Verordnungen nicht brfolgt. Diese Verordnungen find in§ 10 der Postordnung vom 8. März 1878 fowi: in den neulich von uns bei Gelegenheit des Dynamitgefeßes erwähnten Polizei verordnung der Minister für Handel und Gewerbe und des Innern vom 29. August 1879( Amtsblatt 1879. S. 397) bezüglich der Versendung explodirender Stoffe enthalten, und wir weisen alle, welche mit Versendung derartiger Stoffe zu thun haben, darauf hin, im Interesse, ihrer Mitmenschen und in ihrem eigenem Intereffe, diese Vorschriften zu be achten, da zu erwarten steht, daß seitens der Staatsanwalts schaften mit unnachsichtlicher Strenge gegen die Uebertreter vorgegangen werden wird. Da in einigen Fällen sogar Todesfälle und schwerere Körperverlegungen dadurch vorgekommen find, daß den mit den Badeten befaßten Postbeamten die Gefährlichkeit der Sendung, weil unbellarirt, nicht bekannt war und fie deshalb die nöthige Vorsicht nicht anwendeten, so steht sogar zu erwarten, daß sich die Absender derartiger Padete wegen fahrlässiger Tödtung respektive Körpervers legung noch vor dem Strafrichter zu verantworten haben werden.
Zur Trinkgelderfrage nimmt die Volts- 3tg.", wie fte felbft sagt, zum unwiderruflich allerlegten Male das Wort und gicbt folgende launige Ausführungen: In der naheliegenden Erinnerung an das Schiller 'sche Wort:
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trefflich. Der König und einer der beiden Sänger glänzten durch hübsche Stimmen. Zwei Neger, Herr H. und CL , hatten -troßdem fte stumm sein mußten stets die Lacher auf ihrer ftets die Lacher auf ihrer Seite.
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serer farbigen Menschenbrüder und ihrer oft recht sehr natürlichen Gewohnheiten auch immer veredelnd oder auch nur bes lehrend auf die zuschauende große Menge der weißen Race wirkt. Jedenfalls werden die Aftaten und Afrikaner höchlich erbaut sein von der zarten Nachficht, welche unsere Damen mit ihren unkultivirten Gewohnheiten hatten und in Berlin dürfte mancher Gelehrte erstaunt sein über die Energie seiner Gattin, die von Natur so zart befaitet ist, daß fie vom Ge ruch einer Tabalawolte ohnmächtig wird, während sie im 300logischen Garten standhaft der primitiven Prozedur der Nasenfäuberung eines Singhalesen zusah.
Man erinnert fich noch der sonderbaren Liebestragödie zwischen einer Frau Ridmers, der Gattin eines Schiffs. theders und dem italienischen Sänger Garguilo, die damit endete, daß der unwiderstehliche Barde wegen Erpreffung ins Gefängniß wanderte, während seine Verführerin von ihrem Manne geschieden wurde. Es scheint, daß diese Schicksalswens dung in den Empfindungen, wenigstens der Heldin dieses Dramas feine Aenderung hervorgerufen hat. Man theilt uns mit, daß fie von Verona aus, wohin sie fich begeben, von dem nach dem falten und empfindungslosen Norden verschlagenen Sohn des sonnigen Südens Briefe voll überschwänglicher Be theuerungen richtet, die nicht selten in gebundener Sprache Klagen darüber enthalten, daß ihre materielle Lage ihr nicht geftattet, seine Lage zu erleichtern. So wenigstens berichtet man uns. Ob Garguilo nach den von ihm gemachten Erfah rungen unmittelbar nach seiner Haftentlaffung ein Eilzugbillet gerade nach Verona nehmen wird, mag jedoch billig bezweifelt werden. Er soll jest merklich abgekühlt sein und kein Verlangen nach der Fortseßung seines Abenteuers haben.
