Ueberfallen wurde in der Nacht vom 5. zum 6. d. M. «n Friedrichshain in der Nähe der Georgenkirchstraße auf der dortigen Promenade ein Mann von mehreren Strolchen und demselben aus der Billettasche seines Rockes ein Geldbetrag von 18 bis 19 Mark sowie eine silberne Remontoir-Uhr entwendet. Als der That dringend verdächtig ist ein mehrfach vorbestrafter Verbrecher, der„Arbeiter" Seeaer, festgenommen worden, jedoch sehlt über den Verbleib der Uhr bis jetzt jede Spur und werden Mittheilungen hierüber auf dem Kriminal- Kommissariat, Zimmer 75», entgegen genommen. Wegen Urkundenfälschung wurde heute der in einer Shawl- und Teppichweberei am Grünen Weg beschäftigte Buch- Halter W. oerhaftet. Derselbe hatte den Auftrag, die außer- halb der Fabrik bearbeiteten Waaren an Frauen zum Weben und Spulen aufzugeben und nach Zurück!, eferung der Arbeit den verdient«, Lohn wochenweise auszuzahlen, wofür für jede Arbeiterin ein Spezialkonto geführt wird. Bei Vergleichung emes solchen Arbeitsbuches mrt dem Hauptkonto stell, e es stch heraus, daß W. in acht Fällen größere Beträge als Wochen- verdienst im Hauptkonto eingetragen hatte, als die Frau in Wirk- Ilchkeit verdient hatte. K Ein schwerer Unglücksfall wird gemeldet, der fich ßcstern Nachmittag auf einem Neubau in der Königin Augusta- maße 7 ereignete. Der auf dem genannten Bau beschäftigte Maurerpolier B wollte um die angegebene Zeit fich von der zweiten nach der dritten Etage begeben, trat hierbei fehl und stürzte kopfüber zur Erde herab. Mit anscheinend schweren inneren Verletzungen wurde B- nach dem Elisabeth-Hospital in der Lützowstraße gebracht. Gegen eine in der Chausseestraste wohnhafte Nestau- rateurfrau ist eine Anzeige wegen Körperverletzung resp. Ge- fahrdung der Gesundheit bei der Kriminalpolizei gemacht wor- den. Dieselbe hat am 9. d. M. zwei Knaben im Alter von 9 und 7 Jahren, welche für die Gesellen einer in demselben Hause belegenen Tischlerei Branntwein holten, Spirituosen zu trmken gegeben und die Kinder derartig betrunken gemacht, daß einer der Knaben, als er in seine Wohnung gehen wollte, die Treppe hinunter fiel und dabei nicht unerhebliche Ver- lctzungen erlitt, während der andere Knabe m Folge des Branntweingenusses mehrere Tage krank zu Bette gelegen hat N. Sturz in einen Brunnenkessel. Beim Bau eines Brunnens ereignete fich gestern auf einem Grundstück in der alten Hochstraße ein recht schwerer Unglücksfall. Ein bei diesen Arbeiten beschäftigter Arbeiter Ferdinand M hatte dort nämlich am Rande der Baugrube das Unglück, auszugleiten und so kopfüber in den bereits 6 Meter tiefen Brunnenkeffel zu stürzen. M. der sich bei dem Fall neben äußeren Verletzungen auch noch mehrere Rippenbrüche zugezogen, konnte nur mit großer Mühe aus dem Brunnenloch gezogen, um dann per Droschke nach der königlichen Charitee geschafft zu werden. L. Schwedische Eisbahn. Trotz des schlechten WetterS atte das Pferderennen und Wettlaufen eine ungeheure Menschenmenge daselbst versammelt, welche bei dem gewiß billigen Entree von 10 Pf. stch köstlich amüfirten: das Arrangement war ja auch derartig, daß man sagen konnte, für heute find wir vollkommen zufnedengestellt. Diese neueren Rennen und Wettlaufen scheinen auf das Publikum den günstigsten Eindruck auszuüben.