i t d« Redner zu verhaften begannen. Sobald ein Redner am- im war, nahm ein anderer seinen Platz ein. Mnf Sozialisten, die rothe Abzeichen trugen, wurden ebenfalls festgenommen und das Banner der sozialdemokratischen Föderation wurde mit Beschlag belegt. Auf Antrag Dr. Aveling's wurde eine Re° solulion gefaßt, diegegen die Versuche der Polizei, auf das Geheiß der privilegirten Klaffen, die Redefreiheit zu beeinträch- tigen", protestirte. Die Polizei rechtfertigt ihr Einschreiten gegen die Sozialisten, daß sie durch das Abhalten von Ver- sammlungen in, den Straßen Verkehrsstörungeu verursachen. Die Ealutisten, die Temperenzler und die Straßenvrediger, die ebenfalls große Menschenmaffen um sich versammeln, laßt fie mdeß ruhig gewähren. Die verhafteten Sozialisten, darunter zwei Deutsche  , Namens Simon Kohen, ein Stockmacher, und «ermann Bachan camp, ein Zigarrmmacher, wurden gestern Nachmittag dem Richter des Themse  -Polizeigerichts vorgeführt unter der Anklage, der Polizei Widerstand in der Erfüllung ihrer Pflicht geleistet zu baden. Sechs wurden zur Zahlung einer Geldbuße von 40 Schillingen   oder einem Monat Ge- fängniß, ein siebenter zu zwei Monaten Zwangsarbeit verur- theilt. Frankreich  . Pariser   Blätter dringen einen Protest von 23 rumelisch- griechischen Studenten in Paris   gegen die Nachricht,daß auch die griechischen und türkischen Minoritäten Deputationen geschickt hatten, um der provisorischm Regierung zu danken." Dergleichen Zustimmungen könnten nur erpreßte sein. Es heißt dann in dem Proteste weiter: Diese griechische Minorität iählt nicht weniger, als 60 000 Seelen. Entrüstet über die Verletzung des Berliner   Vertrages durch die Behörden der autonomen Provinz, müde der unablässigen Verfolgungen der Bulgaren   gegen die griechischen Schulen des Landes, zieht fie tausend Mal die türkische Herrschaft vor. Leider kann sich unsere Stimme kein Gehör verschaffen, aber man stelle uns doch wenigstens nicht in den Augen Europas   als bereit hin, die Vermenaung der Racen in dre panslavistische Maffe anzu« nehmen. Wir ziehen vor» Türken zu bleiben, wenn man uns nur manchmal in unseren Schulen die ruhmreiche Geschichte und die Traditionen unserer Vergangenheit laut lesen läßt. 9n dem Augenblick, da wir unS zu Bulgaren   insgesammt um- gewandelt sehen, wenden wir rumelisch-griechische Studenten uns an die französische   Presse, für unsere Landsleute, die, von der erdrückenden Majorität der Slaven bedrängt, nicht ihre Stimme zu erheben wagen." DieKöln  . Ztg." meldet, der Kriegs- Minister habe be- fohlen, den Offizieren bis auf neue Weisung keinen Urlaub zu ertheilen. Bei der Beerdigung des Kommune-Mitgliedes Arnaud entriß die Polizei Longuet, dem Redakteur desJustice", die rothe Schärpe, weshalb sich ein kleines Handgemenge entspann. .Spanien  . Die Palao-Jnseln find von Spanien   okkupirt. Nach einer Madrider   Meldung englischer Zettungen ist das Panzerschiff Arragon  " von den Karolinen  -Jnseln nach Manila   zurückge- kehrt, nachdem es alle die wichtigeren Inseln der Palao-Gruppe okkupirt und mit Garnisonen versehen. Der spanische Befehls« haber meldet, daß Spuren von Deutschen   auf keiner der Inseln zu sehen waren. Rußland. DiePolitische Korr." enthält folgende wichtige Meldung: Der Zar verbot den Zuzug von Volontären nach Ostrumelien und die Theilnahme russtscher Offiziere an der dortigen Bewe- gung. Moskau  , 23. September. Die heutigeMoskauer Zei- tung" spricht sich sehr entschieden gegen den Fürsten   Alexander von Bulgarien   und dessen Regierung, welche das bulgarische Volk unter dem Teckmantel des angeblichen