Beilage zum Berliner BolNlatt

Ur. 219.

Sonnabend, den 19. September 1883.

II. Jahrg.

Dir Nriliilihmlnliglml zezriüber dem össenllichell geben. Ach waS, wozu soll man fich ereifern, warum soll man fich aufregen und es fich Zeit und Mühe kosten lassen, es Hilst ja doch nichts,oben" machen fie doch, was fie wollm. Es erscheint nahezu unglaublich, aber doch ist cS wahr: auch Heute noch Riebt ei nicht Wenige, die man bei diesem »der jenem Anlaß so sprechen hört. Eine größere Gleichgiltig- lert und Tbeilnahmlofigkeit gegenüber dem öffentlichen Leben >st nicht wohl denkbar, alS fie in solcher Weise zum Ausdruck gelangt. , Immer aufs Neue erwächst daher der Presse die Pflicht, JWne Gelegenbeit ungenützt vorübergehen zu lassen, um dieser -t-heilnahmlofigkeit entgegenzutreten, an das, was uns alle an. geht, zu erinnern und das allgemeine Interesse an den öffent- nchen Angelegenheiten zu erhöhen und bezw. da. wo es nöthig tst. immer von Neuem zu wecken. Denn diese Gleichgiltigkeit, mit welcher leider, wie gesagt, noch viele der Gestaltung rhrer «'Renen sowohl, wie der allgemeinen politischen und wirthschaft- uchen Angelegenheiten zuschauen, fie hat fich gerade in Deutsch - land schon oft bitter gerächt, fie hat jene Zeit verhängnißvollen dolitischen Rückgangs und reaktionären Zwangs ermöglichen helfen, wie man fie leider in unserem deutschen Vaterlande Mcht selten hat erleben müssen. Wir brauchen, um diese Bc- hauptung zu erhärten, nicht erst dickbändige Geschichtswerke herbeizuschaffen und die Leser mit den Fingern darauf zu vcr- weisen. Jeder, der fich auch nur einigermaßen um die innere Geschichte unseres Volkes bekümmett hat, weiß, was wir meinen und daß wir recht haben. Er weiß auch, daß es «in« Zeit, nein, mancherlei Zeitperioden gab, in denen man nicht mit Unrecht vomdeutschen Michel " sprach, den man fich ohne die Schlafmütze über die Ohren nicht denken konnte. In dieser in breiten Schichten unseres Volkes selbst jetzt noch vorhandenen Theilnahmlosigkeit erblicken wir auch eine der Hauptursachen, warum eS in Bezug auf manches, was mit den obersten Bedingungen eines angenehmen und glücklichm Daseins auf's Innigste zusammenhängt, noch immer nicht besser steht, noch immer nicht recht vorwärts will. Viele find eben schon zufrieden, wenn fie das Nöthigste für des Leibes Nah­rung und Nothdurft haben; an ihr geistiges und fittliches Wohl, an alle die anderen Beziehungen zum Leben, mit denen das Wohlergehen ihrer eigenen Person und ihrer Familie fich auf's Engste berührt, denken fie nicht. Ihre Gedanken gehen ge- wöhnlich über dasHeute" undMorgen" nicht hinaus. Kein Wunder, daß unter solchen Umständen insbesondere auch zwei der allerwichtigstm Faktoren des öffentlichen Lebens nach ihrer Bedeutung nur in geringem Grade geschätzt und gewürdigt werden, der Parlamentarismus und die Presse, denen man vielfach noch indifferent und zweifelnd gegenüber- Der Parlamentarismus meinte man, was kann er uns nützen, was sollen alle die vielen Reden und Beschlüsse helfen, es geht doch am Ende, wie eS geht, undbezahlen" müssen wir immer. Leute, die noch so reden können, verdienten eigentlich die Par- lammte gar nicht, fie sollten nur einmal eine Zeit lang ohne ein« Volksvertrcwng leben müssm, dann würden fie sehr bald tnne werden, wie es um die politische Luft, die fie athmen dürfen, und um ihren Geldbeutel beschaffen sein würde wenn manoben" machen könnte, wozu man Lust hätte. Und die Presse sagen diese Leute weiter das viele Geschreibsel und Räsonniren nützt ebenso wenig; man kann fich allenfalls, wenn man nichts Besseres zu thun weiß, indem man «S liest, vie Zeit vertteiben, aber einen rechten Nutzen hat eS nicht. Diejenigen, die noch einen solchen Unverstand zum Aus- druck bringen können, sollten nur einmal die Zeitungen ent­behren müssen, um einzusehm, wie eS dann stünde. Und in gewissen Lagen scheint man es auch recht gut zu wissen, waS eS mit dem Einfluß der Presse auf fich hat. Da kommt man dort zur Redaktion gelaufen und die gute Redaktion soll die Gefälligkeit haben, über das und das zu schreiben oder dieS und jenes zu veröffentlichen; eS handle fich daum ein ganz dringendes öffentliches Interesse" oder im anderen Falle m~~ Apache Indinn« im Krirz und Friede». (Schluß.) Von Kriegsschmuck der Apachm habe ich nie etwas ge- sehen, wenigstens nicht im Kampfe; die von uns(beiläufig gesagt fehr selten) überrumpelten Indianer waren mit Aus- «ahme eines schmutzigen HüfttucheS, einer meist rothen Kopf- d nde, die ihr Haar von den Augen weghielt, und) in sel- tenea Fällen von kunstlos gearbeiteten Mokassins oder Sandalen, ganz nackt; ihre meist mageren Arme und Beine, schwarzrothe Hautfarbe, im Gesichte von rothen und blauen vertikalen Strichen unterbrochen, ihr zottiges, bi» fast auf die Schultern reichendes Haar, hervorstehende Backenknochen und breite Nasen biete« einen höchst widerlichen Anblick dar. Auch geht von ihnen ein ganz unangenehmer Geruch aus, besonders im Sommer; dessen wurde ich zum ersten Male gewahr, als ich im August 1868 fünfzehn derselben im Wachtlokale von Fort Goodwin eingeschlossen hatte. Diese waren wirkliche Hyänen der Wüste; sie hatten einen Raub- zuz unternommen, mehrere Pferde und Esel erbeutet und dieselben nach ihrer Gewohnheit sammt Eingeweiden ver- zehrt; bei diesem Schmause, der mit gebranntem Wasser au« der amerikanischen Agave gewürzt wurde, hatten sie Unsere Soldaten überrascht und gefangen nach dem Fort gebracht. Der Geruch, den sie in dem engen Gefängnisse verbreiteten, war unausstehlich. Während der Nacht ver- langten zwei von ihnen auf den Abort geführt zu wer- den; ich schickte vier Man« Wache mit; nach kaum zwei Minuten fielen Schüsse: die Wachen rapportirten, die Gefangenen hätten einen Fluchtversuch gemacht, und sie hätten pflichtgemäß gefeuert. Die zwei Ausreißer wurden todt hineingebracht; mit stoischer Ruhe betrachteten die an- deren Gefangenen ihre todten Kameraden, die am ftühen Morgen begraben wurden; doch beobachtete ich, daß die Ueberlebenden eS sorgfältig vermieden, während ihrer Ge- fangenschaft die Ecke des Gefängnisses zu betreten, wo die lobten gelegen hatten. Von eigentlichen Gefechten mit Apachen kann wohl

