und theilte ihm mit, daß er das von Hause erwartete Geld

noch nicht erhalten habe, jedoch am nächsten Erſten beide Raten Vereine und Versammlungen.

zahlen werde. Inzwischen sei ihm das Malheur passirt, daß ihm die fürzlich erst gekaufte Verbandtasche gestohlen worden, und daß er daher eine andere brauche. Er suchte sich auch eine noch größere Verbandtasche aus, ließ fie mit den zu einem chirurgischen Bested erforderlichen Instrumenten ausstatten und verläufig zur Ansicht sich nach Hause schicken. Bahlung erfolgte indeffen nicht; dagegen wurde aber Herrn M. von einem Bigarrenhändler aus der Pionierstraße mitgetheilt, daß der Herr Doktor" die Verbandtasche bei ihm auf eine Bigarrenschuld verpfändet habe, daß derselbe gar nicht Assistenzarzt beim Kaiser Franz- Regiment sei und die Uniform eines solchen ohne jede Berechtigung trage, da er überhaupt nicht Arzt, sondern... ein relegirter Student sei. Weitere Ermittelungen bestätigen vollauf diese fatale ,, Enthüllung". Der aus Mitten­ walde   gebürtige, jett 25jährige Winkler hatte an der biefigen Univerfitat Medizin studirt, im Jahre 1880 bei dem Garde Füfilier Regiment als Einjährig Freiwilliger ein halbes Jahr mit der Waffe gedient und war dann als Lazarethgehilfe zur Reserve entlassen worden. Die Studirenden der Medizin dienen nämlich ein halbes Jahr mit der Waffe und das zweite Halbjahr nach Absolvirung des ärztlichen Staatsexamens als freiwillige Unterärzte. So weit war aber Winkler gar nicht gekommen; denn bald nach der Wiederaufnahme seines Studiums wurde er von der Universität relegirt und wandte sich, da seine Karriere damit zerstört war, der ärztlichen Hochftapelei zu, in­bem er in der Uniform eines Militärarztes eine Reihe von Geschäftsleuten um größere und geringere Summen betrog. So hat er, wie wir seiner Beit berichteten, einem Uhrmacher in der Invalidenstraße eine goldene Uhr entlockt, ferner so weit bis jetzt festgestellt ist einem zweiten Instrumenten macher, den vorerwähnten Bigarrenmacher, einen Wäschehändler in der Werderstraße und wahrscheinlich auch den Lieferanten seiner militärischen Equipirung beschwindelt. Andere Betrogene dürften fich inzwischen wohl noch melden. Gegen den ingen­tösen Hochstapler ist, da weder von ihm noch von seiner in Konkurs befindlichen Mutter Schadenersaß zu erlangen ist, die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gemacht und die Unter­suchung eingeleitet worden.

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g. Die Arten der Fälle von Vergiftungen, welche im verfloffenen Verwaltungsjahre des städtischen allgemeinen Kranken­hauses im Friedrichshain   zur Behandlung famen, waren fol­gende: mit Schwefelsäure( 5), Salzsäure( 1), Aralsäure( 5), Carabolsäure( 1), Ammoniak( 1), Phosphor( 3), Morphium( 3), Kohlenoryd( 2), Anilin( 1), Bleivergiftung( 41).

i. Der Mörder Schunicht wird, wie verlautet, in den ersten Tagen der jett bevorstehenden Schwurgerichtsperiode ab­geurtheilt werden; für die Verhandlungen ist nur ein Tag an­gesezt worden. Sch. beharrt bei seinem System des Leugnens. Bei der legten Vernehmung, in welcher er mit dem Dienstmann  , der das Sparkassenbuch versilberte, tonfrontirt wurde, äußerte er Herrn Rath Hollmann auf die Frage, weshalb er denn so energisch jest leugne, was er früher zugestanden: Dazu habe ich meine Gründe!" Bei dieser Aeußerung beharrt er permanent.

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Das Reichspoftmuseum wird jest durch einen Erweite rungsbau nach der Gegend des Postzeitungsamtes in der Rich­tung der Mauerstraße bedeutend erweitert. Nach Beendigung des Baues werden für die Zwecke des Postmuseums zwölf neue Bimmer geschaffen sein.