Willens des Kaisers von Rußland   zu dem jüngsten thörichten Schritte verleitet habe, aus. Die ganze Angelegenheit dürste in Nichts verlaufen, wenn die Türkei   ihre Truppen einstweilen noch nicht ein- rücken lasse und Rußland   energisch auf dem statu» quo ante bestehe. Serbien  . Belgrad  , 22. September. Die Führer der radikalen Partei beschlossen, das Organ Odjek eingehen zu lassen, weil in Folge des in den radikalen Bezirken publizirten Standrechtes aller Verkehr im Innern des Landes abgebrochen und ein Rapport weder mit der Partei noch mit der Redaktion möglich ist. DiePolit. Korrcsp." vom 23. September bringt folgende Meldung aus Belgrad  : Die Mobilifirung und anderweitige Maßnahmen des serbischen   Kabinets bezwecken, Serbien   in Bereitschaft zu setzen, um für die Erhaltung des durch den Berliner   Vertrag geschaffenen statu» quo auf der Balkan  - Halbinsel einzutüten, oder, falls es zu einer neuen Gruppirung der Interessen auf dem Balkan   kommt, Serbien   in den Stand zu setzen, seine vitalen Interessen in ernste Erwägung zu ziehen. Der Minister deS Auswärtigen hat in diesem Sinne ein Rundschreiben an die Vertreter Serbiens   im Auslande ge- lichtet._ sie von dort vertrieb, nur eine kurze Sstecke nach dem nächsten Bergabhange hinaufzustreigen brauchten, um einen »och viel bessern und genauen» Ueberblick über das dicht- belebte Thal und die vorläufige Truppenaufstellung zu ge- Winnen. Außerdem war ja noch Friede, wenn man auch schon seit Wochen der Ankunft des Kuriers entgegensah, welcher den längst ersehnten Befehl zur gewaltsamen Besitz- ergreifung des Gebirgspasses und zum demnächstrgen Ein- warsch in das Salzseethal überbringen sollte. ..Welch eigenthümliche« Anblick gewährt das Thal," bemerkte Hertha träumerisch, halb zu ihrem Onkel gewendet, "wie Alles glänzt und flimmert, und welcher Frohsinn»n ben Reihen unserer Feinde zu herrschen scheint! O, eS sind lhrer viele, zu viele, als daß unser Volk ihnen lange Wlder- stand zu leisten vermöchte!" ..Zu viele?" fragte Jansen düster, und etwa» von seinem ftüheren Fanatismus sprach auS serner Physiognomie, '»dem er, wie um die Stärke der Truppen abzuschätzen, seine Blicke langsam von Süden«ach Norden herumgleiten ließ. viele?" wiederholte er,glaube daS nicht, mein Kind, % sind Söldlinge, die, weil sie zur Arbeit zu träge find, geringen Lohnes willen die Waffen ergriffen haben. und wären es ihrer noch zehnmal so viel, waS»vollen sie Ausrichten gegen diese Streiter unseres Volkes, die ihren Herd, für ihre Familie und ihren Glauben Kämpfen? Der Geist des Herrn ist mit unserm Volke, wb das wiegt in der Wagschale des KriegiglückeS schwerer, ®18 ihre wohlgeschulten Regimenter, und zählen dieselben 54 Tausenden. Laß sie heranrücken gegen unsere Pässe. ,» hast ja gesehen, wie jeder Fußbreit in denselben von 5seren mörderischen Kugeln beherrscht werde« kann. Laß Jw heranrücken, ja, ganz durch die engen Felsschluchten nachdringen, und von alle», welche Du hier vor Dir wird es nur wenigen vergönnt sein, einen Blick auf f-, r 6 heilige Stadt zu werfen, um diesen Genuß aber auch 'gleich mst dem Leben zu bezahle«. Fürchte daher nicht», cSW-JiebeS Kind, baue mit frommer Hingebung auf die iviZr�igkeit unseres Erlösers. Höre, wie fie singen und c, in, die Amalektiker. In ihrer Vermessenheit erkennen »'cht, daß die strafende Hand des Herrn über ihnen Türkei  . Aus Konstantinopel   kommen folgende Nachrichten:Tur- guie" erklärt, daß der Ernst der Ereignisse in Ostrumelien die Pforte zum Eingreifen nöthigen werde; die Pforte werde ihre Pflicht mit eben so viel Festigkeit wie Mäßigung