Stadtkammerer Runge weist darauf hin, daß nur die Praxis, jede Vorlaae entweder als zur Kenntnißnahme oder als zur Beschlußfassung der Versammlung vorgelegt zu be- zeichnen, die Wahl des Ausdruckszur Kenntnißnahme" her- vorgerufen habe. Stadtv. Dr. Jrmcr würde einen Antrag auf Besprechung der Angelegenheit nicht unterstützen, ist aber der Ansicht, daß eine Besprechung der Vorlage ohne Weiteres zu erfolgen habe. Alle Gegenstände, die auf der Tagesordnung stehen, seien auch zu besprechen.(Gelächter.) Weshalb würden sie fönst über- Haupt auf die Tagesordnung gesetzt werden. Stadtv, Singer: Wir können uns durchaus nicht dar« uni kümmem, ob der Magistrat sich bei der Beantwortung der Anfrage etwas anderes als eine Vorlage zur Kenntniß- nähme gedacht habe. Laut Geschäftsordnung haben wir eine Besprechung zu verlangen; wenn die ordnungsmäßige Frist nicht eingehalten rst, so muß der Gegenstand aus die Tages« ordnung der nächsten Versammlung gesetzt werden. Stadtv. Dr. A. Meyer meint, daß ein Jrrthum in der äußeren Form an der Sache nichts ändere. Hier handle es sich nicht um eine Vorlage, sondern nur um eine Antwort. Die Gcschäftsordnungsdebaite wird geschloffen. Der Antrag des Stadtv. Singer auf sofortige Bespre« chung findet Unterstützung nur von 7 Mitgliedern- Eine Besprechung tritt demnach nicht ein; Stadtverordneter Dr. Armer meldet sich zur Geschäftsordnung.(Lärm.) Der Vorsteher verweigert das Wort, da die Geschäfts- ordnungsdebatte geschlossen sei. Stadtv. Dr. Jrmer findet eine derartige Behandlung un« parlamentarisch.(Lärm.) Der Stadtverordneten-Vorsteher ersucht dringend eine derartige Kritik zu unterlassen. Stadtv. Dr. Jrmer bittet ums Wort zur Geschäftsordnung zu der Bemerkung des Vorfitzenden. Das Wort wird ver« weigert... Dr. Jrmer macht eine Bemerkung, die rn dem fich er- hebenden Lärm und Rufen: Zur Ordnung! zur Ordnung! verloren geht. Der Gegenstand wird verlassen. Es folgt die rasche Erledigung einer Reihe unwesentlicher Magistratsvorlagen. Der Neubau einer Fußgängerbrücke über den Louisen« städtischen Kanal im Zuge der Melchiorstraße beschloffen. Genehmigt wird die Ausführung baulicher Veränderungen auf dem Feuerwehrgrundstücke an ver Ecke der Mauer- und Kronenstraße. Die Tagesordnung ist hiermit erledigt. Schluß 7 Uhr. Es folgt eine nicht öffentliche Sitzung. zokftles. ad Zur Magdeburger   Messe hat das Kgl. Eisenbahn- Betriebsamt Berlin  -Magdeburg   2 Extrazüge eingelegt, welche am Sonntag, den 20. und 27. September, von Berlin   Morgens 5 Uhr 20 Min. ausgehen, in Potsdam  . Brandenburg  , Genthin  , Burg hallen und in Magdeburg   um 8 Uhr 15 Min. eintreffen. Die Rückfahrt kann mit allen Personenzügen erfolgen. g. Als Betrug kann der Handel mit Pilzen qualisizirt werden, welcher gerade jetzt auf den Wochenmärkten in Berlin  ziemlich schwunghaft betrieben wird. Große Vorliebe haben unsere Hausfrauen für den wohlschmeckenden Steinpilz und namentlich die minder bemittelte Frau kaust ihn, weil er ihr und ihrer Familie das theure Fleisch ersetzt. Nicht gering ist nun der Verdruß der Käuferinnen, wenn fie in ihrer Woh- nung beim Zubereiten des PilzeS die Entdeckung machen, daß kaum der vierte Theil des erworbenen Quantums gebraucht werden kann, weil der übrige Theil der Pilze durch und durch mit kleinen weißen lebenden Würmern gefüllt ist. Der Betrug ist hier darin zu erblicken, daß die Pilzensammler die Schadhaftigkeit der Pilze genau kennen und ste für durchaus brauchbar auf den Markt bringen. Geradeso, wie Vorkehrungen gegen den Verkauf ungenießbaren Fleisches bestehen, könnte die Marktpolizei auch Maßnahmen treffen, daß ein Nahrungs- mittes des kleinen Mannes