tag? Dieser bezweckt doch gerade die Verkürzung der Ar­beitszeit."

Gute Leutchen- da kennt ihr Buchholzen schlecht. Ueberlegt euch doch einmal das Wort: mögliche Vers fürzung der Arbeitszeit." Was ist denn auf wirthschaft lichem Gebiet für den Manchestermann möglich"? Doch nur das, was den Unternehmer, den Kapitalisten in der Aus­übung und Ausnutzung seiner Vorrechte nicht einschränkt. Hoffentlich wird das Dreigestirn Barth- Baumbach Weigert so aufrichtig sein, diesen Satz zuzugeben. Sonach ist die Herabsetzung der Arbeitszeit wohl möglich", aber nur info­fern der Unternehmer oder Arbeitgeber sich damit einver­standen erklärt. Wo er widerspricht, ist sie ,, unmöglich".

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Poft, Telegraphen- und Eisenbahnverwaltungen, sowie sämmt­liche Betriebe der Marine und Heeresverwaltungen, und zwar einschließlich der Bauten, welche von diesen Verwaltungen für eigene Rechnung ausgeführt werden, in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beige­drucktem kaiserlichen Infiegel sc.

Arbeiterkolonien. Wir haben schon mehrfach unsere Anficht darüber geäußert, daß fich der an fich recht guten Sache der Gründung von Arbeiterkolonien leider die firchliche Ortho­dorie zu bemächtigen sucht und daß ihr das auch oft genug gelingt. Komisch ist es nun, wenn sich die verschiedenen Kon feffionen dabei um das Vorrecht streiten, wie dies in Schleften iegt geschieht. Die ultramontane Schles. V. 8tg." drückt nämlich anläßlich der Haussammlungen für die Arbeiter- Kolonie Wunscha ihr Befremden darüber aus, daß die protestantischer­seits förmlich in Erbpacht genommene Vagabondenfrage und die damit in engstem Zusammenhange stehenden Arbeiter Kolonien zu ihrer Erhaltung Ansprüche auf den katholischen Geldbeutel machen" wohingegen die journalistische Ver­

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Da begegnen wir ja einem alten Bekannten von dem Harmoniedoktor May Hirsch ist die Behauptung immer aufgestellt worden, die Verkürzung der Arbeitszeit dürfe nicht durch Gesetz angeordnet werden, sondern müsse auf einem freien Vertrage zwischen Arbeitnehmer und Artretung der protestantischen Orthodorie ihrem Mißfallen Aus­beitgeber beruhen. Wenn dieser freie Vertrag nicht zu Stande kommt, bleibts beim alten. Selbstverständlich ist ein solcher Vertrag nur für den Arbeitgeber ein freier. hat Diesen alten Gaul- den freien Vertrag Max Hirsch so sehr abgetrieben, daß der Harmoniedoktor fich zeitweilig veranlaßt gesehen hat, abzusteigen, um das arme Geschöpf nicht ganz zu Tode zu reiten. Nun seßen fich Barth- Baumbach Weigert zumal drauf. Da wird's nicht mehr lange dauern, bis das abgehetzte Wesen keuchend zusammenbricht.

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Daß es für diese Herren kaum einen größeren Greuel geben tann, als den staatlich festgefeßten Normal­Arbeitstag, liegt auf der Hand. Aber glauben sie denn wirklich, daß sie die Arbeiter täuschen können, wenn sie von einer ,, möglichen Verkürzung der Arbeitszeit" sprechen und dann doch den Normalarbeitstag für unmöglich erklären? Wollen die Herren ,, dem braven Arbeiter" ein wenig in die Wange kneifen, indem sie eine Verkürzung der Arbeitszeit für möglich erklären?

Die Arbeiter werden sich durch das Kneifen nicht ab­halten lassen, jenen Herren bei Wahlen und ähnlichen Ge­legenheiten mit einem Nasenstüber zu antworten. Sie lieben die Pfaffen im allgemeinen nicht, am allerwenigsten aber die Pfaffen von St. Manchester.

Politische Uebersicht.

