tene Thierschau bezüglichen Aktenstücke, Protokolle und Briefschaften wurden beschlagnahmt. In Flensburg , in Sonderburg , in Apenrade , in Hadersleben , in Gram u. s. w. erschienen in den Privatwohnungen der gedachten Herren Untersuchungsrichter in Begleitung von Sekretären und zahlreichen Polizeibeamten und vollzogen die Beschlagnahme."
Oesterreich Ungarn.
In Desterreich sowohl als auch in Ungarn find die Barlamente am Sonnabend zusamengetreten. In Wien wurde der Reichsrath mit einer Thronrede vom Kaiser eröffnet, worin angefündigt wird, daß die Regierung fich bemühen werde, für eine Erweiterung der ausländischen Absatzgebiete und Schuß der heimischen Arbeit zu sorgen. Im ungarischen Unterhaus wurde von Jranyi eine Interpellation über die auswärtige Politit der Regierung, insbesondere mit Rücksicht auf die Kaiserbegegnung in Kremfier und die Ereignisse in Ostrumelien angefündigt.
Die Versammlungen der ,, Heilsarmee " hatten in der letzten Beit in Zürich einen so turbulenten Charakter angenommen, daß die Polizeibehörde fich nicht mehr hier im Stande erklärte, die Mitglieder dieser Armee auf die Dauer vor Mißhandlun gen seitens des Publikums schüßen zu können. Die Kantons Regierung hat deshalb verfügt: 1. Die Versammlungen der sogenannten Heilsarmee im Grünenhof in Hottingen werden untersagt. 2. Im Falle der Wiederhandlung gegen diese Verfügung findet die Ueberweisung an die Gerichte wegen Ungehorsams ftatt(§ 80 des Strafgesetzbuches). Das Versamme lungslokal wurde vor Beginn der zunächst festgesetzten Verfammlung militärisch abgesperrt; zu Rubeſtörungen fam es indeß nicht und das Militär konnte bald wieder abrücken.
Der Internationale Freidenfer Kongreß hat in Antwerpen unter dem Vorfiß des Herrn Van Caubergh getagt. In seiner Eröffnungsrede jagte der Vorfißende, daß die von den Reli gionen zerstörte Brüderlichkeit nur durch die Wissenschaft und das Freidenkerthum wiederhergestellt werden könne. Herr Schliepen aus Köln , der im Laufe der Verhandlungen einen mit großem Beifall aufgenommenen Bericht über das Frei denkerthum in Deutschland verlas, wurde mit ins Bureau ge wählt. Betreffs der Frage über die gesellschaftliche Rolle der Religionen wurde der Beschluß angenommen: Die religiöse Idee ist immer gesellschaftlich schädlich gewesen und konnte nur so sein; die religiöse Jdee mit allen ihren Folgen muß daher abgeschafft werden." Der Kongreß hat ferner den folgenden Beschluß angenommen: Moralische Verantwortlichkeit besteht nicht, aber die Gesellschaft hat das Recht, fich gegen Ver brecher und Wahnsinnige vorzusehen." Der Kongreß hat schließlich für die Abschaffung des religiösen Eides gestimmt und deffen Ersetzung durch eine einfache Bestätigung verworfen. Mit Bezug auf die Abschaffung des religiösen Eides in Neu Seeland hat der Kongreß die englischen säkularistischen Gesell schaften beglückwünscht. Der nächste Kongreß wird in Rom stattfinden.
Die Marseiller Hafenarbeiter haben an den Minister des Innern ein Schreiben gerichtet, in welchen fie um Maßregeln gegen die italienischen Arbeiter ersuchen, die fich in immer größerer Anzahl einstellten und den heimischen Arbeitern durch ungemein billiges Angebot ihrer Arbeitskraft die ärgste Konkurrenz machten. Der Minister des Innern hat antworten lassen, daß er die Frage prüfen und das Recht der französischen Arbeiter wahren werde. Unser Standpunkt ist in dieser Frage den Lesern bekannt; wir find nur neugierig, welche Maßregeln die französische Regierung ergreifen wird, wenn fie es nicht vorzieht, es bei den leeren Versprechungen zu laffen.
