Stolz fein auf die etwas hohnvolle Bemerkung des liberalen Blattes, der wir übrigens schon in ähnlicher Weise in einer Anzahl anderer Zeitungen der verschiedenen Parteien begegnet sind.

Das mahnt aber alle Anhänger der Arbeiterpartei, der Kindererziehung die größte Aufmerksamkeit zuzu­wenden. Wohl wissen wir, wie schwierig sich diese Auf­gabe gerade bei den Arbeitern gestaltet, welche an die Wert­statt gebannt sind und deren Frauen gleichfalls Lohnarbeit verrichten, um für des Lebens Unterhalt zu sorgen. Aber Alles das darf nicht abhalten, wenigstens so viel als mög­lich, den Kindern eine gute Erziehung zu schaffen. Daß in erster Linie dazu eine tüchtige Schulbildung gehört, brauchen wir nicht hervorzuheben.

Kurz und gut- die Jugend muß herangebildet wer det werden zu braven Männern, sie muß erzogen werden und sich selbst erziehen zu tüchtigen, strebsamen Arbeitern und ireuen Anhängern der Arbeiterpartei, den anderen Pars teien zum Merger, der Arbeiterfache aber zum Heil.

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Politische Uebersicht.

An den Verlust der Korvette Augusta ist jest wohl fanm noch zu zweifeln. Auch die von Seiten der kaiserlichen Admiralität getroffenen Anordnungen laffen feinen Bweifel darüber, daß man in Marinekreisen über das Schicksal der Korvette Augufta" bereits vollständig im Klaren und daß jede Hoffnung aufgegeben ist, von dem verlorenen Schiffe jemals eine Spur wiederzufinden. Es kann sich also jetzt nur noch darum handeln, für die Hinterbliebenen der verunglückten Offiziere und Mannschaften von Reichs wegen Sorge zu tragen, und in dieser Beziehung sind, wie wir erfahren, soeben die einleitenden Schritte gescheben. Hoffentlich werden die Erhebungen über die Zahl und Bedürftigkeit der Hinterbliebenen so beschleunigt werden, daß dem Reichstage sofort nach seinem Busammentritt die diesbezügliche Vorlage unterbreitet werden kann. In par lamentarischen Kreisen wird übrigens zu gleicher Zeit auch eine Darlegung über die Beschaffenheit der verunglückten Korvette erwartet. Wenn auch Unglüdsfälle der vorliegenden Art auf hoher See nicht zu vermeiden sind, so hat doch die Volksver tretung nicht blos ein Recht, sondern auch die Pflicht, fich zu vergewiffern, ob von Seiten der Verwaltung alles gethan ist, was geeignet erscheint, derartige Unglücksfälle zu vermindern. Jedenfalls wird die Admiralität selbst ein Interesse daran haben, Niemanden darüber im Untlaren zu lassen, daß die Marineverwaltung fich von jeder Verschuldung frei weiß, und daß alles, was aus fachmännischen Kreisen über die vermeint lichen Ursachen der Katastrophe in der Preffe verbreitet worden, insbesondere auch über die zu große Belastung des Schiffes 2c., der Begründung entbehrt.

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Der Bundesrath nahm die einjährige Verlängerung des fleinen Belagerungszustandes für Hamburg und Altona an und genehmigte außerdem die Ausschußanträge, betreffend die Anwendung des durch das Gesetz vom 29. Mai 1885 abge Ferner änderten Gefeßes über die Reichsstempelabgaben. Ferner wurde die Vorlage wegen Bollbehandlung der Petroleumfäffer nach den Ausschußanträgen angenommen. Bezüglich der lez­teren Angelegenheit wurde nochmals, indessen vergeblich, der Versuch gemacht, den Einführungstermin bis zum 1. Dezember zu verschieben. Es blieb indeffen bei dem 1. November, unter Annahme der Bestimmungen, daß die wieder auszuführenden Petroleumfäffer zollfrei bleiben sollen. Eine Verlegung der Bundesraths Arbeiten findet nicht statt, das Plenum wird jedoch in nächster Zeit nicht mit größeren Arbeiten befaßt werden. Man erwartet demnächst auch das Erscheinen der einzelnen Gruppen des Reichshaushaltsetats, welcher mit allem Zubehör dem Reichstage gleich bei seinem Busammentritt vor­gelegt werden soll.

