begangen hatten. Um den Brutalitäten dieser Schergen vor- zudeugcn, und eine Verhaftung zu vermeiden, mußten diese wackeren FellahS 15 Lstrl. bezahlen. Wäre es Ihnen nicht möglich, diese Summe in meinem Namen zurückzuerstatten? Der Mann, der Ihnen diese Zeilen überbringen wird, verdient alles Vertrauen. Er theilte mir außerdem mit, daß der(hier «n unleserliches Wort) Brief an Zobbeir-Pascha, welcher Henri ■flochefort(Sohn) und mir auf meiner ersten Reise mitgegeben worden war und den ich als Autographen bewahrte, auf der Leiche meines Dragomans auS meinem Portefeuille gestohlen worden ist. Setzen Sie schnell Giraud davon in Kenntniß! Er soll daraus gewaltigen Lärm schlagen. Ich habe übrigens «n Gesuch aufgesetzt. Bald mehr. Olivier. Italien . Aus Neapel wird der„Voss. Ztg." unterm 15. d. M. geschrieben: Die Beunruhigung der Gcmüther wegen der Cholera ist hier immer noch sehr groß und machte sich auch geitern wieder in tumultuarischen Ausschreitunnen der niederen Volksllafscn Lust. Mehrere tausend Arbeiter und Fischer basten sich zusammengerottet und zogen unter Führung des uerikalen Arbeitervereins„Leo XIII. " vor das RathhauS, wo sie von dem Syndikus Aufklärung darüber verlangten, was er angesichts der drohenden Choleragefahr zu thun gedenke, od er m der nämlichen Unlhätigkeit wie die Regierung verharren wolle. Als der Syndikus die Menge abwies, schickte sich die- selbe an, das Rathhaus in Brand zu stecken. Von allen Seiten wurden Bündel trockener Reiser herbeigeschleppt und um das Rathhaus herum aufgeschichtet. Die Polizei machte diesem Treiben natürlich sehr bald ein Ende, indem sie die Menge mit den Waffen auseinander trieb. Eine Stunde später erschien eine Verordnung der Regierung, welche nicht nur eine sieben- lägige Quarantäne für Provenienzen aus Sizilien, sondern auch eine siebentägige Quarantäne in Sizilien für Provenienzen aus dem Festlande, das verseuchte Palermo nicht ausgeschlossen, an- ordnet. Diese Maßregel hat die Demonstranten sofort beruhigt und in dieser Beziehung wenigstens ihr Gutes gethan. Im Uebrigen ist der Werth der Verordnung aber sehr zweifelhast und dieselbe erfährt eine scharfe Kritik durch die Presse, an der ffch die offiziösen Blätter lebhaft betheiligen.„Popolo Ro- mano" beispielsweise nennt die verbängte Jsolirung dumm und verderblich und wendet sich gegen die gebildeten Klassen Nea- vels, welche, anstatt die niedrigen Leidenschaften zu zähmen, sie durch die eigenen Agitationen aufstachelten und dadurch zeigten, daß sie entartete Söhne besserer Väter seien. WaS die in Sizilien auszuübende Quarantäne wirken soll, ist auch gar nicht einzusehen. — Anläßlich des bereits erwähnten Bäckerstreiks zu Parma sind der Präsident des dortigen Arbeitervereins, Qdoardo Alfieri, und acht Bäckergesellen verhaftet und unter Anklage gestellt worden. Grokbrttannie«. Je näher die Wahlen zum Unterhause heranrücken, um so radikaler geberden sich die englischen Liberalen. Namentlich ist es der Herr Chamberlain, welcher eS allen Anderen zuvor thut. Am 15. d. M. hielt er eine Ansprache an ein Massenmeeting liberaler Wähler in Glasgow , wobei er sich überaus hoffnungS - voll auf die Eiegesaussichten der„liberalen Partei" bei den bevorstehenden Neuwahlen zum Parlament äußerte. Er be- zeichnete es als einen Gegenstand von nationaler Wichtigkeit, daß bei den nächsten Wahlen die Liberalen eine solch beHerr- schende Majorität haben sollten, die sie in den Stand setzen würde, irgend«elcke Vorschläge für die Trennung Irlands von England zu verwerfen. Im weiteren Verlaufe seiner Rede befürwortete Chamberlain angelegentlich die Trennung der Kirche vom Staate. Der Staat, sagte er u. A., ist nicht befugt, eine gewisse Kirche zu unterstützen, weil er dadurch entscheidet, welche Form der Religion die rechte sei, statt es den Nienschen zu überlassen, selber darüber nachzudenken. Wenn die neuen Wähler, fuhr er fort, ihre Gewalten vollständig auS- üben, würden im ganzen Lande bald bessere Zustände vor« banden sein, und die Armen würden etwas Besseres zu erwarten haben, als das Arbeits« Haus.