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Die Karolinen - Frage scheint nunmehr einer friedlichen Lösung ficher, wenigstens find iezt Wege eingeschlagen, welche schwerlich zu einem blutigen Konflitt führen werden. Neueren Nachrichten zufolge find die betheiligten Regierungen, die spas nische sowohl wie die deutsche, dahin übereingekommen, den Papst als Vermittler fungiren zu lassen und derselbe soll die ihm zugedachte Rolle auch zu übernehmen gewillt sein. Auch die Wappen Angelegenheit dürfte demnächst einen befriedigenden Abschluß erhalten. Die spanische Regierung hat fich wegen der Niederreißung des deutschen Wappens in einem längeren Schreiben entschuldigt, fte bedauert das Vorkommniß, verspricht strenge Bestrafung der Schuldigen und erwartet, daß dieses Ereigniß nicht dazu beitragen werde, die freundschaft. lichen Beziehungen der beiden Mächte zu stören.. Wie ver lautet, soll sich die deutsche Regierung hiermit für befriedigt erklärt haben und daher kann diese Angelegenheit wohl als beendet betrachtet werden.

Aus der letzten Bundesrathssihung ist noch zu er wähnen, daß der Vorsitzende vorschlug, die Vorlage, betreffend die Ergänzung der Vorschriften über die Prüfung der See­schiffer, den Ausschüssen für Handel und Verkehr und für das Seewesen zu überweisen. Diesem Vorschlage wurde zuge ftimmt.

Die erwartete Verordnung über das Inkrafttreten des Unfallversicherungsgesetzes ist nunmehr erschienen, fie lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen 2c. verordnen auf Grund des§ 111 Absatz 2 des Unfallversicherungsgefeßes vom 6. Juli 1884 ( Reichs Gefeßbl. S. 69) und des§ 17 Absat 3 des Gesetzes über die Ausdehnung der Unfall- und Krantenversicherung vom 28. Mai 1885( Reichs- Gesezbl. S. 159) mit Bustimmung des Bundesraths, was folgt:

§ 1. Das Unfallversicherungsgesetz vom 6. Juli 1884 ( Reichs Gefeßbl. S. 69) tritt mit dem 1. Oktober 1885 feinem vollen Umfange nach in Kraft.

§ 2. Mit demselben Zeitpunkte tritt das Gesetz über die Ausdehnung der Unfall- und Krankenversicherung vom 28. Mai 1885( Reichs- Gesezbl. S. 159) für die im§1 iffer 1. a. a. D. bezeichneten Betriebe, nämlich: den gesammten Betrieb der

jungen Frau und ihres schönen Knaben entgegen, und doppelt, weil er nunmehr den schwersten Kummer aus dem Herzen feines Lieblings verbannt wußte. Doch welches Geheimniß Lag dem spurlosen Verschwinden von Holmsten's Gattin und deren plöglichem Erscheinen zu Grunde? Ihm war anvertraut worden, daß die junge Frau ihrem Gatten entflohen sei und in dem Sandsturm ein schreckliches Ende gefunden habe; eben so daß der Knabe gerettet worden sei. Man hatte so­gar ihm und Hertha den geretteten Knuben zugeführt, und nun sah er plöglich die verloren geglaubte Mutter mit einem anderen, mit ihrem eigenen Kinde vor sich! Wo kam das falsche Rind her, zu welchem 3wed hatte man ihn getäuscht? Welch finsteres Gewebe war zwischen Holmsten und Elliot gesponnen worden, daß sie vor derartigen Mitteln nicht zu­rüdschreckten? Das waren die Fragen, welche ihn beftürmten, so daß ihm kaum 3eit blieb, sich über die wunderbare Fügung glücklich zu preisen.

Aber indem er sich an dem Anblick der beiden Schwestern weidete, schmolz der letzte Rest der harten Ninde, welche sich im Laufe der Jahre unter dem Einfluß des hinterlistigen Rynolds und der strengen Religionsübungen um sein Herz gelegt hatte. Er schwankte zwar nicht in seiner felfenfesten Anhänglichkeit an den selbstgewählten Glauben, doch fühlte er feinen Beruf mehr in sich, noch irgend einen 3wang oder lenkenden Einfluß auf seine Nichte auszuüben; er be trachtete sie von diefem Augenblick an für vollkommen frei, als unumschränkte Herrin ihres Willens.

