werden, dabei käme auf die Person eine jährliche Ausgabe von 175 Mt.!

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Fürst Bismarck hat einmal dgs nothdürftige Ein­tommen einer Arbeiterfamilie auf 750 Mart angegeben gewiß nicht zuviel. Trotzdem bleibt dasselbe aber bei mindestens/ der Arbeiterfamilien hinter diesem Saße zurüd!

Das find Zustände, die Aenderung verlangen, falls Deutschland nicht von seiner politischen Höhe in den, wirth schaftlichen Abgrund versinken soll.

Wenn man den oben angegebenen 3eitraum, in wel­chem die Zahl der Bedürftigen" so enorm gestiegen ist, also den Beitraum von 1876-1881 ins Auge faßt, so theilt sich derselbe in drei freihändlerische und drei schutzöllnerische Jahre. Man sieht aber daraus, daß, wie wir schon an­deuteten, diese verschiedenen Wirthschaftssysteme teinen be­sonderen Einfluß auf den Aufschwung oder Niedergang einer Nation in wirthschaftlicher Beziehung im Allgemeinen ausüben. Mag beim Schußzollsystem der ,, Nationalreichthum" mehr in die Taschen der Großgrundbefizer und Großfabris tanten fließen, mag beim Freihandelssystem der Großkaufmann und der Banquier den Löwenantheil erhalten, der Arbeiter geht leer aus bei beiden Systemen; immer mehr Bedürf­tige" entstehen.

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Deshalb muß mit beiden Systemen" gebrochen werden, beshalb muß ein System eingerichtet werden, bei dem die Arbeiter zu ordentlichem Verdienst und zu ihrem Rechte ges langen. Angebahnt wird dasselbe durch ein volksthümliches Arbeiterschutzgeseh, durchgeführt wird es durch eine verständige Regelung der Produktionsweise.

Deutschlands Kulturentwickelung steht dabei auf dem

Spiele.

Politische Uebersicht.

Der Reichstag soll, wie jest verlautet, zum 10. oder 12. November ein berufen werden. Bezüglich der Festsetzung der Termine zu den Landtagswahlen wird daran festgehalten, daß dieselben am 5. bezw. 12. November stattfinden werden.

Sodann

Der Kulturzustand eines Landes wird nicht mit Un­recht nach dem Lohnbedürfniß des Volkes geschäßt. Wenn gleich nun die Zeitungslektüre nicht allein maßgebend sein kann, so giebt sie doch den Maßstab für die andere Lektüre an. Von allen Ländern der Welt stehen die Welt stehen die Vereinigten Staaten von Amerita mit 12 500 Beitungen und Zeitschriften( darunter 1000 täglich erscheinende) in erster Linie da. Kanada hat 700 Beitungen und in der Argentinischen Republik ( Südamerika ) erscheinen 60 Blätter. In Europa , wo ca. 20 000 Beitungen erscheinen, steht Deutschland mit 5500, darunter 800 täglich erscheinende, oben an. tommen Großbritannien mit 4000, darunter 800 täglich erscheinende, und Frankreich mit zusammen 4092, aber nur 360 Tageblättern. Italien hat 1400 Blätter; es erscheinen davon 200 in Rom , 140 in Mailand , 120 in Neapel , 94 in Turin und 79 in Florenz . Defterreich Ungarn publizirt 1200 Blätter( davon 150 täglich). Spanien hat ungefähr 850 Blätter, wovon ein Drittheil politische find, Rußland nur 800, wovon allein 200 auf Petersburg und 75 auf Moskau kommen. In Griechenland erscheinen über 600 Beitungen, davon 54 in Athen , in der Schweiz 450, in Holland und Belgien je 300, Der Welttheil Aften, die Wiege der Kultur, spiegelt die Kultur seiner Menschenmassen nur in 3000 publizistischen Organen wieder, davon kommen nicht weniger als 2000 allein auf Japan , die einzigen Organe in China dagegen, welche nicht von den Refidenten in den Vertragshäfen herausgegeben wer den, find der Ning Pao", offizielles Organ für Peking , der Chen- Pao" und der Hu- Pao" in Shanghai und das im legten Jahre in Korea ausgegebene Regierungs. Journal. Drei Blätter erscheinen in Französisch Cochinchina und eines in Tongling, alle übrigen auf Aften gezählten Degane, mit Aus­nahme von sechs persischen, erscheinen in Indien . Dem ,, dunkeln Welttheil" Afrila darf man noch mehr Schwärze, nämlich Druckerschwärze, wünschen, damit es hell in ihm wird, in ihm erscheinen nur 200 Beitungen, wovon drei in Egypten, die übrigen in den französischen und englischen Kolonien. Australien hat 700 fast nur englische Zeitungen, die Sandwich­Inseln 8, wovon 5 in englischer und 3 in der Eingeborenen Sprache erscheinen. Von den aufgeführten 35,000 periodischen Beitschriften erscheinen 16,500 in englischer, 7800 in deutscher, 6850 in französischer, 1600 in spanischer und 1450 in italienis scher Sprache. Nehmen wir nun die vier großen Kultur länder, Nordamerika , England, Deutschland und Frankreich und vergleichen die Zahl der Einwohner mit der Bahl der Beitschriften, so steht Nordamerika allen übrigen weit voran, auf noch nicht 5000 Personen tommt eine Beitung; in England auf ca. 7500, in Deutschland auf 8500 und in Frankreich auf ca. 9500 Personen.