Nach einer Korrespondenz des Petit Marseillais" aus Mont sous Vaudrey hätte Herr Jules Grévy ganz bestimmt feine Abficht fundgegeben, nicht von Neuem seine Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik zu stellen und nur im äußersten Falle, wenn es im Interesse der Einigkeit der republikanischen Partei absolut nothwendig sei, eine Wiederwahl anzunehmen. Das Blatt schreibt u. A.:,,Das biographische Wörterbuch von Vapereau läßt Herrn Grévy am 15. August 1813 in Mont- sous- Baudrey geboren sein; er würde also heute 72 Jahr, 1 Monat und etliche Tage alt sein. Das Jahrbuch des Advokatenvereins hingegen giebt als seinen Geburtstag den 15. August 1807 an; hiernach wäre Herr Greon 78 Jahr alt. Grévy lämpfte in der Julirevolution 1830 mit. 77 oder 78 Jahre find ein schönes Alter; ist es das des Rücktritts? Herr Grévy spricht sich darüber nicht sehr entschieden aus; die Eventualität seines Rücktritts scheint jedoch sicherer zu werden. Bum ersten Mal in seinem Leben hat der Präfident in diesem Jahre die Eröffnung der Jagd nicht mitgemacht. Seit einigen Wochen wurden seine Hände von einem Bittern ergriffen, das ihm nicht mehr gestattet, ein Gewehr oder den Billardstock zu halten. Er hat auf diesen doppelten Lieblingszeitvertreib verzichten und fich mit dem Schachspiel begnügen müssen. Die Spaziergänge werden fürzer und seltener; die Beine werden schwächer. Wenn Salzfee- Stadt, und endlich, was ich noch bis zum letzten Augenblick bezweifelte, seiner und meiner Schmach! O, Hertha, mit dem neuen Bündniß, welches er schloß, betrach tete ich die Banden, die zwischen ihm und mir beſtanden, für gelöst, und ich verließ ihn."
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Und Deine Briefe waren so voll des Glückes, so voll Sehnsucht und Hoffnung, mich endlich in der Stadt der Heiligen der letzten Tagen begrüßen zu können," entgegnete Hertha, wie von einer schweren Last bedrückt, unbeweglich auf den Boden starrend.
Hertha, meine innig geliebte Schwester, wenn Du das fagft, dann haben nicht alle meine Briefe Dich erreicht," er widerte Editha, indem sie aufstand und ihren Arm um Hertha's Hals legte, wenigstens diejenigen haben Dich nicht erreicht, welche ich schrieb, ohne daß er mir, mit schweren Drohungen auf den Lippen, die Worte in die Feder sagte. O liebe Schwester, die Thränen, welche ich vergoß, während ich gezwungen wurde, Dich zu hintergehen, sie sind zahllos. Ich hoffte ja noch immer, durch meine Willfährigkeit ihn vor dem Schrecklichsten zu bewahren, ihn zur Umkehr zu bewegen. Alles, Alles umsonst, ich entfloh, und die beiden einzigen Briefe, welche ich Gelegenheit fand, aus dem Haufe meines Wohlthäters an Dich zu richten, fie lönnen Dich nicht mehr in unserer alten Heimath getroffen haben."
Oder sie wurden unterschlagen wie die anderen," fügte Hertha sinnend hinzu,„ D, ich errathe jetzt, was man mit o, mir beabsichtigte, begreife, warum Elliot und Holmsten so eng mit einander verbrüdert erschienen. Elliot, dieser finstere Mann mit dem Furcht erregenden Blid, ich soll ihm als Gattin folgen, um ein Opfer seiner Falschheit zu werden-".
Elliot, sagst Du," unterbrach Editha mit Entfehen ihre Schwester, Elliot, den Rommandanten von Fort Utah? Shm solltest Du überantwortet werden? Ihm, der schon einmal den Gefeßen der Sittlichkeit Hohn sprach und seiner ersten Gattin, einem sanften, ergebungsvollen Wesen, noch eine zweite hinzufügte?" D, Gott selbst hat uns hier zusammengeführt, damit Dir noch die grenzenlose Schmach erspart bleibe. Und dann, zurückgekehrt in den Bereich ge rdneter Gesetze, wo hätte ich Dich suchen sollen?"