Die Vorbereitungen zur diplomatischen Aktion. Die Diplomaten beeilen sich, vom Sommerurlaube auf ihre Posten zurückzukehren. Stand zwar die Rückkunft einiger Ber­treter auswärtiger Staaten nach Berlin ohnedies in Kürze be­vor, so ist doch unzweifelhaft der oftrumelische Aufstand die Ursache, daß schon in den nächsten Tagen das gesammte diplo matische Korps hier wieder in der Reichshauptstadt versammelt sein wird.

Der serbischen Gesandtschaft in Berlin ist der Be fehl zugegangen, alle in Deutschland befindlichen, der ständigen Armee und dem zweiten Aufgebot angehörenden Serben zur fofortigen Stellung bei ihren Kommandanten aufzufordern, widrigenfalls file als Deserteure behandelt werden.

Zum deutsch - spanischen Konflikt. In Madrider Be richten wird jest in auffälliger Weise die Eventualität be sprochen, dem Schiedsspruch des Papstes die zwischen Deutsch­ land und Spanten schwebende Differenz zu unterbreiten. Be tont wird dabei, daß der deutschen Reichsregierung dieser Aus weg besonders lieb sein würde, und daß Spanien schließlich Darein willigen fönnte, wenn fein anderes Mittel übrig bleibe, eine Verständigung herbeizuführen.

die nach dem Schlachtengetümmel blutend und verstümmelt auf der Erde umherliegen. Ach, diese heißen, bitteren Thrä­nen alle, sie werden einst brennen auf den Seelen Derer, die, nur um sich selbst besorgt, leichtsinnig den Krieg herauf beschworen und schließlich von den gewiffenlos Geopferten sprachen, als hätten sie selbst diese Opfer aus ihrem Herzen geschnitten, als sei aus ihrer Seele der Muth, die Begeistes rung geflossen, mit welchem ihre Werkzeuge in den Tod gingen.­

,, Anders ist es, wenn Völker sich erheben, um ein frems des schwer drückendes Joch abzuschütteln," sprach der Missionär weiter, indem er sich wieder dem fleinen verborgenen Lager zu in Bewegung setzte ,,, wenn ein Geist alle Schichten der Bevölkerung mit derselben Unwiderstehlichkeit durchströmt, aber auch alle Schichten der Bevölkerung feft verbrüdert! Wo ein Kampf aus solchen Ursachen entspringt, da wird er zum Gotteskrieg, und zittern mögen diejenigen, die einst im feden Uebermuthe an einem solchen Volke frevelten. Wie mein kleines Lager sich dagegen so friedlich ausnimmt," be­gann der Missionär hier plöglich mit milderem, wehmüthi­gem Ausdrud, als sie kaum noch hundert Schritte weit von bem bezeichneten Punkte entfernt waren, und dennoch wohnt auch dort bitteres Herzeleid, aber getragen mit himmlischer Ergebung."

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" Ihr habt wohl Familie?" fragte Hertha, denn sie be­mertte einen fleinen Knaben, der vor dem einen Belte mit einer verhältnißmäßig wohlgekleideten Indianerin spielte, und eine weibliche Gestalt, die auf der anderen Seite, zum größten Theil verborgen durch die Beltwände und den Rauch, offenbar mit der Bereitung der Abendmahlzeit be­schäftigt war.

Um ein zweites Feuer, ungefähr zehn Schritte von dem erstern entfernt, fauerten mehrere bewaffnete Indianer, die behaglich ihre langen Pfeifen rauchten, während brei oder vier andere braune Krieger etwa ein Dutzend Pferde immer nach solchen zugänglichen Stellen des felfigen Bergabhanges hintrieben, wo vorzugsweise nahrhafte Grasbüschel den Rigen und Spalten im Gestein entsproßten.

Das kleine Lager mit seinen verschiedenartigen Gruppen bot in der That das Bild des tiefsten Friedens, ein Bild,

-Ein Telegramm der ,, Agence Havas" aus Madrid meldet: Spanien habe die von Deutschland an Stelle eines Schieds gerichts in der Karolinenfrage vorgeschlagene Vermittelung des Bapstes angenommen.

