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I.
Nr. 218.
Freitag, den 18. September 1885.
II. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das Berliner Volksblatt
scheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 f. Boftabonnement 4 M. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)
Redaktion: Beuthstraße 2.
Die Staatenbildung im Osten.
Man sagt nicht zu viel, wenn man Rußland als den Hauptträger aller reaktionären Bestrebungen und Prinzipien bezeichnet. Wir sind heute zwar frei von jener findischen Angstmichelei der zwanziger und dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, die überall russische Spione witterte und in jebem reaktionären, mit der Knute liebäugelnden Schriftsteller einen Söldling Rußlands sah. Ohnehin haben wir das Rofadenthum genug unter uns, das nicht von Rußland gefauft zu werden braucht. Aber der russische Despotismus steht immer drohend im Hintergrund, bereit, Händel anzuzetteln und im Trüben zu fischen oder mit voller Gewalt gegen den Westen vorzubrechen. Europa büßt heute schwer den Unters gang Polens ; es wird auch den vorauszusehenden Untergang der Türkei zu büßen haben. Nicht daß wir für den zerfallenden despotischen Organismus der Türkei irgend welche Sympathie hegten. Aber mit der Auflösung der Türkei wird Rußland rüdenfrei und wenn einmal die russischen Fahnen am Bosporus wehen, dann dürfte der europäische Friede nur noch ein der Geschichte angehörender Begriff sein.
Man tann das russische Bolt in seiner großen Masse leider nicht von dem despotischen System trennen, durch das jenes ungeheure Ronglomerat von Staaten zusammengehalten wird. Dieses Volt, unter primitiven Gesellschafts- Einrichtungen lebend, hat keine Ahnung von den sozialen Kämpfen, welche die vorgeschritteneren Völker des Westens heute durchzumachen haben. Während im Westen eine ganz neue Ideenwelt sich erschlossen hat, während Alles, was ideal denkt und strebt, thätig ist, die Lage der Massen zu verbessern und während das Verständniß der Massen für die Beitfragen von Tag zu Tag wächst, lebt die ungeheure Mehrzahl des russischen Volkes in stumpfer Gleichgiltigkeit dahin. Der herrschende Despotismus, der die aufstrebenden Geister einfach nach den Einöden Sibiriens sendet, hält von dieser Volksmasse die nothwendigsten Bildungsmittel fern und hat von ihr auch keine Kritik seiner Handlungen zu be fürchten.
Daher tommt es auch, daß die russische Politik im Anwenden Wenn ihrer Mittel gar nicht wählerisch zu sein braucht. die Geschichte der russischen Eroberungen einmal ungeschminkt und ohne Rücksicht dargestellt würde, die gebildete Welt würde erstaunen über diese endlose Reihe von Treubrüchen und Gewaltthaten. Aber das russische Volk würde diese Dinge nicht verstehen dafür haben alle russischen Regierungen vortrefflich gesorgt.
Man verfolge nur einmal genau die diplomatischen und militärischen Aktionen, durch welche Rußland von der Türkei ein Stüd nach dem anderen abgerissen und sich einverleibt hat. Wir sind wahrlich keine Verehrer jenes brutalen
Chend verboten.]
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( Fortsetzung.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 the Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
Seldschutenstammes, der in den Gebieten der einstigen hellenischen Kultur die Ueberreste der einst so hochentwickelten antiken Gesellschaft so schonungslos niedergetreten hat. Allein wenn wir in der Lage wären, zwischen einer russischen und türkischen Herrschaft zu wählen, diese Wahl würde uns sehr wehe thun. Ob der Baschi Bozuk oder der Kosack eine geschmac vollere Erscheinung ist, das zu entscheiden ist für den Kultur. menschen eine faum zu fnackende Nuß.