nicht zum Betrug ausgenutzt wird, wie dies beim Verkauf der PUze der Fall ist. g Die Erkrankungen an Ruhr und Brechdurchfall haben in der letzten Woche auffallend nachgelassen und wird diese Erscheinung von den Aerztcn der Aenderung in der Wit- terung einerseits und zweitens dem Umstände zugeschrieben, daß das Obst, welches jetzt zum Verkauf gelangt, vollständig reif ist, während das Obst namentlich die Pflaumen welches bisher verkauft wurde, zum Theil noch unreif war. Dagegen treten Scharlach und Diphtherttis ziemlich stark auf. Nanu? Wir lesen imB. B. C.":_ Die Singhalesen der diesjährraen Haaenbeck'schen Karawane find zum Theil gar keine Singhalesen da» ist die überraschende Mitthetlung, die uns von Ver- trauen erweckender Seite mgeht. Als nämlich vor kur- zem ein Herr, ein Fabrikant G., der lange Jahre in Indien   gelebt hat, fich an einige Mitglieder der Singha- wohnlich vier bi» fünf Fuß lang, au» Boi» d'Arc, Weiden- oder Eschenholz, mit Rehsehnen umwickelt und beklebt; die Sehne ist ebenfalls dem Reh entnommen. Am linken Arm trägt der Apache ein ledernes Gelenkband, um seinen Arm gegen den Anschlag der Bogensehne zu schützen; seine Pfeile sind drei bis vier Fuß lang und bestehen au« zwei Stücken; da» erste längere, aus halbzölligem Schilfrohr bestehende macht etwa dreiviertel des Pfeiles au»; das zweite, in dem Rohre befestigte ist au» schwererem Holze verfertigt und enthält in seinem einen Ende die gewöhnlich au» Eisen ver- ferligte Pfeilspitze. Vergiftete Pfeile haben die Apachm meines Wissens nie gebraucht, dessen ungeachtet erzeugen sie gefährliche und peinliche Wunden, indem der feine Bast, der die Spitze im Holze festhält, durch da» Blut de» Verwundeten gelockert wird und der Pfeil beim Heraus- ziehen meisten» die Spitze in der gewöhnlich sehr tiefen Wunde läßt. Ihre Pfeile tragen die Apachen in einem Köcher au» verschiedenen Thierfellen auf dem Rücke  », so zwar, daß die Oeffnuna de» Köchers mit den befiederten Pfeil Enden ihre linke Schulter etwa» überragt, so daß sie, mit der rechnen Hand vornüber langend, den Pfeil gleich in die richtige Lage auf den Boge« bringen könne». Auf diese Weise verwundete ein von un» angeschossener Apache, dem die Kugel da» Bei» zerschmettert hatte, drei Soldaten und zwei Pferde, bevor wir ihn tödten konnten; wir hatten allerdings damals noch keine Hinterlader. Die Pfeilfedern, meistens von Falkenarten, sind in einer Länge von 4 bis 5 Zoll auf drei Seiten angebracht; bloß die Tontos ge- brauchen deren vier. Wenn der Köcher aus dem Felle der wilven Katze besteht, wird gewöhnlich deren Schwanz zur Verzierung daran gelassen. Die Kraft der abgeschossenen Pfeile muß Jedermanns Erstaunen erregen; im Jahre 1867 begleitete ich einen Kaufmann, der mit vier Wagen durch da» Santa Cruz-That reiste; da die Apachen nur höchst selten des Nachts und dann bloß bei Hellem Mondscheine einen Ueberfall wagen, reisten wrr gewöhnlich während der Nachtstunden und hüteten während des Tages die Zugthiere; in einem sandigen Flußbette angekommen, wo die Thiere %%% lesen-Truppe in dem Dialekt der Insel Ceylon   wandte, stellte es sich heraus, daß die Angeredeten diesen Dialekt gar nicht beherrschten. Sie gestanden dem Herrn schließ­lich, daß fie aar nicht von der Insel Ceylon  , sondem aus der Prästdentschaft Madras gebürtig und auch in der Hauptstadt Madras von dem Manager zu der euro  - päischen Tournee engagirt worden seien. Es dürfte von Interesse sein, zu erfahren, in wie weit diese Angaben der braunen Burschen auf Wahrheit beruhen. Herr Hagen- deck hat das Wort!" Also Talmi, genau so wie das vorige Mal, als fich die famosen Sttaußenreiter in ihren fulminantm