2. Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 14.
Tokales.
Noch leben wir zwar im tiefsten Winter, jedoch halten es gewisse Leute scheinbar für angezeigt, schon jetzt die Streifgespenster des kommenden Frühjahrs aus der Zukunft nächtlichem Dunkel hervorzuzaubern und den friedlichen Bürgern" eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Diesmal sind es die Schlächtergesellen, welche einem hiesigen Blatte zufolge zuerst den heiligen Frieden und die idyllische Ruhe, die über Berlin und die Berliner ausgebreitet ruht, freventlich stören werden, denn dasselbe läßt sich berichten:
Ein Schlächterstreik droht Berlin für das bevorstehende Frühjahr. Der bereits über 1000 Mitglieder zählende Fachverein der Berliner Schlächtergesellen" hat denselben beschlossen, für den Fall die Meister nicht bis dahin die Forderungen der Gesellen bewilligen. Alsdann dürften die Fleischpreise eine nie geahnte Höhe erreichen." Am meisten überrascht von dieser Nachricht wird ohne Zweifel der Fachverein der Schlächtergesellen selber sein, denn erstens sind von demselben bislang noch keine von der Meisterschaft zu bewilligenden Forderungen aufgestellt, noch ist ein Streit Beschluß irgend welcher Art gefaßt werden. Die Schlächtergesellen sind nicht so thöricht, unbedacht einen Streit zu wagen. Bei dem signalisirten Schlächterstreik scheint der Wunsch lediglich der Bater des Gedankens zu sein. Wie wenig die gegenwärtigen Verhältniffe zu einem Streit geeignet erscheinen, giebt der Artikelschreiber selber zu, indem er weiter sagt:
" Nach dem, in der Schlächtergesellen Herberge, Neute Grünstr. 28, niedergelegten Material statistischer Art halten sich in Berlin zur Zeit über 3000 stellen und arbeitslose Schlächtergesellen auf, abgesehen davon, daß viele Andere gewöhnliche Tagelöhnerdienste verrichten. Und dabei ist gegenwärtig nach einer Richtung hin noch die beste Zeit für das Arbeitsverhältniß der Schlächtergesellen: es geht nämlich die Wurstfabrikation im Winter besser, als im
Sommer."
Sonnabend, den 17. Januar 1891.
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Gesellen zufrieden sei, meinte der Meister:" Gut, doch der Kerl frißt mir zu viel!" Und wenn nun der in Rede stehende Artikelschreiber weiter sagt:
8. Jahrg.
heutzutage vorhanden ist. Der Vergleich zwischen der Rührigkeit auf sozialdemokratischer Seite und der auf christlicher Seite ist tief beschämend."
Diese von christlicher Seite zur Schau getragene BescheidenDiese allerdings enorme Arbeitszeit halten nicht allein heit ist zwar tief rührend, aber eine falsche und bezweckt nur, die die beschäftigten Gesellen für aufreibend, sondern die ge Agitation auf christlicher Seite noch zu verstärken, obgleich bereits sammte Gesellenschaft meint auch, daß es durch Abkürzung mit Hochdruck in Wort und Schrift der Sozialdemokratie entberselben zugleich möglich gemacht würde, einen großen gegengearbeitet wird, besonders in Berlin . Wer kennt alle Namen Theil der arbeitslosen Gesellen zu beschäftigen. Nach dieser der christlichen Vereinigungen, wer zählt alle Veranstaltungen von Richtung hin bewegen sich denn auch die Forderungen der christlicher Seite? Es sei erinnert, um nur ein einziges herausGesellen den Meistern gegenüber, deren Nichterfüllung, wie zugreifen, an die Evangelische Alliance, an den Evangelischen gefagt, den Streit nach sich ziehen foll", Bund, an den Evangelischen Verein mit seinen Gebetswochen und sonstigen Versammlungen, an die Berliner Stadtmission mit ihrem ausgedehnten Apparate, an die genugsam bekannten Christ lichen Vereine junger Männer, denen nach Prediger Philipps die Man weiß wirklich nicht, worüber man mehr staunen soll, große Aufgabe zufällt, die männliche Jugend, die, kaum fonfirmirt, ob über die Dreistigkeit, mit welcher solche Nachrichten von mit mit Leichtlebigkeit, Völlerei und Sinnenlust umstrickt wird, diesen den gegebenen Verhältnissen gänzlich unvertrauten Personen kol- Mächten zu entreißen und sie für Christum und sein Reich zu geportirt, oder über die Gedankenlosigkeit, mit welcher solche er- winnen; diesen schließen sich die Jungfrauenvereine an, deren es fundenen Nachrichten in die Zeitungen aufgenommen werden. allein in Berlin 34( 114 in ganz Deutschland ) giebt, die den Im vorliegenden Falle kann man aber versucht sein, an Bös- weiblichen Dienstboten an den Sonntag Abenden Stätten der Erwilligkeit zu glauben, denn in einer späteren Nummer holung und Erbauung darzubieten sich bemühen; erinnert sei bringt dasselbe Blatt von demselben Verfasser folgende Notiz: ferner an die zahlreichen christlichen, religiösen und Erbauunge
so verwechselt derselbe eben allgemein für nothwendig bezeichnete Reformen mit gestellten Forderungen", deren Nichterfüllung den Streit nach sich ziehen soll.