— Wie wir soeben erfahren, veranstalten die Pächter nächsten Sonntag nochmals ein großes internationales Rennscst mit Wettlaufen. Polizeibericht. Am 14. d. M. Morgens wurde auf einer Bank am Goldfischteich im Thiergarten die Leiche eines unbekannten Mannes im Alter von etwa 30 bis 40 Jahren mit einer Schußwunde in der rechten Schläfe aufgefunden und nach dem Obduklionshause geschafft.— Um dieselbe Zeit cnt- stand auf dem Boden des Hauses Schamhorststraße 3 Feuer, welches den größten Theil des Dachstuhles zerstörte und die Thangkett der Feuerwehr mehrere Stunden in Anspruch nahm. — Am Vormittage desselben Tages trank ein Mann in einer Werlstatt in der Veteranenstraße in selbstmörderischer Abficht Salzsäure und erlitt dadurch solche Verletzungen, daß er bald darauf im Lazarus-Krankenhause, wohin er gebracht worden war, verstarb.— Zu derselben Zeit fiel eine Frau in der Alexanderstraßc in Folge Ausgleitens auf fortgeworfenen Obst- resten zur Erde und erlitt dadurch eine bedeutende Verstauchung des linken Armes.— An demselben Tage Nachmittags fiel bei auf dem Neubau Linlstraße 29 beschäftigte Maurerpolier Schmidtke beim Nachlothen eines Fensters aus einer Höhe von etwa 4 Metem herab und erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach dem Elisabeth-Krankenhause gebracht werden mußte. Gerichts-Zeitung. P. Ein hochbetagter Greis, angeklagt wegen Verbrechens wcher die Sittlichkeit und Verletzung der Echamhafttgkeit, �schien gestem vor der Feiienstrafkammer des Landgerichts Ii . Der Angeklagte, Nachtwächter August Rüscher auS Schönow � Kreise Teltow , bekleidete ncbenoei das Amt eines Tobten» *'aberS. In dieser Eigenschaft hatte der Angeklagte vielfach Gelegenheit, mit den Besuchem deS Kirchhofs, zu denen ffawentlich zahlreiche Schulkinder gehörten, zu verkehren und seines gebrechlichen Kö'.per- Zustandes ließ fich der GreiS °azu verleiten, die Stätte des Todes zum Schauplatz seines unsittlichen Treibens zu machen. Durch die unverblümten Ver- Aussterben zu lassen und beschenkte ihren Gatten während ?ner Reihe von Iahten mit Sprößlingen von würdiget ungenkrast. Man kann sich denke», wie die Vaierfteuden |Ust dem Repertoire in Kollision kamen, da die Frau Direk- �rin als Grethchen, als Regimentstochter, Genofeva, Käth- 7.°«. Louise unübertrefflich war. Weil die sächsische , swüthljchkeit bekanntlich nicht« weniger als mtt Einfallig- gepaart ist, verfiel Ur-Sttiese einmal auf dre Zdee, sich L» doppelter Gevatterschaft zu verhelfen. Er ließ an zwei �ten das Würmchen taufen. Das brachte ansehn- �ls liefen auch die bescheidensten Mitglieder aus dem E». &<flewe»t. Doch hier wußte die unschätzbare Frau Rath. WWe Figur eignete sich vorttastich für männliche« fwi' besonders für spanisches, eine volle Altstimme unter- Mte die Illusion. Sie konnte ganz gut für einen)ugend. i»� Liebhaber gelten und unter Beihilfe eines wenig skru- za usen Rothstiftes trat sie oft am nämlichen Abend als *** und Weib auf.,., . 