Beilage zum Berliner Volksblatt.

Mr. 226.

Die Wissenschaft und die Arbeiter.

Treffliche Beläge für die dringende Nothwendigkeit des Frauen und Kinderschußes enthält das kürzlich ausgegebene Septemberheft der Zeitschrift des Königl. Preuß. Statistischen Büreaus". In einer längeren Abhandlung berichtet dort Frei­herr v. Firds ,, über die Zeit der Geburten und die Sterblich feit der Kinder während des ersten Lebensjahres nach den während der Jahre 1875 bis 1883 gesammelten Beobachtungen". Die Abhandlung enthält viele statistische Angaben über die Bahlen der Todesfälle bei Kindern und verdient gerade die Beachtung der Arbeiter, weil sie ihre Forderungen nach Arbeiter Schuß zahlenmäßig unterstüt wenn auch wohl ganz unab­fichtlich.

Es giebt im preußischen Staate gewisse Bezitke, die eine besonders hohe Kindersterblichkeit zeigen, ohne daß die Orte an und für fich ungesund wären. In den Städten sterben durch­schnittlich mehr Kinder, als auf dem Lande, selbst in den Klein­Städten, die weniger als 10 000 Einwohner haben, sterben durch­schnittlich von 1000 ehelich Geborenen 15 mehr als auf dem

Lande. Besonders hohe Sterblichkeit ehelicher Säuglinge herrscht in Hohenzollern  , Berlin  , Brandenburg   und Schleften. Die Sterblichkeit unehelicher Kinder ist, wie ja schon längst be­wiesen, höher als die ehelicher. Im Durchschnitt hat ein uns ehelicher Knabe die Erwartung 15,2 Jahre zu leben, ein unehe lich geborenes Mädchen 25,0 Jahre, dagegen ist zu erwarten, daß ein ehelich geborener Knabe 39,26 Jahre, ein ehelich ge borenes Mädchen 43,76 Jahre leben wird. In den Großstäd­ten starben im allgemeinen mehr als ein Viertel der ehelichen Kinder 283 pro Tausend) vor Vollendung des ersten Lebens­jahres, in den Mittelstädten 236 pro Tausend, in Kleinstädten 231 pro Tausend, also immer noch über ein Viertel der Gebore nen, während auf dem Lande 217 Kinder von 1000 starben. Sehr ungünstige Verhältnisse herrschen in Breslau  , Berlin  , Danzig  , Liegnis, Görlig, Neustadt- Magdeburg, Schweidnis, Charlottenburg  , Spandau  , Frankfurt   a. D., Neiße  , Stettin  . Von Großstädten weisen die geringste Kindersterblichkeit Han­ nover   und Frankfurt   a. M. auf, nämlich weniger als 210 pro Tausend starben hier im ersten Lebensjahre. Ueber die Gründe der hohen Sterblichkeitsziffern in einzelnen Bezirken äußert sich Herr Firds folgendermaßen: Erwägt man, daß die Kinder­fterblichkeit trop der unsicheren Erwerbsverhältnisse eines be­trächtlichen Theiles der großstädtischen Bevölkerung in den preußischen Großstädten durchschnittlich 283,0, und in Breslau  , wo biefelbe höher als in den Großstädten ist, 310,7 von Tausend aller ehelich geborenen beträgt, so läßt sich wohl nicht verkennen, daß in den nachgenannten Kreisen, in welchen die Sterblichkeit ehelicher Kinder noch höher als in der Stadt Breslau   ist, ein sozialer Nothstand bestehen muß, der dringend Abhilfe fordert. Wo der standard of life bei einem großen Theile der Bevölkerung so tief gesunken ist, daß die Eltern nicht mehr die zur Pflege und Erhaltung ihrer Kinder erfor derlichen Mittel bestgen, besteht Noth, welche alsdann freilich auch dahin führt(?), daß seitens des geistig wie förperlich verfommenen Theiles der Bevölkerung solcher Gegenden die zeitweilig vorhandenen Mittel nicht mehr ausschließlich(?) für bie Befriedigung nothwendiger Bedürfnisse und die Erhaltung der Kinder, sondern für sonstige, weniger dringliche Zwecke() veraus zabt werden." Der letzte Saß ist eigenthümlich und zahlenmäßig" faum zu beweisen, um so mehr als Herr von Firds nicht angiebt, was für sonstige, weniger dring­liche Zwecke" er im Auge hat. Aber das Bugeständniß der Nothlage in einer mindestens halbamtlichen" Veröffent­lichung ist an und für sich schon beachtenswerth. An Fälschung der Statistik" oder Irrthümer" ist hier nicht gut zu denken. Die durch besonders hohe Kindersterblichkeit ausgezeichneten Kreise find: Landshut  ( 444,7), Hirschberg( 407), Löwenberg, Waldenburg, Lauban  , Gammertingen  , Liegnis( Stadtkreis), Goldberg- Hainau, Bollenhain, Stadtkreis Görlig, Schönau, Jauer  , Siegmaringen, Bunzlau  , Reichenbach, Landkreis Breslau  , Striegau  , Stadtkreis Charlottenburg  , Teltow   2c. Es giebt in Preußen 25 Kreise, in denen durchschnittlich 30 Prozent aller ehelich Geborenen vor Vollendung des ersten Lebensjahres fterben, 3 Kreise in Brandenburg  , 3 in Hohenzollern   und 19