Schwester, Du lebst," sagte Hertha endlich, ihre Arme Es war das um den Hals der jungen Frau schlingenb. Einzige, was hervorzubringen ihre überströmenden Gefühle thr gestatteten.

Nicht nur ich lebe," antwortete die junge Frau mit einem füßen Lächeln, in welchem sich ein verborgenes Seelen leiben aussprach, nicht nur ich, sondern auch mein fleiner Erich lebt, und wie Du siehst, erfreuen wir uns der beften Gesundheit. Daß Du uns aber überhaupt noch wiederge sehen hast, daß mein holder Knabe nicht der Vergessenheit anheimfiel und ihm seine Mutter erhalten blieb, das banken wir ihm hier," sie wollte bei diesen Worten auf den Missio­när deuten, derselbe hatte aber den Knaben leise in ber

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Für Schulzen stellt das Allgemeine Landrecht( Theil II Titel 7,§ 51) das Erforderniß auf, daß sie von untadel­haften Sitten" sein sollen. Gestüßt auf diese Vorschrift focht wie wir der Boltsztg." entnehmen der Landrath einen Beschluß des Kreisausschusses flagend an, durch welchen der Wahl des Kaufmanns 8. die Bestätigung ertheilt war. Es wurde behauptet, daß dem 3. die gefeßlich geforderte Qualifi­fation zur Bekleidung des Gemeindevorsteheramtes fehle. Die Ehefrau des 8. war früher Kellnerin....( es folgen An­gaben über das Leben der verehelichten 8. und ihres Mannes vor ihrer Ehe). Der Kreisausschuß dagegen weist darauf hin, daß 3., indem er die Mutter seines unehelichen Kindes gehei rathet, nur ehrenhaft gehandelt, und daß er gleich seiner Ches frau seit der Eheschließung, also seit 13 Jahren, völlig malel­los lebe und in allgemeiner Achtung stehe. Das Bezirksver waltungsgericht in Gumbinnen erkannte auf Abweisung der Klage. Gegen diese Entscheidung legte nicht nur der Landrath , sondern auch der Regierungspräftdent Berufung ein. Das Oberverwaltungsgericht erkannte jedoch auf Bestätigung der Vorentscheidung, weil nur dann von einer Gesegesverlegung die Rede sein könnte, wenn der§ 51 cit. dahin aufzufassen wäre, daß Niemand Schulze sein könnte, der fich jemals in feinem Leben mit irgend einem Matel behaftet habe. Wollte der Regierungspräsident diesen Rechtssag mit den Worten der Berufungsschrift aufstellen: von einer gründlichen Befferung sei im Gesez nirgends die Rede, so wäre dem doch nicht bei­zupflichten. Nichts deutet darauf hin, daß der§ 51 cit. im Widerspruch mit den allgemeinen Normen für die Besetzung öffentlicher Aemter grade für das Schulzenamt jede Rehabili

bruck giebt, daß die Katholiken ihre Vagabonden mit protestan tischem Gelde füttern wollen. Denn gewiß sei ein Drittel der Kolonisten katholisch. Solches widerwärtiges Gezänt gehört also zu der so vielfach betonten christlichen Barmherzigkeit! Zum Spielfartenstempel. Einer Entscheidung des Finanzministers zufolge find Personen, welche, entgegen der Vorschrift des Reichsgesetzes vom 3. Julie 1878 über den Spielfartenstempel, nicht gestempelte Karten feilhalten, ver äußern, vertheilen, erwerben, damit spielen oder solche wissent lich verwahren und fich somit strafbar gemacht haben, zur Ent- tirung ausschließe. Wie der§ 51 vielmehr das freie, sach­richtung der Abgabe für die der Einziehung unterliegenden Spielfarten nicht verpflichtet, da das Gesez neben der festgesetz­ten Strafe und der Einziehung der Karten eine Nacherlegung jener Abgabe nicht vorschreibt.

Die Einnahmen der Post- und Telegraphenverwal­tung haben in der Zeit vom Beginn des Etatjahres bis zum Schluß des Monats August d. J. 68 111 471 M.( gegen den gleichen Zeitraum 1884+2760 881 M.), die der Reich- Eisenbahnverwaltung 19 644 000 M.(-181 195 M.)

betragen.

