Die Interessen der Arbeiter sind solidarisch. Z» jedemArbeiier, der in Folge erzielter Arbeitsverkürzung von derStraße wegkommt und Arbeit findet, verschwindet ein Kon-kurrent, und jede Mark Lohn, welche mehr bezahlt wird,trägt zur Hebung des Konsums und dadurch zur Vermehrungder Arbeisgelegenheit bei.Es ist reaktionär, der heranwachsenden Zugend dieMöglichkeit zu erschweren, an der für die Gesellschaft noth-wendigen Gesammtarbeit theil zu nehmen. Für sie mußdurch Verkürzung der Arbeitszeit und Steigerung derLöhne und die dadurch bedingte Hebung der Konsumtions-fähiqkeit der Massen, Arbeitsgelegenheit und Verdienst ge-schaffen werden.Nicht rückwärts, vorwärts muß der Proletarier seinenBlick richten, wenn er mitwirken will an der Neugestaltungunserer Verhältnisse, die so sehr in seinem Interesse liegt.Politische Webersicht.Dem ReichStagsabgeordneten Kräcker ist nunmehrauch die Klage des Fiskus wegen Herausgabe der empfangenenDiäten zugegangen- Herr Kräcker soll 1818 M. herausgeben,die er nach der Klage aus dem Parteidiätenfondes in der Zeitder vorigen und jetzigen Legislaturperiode erhalten haben soll.Termin rst am 11. November vor der Breslauer Zivilkammerangesetzt worden. Der Berechnung find 404 Tage und proTag 4 M. 50 Pf. zu Grunde gelegt.Zur Karolinen-Affaire rst von einer über London ge-kommenen Madrider Meldung Notiz zu nehmen, wonach dasspanische Panzerschiff„Argon" auf mehreren Inseln der Palao-Gruppe Truppen gelandet hätte. Von Manila sollen vierKriegsschiffe abgesegelt sein mit der Weisung, in erster Liniedie Karolinen-Inseln Aap und Ponape zu besetzen; außerdemwäre es der Diskretion des Admirals überlaffen, auch andereInseln der Karolinen- oder Valaoaruppe, die für Spanien inkommerzieller oder politischer Beziehung wichtig erscheinen, zubesetzen. Inzwischen ist nun bereits vre Nachncht eingetroffen,datz die Insel Aap ttotz des Protestes eines spanischen Kriegs-schifies deutscherseits besetzt worden ist. Die spanischen Kriegs-schiffe sollen von Madrid die Ordre erhalten haben, einen Zu-sammenstoß mit den deutschen zu vermeiden.Wie der englische„Standard" erfährt, hat Spanien end-giltig und entschieden den Vorschlag Deutschlands, die Karo-linenfrage dem Schiedsspruch einer befteundeten Macht zuunterbreiten, abgelehnt. Nach einer Depesche dagegen, diefranzösischen Blättern von der Grenzstation Hendaye zuge»gangen ist, fordem die spanischen liberalen Blätter vom Mini-sterium die sofortige Einberufung der Kottes für den Fall,daß Deutschland dabei beharre, Spanien den freien und vollenBesitz aller Kärolineninseln zu bestreiten; man könne dann dieRechtsfrage diskutiren.Der„Franks. Ztg." geht über Paris, 5. Sept., 11 Uhr40 Min. Abends, folgendes Telegramm zu: Infolge mehrfachen Depeschen-Ausrauschs zwischen Madrid und Berlin, derkein befriedigendes Ergebniß hatte, wurden die b e i d e r s e i»tigen Botschafter heimbeordert. König Alphonswürde heute früh in Madrid aus La Granja erwartet, umeinem Ministerrath zu prästdiren. Er war Mittags noch nichtangekommen."— Bis jetzt ist diese Nachricht, soweit sie dieBotschafter betrifft, von anderer Seite noch nicht bestätigtworden.Die französischen Blätter halten die Lage in Spanien fürsehr kritisch. Sie huldigen im Allgemeinen der Anschauung,daß, gleichviel wie der Konflikt beendet werde, die Monarchreunmöglich geworden sei.