gemacht, Euch für den Rest meines Lebens entbehren zu müssen."

Hertha und ihre Schwester nahmen den Kleinen Knaben zwischen sich und schritten schweigend dem 3elte zu, hinter welchem das Mahl und der freundliche Missionär ihrer mit gleicher Geduld harrten.

Genießet Euer Glück," hatte Jansen zu ihnen gesagt; sie aber blieben stumm; sie waren noch zu tief bewegt von bem Wiedersehen und allen den Nebenumständen, welche baffelbe begleiteten.

Das stürmische Entzücken, die laut und schmerzlich geäußer­ten Befürchtungen und das Erstaunen, welches fast jeder Neußerung auf dem Fuße nachfolgte, waren einer ruhigen Ueberlegung gewichen. Mochten auch Besorgnisse mancher Art ihre Phantasie noch beschäftigen, so war doch jenes innige, fille, sich durch äußerliche Merkmale nur wenig verrathende Dankbarkeitsgefühl gegen die Vorsehung in ihre Bruft ein­gezogen, welches gewöhnlich aus glücklichen Ereignissen her­vorgeht, oder auch aus dem Bewußtsein entspringt, einer brohenden Gefahr im entscheidenden Augenblic entronnen zu sein.

Jansen, die ernsten, sinnenden Blicke beständig auf die beiden Schwestern gerichtet, befand sich nur wenige Schritte hinter ihnen. Er hatte das Haupt forgenschwer auf die Brust geneigt und die Hände auf dem Rüden in einander geschlagen. Seine hohe, kräftige Gestalt schien bedeutend Kleiner geworden zu sein, so sehr prägte fich in derselben der Rummer aus, welchen die jüngsten Erlebnisse und Erfahrun gen ihm bereiteten. Es war ja ein zu harter Schlag für ihn, daß auch das Mormonenthum, zu welchem er sich, als der einzig reinen und wahren Religion, bekannte, unter seiner Gemeinde Mitglieder zähle, die vor dem schwärzesten Ver­brechen nicht zurückschreckten und durch ihre Verderbtheit, in ben Augen der übrigen Welt einen trüben Schatten über die ganze Brüderschaft der Heiligen der letzten Tage werfen mußten.

Erst als Alle, selbst die zu der kleinen Karavane gehörigen Indianer, zum gemeinschaftlichen Mahl vor dem Küchenfeuer auf bem grünen Rasen lagerten und der Missionär, nachdem er den Segen gesprochen, in seiner wohlwollenden, Vertrauen erweden­