Eine Zusammenstellung des endgiligen Resultats der sächsischen Landtagswahlen ergiebt, daß in den 33 in Frage tommenden Wahlkreisen in Summa 65 290 Stimmen abgegeben wurden, wovon auf 36 fonservative Kandidaten 33 495 Stimmen entfielen, während die Nationalliberalen auf 6 Kandidaten 5512 Stimmen vereinigten. Die beiden schlechthin als liberal bezeichneten Randidaten brachten es auf 5317, 9 freifinnige auf 7331 und 17 sozialistische auf 13 635 Stimmen. Danach hat die konservative Partei mehr als 51 pCt., die nationalliberale und die liberale jeweils nahezu 9 pCt., die freifinnige reichlich 11 pCt. und die sozialistische nahezu 20 pCt. der abgegebenen Stimmen erhalten.

Aerztliche Behandlung an Universitäts - Kliniken. Auf einen von Bonn ausgegangenen Antrag, es möchte den Direktoren der Universitäts - Kliniken die Ermächtigung ertheilt werden, für die ärztliche Behandlung der in ihre Klinit auf genommenen Kranken erster und zweiter Klaffe Honorar in Ansaß zu bringen, hat der Minister der Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten erwidert, daß es nicht angängig er­scheint, diesem Antrag Folge zu geben. So weit aus älterer Beit besondere Rechts titel vorhanden sind, durch welche einzel­nen Direktoren diese Ermächtigung ertheilt ist, hat der Minister nichts dagegen zu erinnern, daß seitens dieser Direktoren danach weiter verfahren wird. Ihren Amtsnachfolgern kann diese Berechtigung nicht ertheilt werden. Dagegen fönnen die Direktoren der Universitäts - Kliniken ein ihnen von den Kranken erster und zweiter Klasse freiwillig angebotenes Honorar annehmen.

Zum Kammgarnzoll. Die Stelle der Nr. 41 c 2 des Bolltarifs hat bekanntlich durch die Bollnovelle folgende Fassung erhalten: Hartes Kammgarn aus Glanzwolle über 20 3tm. Länge, nicht gemischt mit anderen Spinnmaterialien, Genappes, Mohair, Alpattagarn: a. einfach, ungefärbt oder gefärbt; dublirt ungefärbt 3 M.; b. dublirt gefärbt; drei­oder mehrfach gezwirnt, ungefärbt oder gefärbt 24 M. für 100 Kg. Diese neue Bestimmung bringt, wie die offiziösen B. P. N." betonen, nicht unerhebliche Schwierigkeiten in der zolltechnischen Behandlung des Kammgarns mit sich under­heischt besondere Erfahrung und Fertigkeit seitens der betreffen den Beamten. Es lag daher nahe, daß der Bundesrath eine beschränkte Anzahl Zollstellen bestimmen werde, an welchen das vorerwähnte Kammgarn zur Bollabfertigung gelangen soll. Nachdem nicht unerhebliche Schwierigkeiten beseitigt worden sind und ein Meinungsaustausch mit den Einzelregierungen statt­gehabt, bestimmte der Bundesrath in seiner gestrigen Sigung, gehabt, bestimmte der Bundesrath in seiner gestrigen Sißung, daß nur 1) das Hauptsteueramt für ausländische Gegenstände in Berlin , 2) die Bollabfertigungsstelle des Hauptsteueramts Elberfeld auf den Bahnhöfen Rittershausen und Steinbeck und 3) das Hauptzollamt Leipzig zur Bollabfertigung von hartem Kammgarne zu den neuen Bollsägen befugt sein sollen.

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Nähe seiner Mutter auf die Erde gestellt und war dann un­Er wollte die beiden bemerkt hinter die Belte geschlichen. beglückten Wesen nicht durch seine Gegenwart stören, noch weniger von ihren Lippen Worte des Dantes vernehmen. Er hat sich entfernt," fuhr die junge Frau bebauernd fort ,,, der edle, fromme Mann, er liebt es nicht, an Wohl­thaten erinnert zu werden, welche er anderen Menschen er­wiesen hat. Und doch lebten mein Knabe und ich weit über ein Jahr auf seiner kleinen Mission unter seiner Obhut, bis fich endlich jetzt erst Gelegenheit bot, ohne ihm wieder in die Hände zu fallen, nach den Vereinigten Staaten zu ges langen."