aber auch die Körperkraft abnimmt, die des Geiftes bleibt. Die Intelligenz Grévy's ist noch immer lebbaft, fein und treffend, immer jung, hält sie den alternden Körper aufrecht. Grévy tönnte also die Leitung der Geschäfte Frankreichs , ohne daß dieselben darunter zu leiden hätten, noch für neue fieben Jahre übernehmen. Die Frage ist daher nicht, ob er seine Kandidatur für die Präsidentschaft der Republik aufstellen kann, sondern ob er fte aufstellen will. Man zweifelt daran, und er selbst scheint nicht sehr dazu aufgelegt. Herr Grevy ist der Meinung, daß seine Aufgabe beendet ist, daß er seine Pflicht erfüllt hat und eine Ruhe, deren er bedarf wohl verdient hat. Wenn er nur seine Neigung befragt, wird er fich nach Mont- sous- Vaudrey in das Haus, in welchem er geboren ist, zurückziehen; wenn zu zahlreiche und zu eifrige Wettbewerbungen ihn nöthigen, seine Kandidatur aufzustellen, so wird er dies thun; aber gegenwärtig ist es seine ofienkundige Abficht, die Staatsgewalt niederzulegen und aus der Ferne mit ungeschwächter Theilnahme den Geschicken der Republik zu folgen, welche die einzige Leidenschaft seines Lebens war und ist.
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Dem Temps" telegraphirt sein Korrespondent aus Marseille , daß am Freitag Abend einige Bewohner von Sablon trop des erlassenen Verbotes eine Prozession nach Saint- Roch veranstalteten, um den himmlischen Schuß gegen die Cholera- Epidemie zu erflehen. Der reguläre Klerus hielt fich von der Manifestation ferne, die durch bedeutende Unruhen gestört wurde. Die Gendarmerie mußte mit Revolvern in der Hand interveniren und den Heiligen, der herumgetragen wurde, nach dem Stadthause bringen.
-Prinz Jerome Napoleon hat ein Wahlmanifest erlassen, welches vom ,, Figaro" veröffentlicht worden ist. Daffelbe spricht fich bezüglich der bevorstehenden Wahlen sehr pessimistisch aus und vertröstet lediglich auf die Zukunft. Nach Ansicht des Prinzen wird Frankreich eines Tags zur monarchischen Staatsform zurückkehren und dann wird es fich der Napoleonen erinnern. Wenn er fich nur nicht irrt!
- In Tonkin sieht es feineswegs sehr friedlich aus. Die ,, Agence Havas" entnimmt einem Briefe eines in Kanton wohnenden Engländers folgende Stelle: General Bao schreibt aus Tontin einem seiner Freunde, daß er in aller Form gegen die Land Abtretung an Frankreich proteftirt hat und daß er bereit ist, wieder mit ihm zu lämpfen. Wenn ihm Gelegenheit bazu gegeben wird, so macht er fich anheischig, die Franzosen in's Meer zu treiben. Bei befferer Bewaffnung und Ausrüftung der Truppen," sagt er, werde ich ganz Tonkin mit Ausnahme der Küsten zurückerobern können. Meine Truppen haben sich ausgeruht und brennen vor Begierde, fich mit dem Feinde von Neuem zu meffen, fte wollen nichts von Verabschiedung hören, bevor sie nicht nochmals gegen die Franzosen gefämpft haben. Werden fle geschlagen, dann wollen fie ihren Abschied nehmen, ohne Sold zu beanspruchen, aber stegen fie, so wollen sie nicht eher vom Kampfe abstehen, als bis alle Franzosen aus dem Lande vertrieben find."