Ein sonderbarer Vorwurf. Profeffor Virchow hat I und verhafteten zwei Baffagiere. Sie wurden ins Bolizei­

auf der jüngsten Naturforscherversammlung zu Straßburg einen Vortrag über Kolonialpolitit gehalten, in welchem er nachwies, daß an Erfolge in Afrika und Neu- Guinea für Deutschland nicht zu denten sei. Darauf hin bemerken nationalliberale Blätter: Der Standpunkt Virchow's muthet dem deutschen Bolle im Grunde nichts anderes zu, als fich aus der Liffe der lebensfähigen Nationen selbst zu streichen."- Das bischen Kolonisationspolitit, welches wir gegenwärtig treiben resp. treiben fönnen, soll also die Lebensfähigkeit des Deutschen Reiches beweisen?! Wahrlich dann fieht es traurig mit dieser Lebensfähigkeit aus. Ist Deutschland , troßdem es feine über­seeischen Befizungen hat, nicht längst schon die drittgrößte see­handeltreibende Nation in Europa ? Wozu da die fieber­reichen Beigungen in Afrika ? Pflege man das Errungene, pflege man das eigene Land, pflege man die guten Beziehungen unter den Völkern und treibe keine Abenteuerpolitik das ist der Grundgedanke, der aus den Virchow'schen Ausführungen durchleuchtet, und Virchow hat nach dieser Richtung hin völlig Recht.

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Das Lehrerpensionsgesetz schließt bekanntlich die Lehrer Gesetzes aus, während dieselben auch andererseits im geseg an den sogenannten Mittelschulen von den Wohlthaten dieses Gesezes aus, während dieselben auch andererseits im gesez lichen Sinne weder den Lehrern an den höheren Schulanstal ten, noch denen an den technischen Schulen gleich erachtet wer­den. Wie der Berl. Börs. Kour." hört, wird im Kultusmi­nifterium augenblicklich die Frage einer näheren Erwägung unterzogen, inwieweit hier auf gesetzlichem Wege eine Abhilfe des beregten Umstandes herbeizuführen sei.

Von dem Segen der Schutzollpolitik soll nach An­gabe einer Anzahl national fonservativ schußzöllnerischer Blätter auch ein gut Theil auf Apolda und Umgegend gefallen sein. Entgegen dieser Behauptung erläßt jegt der Vorstand der Apoldaer Wirterverbände eine Erklärung, wonach das Gegen­theil von Allem der Fall sei. Der Geschäftsgang in der Apoldaer Wollwaarenbranche sei so darniederliegend, daß ein sehr großer Theil der Arbeiter seit Monaten brodlos sei, auch ein Aufschwung zum Besseren sei für dieses Jahr nicht zu er warten. Es find nicht nur die bei der Hausindustrie beschäf tigten Arbeiter von der Arbeitslosigkeit betroffen, sondern auch eine große Anzahl Arbeiter aus den Fabriken entlassen wor den, darunter solche, welche 12, 16 und noch mehr Jahre in den betreffenden Etablissements beschäftigt waren. Sorge und Noth, sagt der Vorstand, hätten in vielen Familien ihren Ein zug gehalten. Wenn der Vorstand dafür in erster Linie die Buchthausarbeit verantwortlich macht, so mag er bis zu einem gewiffen Grade Recht haben. Der Hauptgrund aber liegt wohl in dem zurückgegangenen Export und in der verminderten Kauftraft der deutschen Kundschaft, eine Thatsache, welche von allen Geschäftskundigen konstatirt wird. Für die neue Wirthschaftspolitik ist diese Thatsache ein sehr bedenkliches Symptom.

Ronduitenliften über Jedermann. Der Freis. Stg." wird geschrieben: Das königliche Polizeipräsidium in Magde burg verwendet zu denjenigen Anfragen, welche dasselbe an andere Polizeiverwaltungen über Personen richtet, welche sich im dortigen Bezirk niederlassen wollen, Formulare, denen eine Rubrit beigedruckt ist: Politische Gesinnung?" Diese Formulare find gedruckt bei E. Baensch jun., Breiteweg, in Magdeburg . Wenn das auch nur alle königlichen Polizeiver waltungen ein Jahrzehnt hindurch durchgeführt haben, so eris stirt eine politische Konduitenliste, wie fie noch nie da war! Wir bitten aber um Auskunft: 1. mit welchem Rechte eine Polizeiverwaltung an eine andere amtlich die Frage über die politische Gesinnung eines unbescholtenen Mannes richten darf? 2. warum man, wenn die Frage zu 1. auf Grund einer gefeß lichen Bestimmung bejaht werden könnte, nicht der Vollständig­teit halber noch eine weitere Nubrit hinzugefügt: Hat er in den letzten zehn Jahren seine politische Gesinnung gewechselt?"