— Auch in Spanien tritt die Frage,ob jetzt nicht der richtige Moment sei, die Republik zu er-klären, mehr in den Vordergrund. Die Republikaner sollenbereits offen aussprechen, daß der Marschall Serrano sich andie Spitze der Truppen stellen und die Republik proklamirenwerde. Der Marschall würde dann vorläufig den Präsidenten-sitz einnehmen. Auch Casteler läßt wieder von sich hören; erbereist das nördliche Spanien, um kriegerische und republikanischeReden zu halten. In Madrid wurden nach eine Depesche der„Jndep. Belge" republikanische Flugblätter verbreitet. VieleDeutsche, besonders Handeltreidende, beginnen Spanien zu ver-� Die„Voss. Zeit." sieht sich veranlaßt, auf das auffälliglange Ausbleiben der gestern zitirten Madrider Depeschen hin-zuweisen. Sie schreibt:„Leider hat sich damtt aber auchwieder einmal die alte Erfahrung bestätigt, daß man inLondon und wahrscheinlich noch an einigen anderenPlätzen des Auslandes über Ereignisse, die unsweit näher berühren, früher unterrichtet ist als inBerlin; Wolff's telegraphisches Bureau pst eine sehrschwerfallig arbeitende Maschine, wenn es sich um Nachrichtmhandelt, die seiner Ansicht nach oder höhererWeisung zufolge erst der Zensur bedürfen.Die Depeschen des„W. T- B." ließen schon durch dre Angabeder Aufgabezeit erkennen, daß sie einen in solchem Falle nrchternster Aufmerksamkeit, ohne daß auch nur eine Muskel infeinem wettergebräunten Gesicht gezuckt hätte feine�Augen-winkel dagegen erglänzten feucht, als wenn er eine Thränein denselben zerdückt hätte. Hertha'S Verzweiflunghatte sein Herz berührt, er bettachtete dieselbe aber, wieder Arzt eine bittere Arznei, welche, wenn auch in ihrerersten Wirkung unangenehm, schließlich doch Heilung her-beiführt.„Höre mich ruhig an, mein Kind," sagte er endlich,sobald das krampfhafte Schluchzen etwas milder gewordenwar,„ich habe noch viel mit Dir zu reden, denn es istmeine Absicht, ja mein fester Wille, Dich zu überzeugen,daß ich es in der That nur aut und aufrichtig mit Dirmeine. Glaube mir, theures Kind, indem ich unerfchütter-lich auf meinen eben geäußerten Vorschlägen beharre, leitetmich nicht weniger die bange Sorge um Dein irdischesWohlergehen, als auch um Dein Seelenheil.„Du hast vielleicht schon die Gefangenen gesehen, welcheauf der anderen Seite des HofeS in strenger Haft gehaltenwerden?" fragte er dann, plötzlich abspringend.Hertha richtete sich mit einer raschen Bewegung empor,und Jansen ihr von einer dunkeln Guth übergosseneSAntlitz zuwendend, rief sie aus:„Dm Lieutenant Weatherto»? Zch habe ihn gesehmund gesprochm, und eine Schmach ist es, daß er, dem wirzu so hohem Danke verpflichtet sind, statt die ungebundensteGastfreundschaft zu genießen, wie ein Verbrecher im Kerkerschmachten muß. Zch habe ihm meine Verwendung zugesagt,ohne daß er mich darum gebeten oder auch nur eine Klageausgesprochen hätte, und ich erfülle eine heilige Pflicht, in-dem ich Dich jetzt bitte, Deinen ganzen Einfluß zu feinerBefreiung aufzubieten. Za, Onkel, ich bitte Dich darum.Er hat edel an uns gehandelt; wende Dich nicht von ihmab Siehe, ich bürge dafür, der Verdacht, auf welchen hinman ihm feine Freiheit vorenthält, ist vollständig unbegrün-det und nicht im entferntesten verdient er das Mißttaum,welches Du, seit unserer ersten Bekanntschaft mit ihm, stetszu rechtfertigenden Aufenthalt erlitten hatten, und zwar schwer-lich durch Die spanischen Zensurbehörden, da diese die nachLondon gerichteten Depeschen unbeanstandet gelassen haben.Der Umstand, daß uns diese wichtigen und jeden Deutschen inso hohem Maße interesfirenden Nachrichten erst über Londonzugingen, machten uns irre an der Richtigkeit derselben. Wirkonnten eS unS nicht denken, daß die Regierung