Ihm?" fragte Hertha, deren Ideen sich bei jedem neuen Worte, welches ihre Schwester zu ihr sprach, auf's Neue zu verwirren begannen, und bei dem Missionär in Neue zu verwirren begannen, und bei dem Missionär in tiefer Wildniß hast Du so lange zugebracht?"

,, Laß das, laß das jetzt, mein gutes Kind," bat die junge Frau mit bebender Stimme, ihre Schwester zärtlich an sich drückend und zugleich auf den neugierig lauschenden Knaben weisend, sprechen wir lieber von meinem Erich, von dem ich Dir ja so viel schrieb. Blicke ihn an, so wie er jetzt vor Dir steht; habe ich wohl zu viel gesagt, als ich ihn einen Engel nannte?" und indem sie mit mütterlichem Stolz Frage auf Frage folgen ließ, zog sie den Knaben an fich, und nachdem sie demselben eine furze Lieblosung hatte zu Theil werden lassen, legte sie ihn der Schwester auf den Schooß.

Hertha nahm das Kind, und dasselbe mit innigem Aus­druck betrachtend, schien sie über irgend einen Gegenstand scharf nachzudenken.

,, Dies ist Dein Sohn?" sagte sie dann fest und be­stimmt ,,, ich würde ihn unter Tausenden herausgefunden haben, denn er ist Dein Ebenbild; daß ich ihn aber nicht gleich als Deinen Sohn begrüßte, hat seine anderen Gründe; aber in meinem Ropfe fchwirrt Alles durcheinander, wenn ich daran denke man brachte mir einen lieblichen blonde gelockten Knaben, Holmsten selbst that es, und man sagte, es sei der Deinige

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,, Er gab ein anderes Kind für das feinige aus?" fragte die junge Frau emporschreckend, ein anderes Rind? Also

gemäße Urtheil der Wählenden und der Kommunalaufsichts­

behörde in der Würdigung der Schwere und Bedeutung fitt­licher Verfehlungen für die Beurtheilung der schulzenamtlichen Qualifikation walten läßt, so auch in der Frage nach der Sühne früherer fittlicher Verstöße, nach der Wiedererlangung bürgerlicher Ehrbarkeit und allgemeiner Achtung durch späteren tadellosen Wandel.

Nahezu 900 Beamte schlesischer Kommunen haben aus 120 Städten, 49 Kreisen und 1 Landgemeinde dem Pro­vinzial Ausschuß eine Petition, betreffend Regelung der Fürs sorge für die interbliebenen schlesischer Kommunal Beamten, in 132 Exemplaren eingereicht. Bis jetzt haben in Schleften nur 8 Städte eigene Wittwen- und Waisenlaffen, während Kreisbeamten- Wittwen- und Waisenkassen überhaupt noch nicht bestehen.

Aus München schreibt man dem B. C." Der baye­ rische Landtag ist für den 29. d. M. einberufen. Demselben wird zunächst das Budget 1886/87 vorgelegt werden; der Militäretat pro 1885/86 wird ihn, aus formellen Gründen, beschäftigen( das Etatsjahr ist zu 7 Zwölftel zur Zeit der Ge­nehmigung vorüber.) Eine neue Subhaftationsordnung und ein Arrondirungsgesetz find als Regierungsvorlage in Aussicht genommen. Ultramontanerseits find Anträge auf Errichtung einer Mobiliar Brandversicherungs Anstalt unter staatlicher Leitung avifirt; die Anträge auf Reorganisation des Eisen­bahnrathes zum Zwecke einer größeren Berücksichtigung der Agrarier dürften erneuert werden. Es ist bezeichnend, daß sich die Sozialdemokraten in Nürnberg u. s. m. bereits jest zu einer Landtagswahlkampagne rüften, während sie fich früher des indirekten Wahlsystems halber fern gehalten haben; die Wahlen finden 1887 statt. Der Ministerrath beschäftigt sich, den 27. b. M., zum zweiten Male in einer Sigung mit der Vorlage betreffs Regelung der Verhältnisse der bayerischen Zivilliste.