man könne sich sonst gar nicht mehr seiner Haut wehren u. s. w. Und die gute Redattion ist so bereitwillig, die Spalten ihres Blattes aufzuthun und helfend beizuspringen. Die überängst- lichen Amtsblätter und-Blättchen freilich, die werden es nur dann thun, wenn fie fich dadurch selbst nicht zu schädigen glauben, ihre Vei treter zucken in solchen Fällen meist be- dauernd die Achseln, wenn fie nicht gar grob weiden, nur in den seltensten Fällen werden fie aus eigenem Antriebe zu einer energischen Anregung ihre Stimme erheben, am liebsten sagen fie zu allem Ja und Amen. Desgleichen auch jede andere Sorte von Blättern und Blättchen, die lediglich aus Spekulation auf den Geldbeutel des Publikums tn's Leben gerufen werden und wie Pilze aus der Erde schießen; auch diese werden selten mit vollem Nachdruck für etwas ein­treten und wäre es noch so richtig und wichtig, denn auch fie möchten es mit Niemanden verderoen und haben für ihre Per- son d. h. für die Person ihrer Herausgeber allzu gut den praktischen Werth der modernen Maxime schätzen gelernt: Je mehr man fich duckt, desto besser." Solche Blätter haben denn auch wenig Einfluß auf die öffentliche Meinung; einen solchen vermag nur die wirklich unabhängige Presse auszuüben, die unbekümmert um die eigene Gefahr, unerschütterlich und in jedem Fall für Recht und Wahrheit kämpft, und nur fie auch hat ein Recht, fich mit ge- meint zu fühlen, wenn man von der Presse alsGroßmacht" spricht. Sie allein auch verdient die nachhaltigste Unterstützung aller rechtschaffenen Leute. Jene Theilnahmlosen aber, wie wir fie bei unseren obigen Ansführungen im Sinne hatten, wissen weder den Parlamen- tarismus, noch die Presse recht zu würdigen und zu schätzen, oder die letztere doch meist nur dann, wenn fie ihren Einfluß für ihre eigene Person benöthigen. Was sollte denn nun aus der menschlichen Gesellschaft werden, wenn alle in derselben Art gedankenttüa und gleichgiltig dahinlebten, wenn es nicht, obgleich in der ganz erheblichen Minderzahl, auch Andere geben würde, die über den Tag und seine nächsten Bedürfnisse hinausdenken und die zu erfüllenden höheren Aufgaben sowohl für den einzelnen Menschen, wie für die Gesammtheit fort und fort im Auge behalten? Und welchen Werth, welchen praktischen Nutzen haben an- gefichts solcher Tbeilnahmlofigkeit die Klagen über allzu sorgen- vollen Erwerb, über die allgemeinen ungünstigen Lebensver- bältnisse. wie man sie aus dem Munde Vieler so häufig hört? Wir meinen, gar kernen; denn wer nicht selbst mit Hand an- legt, um seine Lage zu verbessern und damit zugleich das all- gemeine Wohl zu fördern, der wird lange warten müssen, ehe ihm geholfen wird, und im rechten Sinne verdient er es auch nicht einmal. Da schimpft und raisonnirt man über die Höhe und unge- rechte Vertheilung der Steuern, beschwert fich über die Zurück- seyung, die man im politischen und kommunalen Leben in mannigfacher Beziehung erfährt u. s. w. Aber ist's mit diesen Beschwerden und Klagen gethan? Mit Nichten? Man muß fich selbst zu entschiedenem, ziel- bewußtem handeln aufraffen, den öffentlichen Angelegenheiten nicht minder wie den eigenen sein regeS Interesse zuwenden, die Gelegenheit, fich zu belehren und geistig anzuregen, er- greifen, die durch das Gesetz verliehenen Rechte jeder Zeit wahrnehmen, klar zu denken und zu urtheilen fich befleißigen, nur so aber auch nur so kann es besser werden! Und wir wagen zu hoffen, daß das alle unsere Leser in Zukunft recht beherzigen wollen...*)

