17. August 1885 aus der Frohnveste, rvo- selbst er sich in Untersuchungshaft befand, entwichen ist. Ein« strafrechtliche Verfolgung des Krüger wird freilich auch im Falle der Ergreifung nicht eintreten können, da derselbe durch das Zeugniß ver ihn für geisteskrank erachtenden Aerzte gegen Strafe geschützt ist. Aus den diesseitigen Personalakten er- giebt sich, daß im Mai 1881 der damalige Unterofsizier- schülcr Krüger einen in der Sttomstraße wohnenden Apotheker, von welchem er ein Mittel gegen Zahn- schmerzen erlangt hatte, in der augenscheinlichen Abficht, denselben zu berauben, mit dem Seiten- gewehr einen so heftigen Schlag auf den Kopf versetzt hat, W der Getroffene bewußtlos zusammenbrach. Krüger, welcher da- mals noch nicht die volle Strafmündigkeit besaß, wurde wegen versuchten schweren Raubes zu 3 Jahren und 6 Monaten Ge- fängniß verurtheilt, entsprang im November 1882 aus dem Strafgefängniß zu Plötzensee und wurde nach seiner Wieder- einliefcrung als geisteskrank der Irrenanstalt zu Dalldorf   über- wiesen. Von dorr wurde er im Dezember 1884 auf unbestimmte Zeit zu seinem hier wohnenden Bruder entlassen, im Februar d. I. von der Kriminalpolizei   aber wieder verhaftet(da er in der Wohnung eines Offiziers in der Kanonierstraße einen Dieb- stahl mittels Nachschlüssel auszuführen versucht' hatte) und der Charit 6 übergeben. Von hier entwich er wiederum, drang im Juli d. I. mittels Nachschlüssels in den Frauen� Pavillon der Städtischen Irrenanstalt ein und entführte eine Patientin. Herr Retnhold Wellhof tritt in der heutigen 126. Vor­stellung des Großmogul, nach dem er seinen Urlaub beendigt- wiederum als Nicobar auf., Polizei- Bericht. Am 19. d. M. Morgens fiel dem bei dem Neubau der Tumhalle auf dem Grundstücke Niederwall- straße 6/7 beschäftigten Zimmermann Schmidt aus einer Höhr  von zwei Metem ein eiserner Hammer auf den Kopf, so daß Schmidt einen Schädelbruch erlitt und nach der königliches Klinik gebracht werden mußte. Am 20. d. M. Morgens eischoß sich ein Mann in einem Anfalls von Eäuferwahnsinll auf dem Boden eines Hauses in der .. Elbingerstraße mittelst eines Gewehrs. Die Leiche wurde nach dem Obduttionshaust geschafft. An demselben Tage Vormittags wurde der Arbeiter Schmidt auf dem Hofe des Grundstücks Alcxandersttaße 13/l4 von einem beladenen Fahrstuhl erfaßt und gegen die Wand des betreffenden Gebäudes gedrückt. Schmidt wurde dabcr derartig verletzt, daß er auf der Stelle verstarb. Um dieselbe Zeit fiel der Kutscher Dumke in der Badstraße aus Unvorsich- tigkeit von seinem mit Schutt beladenen Wagen, wurde über- fahren und erlitt einen Bruch des linken Unterschenkels, lp wurde mittelst Droschke nach der Charitee gebracht. AN demselben Tage Nachmittags fiel der Arbeiter Schmidt am dem Neubau Leipjigersttaße 39 vom Hof aus in den Keller hinab und erlitt dabei derartige Verletzungen, daß er mittel!» Droschke nach seiner Wohnung gebracht werden mußte. i-u derselben Zeit wurde ein 5 Jahre alter Knabe an der Ecke der Charlotten- und Mittelstraße von einer Droschke überfahren und erlitt dabei erhebliche Verletzungen am linken Arm unv Bein. An demselben Tage Abends wurde ein Mann'N seiner in der Gartensttaße belegenen Wohnung an dem Schlüffv der Küchenthür erhängt vorgefunden. Die Leiche wurde na» dem Lbduktionshause geschafft. Gerichts-Zeiwng. Eine, sich als völlig unhaltbar erwtcsende Anklagt nahm gestern die zweite Ferienstrafkammer des Landgerichts für kurze Zeit in Anspruch. Auf der Anklagebank befand st» ein bejahrter Mann, dessen Vorleben nicht nur völlig makellos und rein ist, sondern der, wie seine Ehrenämter zur Genüg- beweisen, sich einer besonderen Achtung und Hochschätzuns seiner Mitbürger erfreuen muß. Es war der Rentier, laNlx jährigere Stadtverordnete und Waisenrath Friedrich Augssü Kümmel, welcher sich der Erpressung es handelt sich um cm Objekt von fünf Mark gegenüber einem Almosenempfäns; schuldig gemacht haben sollte. Der Angeklagte erklärte sich nichtschuldig und erklärte in ruhiger und überzeugender Wcm wie er zu der ihn so beschimpfenden Beschuldigung gekommcss sei. Im Frühjahre fei der Denunziant, der Almostss, empfänger Virchow, der sich aber den Charakter Agent beigelegt hatte, zu ihm gekommen und% um Vermiethung einer kleinen Wohnung gebeten, die er, Angeklagte, in seinem Hause Wienerstraße 33 leer stehen fl* habt. Er habe den Bitten des Reflektanten nachgegeben, d�' Heb, W s m