Zur Frage der Sonntagsruhe. Die Kölner Handels­tammer hatte bei der Versendung von Fragebogen zur Euquete über die Sonntagsarbeit von den Beitungsdrudereien in Köln nur die Köln . 8tg." berücksichtigt, welche fich für unbedingte Sämmtliche Nothwendigkeit der Sonntagsarbeit erklärte. übrigen Beitungsdruckereien der Stadt haben eine Eingabe an den Reichskanzler gerichtet, in welcher das einseitige Verfahren der Handelskammer flar gelegt und bemerkt wird, daß von der Mehrzahl der übrigen Buchdruckereien Erklärungen in wesentlich anderem Sinne als die Antwort der Köln . Stg." erfolgt sein würden. Ferner wird der Erwartung Ausdruck gegeben, daß die Handelskammer fünftighin in solchen Angelegenheiten ein unparteiisches Verfahren beobachten werde, und um hochgeneigten Bescheid gebeten.

-Aus Laubau, 24. Sept., wird gemeldet: Die Handels­fammer stellte in Sachen der Sonntagsarbeit feft, daß für ge­wöhnlich am Sonntage in Fabriten nicht gearbeitet würde, und daß, wo die Arbeit durch technische Umstände geboten erscheine, dieselbe von wenigen Arbeitern ausgeführt würde. Zeitweise seien aber auch nur vereinzelt aus wirthschaftlichen Gründen Arbeiten am Sonntage vorgenommen worden. In der Haupt­sache beschränke sich die Sonntagsarbeit auf Reparaturen und auf Arbeiten, von deren Fertigstellung die ungestörte Fortsegung des Wochenbetriebes abhängig sei.

Die Bochumer Handelskammer empfiehlt, angesichts der schwierigen wirthschaftlichen Lage auf eine thunlichste Er weiterung des Absatzes hinzuwirken, um eine Steigerung der Produktion zu ermöglichen.- Recht schön gesagt das, aber Produktion zu ermöglichen. wie ausführen? Wir leben unter der weltwirthschaftlichen Herrschaft des Privatkapitals, welches das Bestreben hat, billig zu laufen, um seinen Besizern die Rente zu erhöhen. Auch die Arbeit kauft das Kapital, und zwar nach denselben volts­wirthschaftlichen Bedingungen wie jede Waare, d. h. nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Daß unter diesem Geset jede Waare nach ihren Herstellungskosten bezahlt wird, d. h. also, daß jeder Arbeiter für seine Waare ,, Arbeitstraft" nur so viel erhält, als er zu seiner Erhaltung und Fortpflanzung un umgänglich nöthig hat, ist eine unbestrittene Thatsache. Wenn nun die Produktion fich heben soll, so muß die große Masse des Volts fauffähig sein; es muß mehr verzehren, aufbrauchen, furz: tonsumiren. Und das zu können, muß es mehr ver dienen. Das aber ist nach obigem Geses nicht möglich, und wir ständen fonach vor einem geschlossenen Kreise, den zu durchbrechen nicht möglich scheint. Aber es scheint nur so. Man ändere die Grundlagen dieses manchesterlichen Systems, man beseitige die Privatwirthschaft, mache die Arbeiter, die große Maffe des Volts, zu selbstständigen Menschen im öfono mischen Sinne, und der Kreis ist durchbrochen. Die Menschen ökonomisch frei machen heißt, fie auf eine höhere Stufe der Kultur bringen, und das ist des Schweißes der Edelsten werth.

Von den neuen Gewerbekammern in Preußen wird voraussichtlich die westpreußische zuerst ins Leben treten. Vom Oberpräsidenten von Ernsthausen sind die in der Proving be findlichen Korporationen des Handels und der Landwirthschaft und die gewerblichen Vereinigungen bereits aufgefordert wor­den, geeignete Vorschläge für die durch deu Provinziallandtag vorzunehmende Wahl der Mitglieder der Gewerbefammer zu machen. Vom Provinziallandtage waren in seiner legten Seffion nach lebhaftem Debattenkampfe für die neue Institu tion vorläufig auf drei Jahre jährlich 5000 Mark bewilligt worden. An diese Bewilligung war die Bedingung resp. der Wunsch geknüpft, daß die Gewerbekammer aus 32 Mit gliedern, und zwar 11 Vertretern der Landwirthschaft und je 7 des Handels, der Industrie und des Gewerbes zusammen­gesezt werde.

