Stöckers gegeben, sie läßt stck daher auch nicht auf die Aus- führungcn des Stöcker'schen Organs ein und sagt lakonisch: Berliner   Blätter berichten, daß das Berliner kon- scrvative Zentralkomitee(C. C.(L) am Dienstag ein- müthig beschlossen habe, von einer Wiederaufstellung des Herrn Hofpredigcr Stöcker abzusehen. Mit einigen dies- bezüglich noch renitenten Bürgervereinen solle über eine Verständigung noch unterhandelt, andernfalls aber über sie zur Tagesordnung übergegangen werden." Man darf daher wohl auf den Ausgang der Sache gesvannt sein. Herr Stöcker hielt gestern Abend bei Buggenhagen eine Versammlung ab, wahrscheinlich wird er dort ferne Ansicht darüber abgegeben haben, ob er gewillt ist, der über- aus verständlichen Weisung, von der Bildfläche zu verschwin ben, zu folgen oder ob er)em Grundsatz: Die Garde stirbt, doch sie ergiebt sich nicht? treu bleiben will. Im Uebrigen kann uns die ganze Sache sehr glcichgiltig sein, ob Herr Stöcker oder ein Gessnnungsgenosse kandidirt, ändert für uns an der Sachlage nichts. Außerdem ist das Wahlmanöoer derNord- deutschen", welches in ihrem Vorgehen liegt, recht leicht durch- schaut worden: bei den Landtagswahlen handelt es sich bekannt- lich nicht um denkleinen Mann", hier muß der Wohlhabende pousfitt werden und da ist bekanntlich Herr Stöcker gerade nicht die geeignete Persönlichkeit. Bei den Reichstagswahlen, wo die Stimme des Arbeiters ebensoviel wiegt wie die des Großgrundbesitzers ist es etwas Anderes, da ist Herr Stöcker eher zu verwerthen. In Bezug auf die Zahnheilkunde geht uns folgende bemerkenswerthe Auslassung zu:Ein in seiner Bedeutung für das Publikum über die Fachjournale hinaus interessanter Kampf wettett gegenwättig zwischen Zahnärzten und Zahvtech- nikern. Nach dem September- Heft derMonatsschrift für Zahnheilkunde" beherrschte derselbe auch die von 32 Mitgliedern desZentral Vereins deutscher Zahnärzte" besuchte, kürzlich in Nürnberg   abgehaltene Jahresversammlung. Dort waren es namentlich die Herren Petermann- Franlfurt und Klenke-Han- nover, welche über das Thema referirten und gipfelten die Ausfüh- rungen natürlich in der Forderung einer Aenderung der Gewerbe- Ordnung im zahnärztlichen Interesse. Es ist charakteristisch, daß sich die Zahnärzte mit dieser Forderung von der übrigen ärztlichen Well gewaltig abheben, es ist aber auch weiterhin bezeichnend, daß die Größen dieser Agitation recht oft die Zwerge der zahnärztlichen Branche find, gerade diese find es, welche sich mtt Recht von der Konkurren, der Zahntechniker bedroht fühlen. Nicht alle Zahnärzte erwerben sich Renomce, und das Publikum hat wahrlich lein Interesse, aus Rücksichten des zahnärztlichen Standes dem Zahn- techniker zu grollen, der ihm bei anständiger Be- Handlung gegen mäßiges Honorar gute Leistungen sichert. Für die auch von Herrn Petermann angemfene Tages- presse aber ist vor Allem das Interesse des Publikums bei der Entscheidung über die angeregte Frage maßgebend. Dieses Interesse verlangt aber in erster Linie, dem größeren Publikum die Anschaffung zahntechnischer Erzeugnisse nach der pekuniären Seite hin zu erleichtern, damit beispielsweise der künstliche Zahnersatz nicht nur derjenigen geringen Minderheit zu Gute komme, welche die von