einesLandes sich nicht beeilen würde oder gar hindern könnte, daßdiese Vorgänge so schnell wie möglich zur Kenntniß des Landeskämm."Die offiziöse„Norddeutsche Allgemeine Zeitung" läßt sichheute über die Vorgänge in Spanien folgender-maßen auS:„Es kann kaum ausbleiben, daß die Nach-richten, welche auf telegraphischem Wege über die Szenen nachDeutschland gelangt find, deren Schauplatz am Freitag Abenddie Hauptstadt Spaniens, und deren Zielpuntt namentlich dasGebäude der deutschen Gesandtschast und dessen unmittelbarsteUmgebung gewesen ist, eine gewisse Erregung in dem Geisteder deutschen Leser hervorrufen werden; vor Allem dürfte einhoher Grad von Verwunderung platzgreifen, da in den Äugenjedes Unbefangenen der ganze Verlauf der Karolinen-Ange-legenheit bisher kein Moment geboten hat, aus welchem daszügellose Treiben der Madrider Tumultuanten sich erklären ließe.— Aber derlei Vorgänge wollen nicht nach den ersten Ein-drücken beurtheilt werden. Es giebt im Leben der VöllerAugenblicke, in denen selbst eine kräftige Regierung, wie z. B.die preußische, sich vorübergehend außer Stande sehen könnte,Ausschreitungen, wie Brandstiftung oder Sachbeschädigung, zuverhüten. Im vorliegenden Falle wird hoffentlich, wenn nichtauf anderem Wege doch jedenfalls durch die gerichtliche Unter-suchung klargestellt werden, was für Leute eS waren und vonwelchen Impulsen geleitet, die zu jedem Mittel greifen, umFeindschaft zwischen Deutschland und Spanien zu stiften."Zur Lotteriefrage. Allem Anschein nach wird dieStaatsregieruna aus ihrer in der Lotteriefrage eingenommenenunthätigen Haltung in der nächsten Session'> W des Hauses derAbgeordneten heraustreten und mit einer Vermehrung derLoose vorgehen. Man spricht sogar davon, daß die jetzigen95,000 Loosnummem auf rund 200,000 gebracht werden sollen,von welchen dann die erforderliche Zahl der sogenannten Frei-loose in Abzug zu bringen wäre. Auch werden die Gewinn-betrüge mit dem bestehenden Münzsustem in Einklang gebrachtwerden, da die jetzigen noch daS Thalcrspstem zur Grundlagehaben und neuerdings erst in der letzten Klaffe die Gewinnevon 600 in 550 M. verwandelt worden find. Möglich ist esauch, daß man dann in Folge der bedeutenden Loosvermehmngwieder auf fünf Ziehungen, in welche die Ziehungen frühereingetheilt waren, zurückgeht.Nie trsnslt clorls mondl! Einer der Hauptagitatoren der konservativen Partei ist der Herr v. Hammer«stein, Gutsbesitzer in Hinterpommem. Genannter Herr warbis jetzt Landtagsabaeordneter für den Kreis Lauenburg-Etolp-Bütow, und seine Parteigenossen gehen mit der Abficht um,ihn dorten wiederum kandidiren zu lassen. Nun passirt ihmaber daS Malheur, daß sein Gut zur Zwangsversteigerung ge-langt, und somit wird jetzt von verschiedenen Seiten die Fragekommentirt, ob Herr v. Hammerstein in seinen jetzigen Ver-hältnissen noch wählbar sein wird. Nach der Praxis, die seitlangen Jahren von der WahlprüfungSkommisfion rm Adgeord-netenhause geübt worden ist, gelten Personen, die sich im Kon-kurse befinden, als nicht wahlberechtigt und nicht wählbar, weilsie nicht die„Selbstständigkeit" haben, welche das Wahlgesetzverlangt. Wir wissen nicht, so wird der„Königsg. Hart. Ztg."geschrieben, ob die Zwangsversteigerung der Güter des Herrnv. Hammerstcin unter diese Vorschrift fallen wird. Jedenfallsfällt es auf, daß als Verleger der„Kreuzztg." nicht mehr wiefrüher Herr v. Hammerstein, sondern Herr v. Risselmann zeich-net. Sollte es sich also bei der Zwangsversteigerung um einenKonkurs handeln, dann wäre Herr v. Hammerstein