Ein politischer Monftreprozeß ist in Sicht. Aus Flensburg , 25. September, schreibt man der Freis. 8tg.":" In Nordschleswig giebt es sieben sogenannte dänische landwirth­schaftliche Vereine. Sie bestehen seit vor 1864, also vor der Annerion. Bu Anfang dieses Jahres hielten fie in Flensburg eine Thierschau ab. Bei dieser Gelegenheit wurden Ausflüge in die Umgegend unternommen. Am 2. Juli fand eine Tour nach Angeln statt. Etwa zweihundert Personen nahmen an derselben Theil. Im Bahnhofshotel zu Sörug wurde gegessen und getrunken, und wie dies bei solcher Gelegenheit gewöhnlich geschieht, auch viel geredet und gesungen. Die Hauptführer der dänischen Partei in Nordschleswig waren natürlich zu gegen. Der frühere Reichstagsabgeordnete Gustav Johannsen hieß die Gäfte in seiner Heimath, Angeln, willkommen. Res dakteur Jeffen sprach über Treue und Glauben", Redakteur Matthiesen toastete auf den dänischen Sprachverein. Andere toasteten auf Dänemark , auf den dänischen König, auf die dänische Preffe u. s. w. Alle Redner sprachen Dänisch, weil Dänisch eben ihre Muttersprache ist. Gendarmen, die dabei waren, verstanden natürlich kein Wort von alledem. Damit war die Sache vorläufig zu Ende. Jezt kommt aber das Nach­spiel. Die Staatsanwaltschaft hat sich der Angelegenheit an genommen, man wittert alles Mögliche. Zunächst wurden die Redner polizeilich vernommen. Am Mittwoch aber ist der Hauptschlag, genau zur selben Stunde, unternommen worden. Bei den Verfißenden der erwähnten fieben Vereine haben Haussuchungen stattgefunden und sämmtliche auf die abgehal­

auch diesen Betrug nahm er auf sein Gewissen? O Hertha, geliebte Schwester, es ist entseglich! Du hast keinen Begriff von den Leiden, die ich zu ertragen bestimmt gewesen!"

,, Aber bezeichnete man nicht vielleicht aus edlem Mitge= fühl den fremden Knaben als den Deinigen, um den Schmerz, den ich um Deinen Verlust empfand, vorläufig zu mildern?" fragte Hertha mit ängstlicher Schüchternheit, denn sie fürchtete immer mehr zu vernehmen, was sie mit 3weffeln und Mißtrauen gegen ihre nähere Umgebung ers füllen würde.

Nein, Hertha, tausendmal nein! Nach der Art und Weise, in welcher er mich behandelte, nach den Kränkungen und Täuschungen, deren Opfer ich geworden bin, können nur die betrügerischsten Absichten zu einem solchen Verfahren Veranlassung gegeben haben. Ach, Hertha, Du kanntest ihn in unserer süßen Heimath, er war gut, er war ebel, er war fromm; was aber ist aus ihm geworden? Unter dem Ded mantel der Religion, unter der sündhaften Hinweisung auf alte heidnische Gebräuche wurde schnöder Verrath an mir und meinem Kinde geübt! Ich, seine vor Gott und den Menschen angetraute Gattin, ich sollte es dulden, daß hier näherte die junge Frau ihre Lippen Hertha's Ohr, und indem die Entrüftung ihr das Blut in die Wangen trieb, flüsterte sie ihr einige Worte zu.

Anfänglich saß Hertha bei den ihr gewordenen Mitthei gen wie versteinert da, dann aber sprang fie, wie von einem vergifteten Pfeil getroffen, empor. Ihr erregtes Antlik war von der Röthe der Scham und des Bornes übergoffen, und unftät wanderten ihre Blicke zwischen ihrer Schwester und dem immer noch in seiner alten Stellung verharrenden Jansen hin und her.

Du täuschtest Dich! es ist nicht möglich!" rief fie flagend aus.

Wollte Gott , Du sprächest wahr," versetzte die junge Frau, die ihren Augen entstürzenden Thränen in dem lockigen Haar des jest wieder auf ihrem Schooße figenden Rindes verbergend, aber eine Täuschung ist nicht möglich, es steht geschrieben in dem Glaubensbekenntniß der Mormonen; es ist nicht nur gestattet, sondern sogar auch von oben herab geboten. Ich war ja 3euge so vieler Fälle dort in der