zahnärztlicher Seite gestellten, oft ganz horrenden Preisbedingungen zu erfüllen im Stande sind. Zum Beweise hierfür sei ein kleiner Aus- zug der seitens des zahnärztlichen Vereins für Niedersachsen  am 2. März 1884 vereinbarten Normaltaxe hier eingeschaltet: 1) Wird irgend eine zahnärztliche Operation nicht rnr Hause des Zahnarztes, sondern in der Wohnung des Patienten vor- genommen, so erhält der Zahnarzt außer dem gewöhnlichen Honorar noch 310 M. 2) für das Tödten eines Zahnnerven 36 M. 5) für interimistisches Füllen kariöser Höhlen 3 bis 10 Mark. 7) für Amalgamfüllungen pro Höhle 10 M. 9) iür das Ausziehen eines Zahnes oder einer Wurzel 3 bis 10 MI. 10) für das Reinigen der Zähne 10-20 M- 16) für einfache Konsultationen im Hause des Zahnarztes 35 M. 17) Ist mit der Konsultation eine Untersuchung des ganzen Mundes verbunden, um die nicht aufgeklärte Ursache eines Leidens zu ergründen 512 M. 18) für das Anfertigen künstlicher Zähne und Ersatzstücke per Zahn 1020 M. Wir glauben, dieses Beispiel allein genügt, um jedem gutmeinenden Arzte und jedem Kenner der finanziellen Leistungsfähigkeit des große- ren Publikums die Erhaltung des Zahntechniker- Standes nothwendig erscheinen zu lassen) es ist aber mit den obigen Preisen die Unvcr-frorenheit mancher Zahnärzte noch nicht erschöpft. Besonders Herrn Klenke-Hannover sei hier ern Fall mitgetheilt, der ihn schon deshalb interesstren wird, weil derselbe von einem Zahnarzt, ja sogar einem solchen mit dem Doktortitel herrührt. Ein solcher Zahnarzt hat sich nachweislich für eine mäßig gearbeitete Zahnpisce zu 6 Zähnen(mit Kaut- schukplatte) 42 Thaler--- 126 M. zahlen lassen. Bei einem ungefähren Auslag von 4 M. und einer etwa eintägigen Arbeit ist das eine Beutelschneiderei, der man im Interesse des Publikums nur die allergrößte Konkurrenz wünschen kann. Der Zahnarzt Elias hatte auf der Nürnberger   Versammlung gewiß ganz recht, wenn er wünschte, die Kollegen möchten doch Auf der Reservation sind diese Indianer meist fett, -untersetzt und etwas unter mittlerer Körpergröße; ihre Augen sehen denen der mongolischen Race sehr ähnlich; sie sind meist klein und verschmitzt. Die Apachen wohnen in Hütten, die aus Aesten zusammengestellt, mit Gras und nasser Erde bepflastert und oft etwas unter dem Erdboden ausgehöhlt sind; sie sind sehr mit Ungeziefer behaftet, im Sommer baden sie oft und gern, im Winter jedoch kann nichts sie bewegen, der Reinlichkeit zu pflegen. Die Zagd ist da? Hauptvergnügen dieser Indianer, und sie sind fast durchgehend) geschickte, geduldige und deshalb meist erfolgreiche Jäger. Auf der Hirschjagd bedienen sie sich eine« gettockneten HirschkopfeS und eines auf dem Rücken mit gelb- rother Farbe versehenen HemdeS; so bekleidet, nähern sie sich, alle Bewegungen de« Wildes nachahmend, dem letzteren bis aus Schußweite, und selten entrinnt ein Reh ihrem wohl- gezielten Schusse. Außer von Wildpret nähren sie sich von der amerikanischen Aloe, der mexikanischen Agave, den kleinen fetten Nüßchen einer in dortigen Bergen große Wälder bildenden Pinie und den Bohnen des Mesquite- Baumes. Für gewisse Feste schmücken sie sich mit allerlei Tand, befederten Helmen auS Rehhaut, allerlei bunten Lappen, Schellen und Halsbändern. Ihre