Wie soll ein gutes Weib beschaffen sein? Für die jenigen unserer Leserinnen, welche ihrer Verehelichung noch hoffnungsvoll entgegensehen, wird folgendes fleine Regifter weiblicher Tugenden von Interesse sein, welches ein anspruchs­Loser junger Mann als Minimum berechtigter Forderungen an seine zufünftige Ebehälfte zusammengestellt hat. Nach ihm soll ein gutes Weib sein: ,, Angenehm, artig, anmuthig, achtbar, aufrichtig, beschei den, bedächtig, belesen, beliebt, beharrlich, bewährt, brav, de müthig, dienstwillig, dankbar, ehrbar, edelmüthig, einfichtsvoll, enthaltsam, ergeben, freundlich, fleißig, fromm, friedfertig, fehlers frei, freimüthig, geduldig, gesprächig, gesellschaftlich, gütig, ge­fittig, gebildet, gesund, gehorsam, gefühlvoll, geiftvoll, gelaffen, genügsam, gewandt, gewissenhaft, heiter, häuslich, herzlich, harmlos, hold, hilfreich, innig, interessant, jung, teusch, findlich, Träftig, liebenswürdig, liebreich, leutselig, milde, manierlich, mäßig, musterhaft, mitleidig, nachfichtig, nachgiebig, nett, ord nungsliebend, pflichttreu, pünktlich, qualifizirt, reisend, reich, rechtlich, reinlich, schön, standhaft, sanft, scharffichtig, fittlich, sparsam, talentvoll, tugendhaft, tadellos, thätig, theilnehmend, treu, unveränderlich, ungefünftelt, uneigennüßig, verschwiegen, vernünftig, wohlwollend, weise, wohlerzogen, wirthschaftlich, züchtig, zärtlich, zuvorkommend, zutraulich und zuverlässig." Weiter nichts? werden hoffentlich unsere Leserinnen fragen.

Wegen Bandendiebstahls wurden gestern drei Haus­Diener verhaftet, welche sich in den legten zwei Monaten zur fortgesetten Ausführung von Diebstählen mit einander ver bunden hatten und die gestohlenen Waaren gegenseitig aus tauschten. Die drei Spizbuben waren in einer Kartonfabrit in der Schillingstraße beschäftigt und hatten täglich den Auf­trag, leere Kartons in großen Strohförben an verschiedene Kunden abzufahren. Bei dieser Ablieferung wurden von ihnen in den verschiedenen Geschäften die Diebstähle in der Weise ausgeführt, daß einer der Kumpane den Abnehmer der Waaren durch Bureichen von Kartons beschäftigte, während der andere, der mit der direkten Ablieferung nicht betraut war, Gelegenheit fand, Sachen aus Fächern zu entwenden und unter einer mit gebrachten Leinwanddecke zu verbergen. Die polizeilichen Er­mittelungen nehmen großen Umfang an und werden voraus­fichtlich noch zur Ermittelung der Hehler führen.

Die Auslieferung der in Paris   verhafteten Personen, Die bekanntlich auch des Diebstahls in der Hamburger Reichs banthauptstelle verdächtig find, wird aufs Neue eine voraus. fichtlich längere Verzögerung erleiden. Nachdem bereits die Formalitäten so weit erledigt waren, daß die Auslieferung für Spätestens die ersten Oktobertage in Aussicht genommen war, find neuerdings Anhaltspunkte für die Annahme hervorgetreten, daß die Verhafteten bereits vor drei Jahren in London   und Manchester   ähnliche Diebstähle verübt haben, und es wird in Folge deffen jezt auch von England die Auslieferung verlangt. Wahrscheinlich wird dies Verlangen erfüllt werden, und es würde dann also erst die Verurtheilung der Verdächtigen in England erfolgt sein müssen, ehe die Auslieferung an die dies­feitigen Behörden erfolgen tönnte. Jedenfalls wird dieselbe auf unbestimmte Zeit hinausgerüdt.