3« solcher Vorstellung mit Hindernissen war« einmal, Um dem ersten Akt der Vorhang auch noch zu streike« son�uhm. Kein Zerren und Heben half, er wollte Nicht und das Publikum bezeigte seinen Mißmuth. Da er« ss? W mit einer ungeheuer» Leiter der Direktor. Er lehnt klettert ein paar Stufen hinauf, dreht sich dann um »u« freundlich rufend:„Mer wern'S gleich in Orb- Cr 1 dringen. Rur e Augenblickche Geduld, Herrschaften." svi-i un zweiten Akt einen schauderhaften Bösewicht zu schn, Wat daher bereit« entsprechend geschminkt. Die Bartzipfel ragten nach allen Himmelsgegende« »x. �setzliche Malereien im Gesicht machten Stimmung ditf-T den geschwärzten Kerl. Das struppige Kopfhaar be- ÄuMi, e,ne Art Mkphistokappe. Doch die» genirte das (umn wenig. Es sah ihn ja oft m solcher Vorberei- zum«nr dn Kasse sitzen. Ueberdie« war er vom Fuß bis �ntel h" lrnen grauen, moderne» Paletot, den Kaiser -
suche des Angeklagten, die Zahl seiner Opfer zu vermehren, ward der Kirchhof schließlich von der weiblichen Schuljugend als ein Ort des Schreckens gemieden, dies hatte zur Folge, daß die Eltern der Ursache nachforschten und Rüscher wurde, nachdem die Sache ruchbar geworden, sofort vom Amte ent- fernt und verhaftet.— In der unter Ausschluß der Oeffent- lichkeit stattgehabten Verhandlung konnte der Angeklagte — übrigens Vater zweier erwachsener Töchter— nur des Verbrechens gegen§ 176 Abs. 3 R.-Et-G-B. in einem Falle überführt werden. Das Gericht nahm mit Rückficht auf die bisherige Unbescholtenheit und das hohe Alter des Angeklagten von Verhängung der vom Staatsanwalt beantragten Zuchthaus - strafe Abstand und lautete das Urtheil daher auf ein Jahr Gefängniß und 2 Jahr Ehrverlust. Bezüglich der Frage, ob die schiedsmännische Sühne alS erfolglos versucht erachtet werden kann, wenn der Beschuldigte fich nach dem von dem Schiedsmann festgesetzten Zeitpunkte unwidersprochen entfernt, kurz darauf der Klager er- scheint und das vorgeschriebene Attest über den erfolglos ver- laufenen Sühneversuch erlangt, fällte die sechste Ferienstraf- kammer hiesigen Landgerichts I eine bemerkenswerthe Entschei- dung. Der Baumeister Piater hatte fich durch einen Gerichts- dericht beleidigt gefühlt und wegen Abfassung und Aufnahme desselben den Benchterstatter I. Fraenlel und den Redakteur der„Berliner Zeitung " Dr. Peter Langmann im Wege der Privatklage belangt. Das hiesige Schöffengericht hatte erstem zu 300 M., letztern zu 50 M. verurtheilt. Der Einwand des Fraenkel, daß die in§ 420 Str.-Pr.-O. vorgeschriebene Sühne nicht stattgefunden und daß daher die Klage gar nicht zulässig sei, hatte das Schöffengericht als ungerechtfertigt verworfen, da der Beklagte nach dessen eigener Darstellung den Schieds- mann verlassm hatte, ehe derselbe den Termin eröffnet hatte. Gegen dieses Urtheil legten sowohl Fränlel als auch der Privatkläger Berufung ein, letzterer, weil die erkannten Strafen zu niedrig gegriffen seien. Die Berufung gegen Dr. L. wurde ohne Weiteres verworfen, da gar kein Grund zu einer Verschärfung der eher zu hoch bemessenen Strafe vorlag. In der übrig bleibenden Berufungssache bestätigt der als Zeuge geladene Schiedsmann die Angaben des Fränkel mtt dem Hinzufügen, daß er den Piater von der Sachlage unterrichtet, dieser aber ihn zur Ausstellung deS Sühneattestes bestimmt habe, indem er versicherte, er