Leistungen pro- duzirten. Herr Professor Virchow   scheint gegen die Echthett der Hagenbeck'schen wilden Männer auch etwas mißtrauisch ge- worden zu sein, wenigstens hat man nicht gelesen, daß dieser gelehrte Herr auch diesmal die kaffeebraunen Herren als aus- gezeichnete Repräsentanten ihrer Raffe bezeichnet hätte. Herr Hagcnbeck giebt die Leute im zoologischen Garten einfach als Singhalesen" auS, wie man fich täglich durch einen Blick auf die Anschlagsäulen überzeugen kann. Hieran ändert auch die lendenlahme Erklärung, die Herr Hagenbeck gestern Abend man höre und staune imBerliner Jntelligenzblatt" los- läßt, absolut nichts. Herr Hagenbeck giebt seinenJrtthum" in der folgenden, überaus geschraubten Berichtigung in- direkt zu: Die 51 bei der diesjährigen Karawane befindlichen Einwohner der Insel Ceylon   find nach gesetzlichen Be- griffen sämmtlich Staatsangehörige der Insel Ceylon  . Die Leute wobnten bei ihren Engagements, wie dies vom englischen Gouvernement in Colombo de- stätigt ist, in nachfolgenden Ortschaften: Kandy  , Kanlugastota, Wattegama, Allewuttegama, Angodde, Wellawatte, Pamancodde, Bentota und Vehangodde, sämmtlich auf der Insel Ceylon   gelegen; daß fich unter diesen Leutm Tamiks, d. h. Einwohner Ceylons, die vor Jahrzehnten resp. vor Menschenalter nach Ceylon  eingewandert und dort heimathsberechtigt find, befinden, ist von Anfang an stets mitgetheilt und in fast sämmt- lichcn Berliner   Zeitungen, auch imBerliner Börsen- Kourier" vom 2. September klar und deutlich zu lesen gewesen. Diese Leute, die auf Ceylon   hcimatb- berechtigt, unter fich aber den Tamil  -Dialelt sprechen, nicht als Singhalesen bezeichnen zu wollen, wäre ebenso ungerecht, wie irgend einen Ausländer, der in Deutschland   das Bürgerrecht erworben, nicht als Deutschen   bezeichnen zu wollen. Die Behauptung, daß einzelne Leute in Madras engagirt find, ist einfach als unwahr zu bezeichnen." Jedenfalls wird hierdurch das Mißtrauen, welches gegen die Hagenbeck'schen Expeditionen erwacht ist, absolut nicht ab- geschwächt. Man wird niemals einem Berliner   einreden kön- nen, daß Singhalesen, die keinSinghalesisch" verstehen, wirk- lich Singhalesen find, wenn man auch noch so viele Ortschaf- ten mit noch so vielen überaus barbarisch klingenden Namen angiebt, um die Echtheit der zur Schau gestellten Leute zu be- weisen. Jeder ist nicht in der Lage, um sich von der Existenz der angeführten Ortschaften zu überführen, eine Landpartie nach Ceylon zu machen, und so lange es sich herausstellt, daß die von Herrn Hagenbeck impottirten Fremdlinge nicht einmal ihre eigene Muttersprache verstehen, weiden wir wenigstens allen jenen Expeditionen mit unüberwindlichem Skeptizismus gegen- überstehen. Für die Herren Zeitungs-Mitarbeiter. Daß in den weiteren Kreisen der schriftstellerischen Welt wie in den engeren der berufsmäßigen und gelegentlichen Zeitungs Korrespondenten die Neigung für kalligraphische Leistungen besonders ausge- prägt hervortrete, wird schwerlich noch ein Wissender zu be- haupten wagen. Ein etwaiger Andersdenkender jedoch wird von seinem Wahne nicht schneller geheilt werden können, als durch ein genaues Studium der Tagesblätter, deren Mitarbeiter fich gar manchmal wegen eines in irgend welchem ihrer Artikel sich spreizenden Druckfehlers unangenehm berührt zeigen, ohne zu bedenken, daß derselbe in zehn Fällen neunmal ihnen selbst, o. h. ihrer schlechten Handschrift, seine Existenz zu danken hat. In der That erfreuen sich gar viele in die Redaktion gelangende Manuskripte eineS Exterieurs von so be- unruhigender Nonchalance, daß dem vielgeplogten Redakteur und dem nicht minder geplagten