Berliner   Sonntagsplanderei.

R. C. Verdienen wird in unserer jeßigen 3eit groß geschrieben, es ist das Motto, welches fast die ganze Welt beherrscht. Weshalb auch nicht, jeder Mensch hat gern einige gangbare Münzen in der Tasche; das Streben nach Befit hat unter den heutigen Zeitverhältnissen ja auch seine Be­rechtigung.

Die Mittel und Wege, um zu Geld zu kommen, sind bekanntlich außerordentlich verschieben: der Leichenfledderer untersucht in möglichst zarter nnd rücksichtsvoller Weise die Taschen des schlafenden Nachtwandlers, der Kommerzienrath Schneidet seine Koupons ab, und Alles, was sich zwischen biefen beiden äußerst nüßlichen und nothwendigen Repräs sentanten verschiedener Gesellschaftsklassen bewegt, hat seine

eigene Manier, um zu dem zu kommen, was zur Leibes Nahrung und Nothdurft gehört.

Es ist wirklich wunderbar, auf welche fein ausgeflügelte Kunstgriffe einzelne wohlbeanlagte Menschen verfallen, um sich durch die Welt zu schlagen. Die Tageszeitungen berich ten fast täglich von neuen tricks", wie man gewisse Kniffe in der englischen Gaunersprache nennt, und bei manchen berselben würde selbst Ben Atiba betrübt das greise Haupt Schütteln, er würde sich tief erschüttert abwenden vor der Gewalt des menschlichen Erfindungsgeistes, und er könnte seinem weltbekannten Ausspruche denn doch auf dem Holz. ohne große Selbstüberwindung zugeben, daß er sich mit

wege befunden habe.

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In unserer vorgestrigen Nummer deckten wir so einen journaliſtiſchen trick" auf, hier war es einmal beutlich zu fehen, daß dem Organ des großen Eugen das Geschäft über Alles geht; Geld riecht bekanntlich nicht, wie man es er­wirbt, ist gleichgiltig, die Hauptsache ist, daß man es hat. Ob die Freifinnige 3eitung" ihre edlen Grundfäße von ben manchesterlichen Parteien gelernt hat, und ob sie die Ibeen derselben in dieser Weise in das Praktische übersehen Verdienen" will, bas tann natürlich Niemand ergründen. ist die Parole, Geld" das Feldgeschrei, ob Wohlanstand und gute Sitte dabei in die Brüche gehen, das ist eine ganz andere Frage, die einen wirklich Freisinnigen" ernsthaft wohl noch nie beschäftigt hat.