Tänze, von der monotonen Musik einer Schilfrohrflöte, einer primitiven Trommel und einer Klapper(ausgehöhlte mit kleine» Steinchen gefüllte Kürbisflasche) und eintönigem Gesänge begleitet, haben etwa» Plumpes, fast Täppisches an sich; sie bestehen einfach darin, daß sich abwechselnd Einer oder Mehrere im Kreise drehen, bald hüpfend, bald schleichend und mit den Händen auf die Schenkel schlagend, wobei sie eine monotone Melodie mit hoia, ha, hu, haia! unzählige Male wieder- Eigentliche Heirath giebt es bei den Apachen nicht; der eine Frau suchende Mann erwirbt dieselbe durch Ankauf von ihren Eltern, und nimmt sie einfach zu seiner Hütte mit, doch wird dazu ein Mädchen nie gezwungen. Im Falle der Untreue fordert der Apache von des Mädchens Eltern das Ankaufsgeld zurück, welches meistens aus Pferden oder Vieh besteht Bei einer Trennung der Gatten folgen gewöhnlich die vorhandenen Kinder der Mutter. Die Apachen haben mit der Diskussion der Frag' inöffentlicher Sitzung" nicht zu viel Zeit verlieren und Herr Dr. Klenle, welcher dies monirtc, hätte gut gethan, dem statt zu geben, anstatt eine lange Rede vom Stapel zu lassen, in welcher er fick unter Anderem damit rühmte, seit 1. April d. I. 58 Strafanträge an die verschiedenen Staats- anwälte geschicktund jetzt schon wieder elf auf Lager" zu haben. Wir glauben, es hätte die zahnleivpnde Meinschheit weit mehr interesfitt, wenn Herr Klenke in der Lage gewesen wäre, über irgend eine von ihm erfundene Neuerung auf zahntechnischem Gebiete zu berichten; Herr Professor Sauer würde ihm dann auch wahrscheinlich nicht die Redattion eines Blättckens anempfohlen, sondern möglicher Weise für seine Berufung an ein zahnärzt- liches Institut gewirkt haben. Die Zahnärzte haben es in Nürnberg   leider versäumt, ihre Wünsche bezüglich der Gewer- beordnung genauer zu spezialifiren, bei ihrer anerkannten Be- scheidenhert aber würde ihnen voraussichtlich der eine Para- graph genügen: Zahntechniker, welche nicht freiwillig auf die fernere Ausübung ihres Berufs verzichten, werden vermittelst Lachgas zu Tode narkotifirt. In diesem Paragraphen würden sich wohl alle offenen und geheimen Wünsche der betr. Zahn- ärzte begegnen, denn was sie wollen, ist nichts Anderes als die Nieder-PetitionirungderZahntechniker.Es ist das unbestreitbare Verdienst der letzteren, die Erzeugnisse ihrer Branche schon jetzt den Mmder- und Unbemittelten zugänglich gemacht zu haben. Die wirklich guten Zahnärzte haben von der Konkurrenz der Zahn- technicker nichts zu fürchten, nur die Unfähigen werden in etwas gedämpft und das ist gewiß nicht zu beklagen. Eine Aenderung der Gewerbe- Ordnung nach dem Sinne der in Nürnberg   geäußerten Wünsche würde nichts Anderes als die Privilegirung ernes Standes herbeiführen, in welchem das Pa- rasttenthum die besseren Kräfte diskreditiren und zum Schaden der Menschheit überwuchern würde. Das Publikum hätte die Zeche zu bezahlen und die Mehrheit der Zahnkranken wäre, wie früher, wiederum dem Zahnschlüssel des Babiers überant- wortet. Bis dahin wird es aber wohl noch gute Weile haben." Der viel beschrieneschwarze Graben", der mit seinen Miasmen nicht nur die ganze Westvorstadt, sondern auch einen Theil von Charlottenbnrg verpestet, gab am Donnerstag früh