häufig darob die Haare zu Berge stehen. Wir entledigen uns daher nur einer moralischen Verpflichtung» wenn wir die im Folgenden gegebenen Winke, namentlich dengelegentlichen aus Privatkreisen sich rekrutiren- den Zeitungs-Mltarbeitern zu genauer Beachtung empfehlen: Die Hauptjache dürfte sein, für ein Zeitungs-Manuskript stets nur solches Papier zu verwenden, welches in Folge längerer Benutzung zu wichtigeren Dingen, z. B. zum Einwickeln, eine möglichst reiche Dosis von Kniffen und Riffen aufweist. Auf die in diesen schallhast versteckt liegenden Buchstabenreihen eine längere Treibjagd abzuhalten ist den Setzern stets eine ange­nehme Abwechselung in dem ewigen Einerlei ihrer auf schnellem Arbeiten bastrten Thätigkcit. Erlauben es die Umstände, das Manuskript einige Tage hindurch lose in der Hosentasche mit fich Pfeilen, theil» auS Kugeln bestehend; ganz merkwürdiger Weise wurde keiner der neben den Zugthieren gehenden Fuhrleute verletzt; wir hielten sogleich an und feuerten mit den Karabiner» in die Büsche und hörten deutlich, wie die Indianer von ihren Felsblöcken hinunter sprangen und flüchteten; zwei Zugthiere, starke amerikanische Maulesel, waren schwer verwunoet; beiden waren die Pseile im dicksten Theile de» Bauches so tief eingedrungen, daß die Spitzen auf der entgegengesetzten Seite hervorragten. Diejenigen Pfeile, die da» Holzwerk der Wagen getrosten, waren über einen Zoll tief eingedrungen; die Distanz mochte etwa 50 Meter betragen. Wenn die Apachm es auf den Raub von grasenden Thieren abgesehen haben, stürzten sie plötzlich aus einer der vielen unzählige« Schluchten hervor, stoßen ein markdurch­dringendes Geheul au» und feuern eine Salve auf die wenigen Hüter ab; die überraschten Thiere ergreift ein wilder Schreck; im Nu springen die Indianer auf die Rücken der Pferde und im wilden Galopp saust die ganze Heerde davon. Die Geschwindigkeit dieser Indianer, die meistens zu Fuß sind und stet« zu Fuß ihre Ueberfälle machen, ist eben- falls ganz erstaunenSwerth, so wie auch ihre Ausdauer. Wir haben sie oft auf guten Pferden verfolgt, wenn siege- miß nicht über sechs Stunden Vorsprung hatten und nur selten habe» wir sie nach scharfem viertägigen Ritte ein- holen können. Sie haben unter sich sehr wohl organisilte Signale, bei Tage durch Rauch, bei Nacht durch Feuer und besonders eignet sich dazu der Riefen-Kaktus(Cereas gigan- ten»), dessen massenhafte Stacheln eine harzige Substanz enthalten, die auch trotz des ganz frifchm und grünen Zu- standes der Pflanze sogleich anbrennt und den hohen Stamm im Nu in eine Feuersäule verwandelt. Aber auch durch andere Zeichen wissm diese Wüstensöhne mit einander zu reden; ein Führer mit Namen Marigildo hat mir oft er- zählt, wie einige auf gewisse Art gelegte Steine auf einem Pfade, einige abgebrochene Aefie und andere Kleinigkeiten, die keinem Menschen auffallen würde», für sie ein ganzes telegraphisches Alphabet enthalte». (Schluß folgt.) zu schleppen, so rathen wir dem Artikelschreiber, diesen Vortheil der namentlich bei einem mit Bleistift geschriebenen Aitikel un- geahnte Dimensionen anzunehmen pflegt, ja wahrzunetmcn. Ucberhaupt schreibe man. wo irgend möglich, nur mit einem möglichst ungespitzten Bleistift, da ein mit Dinte gefertigtes Manussript leicht ein zu leserliches Ansehen gewinnen und so ein Enathen der einzelnen Worte anerkanntermafen wegen ihrer aeistschälfendcn Tendenz eine Lieblingebeschäftigung des Redakteurs unnöthig machen könnte. Ist jedoch zwingen- der Umstände wegen der Gebrauch der Dinte absolut nicht zu vermeiden, so gebe man durch eine gehörige Anzahl geschickt vertheilter Kleckse dem Redakteur(und