bis zurAbwickelung desselben weder wahlberechtigt noch wahlfähig.Dem in der Sitzung der Internationalen Tele-graphen- Konferenz vom 3. September in letzter Lesung ge-faßten Beschluß der Annahme des einheitlichen Tanfsystemsfür Europa ist inzwischen auch Schweden, welches sich dasProtokoll offen gehalten hatte, nunmehr definitiv beigetteten,so daß die vertragsmäßig nothwendige Einstimmigkeit nunmehrerzielt ist. Von den außereuropäischen Staaten erklärten Japanund Brasilien ihre Bereitwilligkeit, unter gewissen Bedingungeneine Ermäßigung ihrer Telegraphentarife um 25 Prozent ein-treten zu lassen. Die definitiven Erklärungen der Kabel' Gesell-schatten für den großen ozeanischen Verkehr dagegen stehen imWesentlichen immer noch aus.Aus Schleswig-Holstein wird geschrieben: Durch das„Karolinenfieber" in Spanien wird auch ein Theil des schles-wig-bolsteinischen Geschäfts getroffen. Bekanntlich ist Schles-wig-Hotstein namentlich durch Hamburger und Kieler Ver«Mittelung in hervorragendem Maße an der Versorgung desspanischen Marktes mit Butter betheiligt. Schon Ende dervorigen Woche geschah es nun, daß, ähnlich wie aus Würzburggemeldet, Bestellungen in dieser Hinsicht von Spanien auszurückgezogen wurden. Nach den Berichten der dottigen Agcn«Deine Abneigunvermagst, um r!,m Deinen Beistand angedeihen zu lassen,dann thue es wenigstens meinetwegen; ich flehe ja so in«ständig darum."Während Hertha so sprach, hatte sie sich ihrem Onkelwieder genähert, und als ob sie alles Vorhergegangene ver-gessen hätte, legte sie mit holdseligem Erröthen und schwan«kend zwischen Hoffnung und Besorgniß ihren Arm um seineSchulter.Zansen, von dem man mit Recht behaupten durfte, daßer niemals ein Wort sprach, ohne vorher überlegt zu haben,schaute noch eine Weile düster vor sich nieder, nicht beachtenddie wachsende Spannung, mit welcher Hertha'S Blicke anseinem Munde hingen. Endlich ergriff er ihre auf seinerSchulter ruhende Hand, und sie sanft zurückvrängend, zwanger sie gewissermassen zum Niedersitzen.l„Also gesehen und gesprochen hast Du ihn," sagte er,beifällig nickend;„und Deinetwegen soll ich ihm zur Freiheitverhelfen. Es muß eine feste Freundschaft sein, die auf demSchiffe zwischen Euch geschlossen wurde, eine Freundschaft,stark genug, um ihn bis hierher Dir nachzutteiben, Dich aberzu seiner warmen Fürsprecherin zu machen."„Und meinst Du, eS sei tadelnSwerth, wenn Menschensich gegenseitig Beweise von Achtung und freundschaftlichenGesinnungen ertheilen?" fragte Hertha, indem sie ihre großenblaue« Augen mtt einem wahren Ausdruck kindlicher Unschuldauf Zansen richtete. Sie ahnte ja nicht, daß ihr fanattscher,überlegender Onkel sie nur ausfragen und einen Blick inihr Herz thun wollte, um sie demnächst desto leichter undsicherer seinem Willen unterwerfen zu können.„Du würdest Dich vielleicht nicht sträuben zu Heirathen,wenn Mr. Weatherto« anstatt Ellrot Kommandant von FortUtah wäre?" fragte er dann scheinbar harmlos, aber seineforschenden Blicke durchdringend auf das geängstigte Mädchenheftend.„Onkel!" rief Hertha bettoffen aus, und in diesem ein-zigen Ausruf offenbarte sich die ganze jungftäuliche Schamund die Verwirrung, die sie über eine Frage empfand, anwelche Vre selbst nie gedacht haben würde.