Kommunales. w. Wieder soll ein öffentlicher Platz bebaut werden. Der geschäftsführende Ausschuß zur Erbauung einer katholischen Kirche für die St. Sebastiansgemeinde hat an den Magistrat den Antrag gerichtet, ihm einen geeigneten Platz für die neue *) Diesen Artikel haben wir einem sächfischen Provinzial« blatt entnommen, derBurgstädter Zeitung". Ist bei uns auch der Jndifferentismus nicht so schlimm, wie an vielen anderen Orten, so giebt es doch auch hier Viele, an deren Adresse fich der Artikel richtet. D. Red. kaum die Rede sein, eS sei denn, daß man sie unverhofft überrascht, und auch dann halte« sie bloß Stand, wenn auch der letzte Ausweg abgeschnitten ist. Im Sommer des Jahres 1868 verfolgten wir die frischen Spuren einer Räuberbande, die drei Leute in de» Sonoita-Bergen über- fallen, getödtet und beraubt hatte. Wir kamen nach fünf- tägigem Ritte nach einer am Fuße eines steilen Berges liegenden Apache-Äancheria, die au« kleinen Hütten, von Baumästen geflochten, bestand. Die Indianer hatten uns von Weitem kommen sehen und begrüßten uns von sicherer Felsenhöhe herab mit Schüssen und spöttischen Zurufen, deren Inhalt zu wiederholen mir daS Schamgefühl ver» bietet. Wir durchstöberten ihre Hütten und Höhlen, fanden viele Rehfelle, mehrere hundert Pfunde getrocknetes Fleisch und gebacken? Agave«, einige Lanzen, Bogen und Pfeile, roh gearbeitete irdene Töpfe, primittve Fuß- und Armbänder und viele Spielkarten; d. h. e« waren dieses irdene Täfelchen mit deutlich eingekratzte« Figuren; Alles hatte den eigenthümlichen Jndianergeruch. Da sie durch ihre Mord-, Raub- und PlünderungS- züge viele Feuerwaffen an sich brachten, da ihre Wohnplätze oder Rancheria» in natürlichen Felsenfestungen sich befanden, Arizona ein sehr wasserarmes Land ist, und der Regierung die zu einem solchen Kriege«othwendigen Truppen und Pfadfinder fehlten, ist leicht zu begreifen, daß die Unter- jochung dieser Indianer der Regierung lange Zeit und große Summen kosten mußte. Im Jahre 1874 gelang es General Crook, auf der Reservation San Carlo» mehrere Unterstämme zu vereinigen und dadurch, daß er die besten und zuverlässigste« Indianer zu Soldaten machte, um ihre Stammesbrüder zu bekämpfen, errang er große Vortheile; aber erst vor zwei Jahren ge« lang es den vereinten Anstrengungen der Vereinigten Staa- ten und mexikanischen Truppen, die stet« wilden ChiricahuaS zu besiegen, und jetzt sind alle Apachen, einige unbedeu- tende Banden vielleicht ausgenommen, auf der San Carlo«- Reservation vereinigt und sollen daselbst zivilisirt werden. Dieses große Jndianerlager, da« nach der letzten Zäh- luna 5000 Männer, Weiber und Kinder beherbergt, liegt an ver nördlichen Seite des Gila-Flusses, im östlichen Theile des Territoriums Arizonas und enthält 4400 englische