Das Boycottiren" steht in Jrland neuerdings wieder in voller Blüthe und ist geradezu bewundernswürdig organifirt. Die Verzweigungen des Systems illustrirt nachstehender, Dubliner Blättern entlehnter Fall, der sich in der Grafschaft Limerick ereignete. Eine Wittwe, bei welcher eine Tochter und mehrere Enfeltinder wohnen, wurde boykottirt, weil sie einem Polizeirichter ein Pferd geliehen hatte. Sie erhielt keine förmliche Nachricht von der Thatsache, sondern hörte nur gerüchtsweise, daß sie sich das Mißfallen der Nationalliga zugezogen habe. Die erste Kunde empfing fte, als ihre Farmarbeiter fie verließen. Die Bäcker und Fleischer im Dorf weigerten fich, fte zu bedienen. Sie sandte nach Limerick und wurde einige Tage hindurch mit Lebensmitteln versehen; aber als die That sache, daß sie boykottirt sei, bekannt wurde, lehnten es auch die dortigen Krämer ab, ihr Waaren zu verkaufen. Sie begab fich persönlich nach einer bekannten Bäckerei in Limerid, deren fich persönlich nach einer bekannten Bäckerei in Limerick, deren Kunde sie 25 Jahre hindurch gewesen, und die ein Zweiggeschäft in ihrem Heimathsdorfe hatte, und stellte den Eigenthümer darüber zur Rede, daß man fich weigere, ihr Brod zu liefern. Er sagte, er wisse nichts darüber und würde anordnen, daß man sie bediene. Der Geschäftsführer der Brod niederlage in ihrem Dorfe wollte ihr indeß fein Brod ver laufen und ließ seinen Brinzipal wiffen, daß, falls er darauf bestehe, daß der Wittwe Brod geliefert werde, er und seine Untergebenen sofort aus dem Dienste scheiden würden. Die Folge davon war, daß die arme Wittwe tein Brod erhielt, und wenn ihr nicht die Polizei Lebensmittel geliefert hätte, wäre sie sicherlich mit den Thrigen verhungert. Sie schrieb an ihren Bruder in Kilmorod und bat ihn, die Kinder abzuholen. Die Nachbaren ließen ihn indeß wissen, daß, falls er dem Gesuche seiner Schwester nachkomme, er ebenfalls boykottirt werden würde. Schließlich sah die Wittwe ein, daß es das Beste sein würde, fich der Liga zu unterwerfen, und sie mußte fich schriftlich verpflichten, niemals wieder der Polizei oder anderen Behörden einen Dienst zu leisten.
- Die Handelskammer von Macclesfield beschloß in einer Sigung, welche abgehalten wurde, um die von der königlichen Kommission zur Untersuchung der Ursachen der Handelsstockung
Elliot verheirathet?" fragte Hertha erbleichend, und ein Blick des bittersten, schmerzlichsten Vorwurfs streifte zu ihrem Onkel hinüber, und er wagte es, mir mit den Erklärungen seiner Zuneigung zu nahen, mir einen schrecks lichen 3wang aufzuerlegen und ein heiliges Versprechen abzufordern? Ebitha, die Vermessenheit, die Verspottung aller göttlichen Gesetze wäre zu groß! Nein, es kann nicht fein!"
Baue auf meine Worte," entgegnete die junge Frau, Hertha in die Arme schließend, wie um sie gegen die Folgen des erwähnten Versprechens zu schüßen; wenn Du ihm Dein Wort gezwungen gabst, so hat das jetzt keine bindende Wirkung mehr für Dich. Du bist zwar noch Mormonin, aber indem man Dich nicht mit allen Vorschriften des Mormonenthums vertraut machte und Dir ein Versprechen abzwang, hinterging man Dich. Du bist noch frei, Gott sei es gebankt; ein durch betrügerische Vorspiegelungen abgewonnenes Wort hat keine gefeßliche Kraft, und der Beweis des Betruges kann nicht abgeleugnet werden, denn nicht einmal, sondern schon zweimal ist Elliot verheirathet. Ich, ber ich dem Vater meines Kindes vertrauensvoll nachfolgte, um Glück und Leid mit ihm zu theilen, ich konnte mich nicht mehr gegen Betrug schüßen, denn ich war ja gebunden, unauflöslich gebunden für's ganze Leben. Aber Du stehst noch frei da, Du sollst, Du mußt gerettet werden, und sollte ich felbft hinübereilen in das Lager der Vereinigte StaatenArmee, um Dich mit Gewalt dem Dir drohenden Verderben Armee, um Dich mit Gewalt dem Dir drohenden Verderben entreißen zu lassen. Ich bezweifle nicht, daß sich noch genug Männer in derselben befinden, die sich bereit erklären, einem schutzlosen Mädchen beizustehen!"
Da richtete Hertha, die so lange wie in einen Traum versunken bagestanden hatte, sich stolz empor. Ihr liebliches Antlik war wieder geröthet, ihre schönen Augen leuchteten Doch nicht religiöse wieder in ftrahlendem Glanze.
