mit dem Bebauungsplan von Berlin   und man wird er staunen, welche Unterschiede zwischen beiden find. Da findet man noch überall vorspringende Straßentheile und hemmende Zäune, der berüchtigte Engpaß ist da noch ganz genau angegeben, da giebt es nur eine punktirte Verlängerung Der Großbeerenstraße, da giebt es teine Monumentenstraße bis zum Denkmal und nur eine ganz schmale, überall durch Zäune versperrte Bülowstraßen Linie. An vielen Stellen ist, wie der Bei liner zu sagen pflegt, die Welt mit Brettern vernagelt; Turz, jene ganze heutige Misere des Stadttheiles am Kreuzberg  tritt uns im grellsten Widerspruch mit den Angaben des Planes des hygienischen Führers durch Berlin   vor Augen. Die Noth tufe der Bewohner des unregulirten Theiles der Kreuzberg­straße an die städtischen Behörden haben nicht aufgehört zu erfchallen, und es ist auch schon manch' fleiner Theelöffel voll Abhilfe geschaffen worden. Die Straßenreinigung hat sich schon manchmal bemerkbar gemacht, es ist ferner eine Schaar von drei neuen Petroleumlampen aufgestellt worden, ja, man hat fogar eine Regulirung der Kreuzbergstraße für das Jahr 1886 in ,, Aussicht" genommen und es find zu diesem Zwecke die er forderlichen Terrains von der Mehrzahl der Adjazenten un entgeltlich an die Stadtgemeinde abgetreten worden. Sonst aber ist alles beim Alten geblieben! In einem uns vor liegenden Aktenstüde, welches eine Reihe von Schreiben zwischen den Adjazenten und dem Magistrat enthält, befindet sich ein sehr merkwürdigen Bescheid. In diesem Schriftstück wird die Angelegenheit der Regulirung der Kreuzbergstraße plöglich in ein anderes Fahrwaffer gelockt, indem sie abhängig gemacht wird von der Ausführung eines anderen großartigen Projektes, das vielleicht niemals, vielleicht erst nach vielen Jahren zu Stande fommen wird. Man staune: Erst wenn die langwierigen Vers handlungen zwischen dem Staate und der Stadtgemeinde wegen Anlegung des voraussichtlich Millionen kostenden Kreuzberg­partes zu gewiffem Abschlusse gediehen sein werden, dann erst wird es möglich sein, jenen dringenden Nothständen der Kreuz­bergstraße abzuhelfen. Wie nun aber dann, wenn überhaupt jene Verhandlungen, wie leider zu befürchten steht, zu feinem Abschlusse gelangen? Dann bleibt die Kreuzbergstraße wohl für ewig unregulirt? Was haben denn überhaupt diese beiden Angelegenheiten mit einander zu schaffen? Was hat die von Kloaten verpestete Luft, die Schmußmaffen des Straßendammes, die menschenschindende Schlucht mit jenem vornehmen, groß artigen Plan zu thun, der unserem Nationaldenkmal auf der Spize des Berges eine würdige Umgebung verschaffen will? Hängen beide Projekte etwa darum zusammen, weil zur Regu. lirung der Kreuzbergstraße einige wenige Quadratmeter fiskalischen Terrains erworben werden müßten? Nun gut, so erwerbe man ste doch! Wie ein mächtiger Keil schiebt sich das Schienenge wirr der Potsdamer- und Anhalter Eisenbahn von Südwesten her bis tief in die bewohnten Stadttheile Berlins   hinein, und hemmt den Verkehr zweier Stadttheile untereinander mit nahezu 200000 Einwohnern. Auf einer Strecke, die viel länger ift, als Die Entfernung Dont Brandenburger Thor nach dem Alexanderplatz  , bildet dieses Schienennet zwischen dem Westen und Südwesten von Berlin   eine chinesische Mauer, die nur am Kanal eine Durchlaßstelle besigt. Den zweiten Verkehrsweg zwischen beiden Stadttheilen bildet die unregulirte Kreuzbergstraße. Freilich fönnten die Väter der Stadt ein, wenden, daß ja auf dem Papiere noch die schöne breite Blücher straße als dritte Verbindung verzeichnet stehe. Wie aber fagt in einem Gedichte von Fritz Neuter ein Lehrjunge, der sich über das schlechte Effen beschwert hatte, als sein Meister die Richter entrüstet fragte, ob Rindfleisch und Pflaumen nicht ein schönes Gericht fei? Er sagte: Rindfleisch un Plumen find een schön Jericht, blos mine Herr'n, id friegt man nich!" Es tönnte Jemand endlich denken, daß die allseitig anerkannten Nothstände der Kreuzbergstraße nur aus dem Grunde noch nicht gehoben worden sind, weil hierzu sehr bedeutende Kapi­talien erforderlich seien. Dies ist jedoch durchaus nicht der Fall; denn die Stadt befist bereits fast das ganze zur Regu. lirung nöthige Straßenterrain, und würde auch, da die Straße fofort ganz bebaut würde, die Auslagen für Freilegung, erste Einrichtung, Pflasterung und Entwässerung sofort von den Ad­jazenten zurückerstattet erhalten. Man begreift demnach wirklich nicht, warum die Väter der Stadt so lange mit der endlichen Reguliruna zögern, ebenso wenig wie fich die gewaltsame und fünstliche Vermischung dieser Frage mit dem Schmuckprojekt oben auf dem Kreuzberg   begreifen läßt.