Sanitätswache der südöstlichen Louisenstadt. Die­selbe ist nicht identisch mit der neuen Sanitätswache, welche für die äußere Peripherie bestimmt, im Görlizer Bahnhofs­gebäude eröffnet ist, vielmehr wird unsere Sanitätswache, die erfte und ältefte der Louisenstadt, welche am 1. Dttober d. J. nach der Adalbertstr. 10, nahe der Oranienstraße verlegt wird, dort den fich vermehrenden Ansprüchen der Hilfesuchenden durch verstärkte Personalanstellung entsprechen. Im Uebrigen gewährt unsere Wache nach wie vor freie ärztliche Hilfeleistung von Abends 10 bis Morgens 7 Uhr( dieselbe ist bei Tage auch geöffnet) gegen den jährlichen Abonnementsbetrag von 3 Mart. Der geschäftsführende Ausschuß des Kuratoriums: Rondziersky, Dranienstr. 39. Hennig, Wallstr. 14, Neumann, Manteuffel Straße 21. Buchhola, Louisen- Ufer 4-5. Wieft, Adalbertstr. 20. Mob, Brandenburgstr. 80.

Alhambra- Theater. Heute( Sonnabend) findet die erste Aufführung des Finte- Linderer'schen Vollsstückes Ueber Land und Meer" statt. Die Hauptrollen befinden sich in den Hän Den der Damen Bertrand, Häser und der Herren Bet, Geride, Michaelis und Seefeld  . Das Stüd hat eine schöne Aus ftattung an Dekorationen aus dem Atelier der Herren Hartwig und Hinge erhalten.

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Ueberdies liege gerade jegt die Korfektions Branche so sehr darnieder, daß allein Berlin   einen um 4 Millionen Mart geringeren Umsat als im Vorjahre gehabt habe. Der Normalarbeitstag sei undurchführbar, weil Mäntelnäherinnen als freie Arbeiterinnen fich nicht wie Fabril arbeiterinnen par ordre du Mufti in ihrer freien Arbeitszeit würden beschränken laffen wollen.( 3wischenruf: Manchester  phrase!) Die erste Hauptbedingung für bessere Löhne seien beffere Qualitäten der Arbeiterinnen.( Widerspruch.)- Frau Gubela: Die Mäntelnäherinnen gehen oft genug des Abends mit einem halben Dugend Mäntel nach Haus, um sie in der Nacht fertig zu stellen, wie fönnen sie da am nächsten Tage pünktlich zur Arbeit tommen?( Sehr richtig.) Und was ist der Lohn für diese Arbeit? er liegt im Begräbnißplag von Friedrichsfelde.  ( Bravo.) Ein Arbeitsnachweis besteht bereits bei Fr. Kreuz, Staligerstr. 28 und bei Frl. Seeger, Prenzlauer straße 39. Frl. Jagert: Es giebt hier Schneiderwerkstätten, die unter dem Namen ,, Knochenbuden" wegen schamloser Ausa beutung der Arbeiterinnen bekannt find. Die Einführung eines Normalarbeitstages ist durchaus erforderlich( Bustimmung); nur muß durch Kaffen 2c. dafür gesorgt werden, daß die Kinder von arbeitenden Wittwen Verpflegung und Aufsicht während der Dauer der Beschäftigung der Mutter haben. Der Forts

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frage: Der Menschheit Würde ist in unsere Hand gegeben Sie stegt mit uns, mit uns wird fie fich heben!"( Stürmischer Beifall.) Frl. Wabnis spricht gleichfalls für den Normal arbeitstag. Herr Werner( Schneider) räth, zu der nächsten Versammlung Männern Zutritt nicht zu gestatten.( Buſtimmung.) Herr Heil( Obermeister der Damenschneidermeister Jnnung) unternimmt es, die Jnnung in Schuß zu nehmen.( Unruhe.) Herr Grünberg( Schneidermeister) macht besonders die Bes amtenfrauen für die gedrückten Preise verantwortlich. Fräulein Jagert glaubt, daß die kleinen Beamtenfrauen bei dem niedrigen Gehalt ihrer Männer oft genug zur Arbeit ge­zwungen feien. Der Staat also soll zunächst die Gehälter feiner Subalternbeamten erhöhen. Man dürfe nicht alle Schuld auf die Beamtenfrau wälzen.( Beifall.)