Seitens des Fachvereins der Berliner Schlächtergesellen versammlungen, welche noch nebenher veranstaltet werden, der wurde vor Kurzem über einen in der Brunnenstraße sonstigen Bereinigungen gar nicht zu gedenten. Nicht zu überwohnenden Schlächtermeister eine„ Sperre" verhängt, weil sehen ist ferner, daß man auf christlicher Seite auch emsig bederselbe einen Gesellen schlecht behandelt und ohne Grund müht ist, die heranwachsende Jugend für firchliche Zwecke zu geentlassen haben sollte. An das die Straße passirende winnen. Erinnert sei nach die Richtung hin an die SonntagsPublikum wurden gedruckte Zettel vertheilt, auf denen vor schulen und Kindergottesdienste. Bemerkenswerth ist in dieser dem Ankauf der Fleischwaaren von dem Vervehmten ge- Beziehung der Bericht des Prediger Wachsmann, auf den schon warnt wurde. Diese Radikalmaßregel führte denn auch früher einmal Bezug genommen worden ist, der da besagt: thatsächlich dazu, daß der Meister in Kurzem den Gewerbebetrieb einstellen mußte. Zwar wurde er von dem Verein der Schlächtermeister mehrmals durch höhere Geldbeträge unterstützt, um ihn vor dem Untergange zu retten. Dies Mittel blieb jedoch erfolglos. Erst als sich der Betroffene dazu bequemt hatte, dem Schlächtergesellen Abbitte zu Teisten und als er versprach, das Geschehene wieder gut zu machen, war es ihm möglich, das Gewerbe wieder aufnehmen und ungestört betreiben zu können. Es soll in der Absicht liegen, eine gleiche Sperre in Kurzem noch über andere Schlächtermeister zu verhängen."
Wie man unter solchen Verhältnissen die Nachricht in die Welt sehen kann, daß Berlin im kommenden Frühjahr von einem Schlächterstreik bedroht werde, ist schwer erfindlich und ist eine Derartige sensationelle Aufbauschung der thatsächlichen Verhältnisse mindestens als frivol zu bezeichnen. Der Artikelschreiber hat irgendwo die Glocken läuten hören, weiß aber nicht wo und wie? Wie gerechtfertigt allerdings ein Streit wäre, das legt der weitere Wenngleich diese turzweilige Notiz genugsam für sich selber Berlauf des Artikels in genügender Weise dar, indem es heißt: spricht, und die Möglichkeit, ernst genommen zu werden, bei ihr Richtig ist es allerdings, daß sich die Löhne derselben ein Beispiel dafür, welche Ungeheuerlichkeiten über die Arbeiter von vornherein ausgeschlossen ist, so ist dieselbe doch wiederum seit dem Jahre 1882 verschlechtert haben, denn während in die Welt gesetzt werden, um die öffentliche Meinung zu beeindamals ein Schlächterg selle neben freier Kost einen Wochen fluffen, die Köpfe zu verwirren, die klare Einsicht in die that John bis 40 M. erhielt, giebt es heutzutage Schlächter fächlichen Verhältnisse zu trüben und der Arbeiterbewegung direkt gesellen in Berlin , die neben freier Kost mit einem Wochen oder indirekt entgegenzuarbeiten. Doch alle Bemühungen nach lohn von nur 6 M. zufrieden sein müssen, und nur in ganz dieser Richtung hin werden sich auch fernerhin als vergeblich er seltenen Fällen erreicht dieser Lohn die Maximalhöhe von weisen und auch die Schlächtergesellen werden unbeirrt um alles 27 M. neben freier Roft. Was aber nicht allein die arbeits widersinnige Geschreibsel in dem schließlich unausbleiblichem lofen, sondern auch die arbeitenden Schlächtergesellen haupt Stampfe mit der Meisterschaft doch die öffentliche Meinung auf fächlich bitter empfinden und beklagen, das ist die That ihre Seite haben. Hieran wird nicht einmal der Hinweis auf die fache, daß die thätigen Schlächtergesellen infolge der großen nie geahnte Höhe der Fleischpreise" etwas ändern, wie auch heute Sparsamkeit der Meister bei diesen von 5 Uhr früh bis nur noch bornirte oder böswillige Menschen glauben, daß der brochen arbeiten müssen, ja, einige von ihnen müssen sogar verschuldet habe. 12 Uhr Nachts, also 19 Stunden täglich, fast ununter- leyte Maurerstreit die„ nie geahnte Höhe der Wohnungsmiethen" schon um 3/2 Uhr früh aufstehen; auch flagen die Gesellen über schlechte Kost."