Sehr interessant ist für uns, die neue Staatenbildung zu beobachten, die zur Beit in 3entralasien vor sich geht und über kurz oder lang einen Kampf zwischen Eng land und Rußland hervorrufen muß. Die Philosophen des Westens haben gewiß viel über die Prinzipien der Staaten. bildung nachgedacht und die Resultate ihres Nachdenkens niedergeschrieben. Die russischen Generale, welche die neue Staatenbildung in Bentralasien vorzunehmen haben, dürften freilich weder Philosophie noch Staatsrecht studirt haben; fie befinden sich in dem Glauben, in ihren Säbelscheiden sei mehr enthalten, als in den dicksten Büchern. Den staatsrechtlichen und philosophischen Theil dieser neuen Staaten bildung besorgen die russischen Diplomaten. Und wie bes sorgen sie ihn! Am 24. April 1884 anerkennt z. B. der russische Staatskanzler Giers ausdrücklich, daß die Dafen von Bulatan und Pendjeh afghanisches Gebiet seien; am 21. Juni 1884 erklärt er, Pendjeh habe nie unter Afgha. nistan gestanden! Wenn das ein Pröbchen russischer staatsrechtlicher" Anschauungen ist, so wollen wir dazu auch ein Pröbchen russischer Staatsphilosophie geben. Im Juni 1884 ließ die russische Regierung in London erklären: Die Saryt Turkmenen, welche in Bendjeh wohnen, seien stammverwandt mit den Saryks, welche in Bulatan fizen; diese hätten Rußland gehuldigt, und nun müssen auch jene als russische Unterthanen anges sehen werden, denn Rußland könne nicht dulden, daß die Weiden dieser Stämme auseinander gerissen würden. Bendjeh und Bulatan liegen 140 Kilometer auseinander. Die Stammesverwandtschaft zweier durch weite 3wischenräume getrennter Völkerschaften sell darnach genügen, die über einen Theil erworbene Souveränetät auch auf ben andern auszubehnen. Rußland hat Bendjeh thatsächlich erworben und wird es um so weniger wieder hergeben, weil dieses Gebiet die direkte Straße von Merw nach Herat beherrscht.
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Nun werden unsere Weißbierphilister sagen: Ja, was geht denn uns der Krakehl zwischen Russen und Turkmenen weit hinten in Sentralaften an? Allerdings werben wir direkt dadurch nicht berührt. Aber wenn Rußland mit folchen Argumenten so schöne Erfolge erringt, wer bürgt benn dafür, daß nicht eines Tages in Europa in irgend einem Staate eine Diplomatie ersteht, welche den von den
lingen bis über die Hüften, während ihre Köpfe sich in gleicher Höhe mit den Knieen des Apostels befanden, es hätte also tein günstigerer Punkt zu solchem 3weck gefunden werben können.
Während diese Vorbereitungen getroffen wurden, ents stand ringsum eine lautlose Stille; nur von dem äußersten Rande des Lagers her drang, wie das Summen in einem wohlgefüllten Bienenkorbe, das Geräusch der sprechenden Frauen und der spielenden Rinder herüber.
Der Herr ist Euch gnädig gewesen!" begann der Apostel endlich, nachdem er einige verzückte Blicke zuerst auf die verlegen lachenden Mohaves und demnächst im Halb
Nach allen Richtungen hin stieg der Rauch von Lagerfeuern in den klaren, sonnigen Aether empor, und zwi fchen allem Diesem bewegten sich Hunderte von Männern, Weibern und Kindern im buntesten Gemisch durcheinkreise auf die Versammlung geworfen und dadurch die Span
ander.
Bei allem Gewirre entdeckte man indessen leicht, daß ber größere Theil der Anwesenden, namentlich die Männer, nach dem Ufer des Stromes zu drängten, wo der aus der Salzfee Stadt herbeigekommene Apostel sich zu der bevorftehen den feierlichen Handlung vorbereitete.
Er hatte eine kleine Abflachung des Ufers zur Ausübung seines Amtes gewählt, und zwar eine Stelle, wo der Strom dicht vor seinen Füßen fich tief in das Erdreich hins eingewühlt hatte. In seiner Nähe tauerten die Mohaves auf dem Boben. Dieselben schauten fröhlich und guten Muthes um sich und wechselten mit dem glücklichsten Ausdruck der Welt Worte und bezeichnende Blicke mit einander. Man sah ihnen an, wie wenig sie den Sinn der mit ihnen borzunehmenden Beremonie verstanden, und daß es sie im höchsten Grabe ergößte, sich als Mittelpunkt und die Hauptpersonen einer so zahlreichen Versammlung von weißen Menschen betrachten zu dürfen.