Vom 1. Oftober an wird bekanntlich die Görliger Bahn an die Stadtbahn angeschlossen sein. Die fönigliche Eisen­Die fönigliche Eisen­bahndirektion Berlin   erläßt soeben die dahin zielende Bekannts machung. Von allen Berliner   Bahnen sind nun nur die An­halter und die Stettiner noch nicht in den durchgehenden Verkehr hineingezogen. Auf die Entwickelung der Vororte im Südosten Berlins   wird dieses Anschließen an die ins Herz Berlins   führende Bahn von unberechenbarem Nußen sein. Der Görliger Bahnhof war zu sehr entfernt von den Geschäfts­zentren es giebt schon mehrere derselben in Berlinum irgendwie ernsthaft in Frage zu kommen, wenn ed fich um dauernde Ueberfiedelung in Vororte handelte.

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sich nach Lowatsch senkt, reite ich auf einen Berg. Die uns zugefehrte Seite bedecken Logements, Tranchen und kleine Gräben. Vom Fuße des Berges an überall feindliche Leichen; besonders groß ist ihre Bahl auf dem Gipfel, wo die Geschütze standen. Schau, wie sie diefem die Fraße zugerichtet haben! Den ganzen Backenknochen fortgerissen ." bemerken die Soldaten, die Leichen betrachtend. Ein schwarzer bärtiger Türke liegt da, das Gesicht in den Sand gedrückt, die Hände ausgestreckt. Einer der Soldaten wendet ihm den Kopf mit der Stiefelspitze um. Alle sehen zu, machen Bemerkungen, spuden aus und gehen weiter. Von hier sieht man deutlich die Stadt. Hinter ihr auch die Re­bouten. Es ist vier Uhr. Das Kleingewehrfeuer wird ftärker, ber allgemeine Angciff beginnt. Auf dieser Seite der Osma drängen sich die Soldaten längs dem Ufer und suchen eine Furth. Dort weiter sind ebenfalls Unsrige. Noch weiter ebenfalls... ho ho! In wie großer Bahl die Unsrigen sich hier sammeln! Ew. Wohlgeboren! Der Ge­neral ist ungehalten, daß Niemand mit ihm ist, alle forts geritten", so meldet mir ein im Galopp den Berg hinan reitender Rosat. Wo ist der General? Er ritt borts hin, der Stadt zu." Ich reite weiter. Am Fuße des Ber­ges läuft die Chaussee in einem breiten Streifen und senkt fich dann der Stadt zu. Rechts eröffnet sich ein Blick auf die feindlichen Redouten. Gegen sie operirten bereits acht Geschüße mit Erbitterung. Balb hier bald dort verstummt ein Geschütz auf einen Moment; Rauch ringsum. Nicht den General gesehen?" frage ich einen Artilleristen. Er ritt eben mit einem Rosaten vorüber, wohl in die Stadt." " Ist die Stadt besetzt?" Infanterie ging schon vor einiger Seit dorthin ab." Ich sehe nach.