Kirche unentgeltlich zu übereignen- Der Magistrat hat be- schloffen, der Gemeinde einen noch näher zu vereinbarenden Theil des Gartenplatzes zu überlassen und wird hierzu die Zu- stimmung der Stadtverordneten Versammlung nachsuchen. Nach Mittheiluna des statistischen Amtes der Stadt Berlin sind bcr den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 6. September bis rnkl. 12. September er. zur Anmeldung gekommen: 171 Eheschließungen, 816 Lebendgeborene, 31 Todt- geborene, 482 Sterbefälle. w. Tarif für die Markthallen. Wie bereits mitgetheilt, hat der Bezirksausschuß aus Antrag des Magistrats beschlossen. daß die offenen Märtte auf dem Alexanderplatz , Neuen Markt, Gendarmenmartt, Dönhofsplatz. Leipziger Platz, Bellealliance- Platz, Karlstraße und Oranienburger Thor sümmtlich gleich- zeitig an dem Tage geschloffen werden, an dem die Stadt- elnde die ersten vier Markthallen eröffnen will. Das kgl. ei-Präfidium erklärte, daß seinerseits Bedenken gegen die eßung der offenen Märkte nicht zu erheben seien, va die vier ersten Markthallen(Zentral-Markthalle in der Neuen Friedrichstraße, Zimmer- und Mauerstraße, Dorotheenstraße und Reichstagsufer) das vorhandene Bedürfniß vollständig be- friedigen könnten. Dagegen hat der Bezirksausschuß die Prüfung des'vom Magistrat mit überreichten Tarissentwurfes abgelehnt. Es handelt sich hier nicht um Marttstandsgeld nach dem Begriffe des§ 1 des Gesetzes vom 26. April 1872, welche als Marktstandsgelv die Abgabe bezeichnen, welche für den Gebrauch öffentlicher Plätze und Straßen zum Feilbieten von Maaren auf Märkten und Messen gezahlt werden. Die in den Markthallen zu entrichtenden Vergütiaungen seien vielmehr Miethen, welche auf Grund gegenseitiger Vereinbarung für die Benutzung des Raumes in den Marktballen gezahlt wür- den, und dies um so mehr, als die Markthallen eigens von der Stadt zu diesem Zwecke errichtet worden find.

Zokales.