wolle fich nicht einigen, und sein Gegner werde dies sicher auch nicht thun. Der Beklagte Fränkel führte daraufhin auS, daß beim Nichterscheinen des Klägers vor dem Schiedsmann dieser dm Termin nicht eröffnen könne. Mithin habe er sich in der Meinung entfernt, daß der Kläger kein Klagerecht erwirkt habe. Keinesfalls aber habe der vorgeschrie« bene Eühneversuch stattgefunden. Der Gerichtshof theilte diese Auffassung, hob daher das erste Urtheil auf und stellte das Verfahren auf Kosten des Privatkläaers ein. In dem Vorüberfahren bei den Pferdebahnhalte- stellen während deS Aus- und Etnsteigens der Fahr- gälte finden die Sttafgerichtshöfe regelmäßig eine gröbliche Fahrläsfigkeit. Auch gestern wurde eine Anklage wegen fahr- lässiger Körperverletzung mtt Uebertrctung der Berufspflicht aus obigem Anlaß gegen den Kutscher Fender verhandelt. Der Angeklagte fuhr am Abend des 25. Februar er. neben dem Pfcrdebahnwagen, der vom Gesundbrunnen kam, einher. An der Demmincrsiraße stieg der Arbeiter Faedrich aus und wollte gerade einen ihm von seiner noch im Wagen befindlichen Tochter herabgelangten schweren Korb in Empfang nehmen, als er, von der Dcrchsel des vom Angeklagten gefühlten Fuhr- werks erfaßt, zu Boden geworfen und überfahren wurde. In- folge der dabei erlittenen Verletzungen war Faedrich über 5 Wochen arbeitsunfähig. Der Angeklagte behauptet, daß er vor dem Vorüberfahren an dem Pferdebaynwagen dem Faedrich mehrmals zugerufen habe, vorsichtig zu sein- derselbe habe aber nicht auf seine Zurufe geachtet und sei gerade in dem Moment abgestiegen, als sein Pferd schon den Hinterperron passirte. Somit sei F. an dem ihn betroffenen Unfall selber schuld. Diese Version wird auch von einem Augenzeugen bestätigt. Nichtsdestoweniger verurtheilte die zweite Ferienstrafkammer des Landgerichts I den Angeklagten zu vierzehn Tagen Gefängniß, indem der Gerichtshof es als die Pflicht eines Kutschers er- achtet, anzuhalten, wenn er nicht mit seinem Fuhrwerk dem Pferdcbahnwagen so weit ausbiegen kann, daß jede Karram« bolage mtt den Fahrgästen vermieden wird. Vereine nnd Uersammlungen. de. Die Versammlung der Metallarbeiter Berlins , welche am Montag unter Vorsttz des Herrn Klein tagte, be- schäftigte sich mtt der Berathung der Etatuten des in Grün- dung begriffenen Vereins, die von der gewählten Kommission ausgearbeitet worden find. Nachdem Herr Gutheit die Veran« laffung zur Begründung des neuen Vereins kurz erörtert hatte, verlas der Vorfitzende die Etatuten. Darnach soll die neue Organisation den Namen:„Verein für die Gewerkschaft der Metallarbeiter Berlins und Umgegend", führen. Der Verein will eintreten für die Einführung eines zeitgemäßen Arbeits- tages und für die Aufhebung der Sonntags-, Nachfeicrabend- und Nachtarbeit unter Lohnverhältnissen, die für die Bestie- digung aller vernunftgemäßen Bedürfnisse ausreichen. Für die geistige Pflege der Mitglieder soll durch Errichtung