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Ein ähnliches Weh wie durch jene Enthüllungen" über die Freifinnige" hereingebrochen ist, droht jetzt den Hunde­

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Sonntag, den 27. September 1885.

Kreise in dem niederschlesischen Industriebezirk. Die Ursachen der großen Kindersterblichkeit in Schleften find die Fabriken und die Hausindustrie. Der Umstand, daß namentlich ein großer Theil der weiblichen Bevölkerung das ganze Jahr hins Surch in Fabriken oder in der eigenen Wohnung mit gewerb. lichen, ihre törperliche Entwicklung schädigen­den Arbeiten beschäftigt ist und sich wegen des geringen Verdienstes auch in der Zeit vor und nach einer Entbindung nicht die nöthige Erholung und Schonung gönnen tann, beein trächtigt die Lebensfähigkeit und Lebenserhaltung der Kinder. Der den Weberfamilien des schlesischen Gebirges entstammende Nachwuchs ist schwächlich und erliegt deshalb größtentheils bald den Gefahren des Daseins; die Ueberlebenden helfen bereits früh den Eltern bei der dort meistens als Hausindustrie betriebenen Arbeit, wachsen unter beständiger Entbehrung auf und vermögen, schon ihrer geringen Körperfraft und ganz einseitigen Ausbildung wegen, späterhin feinen anderen Er werbszweig zu ergreifen. An diesen Verhältnissen sind bisher alle Versuche, die niederschlesischen Weber in anderen In duſtriezweigen zu beschäftigen, gescheitert."

Das sind also die Segnungen der Hausindustrie, das er­wirbt sich der Arbeiter, der am Webstuhle   bis spät in die Nacht fizt: für sich selbst nicht das liebe Brot, für seine Nachkommen den Tod oder ein fleches Leben. Die Industrie hält dabei ihre Stlaven mit ehernen Retten an fich gefesselt, denn die ihr Dienstbaren können sie nicht verlassen, ihre geringe Körper­fraft und ganz einseitige Ausbildung macht es den Kindern unmöglich, späterhin einen anderen Beruf zu ergreifen!" Bei all diesem entseglichen Elend arbeiten die Frauen rüstig mit und erwerben gerade durch ihren Fleiß den Nachkommen den Tod. Der weitaus größte Theil der in den niederschlesischen Bezirken gewerblich thätigen Frauen gehört der Textil-, Beklei Man kann sich nach den dungs- und Reinigungsbranche an. statistischen Angaben ein Bild von dem Familienleben der Schlesier malen, ein Bild, das düsterer und entseßlicher, wie alle naturalistischen, Zola  'schen Schilderungen. Die Frau ist in den Webereien, der Mann im Bergwerke, auf Bauten bes schäftigt, beide find außer dem Hause, sehen sich nur am Abend und sind dann so müde und abgespannt, daß ein inniges Ver­bältniß zwischen Mann und Frau nicht denkbar ist. Die Kinder find der Aufsicht irgend einer alten, mürrischen ,, Biehmutter" übergeben und reifen langsam, welten langsam ihrem Schicksal entgegen, dem Tode oder dem Webstuhl. Einen anderen Er­werbszweig lönnen sie ja nicht ergreifen!