Schwärmerei war es, was aus denselben sprach, oder romantischer Enthusiasmus, sondern nur der einzige Ausbruck des beleidigten jungfräulichen Gemüths und der tiefsten Verachtung.
" Onkel!" rief fie aus, sich Jansen zuwendend, und jetzt
geftellten Fragen zu erwägen, zu berichten, daß die lokale Seidenindustrie sich in einem Zustande allmählichen Verfalles befinde. Eine Mehrheit der anwesenden Mitglieder äußerte fich zu Gunsten einer Wiederauflegung von Zöllen auf alle Seidenstoffe, mit Ausnahme des importirten Roh materials.
Amerika.
Die Union Pazifil- Eisenbahn hat in den Gruben in Rock Springs , Wyoming , unter militärischem Schuße wiederum chinesische Arbeiter in Thätigkeit gesezt. Einige Weißen arbei ten mit ihnen gemeinschaftlich. Andere, die dies ablehnen, find abgelohnt und aufgefordert worden, den Ort zu verlassen. Dieser von den Bundesbeamten gebilligte Plan wird angeblich in friedlicher Weise zur Ausführung gebracht. General Schofield, welcher in diesem Departement fommandit, hat sich als Vertreter der Regierung nach Rock Springs begeben.
Kommunales.
Die städtischen Fortbildungsschulen beginnen das Wintersemester dieses Jahres am Sonntag, den 4. Dltober. Der Unterricht wird der Weihnachtsferien wegen ausgesetzt vom 13. Dezember d. J. bis 9. Januar 1. J. und geschlossen am 20. März 1886. In folgenden Fächern wird der Unterricht unentgeltlich ertheilt: Deutsch , Rechnen, einfache Buchführung, Geometrie, Phyfit und allgemeines Zeichnen. Schulgeld ift zu bezahlen: Für Modellirer halbjährlich 1 M., für doppelte Buchführung und für zweistündige Kurse im Fachzeichnen halbjährlich 2 M., für Französisch und Englisch und für die vierstündigen Kurse im Fachzeichnen halbjährlich 4 Mr. Diese Beträge tönnen auch in Theilzahlungen, und zwar in den ersten vier Monaten des Halbjahres mit je 1 Mark entrichtet werden.
Handwerkerschule. Der Unterricht für das Winterhalb jahr beginnt am 4. Oktober. Theilnehmer an dem Unterricht fönnen sich bis 3. Oftober cr. an den Wochentagen von 6 bis 8 Uhr Abends Kurstraße 52 melden. Die Lehrfächer der Schule Schule find: Freihandzeichnen, Zirkelzeichnen, darstellende Geometrie, Fachzeichnen für Tischler, Drechsler, Klempner, Schloffer, Maschinenbauer, Mechanifer, Uhrmacher, Goldschmiede, Graveure, Maurer, Zimmerer, Steinmeße, Bildhauer, Maler, Tapezirer, Lithographen ; Modelliren, dekoratives Malen, Al gebra, Geometrie, Trigonometrie, Phyfit, Mechanit, Rechnen, Buchführung. Für Mechaniker, Tischler und Maler bestehen besondere Tagestlaffen.
hat
Lokales.