er- füllen. In Folge der aus Rumelien   eingegangenen Nachrichten wurde in einem bereits am Sonnabend unter dem Vorfitze des Sultans stattgehabten mehrstündigen Ministerrathe die Frage diskutirt, ob die Pforte kraft des»hr durch das organische Sta- tut zugesprochenen Rechtes Truppen nach Rumelien   entsenden solle. Die Meinungen der Minister waren getheilt; einige befürworteten die Entsendung von Panzerschiffen mit 2000 Mann Truppen nach Burgas  (Ostrumelien), sowie den Ein- marsch nach Macedonien; andere waren der Anficht, daß zu- nächst die Vertragsmächte konsultirt werden müßten. Vor- läufig wurden einige Bataillone von Adrianopel   in der an der Grenze liegende Stadt Mustapha- Pascha zusammengezogen. Die Pforte hat an die Eignatarmächte des Berliner   Vertrages ein Rundschreiben gerichtet, in welchem fie gegen das Verbal« ten des Fürsten von Bulgarien   und die Verletzung des Ver- träges Protest erhebt und erklärt, der Sultan   habe beschloffen, die ihm laut Artikel 16 des Berliner   Vertrages zustehenden Rechte effektiv auszuüben. Aus Salonichi wird unterm 21. d. gemeldet: Nach Be­richten aus Prisrend in Ober- Albanien   haben Zusammen- stöße zwischen den türkischen Truppen und den Aldanesen des Distrikts Djakovo   stattgefunden. Beißet Pascha, der türkische Truppenkommandant in Prisrend, begab sich sofort mit fünf Bataillonen Infanterie nach dem Schauplatz der Feindselig- ketten. Lokales. t. Von einem tragischen Schicksal ist die Familie des Stenographen H.   heimgesucht worden. H. hatte den Feldzug gegen Frankreich   als Einjährig-Freiwilliger mitgemacht und das eiserne Kreuz erworben. Einige Jahre nach dem Feldzuge stellten fich bei H., der sich inzwischen verheirathet hatte, die Symptome eines schweren Nervenleidens ein, das H. fich nach der Vermuthung der Aerzte bei den Strapazen des Feldzuges zugezogen; ein Anspruch auf Jnvalidenpenfion stand dem Un- glücklichm, der in Folge seines Leidens auch seinem Berufe nicht mehr nachgehen konnte, nicht zu, da die Krankheit erst später als ein Jahr nach Beendigung des Feldzuges zu Tage trat. Unter diesen traurigen Verhältnissen fand er vor etwa anderthalb Jahren Aufnahme in der Anstalt zu Dalldorf. Da endlich erschien im vorigen Jahre die bekannte Kabinetsordre, welche die Prüfung solcher Jnvaliditäts Ansprüche anordnete, die nach dem Gesetz zwar nicht zu begründen find, deren Be- rechtigung aber aus Billigkeitsgründen anerkannt werden müsse. Auch H. machte nunmehr seine Ansprüche geltend. Alles war in Ordnung und nur sein Gesundheitszustand mußte noch von Seiten des Militärarztes festgestellt werden, zu welchem Zwecke fich dieser nach der Anstalt in Dalldorf begab. Der inzwischen in völliges Siechthum verfallene H. wurde von dieser Äztlichen Untersuchung derart erregt, daß er dem untersuchenden Militär- Arzte fast unter den Händen starb. Durch diesen Zwischenfall scheinen nun weitere Formalitäten nothwendig geworden zu sein, um eine Unterstützung der Familie des Ver- storbenen zu erreichen; Recherchen der Militärbehörde haben zwar nach dieser Richtung hin stattgefunden, aber bisher ist die Familie noch immer ohne jede Unterstützung aus Reichsmitteln f blieben. Man ficht, das Loos mancher unser tapfersten itkämpfer im letzten Kriege ist für fie und ihre Nachkommen ein recht bedauerliches. Zwei interessante Fälle von Hypnotismus(schlaff ähnlicher Zustand) gelangten vor kurzem auf derNervenab theilung" der löuigl. Charitee zur Beobachtung. Der erste Fall detraf eine 19 jährige Kindergärtnerin, welche im vergangenen Jahre in Folge Ueberanstrengung bei den Vorbereitungen zum