Ein echter Berliner Junge hat dieser Tage sein anges borenes und anerzogenes Talent der Findigkeit auf recht originelle Art verwerthet. In einem Dmnibus der Linie Frant furter Linden- Potsdamer- Brüde fand sich, wie das Berliner Tageblatt" erzählt, gleich bei der Abfahrt von der Frankfurterstraße ein etwa 4jähriges Mädchen im Wagen, das sich bes scheiden in die hinterste Ecke drückte und reglementmäßig ,, feinen besonderen Blaz einnahm". Der Wagen war von An fang an ziemlich gefülltes regnete gerade und das Kind wurde weder vom Kondukteur noch von den Passagieren beachtet. Jeder glaubte eben, es werde zu einem der Baffagiere gehören, weshalb auch nicht nach dem Fahrgelde für die Kleine gefragt wurde. Die Passagiere wechselten ein paar Male, der Wagen leerte fich an den Theilstrecken und füllte sich von Neuem das fleine Mädchen blieb unentwegt und wenig bes achtet in seiner Ede stehen. Wieder glaubte Jeder, das stille, artige Mädchen gehöre eben einem der Mitfahrenden. Endlich war die Schlußftation Potsdamer Brücke erreicht, Alles stieg aus, nur das artige Kind stand immer noch in seiner Ede. Nun wurde natürlich der Kondukteur aufmerksam und fragte die Kleine, mit wem fie denn gefahren sei und ob Bater oder Mutter fie vergeffen hätten. Das Kind wußte keinen Bescheid zu geben, sah fich forschend nach allen Seiten um und fing endlich an zu weinen. Es wollte zu seinem Bruder, und den konnte es nirgends entdecken. Während die Kutscher und Kondukteure auf dem Dmnibus Halteplate fich noch bemühten, was mit dem Würmchen anzufangen sei, tam athemlos und hochgerötheten Antliges ein zehnjähriger Junge angelaufen, auf den die Kleine sofort freudig zueilte. Es war der gesuchte Bruder, die Kleine sofort freudig zueilte. Es war der gesuchte Bruder, der gleichfalls hocherfreut schien, das seiner Obhut anvertraute Schwesterchen wieder zu sehen. Von den Kondukteuren ins Gebet genommen, geftand der pfiffige Junge, daß er mit seiner Schwester zusammen im Potsdamer Viertel eine Besorgung, aber fein Geld zur Omnibusfahrt hatte. Da es nun regnete und er den weiten Weg mit der Kleinen nicht gut zu Fuß zurücklegen fonnte, so hatte er das Mädchen mit der größten Unbefangenheit am Halteplaß in der Frankfurterstraße in den Omnibus geschoben in der Vorausseßung, daß der Rondutteur den kleinen blinden Fahrgast als Anhängsel irgend eines erwachsenen Fahrgastes betrachten und unbeachtet laffen werde. Er selbst aber hatte sich in Galopp gesezt und die weite Strede in einem für seine Kräfte recht erheblichen Dauerlauf durchmessen. Anfangs hielt er mit dem Gefährt wader Schritt, später aber vermochte er nicht mehr zu folgen, und so traf er erst etwa fieben Minuten nach dem Wagen an der Endstation ein. Dem findigen Jungen wurde sein kleiner Geniestreich natürlich nicht weiter nachgetragen, und frohgemuth zog das treue Geschwisterpaar aus dem Frankfurter Viertel seines Weges.