wieder Veranlassung zu einer Konferenz in Charlotten- bürg, welche von dem Ministerium des Innern anberaumt und zu der sowohl der Herr Regierungs   Präsident v. Neefe   als auch der Landrath des Teltowschen Kreises, Herr Stubenrauch, sowie Vertreter der sämmtlichen interesstrten Gemeinden, der Städte Berlin   und Charlottenburg  , der Ortschaften Wilmersdorf   und Schöneberg   und des Joachimsthalichen Gymnasiums eingeladen waren. Der schwarze Graben führt bekanntlich von Wrlmers- dorf und Schöneberg   in Folge der dort angelegten Kanalisation nicht nur der unterhalb liegenden Gegend, Tageswasser, sondern auch einen großen Tbeil menscblicher Exkremente zu, die in der Gegend des Gymnasiums zu Tage treten, dort stagniren und die ganze Gegend verpesten. Das königliche Ministerium hat, um radikale Avhilfe, die dringend geboten ist, zu schaffen, einen Regulirungsplan und Kostenanschlag ausarbeiten lassen, um deren Vorlage es sich in der Konferenz handelte. Nach dem Kosten-Vertheilunasplan würden die Mehrzahl der Kosten der Ausführung des Projekts auf die beiden Gemeinden Wilmers- dort und Schöneberg   fallen, und zwar auf die erstere mit 40000 und auf die andere mit 60 000 Thalern. Daß diese bei der Sachlage der Ausführung Schwierigkerlen entgegensetzen, liegt auf der Hand. So ist es denn auch noch nicht zu einer Beschlußfassung gekommen. ar. lieber die Schleusenverhältnisse in Berlin   erhält derWassersport" folgendes Eingesandt:Ich beabsichtige in den nächsten Tagen mit meiner 2 er Gig eme Tour(Berlin  , Charlottenburg  , Valentinswerder, Heiligensee  , Tegel  , Saat- winkel, Plötzensee, Nordhafen und zurück nach Berlin  ) zu unternehmen und habe mir der Bequemlichkeit halber die Schleusenscheine vorher besorgt. Für die Stadtschleuse(Rothes Schloß» braucht man keinen Schein, sondern wird ohne Weiteres mit zwei Kähnen mttgeschutzt; die neue Charlotten- durger Schleuse verlangt einen Zoll von 13 Pf.; das Pasfiren der Spandauer   Echleufm lostet 30 Pf., desgleichen die Plötzen- see-Schleuse, d. h. wenn man sich den Schein in Spandau  löst. Kommt man von Berlin   durch den Schifffahrtskanal, so kostet mein Boot an der Schleuse in Plötzensee nur 5 Pf. Ferner kostet die Schleuse am Zoologischen Gatten einen Zoll von 30 Pf., weil mein Boot in vre Klasse derjenigen Fahr« zeuge gehört, welche weniger als 100 Zentner Tragfähigkeit be­sitzen. Es wird also für dasselbe Boot an den verschiedenen Stellen je nach Auffassung der betreffenden Beamten ein anderer Zoll erhoben; im Schifffahttskanal sogar nach Spandau  5 Pf. und von Spandau   30 Pf. Das sind in der That sehr komplizitte Verhältnisse, und eS wäre wünschenswerth, wenn für Ruderboote ein einheitlicher Schleusenzoll festgesetzt würde. Unter der UeberschrtftEine Gespenstergeschichte" erzählt der Berliner   parlamentattsche Korrespondent desBresl. selten eine zahlreiche Familie. Das Kind wird kurz nach der Geburt auf ein Brett befestigt, an dessen Kopfende ein kleiner Schirm gegen die Sonn ensttahlen angebracht ist; die Namengebung der Kinder ist stets mit vielen abergläubischen Zeremonien verbunden, doch wird der dem kleinen Kinde gegebene Name bei einem zweiten Feste, da« bei dem Eintreten von dessen Mannbarkeit statt- findet, feierlichst