r. Beim Herannahen der Heizperiode wird, wie alljährlich, so auch in diesem Jahre Klage laut, über den mangelhaften Bustand der Wasserstraßen, welche Berlin mit den verschiedenen Kohlen- Bezirken verbinden und deswegen für die Anfuhr von Heizmaterialien von der größten Wichtigkeit sind. Durch den niedrigen Wasserstand der Havel find die von Westen her kommenden Kähne, welche aus der Gegend des Harzes Breß und Braunkohlen nach Berlin bringen, ge nöthigt, mit halber Ladung zu fahren, was einer Vertheuerung der Fracht um 50 pCt. gleichfommt. Der schauderhafte Bustand der oberen Oder ist seit Jahren das beständige Thema der Debatten aller gefeßgebenden und Verwaltungskörperschaften; aber das versumpfte und versandete Gewässer feine gar Luft, eben Το schnell dahinzu fließen wie der Redestrom der betreffenden Herren, und so lange diese zu einer endlichen Regulirung des Oderbettes kein Geld bewilligen, mögen die Schiffer zusehen, ob sie auf dem Fluffe der schönen Rede weiter tommen, wenn sie auf einer versandeten Stelle im Fahrwaffer der Oder festsigen. Von dem Bau einer besseren Kanalverbindung im Norden der Stadt ist auch alles wieder still geworden. Das Resultat aller dieser Uebelstände ist die Vertheuerung der Frachten und diese find für Baumaterial für Baumaterial von Bedeutung. Heute Heute wendet fich fämmtliches Frachtgut bem theuren, aber freilich auch schnelleren Eisenbahnverkehr zu; die Schifffahrt bleibt zurück, obwohl ste billiger die Beförderung besorgen fönnte, wenn die Waffer straßen in Ordnung wären. Auf die Schnelligkeit der Be förderung aber tommt bei dem Heizmaterial und bei vielen anderen Frachtgütern nichts an; diese können sehr bequem zu der Zeit, da sie gebraucht werden, am Plaße sein. Die theure Eisenbahnfracht erhöht natürlich den Preis und diesen bezahlt das Publikum; es wäre deshalb wohl wünschenswerth, wenn der Kanalbaufrage und der Regulirung der betreffenden Waffer straßen etwas mehr Aufmerksamkeit zugewendet würde.
Wiederum ist die Zeit gekommen, da auf den Redak tionstischen die Kalender zur gefälligen Besprechung" fich einfinden. Diese Büchlein gehören zu den fonservativsten Einrich tungen der Welt. Denn mögen sie in Einzelheiten auch noch so verschieden von einander sein, von den Fachkalendern abge sehen, haben fie doch alle daffelbe Grundwesen, ja die Kalender von heute sehen denen vor hundert Jahren wie Brüder ähn lich. Wohl ist jest das Format ein größeres, aber die Eintheilung ist ganz die alte: erst das Kalendarium mit der Gee
erst erinnerte sich Editha, daß sie, in ihrer Freude des Wiedersehens und dem darauf folgenden Gespräch, ihren Onkel zu begrüßen vergessen hatte; Onkel," wiederholte Hertha mit eigenthümlich feierlicher Stimme; ist es wahr, was meine Schwefter fagt? Ist der, welcher mir seine Hand antrug, der, dessen Bewerbungen Du begünstigtest und der oberste Prophet als angemessen betrachtete, ist Elliot verheirathet?"
"
Jansen hatte während der ganzen Beit, daß die beiden Schwestern mit einander sprachen, fein einziges Mal Miene ge kein Wort derselben entging. Er stand noch immer mit ge macht, sich an der Unterhaltung zu betheiligen, obschon ihm falteten Händen da, seine Augen ruhten mit Wohlgefallen auf der rührenden Gruppe, und nur hin und wieder verfinsterte sich seine Physiognomie vorübergehend, wenn es ihm aus den Bemerkungen der jungen Frau immer flarer wurde, daß es sich um einen wohlüberlegten Betrug handelte, der nicht weniger als das ganze Vermögen der tobt geglaubten
Mutter und ihres Kindes betraf.
Als Hertha ihn nun in dieser vorwurfsvollen Weise anredete, da blickte er sie eine Weile mit trauriger, mitleidiger Miene an.
Du hast ein Recht, mein Kind, diese Frage an mich ich werbe fie Dir auf Pflicht und Gewissen beantworten. zu stellen," begann er endlich ruhig und wohlwollend, und Aber Editha, Du, die Todtgeglaubte, hast Du kein einziges Wort des Willkommens für den Bruder Deines
Vaters."
Editha zögerte einen Augenblic, wie um eine unbe stimmte Scheu niederzukämpfen, dann aber nahm sie ihren Rnaben auf den Arm, und dicht vor Jansen hintretend, reichte sie ihm mit Thränen in den Augen die Hand.
,, Ontel, Du hättest viel Elend von mir abwenden können," sagte fie leise, und dann das Kind wieder fester an sich brückend, weinte sie bitterlich.
Jansen's Augen schimmerten feucht, er betrachtete die trauernde Mutter eine Weile, und dann legte er seine Hand sanft auf ihr Haupt.
( Fortsetzung folgt.)