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Auch die Ausflüge nach der Oberspree, die bis jetzt aus­schließlich per Dampfer gemacht wurden, werden eine ungeahnte Ausdehnung gewinnen und fürs erste hoffentlich ein wenig zur Entlastung des Riesenverkehrs auf dem Potsdamer Bahnhof beitragen. Die Oberspree hat übrigens den jezt ein­getretenen Zeitpunkt theilweise estomptirt. Die Entwickelung ist schon in den legten Jahren eine beschleunigtere gewesen und man ist in den Vororten des Südostens auf Zuzug ges rüstet. Der Bahnhof Friedrichstraße   allerdings wird neue Auf­gaben an fich herantreten sehen. Man sollte faum glauben, so schreibt die Nat. 3tg.", daß er eine Steigerung seines Vers tehrs noch vertragen fönnte. Und dennoch wird er auch mit den neuen durch ihn pasfirenden Bügen mit spielender Leichtig feit fertig werden. Das Berliner   Publikum ist so außerordent­lich gut geschult und hat so schnell gelernt, mit den Minuten zu rechnen, daß in dem koloffalen Getriebe dieses Welt Kno­tenpunktes fich das Expediren der Kommenden und Gehenden schneller vollzieht, als auf den abseits liegenden Nebenstationen mit unbedeutendem Verkehr.

Der Hausvoigtetplatz wird schon im Oktober mit der Taubenstraße durch eine breite Straße statt des berüchtigten jezigen Bullenwinkelganges" verbunden sein. Die jetzt noch stehenden zwei Häuser müssen bis zum 1. Oftober niedergerissen sein und dann soll sofort der Uebergang der Straße über den schon halb verschütteten Grünen Graben" durch die Auf­mauerung eines festen Grundes bewerkstelligt werden. Von den alten Gebäuden des Hausvoigteiplages bleiben alsdann nur noch vier( vorläufig) stehen.

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g. Seitens der Marktpolizei wird jezt auf das Strengste darauf geachtet, daß vor den Ständen der Gemüsehändler feinerlei Gemüseabfälle auf die Fußsteige fallen oder liegen bleiben, da hierdurch wiederholt Unglücksfälle entstanden find und die Paffage gefährdet wird. Kontraventionen ziehen eine Strafe von 3 Mart nach sich.

hfs. Zum Kapitel vom kaufmännischen Lehrlings­wesent theilt ,, Der Handlungsgehilfe  ", das hiefige Fachorgan für fonditionirende Kaufleute, mit, daß ein Berliner   Haus der Seidenwaarenbranche( nahe dem Hausvogteiplage), welches seine Lehrlinge mit großen Paqueten beladen durch die Straßen zu schicken pflegt, unlängst behufs Erledigung einer größeren Kommission für ein bedeutendes Konfektions Geschäft, wahr­scheinlich in Ermangelung eines Hausdieners, zwei seiner Lehr­linge, junge Leute von schwächlicher Körperfonstitution, mit einem beladenen Handwagen zu dem betr. Hause sandte. Kom­mentar überflüffig.

i. Eine vereitelte Hochzeitsfreude hatte gestern der Klempnergeselle B. Derselbe wohnte hier in Berlin   in der Friedrichstraße mit einem Schuhmachergesellen zusammen in Schlafstelle. Mit einem Lichterfelder   Hausmädchen war B. schon längere Zeit verlobt und sollte am 1. Oftober d. J. die Hochzeit sein, zu welcher Zeit fich B. auch in Lichterfelde   an­fäffig machen wollte. Schon seit Jahren hatte er unter allen möglichen Entbehrungen zu seiner Hochzeit gespart und für das sauer erworbene Geld jezt angesichts seiner bevorstehen­den Verehelichung Wäsche, Betten und Geräthschaften zur Ausrüstung seiner Wirthschaft eingekauft; diese Sachen sowohl, Ausrüstung seiner Wirthschaft eingekauft; diese Sachen sowohl, wie auch baares Geld verwahrte er in einem mächtigen Koffer auf in seiner Wohnung. Als B. gestern von Lichterfelde   nach Hause zurücklehrte, war dieser Koffer verschwunden, auf dem Tisch aber lag ein Bettel mit den Worten: Ich danke bestens für die schönen Sachen, die kann ich famos gebrauchen! Adieu Sie! Bugleich mit dem Koffer war auch der Schuh­machergeselle auf Nimmerwiedersehen verschwunden und hat die bisher vorgenommene Verfolgung des frechen Diebes leider noch fein Resultat ergeben.