Setzer) dennoch Gelegen- heit, sich der obigen Lieblingsbeschäftigung hingeben zu können. Er wird dem Mitarbeiter für solche Rücksichten stets noch nach Jahrcn Dank wissen. Daß eine deutliche oder gar schöne Handschrist den Schreiber in den fatalen Verdacht bringen muß, seine ganze Bildung einer Gemeindeschule zu ver- danken, daran brauchen wrr wohl kaum zu eiinnern. Wer etwas auf fich hält, übt fich bei Zeiten eine möglichst unleser- liche Handschrift ein; gar viele Gelehrte pflegen überhaupt nur dadurch ihre Gelehrsamkeit zu beweisen. Außerdem wird jeder« männiglich von der Anwendung einer guten Schrift schon des- halb gern abstehen, weil ein leicht lesbare» Manuskript selbst- redend die Aufmerksamkeit deS Redakteurs nicht genügend fesseln würde. Man nützt also durch schlechtes Schreiben eben so wohl seinem guten Rnfe, wie seinen materiellen Interessen. Vor allen Dingen vergesse man nicht, stets beide Seiten des be- treffenden Papierbogens zu beschreiben. Falls diese zur Be- wältigung deS Stoffs noch nicht ausreichen, empfiehlt es fich, das Uebiige auf die acht Ecken des Blattes zu vertheilen und im Bedürsnißfalle die weiteren Zeilen quer über die anderen zu setzen; dieses Arrangement erhöht die Originalität des Manuskripts ungemein. Ein solche? Manuffript ist daher ein Gegenstand leidenschaftlicher Verehrung bei den Setzern. Wir find selbst öfter schon Zeuge gewesen, wie einige Setzer, nachdem fie fich etwa zwanzig Minuten mit den ersten Zeilen herumgebalgt, unter häufigen liebkosenden Interjektionen das Manuskript zerknitterten, es zur weiteren Arbeit wieder glätteten und mit den Füßen dazu kampelten, was bei ihnen der Ausdruck höchster Zufriedenheit ist. Zuweilen, freilich nicht gar oft, haben wir mit Indignation bemerken müssen, daß fich ein Korrespondent s» weit vergessen konnte, diesen und jenen Personennamen oder Fremdausdruck mit einer so aufdringlichen Deutlichkeit zu schreiben, daß jede Möglichkeit einer interessanten Kontroverse mit unserm Kollegen über einige Dutzend X, die der Konespondent unS für ein U gemacht haben könnte rc. rc., für uns ausgeschlossen blieb. Solchen übereifrigen Herren diene zur Nachricht, daß jeder Redakteur, namentlich aber auch jeder Setzer die Pflicht hat, sämmtliche Personennamen der alten und neuen Welt bis zu denen der sechswöchigen Säuglinge herunter auswendig zu wissen und daß ferner bei beiden die souveränste Beherrschung aller lebenden und todten Sprachen Hauptbedingung für das Engagement ist. Man ver- meide also nach Kräften, in die Fußtapfen jener michelhaften Deutsckthümler zu treten, welche der deutschen Sprache den zier- lichen Schmuck der Fremdwörter zu rauben kachten, und gebe den Setzern durch möglichst ausgedehnte Anwendung solcher Wörter die selbstredend erwünschte Gelegenheit, ihre Sprachkennt- nisse zu dokumentiren resp. zu fördern. Sollen wir noch hinzu- fügen, daß die Interpunktion auch von besseren Echriftstellem schon längst in die Acht erklärt ist, daß also irgend welche Rück- fichtnahme auf diesen veralteten Brauch den Schreiber unrett« bar zu einem trübseligen Pedanten stempeln würde? Einem solchen würden wir jedenfalls rathen, fich dann wenigstens nicht noch durch den Gebrauch eines großen Anfangsbuchstabens nach einem Puntte einer ExKa-Lächerlichkeit auszusetzen; auch über diese Schwäche hat die Neuzeit beieits seit Langem den Stab gebrochen. Hiermit schließen wir einstweilen die Reihe unserer wohlgemeinten Rathschläge mit der Vcrficherung, daß bei strifter Befolgung derselben den Herren Zeitungs Mitor- bestem die Lektüre ihrer respektive« Arttkel eine ganz eigen« artige Freude bereiten wird. g. Der in der Lindenstraße