be. Die Mäntelnäherinnen- Versammlung, welche am Donnerstag, den 17. d. M., im Lokale, Sanssouci  ", Kottbuser straße 4a, unter Vorfiß der Frau Staegemann stattfand, war von 2500-3000 Personen etwa besucht, von denen/ Frauen waren. Frau Büge hatte das Referat über die Lohnverhält niffe der Mäntelnäherinnen" übernommen; fie führte in ihrer oft vom stürmischen Beifall unterbrochenen Rede etwa folgen des aus: Wie ich Ihnen bereits in der vorigen Versammlung mittheilte, hatte ich mir die Aufgabe gestellt, Geschäfte der Damenmäntel- Konfektion zu besuchen, um mich von den wahren Preisen, welche die Schneidermeister, solche die fich nur so nennen und die Arbeitgeberinnen erhalten, zu überführen. Leider habe ich gefunden, daß gerade die beiden Leßtgenannten viel Schuld an den so sehr herabgedrückten Arbeitelöhnen tragen und damit an allem Elend der Arbeiterinnen. Bei meiner Rundreise in den Geschäften ist es mir verschieden er­gangen. In den humanen und anständigen Geschäften tam man mir meist sehr bereitwillig entgegen; man nannte mir gern die verschiedenen Gattungen der Mäntel und die an die Schneider dafür gezahlten Preise, so in den Firmen: Klein, Jerufalemerstraße; Bourguin, Jerusalemerstraße; Heinrich, Königstraße; Jülich   u. Co. u. in a. m. Besonders hervorgeschritt der Kultur ist abhängig von der Lösung der Frauen­hoben zu werden verdient die Firma Rosenthal, Jägerstraße 29 bis ein 31, fehr Geschäft, das hobe und an ständige Preise zahlt und bereitwillig Auskunft ertheilte. Rosenthal zahlt z. B. für Staubmäntel( einfache glatte Sachen) 7-9 M.; für furze verschnürte Paletots 14 M.; für einfache Jaquets 6-7 M.; für wattirte Sachen 15-18 M. Arbeits­lohn. Im Gegensaß hierzu kam es mir wieder vor, als ob verschiedene Geschäfte Ursache hätten, die Preise zu verheimlichen, die sie den Schneidern oder den Frauen geben; denn gewiffe Geschäfte scheinen Frauen mit Vorliebe zu beschäftigen, die oft genug um jeden Preis annehmen; es find entweder arme Wittwen, welche die Noth zwingt, für einen Hungerlohn zu arbeiten, oder es find Beamtenfrauen. Es haben mich viele Geschäfte lieber gehen denn kommen gesehen. Leere Ausflüchte aller Art wurden vorgebracht, um eine Antwort auf meine Fragen zu umgehen. Se antwortete man mir bei Lamm, Jerusalemerstr. 28, folgendes: Wir werden uns hüten und gegen unsere Schneider arbeiten. Wenn Sie bei uns etwas zu erfahren glauben, find Sie sehr im Irrthum und an die falsche Adresse gerathen; wir bezahlen unsere Schneider gut und diese ebenso ihre Arbeiterinnen. Damit war ich entlassen. Im Allgemeinen habe ich feststellen können, daß die Geschäfte ziemlich ein und dieselben gleichen Preise den Schneidern zahlen. Nur die Schundgeschäfte machen eine Ausnahme und gegen diese muß zuerst vorgegangen werden. Hierin bin ich der Unterstügung der anständigen Schneidermeister sicher. Aber bei einem Streit werden uns immer wieder die liebens­würdigen Beamtenfrauen in die Quere kommen, die in Folge ihrer befferen Verhältnisse für jeden Preis arbeiten fönnen und wenn sie fich dafür auch nur Staat und Lurus, komfors table Möbel oder die erwünschten Theaterbillets verschaffen tönnen. Sie treten hemmend und schädigend unserer Bewe gung in den Weg und ihre Arbeit muß zunächst aufhören. möge leine Arbeiterin bei einer Beamtenfrau Arbeit annehmen, mag die Beamtenfrau allein Inippern und prideln", dann wird sie ja schmecken, was es heißt, Augen und Nerven, die Gesundheit für erbärmliche Löhne zu opfern. Wie ich schon vorher bemerkte, baben die billigen, sowie die besseren Sachen, ganz gleich ob Mäntel, Dolmans, Jaquets oder Jacken, im