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Die wegen Kindesmordes erfolgte Verhaftung eines jungen Mädchens hat im benachbarten Steglis die Gemüther in hohem Grade erregt. Die Verhaftete ist die 21 Jahre alte Lina K., ein sehr hübsches Mädchen, die Tochter eines Schloß­beamten in Mecklenburg, die vor einiger Zeit nach Berlin   ge­tommen war und hier in einer achtbaren Familie eine Stellung als Gesellschafterin bekleidete. In dieser Stellung lernte sie im vorigen Jahre den wohlhabenden Kaufmann B. kennen. Das Verhältniß blieb nicht ohne Folgen, und Lina K. verließ in Folge dessen ihre Stellung und bezog eine von ihrem Lieb haber gemiethete Privatwohnung in der Invalidenstraße, wo­felbft fie. Unterricht in fremden Sprachen 2c. ertheilte. Später suchte sie durch ein Zeitungsinserat zum Bwed ihrer Entbin dung Aufenthalt und Pflege in einer diskreten Familie. Auf diese Annonze meldete sich der penfionirte Rittmeister L. in Stegliz, bei welchem Lina K. im Juli d. J. Wohnung nahm, und vor 14 Tagen einem Kinde das Leben gab. In voriger Woche starb das Kind und vor der Beerdigung äußerte die Mutter zu ihrer Wirthin: Die Leute reden zwar, das Kind hat so merkwürdig verzerrte Büge, indeß ist es besser, daß das Kind jest mit verzerrten Bügen beerdigt wird, als daß es mit dem Matel der Unehelichkeit an der Stirn umherläuft." In Der letzten Woche tränkelte Lina R. mehrfach an den Folgen der Entbindung, und als in der Nacht am Freitag ihr Bu stand fich verschlimmerte, glaubte fie, ihr legtes Stündlein sei

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gekommen und verlangte nach einem Geistlichen. Gleichzeitig erzählte die Grängstete ihren Wirthsleuten und auch der Hebes amme, daß fie ihr Kind vergiftet habe. In Folge dieses offe nen und wiederholten Geständnisses wurde der Behörde Ans zeige erstattet und Lina K. wurde verhaftet und vorgestern nach dem Untersuchungsgefängniß in Moabit   überführt. Vor dem Untersuchungsrichter hat fie bei ihrem ersten Verhör ihre Ans gaben widerrufen, so daß die Erhumirung der Leiche angeordnet worden ist.

Der hier ergriffene Halsbandschlosser Wilke ist den Transporteuren, die ihn in die Frien- Anstalt nach Sorau   zu rückbringen sollten, gestern Nachmittag auf dem Bahnhofe Alexanderplat   wieder entsprungen. Grober Unfug wurde vor mehreren Tagen gegen eine in der Boffenerstraße wohnhafte Beamtenfrau dadurch verübt, daß zwei unbekannte Frauenspersonen eine Hebeamme und einen Arzt der Frau unter der Angabe zuschickten, daß legtere beren Hilfe benöthigte, was indeß keineswegs der Fall war. d

