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halten, und da die Anhänger Clemenceau's nun teine Hinderheit, der Hartnäckigkeit oder dem Stolz vergangener Generation

niffe mehr in den Weg legten, einigte man fich über eine Lifte, auf der außer 12 bisherigen Abgeordneten, darunter Laisant, Lacroix, Laguerre, neun Gemeinderäthe, die Journalisten Maujan und Felix Pyat und 11 Arbeiterkandidaten von Paris und der Umgebung figuriren.

Im Seine- Marne- Departement wurde am 27. d. M. nach drei Wahlgängen der Radikale Dufraigne mit 552 Stim men zum Senator gewählt. Der Heaktionär Muredehaut erhielt 308 Stimmen, der gambettistische Kandidat folgte erst an dritter Stelle.

Rußland.

Die bulgarische Revolution scheint nicht nach dem Ge schmad der panslavistischen Agitatoren zu sein. Daß die rusft­schen Macher die eigentlichen Urheber derselben find, ist öffent­liches Geheimniß, aber ihnen ist logischer Weise vor Allem baran gelegen, daß nur ein Herrscher von Rußlands Gnaden und auch dieser nur so lange auf dem bulgarischen Thron fist, bis es ihnen gelungen ist, das Land als ruffische Provinz dem Reiche einzuverleiben. Der jegige Bulgarenfürft gefällt ihnen nicht, weil er selbstständige Regungen zeigt, daher taucht ernst lich der Vorschlag auf, den ganz von Rußland abhängigen Fürsten von Montenegro zum Herrscher von Bulgarien zu er heben. Die Aeußerungen des einflußreichen Kattow bilden hierfür den besten Beweis. Ihm ist die bulgarische Konftitution ein Dorn im Auge und eben so der Fürst Alexander von Bul garien, die beiden Urquellen des Chaos in Bulgarien , wie er fich ausdrüdt. Katlow geht so weit, daß er statt des Prinzen lieber einen von der Türkei ernannten General- Gouverneur als höchste Gewalt im vereinigten Bulgarien sehen würde, unter der Bedingung, daß die Konstitution abgeschafft und eine ftramme autokratische Regierung eingesezt wird. Er kann es Fürst Alexander nicht verzeihen, daß er sich nicht ganz am ruffischen Gängelbande ziehen laffen will, und daß er für die russischen realtionär flerilalen Strömungen wenig Neigung ver spürt, deshalb wird in der Most. Wed." der Ruf nach einem türkischen Gouverneur erhoben, gewiß in der Hoffnung, daß einst die Zeit kommen wird, wo Rußland die erwünschte Revo lution zu seinen Gunften vollführen könnte. Das bulgarische Bolt, welches genugsam erprobt hat, wohin es führt, wenn ruffische Abgesandte in der Verwaltung die leitende Rolle spielen, wird sich dafür bestens bedanken und zieht offenbar das Bestehende russischen zweifelhaften Lockungen vor.

-Dem, National" wird aus Petersburg vom 25. d. M. telegraphirt: Die Berliner Blätter sprechen seit einigen Tagen von einem Attentat, das an der Person des Baren in Kopenhagen verübt worden wäre. In Petersburg , wohin die Nachricht gelangte, fehlen die Details und man ist auf Vermuthungen beschränkt. Ich wandte mich daher an eine hohe Persönlichkeit, die in der Lage ist, gut unterrichtet zu sein, und dieselbe behauptete, daß nachstehendes die reine Wahrheit sei. Der Bar muß auf Anrathen seines Arztes jeden Morgen lange Spaziergänge zu Fuß machen, denn seit einiger Beit nimmt seine Beleibtheit zu. Er befolgt sogar die Banting Kur und nimmt nur eine Mahlzeit am Tage, um Mittag, und Abends um fieben Uhr genießt er nur Thee ohne Gebäck. In Fredensborg ging der Bar in Bivil jeden Morgen aus, nur begleitet von seinem Adjutanten und seinem Sohne, dem Groß­fürst Thronfolger Nikolaus Alejandrowitsch. Seine Spazier. gänge erfolgten in der Umgebung des Schloffes. Vor gerade elf Tagen, am 14. September, begab sich der Bar, nachdem er fich im Schloßgarten ergangen, nach einem fleinen Gehölz, etwa zwanzig Minuten von da entfernt. Er sprach lebhaft mit seinem Sohne, als er plöglich einen Schrei ausstieß, schnell mit der Hand nach der linken Seite fuhr, wo er er einen heftigen Schmerz fühlte. In demselben Augenblicke hörte man ein schwaches Knallen. Der Barewitsch eilte seinem Vater zu Hilfe. Der Bar hatte seinen Rock zerriffen, die Weste war durchlöchert und die Uhr, die fich in einer Seitentasche befand, hatte den Anprall aufgehalten; am Boden fand man eine fleine Kugel von einem Kaliber von fünf Millimeter. Nachdem er sich von seiner Aufregung erholt hatte, tehrte der Bar in größter Eile nach dem Schloffe von Fredensborg zurück. Die Nachricht von dem Unfalle wurde sofort bekannt. Man stellte ungefäumt Untersuchungen an, um zu wiffen, ob man es hier mit einer bösen Absicht oder mit einem ungeschickten Schüßen zu thun hatte, der fich damit unterhielt, auf Wild in dem kleinen Ge­hölze zu schießen. Allein diese Nachforschungen führten zu keinem Biel und auf Wunsch des Baren wurde Alles im größten Ges geimniß gehalten, das aber nicht groß genug war, da die Sache heute bekannt ist.