gemeinen fast in allen Geschäften gleichlautende Preise; einige Geschäfte, wie Mannheimer, Oppenheimer 2c., zahlen etwas höhere Preise, aber doch find mir von Arbeiterinnen, deren Meister für die genannten Geschäfte arbeiten, Klagen über zu geringe Arbeitslöhne zugegangen. Gute und saubere Arbeit verlangt jeder Kaufmann, sobald es sich um gute und theuere Sachen handelt, das hindert aber den einen Schneider nicht, für gute und saubere Arbeit einen bedeutend geringeren Arbeitslohn zu zahlen, als der andere. Im Algemeinen zahlen die Geschäfte folgende Preise.( Die Rednerin giebt bie Preise an, welche zwölf Firmen zahlen; durchschnittlich wird gezahlt an Stüdlohn den Arbeitgebern: für die billigsten Sachen 150 bis 200 Pfennige; für Winters Dolmans 3-7 M., für Regenpaletots 2,50-5 M., Regen Havelocks 3-5 M., Jaquets 2-4 M., wattirte Paletots 10 bis 15 M., wattirte Dolmans 10-18 M., Pellerinen- Mäntel 4-15 M. 2c.) Ich bin zu der Einsicht gelangt, daß es nicht immer der Schneider ist, der die Arbeiterin drückt und aus­beutet, auch die Herren Kaufleute verstehen das in vielen Fällen und der Schneider selbst ist machtlos. Deshalb muß es von unten herauf losbrechen, ein Keil treibt den anderen, die Arbeiterin muß selbst einen Minimallohn feststellen, unter dem sie nicht arbeitet. Dann werden die Schneidermeister von den Kaufleuten höhere Preise verlangen müssen! Und wir Arbeiterinnen werden, mit den anständigen Schneidermeistern zusammen Front machen gegen die Schmuskonturenz der Ge schäfte, wie der Arbeitgeber. Folgenden Minimallohnsat schlage ich vor und ich bitte denselben zu prüfen. Bei einer Normalarbeitszeit von früh 8 Uhr bis Abends 8 Uhr mit 1stündiger Mittagspause muß jede tüchtige Arbeiterin min. destens täglich 2,50 m. verdienen, die weniger geübte mindestens 2 M. Bei der Vielseitigkeit der Preise, die der Schneider vom Kaufmann erhält, und bei den verschiedenen Gattungen der Mäntel ist es nicht gut möglich, einen Minimalstücklohntarif fest­zustellen. Jede einzelne Näherin muß erproben, wie lange fie für die Anfertigung eines Mantels Zeit gebraucht und danach muß fte den Preis bestimmen. Die Arbeiterin muß pro Woche 12 bis 15 Mt. ausgezahlt erhalten. Wenn wir ruhig und be sonnen Eine für Alle und Alle für Eine diesem Ziele zustreben, fonnen Eine für Alle und Alle für Eine diesem Biele auftreben, wird auch der Sieg den bedrängten Arbeiterinnen nicht aus. bleiben. Wir werden beweisen, daß wir nicht bloß die Stlas vinnen des Kapitals sein wollen, sondern daß auch die Arbeiters frau berechtigt ist, an das Leben Ansprüche zu machen!( Stür mischer wiederholter Beifall.)- Bum Schluß theilt Fr. Büge noch mit, daß Herr Schneidermeister Maaß, Gneisenauftr. 10 II, noch mit, daß Herr Schneidermeister Maaß, Gneisenaustr. 10 II, wie fie( Red.) fich selbst überzeugt, der Leiter einer muster haften Arbeitsstube sei, und daß fie bedaure, falsch berichtet gewefen zu sein.- Eine lebhafte Diskussion folgte diesem Vortrage. Frl. Ottilie stimmt den Ausführungen der Referentin zu und fordert die Frauen auf, fich dem Verein zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen anzuschließen. Einigkeit giebt Selbstvertrauen und Thatkraft und die soll uns nicht länger feblen. Auch von uns soll es heißen: Selbst ist die Frau!" ( Stürmischer Beifall.) Herr Maaß( Schneidermeister) meint, daß unter den Arbeiterinnen die sogenannten Bugvögel das Sinten der Arbeitslöhne verschuldeten.( Unruhe.) Wir Jn nungsmeister( Aha!) haben schon oft über das Thema ge­sprochen. Jeder Schneidermeister müßte mit dem Normal arbeitstag einverstanden sein, wenn nicht die Mäntelnäherinnen selbst durch ihr unpünktliches Kommen und Gehen ia, freie" Arbeiterinnen, nicht Fabritarbeiterinnen wären( Un rube) die Einführung deffelben unmöglich machten. Durch rube) Streits tönne nichts erreicht werden, sondern nur durch einen in allen Stadttheilen gut organifirten Arbeitsnachweis. Bei ihm( Redner) seien Mamsells auf 25 Mt. pro Woche gelommen; ( Gelächter) allerdings hätten auch andere 9-10 Mt. verdient. ( Aha!) Von Schmußpreisen fönne also gar nicht die Rede sein. ( Lärm.) Herr Bander( Bügler) entgegnet dem Vorredner, daß die Berathungen der Innungen werthlos feien, da sie hinter verschlossenen Thüren stattfinden.( Lebhafter Beifall.) Herr Liebert( Fabrikant) hält den Arbeiterinnen entgegen, daß ihre Bewegung zwedlos set, weil die Saison" zu Ende gehe und weil sie nicht die eigentlich maßgebenden Firmen berüd­fichtigten, die sogenannte" Stapelwaare" führten, Mannheimer, Gebrüder Singer, Oppenheimer u. s. w.