wohnende Molkereibefitzer P. kam in der Nacht zum Mittwoch mit zwei frischmelkenden Kühen angefahren, um dieselben seiner Molkerei einzuverleiben. Als er den vorher angehaltenen Wagen wieder besteigen wollte, glitt er aus und gerieth so unglücklich unter dm Wagen, daß ihm die Räder deS in Bewegung befindlichen Fuhrwerks über die Brust gingen. Außer einemBruch mehrerer Rippen scheint P. keine weiteren Verletzungen erhalten zu haben. Ein in der Markgrafmsttaße wohnmder Arzt, Dr. C., leistete dem Ver« unglückten die nachgesuchte Hilfe. Bei den heutigen Verhält- niffen müßte es öffentlich anerkannt werden, wenn ein Arzt während der Nachtzeit unverwandt dem Rufe nach Hilfe an Ott und Stelle nachkommt. Vor dem Schießen mit dem Teschinggewehr in Zimmern und Gättm muß dttngend gewarnt werden, da die große Tragweite der Geschosse, welche oft ohne Absicht des Schießenden dm Weg durch daS Fmster nehmen, ernste Ge- fahrm für die Gesundheit Änderer herbei zu führen geeignet ist. Vor einigen Tagen drang nach einer der Polizeibehörde erstattetm Anzeige die Kugel einer anscheinend aus eine« 80 Meter entfernt liegenden Komtoir Gebäude abgefeuerten Teschinas durch da» Fmster in die Wohnung eines Beamten in der Greifswaldersttaße, in der fich glücklicher Weise zur Zeit Niemand defand. Ein bereit« viermal wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt bestrafter Maurer W. wurde gestern verhaftet, weil er in der veraangmcn Nacht ein unter fittcnpolizeilicher Kontrole stehendes Mädchen in der Potsdamersttaße auf die roheste Art gemißhandell hatte, indem er fie unter Anderen mit Füßen trat. lieber die Ausführung eine« neuen Schwindels wird unS folgendes mitgetheilt: Vor etwa 10 Tagen erschien pi einem Damen- Konfektionsgeschäft in der Rosenthalerstraße ein fein gekleideter Herr in Begleitung einer Dame, die ein« MoirS-Schärpe zum Preise von 15 Mark mit der Aufforderung bestellte, dieselbe am andern Tage nach ihrer Wohnung in der Baruthcrsttaße zu schickm, woselbst Zahlung erfolgm würde- Am anderen Tage, kurz nach Fettigstellung der Schärpe, fubc derselbe Herr, diesmal ohne Begleitung, in einer Droschke 1. Klasse bei dem Geschäft vor und nahm die Schärpe mit dein Auftrage in Empfang, am folgendm Tage eine Partie Morgen- röcke nach der oben angegeben Wohnung zur Auswahl(P schicken, woselbst er gleichzeitig die Schärpe bezahlen würde- Der seine Henr und die Dame wurden aber in der bezeichneten Wohnung gar nicht gefunden. Ein schauerlicher Vorfall ereignete fich gestern früh# dem Hause Mittenwaldcrstraße 24. Dort wohnt cm Destillateur, der sein biShettaes Geschäft in der Zoffenersttaße am Abend vorher verkauft hatte und fich zur Ruhe setzen wollte. Sein* Frau, die früher einmal in Dalldorf   gewesen, ist von dott vu- zwei Jahren als geheilt entlassen worden und hat die gaN) Zeit hindurch still ihre Arbeitm erfüllt. Ob Zwistigkeitcn w der Famrlie, von denen dieRat. Ztg." spricht, den Irrsinn von Neuem zum Ausbruch gebracht haben, wird eist fcstgesteu werden müssen. Genug, gestern früh erhob fie fich, zündete«n Herde Feuer an, brachte einen großen Kübel Waffer zum den und goß ihn dann ihrem schlafenden Manne über Kopi und Körper. Der Unglückliche befindet sich in schrecklichem ö. stände in der Charitee; die Frau mußte mit Gewalt nach Da»- doft gebracht werden. m Polizei* Bericht. Am 14. d. M. Nachmittags W, beim Brunnenbau auf dem Grundstück Hocdstr. 33 der J bester Meinicke in Folge FehltretenS etwa 6 Meter tief in Brunnen hinab und erlitt dadurch so schwere Verletzung, daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. AM 1, genden Tage Abends fiel der Molkereibesttzer Perner, aw