Die Schulverhältnisse in Mecklenburg werden recht drastisch durch einen Brief illustrirt, den ein Einwohner von Sülz in Mecklenburg an eine fonservative Zeitung richtet. Es heißt in diesem Schreiben: Die unterste Klaffe der Schule wurde im vorigen Jahre von 90 Kindern besucht, in diesem von 116. Fast jährlich ereignet es sich, daß von einem einge schulten ritterschaftlichen Gute Kinder im Alter von 9 bis 11 Jahren fich zum ersten Male zur Schule stellen; fie müssen Dann in die unterste Klasse eintreten und hier mit den sechs jährigen zu lernen anfangen. Auch scheinen die Leute jenes Gutes es schon als besonderes Vorrecht anzusehen, die Kinder nicht sofort nach Erreichung des schulpflichtigen Alters der nicht sofort nach Erreichung des schulpflichtigen Alters der Schule zu überweisen, wenigstens weigerte fich ein Elternpaar, sein Ostern schulpflichtig gewordenes Kind in die Schule zu fchiden, bis jest mit Erfolg. Als weitere Kuriosität wird her vorgehoben, daß der Lehrplan der Sülzer Stadtschule vor zwei Jahren verloren gegangen und noch nicht durch einen anderen erfest ift.

Ueber die Verhaftung angeblicher Anarchisten schreibt man der Freis. 3tg." aus Kiel folgendes: Als der dänische Dampfer Aurora" Sonntag Morgen aus Kopenhagen hier eintraf, begaben sich mehrere hiefige Polizeibeamte an Bord

den Weise die Unterhaltung eröffnete und, die wunden Stellen in den Gemüthern theils kennend, theils errathend, gerade solche Worte und Bemerkungen auswählte, die eine lindernde und aufmunternde Wirkung ausübten, wich der Druck, der wie ein Bann auf den einzelnen Personen zu lasten schien, und ein Bann auf den einzelnen Personen zu lasten schien, und der sie mehr zu Zuschauern, als zu wirklichen Theilnehmern an dem Mahle machte.

Immer häufiger erhellten sich Hertha's und Editha's 3üge zu einem glücklichen, wenn auch wehmüthigen Lächeln, indem sie den zwischen ihnen fauernden und munter plau­bernden Knaben beobachteten, oder sich gegenseitig alle die fleinen Aufmerksamkeiten erwiesen, nach welchen das sinnige weibliche Gemüth gleichsam hascht, wenn es sich die Auf gabe gestellt hat, Jemandem seine Anhänglichkeit zu be­weisen.

Auch in Jansen's ernstem Wesen zeigte sich allmälig wieder eine größere Theilnahme, und gespannt lauschte er den Worten des Missionärs, als derselbe beschrieb, auf welche Weise Editha und ihr Kind zu ihm gekommen und so plöglich von dem Salzsee der Mormonen an die Hunderte von Meilen entfernte Quellen des Kolumbia - Flusses versetzt worden seien.

Es war eine lange Erzählung, in welcher er füglich nicht vermeiden konnte, an die Ursachen zu erinnern, welche Editha einst zur Flucht veranlaßten. Doch wenn er der gleichen Punkte berührte, dann geschah es immer in so be­bächtiger und zarter Umschreibung, daß das Herbe weit zu­rücktrat hinter die frommen und tröstenden Betrachtungen, welche er über die göttlichen Schickungen und Fügungen anstellte.

Demnach war auch er von dem Sandflurm, welcher Ebitha und ihr Kind beinahe verschüttete, überrascht worden, und zwar als er sich, von den füblichen Grenzen des Mor­monenstaates tommend, auf dem Heimwege nach dem Kolumbia­Fluffe befand. Er hatte damals einen Trupp Spokane - In­dianer bei sich, die er auf einem Jagdzuge begleitet hatte, theils, um die ihm noch unbekannten Länderstrecken aus eigener Anschauung kennen zu lernen, theils um nach ein­eigener Anschauung fennen zu lernen, theils um nach ein­geborenen Stämmen zu forschen, die seinen Lehren vielleicht geborenen Stämmen zu forschen, die seinen Lehren vielleicht ein offenes Ohr leihen würden.