gegen einen anderen vertauscht. Auf dem Ritte trägt die Mutter die Kleinen entweder auf der Hüfte, oder in einer am Sattelknopfe befestigten Decke. Die Knaben werden schon in frühester Jugend im Gebrauche der Waffen unterrichtet und nur äußerst selten bestrast. Wie alle Indianer, sind auch die Apachen dem Feuer- wasser, da« sie au« der Agave selbst zu bereiten wissen, sehr zugethan und in den meisten Fällen, wo sie den Weißen in die Hände fielen, hatten sie ihr Unglück nur dieser Leiden- schaft zu verdanken. Gegen fast alle Krankheiten gebrauchen die Apachen Schwitzbäder und verschiedene, meistens von alten Weibern gesammelte und zubereitete Kräuter; gegen de» Biß der Klapperschlange machen sie Umschläge von gequetschten Blättern einer hier häufig vorkommenden Art von Euphorbia  (Wolfsmilch). Die Tobten werden nicht begraben, sondern im Beisein aller Verwandten unter lautloser Stille verbrannt. Zum Zeiche« der Trauer werden den Pferden des gestorbenen Besitzers am Schwänze und an der Mähne einige Büschel Haare abgeschnitten und von den nächsten Verwandten auf- bewahrt. Zum Schluß noch eine wahre Anekdote, die beweist, wie wenig es unseren Truppen gelungen ist, den Apachen den gehörigen Respekt einzuflößen: Als der berühmte Ge- neral Sherman vor drei Jahren die Reservation in San Carlos besuchte, wurde er immer und immer wieder von bettelnden Apachen belästigt, die ihn um Patronen zum Jagen baten. Ungeduldig sagte endlich der General: Ihr wollt wohl Patronen, um meine Soldaten todt zu machen?" Oh nein," erwiderten die naiven Rothhäute,Patro- nen für Cowboys(die halbwilden Vichhirten), für Deine Soldaten sind Knüppel gut genug, großer Vater!" Ztg." einen Vorgang, der, wie er sagt, vor anderen Gespenster- geschichten den'Dorzug hat, daß er auf zuverlässigem Matena! deruht und dessen Thatsächlichkeit wir bestätigen können.Vor etwa 14 Jahren", so erzählte er,kam dem damaligen stellver« tretenden Dittgenten des hiesigen Magistratskoüegiums, Bür- germeister Naunyn, zu Ohren, einer der Kaffcnbotm des Magistrats habe auf seinem Bureau eine Gespenstererscheinuna gehabt. Da dieses Erlebniß für einen Kassenboten nicht gerade empfehlend ist. veranlaßte er eine Untersuchang. Der vernommene Bote selbst sagt aus: Er habe sich früh Morgens um 7 Uhr in das Bureau begeben, um dasselbe zu ordnen. Da sei der Rendant der Kasse, der amtlich als krank gemeldet worden, eingetreten, habe an seinem Pulte gerüttelt, als ob er sich von dem Verschlusse desselben überzeugen wolle, und starr und schweigend vor sich hingesehen. Er, der Bote, habe gefragt, warum der Rendant in seiner Krankheit so zeitig ausgehe, habe aber keine Antwort erhalten. Er habe Furcht gehegt, daß der Mann in einem Fieberstand sich befinde, habe demselben die Hand auf die Schulter legen wollen und plötzlich in die leere Lust gegriffen. Die Erscheinung sei spurloS verschwunden gewesen, und er habe im Zimmer, auf dem Vor- flur und der Treppe sich nach ihr vergeblich umgesehen. Darauf habe ihn ein solcher Schrecken erfaßt, daß er sich habe nach Hause begeben müssen. Die Frau des Boten ettlärt: Ihr Mann sei an dem bezeichneten Tage früh ausgegangen, nach kurzer Zeit wiedergekehrt und habe ihr die Erscheinung, die er gehabt, so wie