Antisemitische Streiflichter. Durch die Zeitungen ohne Unterschied der Parteistellung geht folgende Notiz über den Nugen der Annonsen: Rudolf Herzog  , der bekannte Mode maarenhändler in Berlin  , giebt für seine Geschäftsanzeigen in Als ich nicht inserirte," den Zeitungen jest 400 000 M. aus. fagte er jüngst im Kreise seiner Freunde, hätte ich so geringen Umsaß, daß ich beffer gethan hatte, das Geschäft zu schließen. Dann begann ich zu inseriren. Ich wendete im ersten Jahre 1000 M. Daran, und mein Umfat stieg auf 30 000 M.; im britten Jahre verwendete ich 10 000. auf Inserate, mein Umfaz bezifferte sich auf Hunderttausende, und jest beträgt er Millionen und mein Gewinn steht im Verhältniß dazu. Alles, was ich habe, mein Weltname, mein Millionengeschäft ver danke ich nicht allein der Reellität der Geschäftsführung, son dern zu 90/100 der Macht der Zeitungsanzeigen. Ich bin zu der Gewißheit gekommen, daß heutzutage fein Geschäft ohne Die Macht der Zeitungsannonzen in die Höhe kommen und geminnbringend sein fann. So machen es die Juden! muß doch hier jeder ehrsame Zünfiler und Antisemit ausrufen­Herr Hezog ist aber selbst Führer der Antisemiten in Berlin   und für dieselben bereits vielleicht an 100,000 Mt. geopfert. Aus der Mittheilung des Herrn Herzog scheint ersichtlich, daß er ebenso angefangen hat, wie die anderen Kleider, Bänder, Spißen Juden( ob getauft oder ungetauft, bleibt fich gleich); der Groß Jude, gleichviel welcher Konfeffion, nimmt mit den erworbenen Millionen den nobel aristokratischen Anstrich an, zu dem auch etwas Antisemitisches gehört. Den Unterschied macht nur die Rivalität zwischen den chriftlich getauften Juden und den jüdischbesch- Juden. Wenn Herzog feinen jüdischen Kommis bei fich duldet, so giebt es auch Juden, die in ihrem Geschäft und Komptoir feinen Kom­mis mögen, dessen Nase einen gewiffen Typus trägt. Der Marchese Gumpelino, den Heine vor 60 Jahren schilderte, und die gleichfalls von Heine skizzirte Gräfin Gudel von Gudels feld fönnen auch heute noch als Spiegelbild für manche Ber liner Größen gelten. Natürlich können die großgewordenen Juden, die fich zum Freiherrn   und Baron aufgeschwungen ha­ben, fich nicht den Vortheil des Antisemitismus zu eigen ma­chen. Sie haben auch keinen Schaden von der Antisemiten­hete; die Rothschild, Bleichröder   u. s. m. gehören der konser vativen Partei an und die Salons der Berliner   Finanzgrößen werden von Fürsten   und Grafen nicht verschmäht. Die Judenheße ist aus sehr gemischten Grunden entstanden. Die Haupt- Antisemiten hassen in den Juden die Heine, Börne u. s. w., welche die Geister revolutioniren halfen, und möchten ihnen gerne den ganzen Mühlendamm überlassen; da fie aber wenig Anhang im Volle gewinnen würden, wenn fie die Juden wegen des zerseßenden" Geistes jener Mits fämpfer am Fortschritt denunziren würden, so sezen sie ihren Hebel am Mühlendamm an. Da finden fie dann, abgesehen von dem Neid und der Mikgunft der Konkurrenz, in dem mehr und mehr gefühlten Druck des fleinen Geschäftsmannes und Hand­werkers durch die Macht des Kapitals, die sich ihm vornehm lich auffällig in der Person des Juden repräsentirt, einen Bundesgenossen. Der Kampf und die Hege gegen das jüdische" Kapital dient dann auch zur Ablenkung von der Bewegung gegen die Kapitalsherrschaft überhaupt." Ueber das Wesen der von Leuten à la Hofprediger Stöcker, von den orthodoxen und junkerlich feudalen Reaktionären betriebenen Sozialreform zu Gunsten des Handwerkers werden den Handwerksmeistern, wenn es noch nicht bereits geschehen, doch recht bald die Augen aufgehen. Die großen Juden, die man seiner Zeit als Wau­Wau zur Heße benußte, stehen heute noch höher da wie sonst und werden auch von den Antisemiten jest verschont gelaffen. Der Kampf gegen die allgemeine bürgerliche Freiheit hüllt sich in der Zeit der neuen Reichsherrlichkeit in alle möglichen Masken, so daß man fich wirklich nur wundern muß, daß fich Leute noch von diesen täuschen lassen. Die technische Kommission für Seeschifffahrt tritt am 5. Oktober hier zusammen, um den Entwurf des Unfallvers ficherungsgefeßes für Seeleute einer begutachtenden Berathung zu unterziehen.

einer Seite auf die andere und berührt hin und wieder den sei. Wir passiren die Brücke, marschiren durch die Straße Rücken des Pferdes. Hinter ihm versucht ein donischer und nähern uns schon dem bestimmten Ort. Da ereignete Rosat, ohne Pife, in den Steigbügeln stehend, vorgebogen, sich etwas ganz unerwartetes. Während wir durch die ihm im Trab zu folgen. Der General reitet zu mir heran Straßen ziehen, geht alles gut, der Feind sieht uns nicht, und ruft gereizt: Begeben Sie sich sofort zum Fürstenfelten pfeifen verirrte Kugeln. Schon liegt der Begräbnißplat Imeretinsky, bringen Sie mir um jeden Preis Verstärkung, vor uns. Doch wo ift Stobelem? Er ist nicht zu sehen. nicht weniger als zwei Betaillone. Und nun vorwärts, Raum zeigt sich unsere Tête auf dem Platz, als der Feind schnell!" Ew. Exzellenz, wo treffe ich Sie?"" Hier, ein so mörderisches Feuer auf uns eröffnete, daß die Be­auf diesem Platz." 3u Befehl!" Ich fliege davon. wegung sofort aufhört. Was auf dem Platz, ist todt oder Das Flintenfeuer erreichte eine furchtbare Stärke und ver- verwundet. Wirbelartig fallen die Kugeln auf die Lehm­schmolz zu einem ununterbrochenen Getöse, wie ich weder zäune und Wände der Häuser. Die vorderen Reihen der früher noch später hörte. Es war etwas unglaubliches, das Soldaten machen Kehrt und drängen auf die hinteren; daher rührte, daß in eben dem Augenblick 8000 Feinde daher rührte, daß in eben dem Augenblick 8000 Feinde diese dringen nach vorne. Vollständigste Verwirrung herrscht. dicht bei den Redouten mit 20 000 der Unfrigen zu Der Oberst und die Bataillonskommandeure springen von sammenstießen. Der Kanonendonner war vestummt, nur den Pferden und eilen um die Ecke, Deckung suchend; ich das Kleingewehrfeuer fnatterte. Allahrufe und Hurrah er- hinter ihnen. Todte sperren den Weg und hindern die Be­tönten. Alles das ging auf dem Raum etwa einer Quadrat- wegung. Auf den Knieen kriechen die Verwundeten, Rettung werft vor sich. suchend.