(Dann dürfen aber keine Liberalen gewählt werden. Das Land müsse unter gewissenBedingungen den Arbeitern zurückerstattet werden, ein besseres LokalverwallungSsystem müsse eingeführt werden, d e r Schulunterricht müsse unentgeltlich sein; dann und nicht eher würde die Nation glücklich und gedeihlich und das Volk zufrieden sein.— Bravo , vreimal Bravo ! Aber warum ist der Herr Chamberlain nicht vor einigen Monaten zu dieser Erkenntniß gekommen, als er noch Minister war? — Ein weißer Rabe scheint der jetzige Führer der Kon- servativen im englischen Unterhause Sir Michael Hicks- Beach iu sein. Derselbe bat nämlich den Wunsch geäußert, künftighin einfach Sir Michael Beach genannt zu werden. Amerika. Die Vollstreckung des über LouiS Riel , den Urheber der »iigsten Rebellion im nordwestlichen Kanada , verhängten wdesurtheilS ist aufgeschoben worden, bis der Geheime
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auf ihn, indem er den Baron aufforderte, ihm beizustehen Und ihm die Stricke zu reichen. Der Angriff geschah so plötzlich und unerwartet, daß Weatherton augenblicklich jede Gelegenheit genommen war, Widerstand zu leisten oder sich in das Gefängniß zurückzuziehen, und kaum fand er noch so viel Zeit, das Wort «Verräher!" mit lauter dringender Stimme auszurufen, als auch schon der Graf ihn niederdrückte und schwer auf seinem Tenick kniete. Wenn Weat herton mit kältestem Blute auf ein Mittel Sonnen hätte, sich schnell aus der mißlichen Lage zu be- ien, so würde ihm schwerlich gelungen sein, eins zu ent- decken, welches auch nur annähernd eine ähnliche Wirkung gehabt hätte, wie der Ausruf„Verräther", den die Ueber- Waschung und der Schrecken ihm auspreßten. Es war, als habe das Wort, welches er einst in New- �ork, als die Fallthür unter ihm wich, ganz mit demselben Ausdruck rief, hier eine eigenthümliche Zauberkraft besessen, denn noch hatten sich seine Lippen nicht wieder geschlossen, da prallten die beiden Angreifenden zu beiden Serien von ihm ivM, als seien sie von einem tödtlichen Streiche getroffen Und ihre körperlichen und geistige« Kräfte plötzlich gelähmt worden. Weatherto», gedrängt von Rast, welchen die Wuth der Verzweiflung ergriffen hatte, fand dadurch Zeit, ganz hinaus- iNkriechen und sich aufzurichten. Aber auch jetzt wäre es "och um ihn geschehen gewesen, wenn der Zufall, oder viel- wehr die da» Fort auf einen Tag entvölkernde Taufe, die '9m zum Verderben gereichen sollte, nicht auch seine Freunde Rechtzeitig herbeigeführt hätte, und zwar Freunde, bei deren Unbegreiflichem Scharfsinn e« nur eines oberflächlichen Hin- vlicks bedurfte, um alle gegen ihn eingeleiteten Umstände für '9« auszubeuten. Die Delaware « und Falk sowohl, wie die MohaveS, welche letztere ihr an Hertha gegebenes Wort einlösen woll» wn, hatten ursprünglich den Plan gebegt, einfach über die Pallisaden in den Hof einzudringen, den vor dem Gefängniß <Lache haltenden Mormonen zu knebeln oder nöthigensallS Zu tödten, und demnächst mit den befreiten Gefangenen auf kmselben Wege davon zu gehen.
Staatsrath in England, dem der Thatbestand zur Begut- achtung unterbreitet worden ist, seine Entscheidung gefällt haben wird.