Lehrerinnen Examen von Krampfanfällen heimgesucht wurde, die später fich so häufig wiederholten, daß fie rn der Charitee Aufnahme nachsuchen mußte. Neben rein epileptischen und hysterischen Anfällen beobachteten die Aerzte auch, daß die Patientin, sobald man fie einen Gegenstand fixiren ließ, oder einen kurzen Druck auf einen ihrer Augäpfel übte, in einen hypnotischen Zustand verfiel und das Bewußtsein verlor, so daß fie selbst sehr tiefe Nadelstiche nicht empfand. Bei Druck in der Nackengegend stieß die Kranke jedesmal einen eigen- tbümlichen, schnarchenden Ton aus, während Druck auf den Scheitel sofort einen blitzartigen Krampf des ganzen Körpers hervorrief. Das Erwachen aus der Hypnose ei-folgte gewöhn- lich von selbst nach 15 bis 20 Minuten, konnte aber durch Be- sprengen des Gesichtes mit kaltem Wasser beschleunigt werden. Bei der zweiten Patientin, einem 18 jährigen Mädchen, das in einer überfüllten Kirche nach mehrstündigem angestrengten Marsche zum ersten Male erkrankte, konnten dieselben hypnotischen Erscheinungen, wie bei der ersten, hervorgemfen werden. Die Patientin beantwortete sogar während der Hypnose jede der ihr vorgelegten Fragen, so daß es möglich war, mit ihr trotz schwebt, und erst dann werden sie zur Einsicht ihrer eigenen Erniedrigung gelangen, wenn sie mit ihren Leibern unsere Pässe so ausgefüllt haben, daß es unserer Schanzen und Batterien nicht mehr bedarf, um dieselben unzugänglich für fer- nere feindliche Einfälle zu machen. Darum verliere das Ver- trauen nicht, mein gutes Kind; find sie auch glänzender ge- kleidet, als unsere Gebirgsjäger, und stehen ihnen auch un- erschöpfliche Mittel zu Gebote, so müssen sie doch ohnmächtig zurückweichen, wenn der Herr an der Seite seiner Auser- wählten gegen fie ficht." Während Jansen so sprach und bei jedem neuen Worte mehr von religiösem Eifer ergriffen wurde, wich auch in demselben Grade der wohlwollende, milve Ausdruck, der seit neuerer Zett auf seinen Zügen immer dauernder zum Durch- bruch gekommen war. Als er dann endlich schloß, da hob er feine Faust drohend gegen da» feindliche Lager, al« ob er Alles, was im Bereich seiner schwärmerisches Feuer sprühen- de« Blicke lag, hätte zerschmettern mögen. Auch HerthäS liebliches Antlitz hatte sich auf einige Sekunden erhellt, doch nur, um desto schneller wieder in die alte Wehmuth zurückzufallen und mit ängstlicher Be- sorguiß zu Jansen emporzuschauen. Sie begann zu fürchten, daß der so urplötzlich erwachsene religiöse Haß ihn bewegen könne, jetzt noch, dicht vor dem Ziele, umzukehren und Weatherton, als einen Genttle, seinem Schicksal und Elliot'« Willkür zu überlassen. Sie lenkte daher ihr Pferd dicht an ihren Onkel heran, der noch immer wie in einer Art von Verzückung auf die lange« Reihen der Zelte hinstarrte. Lieber Onkel," sagte sie zagend, indem sie ihre Hand sanft auf seine« Arm legte, und rn dem Ton»hrer Stimme offenbarte sich ihre ganze Herzensangst,Du er- mahnst mich zum Verttauen auf unfern Erlöser; glaube mir ich habe das Gottverttauen nicht verloren, und wenn ich beim Anblick unserer Feinde irgend etwas dachte, war e» der Wunsch, nein, noch mehr, ei« innige« daß der Krieg von unserm Thal, von unserm werden möge. Wie entsetzlich ist es, so Gebet, % dgmmbd fich"-u vergegenwärtigen, daß die Unsrigen, die jetzt noch im Kreise ihrer Familien da» höchste irdische Glück genießen, im Kreis- ihrer ihrer Bewußtlosigkeit ein zusammenhängendes Gespräch zu führen. Wurde fie aufgefordert, zu gehen, so erhob fie fich langsam und ging mit Unterstützung(in Zimmer umher. E» gelang leicht, diese Patientin durch