„Gut, gut, beruhige Dich, mein Kind, und lege einerharmlosen Frage keine zu große Wichtigkeit bei," fuhr Jan-sen in seiner ernsten, gemessenen Weise fort; aber indem erten sieht sich das betreffende Geschäft völlig lahmgelegt, urniist jedenfalls während der Dauer der jetzigen Aufregung adirgend welche Wiederanknüpfung der abgebrochenen Beziehungennicht zu denken. In Hamburg lagern in Folge dessen, fürSpanien bestimmt, größere Quantitäten schleswig holsteinischerButter, welche— selbst auf die Gefahr der nicht unerheblichenVerluste durch vorläufiges Zurückhalten der Waare oder dmchVerkauf in anderer Weise— man gar nicht abzusenden gewagt hat.Ausgewiesene von den russischen Behörden zurück-gewiesen. Am 2. d. M. reisten(wie die„Posener Ztg." er-zählt) mehrere Personen, welche aus Preußen ausgewiesenwaren und bisher in Thorn und Umgegend gewohnt hatten,nach Alexandrowo in Russtsch-Polen ad. Sie hatten sich vomLandrathSamte refp. der Polizeibehörde gewöhnliche Legittma-tionskarten ausstellen lassen; denn da sie sich nicht der zwangs-weisen polizeilichen Gestellung zur Grenze aussetzen wollten,beabsichtigten sie auf diese Weise selbst zu gehen und sich denrussischen Behörden zu stellen. Indessen wollte die russischeBehörde sie nicht annehmen und schickte sie nach Preußenzurück, die einen von Alexandrowo, die anderen von Nieszarvaund Wloclawek aus, indem sie annahm, daß die gewöhnlicheLegitimation nicht ausreichend sei, und daß diejenigen vonihnen, welche in Preußen länger als 16 Jahre lebten, dadurchpreußische Untetthanen geworden seien resp. das russische Unter-thanenrecht verloren hätten.Die überseeische Auswanderung aus dem DeutschenReich über deutsche Häfen und Antwerpen hat nach dem neuestenMonatshefte des Statistischen Amts im Juli er. 6815 Personen betragen gegen 10500, 11469, 12221 und 12 589 indem entsprechenden Monat der Vorjahre bis 1881 zurück.Die gesammte Auswandemng im laufenden Jahre bis EndeJuli er. wird auf 72160 Personen angegeben geaen 100 801,105 614, 130204 und 138 728 in den ersten 7 Monaten derVorjahre 1884, 1883, 1882 und 1881. Die erfreuliche Abnahme der Auswanderung hält also an. Die Auswanderungaus Preußen betrug im Juli 4333- leider find die ProvinzenPosen(630), Westpreußen(590), Pommem(521), Hannover(463) und Schleswig-Holstein(422) wieder am stärksten de-theiligt. Aus Pommern sind in den ersten 7 Monaten d. I-8792, aus Posen 7768 und aus Westpreußen 7340 Personenauf dem angegebenen Wege ausgewandert.Holland.In Amsterdam fand am 4. d. M. eine sozialdemokratischeVersammlung statt, in der nach längerer Diskussion der An«ttag zur Annahme gelangte, Beschwerde beim Bürgermeisterüber das Verhalten der Polizei bei dem Straßenkrawall zuführen. Die Versammlung verlief in der größten Ordnung.Franrveich.Der Abg. Tony Revision, Verttcter des zweiten Wahl-kreises des 20. Pariser Arrondissements, sollte gestern in einerSchule der Rue des Pyrenkes vor seinen Wählern über dieErfüllung seines Mandats berichten, Nachdem die zahlreich er«schienenen Wähler ziemlich lange auf ihn gewartet hatten, ver«las der Präsident nachstehendes Schreiben desselben:„Meinethcuren Freunde! Gestern hatte ich starke Galle-Erbrechungen,Fieber. Doch hielt ich Stand, ich wollte nach Charonne gehen,allein ich habe wieder Erbrechungen und kalten Schweiß. Ickbin ganz und gar krank. Ihr wißt, daß ich nur wenig aufmich höre. Wenn ich mich nur auftecht erhallen könnte, dannginge ich nach der Rue de Pyrenöes. Allein ich kann nicht.Entschuldigt mich und entbietet meine Entschuldigungen derVersammlung. Ganz der Eure vom Herzen. Tony R<-villon.'