gefängniß abgeführt; eine Untersuchung ergab, daß fie Revolver und Dolchmeffer bet fich führten, auch fanden fich sozialdemo fratische(?) Schriften in ihrem Befize. Heute Nachmittag zwischen 5 und 7 Uhr fand endlich die Vernehmung der Frem den durch einen Kriminal- Kommiffar unter Hinzuziehung eines Dolmetschers statt. Der kleinere der beiden Fremden sagte aus, daß er ein Däne und nach Deutschland gekommen sei, um als Drechsler Arbeit zu suchen. Er war fast mittellos und gab vor, tein Deutsch zu verstehen. Sein Reisegefährte erklärte, er sei Bäcker und aus Königsberg in Preußen gebürtig. Er führte reichlich 150 Mart bei fich und wollte tein Dänisch verstehen. Die Kieler Polizei glaubt, anscheinend einen guten Fang ge­macht zu haben, denn Beide wurden nach ihrer Vernehmung wieder ins Gefängniß zurückgeführt.

Dortmund , 28. September. Die Rheinisch Weftf. 3tg." meldet: Die fönigliche Staatsanwaltschaft hatte wegen des in Nr. 163 der Rheinisch- Westfälischen Zeitung" vom 12. Juni d. J. erschienenen Leitartikels unseres Münchener SSS Rorrespondenten, betitelt: ,, Pour le mérite . Eine Ordens­geschichte aus Bayern ", welcher des fich längeren über die Verhältnisse des Privatvermögens des König Ludwig II. von Bayern verbreitete, eine Untersuchung wegen angeblicher in diesem Artikel enthaltener Beleidigung Sr. Maj. gegen den verantwortlichen Redakteur d. Bl. eingeleitet. Wie uns die tönigliche Staatsanwaltschaft nunmehr mittheilt, hat dieselbe ,, das Verfahren eingestellt, nachdem Se. Maj. der König von Bayern von der Ertheilung der Ermächtigung zu der Ver­folgung des verantwortlichen Redakteurs Abstand nehmen zu wollen erklärt hat."

Holland.

In Folge der Verurtheilung des Sozialdemokraten Vanno­meren herrschte gestern, wie telegraphisch gemeldet wird, in Amsterdam große Aufregung. Es fanden größere Ansamm­lungen von Personen statt, auch rothe Fahnen wurden von einzelnen Trupps geführt. Die Fahnenträger weigerten sich, der Aufforderung der Polizei, die Fahnen zu beseitigen, nach zukommen. Schließlich soll die legtere von der blanken Waffe Gebrauch gemacht und mehrere Personen verwundet haben, ebenso sollen viele Verhaftungen erfolgt sein.

Frankreich .

Die von den radifalen Wahllomitee's geplante gemeinsame Aufstellung von Kandidaten ist mißlungen. Auf der einen Seite fungirt das von Maujan geleitete Zentralfomitee, auf der anderen das von Clemenceau inspirirte Departemental fomitee. Die Blätter beider Gruppen laffen hierüber feinen Bweifel. Das Miglingen der Einigung wird darauf zurüd geführt, daß das von Clemenceau geleitete Komitee einen Ran­didaten empfahl, den Maujan um feinen Preis akzeptiren wollte. Als man einmal so weit war, sezten die Vertreter der sozialistisch- radikalen Blätter, welche den Komitee's beigetreten waren, folgende Erklärung auf:

Die Vertreter der sozialistisch radikalen Presse anerkennen die Bemühungen, welche die Delegirten beider Komitee's im Sinne der Versöhnung gemacht haben, bestätigen aber die Un­möglichkeit, ihre beiderseitigen Ansprüche in Einklang zu bringen und erklären angesichts der Dringlichkeit einer end giltigen Lösung, daß es überflüffig ist, die Unterhandlungen zwischen der Presse und den Komitee's fortzusetzen; fie zweifeln übrigens nicht daran, daß für den zweiten Wahlgang die Einigung der sozialistisch- radikalen Partei eine vollständige und innige sein wird.