Zu den Vorgängen auf dem Frankfurter Friedhofe. Auf die Anzeige des Reichstagsabgeordneten Sabor bezüglich des Verhaltens der städtischen Friedshofsbeamten bei den Bor gängen auf dem Friedhofe am 22. Juli d. Js. hat der Magiftrat erwidert, daß die von ihm angeordnete Untersuchung nunmehr beendigt sei. Nicht blos die von Herrn Sabor be nannten Zeugen, sondern auch die beim Vorgang anwesenden städtischen Beamten und dritte Personen seien sämmtlich vers nommen worden. Die den städtischen Beamten vorgeworfenen unangemessenen Handlungen seien inhalts der Beugenaussagen nach Ansicht des Magistrats theilweise direkt widerlegt, theil weise aber umſomehr unerwiesen geblieben, als die Beugen aussagen in direktem Widerspruch mit einander ständen und jedenfalls ohne eine eidliche Vernehmung, zu welcher der Magistrat nicht befugt sei, eine weitere Aufklärung des Sach­verhalts nicht möglich sei. Der Magistrat habe daher keine Veranlassung und befinde fich jedenfalls nicht in der Lage, disziplinarisch gegen städtische Beamte vorzugehen. Insofern einzelne Personen durch städtische Bedienstete beleidigt oder mißhandelt sein sollten, würden dieselben wohl thun, sich dieser­halb an das Gericht zu wenden, um durch eine gerichtliche

gar seltsam kontrastirend gegen das friegerische Rundgemälde, gar seltsam kontrastirend gegen das friegerische Rundgemälde, welches sich gegenüber im Thale , so weit die Blicke reichten, ausdehnte. Dieser augenfällige Kontrast hatte auch wohl den von einem Spaziergange heimkehrenden Missionär veranlaßt, in seinen Betrachtungen über den Krieg so furz abzubrechen in seinen Betrachtungen über den Krieg so furz abzubrechen und die Aufmerksamkeit seiner Gäste auf seine kleine beweg­liche Häuslichkeit hinzulenten.

Als Hertha ihn dann fragte, ob er Familie befize, warf er abermals einen jener besorgten Blicke auf Jansen, als wenn das Aeußere des ernsten, nunmehr in sich versunkenen Mormonen ihm Scheu eingeflößt hätte; gleich darauf schaute er aber wieder um so freier und vertrauensvoller zu dem jungen Mädchen empor.

Ich sagte Euch schon, daß mir der Segen des inneren Familienlebens nicht beschieden sei," begann er mit dem ihm eigenthümlichen schwermüthigen Lächeln; das hält mich in dessen nicht ab, Alle, welche sich um mich schaaren, eben so wie diejenigen, welche der Zufall mir sendet, als meine liebe Familie zu betrachten."

In diesem Augenblick mußte das Kind den Missionär entdeckt haben, denn es sprach zu der Indianerin, worauf diese es bei der Hand nahm und den Ankommenden ent­gegenschritt.

Welch lieblicher Knabe," sagte Hertha, als sie nahe genug herangekommen waren, um die großen, wundervollen blauen Augen desselben unterscheiden zu können. Holder, lieblicher Knabe," wiederholte sie inniger, indem sie ihr Pferd anhielt und fich förmlich in das Anschauen des Kindes ver sentte. Onkel, betrachte ihn," fuhr sie mit wehmüthigen Sinnen fort, erinnert er Dich nicht an Jemand, oder täusche ich mich?

Jansen blickte zu dem kleinen Knaben nieder, welchen der Missionär, um ihn zu herzen und zu küssen, unterbeffen auf den Arm genommen hatte, und über sein ernftes Antlig glitt wieder der freundlich milde Ausdruck.

Ja, ja, mein Kind," antwortete er mit einem tiefen Seufzer, Du täuschest Dich nicht, die Aehnlichkeit ist über­raschend."