er. Wer hat nun Recht? Wild ist der Kampf entbrannt, zwischen Konservativen und Antisemiten, zwischen Deutschst«- finnigen und Nationalliberalcn und der Zankapfel ist der so viel umworbene, der so viel geschmähte Hofprediger Etöcker. DaS Häuflein seiner Getreuen ist in beängstigender Weise zu- sammengeschmolzen, die wenigen Antisemiten werden ihn nicht halten, und der Mann, der einst ganz Berlin zu regieren dachte, ist in der landesüblichen Weise verbraucht, er fängt an lästig zu werden und man legt ihn daher acta. Wird Herr Stöcker zu den Landtagswahlen im ersten Berliner Wahlkreise kandidiren oder nicht? DaS ist die große Frage, die jetzt alle Welt bewegt und Niemand ist da, der eine treffende Antwort auf die brennende Frage geben könnte. DasChristlich- soziale Korrespondenzdlatt" vementirt einfach Alles, sein Herr und Meister ist und bleibt der Heros, der er von Ansang an war. Es läßt fich in Bezug auf die Kandidatur Stöcker folgendermaßen vernehmen: Zur Beruhigung für denBerliner Börsen-Courier" und verwandte Geister können wir mittheilen, daß Hofprediger Stöcker mit oder ohne Kompromiß mit den Nationalliberalen im ersten Wahlkreise selbstverständlich kandidiren wird, und zwar nicht nur auf Veranlassung eines TheilS" der Konservativen, sondern alS nominir- ter Kandidat der gesammten vereinigten Berliner Be- wegung in diesem Wahlkreise. Wollen die National- liberalen da mitthun, so soll uns das recht sein» wir buhlen um ihre Bundesaenossenschaft nicht. meinen vielmehr, daß fie noch manches lernen, einerseits viel positiver und andererseits etwas bescheidener werden müssen, bevor an ein ersprießliches Zusammenwirken mit ihnen gedacht werden kann. Ihnen eventuell die Kan» didatur Stöcker im 1. Wahlkreise zu opfern, ist eine mehr wie naive Forderung, die fie fich nur vergehen lassen sollen." Demgegenüber nimmt fich eine Notiz derNordd. Alle» Ztg." von gestern Abend sehr skeptisch aus. DreNordd. Alla.Ztg." hatte bekanntlich durch den unseren Lesern bereits mitgeiheilte« kalten Wasserstrahl den ersten Anlaß zur Abwimmelung

Ouadratmeilen, die von fünf bis sechs kleinen Flüßchen be- wässert werden. Es befinden sich auf diesem Gebiete die schönsten Viehweiden Arizonas und etwa 50,000 Morgen des besten Ackerbaulandes. Ein schönes SchulhauS mit Schlafräumen, Badezimmern u. s. w. für dreißig der fähig» sten Apachenknaben ist daselbst errichlet worden, um diesel- den zu Lehrer« der aufwachsenden Jugend heranzubilden. Ein Jndianeragent sammt Schreibern, Schmieden, Zimmer- leuten, Schlächtern, Fuhrleuten, Dolmetschern und Farmern beaufsichtigt die Leitung der großen Familie, die sich bis jetzt meistens durch große Arbeitsscheu ausgezeichnet hat; denn wenn auch der Apache im Kriege der behendeste Lau- fer der Erde ist und mit bewundernswürdiger Energie die vielen Strapazen seine« Räuberlebens ausgehalten hat, so kann er sich doch nur ganz langsam an friedliche Arbeit gewöhnen. Es-ki-men-sin, ein früher berüchtigter Häuptling, fcht seinem Stamme mit gutem Beispiel voran. Er bebaut eit Jahren eine Farm von 160 Morgen und hat es bereits zu einem gewissen Wohlstande gebracht. Die Regierung füttert die Apachen auf der Reservation zum größten Theil noch, und der RationSauStheilungStag, der alle fünf Tage eintritt, ge- währt ein sehr interessantes Bild. Die Regierung liefert jährlich eine gewisse Anzahl von Rindern, Zugthieren, Wa- gen und Ackergeräthschaften und hofft mit der Zeit alle Apachen dahin zu bringen, daß sie sich selbst ernähren; bi« jetzt sind jedoch kaum 2000 Morgen des schönen Ackerland«« unter Anbau, trotzdem die Vereinigten Staaten den Apachen gute Lehrer im Ackerbau und der künstlichen Bewässerung gewähren. Sech« Kompagnien stehender Truppen bewache« die Reservation. Ueber die Religion des ApacheS Eingehende« zu berich- ten, ist mir unmöglich; sie sind in dieser Hinsicht sehr schweigsam; doch ist festgestellt, daß sie an einen großen Geist und an ein zukünftiges Lebe» glauben; im Uebrigen sind sie sehr abergläubisch und bestimmte Anhänger de« Spiritualismus, in welchem sie ihre Medizinmänner bcstens bestärken, um sie dadurch leicht zu beherrschen. Jeder Apache hat eine sogenanntegute Medizin"(Talisman), bestehend in einigen Bärenklauen, einem Büschel Roßhaar , einigen bunten Lappen, einer Schlangenhaut, einem geschnitzten Stöck- che« oder einem Thierschwanze.