Leicht bei einander wohnen die Gedanken, Doch hart im Raume stoßen fich die Sachen, suchten wir nachzuweisen, daß das Streben nach einer unbebingten, ftritten Durchführung der von Jhering entwickelten Grundsäße an dem Egoismus des Publikums scheitern würde, einem Egoismus, zu dem uns offen selbst zu bekennen wir teinen Anstand nehmen. Daß dieser Egoismus kostspielig ist, und daß der Trinkgelder Etat eines leidlich gut fituirten Stammgaftes" im Jahre mindestens 120 Mart beträgt, tann Dabei ohne Weiteres zugegeben werden. Inzwischen ist es in allen diesen Fragen zweckmäßig, seine Weisheit direkt an der Quelle zu schöpfen, und so lentten wir unsere Schritte aus. nahmsweise schon Vormittags nach dem Stammlokal und be riefen Franz und Hugo, Friß und Max zu einem vertraulichen Kolloquium über die ihre wichtigsten Interessen berührende Frage. Daffelbe ergab folgendes Resultat. Franz als der älteste und verständigste meinte: Lieber wär's mir natürlich, wenn ich das Geld, das ich mir von den Gäften groschen weise zusammenläppern muß, vom Alten" bas ift die offizielle Titulatur des Wirthes als festes Gehalt bezöge. Aber soviel wie ich jest verdiene, kann er mir doch nicht geben, und ich stehe mich so beffer. Und da mir der Arzt jezt echtes Bier und guten Rothwein verordnet hat, fann ich mich der Agitation gegen Trinkgelder fürs erste nicht anschließen. Außerdem genire ich mich gar nicht, von den Gästen Trintgelder anzunehmen, ich sehe daraus, daß sie mit mir zufrieden find, und das freut mich." Wir nahmen diese Aussage zu Prototoll und zitirten Hugo, gesprochen Hujo, der wie gewöhnlich in die Leftüre des Neuen Blattes" vertieft war. Hugo faßte die Sache, wir bedauern es sagen zu müssen, einigermaßen frivol auf. Wiffen Sie, Herr Doktor, wenn ich Abends nach dem Geschäft noch zu Jost oder zu Schindler gebe, dann gebe ich der Mary und der Anna auch Trinkgeld. Ich sehe also gar nicht ein, weshalb ich selber feins friegen soll. Ich tackre mich genug ab für die Gäste. Sugo" hinten und Hugo" vorne, so geht das bis spät in die Nacht, warum soll man für die Heßerei nicht ein Trinkgeld nehmen?!" Der dicke Friß war ähnlicher Anficht. Wer zweihundertfünfzig Pfund rumschleppen muß, wie ich, der müßte eigentlich immer ein doppeltes Trinkgeld friegen. Die anderen Windhunde haben gut reden. Was meinen Sie wohl, Herr Doktor, was man hier den Tag über zu rennen hat! Und dabei der verfluchte Podagra! Nüßen thun mir die Trinkgelder freilich überhaupt nicht viel, ich verliere doch alles wieder im Stat. Ich habe zuviel Pech beim Tournüren." Zum Schluffe er scheint der Knabe Max, der den Ueberschuß an Trinkgeldern in zwölf weißen Westen angelegt hat. Max ist, was der Berliner einen hellen Kopp" nennt, und trifft gleich den Kern der Sache. Na, wollen Sie mir denn kein Trinkgeld mehr geben, Herr Doktor?"" Bewahre Mar, natürlich, immerzu!" Na, so lange Sie mir welches geben, nehm' ich's auch. Haben Sie die Fliegenden" schon gelesen?" Und er bringt sie.- Und dabei wird es denn wohl sein Bewenden haben: lange Sie mir welches geben, nehm' ich's auch."
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g. Vermißt wird zur nicht geringen Angst seiner Anges hörigen der in der vierten Etage des Hauses Templinerstr. 15 wohnhafte Handelsmann Markus Traube, welcher sich am 15. d. M. aus seiner Wohnung entfernt hat, um eine anderweitige Wohnung zu miethen. Da T. seitdem zu seinen Angehörigen weder zurückgekehrt ist, noch sonst ein Lebenszeichen von fich gegeben hat, wird befürchtet, daß ihm ein Unglück zugestoßen ist. Der Vermiste ist von untersetter Statur, hager, hat blonden Vollbart und war mit schwarzem Anzug bekleidet.
Gerichts- Zeitung.