Zokales. Die Konferenzen über die Sonntagsarbeit fördern mancherlei Dinge zu Tage, die, wenn auch zu der Frage selbst nur in mittelbarer Beziehung stehend, doch von Interesse find und ernsthafte Beachtung verdienen. So haben in Köpenick die Arbeitnehmer in der vom Bürgermeister abgehaltenen Ver« sammlung es als wünschenSwerth bezeichnet, daß die Wochen« löhne nicht mehr Sonnabends, sondem bereits am Freitag Abend ausgezahlt werden möchten, wie es z. B. in Leipzig üblich sei. Nun ist zwar der Hinweis auf Leipzig in dieser Allgemeinheit wohl nicht zutreffend, aber in einzelnen Berufen, namentlich in dem dort schwunghaft betriebenen Buchdruck- aewerbe, besteht die erwähnte Einrichtung daselbst thatsächlich seit langer Zeit und hat sich vortrefflich bewährt. Dem Arbeit» aeber, der in geordneten und meist guten Verhältnissen lebt, kann es gleichgiltig sein, ob er den Wochenlohn am Freitag oder am Sonnabend auszahlt. Für den Arbeitnehmer dagegen ist dies eine wirthschaftliche Frage von großer Bedeutung. Wird Freitags ausgezahlt, so kann die Arbeiterfrau gleich an- deren Frauen schon Sonnabend früh oder im Laufe des Tages die Bedürfnisse für die nächste Woche auf dem Wochenmarkt einkaufen; sie braucht nicht erst am Abend zu nehmen, was die andern übrig gelassen haben. Es wäre daher z« wünschen, daß auch bei uns die Arbeitgeber sich zu der Aenderung entschlössen, den Wochenlohn künftig schon am Freitag Abend auszahlen zu lassen. Die königlichen und städtischen Behörden könnten darin mit gutem Beispiel vorangehen. r. Hohe Fußgänger- Brücken, wie solche vor Jahren unter dem entschiedensten Widerspruch des Publikums bei der Gertraudtenbrücke angebracht wurden, sind nunmehr merkwür« diger Weise auch der den Brücken am Kottbuser Thore und Echlefischen Thore hergestellt worden. Diese Brücken find durchaus unpraktisch und geradezu gefährlich, wie man bei leb- haftem Verkehr an jedem Sonntage sehen kann. Viel zu schmal, um allen Fußgängern Platz zu gewähren, benutzen diese den für die Fuhrwerke bestimmten Theil der Brücke und aerathen hier fast regelmäßig bei dem starten Wagenverkehr in Kollision mit irgend einem Fuhrwerke. Wenn diese Erscheinung bei der Gertraudtenbrücke in der letzten Zeit sich weniger bemerkbar gemacht hat, so liegt dies jedenfalls in der Verkehrs- Entlastung derselben durch den Pferdebahn- Knotenpunkt auf dem Spittel- markt. Der einzige Vortheil, den diese Brücken haben, daß sie nämlich beim Durchlassen von Kähnen nicht geöffnet, sondern auch während dieser Zeit benutzt werden können, ist gegenüber ihren Nachtheilen entschieden nicht wichtig genug, um ihre An- läge zu rechtfertigen. r. Die verwerflichste Art de« Geheimmittel-Schwin- dels ist zweifellos diejenige, wo solchen unglücklichen Personen, die an schweren und unheilbaren Krankheiten leiden, unge« eigmte und unzureichende Heilmittel für einen ganz unver- hältnißmäßig hohen Preis angepriesen werden. Der Dottor P. M. Solomon zu Weißensee bietet nun zwei solcher Geheim- mittel aus und treibt mit denselben einen förmlichen Handel. Das eine wird als Mittel gegen die Epilepsie angepriesen und desteht aus zwei Theilen, nämlich einmal aus drei Litern einer vierprozentigen wäßrigen Brom -Kalium-Lösung und dann aus einem Thee, der aus verschiedenen zerkleinerten Pflanzentheilen zusammengesetzt ist, darunter Wurm-Samen, Krausemünze und Baldrian. Diese Arzenei, welche nach der bestehenden Apothekertaxe 2,95 M. resp. 1,25 M. zusammen 4,20 kosten würde, verkauft der Doktor S. zu 9,90 M. Ferner preist der- elbe einen Augenbalsam an, der aus Wachssalbe und Queck« ilder-Präzipitär hergestellt ist und bei Erkrankungen der Binde- >aut und der Augenlieder unter Umständen nützlich sein kann, bei Erkrankungen des innern Auges aber völlig nutzlos ist; derselbe kostet inklusive Porto 7,45 M., während er nach der Arzneitaxe aus jeder Apotheke für 1,68 M. zu beziehen wäre.