,,, ich bitte Euch, reicht mir den Kleinen," wendete Hertha fich jetzt an den Missionär, das Pferd ist ja so

Untersuchung die Wahrheit fefizu stellen. Da bestimmte Besfonen von feinem der betheiligten Zeugen genannt wurden, auch von solchen Personen beim Magiftrat teinerlei Beschwerde geführt set, so wäre der Magestrat seinerseits nicht in der Lage, solche Personen zu einer gerichtlichen Anzeige zu veranlassen. läßt tief blicken.

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Das

Dr. Dull's Denkmal. Jm Eßlinger Walde unweit Stuttgarts wurde am vorigen Sonntag zu Ehren des kürzlich verstorbenen Freidenkers Dr. Dult die von dessen Freunden und Verehrern geftiftete Denktafel enthüllt, welche das wohl gelungene Brustbild des Verewigten in Bronzeguß zeigt und an dem einsam gelegenen Waldhäuschen angebracht wurde, das Dult während der Sommermonate als Einsiedler zu be= wohnen pflegte. Ein Publikum von etwa 1500 Personen hatte fich eingefunden, meistens der Arbeiterwelt angehörig. Auch die Reichstagsabgeordneten Blos, Dieß und Geiser waren an wesend. Die Polizei war durch ein starkes Aufgebot von Landjägern und Detektiven vertreten. Die Feier, welche durch aus würdig verlief und allgemein einen erhebenden Eindruck zurückließ, hatte folgendes Programm: 1. Lied: Still ruht der Sänger, vorgetragen von vereinigten Sängern Stuttgarts und Eglingens. 2. Festrede von Fabrilant Mauser, Vizevorstand der Freidenkergemeinde; während derselben fiel die Hülle vom Dentmal. 3. Gedicht Dult's An das deutsche Volt", vorges tragen von der Tochter Dull's, Frau Scheu aus Florenz . 4. Ansprache eines Eglinger Arbeiters, der das Denkmal dem Schuße der Bevölkerung empfahl. 5. Vortrag des Dull­schen Lieblingsliedes: Wer hat das erste Lied erdacht? 6. Rede des Reichstagsabgeordneten Geiser, der ein Bild des ereignißreichen Lebens Dull's und sein literarisches Portrait entwarf. 7. Gedicht der Frau Hedwig Henrich, Dull's innige Liebe zur freien Natur feiernd. 8. Gesang: D Wald mit deinen duftigen Zweigen". Bum Schluß wurde das Lied: Brüder reicht die Hand zum Bunde" allgemein angeſtimmt, worauf sich die Theilnehmer langsam zerstreuten, um sich in Eglingen Erfrischungen zu verschaffen, da die Polizei nicht ge­stattet hatte, auf dem Festplage Restauration abzuhalten. Großbritannien .

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London , 23. September. In einem außerordentlichen Meeting des exekutiven Rathes der sozialdemokratischen Föde ration, welche gestern Abend in Westminster abgehalten wurde, gelangte die nachstehende Resolution zur Annahme:

Das gewöhnliche Meeting soll am nächsten Sonnabend in Dod: Street stattfinden. Der exekutive Rath legt allen Freunden der Freiheit der Meinungsäußerung dringlich die Pflicht ans Herz, bei jenem Meeting in genügend großer An­zahl gegenwärtig zu sein, um die Fortdauer des ordentlichen und ruhigen Betragens zu sichern, welches bisher zugegebener­maßen, unbeachtet großer Provokation, diese Volkemengen charakterisirt hat und diese Tattik an jedem folgenden Sonntag innezuhalten, bis die Behörden gezwungen find, den Sozial­demokraten dieselben Rechte zu gewähren, deren fich andere propagandistische Körperschaften erfreuen, oder alles Redehalten im Freien in der ganzen Metropole zu verbieten, welch letzteres Verfahren unvermeidlich zu einer allgemeinen Revolte gegen solche Tyrannei führen würde."

Wie verlautet, soll Sir Richard Croß, der Minister des Innern, mit der polizeilichen Maßregelung der Sozialisten in London nicht einverstanden sein. Die Polizei wird angewiesen werden, einen geeigneten Blaz für die Meetings der Sozialisten zu beschaffen, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß mehr als einer der Männer, die sich gegenwärtig wegen der jüngsten Ruheſtörungrn im Ostende Londons in Haft befinden, vor dem Ablauf ihrer Strafzeit entlassen werden.