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Der fingirte Naubanfall in der Mittenwalderstraße, deffen Bekanntwerden s. 3. die Bürgerschaft Berlins einigers maßen beunruhigte, beschäftigte vorgestern die I. Straflammer. hiefigen Landgerichts I., und zwar hatte sich die kühne Ers finderin jenes Kriminalfalles", die Wittwe Auguste Marie Hotel wegen wiederholter Unterschlagung und Diebstahls zu verantworten. Es war am 22. Juli, als die Bewohner des Hauses Mittenwalderstraße 51 aus der Wohnung der Angeflagten Hilferufe vernahmen und auf ihre Nachforschung die Wittwe Hogel in ihrer Wohnung am Boden liegend fanden. Sie erzählte mit allen Zeichen der Angst eine romantische Geschichte von einem fremden Menschen, der an ihrer Thür geflingelt, fte mit einem Instrument so heftig gegen den Kopf geschlagen habe, daß sie bewußtlos zusammengebrochen sei, und es ergab sich, daß aus dem 3ylinderbureau mittels NachSchlüffels faft 2000 Mart gestohlen worden waren. Kriminalpolizei fam die ganze Erzählung höchft verdächtig vor und dieser Verdacht verstärkte fich namentlich auf Grund Der gutachtlichen Aeußerung des Arztes über die Vers legungen, welche die angeblich Ueberfallene erlitten hatte. Nach furzen Bemühungen hatte die Kriminalpolizei auch die Angeklagte zu dem Geständniß gebracht, daß sie Die ganze Räubergeschichte nur erfunden hatte, um begangene Unterschlagungen zu verdecken. Die Angeklagte ist nämlich seit 8 Jahren Verwalterin des dem Holzhändler Grothe aus Ebers walde gehörigen Hauses Mittenwalderstr. 51 und ist geständig, von den eingezogenen Miethen in der Zeit vom Mai bis Juli die Summe von 1965 Mart unterschlagen zu haben. Bei einer Haussuchung wurde in einem Kellerverschlage in einer Büchse noch die Summe von 910 Mart aufgefunden, gleichzeitig fand man aber auch noch eine Busennadel und ein Betschaft, welche Gegenstände zweien bei der Angeklagten wohnhaften Einjährig Freiwilligen gehörten. Die Angeklagte hatte diese Sachen gleichfalls beseitigt, um auf diese Weise den Raubanfall noch wahrscheinlicher zu machen. wahrscheinlicher zu machen. Der Effekt dieser Manipulation war die Anklage wegen Diebstahls. Die Angeklagte gab die Veruntreuungen zu und behauptete, daß fie durch eine große Schuldenlaft und durch Widerwärtigkeiten aller Art zu dem Versuche bewogen worden sei, sich auf diese theatralische Weise Gelder zu verschaffen. Der Staatsanwalt beantragte 1 Jahr Gefängniß, das Urtheil lautete auf 10 Monate Gefängniß und 1 Jahr Ehrverlust.
Naturalia non sunt turpia( Das Natürliche ist nicht häßlich) diese alte Sentenz vorausschickend, wollen wir unseren Lesern hiermit eine heitere Geschichte von einer Erfindung erzählen, bei der es fich um die Beseitigung jener animal- vegetabilischen Erzeugnisse in Apfelform handelt, welche, wie es der Vollswiß derb und munter zugleich ausdruckt, schöne raus sind, weil der Sperling auf ihre Berstreuung bedacht ist und schließlich noch der Stadtrath für ihr Fortkommen sorgt. Ein Herr Buzer in Halle hat, wie„ Der Fuhrhalter" berichtet, eine Erfindung gemacht, die er Dünger- Auffang- Apparat nennt, und deren Zwed sehr löblich ist. Er hatte einen Apparat tonstruirt, um den Unrath unmittelbar am Pferde aufzufangen, so daß er die Straße gar nicht mehr berührt. Der frische und verrottete Pferdeloth bildet, wie ein Birfular des Erfinders darlegt, etwa 75 bis 90 Prozent des Straßenschmußes, und daß derselbe eine Plage ist, ja gesundheitsschädliche Folgen haben kann, bedürfte leines Nachweises. Herr Buzer hatte nun für leßten Sonntag Vormittag in Dresden eine