Der Apostel hatte seine Taufrede beendigt; dieselbe bar ben Mohaves immer stückweise von einem ihrer Sprache fundigen Utah - Indianer verdolmetscht worden, und es follte nunmehr zu der heiligen Handlung selbst geschritten
werden.
nung noch gesteigert hatte; er war Euch gnädig, indem er Euch zusammenführte mit seinen Auserwählten, mit den Hei ligen ber letzten Tage, die dazu berufen sind, das neue Zion auf Erden zu gründen.
Wer und was seid Ihr?" fragte er mit gellender Stimme, die Indianer mit seinen fanatischen Blicken gleich jam durchbohrend, o, o, o! Ihr seid Mormonen seit dem ersten Anbeginn! Ihr, in gerader Linie die Nachkommen von den einst verloren gegangenen Stämmen, Ihr, die Ihr geirrt habt seit Jahrtausenden in der Wüste, die Ihr wieder aufgefunden seid, ähnlich den beiden wieder aufgefundenen goldenen Gefeßestafeln, nach welchen unser erhabener Prophet die einzig echte Religion gründete und mit seinem Märtyrtode besiegelte, ja, Ihr seid Mormonen, bei welchen das Licht der Wahrheit nur im Lauf der Jahrhunderte ver geffen wurde und allmälig erlosch! Doch nein! nein! unb tausendmal nein! Das Licht ist wohl vergessen, es hat wohl den hellen Schein verloren, aber es ist nicht er loschen!
Tief unter der Asche glimmt noch ein Funke, und ich bin gesegnet, diesen Funken zu einer weithin leuchtenden Flamme anzufachen und zu Euch zu sagen: Nun gehet hin und taufet und lehret, gleichwie ich Euch getaufet und gelehret habe!"
Hier hielt der Apostel einige Minuten inne, um dem Dolmetscher Zeit zu geben, den Täuflingen einzelne
Auf ein Beichen von dem Apostel stiegen die Mohaves in den Strom und stellten sich so auf, daß er seine Hände bequem auf ihre Häupter legen konnte, ohne selbst in das Waffer treten zu müssen. Die Fluthen reichten den Täuf- Hauptpunkte seiner Anrede zu verdeutlichen. In wie weit,
Russen in 3entralaften aufgestellten Vorwand für die Annexion fremden Staatsgetriebs geltend macht? Eine geradezu babylonische Verwirrung müßte dann in Europa entstehen. Wenn die Stammesverwandtschaft so ausgenutzt werden soll, was müßte dann wohl aus der Schweiz werden? Ein Schweizer Blatt fühlt dies denn auch ganz deutlich heraus und sagt, die die Schweiz umgebenden Länder fönnten eines Tags mit gleichem Recht, wie Rußland gegenüber den Turkmenen, auch gegenüber der Schweiz behaupten: weil die unter ihrer Souveränität stehenden Alemannen, Burgunder, Longobarden, Rhätier stammverwandte Vettern befizen, die zwischen Inn und Rhone , Rhein und Tessin wohnen, so gehöre jedem von ihnen ein Stück des Landes im Quellgebiete dieser Flüsse."
So schlimm steht es nun bei uns glücklicher Weise vorläufig noch nicht. Allein ist es eine Unmöglichkeit, daß die Zukunft in Europa irgend eine Gewalt bringt, die es unternimmt, russisches Staatsrecht" nach dem Westen zu verpflanzen? Und wird Rußland selbst dafür nicht sein Möglichstes thun?
Bei alledem ist es merkwürdig, daß die großen Staaten des Kontinents sich so sehr um die Freundschaft Rußlands bewerben. Nichts wäre natürlicher, als ein Bund der Westmächte, um den Einfluß jener dreiviertelasiatischen Macht auch gebührend auf Asien zu beschränken. Statt deffen sehen wir die russischen Grenzlinien immer weiter nach Westen vorrücken. Man betrachte einmal, wieweit sie innerhalb hundert Jahren vorgerückt find!