— Diese Zeilen fanden nur wenig Glauben, da man von ver-schiedenen Seiten versicherte, daß der„Kranke" ganz gesund gesehen worden sei. Nachdem verschiedene Redner die von RS«villon befolgte Politik scharf getadelt, verlas der Präsident fol-aende Tagesordnung:„Die auf Einladung des Komitees TonyRSvillon in dem Saale der Rue des Pyrenees versammellcnBürger konstatiren, daß ihr Abgeordneter die Diskussion flieht,brandmarken eine solche Haltung und bekräftigen ihre sozio-listisch-revolutionären Ueberzeugungen."— Diese Tagesordnungwurde einstimmig angenommen.— Anläßlich der bevorstehenden Wahlen hat der Ministerdes öffentlichen Unterrichts an die Bischöfe folgendes Rund-schreiben gerichtet:Herr Bischof! Im Augenblick der Eröffnung der Wahl-zeit glaube ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Haltung hinlenkenzu müssm, die den Mitgliedern Ihrer Geistlichkeit anzuempfeh-len heute nothwendiaer rst denn je. Als Bürger und Steuer-Pflichtige haben die Diener der Kirche ficherlich, wie alle andernBürger, volle Meinungsfteiheit in Bezug auf ihre Abstimmung-Aber der Einfluß, welchen fie durch ihr Amt auf die Bevölke-rung ausüben, die besondere Natur der Macht, die fie über dieGewissen haben, legen ihnen in der Ausübung ihrer büraer-lichen Rechte eine Zurückhaltung auf, die fie, wenn fie denöffentlichen Frieden nicht gefährden wollen, nicht vergessen—....... icht ausdürfen. Sie können bei ihren AmtSvorrichiungen nid,.,der strengsten Neutralität heraustteten, nicht ihren Stand gel-tend machen, um in die Wahlkämpfe einzutreten, ohne ihredies sagte, hatte er schon die Gewißheit gewonnen, daßWeatherton's Bild tiefer in dem Herzen seiner Nichte ein-gegraben sei, als er selbst jemals geglaubt hatte.„Du verwendest Dich übrigens so warm für ihn," be-gann er nach kurzem Nachdenken wieder.„Weißt Du auch,für wen Du Dich verwendest, und was ihm zur Last gelegt wird?"„Zch weiß es," antwortete Hertha, erschreckt über dieseFrage, die eine unbestimmte Drohung zu enthalten schie«!„man will sich an ihm rächen für den Durchsuchungsbefehl,welchen er sich in New-Nork ausstelle« ließ. Aber ich habeihn selbst darüber befragt; e« waren nur edle, unselbstsüch'tige Beweggründe, welche ihn zu solchem Verfahren veran«laßten. Ja, eS ist wahr," bekräftigte sie eifrig ihre Worte,als fie ein ungläubiges Lächeln ihres Onkels gewährte,„erist durchaus schuldlos; er hegt nichts weniger als feindlicheAbsichten gegen unsere Gemeinde; er selbst hat eS mtt ver«sichert, und er ist nicht der Mann, der es vermöchte, eineUnwahrhest zu sprechen. Zch verbürge mich für ihn, Onkel,ich bürge für seine Rechtlichkeit mit meinem Lebe«!"„Du mußt ihn sehr genau kennen, um in solcher Weisefür ihn aufzutteten," versetzte Zansen, mit innerer Bewun-derung daS erregte junge Mädchen bettachtend, auS dessenschwärmerischen Blicken eine unbeschreibliche Kühnheit undEntschlossenheit hervorleuchtete.„So schwer es mir auchfällt, Dtt Kummer zu bereiten, so bm ich doch gezwungen,Dich aus Deinem Zrrthum zu reißen. Höre mir auftnerksanrzu, mein liebes Kind, und unterbrich mich nicht, und solltedie freundliche Theilnahme, welche Du für den Fremdlinghegst, Dir Thränen entlocken, so laß denselben fteie« Lauf!ich zürne Dir darum nicht. Zch hege die größte Achtungvor Deinem edlen Herze« und vor jedem Schmerz, welchendie Vorsehung Dir aufzuerlegen für gut befindet. Schenkaber auch Du dafür mir offenes Verttauen und setze nurkeinen nutzlosen Widerstand entgegen, wenn ich Dich"U'den Weg des Heils zurückzuführen suche.".„WaS ist es, Onkel? Deine Worte deuten auf ein groß/.Unglück; o sage, was ist es!" rief Hertha, von namenloserAngst ergriffen, indem sie die Hände faltete und ihre Blickstarr auf Jansen richtete.*ISl;%Iiy