Der Beruf des Vaters übt natürlich auch einen großen Einfluß auf die Lebensfähigkeit der Kinder aus. Durch die Gewerbsthätigkeit des Vaters wird großentheils das Maß der für die Haushaltung und Kinderpflege verfügbaren Mittel be­dingt." Der Verdienst der Frau liefert also nur einen kleinen Buſchuß zur Wirthschaftskaffe, der Verlust dieses Buschusses wäre demnach nicht groß und sicher zu ertragen, wenn der Verdienst des Mannes ein wenig größer wäre. Das ist zu beachten! Außerdem find gewisse Erwerbszweige für die darin be schäftigten Personen mit besonderen Störungen der Gesundheit verbunden und ferner ist für die Wahl des Berufs die körper­liche Beschaffenheit des Arbeiters großentheils bestimmend." Hieraus ergiebt sich also der Einfluß der Erwerbsthätigkeit des Vaters auf die Lebensfähigkeit der Kinder. Aus statistischen Bahlen zeigt sich, daß die größte Sterblichkeit unter den Kindern der Bergleute herrscht( namentlich in Waldenburg, doch die Sterblichkeit ihrer Kinder ist überall größer, wie die der anderen Arbeiter), der Tertilarbeiter( namentlich in Reichen. bach), der Fabritarbeiter und Tagelöhner( am höchsten in Waldenburg 460 pro Tausend und Stadtkreis Görlig 451 pro 1000, dann in Breslau  , Stadtkreis, 388), sowie der Bau 1000, dann in Breslau  , Stadtkreis, 388), sowie der Bau­handwerker( in Hirschberg, Stadt- und Landkreis Breslau). Beffer, aber nur scheinbar beffer, als die Kinder, deren Eltern außerhalb des Hauses arbeiten, tönnen die Kinder der ,, Hausindustriellen" den Kampf um's Dasein ertragen. Die Lebensfähigkeit dieser Kinder ist zwar gering, aber sie sterben in geringerem Maße, wie die der Bergleute, der auf unsicheren Erwerb außer Hause angewiesenen Tagelöhner, ia sogar der durchschnittlich auskömmlicher gestellten Bauhandwerker." Die

besitzern und-Besitzerinnen. Die öffentlichen Parkanlagen in allen Gegenden der Stadt sollen ihnen wenigstens in Gesellschaft ihrer vierfüßigen Freunde und Beschüßer ver­

boten werden.

,, Dem Hunde, wenn er gut gezogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen" das ist gewiß ein Vers, an nicht gezweifelt, der selbst durch dessen Wahrheit Professor Wagner'sche Wenn nnd Abers nicht umgestoßen werden kann. Jedenfalls ist eine derartige Verordnung werden kann. durch die Umstände geboten, aber doch halten wir es für sehr leicht möglich, daß bei derartigen ftriften Be­fehlen der Hund zugleich mit dem Babe ausgeschüttet werden kann.

Hausbesitzer,

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II. Jahrg.

Kinder der in der Textil Hausindustrie beschäftigten Personen wachsen zunächst unter beständiger Aufficht ihrer Eltern auf und werden durch deren Erwerbsthätigkeit in ihrer förperlichen und geistigen Entwickelung erst einige Jahre später beein­trächtigt, wenn ste noch vor dem Eintritte in das schul pflichtige Alter zu Hilfsdiensten beim Weben und Spinnen herangezogen werden."

Mangelnde Aufficht und Sorgfalt find es also zum großen Theil, die den Tod der Säuglinge veranlassen. Wie dem ab­zuhelfen ift, fann nicht gut zweifelhaft sein. Arbeiterschutz" fehlt bis jest so gut wie ganz, er muß geseßlich geschaffen werden. Wenn die Frau zu Hause sein kann, der Mann nicht im Uebermaß, wie jest geschieht, arbeitet, wird die Lage der Kinder beffer werden. Zur Zeit des amerikanischen Sllaven­krieges ruhten in England die Baumwollspinnereien, in denen zum größten Theil Frauen beschäftigt find, und troßdem war­die Kindersterblichkeit bedeutend geringer wie in den Beiten, wo der Verdienst höher war Aufsicht und Pflege aber geringer.