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Inzwischen war folgende Resolution eingelaufen und gelangte zur ein stimmigen( nur die Frauen stimmten) Annahme:" Die heutige Versammlung der Berliner   Mäntelnäherinnen erklärt fich mit den Ausführungen der Fr. Büge einverstanden, verlangt die Einführung eines Normalarbeitstages und eines Minimal lohnes und verpflichtet, fich unentwegt auf dem einmal einge schlagenen Wege weiterzuschreiten." Nachdem Frau Büge noch eine Buschrift des Schneidermeisters Henschke, Oranien straße 165, verlesen, worin derselbe den Vorwurf, er zahle schlechte Löhne, entschieden zurückweist, und versprochen hatte, fich persönlich von der Wahrheit dieser Angaben zu überzeugen, Schloß die Vorfigende, die mit großer Energie ihres Amtes ge waltet hatte, gegen 12 Uhr Nachts die bewegte und inter essante Versammlung.

be. Der Berliner   Arbeiterinnenverein hielt am Donnerstag, den 17. d. M., im ,, Deutschen Kaiser", Lothringer ftraße 37, eine Mitgliederversammlung ab. Auf der Tages ordnung stand die Wahl des Vorstandes, Frau Cantius et läuterte zunächst die Hauptparagraphen des Statuts, fie er mahnte zur Einigkeit und betonte, daß nur durch eine feste Organisation der Frauen das Loos derselben gebeffert werden tönnte. Dann schritt man zur Wahl. Gewählt wurden in den Vorstand: Frau Pötting, Frau Cantius, Frau Walter, Frl. Walter, Fräulein Casper, Frau Wizel. Als Beifiperinnen fungiren die Damen Grothmann, Steinecke, Krieg und Stolpe Darauf ergriff Fräulein Cohn das Wort, jene Dame, die vor 14 Tagen so scharf gegen die Arbeiter losgegangen war, wobei fie erwähnt hatte, daß ihr für 30 Pf. pro Stunde ein Arbeiter nicht Kohlen tragen wollte. Sie suchte sich jetzt zu rechtfertigen. Wiederum wies fie darauf hin, daß es besser wäre, wenn die Männer, statt herumzulungern, für geringen Lohn arbeiteten und ihn ihrer Familie nach Haus brächten. Dann hob sie hervor, daß besonders die Nothlage der ledigen Mädchen gebessert werden müßte. Das könnte dadurch geschehen, wenn sie insgesammt die Arbeit niederlegten, welche eigentlich Männern zuläme, um­gelehrt aber dürften auch die Männer nicht Frauenarbeit ver richten. Sie habe Mädchen Asphalt legen ſehen, während Männer plätteten. Frau Cantius warf zunächst Fäulein Cohn vor, daß fie, wenn fie für zwei Männer arbeitete- wie fie behauptet hatte auch für Männer Lohn bekommen müßte Die schlechten Lohnverhältnisse seien es, welche den Mann dazu trieben, Frauenarbeit zu verrichten. Frau Pötting theilte mit, daß sie sich mit der Schneider Innung in Verbindung gesezt habe, da es ihre Absicht sei, zur Hebung der Mäntelnäherinnen branche eine Kommission von sieben Personen zu Stande zu bringen, bestehend aus vier Arbeiterinnen und drei Schneider meistern oder umgekehrt. Sie wies darauf hin, daß es für eine einzelne Frau wohl eine urüberwindliche Aufgabe sei, hierin etwas Erhebliches zu leisten.