ansehnliche Versammlung von Beamten eingeladen, um im Hofe des städtischen Marstalles seinen Pferdeäpfel Auffang- Apparat praktisch vorzuführen. Es waren ein Militär Roßarzt, tönigliche und städtische Beamte erschienenen, der Vorstand des Mar ftalles, Herr Stadtrath Lingle, zeigte sich mit einer Anzahl Stadtverordneter. Die Probe begann. Jeder der den städtischen Hafer verzehrenden Vierfüßler hatte unter seinem Schwanze das geheimnißvolle Etwas aufgeschnallt, das fünftig die Straßen reinzuhalten bestimmt ist. Die hochansehnliche Versammlung wartete nun, bis die geehrten Pferde des städtischen Marstalles ins Gefecht eingriffen. Hin und wieder erhob ein Brauner wohl seinen Schweif, aber das ersehnte Produkt erschien nicht. Es verging Viertelftunde auf Viertelstunde. Man fonnte den Thieren nicht gut begreiflich machen, welcherlei Leistungen man von ihnen für das gute Futter erwarte; fie benahmen sich absolut taktvoll. Man sette fie darauf in schnellere Bewegung; vielleicht füllt das Rütteln allmälig die klingelbeutelartig geöffneten Apparate. Umsonst! Die Pferde waren und blieben stät'sch". War es nun die Nähe der hochansehnlichen Prüfungs tommission, was die Pferde bewog, den gebührenden Respekt nicht außer Augen zu laffen, oder, was wahrscheinlicher ist: waren sie durch die unter ihrem Schweife baumelnde Tournüre genirt binnen einer ganzen Stunde verweigerten die Thiere hartnädig ihre Mitwirkung. Der Kommission tam es nun zulegt selbst als zu starke Bumuthung vor, auf die Improvisafionen der Pferde zu warten. Eine Kommission, die eine Stunde vergebens auf den Stoffwechsel der Pferde wartet, das ist wohl noch nicht dagewesen! Uebrigens soll der Versuch bei den Marstallpferden fortgesetzt werden.
Der Inhaber einer hiesigen Kunsthandlung versendet an das Publikum gedruckte Einladungen zur Erlangung von guten und billigen Photographien gegen Theilzahlung oder wöchentliche Abzahlung von 50 Pfennig an, in denen es am Schluffe heißt: Sobald die fortlaufend geleisteten Zahlungen die Hälfte des Preises einer Bestellung erreicht haben, wird Das Bild schon angefertigt." Bei den Bestellern wird hier burch vielfach der Jrrthum erweckt, daß fie nach Zahlung der Hälfte des Preises auch in den Befiz des Bildes gelangen. Dies geschieht jedoch nicht; denn der Kunsthändler hält die angefertigten Bilder so lange an fich, bis er durch Raten zahlungen vollständig gedeckt ist und dürfte formell hierzu auch berechtigt sein. Dem Bublifum aber kann nur dringend empfohlen werden, Anpreisungen ähnlichen Inhalts recht sorgfältig burchzulesen.
Die Verhandlungen gegen den Maler Graef, welche für den 28. September und die folgenden Tage angefest waren, werden voraussichtlich eine abermalige Vertagung eifahren, weil der als Entlastungszeuge vorgeladene Profeffor Kretschmann durch eine Reise am Erscheinen behindert ist. Die Anklage gegen Graef lautet auf eineid und Verleitung zum Meineid. Mitangeflagt find die drei Schwestern Fräulein Rother, während eine Anllage wegen Kuppelei gegen deren Mutter nicht erhoben ist. Die zu vernehmenden Belastungs zeugen beziffern fich auf gegen 50. Wie die Nat. 8tg." hört, wird die Staatsanwaltschaft nur einen Indizienbeweis führen tönnen, da direkte Beugen für die von Graef und den Mit angeklagten in Abrede gestellten Vorgänge nicht vorhanden find. Von Rechtsanwälten, die in dem Prozesse betheiligt find, nennt man Justizrath Simson, Mundel, Friedmann, doch find noch andere Anwälte hei angezogen. In der Berliner Gesellschaft" steht man dem Verlaufe des Prozeffes mit großer Spannung entgegen.