— In diesem Falle, wie bei dem Geheimmittel. Unwesen im Allgemeinen verdient darauf hingewiesen zu werden, daß sich stets Apotheken finden, in denen diese Geheimmittel hergestellt werden. Die Salomon'schen Geheimmittel werden z. B. in der Apotheke„zum Greif" hergestellt. Die Apotheker sind eine mit besonderen Privilegien ausgestattete Klaffe von Gewerbetreibenden; wäre es nicht in der Ordnung, diese pri- vilegirten Herren für das Geheimmittel-Unwesen mit verant- wortlich zu machen? Ohne Beihilfe der Apotheken können überhaupt keine Geheimmittel hergestellt werden. Bezüglich der Krankenversicherung der Angestellten im Gastwirthsgewerbe hat die Gewerbe-Deputation des hiesigen Magistrats dem„Gastb." eine bemerkenswerthe Auf- kläruna zugestellt. Es find wiederholt Fälle vorgekommen, in denen Restaurateurc zc. die in ihrem Gewerbebetriebe verwen- Veten Dienstmädchen und Köchinnen bei der Ortskrankenkaffe nicht angemeldet haben, weil die Arbeitgeber in Betreff ihrer Dienstboten dem Abonnements- Verein Berliner Dienstherr« schasten beigetreten find. Nach der Mittheilung der Gewerbe- Zuerst die nach dem Flußbett hinschleichende Gestalt La Bataille'S, und später das Ausspähen der vor der ausge- sägten Oeffnung lauernden Wachen hatten die Delaware » veranlaßt, ihren eigentlichen und wohl durchdachten Plan zu ändern, während die MohaveS, welche nicht ahnten, daß außer ihnen auch noch andere Menschen die Verein- samung des Forts zu ihren Zwecken zu benutzen gedachten, ruhig auf dem von ihnen eingeschlagene« Wege weiter- schritten. DaS unerwartete Erscheinen Kairuk'S und seiner Krie- aer, und der Umstand, daß sie sich nicht auf dem gewöhn- lichen Wege in das Fort begaben, hatte die Delaware » zwar anfangs etwa» verwirrt; da sie aber die Ueberzeugung heg- ten, daß dieselben von nichts weniger als feindlichen Ab- sichten gegen Weatherton geleitet werden konnten, so ge- brauchten sie nur die Vorsicht, sich zu»rennen, so daß der Schwarze Biber, um sie zu beobachten, ihnen auf dem Fuße nachfolgte, während Zohn den Schlangen-Jndianer nicht au» seinem Bereich ließ, Falk dagegen, um nicht durch irgend ein unfreiwilliges Geräusch La Bataille seine An- Wesenheit zu verrathen, auf dem rechten Ufer des Flusse» auf weitere Zeichen und Anordnungen der Delaware « harren sollte. So standen also die Sachen, als der Graf und der Baron, durch den Ausruf Weatherton'», der noch als ein folterndes Gespenst in ihrer Erinnerung fortlebte, bis in das innerste Gewissen getroffen, zurückfuhren und vor Ent- setzen gleichsam zu Bildsäulen erstarrten. Kaum fühlte nun Weatherton sich wieder frei, sosprang er plitzschnell empor; mit ihm zugleich erhob sich aber auch der Schlangen-Zndianer. Derselbe setzte zum Sprunge an, die mit dem Messer bewaffnete Faust hob sich zum Stoß empor; in demselben Augenblick aber, in welchem er sich nach vorn bewegte, fühlte er den einen Fuß oberhalb des Knöchels fest umspannt, und mit der ganzen Gewalt, welche er bei seinem Sprunge aufzubieten gedachte, stürzte er lang »uf das Geficht nieder. Er wollte sich wieder emporrichten, der Feind aber, der ihn niederhielt, war ihm an Gewandtheit und Kraft weit überlegen, und zudem fühlte er auch, daß ihm die