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Schwerin, 16. September. In der auf vorgestern Abend anberaumten Versammlung aller verficherungspflichtigen Personen und Mitglieder der freien hilistassen wurde die Gründung einer Medizinal Verbandskaffe für die Mitglieder der zentra H.) lifirten Kranten- und Sterbefaffen( e..) aller Branchen für die Stadt Schwerin  " beschlossen. Aus dem vorgelegten Sagungs- Entwurf, welcher die Genehmigung der Versammlung fand, ist hervorzuheben, daß der Bwed der Kaffe sein soll, den Mitgliedern in Krankheitsfällen durch einen Sonderbeitrag freie ärztliche Behandlung durch den Kaffenarzt, sowie Arzneien zu gewähren und außerdem auch freie Bäder, soweit dieselben in Schwerin   zu haben find. Ist ein frantes Mitglied bereits in einer öffentlichen Heilanstalt untergebracht, wo ihm von anderer Seite ärztliche Behandlung und Arzneien zu Theil werden, so empfängt es aus dieser Kaffe für jeden Tag mit Ausschluß des Sonntags 50 Pfg. Die Mitglieder haben ein Eintritts geld von 50 Pfg. und einen wöchentlichen Beitrag von 10 Bf­zu entrichten. In dringenden Fällen tann ein außerordentlicher Beitrag erhoben werden, der jedoch die Höhe von 50 Bfg. nicht übersteigen darf. Die Leitung der zu gründenden Verbands fasse soll in den Händen eines aus fieben Personen zusammen gefeßten Vorstandes liegen.

Deffentliche Versammlung sämmtlicher Metallarbeiter in Gas-, Waffer- und Dampf- Armaturen am Sonntag ben 20. September cr., Vormittags 10 Uhr, in Sanssouch Kottbuserstraße 4a. Tagesordnung: 1. Unsere Stellung zur Sonntagsruhe und zum Arbeiterschußgesez. 2 Diskussion. 3. Verschiedenes.

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Fachverein der Korbmacher. Vereins- Versammlung am Sonntag, den 20. September, Vormittags 10% Uhr, Adalbert straße 21 bei Otto. Tages Ordnung: 1. Bericht über den Hamburger Streit. 2. Wahl eines Mitgliedes für den Arbeits nachweis und eines Revisors. 3. Besprechung über das dritte Stiftungsfest. 4. Vereineangelegenheiten und Fragefaften.

Zentral- Kranken- und Sterbekasse der Fabrit- und Handarbeiter b. G.( E. b. Dresden  ) örfl. Verw. Berlin  . Sonntag, den 20. d. Mis., Vormittag 10 Uhr in Schwarz's Salon, Bendelstraße Nr. 35( Moabit  ) Versammlung für die Mitglieder im Nord- Westen. Ferner Sonntag, den 20. Sep tember, Vormittags 10%, Uhr im Lokale des Herrn Friesch mann, Weinstraße Nr. 11. Versammlung für die Mitglieder. im Nord- Often. Mitgliedsbuch legitimirt.( Siehe Inserat am Sonntag.)

Deffentliche Versammlung der Böttcher am Sonntag ben 20. September, Vormittags 10 Uhr, in Heise's Salon. Tagesordnung: Feststellung des Lohntarifs.

Oeffentliche Volksversammlung für Rummelsburg  und Umgegend Sonntag, den 20. September, Vormittags 11 Uhr, im Lokal des Herrn Ballwien( früher Werner) Rummeleburg. Tagesordnung: Arbeiterschußgesez und Sonn tagsruhe". Referent Herr Laste.

Berantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin  . Drud und Berlag von Mar Bading in Berlin   8W., Beuthstraße 2.

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