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1881
Nicht uninteressant dürfte folgende Zusammenstellung der seitens des statistischen Amtes der Stadt Dresden noEs galten tirten Wochenmarktspreise einiger Früchte sein. Mitte September im Jahre: 1882 1883 1884 1885 Preise in Pfennigen. 5-10 1 Gurke 10 5-20 5-25 3-15 1 Liter Aepfel 20-30 30 10-20 30-35 10 1 Liter Birnen 10-20 20-30 10-25 20-40 4-12 20-30 20-30 15-20 20-25 8-10 1 Liter Pflaumen 1 Stück Pfirsiche 5-10 10 5-10 10-20 0,6-5 1 Liter Preiselbeeren 13
hg. Die Männergesangvereine Germania ",„ Lieder franz", Echo I.", Brunonia" und" Ceres" hatten am Sonn abend unter Leitung ihres Dirigenten Herrn A. Röhr im Konzerthaus Sanssouci" ein Konzert veranstaltet, welches glänzend verlief. Die vorgetragenen Chöre von Bwisfig, Silcher , Handwerg, Tschirch, Röhr, Isenmann und Schmidt zeigten, daß die Röhr'sche Gruppe" zu fingen versteht und daß fie es ernst mit der Kunst nimmt. Die Aussprache und Intonation ist überall lobenswerth; uns gefiel ganz besonders das vortreffliche piano" und das Bus und Abnehmen. Hatten uns schon die Chöre so manches Bravo entlockt, so wurden wir von Der im zweiten Theile aufgeführten phantastischen Operette Des Sängers Fluch ", Tert von Quidde und Röhr, Mufil Don R. Thiele, geradezu überrascht. Das war feine Dilettanten Aufführung! Die Damen und Herren- nur Vereinsmitglieder bewegten fich mit einer solchen Sicherheit auf den so heißen Brettern, daß wir ganz erstaunt waren. Kein Männergesang verein in ganz Berlin ist im Stande, eine solche abgerundete Operetten- Aufführung zu veranstalten! Wir haben wenigstens Aehnliches hier noch nie gehört. Die Handlung spielt in Afrika und ist recht unterhaltend. Da giebt es Eingeborene Neger und Negerinnen, deutsche Kaufleute, Matrosen und Soldaten". Jedes Bild brachte Neues und die verschiedenen, wohl von Herrn Röhr besonders eingelegten Chöre, wirkten prächtig. Die Solisten waren voll und ganz am Plaze; feiner fiel durch. Frau R., eine wundervolle Bühnenerscheinung- jeder Boll eine Königin sang und spielte die afrikanische Königin vor Berantwortlicher Rebatteur
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25 30 20 1 Kilo Weintrauben 80-100 70-80 60-100 100-120 60-80 Hiernach ist das Jahr 1885 von dem letzten Jahrfünft das ergiebigste hinsichtlich der voraufgeführten Früchte mit Ausnahme der Preißelbeeren gewesen, die im Jahre 1881 am billigsten waren. Am nächsten tommt das Jahr 1885 dem Jahre 1883, dagegen ist es zum Vorjahr 1884 in gar keinen Vergleich zu bringen, wie es überhaupt das theuerfte vom legten Jahrzehnt genannt werden muß.