Plötzlich zischelt'S im Saal, es wird ein Lachen und Murren draus, der Lärm schwillt. Der Direktor streckte eben seine Hand nach der obersten Vorhangrolle, wett über- gebogen auf der obersten Sprosse. Er dreht sich um,— so leicht aerätb er nicht aus der Fassung. Er betastet sich, merkt, daß die Rückseite des Mantel« sich aufgeschlagen hat, dann beim Steigen irgendwo hängen geblieben und auf- gerollt worden ist statt der ritterlichen Beinkleider sieht man eines jener weiblichen Toillettenstücke, welche man gemeinig- lich nur auf den Leinen vorstädtischer Wäscherinnen zu Gesichte bekommt. Also oben der rauhaarige Wütherich, unten das zarte Mysterium! Bei dem fassungslosen Anstarren dieses ver- schmierten Gesichtes neues wüthendes Gebrüll! Der Direktor sah einen Moment auf diese jubelnde schadenfrohe Masse herab, er vergaß in seiner Geistesabwesenbeit ganz, den vorderhand nöthigsten Vorhang zu lösen, seine Gedanken weilten wo anders. Plötzlich rannen ein paar dicke Tropfen auS dem Auge, das von dicken schwarzen Strichen umgeben war. Die vordersten Zuhörer bemerkten e« und mahnten zur Ruhe, einigen andern sprach etwa» aus dem Gesicht de« Manne «, wa« ihnen ebenfall« das Lachen verscheuchte. In der Ruhepause nun sprach der da oben:„Nehmen Sie's nicht ungitig, liebe Herrschaften, mer haben üben gewechselt in der Schnelligkeit, meine Frau und ich, weil sie doch den Helden im ersten Akt hat. Und sähe Sie, mer habe Sie äben nur noch eene Sammthose. Die andere Hab ich— die andere that ich—" jetzt würgte etwas in der Kehle des Armen—„nu mer haben sie halt verschnitten, weil doch unsere süße kleene Marie sollte nich in Lumpen in Sarg nein gelegt werden." Er drehte sich wieder um und nestelte am Vorhang, s>!« fiib die verwickelten Stricke lösten. Dann kletterte er rubia binab. ES ward still im Saal. Man spielte weiter und die schlichten Leute, meist Fabrikarbeiter und klein« Bürger, gingen bewegt nach Hause.
einer Bibliothek, durch Verbreitung von Fachschnften, durch wissenschaftliche Vorträge»c. gesorgt werden. Außerdem wird unentgeltlicher Rechtsschutz und Arbeitsnachweis sowie Reiseunterstützung gewährt. Ebenso soll bei Ardeitseinstellunk oder-Ausschluß Abhilfe durch den Verein geschaffen werden. Das Eintrittsgeld beträgt 25 Pf., der wöchentliche Beitrag 10 Pf.— In der Generaldiskusffon bemerkte zunächst Herr Nctzband, daß er eine Unterstützungskasse für Arbeitslose ver- misse.— Nachdem von verschiedenen Seiten erwidert worden war, daß dazu eine Kasse für sich mit einem bedeutenden Fond« nöthig wäre, und vor allem, daß die Behörde diesen Paragraphen, wie es bereits in ähnlichen Fällen vorgekommen, streichen werde, wurde dieser Puntt außer Acht gelassen. Herr Netz» band verlangte ferner die Errichtung einer Herberge für Metall« arbeitet, da die Klagen von Wandernden über die„christliche Herberge zur Heimath" von Tag zu Tag größer würden. Auch dieser Punkt mußte fallen, da daraus hingewiesen wurde, welche bedeutende Mittel zu einem solchen Institut erforderlich wären. In der Spezial> Diskussion gab zunächst der Ausdruck „zeitgemäßer Arbeitstag" zu Debatten Anlaß. ES wurde „Maximalarbeitstag" vorgeschlagen, da jener Begriff zu dehnbar wäre. Man blieb aber bei der ersten Fassung. Eine Aenderung wurde in Bezug auf die Reiseunterstützung herbeigeführt; ein Anttag, fie ganz aufzugeben, abgelehnt, doch wurde folgend« Fassung angenommen: Es soll nach Maßgabe der Kassen- Verhältnisse für Metallarbeiter, die mindestens schon acht Wochen einer Vereinigung angehören, eine Reiserunterstützung gewährt werden.