,, Abgesehen von vorübergehenden ungünstigen Zeiten mit zu hohen Preisen für Schlachtvieh wird im Durch schnitt jedem geschäftskundigen, fleißigen, reellen und sparsamen Schlächter, er sei Engros- oder Ladenschlächter, ein ausreichender Berdienst gewährt."
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" Im Jahre 1882 gab es in Berlin 15 Sonntagsschulen mit 13 000 Kindern: nach den vor kurzem angestellten Er mittelungen giebt es jetzt in Berlin 81 Sonntagsschulen mit 30 453 Kindern und zwar 11 499 Knaben und 18 954 Mädchen; an ihnen sind 475 männliche und 947 weibliche Helfer thätig; nur 9 Sonntagsschulen haben bisher das Gruppensystem noch nicht eingeführt. In der Zionsgemeinde ist die größte Zahl der Sonntags schulkinder, nämlich 2521, davon sind 946 Knaben und 1575 Mädchen, 75 männliche und 100 weibliche Helfer. Im Evangelischen Vereinshause besuchten die Sonntagsschule etwa 200 naben und 300 Mädchen. Es giebt jetzt in Berlin feine Kirchengemeinde, die nicht wenigstens eine Sonntagsschule aufzuweisen hätte. Doch giebt es immer noch 100 000 Kinder unserer Volksschulen, die keine Sonntagsschulen besuchen; deshalb gilt es, das Netz immer noch weiter auszuspannen und neue Lokale für Abhaltung der Kinder- Gottesdienste zu gewinnen, hoffentlich lassen sich die städtischen und Schulbehörden immer williger finden zur Hergabe der Hörsäle in den Schulen."
Den gleichen Zwecken dienen auch die Kleinkinder- Bewahranſtalten. Ju diesen Zufluchtsstätten", so sagt Bastor Knaat, werden die Kinder beaufsichtigt, vor bösem Einflusse bewahrt, unterwiesen in Gottes Wort und zu nützlicher Thätigkeit angehalten. Treue Lehrer voll Liebe und Geduld führen die Kinder dem himmlischen Lehrmeister zu, daß sie seine Liebe erfahren und mit Kräften der zukünftigen Welt ihre Herzen erfüllen lassen. Ihnen
schließen sich die Mädchenhorte und Knabenhorte an, welche dazu dienen, die schulpflichtigen Kinder in ihrer schulfreien Zeit vor GeVon seinen Gegnern soll man lernen. Daß die Kirche fahren der Seele zu bewahren, ihre Schularbeiten zu beaufsichtigen Obige Schilderung charakterisirt zu gleicher Zeit in treffen- und ihre Organe Gegner der Sozialdemokratie sind, bedarf keines und sie zur Ordentlichkeit anzuhalten." Es würde zu weit der Weise den Ausspruch des Direktors des städtischen Zentral- besonderen Nachweises. Interessant ist nun eine Notiz, welche führen, sollte hier noch auf weitere Einzelheiten eingegangen Viehhoses in Berlin in einer Schilderung, welche derselbe dem der„ Ev- Kirchl. Anz." veröffentlicht und die ein Eingehen auf werden. Um nun aber auch einen ungefähren Begriff zu ermögWiener Magistrate auf dessen Ansuchen über das Fleischergewerbe dieselbe veranlaßt. Das firchliche Fachblatt" schreibt nämlich lichen über die Schriftenagitation, die von christlicher Seite bein Berlin gemacht hat. Direktor Hausburg meint nämlich: An einem einzigen Sonntage vor Weihnachten fanden trieben wird, möge hier nur noch der Jahresbericht Platz finden, in Berlin allein 20 sozialdemokratische Versammlungen den der Prediger Hülle gelegentlich des Jahresfestes des Vereins statt. Darunter befanden sich elf öffentliche und unter zur Verbreitung christlicher Zeitschriften für das verflossene Jahr diesen wieder sechs für Frauen und Männer, in welchen erstattet hat. Derselbe besagte: sozialdemokratische Vorträge über Religion gehalten wurden und an die sich ein geselliges Beisammensein beider Geschlechter anschloß. Für Montag Abend waren 22 Arbeiterversammlungen angesagt, darunter auch zwei öffentliche für Männer und Frauen. Man sieht hieraus, mit welcher Sorgfalt von den Sozialdemokraten die Gemeinschaft gepflegt wird und wie sie den Sonntag dazu benutzen, um an die einzelnen heranzukommen. E3 legt dies die Frage nahe, was denn von kirchlicher Seite in den einzelnen Gemeinden für die Gemeinschaftspflege geschieht, für welche doch ein so reges Bedürfniß