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Haag, 20. September. Auch bei den Plaidoyers in dem Prozeß gegen Jeanne Marie Lorette war dieselbe ausgewählte Gesellschaft im Sigungssaale erschienen, wie bei den Berhandlungen. Der General Staatsanwalt hielt die Klage in ihrem ganzen Umfange aufrecht, erachtete den Mord als vorüberlegt und als einen Ueberfall, will aber mit Rücksicht auf die Jugend der Angeklagten sie ist 21 Jahre alt mildernde Umstände zubilligen und beantragt 10 Jabre 3wangsarbeit. Der Ver theidiger Anwalt Haas sprach vier Stunden, erklärte vorweg, daß er die Vertheidigung in diesem Liebesbrama nur als nobile officium" unentgeltlich angenommen habe, denn es handle fich um ein beschimpftes, nicht um ein schuldiges Weib, um ein Opfer der hohen Gesellschaft. Zuerst habe eine der höchstgestellten Persönlichkeiten Belgiens fie verführt und ihr, obwohl er verheirathet gewesen, die Ehe zugesagt, jest habe die Angeklagte die Verbindung mit Ealurada ergriffen, um ihre und ihrer Familie Ehre wieder herzustellen; fie sei in dem Glauben gehalten worden, derfelbe set urverheirathet, er werde sie heirathen von Seiten Saturadas nichts als Lüge! Er beleuchtete das Vorleben der Angelingten, ihre Führung in Scheveningen , die Erregtheit, durch Selbstmordgedanken ge steigert, in jener Nacht, bestritt energisch die vorbedachte Ueber legung und forderte Freisprechung. Er hob hervor, daß die Angeklagte in ihrem Lande, da dort Geschworene richten, ficher freigesprochen worden wäre. Auch hier hoffe er es, die Richter werden auf Ehre und Gewissen die Angeklagte freisprechen, und schloß zu ihr selbst gewandt mit den Worten: Jeanne Lorette, Sie dürfen den Eaal mit dem Bewußtsein verlassen, daß es in den Niederlanden Richter giebt". Das ganze Audi torium flatschte stürmisch Beifall, den der Präsident selbst nach einer so beredten Rede, wie sie der Vertheidiger gehalten" streng rügte. Jeanne, zum Schlußwort augelaffen, fagtech habe mich nur vertheidigt, um meine Ehre zu retten." Der Präsident seste die Urtheilsverkündigung auf den 24. d. Mts. Nachmittags 3 Uhr an. Auf der Straße wurde der Wagen des Vertheidigers von Hunderten, die laut ihren Beifall bezeugten, esfortirt.
r. In unserem zoologischen Garten macht sich gegen wärtig der Uebelstand bemerkbar, daß die Bezeichnung der Thiere an zahlreichen Käfigen fehlt, wodurch der Besuch des Gartens vielfach nuplos und jedenfalls in seinem unterrichtenden Werthe geringer wird; namentlich fehlen zahlreiche Schilder am Antilopenhause, am Hirschgehege und an der Hühnervoliere, auch noch an vielen anderen Käfigen. Wenn es auch richtig ist, daß die Hauptaufmerksamkeit der Garten besucher bisher stets dem nedenden farbigen Menschenfleisch zu. gewendet war, daß sich auf dem Raume zwischen dem Affenhaus und Raubthierfäfig präsentirte und manchmal sogar eine erstaunliche Anziehungskraft auf junge Damen ausübte, so sollte die Gartenverwaltung doch das Eine thun und das An bere nicht laffen. Während der zoologische Reichthum des Gartens durch Nubier, Singhalesen und andere Menschenracen vervollständigt wird, fönnte den weniger organisirten Geschöpfen wenigstens ihre korrekte Bezeichung gesichert werden, wobei es ganz dahingestellt bleiben kann, ob der Anblick un
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Vermischtes.
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Ihr Landaufenthalt. Die Abende und Nächte verbringt fie in einem mit Marmor getäfelten Raume, der die Hise nicht zuläßt. An schönen Tagen promenirt fie im faftigen Grün, auf den schattigsten Wiesen, wenn im geringsten eine Abnahme der Temperatur wahrzunehmen, bringen geschäftige Diener feine wollene Hüllen für ste. Täglich besucht fie ein Arzt, um nach ihrem Befinden zu fragen, ein halbes Dugend Diener ist mit ihrer Pflege betraut. Von Beit zu Zeit empfängt fie Besuche, die ihr in schwungvollen Worten ihre Bewunde rung ausdrücken. Im Hintergrunde des Gartens, in einer Felsengrotte, pflegt sie zu baden, doch muß vorher das Waffer ftrenge geprüft werden, um fie feiner Gefahr auszusetzen. Die also Gepflegte und Gehütete ist die Stute Blossom", der Stern des Epsom Rennens." Glückliches Thier!
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Sieran eine Beilage.
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