— Nachdem noch die Etatutenberathungs- Kommission mit den weiteren Schritten an die Behörde beauftragt worden war, wurde die Versammlung um V«12 Uhr geschlossen. be. Eine öffentliche Schuhmacher-Versammlung tagte am Montag Abend Elsassersttaße 10. Herr Laste referirte über das Arbeiterschutzgesetz. Er erörterte die einzelnen Punkte deS Gesetzentwurfes, der allein im Stande wäre, die soziale Roth zu lindern und schloß mit der Aufforderung, fich zahlreich in die ausgelegten Petitionslisten einzuttagen. Herr Runge zeigte, wie nothwendig für das Schuhmachergewerbe die Annahme des Arbeiterschutzgefetzes sei. Besonders das Verbot der Gefängniß- arbeit sei dringend erforderlich. Die Firma L. Cohn u. Sohn l- Mamburg z. B., die über die„Arbeitskräfte" deS Zuchthauses _5lückstadt verfüge, zahle pro Mann und Tag 45 Pfennig. Daß unter solchen Verhättnissen ein tüchtiger Echubmacher- geselle bei 16—18 stündiger täglicher Arbeitszeit einen Wochen- lohn von 9—10 Mark verdiene, fei sehr erklärlich.— Nach einem Schlußwort des Referenten gelangte folgende Resolution zur Annahme:„Die Versammlung erklärt fich mit den AuS- führungen des Herrn Referenten emverstanden und verpflichtet sich, mit aller Energie das im Reichstage eingebrachte Arbeiter» fchutzgesetz durch Unterschreiben der Petition zu unterstützen." Herr Baginski forderte zum Anschluß an den Unterstützungs- bund deutscher Schuhmacher, Filiale Berlin auf. Scharfe Entgegnung fand ein Herr Knappe, der sich bemühte, die Schuhmacher von der Arbeiterfreundlichkett der Konservativen zu überzeugen. Die„Nationale Kranken- und Begräbnißkaffe der deutschen Gold- und Silberarbeiter und verwandten Be- rufsgenossen" hat ihren Rechenschaftsbericht für das abgelaufene Jahr veröffentlicht.— Wir halten einen kurzen Auszug auS demselben um so mehr für angebracht, als noch viele Arbeiter in Berlin vorhanden find, welche in dieser Kasse ein schützende« Heim finden können. Die„Nationale Krankenkasse"— mit dem Sitze in Schwäbisch-Gmünd — hatte im abgelaufen Jahre eine Einnahme von 61 652 M. 44 Pf. aufzuweisen, ausgegeben wurden im gleichen Zeitraum an: Krankenrmterftützung 24 818 M. 72 Pf.. Sterbegeld 540 M.. Arztkosten 4390 3)1. 45 Pf. Die Mitgliederzahl ftteg von 1872 auf 6053, und das Gesammtvermögen von 14 709 M. 99 Pf. auf 37 231 M. 41 Pf. In die Kasse können außer den Gold- und Silberarbeitern aufgenommen werden folgende verwandte Berufsgenossen: "uweliere, Graveure, Ziseleure, Guillocheure, Emailleure, .Üattgoldfchläger, Güttler, Metalldreher und-Drucker, Etuis- arbeitcr, Feinmechaniker, Kleinuhrmacher, Kunstgießer und , Former, Präger, Feinschleifer, Stein- und Diamantschleifer vom 14. bis 45. Lebensjahre. Die Kasse zerfällt in vier Klassen und bettagen die Beiträge: Unterstützung: Sterbegeld: pr. Woche pr. Woche 1. Klasse 50 Pf. 20 M. 120 M. I:: i:: L:%; 4.„ 10„ 4„ 30„ Die Krankenunterstützung wird 52 Wochen lang voll ausbe- zahlt. Da die„Nationale Krankenkasse" über ganz Deutsch- land ausgedehnt ist, so bleibt derjenige, welcher der Kasse ein» mal beigetreten, ohne weiteres Mitglied, gleichviel an welchem Ott er fich aufhält. Für Berlin werden Beitrittöerkläiungen angenommen bei dem Vorfitzenden Herrn Holtkamp, Prm« zeffinnensttaße 16; beim Kaffirer Herrn Lindemann, Gamm- straße 39, Hof in. Mittags von 12— l'/iUhr und Abends von "-8 Uhr. Die Zahlstellen befinden fich in dm Restaurants iifrtmprftr Q im ih 00 CTvi-r-m—" �
.Dieselben find geöffnet »m Monat von 8 Uhr Zenschke, Oranienstr. 165, oeehrter Herr Redakteur! ganz ergebenst mit-
Bukowerstt. 9 und Sophienstr. 22. jeden ersten und dtttten Montag Abends an. Bon Herrn Schneidermeister erhalten wir folgende Zuschrift: Erlauben Sie mir, Ihnen zur Bena,»*»,�...........,----- zuthcilen, daß die in dem Referat über die Mäntelnähettnnen- Versammlung vom 7. d. Mts. in der mir soeben zu Gestchte gekommenm Nr. 210 Ihres geschätzten Zeitung wiedergegebenen Aeußerungen der Frau Büge, insoweit fie meme Person dabei betreffen, Unrichtigkeiten enthalten. Denn eö ist unwahr, daß ich schlechte Löhne zahle, da ich nachweislich reichlich zwei Drittheile des Preises, welchen ich selbst für Fettigung eineS Mantels erhalte, an die betteffende Näherin abgebe, während eine solche anderwätt« oft nur die Hälfte deS dem Meister ge» zahlten Betrages erhält. Mir bleibt nun also noch nicht em- mal ein volles Drittheil der Herstellungskostm, von welchem Rest ich obenein die erheblichen Kosten für die Vorhaltung von Arbcitsräumen, für Feuerung, Licht, Transpottkosten und der« gleichen bestreiten muß. Die Preise für die Fertigung der Mäntel find natürlich grundverschieden und richten sich je nach der Kostbatteit des Stückes, insbesondere darnach, ob viel oder wenig daran zu thun, und ob die Arbeit schwerer oder ver« häitmßmäßig leicht ist. ES haben nachweislich meiner Bücher einzelne Arbeiterinnen bei mir für eine Woche bis zu 23'/, M. verdient, waS wohl nicht möglich wäre, wenn ich nicht reell bezahlte. Daß natürlich eine weniger fleißige oder noch unge- übte Näherin weniger verdienen muß, ist selbsttedend. Was endlich die unhöfliche Behandlung, welche mir von Frau Büge angedichtet wird, anbelangt, so wird stch darüber wohl keine Arbeiterin, welche fich nicht etwa selbst ungebührlich deträgt, zu beklagen haben. Indem ich mir gegen die Urheberinnen der Verleumdungen gegen mich weitere Schritte vorbehalte, gestatte ich mir, Sie um gefällige Veröffentlichung dieser Zuschrift, behufS Steuer der Wahrheit und Zwecks der Berichtigung ganz ergebmft zu ersuchen. Hochachtungsvoll Henschke, Schnei- dermeister, Oranienstr. 165, III. Der Fachverein der Stellmacher hielt am 14. dss. Mts. seine regelmäßige Versammlung im Vereinslokal Jnselstr. 10, ab mit der Tagesordnung: 1. Vorberathung zur Gründung einer Fachschule; 2. Anträge zur Generalversammlung betreffs Statutenänderung; 3. Verschiedenes; 4. Fragekasten. Da der Referent, Herr Schmidt, nicht erschienen war. so wurde der 2. Punkt der Tagesordnung zuerst erledigt. Herr Graack stellte den Antrag, aus§ 2 deS Statuts den Satz:„mit AuS- fchluß aller politischen, sowie religiösen Fragen" zu streichen. Nach kurzer Depatte wurde der Antrag der Generalversammlung überwiesen. Zu Verschiedenem wurde Hr. Mcntzel aufgefordert