Deputation kann diese Vereinigung die Arbeitgeber nicht von der Anmeldung bei der Ortskrankenkaffe entbinden, wen nur die Mitgliedschaft des Dienstboten bei einer Jnnungskasse oder einer dem Kranken- Verficherungsgesetz entsprechenden ringe- schriebenen Hilfskaffe oder einer auf Grund landesrechtlrcher Vorschriften errichteten Hilfskasse von dem Eintritt in die Ortskrankenkaffe befreit. Es ist daraus zu entnehmen, daß der S 2 des Regulativs, betr. die Gemeindekrankenversicherung in Berlin , nicht auf die im Gast- und Echankwirthsckaftsbetrieb beschäftigten Personen anwendbar ist, daß dieselben demnach nicht nur berechtigt, sondern als gewerbliche Arbeiter verpflichtet find, einer der gesetzlich anerkannten Kranlenkassen beizutreten. Eine Unterlassung der Anmeldung wird am Arbeitgeber mit einer Strafe bis zu 20 M. geahndet. „Ran soll das Alter ehren"— so lehrt man der Iu- aend. Laßt uni einmal sehen, wie dies die Gesellschaft ins Praktische übersetzt. Ein Mann, der Jahre lang an einer Stelle gearbeitet hat, für einen Lohn, gerade hinreichend, um einigermaßen leben zu können, geräth durch schlechten Geschäfts» gang außer Arbeit. Er ist 58 Jahre alt, und nun steht er auf der Straße. Täglich streift er herum, um anderswo Be- schäftigung zu suchen. Er kann gute Zeugnisse vorlegen. Ueberall schüttelt man den Kopf, sobald man hört, daß er 58 Jahre alt ist. Eine Staats- oder Stadtanstelluna— daran ist nicht zu denken, denn er ist: zu alt. Und wir können es den Leuten nicht übel deuten, welche die Wahl zwischen flinken, jungen Leuten haben, daß sie diesen den Vorzug geben vor einem Manne, der seine besten Kräfte im Dienste Anderer verbraucht hat. Wo soll er hin, wenn er nicht bei seinen Kin« der» leben kann? Für ein Greisenasyl ist er zu— jung. Für eine Beschäftigung ist er zu— alt. Wo soll er hin? Er muß doch auch leben! Vergebens durchirrt er die Stadt; langsam verzehrt er seine Ersparnisse. Er fühlte sich noch stark, als er aus der alten Stellung kam; aber die Unsicherheit über die Zukunft unterminirt ihn und er kommt zurück, täglich zurück. Noch hat er ein Unterkommen, aber er sieht die Zeit nahen, wo er daraus vertrieben wird. Was bleibt ihm dann übrig? Ueber dem Haupte der bloße Himmel— das ist dann das Dach des Unglücklichen. So geht er Tag für Tag, bei Sonnenschein und Regen, bei Hagelschauer und Schneegestöber. Ein trauriges Resultat nach mehr als 35jähriger Arbeit!— Zu alt! Zu alt, um zu arbeiten. Er findet es nicht, denn er fühlt sich kräftig genug. Aber die, bei denen er vorspricht, finden es, und Niemand nimmt ihn. Was bleibt ihm übrig? Er muß stehlen oder er gebt dem Hungertode entgegen. Was geht das die Herren an? Was kann das die Gesellschaft küm- mern? Stiehlt er— nun, so ist ja das Gefängniß da. Stirbt er— so findet sich schon ein Stück Erde für ihn— daS er mit Andern theilt. Man kümmert sich um solche Dinge nicht. Eo wird das Alter geehrt! g. Den armen gefiederten Bewohnern unserer Wälder ist einmal wieder der Krieg in furchtbarer Weise erklärt worden, weil es die Laune der— Mode so haben will. Die Damen - weit hat fich für die Anbringung ganzer Vogelbälge oder auch nur von Flügelpaaren an ihre Hüte erklärt und der Etaußen- fever, welche bisher als Schmuck der Hüte dominirte, den zweiten Rang eingeräumt. So kommt es denn, daß die armen Walddewohner zu Tausenden und aber Tausenden gemordet und nach Berlin gesandt werden, wo ihr Balg kunstgerecht verarbeitet wird. Zu jenen Vögeln, welche ihr Leben in erster Reihe für die Befriedigung der Putzsucht lassen müssen, ge- hören die Lerchen, Schnepfen, Staare und Tauben. ES folgen alsdann Möven, kleine Papageien und die Kolibri's. Einen ungefähren Begriff von dem großen Umfange, welchen die Massenmorde vorgenannter