Wie die geschäftskundigen"," fleißigen", reellen" und„ sparfamen" Herren Schlächtermeister sich ihren ausreichenden VerDienst" zu verfchaffen wiffen, das zeigt der angezogene Artikel sehr deutlich; durch maßlose Arbeitszeit, niedrige Löhne und schlechte Kost der Gesellen. Bezüglich der letzteren sei hier nur ein drastischer Fall furz erwähnt, den der Stellenvermittler des Fachvereins in dessen legter Generalversammlung mittheilte. Als Der Stellenvermittler nämlich einen Schlächtermeister fragte, wie er mit dem durch den Stellennachweis des Fachvereins bezogenen
Rothenburger Tage.
Sie zerwühlte in Verzweiflung ihr Haar.
( 38. Fortsetzung.)
Beim Busentuch der heiligen Cäcilie, nein!" rief Lienhart Tachend, also traget auf, alter Freund, auf daß mein Schätzlein sich erlaben möge."
Der Wirth stieg langsam zum Keller hinab und Lienhart sprach zu Eva:
Du kommst gerade recht, mein Treuliebchen, wir fliehen in die Schweiz ." Freilich komm ich recht," sagte Eva freudig, denn wenn mein Lienhart mich zu sich entbeut, mein hoher Herr, so wart' ich keinen Augenblick mehr."
Sie schlang lächelnd die Arme um seinen Hals. Er aber wurde ernst, trat einen Schritt zurück und sprach: „ Scherzest Du? Ich habe Dich nicht zu mir entboten, so sehr es mich auch freut, daß Du zu mir gekommen bist. Ich wollte Dir erst morgen Botschaft senden."
Aber es kam doch ein Bote zu mir," sprach Eva,„ in Deinem Auftrag, Einer, der bei Königshofen gewesen. Er hat mich geleitet bis vor das Dorf."
,, Auf ein Jahr träftigen Wachsthums dürfe der Zeitschriftenverein zurückblicken, in aller Stille, ohne Aufsehen habe das Wert seinen Fortgang genommen. Der Zeitschriftenverein zählt 907 Mitglieder, 94 Helferkreise und 5000 Agenten, die an allen Orten des Vaterlandes Hand in Hand mit ihm arbeiten. Der Verein treibt eine gesicherte Mission in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, in den Diaspora gemeinden, in den Fabriken, unter den Sachsengängern und unter den Seeleuten. 546 Lesezirkel seien an öffentlichen Orten eingerichtet zum Behuf des Auslegens christlicher Blätter und zum Zirku
der
Fenster, zogen sich aber scheu zurück, wenn die Reisigen nach " Dich elendes Geschöpf," schrie sie, ich hab' ihn ver- ihnen blickten. Herr Kunz ließ einen Wagen bespannen, der im Hofe Dann sank sie bewußtlos zusammen. des Gasthauses stand; zwei Pferde aus dem Stall des erDraußen ein Schrei, ein schwerer Fall; einer der rohen stochenen Wirths wurden dazu genommen. Auf den Wagen Reisigen hatte den alten Wirth niedergestochen, der eben warf man die Leichname Lienharts, des Schäferhans mit dem Weinkrug in der Hand aus dem Keller kam. und beiden Reisigen; sie wurden mit einem Dann drang der Hause in die Gaststube, der Schäferhans Tuch nothdürftig zugedeckt. Dann wurde die bewußtlose Eva aufgerüttelt. Sie blickte starr vor sich hin; thränenlos „ Ergieb Dich," rief der Schäferhans dem Bauern- sah sie den Leichnam ihres Geliebten, an dessen Halse sie hauptmann zu. noch eben zärtlich gehangen. Der Spion, der Eva nach Landsiedel begleitet hatte, fuhr den Wagen; Eva schien ihn nicht zu kennen.
voran.