Das fyftematische Einschreiten der Polizei gegen die So zialisten im Ostende Londons , unter dem Vorwande, daß fie ben öffentlichen Verkehr stören, giebt der Ball Mall Gazette" Veranlassung zu einem geharnischten Artikel, in dem sie gang entschieden zu Gunsten des gefährdeten öffentlichen Vers fammlungsrechtes eintritt. Da die Polizei nicht auch gegen die Straßenprediger, Salutisten, Temperenzler, Atheisten und andere Personen einschreitet, die Sonntags und auch zu an deren Zeiten die Straßen, Parks und öffentlichen Pläge heim suchen und den Verkehr sicher ebenso sehr stören, wie die sozia­ listischen Wanderprediger, so gilt dies der, Pall Mall Gazette " als ein Beweis, daß es sich weniger um die Verhinderung der Störung des Straßenverkehrs, als um die Verhinderung der Verbreitung der Lehren des Sozialismus handelt. Insbeson dere rügt es die Pall Mall Gazette ", daß es sich der Richter des Themse - Polizeigerichts herausnahm, Ausländer zu tadeln, weil sie sich an einer politischen Kundgebung in England bes theiligten. Das Blatt empfiehlt schließlich den Sozialisten, nächsten Sonntag eine Versammlung an einem Drte abzu halten, wo es entweder keinen Verkehr zu stören giebt, oder wo die Straße breit genug ist, um selbst nicht durch 10,000 Bersonen versperrt werden zu fönnen, und abzuwarten, ob die Bolizei wieder einschreiten werde. Wenn so, müsse die Frage in die Hand genommen und in grimmigem Ernste von einem Ende Londons zum anderen ausgefochten werden. Wir tönnen," schließt die Pall Mall Gazette ", der Polizei ntcht erlauben, öffentliche Versammlungen in London zu unter

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fromm, reicht ihn mir ohne Furcht, das Reiten gewährt ihm vielleicht Freude."

3ögernd gewährte ihr der Missionär die Bitte, dabei legte er aber leise die Hand auf den 3ügel des Pferdes, als wenn er befürchtet hätte, daß sie mit dem Kinde das Mit derselben Vorsicht drängte er Weite suchen würde. sich auch zwischen die beiden Pferde, offenbar, um jederzeit verhindern zu können, daß Jansen ihr das Kind entreiße und mit demselben davoneile.

Es lag überhaupt etwas Geheimnißvolles in der ganzen Art, in welcher er über den kleinen Knaben wachte, was Hertha und ihren Onkel jedenfalls befremdet hätte, wenn nicht ihre ganze Aufmerksamkeit eben durch das Kind in Anspruch genommen worden wäre.

Ohne im mindesten Scheu oder Furcht zu verrathen, hatte der Knabe es geduldet, daß Hertha ihn auf den Schooß nahm und ihn liebkofte.

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Mein fleiner holder Engel, Du kannst gewiß schon fprechen," fagte fie zärtlich, indem sie ihm die gelbblonden Locken von der Stirn strich und ihm unverwandt in die großen ftrahlenden Augen schaute.

Stolz.

" Ich kann sprechen und singer," antwortete der Knabe

,, Sprechen und fingen!" versette Hertha lächelnd, so wirst Du mir auch sagen können, wie Du heißt." Erich heiße ich!"

Hertha schrat bei der Nennung dieses Namens zusam men, und sie sowohl wie ihr Onkel blickten noch, aufmerks samer auf die offenen 3üge des Kindes, welche so weh­müthige Erinnerungen wach riefen.

Welch merkwürdiger Bufall," sagte Hertha, wie zu fich selbst fprechend, ohne darauf zu achten, daß der Missionär die Arme nach dem Knaben ausstreckte, um ihn wieder an sich zu nehmen.

,, Erich! Erich! sage dem Onkel, daß unser Tisch ge= deckt sei, und daß noch einige Gäste bequem an demselben Plaz fänden!" ließ sich eine helle, wohlklingende Frauen­stimme hinter dem Belt hervor vernehmen.

Hertha erbleichte, und fast willenlos überließ fie dem ( Fortsetzung folgt.) Missionär den Knaben.