angegeben erzählt. Der Rendant erklätt: Er habe zu der angegebenen Zeit zu Hause im Bette gelegen. Der Arzt des Boten sagt aus: Der Bote sei ein durchaus gesunder Mann, der nie zuvor Vistonen gehabt; das Austreten einer Halluzination sei indessen selbst bei gesunden Personen nicht aasgeschlossen. Weiteres war nicht zu ermitteln. Die Frage, ob dem Boten zu kündigen sei, wurde in sehr emsthafte Er« wägung gezogen. Nur dem Umstände, daß gegen seine dienst- liche und außerdienstliche Führung nicht der geringste Vorwurf zu erheben war, dankte er es, daß von allen weiteren Schritten abgesehen wurde. Nach 10 Jahren starb der Bote. wie er gelebt hatte, als ein pflichttreuer, vorwurfsfreier Beamter, dem nie wieder eine Viston begegnete. Der Zwischenfall, den er erlebt, war inzwischen als interesselos völlig vergessen. Vier Jahre nach ihm starb der Rendant, und nun stellte sich heraus, daß dieser, den man bis dahin für einen ausgezeichneten Beamten gehalten, umfaffende Unter« schlagungen begangen hatte, deren Anfang just in die Zeit ge« fallen sein kann, als er als Gespenst in seiner eigenen Kasse gesehen wurde. So weit geht das, was über diesen immerhin merkwürdigen Fall als historisch sicher betrachtet werden kann. Fast alle, die an der Aufklärung desselben damals ein Interesse gehabt, sind inzwischen gestorben: der Bote, der Arzt, d« Bürgermeister Nannyn. Die Aufklärung selbst ist mit gleicher Sicherheit nicht zu geben; das Wahrscheinlichste ist, daß der Rendant, von fernem bösen Gewissen aetrieben, an jenem Tage nicht in Gkspensterform, sondern in Person auf dem Bureau anwesend war, und daß die Halluzinationen des Boten erst in dem Augenblicke ihren Anfang nahm, als er in die leere Luft zu fassen glaubte. Es ist der vrel besprochene Fall des Rendanten Gabriel, auf den sich diese Erzählung bezieht." Mit größerer Rafstnirtheit find wohl nie Unterschlagungen ganze Jahrzehnte hindurch verübt worden, wie von dem verstorbenen Gabriel. Die ordnungsmäßigen Stiftungskaffen, die er unter sich hatte, waren stets rn bester Ordnung. Außerdem befanden sich im Verwahrsam der Stiftungskassen aber stets noch Gelder von Legaten, die der Stadt von mildthätigen Gebern zuge­wiesen, die aber als wirkliche Stiftungen noch nicht gebucht sind, weil sie noch erst die Prozeduren der behördlichen und allerhöchsten Genehmigungen zu durchlaufen haben. Diese Kasse war es, die dem ungetreuen Rendanten die Handhabe für seine Unterschlagungen bot. So wie eine Stiftung alle erforderlichen gesetzlichen Stadien durchlaufen hatte und nun als städtische Stiftung übernommen und gebucht wurde, so speiste er sie aus den disponiblen Geldern, die für neue Stif« tungen eingezahlt waren und stets in ansehnlicher Höhe vor- handen sind. Die Machenschaften nöthigten den Rendanten aber, niemals krank zu sein oder Urlaub zu nehmen. War er krank, so ließ er sich selbst im leidendsten Zustande in sein Bureau bringen und legte sich dott auf das Sopha, und auS demselben Grunde lehnte er seine Pensionirung ab. Alles dies trug dazu bei, daß er für den gewissenhaftesten, vflicktgetreuesten Beamten gehalten wurde, den das Berliner   Rathhaus je de- sessen habe. ar. Die Momentphotograpbie im Dienste der Wissen« schaft hat in jüngster Zeit