" Von euch Ungeziefer begehr' ich weder Gnad noch Fried", schrie Lienhart. Er sah sich verloren gegen die Ueberzahl, aber er wollte sich nicht gefangen geben; er wollte im Männerkampf und nicht durch des Henkers ehrlose Hand sterben.
dann ging es im Trab davon. Kunz Kreglinger ließ Eva auf den Wagen sizzen,
„ Ei, mein Täubchen", sprach der Junker,„ nun, denk' ich, wirst Du mir Gehör schenken." Gesicht, sie antwortete Nichts. Eva sah ihn an mit unbeweglichem, wie versteinerten
Schweigen einen Beweis, daß sie ihn immer noch verachtete, Oh", meinte er grimmig, denn er sah in ihrem " Du sollst schon reden. Wart's nur ab!"
Der Bauernhauptmann-stürzte vorwärts und schlug mit einem mächtigen Streich seines zweihändigen Schwertes den Schäferhans nieder. Gerne hätte er den Junker noch erreicht, aber er konnte nicht an ihn kommen, die Reisigen drängten sich zu dicht an ihn. Wie der riesige Keuler, vom Schwarm der Mente angehalten, die vorwißigen Kläffer ab schüttelt, so kämpfte Lienhart unter den Reisigen; dem reisigen Zuge schon von Weitem aus oder schienen so Die Straße war ganz menschenleer; die Bauern wichen bald lagen neben dem Schäferhans noch ihrer zwei tudt auf mit ihrer Feldarbeit beschäftigt, daß sie gar nicht aufLienhart hatte mit wachsender Bestürzung zugehört. dem blutüberströmten Boden. Es war ein wildes und wüſtes schauten. Jetzt fuhr er wild empor: Ringen; die Reisigen schrieen durcheinander wie toll und Gegen Abend langte der traurige Zug in Detwang an. " Das ist Berrath, kann nur Verrath sein. Ich habe Lienhart, schweiß- und blutbegossen, strebte der Thüre zu, Dort hielt nun Herr Kunz Kreglinger ein Strafgericht nach Niemand zu Dir geschickt. D, sie haben Dir meinen die er auch schier erreicht hätte. Eben holte er zu einem seiner Art. Aufenthalt abgelockt, die Glenden, ach, da sind sie schon!"
hans waren dabei.
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Die Reisigen mußten ihm alle Weiber im Dorfe zuEva war so bestürzt, daß sie kein Wort finden konnte. da, ein jäher Aufschrei und Lienhart brach zusammen. fammentreiben, denn er hatte den Befehl, sie dafür zu strafen, In demselben Augenblick vernahm man Hufschlag Der Streich fiel nicht mehr; ein Reisiger war durch ein daß sie die Wiese des Deutsch- Comthurs abgenäht und draußen; ein Trupp von Reisigen ritt heran und um Fenster eingestiegen und hatte Lienhart von hinten durchbohrt. sein Hen verbrannt hatten. Der Rath wollte solchen Ueberzingelte die Herberge. Kunz Kreglinger und der Schäfer- Ja, von hinten mußten sie den Tapfern fällen. Sein mäch- muth nicht sehen und Herr Erasmus von Muslos meinte, es tiger Körper fiel dröhnend zur Erde; ein Zucken und könne sehr bedenkliche Folgen haben, wenn dergleichen unMit Bligesschnelle dämmerte es mm in dem Gehirn des Lienhart's Leben war entflohen, der meuchlerische Stoß hatte gestraft bliebe. Junker Kunz, der unbarmherzige, war gerade armen Mädchens auf, daß sie das Opfer schnöder Arglist ge- das Herz getroffen. der rechte Mann für solch eine Sache; die Weiber mußten, ob worden. Der Bote war ein Spion des Raths gewesen, hatte von Selbst die harten und rohen Reisigen empfanden ein sie noch so heulten und jammerten, im Ning der Reisigen auf Eva erfahren, wo sich Lienhardt aufhielt, und hatte er dem Grausen in der blutüberströmten Gaststube, sie wollten hier der Turnierwiese bei Detwang zusammentreten. anderen Spion, der unterwegs zu ihm getreten, mit nicht verweilen. Im Dorfe blieb es ganz ruhig; nur einige suchte Junker Kunz zehn von ihnen als die Schuldigfien aus. erschreckte Gesichter von Frauen und Kinder sahen durch die ( Fortsegung folgt.)
getheilt.
Dort