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Imeretinsky mit seinem Stabe fand ich auf dem Rothen Berge", von dessen Gipfel er den Gang der Attaque beobachtete, Er ritt dort Attaque beobachtete, Ew. Durchlaucht, General Stobelem verlangt Verstärkung," meldete ich ihm. Oberst Parenzow," wendet sich der Fürst an den Stabschef, was haben wir noch in der Reserve?"" Das E....' sche Re­giment, Durchlaucht."-" Nun, so geben Sie ein Bataillon."

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Unten am Berge stößt die Chauffee an die Brücke. 3u ihren Seiten stehen halbzerstörte Buden, die Stadt ganz leer. Die Häuser geplündert, die Scheiben zerschlagen, die Thüren sperrweit offen. Ueberall Rupfer-, Holz- und Thon­gefäße, Kissen, Decken, Kleider, Kasten, Bücher und ganze Berge von Tabak. Von der Hauptstraße tomme ich auf den Begräbnißplat, hinter dem die Stadt sich noch fort­feßt. In der Mitte des Begräbnißplates sehe ich Stobelem und Kuropatkin im Gespräche. Alexej Nikolajewitsch reitet in furgem Galopp irgend wohin, sein Säbel schlenkert von

" Ich habe den Befehl, Durchlaucht, nicht ohne zwei Bataillone wiederzulommen," wiederholte ich hartnädig. Nun, wie dann? So nehmen Sie zwei." Fragend wandte sich der Fürst an Parenzow. " Oberst G m befehlen Sie, zwei Bataillone zu formiren. Ssotnik Weresch tschagin wird sie führen," erklärt der Stabschef dem Regiments­Kommandeur, einem kleinen, schnurrbärtigen Oberst mit einem sehr sympathischen Gesicht. Der Kommandeur ruft: Erstes und zweites Bataillon unter's Gewehr!" Dann fchreitet er zu seinem Pferde. Einige Minuten später, nachdem wir Imeretinski gegrüßt, seßen wir uns in Be wegung. Auf den Redouten waren wir bemerkt worden Obgleich bis dahin mindestens drei Werft waren, begannen doch die Kugeln um uns zu pfeifen. Neben mir ritten ernst ber Regimentskommandeur und die Bataillonskommandeure. Ab und zu fragten sie, wohin ich sie führe, wo der General

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In diesem Moment erscheint von der entgegengesetzten Seite des Begräbnißplages, aus einer Straße, Stobelew, ohne zu eilen und vollständig ruhig langsamen Schrittes. Noch ahnt er unsere Unordnung nicht. Im Moment bin ich auf dem Pferde, sprenge zu ihm Wo blieb die Furcht? Die Bataillone sind hier!"" Warum führten Sie dieselben hierher?" ruft er aus und nimmt plößlich wahr, was vor geht... Faft gerieth er in Wuth. Was geht hier vor? Ordnung, Ordnung? Ich mache Euch nieder, Kanaillen!" Mit entblößtem Säbel sprengt er zu den Soldaten. Wo find die Offiziere, wo die Bataillonskommandeure? Rehrt, führen Sie sie auf Umwegen zurück!" Raum zwei Minuten vergingen, als alles den früheren Anblid gewinnt: Die Bataillone ziehen in Ordnung, in gleichem Schritt durch dieselbe Straße und verlassen auf einem Umweg die Stadt. Eine Werst hinter uns erheben sich die feindlichen Re­

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Doch waren wir kaum hundert Faden weit marschirt, so sprengt der Lieutenant Karandejem mit einer Meldung an den General. ,, Die Türken sind auf der Flucht, Ew. Exzellenz, die Rofaten segen ihnen nach." Der Kampf en­dete um sechs Uhr Abends.

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