Anhauchen des Gesichts zu erwecken; fie richtete fich dann auf, kratzte mit den Händen um fich und sah fich verstört um; nach kurzer Zeit sprang sie dann plötzlich empor und war wieder bei Bewußtsein. Weitere Experimente wurden mit Rückficht auf den krankhaften Zustand der Patientinnen nicht vorgenommen. Soviel geht indeß auch aus diesen beiden demB. T." entnommenen Fällen hervor, daß der seinerzeit so sehr angestaunte MagnettseurProfessor" Hansen seine Experimente nicht kraft eines ihm innewohnenden eigenthümliche« magnetischen Fluidums ausgeführt hat. son« der« daß die einzige Vorbeoingung zum Gelingen seiner Experimente eine krankhaste Nervenüberreizung seinerVersuchs, objekte" war. Ueber einen Todtschlag, welcher am Dienstag Nach» mittag in Retnickendorf verübt wurde, erhalten wir folgende Mittheilungen: Im Hause Sonntagstraße Nr. 4 wohnt die 45jährige Frau Amalie Haack, verwittwete Laff. Als der eiste Mann ver Frau starb, heirathete fie ihren jetzigen Gatten Haack, der ein Vermögen von 4000 Thalern besaß. Nachdem fie dieses Geldalle" gemacht, wohl auch zum großen Theile hinter fich gebracht, wurde der Haack, ein alter Mann, an die Luft gesetzt. Darauf nahm die Frau ihren 20jährigen Sohn aus erster Eye, Namens Paul Laff, zu fich ins Haus. Der junge Mensch, welcher Müller gelemt hat, ist in Reinickendorf  als gefährlicher Schläger bekannt und wegen seines Hanges zum Äefferstechen bereits mehrfach vorbestraft. Aber auch die Mutter ist übel beleumdet und liegt mit allen Nachbarn im Streite. Unter diesen Umständen darf es nicht Wunder nehmen, daß Mutter und Sohn auch mit einem Mietber ihres Hauses, dem alten Schneidermeister Oberlein auf denkbar schlechtestem Fuße standen. Wo ihnenlderselbe in den Wurf kam, wurde er mit Schimpfworten und Thätlichkeiten überschüttet. Es kam so weit, daß fich der alte Mann nicht mehr getraute, seine Wohnung zu verlassen und wenn er es that, so that er es heimlich und kehrte nie ohne Begleitung zurück. Am letzten Sonnabend konnte er fich doch einer Begegnung mit seinen Feinden nicht entziehen, er bekam Prügel, genau so erging es ihm am Sonntag, und am Montag wurden ihm zwei Zahne aus dem Munde geschlagen. Noch am Montag äußerte er zu Bekannten:Das Haus ist noch mein Tod, ich glaube, daß ich hier nicht lebendig herauskomme!" Seine trüben Ahnungen sollten fich schneller erfüllen, als er selbst geglaubt Häven mag. Am Dienstag Nachmittag hörten die Nachbarn im Haack'schen Hause wieder Skandal, Niemand traute fich in das Haus hinein, nur von der Straße auS sah man, daß Frau Haack nnd ihr Sohn auf Oberlein einschlugen. Das war gegen 2 Uhr. Bald darauf kam der Fuhrherr Richter, vis-a-ris im taufe Sonntagstr. 6/7 wohnhaft, und erfuhr von dem Vorfall. r wagte es, den Oberlein zu besuchen und fand denselben am Brunnen auf dem Hofe siebend, damit beschäftigt, sich das Blut vom Kopfe zu waschen. Richter sah auf dem Hinterkopfe eine handbreit klaffende Wunde, aus welcher Gehirnmasse her- ausquoll. Er brachte den Verletzten sofort zum Amt, von dort aus wurde er zum Bezirksarzt geschickt. Letzterer fand den ganzen Körper zerschlagen und erklärte, die Kopfwunde müsse »n wenig Stunden den Tod herbeiführen, der Verletzte müsse schleunigst zur Charitee gebracht werden. Richter packte den Oberlein, der jetzt erst ohnmächtig wurde, in einen Wagen und ließ ihn in Begleitung der Frau Richter und zweier Knechte nach der Charitee bringen, wo es sofort hieß:Der Mann ist schon so gut wie todt!" Noch am Dienstag Abend begab sich der Ämtsvorsteher Wille bei welchem Richter mittler- weile gemeldet hatte, daß Oberlein, ehe er