Hierauf traten die Mitglieder des Departementalfomitee's, welche nicht dem Journalismus angehören, noch einmal zu einer Sigung zusammen, um einen weiteren Versuch zur Eini­gung zu machen. Sie deputirten schließlich 7 der Thrigen nach den Bureaux der Justiec", wo die Vertreter der intranfigen­ten Preffe versammelt waren. Hier tam es zu einem neuen Bruche, diesmal zwischen Clemenceau und Rochefort. Der Intranfigeant" veröffentlicht folgende Note:

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In Folge von Besprechungen wegen der Kandidaturen der Bürger Eudes und Vaillant- welche Besprechungen an fein Biel führten hat der Intranfigeant" fich aus dem Verein der radikalen Bresse zurückziehen und seine volle Hand­lungsfreiheit wieder aufnehmen zu sollen geblaubt. Der Jn­tranfigeant" wird morgen eine Liste der Kandidaten ver öffentlichen, auf welche er das Vertrauen der sozialistisch- radi talen Demokratie lenkt."

Die Lanterne" ihrerseits zog sich ebenfalls zurüd, ents schloffen, fortan auf eigene Fauft zu handeln, und die Blätter, die noch zusammenhalten wollen: Rappel", Radical", " Justice"," Petit Parifien"," Petit Quotidien"," Correspon dance radicale", ,, Electeur republicain", Republique radi tale", Nation" fündigen das Erscheinen einer gemeinschaftlich vereinbarten Liste an. Das Komitee Maujan hielt inzwischen eine Versammlung ab, in der man fich das strengste Schweigen über die Verhandlungen gelobte. Wie verlautet, schickt sich jetzt der Präsident des Pariser Gemeinderaths, Michelin, an, statt Maujan's das Ganze zu leiten. Es wurde beschlossen, das bereits veröffentlichte Programm unverändert aufrecht zu ers

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Die Unmöglichkeit einsehend, während des Sturmes, welcher den Sand in dichten Wolken über das langgestreckte wüste Thal hinpeitschte, von dem einen Ende nach dem andern desselben hinüber zu gelangen, hatte er mit seiner Gesellschaft in einem Felsenwinkel Schuß gegen das Un­wetter gesucht, und erst am Abend, als mit dem Scheiden der Sonne sich der Wind legte, and die aufgestörten Staub­und Sandmassen sich zu senken begannen, war er wieder aufgebrochen.

Er konnte darauf rechnen, daß die Nacht hindurch und auch in den ersten Morgenstunden fein neuer Sturm fich erheben würde, und da die nächtliche Kühle die Reise über die warme Sandfläche begünstigte, so beeilte er sich, wenig­ftens den größten Theil des gefährlichen Marsches in dieser Beit zurückzulegen.

Ungefähr zwei Stunden nach Sonnenuntergang kreuzte er die Richtung, welche Editha mit ihrem Kinde eingeschlagen hatte, nicht weit von der Stelle, wo der feine Sand sich als ein Grabhügel über ihr wölbte. Er würde indessen, ohne Schakals, welche den Sandhügel in immer engeren Kreisen fie zu finden, vorbeigezogen sein, wenn nicht ein Rubel umbeulten, zuerst seine Aufmerksamkeit erregt, und demnächst bie Hunde seiner indianischen Begleiter vor den lebendig Begrabenen in ein klägliches Winseln und Heulen ausges brochen wären.

Die nach jener Stelle entfendeten Gefährten riefen ihm zu, daß dort Menschen verschüttet seien, und zu ihnen hin­eilend fand er Editha und ihren Knaben in einem Zustande, von dem sich befürchten ließ, daß sie denselben nicht über­leben würden.

Daß fie überhaupt noch nicht erstidt waren, während Erschöpfung, Durst und die in die Luftröhren eingedrungenen feinen Sandtheilchen sie in einen, wenn auch nicht ganz be wußtlofen, aber ohnmachtähnlichen Zustand versenkt hatten, verdankten sie der eigenthümlichen Wirkung des Windes. Derselbe hatte, wie bei einem Schneetreiben, den Sand auf der dem Luftzuge ausgefeßten Seite, gleichsam Schuh gewäh rend, angehäuft, auf der entgegengesetzten Seite dagegen, Kleine schroffe Abhänge bildend, noch eine schmale Spalte