eine kaum geahnte Bedeutung er« langt. Herr Anschütz, ein einfacher Photograph aus Schweidnitz  , hat das Verfahren, mikroskopische Momentbilder zu gewinnen, zu einer gewissen Vollkommenheit gebracht, wobei rhm Professor Du Bois-Reymond   mit Rath und That zur Seite stand. Ge- genwättig weilt Anschütz in Berlin  , um einem Ministerkollegium einen von ihm neu konstruitten Apparat vorzulegen. Der Kultus« minister hat sich von Anfang an für den Gegenstand sehr warm interesfirt und dem schlesischen Photographcn bereits vor längerer Zeit 3000 M. für seine Arbeiten bewilligt; der Mi­nister wird sagar Herrn Anschütz demnächst noch eine weit größere Summe zuwenden. Die Momentphotographie, welche der Wissenschaft bereits Aufschluß gegeben hat über die physio« logischen Vorgänge bei allen Arten der Bewegung, wird übn- gens in den nächsten Semestern an der Berliner   Universität den Gegenstand einer Vorlesung bilden, die Herr Professor Ftttsch, Assistent am Physiologischen   Institut und eine Kapa- zität auf diesem Gebiete, über Mikrophotographie, d.h. Photo- graphie mikroskopischer Präparate zu halten gedenkt. Eine Frau Müller in der Schönhauser Allee   war durch den Versatz verschiedener goldmer Uhren verdächtig geworden- Eine Durchsuchung der Wohnung fühtte zu dem Ausfinden von zirka 70 Pfandscheinen über versetzte goldene Damen- Uhren. Angesichts dieser UeberfübrungSstücke war die Müller geständig, sämmtliche Uhren von ernem Geschäftsreisenvcn Sch­und dessen Frau erhalten zu haben, welchem die Uhren wiederum zum Zwecke des Absatzes auf Leihkonttakt von einer hiesigen Firma übergeben worden waren. Die Müller und die Sch- Eheleute haben in der Weise operitt, daß sie die Uhren unter- schlugen und durch Lethkonttakte, welche auf fingitte Namen ausgestellt wurden, in der Firma den Glauben erweckten, daß der reelle Absatz der Uhren bewirkt worden sei. Von dem Gelde, welches durch Verpfändung der Uhren gelöst wurde, leisteteten sie die erste Ratenzahlung an die vertrauensseelige Firma, welche nun an den Sch. die vereinbarte Provifion zahlte. Eine im Hause Königgrätzerstraße III wohnhafte Dame traf am 14. d. M. auf dem Hausboden einen unde« kannten Mann, der ihren Bodenverschlag geöffnet hatte. Als sie denselben fragte, was er dott zu suchen habe, gab er zur Antwort:Da müssen Sie sich an die Klempner wenden, dre da oben find, ich bin nur der Arbeiter", wobei er auf das Dach des Hauses wies. Die Dame ging nun über die Vorder- treppe zu dem Pottier, um sich bei demselben zu erkundigen, ob Klempner auf dem Dache arbeiten, und kehtte, nachdem sie erfahren hatte, daß dies nicht der Fall sei, nach dem Boden zurück. Bei ihrem Eintreffen war der Unbekannte unter Zurück- lassung eines Stemmeisens, mit dem er die Kramme aus der Bodcnthür gezogen und Koffer und Körbe aufgebrochen hattt, verschwunden, ohne den zweifellos beabsichtigten Diebstahl aus- gefühtt zu haben. Mit abgefahrenen Beine« wurde auf den Schienen des Lehtter Rangir- Bahnhofes vergangene Nacht 11'/- Uhr vec Koppelknecht Wilhelm Sch., Hinderstnstraße wohnhaft, aufge- künden. Derselbe hatte am Abend auf dem Bahnhofe ge- schäftlich zu thun gehabt und sich im trunkenen Zustande auf die Schienen zum Schlafen niedergelegt. Hierbei war er von