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Wie nothwendig aber ein Schußder Frauen gegen die Indus strien ist, zeigt sich namentlich in Brandenburg   und Berlin  . Längere anstrengende Arbeit, z. B. anhaltendes Maschinen nähen und Waschen" das find doch die eigentlichen Frauens nähen und Waschen" arbeiten befördert frühzeitige Geburten, und in Gegenden, wo industrielle Arbeit mit giftigen Stoffen, mit Blei, Phosphor, Quecksilber, Anilin, demnächst mit Arsenik und Kupfer betrieben wird, abortiren die Arbeiterinnen besonders häufig. Von schwangeren Bleiarbeiterinnen abortiren 58 pCt.; 78,5 Prozent aller von Bleiarbeiterinnen Geborenen fommen todt zur Welt, und von den 21,5 pCt. Lebendgeborenen erreichen kaum 13 das zweite Lebensjahr. Von allen lebendgeborenen Kindern sterben während des ersten Lebensjahres durchschnittlich im preußischen Staate 21,3 und in Berlin   32 pCt., dagegen von den lebend geborenen Kindern der Spiegelbelegerinnen 65 pCt., der Glas Schleiferinnen 55 pCt., der Bleiarbeiterinnen 40 pSt." Befon­ders gefahrbringend von der zweiten Hälfte der Schwanger­schaft an find für die Arbeiterinnen und deren Kinder folgende Betriebe: Fabrikation von Buntpapier, von fünstlichen Blumen, das sogenannte Einstäuben der Brüsseler Spigen mit Bleiweiß  , die Herstellung von Abziehbildern, das Belegen von Spiegeln, die gesammte Kautschukindustrie und alle Fabrikbetriebe, in welchen Die Arbeiterinnen schädlichen Gasen: Kohlenoxydgas, Kohlensäure ( bei der Selterwafferfabrikation) und Schwefelwasserstoffgas  ausgefeßt find.

Diese Zahlen führen eine beredte Sprache, vor der jede Dialektik weichen muß. Einführung des Arbeiterschußgesezes fordern fte, fie legen die Nothwendigkeit des Gesezes schlagend dar, dazu bedarf es feiner Enquete" mit großen Fragen und geringen Ergebnissen.

Lokales.

ant

W. Die viel besprochene Unterschlagungsangelegen heit des verstorbenen Rendanten der städtischen Haupt­stiftungs- Kaffe Gabriel geht ihrer endlichen Erledigung ent­gegen. Der Magistrat wird demnächst der Stadtoerordneten­Bersammlung eine Vorlage wegen Deckung der unterschlagenen genau auf 120,784,48 M. festgestellten Summe aus den Ueber­Schüffen des Rechnungsjahres 1884/85 zugehen laffen. Der Bericht des Magistrats entwirft ein Bild über die Lebenss weise und die amtliche Thätigkeit Gabriels, aus welchem hervorgeht, daß derselbe ein äußerst bescheidenes Geiz grenzendes Leben führte. Was seine amtliche Qualifitation betrifft, so zeigte er fich als einer der tüchtigsten und fleißigsten Beamten, in sachverständigen Kreisen hielt man ihn für den ausgezeichnetsten Kassenbeamten in Berlin  . Wenn man diese Umstände erwägt, wenn man das unbegrenzte Ver: rauen, die hohe Achtung, welche er nicht nur bei allen seinen Vorgesezten und Amtsgenossen, sondern auch im Allgemeinen, namentlich in Geldangelegenheiten genoß, in Rücksicht zieht, so wird es bei dem Raffinement, mit welchem er die Bücher fälschte, erklärlich, wie selbst bei einer genau ge führten Revision die Defette, welche weit über ein Dezennium zurück datiren, unentdeckt bleiben konnten. Der Magistrat bereiten, aber dieser Verdruß ist gering neben der Verzweiflung, die uns erfaßt, wenn man einen ganzen Nachs mittag einen Leierkastenbesiger den ,, Gasparonewalzer" abs drehen hören muß. Kein Tiras ist übrigens so verdorben, daß nicht ein edler Funke unter seinem zottigen Fell glühte. Er mag durch widrige Schicksale noch so unartig, erbittert und bissig geworden sein, in gewiffen Momenten, wenn die richtige Saite seines Innern angeschlagen wird, webelt er wieder so hinreißend wie in seiner zarten Kindheit.