Allerdings sind wir keine Turkmenen. Aber eben des halb hat auch ganz Europa das lebhafteste Interesse, die russische Art der Staatenbildung" im Osten zu perhorresziren.
Politische Uebersicht.
Die Nationalliberalen in Schleswig- Holstein wollen am nächsten Sonntag nun auch einen Barteitag abhalten. Derselbe soll in Neumünster stattfinden. Vor diesem Parteinationalliberalen Vereins abgehalten werden, wo voraussichtlich tage soll jedoch erst in Kiel eine Busammenkunft des dortigen im engeren Kreise die Haupthähne die Rollen austheilen werden. Man erwartet große Betheiligung, weil es fich um die bevorstehenden Landtagswahlen handelt. Voraussichtlich werden fich also alle mandatshungrigen Seelen einfinden.
Zu den sächsischen Landtagswahlen. Wie wir schon gestern erwähnten, wird der sächsische Landtag fast genau seine Rammer ihren Einzug halten 50 Konservative, 16 Freifinnige, bisherige Phyfiognomie behalten. Es werden in die zweite Nationalliberale, 5 Sozialdemokraten. Die letteren haben einen Sig gewonnen. Die Hauptstadt Dresden entsendet zum ersten Male auch einen Sozialdemokraten. Ebenfalls in Dresden
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und ob es diesem überhaupt gelang, durch seine Uebersetzung den religiösen zündenden Funken in die für dergleichen nicht allzu empfänglichen Gemüther der Mohaves zu schleudern, ließ sich nicht errathen. Jedenfalls aber mußte das, was er ihnen mittheilte, sie höchlichst ergößen, denn sie schauten sich gegenseitig verwundert an und brachen dann in ein so herzliches Lachen aus, daß der Apostel sich genöthigt sah, um demselben Einhalt zu thun, seine Rede schnell wieder aufzunehmen.
,, Wenn ich mit Menschen und Engelzungen spräche," fuhr er, seine Hände über die Indianer ausbreitend fort, so würde ich dennoch zu schwach sein, Euch würdig genug zum Dank gegen den Erlöser zu ermahnen, daß er Euch gerade jetzt zu Euern Mormonenbrüdern führte. Krieg und Noth bedrohen unser Volt, Krieg und Noth werden Eure Stämme bebrohen, sobald es ruchbar geworden, daß Ihr, schon lange vorher, ehe die große Republik gegründet wurde, lange vorher, ehe die goldenen Tafeln durch Joseph Smith wieder an das Tageslicht gezogen wurden, Mormonen waret und daher, ehe Ihr uns und ehe wir Euch gesehen, mit uns verbrüdert gewesen seid!
Eure Haut ist braun und die unsrige ist weiß; doch was ist die Farbe vor dem Herrn der Welten? Ihr seid unsere Brüder, und als solche fühlen wir uns verpflichtet, Euch mit Gut und Blut, mit Rath und That zur Seite zur stehen, im Falle die Amerikaner es wagen sollten, wie sie es schon vielfach bei anderen Stämmen gethan, sich an Eurem Grund und Boden zu vergreifen."
Wiederum ließ der Apostel eine Pause eintreten und auf seinen ausdrücklichen Wunsch übersezte der Dolmetscher das zuletzt Gefagte.
Die Mohaves schauten nach diesen freundschaftlichen Ers öffnungen verwundert zu dem Apostel empor; ihre behaglichen Physignomien drückten aber doch leise 3weifel aus, als wenn sie nicht so ganz davon überzeugt wären, daß die Mormonen ihre Brüderlichkeit wirklich bis zu einem thätigen Beiftande in den Zeiten der Gefahr ausdehnen würden. Sie gaben indessen ihre Zufriedenheit durch mehrfaches ,, Achotka" zu erkennen, und der Apostel fuhr fort:
Indem ich nun, meine Brüder, die Taufe an Euch