bewußtlos wurde, gesagt bade, daß Frau Haack ihm die Wunde im Kopf mit einem Meffer beigebracht und der Sohn mit einem Zimmer- mannShammer auf ihn eingeschlagen hätte in Begleitung des Gendarmen Schönholz und der Wächter Klose und Scholz in daS Haack'fche HauS und verhaftete Mutter und Sohn. Beide wurden gefesselt ins Amtsgefängniß gebracht. Gestern Vormittag wurde Paul Laff, ein bartloser, rothblonder Bursche, dem Rohheit und Wildheit aus dem Geficht leuchten, gefesselt der Staatsanwaltschaft am Landgericht II. eingeliefert. Die Mutter deren Haus gestern zwangsweise subhastirt worden ist folgte im Laufe des Tages nach. Wenn auch das Schicksal des Oberlein allgemeine Theilnahme erregt, so freut fich doch die ganze Einwohnerschaft, daß Frau Haack und ihr Sohn für lange Zeit unschädlich geworden find. r. Die Leihpferde, deren fich unsere Sonntagsreiter zu bedienen pflegen, mögen zu den oft belachten Unfällen dersel» ben durch ihre schlechten Gewohnheiten nicht wenig beittagen. Der Wcrlführer einer hiesigen Hutfabrik, ein gedienter Kavalle- rist, beschloß an einem der letzten schönen Tage einen Ritt durch den Grunewald zu machen und entlieh zu diesem Zwecke aus einem der bekannten hiefigen Reit-Jnstitute ein Pferd, das den Eindruck eines durchaus frommen und mhigen Thieres machte. Es lief auch ganz mhig bis etwa nach dem großen Stent im Thiergarten; hier aber machte es Halt und als der Reiter es energisch zum Weitergehen veranlaßte, machte es ziem» ihre Brust den feindlichen Geschossen darbieten sollen; wie entsetzlich, zu bedenken, daß die Leute, die dort drüben singen und jubeln, in einen gewissen Tod hineingetrieben werden sollen. O, eS kann nicht der Wille Gottes, des allgüttgen Vaters aller Welten sein, daß die Menschen, die er zu seinem Ebenbilde schuf, sich gegenseitig oerfolgen und zer- fleischen. Gewiß, lieber Onkel, eine Religion, welche lehrt, Du sollst Deinen Nächsten lieben, wie Dich selbst," kann nicht zu gleicher Zeit ihren Anhängern da« Schwert in die Hand drücken und ihnen schonungslose» Blutvergießen ge­bieten!" Die Religion gebietet e» auch nicht, sondern die ent- fesselten Leidenschaften der Menschen thun e«," sagte plötz­lich eine wohltönende sanfte Männerstimme hinter ihnen, und als sie überrascht zurückschauten, erblickten sie einen ältlichen Mann, der, nach seiner Stellung zu schließen, den größten Theil ihres Gesprächs gehört haben mußte. Derselbe hatte sich ihnen von der Seite, wo ihn einige vorspringende Felshügel verbargen, ge, nähert, und dem Umstände, daß er indianische Mocassin« von weichem Wildleder an den Füßen trug, war eS wohl vorzugsweise zuzuschreiben, daß während ihrer Unter- Haltung seine leisen Tritte ihrer Aufmerksamkeit entgange« waren. Als Jansen sich nach dem Fremden umwendete, schwebte ihm eine unfreundliche Antwort auf den Lippen, indem er voraussetzte, derselbe habe sich nur, um zu lausche«, so heim- lich herangeschlichen. Kaum aber hatte er einen Blick auf ihn geworfen, so fühlte er auch seinen Zorn, der schon durch Hertha'« fromme Worte besänftigt worden war, vollständig schwinden. Der Fremde nun, ein Mann in Jansen'« Alter, zeigte eine mittelgroße, schlanke Gestalt, die weder ungewöhnliche körperliche Kräfte, noch hervorragende Gewandtheit vermuthen ließ, die aber nichtsdestoweniger wie zum Ertragen von Be» schwerden und Entbehrungen geschaffen schien. In wie hohem Grade er aber mit den Widerwärtigkeiten des Leben« zu kämpfen gehabt, da« stand auf dem freundlichen, wetter» gebräunten und von Runzeln durchfurchte« Antlitz mit un- auSlöschliche« Züge« geschrieben.(Forts, folgt.)