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Wenn es möglich wäre, müßten die Hunde sich ver­einigen und durch einstimmiges Gebell gegen alle 3wangs­maßregeln protestiren. Durch Vereinigung erreicht man schließlich Alles, es d. h. die Damen Unter den Hunden giebt es ohne 3weifel sehr ehrbare steht sogar zu erwarten, daß wir, auch von Tournüre und Karoline befreit werden. Freilich, und ruhige Elemente- wie unter den Menschen z. B. die sollen auch sie unschuldig von der Strenge diesmal die Initiative ergriffen, ihnen soll in der Welt­wir Deutschen   sind noch nicht so weit, die Schweden   haben des Gesetzes betroffen werden? Das wäre hart. Nur geschichte der Ruhm bleiben, das an sich schon so diejenigen Rabaumacher müßten dem Hundefänger an= unnüßen wie privilegirte Staatsbummler geplagte Weibergeschlecht von Gepäckstücken heimfallen, die sich wie privilegirte Staatsbummler haben. Wir wollen hier nur mite auf Straßen, Pläßen und Anlagen herumtreiben, die befreit zu in fremden Wohnungen unerlaubte Liebesverhältnisse theilen, daß sich die Mitglieder des schwedischen Vereins anbandeln und um Mitternacht ein Geheul anschlagen, das verpflichten, mit betournürten oder bekrinolinten Damen nicht zu tanzen, noch zu plaudern oder gar mit solchen sich zu vom Gesetz nur heimkehrenden, chriftlich- sozialen Vereins verloben oder gar zu verheirathen. Ehemänner dürfen die brüdern gestattet ist. Schneiderrechnung für die Krinolinen nicht bezahlen; hat die Frau troßdem den verpönten Reifrock, so hat der Ehemann dessen Skelett vor dem Hause aufzuhängen. Die schwe bischen Streichhölzer haben den ganzen Erdkreis erobert, möge diese schwedische Idee wenigstens bei den sogenannten wo soll der Kulturvölkern Eingang finden. Doch, bei den fogenannten gefunden werden, der selbst mit den besten Vorsägen einem Weibe Trotz und Widerstand entgegenzusehen vermöchte? Unsere Frauen und Jungfrauen suchen entschieden etwas darin, sich durch Tournüre und Krinoline sowie durch Schuhe, beren Abfäße mitten unter den Fuß fizen, geflissentlich zu verunstalten, und wer vermag fie baran zu hindern? Niemand, vorläufig triumphirt die Mode und mit ihr das schwache, schöne und zarte Geschlecht. Verheirathete Männer tönnen in dem Kampfe überhaupt nichts ausrichten, sie haben ihren letzten Trumph bereits ausgespielt, das schwedische äußerste Mittel bleibt nur den Unverheiratheten, es heißt ben aufgebauschten Damen gegenüber in jeder Beziehung:

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Ich urtheile gewiß unbefangen. Ich besitze zwar keinen Hund, benn bei ben augenblicklich graffirenden Kirchensteuern ist es nicht leicht möglich, noch die Hundesteuer zu erübrigen, aber ich hatte einen, und das war ein Musterhund. Er unterhielt zu den oben geschilderten beugen, the filerten Streifen abfolut teine Verbindungen, knüpfte keine zweideutigen Liaisons an, er fraß nie zu gemeinnüßigen 3wecken, und führte man ihn Abends hinunter, daß er sich noch kurz ausspreche, so bellte er aus Rücksicht auf die Nachbarn nur leise mit umflorter

Stimme.

Dennoch vermag ich nicht mit Verachtung auf seine tiefer stehenden Genoffen zu schauen. Die meisten find doch erst im Verkehr mit Menschen zu biſſigen Rötern herabge­Es sunken. giebt mehr als einen schmutzigen Hektor, der unter an­beren Verhältnissen ein nüßliches Glied der Gesellschaft wäre und fich Achtung geworden wir verilberler länger Parteien erfreute.

Cin kann uns Merger

Sißen lassen."

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