Vögelgattungcn haben müssen, erhält man, wenn man die in unseren Fantastefederfabriken zur Verarbeitung kommenden Vogelbälge sieht. Zu ganzen Bergen werden die Federn entfärbt, um ihnen dann durch einen chemischen Prozeß jede beliebige Farbe zu geben. Sollte es denn hier kein Mittel geben, einer der« artig raffinirten Ausrottung wenigstens unserer deutschen Wälder ein Ziel zu setzen? Es ist rein Wunder, wenn man lauschige Waldungen und üppige Fluren betritt und nur selten den Herz und Gemüth erquickenden Gesang der Vögel ver- nimmt oder die Natur durch diese lieblichen Geschöpfe belebt sieht. Daher sollte man endlich davon abkommen, den Vögeln ihr Leben zu nehmen, um einer Laune zu genügen, die bei der weit vorgeschrittenen Kunst andere Mittel zu ihrer Befriedigung finden kann. Der„falsche" Militärarzt. Vor etwa drei Monaten kam zu dem hiesigen Jnstrumentenfabrikanten M. ein junger Mann von kleiner, untersetzter Figur, sicherem Auttreten und eleganten Manieren, stellte sich als Asfistenzarzt Dr. Winkler vom Kaiser Franz Regiment vor, bezog fich auf Aerzte, welche bei Herrn M. Konto haben, und wünschte seine chirurgischen Instrumente zu vervollständigen. Dem neuen Kunden, der die Uniform eines Militärarztes trug, wurde sofort eine Anzahl der besten Instrumente vorgelegt, aus welchen derselbe seine Aus- wähl traf mit dem Versprechen, die über 300 M. betraamde Rech- nung in Raten am 1. jedes Monats abzuzahlen. Nach einiger Zeit kam der Herr Doktor, abermals in Uniform, zu Herrn M. Spitze eines Messers in das Genick drang, mit der un« zweifelhaften Bestimmung, ihn bei der geringsten Bewegung zu durchbohren. Bis jetzt war noch kein Wort gesprochen worden, und außer dem schweren Fall, welchen La Bataille gethan, halte da» Geräusch der Ringenden kaum einen Umkreis von fünf- undzwanzig Schritten durchdrungen. Als aber Falk herbeisprang, Raft dagegen sich mit einem erbitterten„Goddam' vor der Oeffnung aufrichtete, und elfterer, den Bootsmann an der Sprache erkennend, nach Wea- therton fragte, da wußte dieser, daß er sich unter Freunden be- fand. Durch den vorhergegangenen Angriff auf seine eigene Person aber, welche er sich vergeblich bemühte, mit dem Erscheinen seiner Freunde und dem ihm eingehändigten Briefe in Zusammenhang zu bringen, war er so mißtrauisch und vorsichtig geworden, daß er Falk nur mit einigen leise geflüsterten Worten begrüßte und ihn zugleich um Aufllä» rung und Mittheilung der weiteren Pläne bat. „St, keinen Laut, Mr. Weatherton," oersetzte Zohn, der es nicht wagen durste, den unter ihm liegenden La Ba- taille loszulassen;„paßt auf," fuhr er dringend zu dem Maler gewendet fort,„schlagt Jeden zu Boden, der zu ent- fliehen sucht! Verdammt, em Wespennest! Ich sage Euch, paßt auf, da flehen sie dicht hinter Euch, zu beiden Seiten der Fuchshöhle, stoßt ihnen das Messer in den Hal», wen« sie Miene machen, zu entfliehen oder auch nur einen Laut von sich zu geben." „Aie, Nie, Herr!" antwortete Raft, der in Ermange» lung einer besseren Waffe eines der abgesägten Balkenenden mit herausgebracht hatte und jetzt, nachdem er sich von seiner erste« Verrvirrung und dem darauf folgenden Erstaunen erholt, vollständig bereit war, Zohn'S Rathschlägen sogleich Folge zu leisten. „Wir sind keine Feinde," bemerkte der Graf jetzt leise, und seine bebende Stimme rief bei Weatherton dunkle Er» innerungen wach,„wir wollen Euch eben so wenig verrathen, wie feindlich angreifen; wir hätten Beides mittelst unserer Revolver thun können, ohne daß Jemand im Stande ge» wesen wäre, uns zu hindern." (Fortsetzung folgt.)
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