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Großbritannien .

Die Free Land League"( Frei Land- Liga) deren Präfte dent Arthur Arnold , Unterhausmitglied für Salfort, ist, hat an die Wähler Großbritanniens and Jrlands ein Manifest erlaffen, in welchem es u. A. heißt: Die Interessen des Landes erheischen nichts geringeres als den vollkommenen Um­sturz des erblichen Nachfolgesystems, durch welches das Land zu Gunsten einiger tausend Familien angesammelt worden, jede gegenwärtige Generation der absoluten Kontrole beraubt und der Boden mit Einflüssen behaftet ist, die der Unwissen

als Verbindung zwischen den Verschütteten und der freien Luft offen gelaffen.

Als der Missionär die beiden Aufgefundenen genauer untersuchte, athmeten sie nur noch ganz schwach und taum wahrnehmbar. Seinen sorgfältigen und unausgesetzten Be­mühungen, namentlich durch das Einflößen von Wasser und Waschen der Schläfen, gelang es ihm endlich, den im Vers glimmen begriffenen Lebensfunken wieder anzufachen, aber längere Zeit dauerte es noch, bis das Kind, als Beichen des zurückkehrenden Lebens, heiser zu weinen begann und gleich barauf auch die Mutter bie Augen aufschlug. Vorsorglich ließ er dann auf seinem Pferde einen ge­eigneten Sit für die junge Frau herstellen. Das Kind nahm er selbst auf seine Arme, und mit verdoppelter Gile wurde sodann die Reise quer über die Sandebene fortgesetzt, um bis zu der Beit, zu welcher voraussichtlich der Sand­Sturm sich wieder, wie gewöhnlich in jenen Regionen, erheben würde, eine geschützte Stelle in dem gegenüberliegenden Ge­birge zu erreichen.

Die erquidende Nachtluft, der stets bereit gehaltene Wasserschlauch und die regelmäßige und anstrengungslose Bewegung übten eine heilsamere Wirkung auf die Ge­retteten aus, als vielleicht jede andere ärztliche Behandlung vermocht hätte, und noch war der helle, von Westen nach Norben und demnächst nach Osten langsam herumschleichende Schein nicht auf der Stelle des Sonnenaufgangs ange kommen, ba verlangte die Mutter unter den heißesten Dankesthränen nach ihrem Kinde, während dieses die erwachende Lebenslust durch den Wunsch nach Nahrung be­fundete.

Der Miffionär war innig beglückt, und Worte des Troftes und der freundlichen Aufmunterung floffen von seinen Lippen, als Editha auf seine Fragen nur mit Thränen und den Ausbrüchen des tiefsten Kummers zu antworten ver­mochte. Er brang nicht weiter in fie. Sie war eine Un­glüdliche, für ihn also genügender Grund, fein Opfer zu scheuen und ihr sowie ihrem Kinde mit Rath und That so Lange, bis sie derfelben nicht weiter bedürfen würden, zur Seite zu stehen.

Trotz des zutrauenerweckenden Wesens des Geistlichen

entspringen. Wir beschwören Euch, die Torypartei nicht zu unterstüßen, deren Anstrengung nach wie vor darauf gerichtet sein wird, das Landmonopol zu verengen und und die Ver werthung des Bodens unseres Landes fortzuseßen für andere 3wede als die mit der Erzeugung von Nahrungsmitteln und der Wohlfahrt aller Klaffen zusammenhängenden. Die Be­freiung des Landes von den ökonomischen, sozialen und mora­lischen Uebeln dieses erblichen Systems tann nur durch eine liberale Majorität im Hause der Gemeinen vollbracht werden. Die wirkliche Frage, um die es fich handelt, ist die, ob das Bolt oder die Pairs die Bodengefeße für dieses Land geben sollen."-Nun, die liberale Majorität wird sicher nicht willens sein, derartige Bestrebungen zu fördern. Wenn die Einwohner Englands auf diese Herren warten wollen, dann dürfte schwerlich jemals ernstlich etwas in dieser Angelegenheit geschehen.

Lokales.

g. Die Gertraudtenbrüde ist schon wieder einmal für den Fahrverkehr abgesperrt, wohl schon das fünfte oder sechste Mal in diesem Jahre. Dieses Mal geschah es nicht wegen Renovirung der Brücke selbst, sondern weil das Pflaster der Gertraudtenstraße von der Betrifirche bis zur Brücke seit der kurzen Zeit seiner Erneuerung wieder so start gelitten hatte, daß eine gründliche Ausbefferung desselben dringend nothwendig war. Durch diese häufigen Renovirungsarbeiten wird nicht nur der hier sehr bedeutende Fahrverkehr in be denklicher Weise gestört, sondern auch die in dieser Gegend wohnenden zahlreichen Geschäftsleute erleiden durch die forts währenden Störungen einen Schaden, der im Laufe des Jahres zu einer ansehnlichen Höhe heranwächft. Wie wir hören, wollen dieselben denn auch beim Magistrat dahin vorstellig werden, daß bei der nächsten Gelegenheit statt der Ausbesserung ein neues Pflaster( vielleicht Wiener Pflaster) gelegt werde, welches einen stärkeren Widerstand leistet.

Die Konstituirung( und ev. zugleich Eröffnung) der Arbeiter-( Abends- und Sonntags-) Schule findet heute Mittwoch, Abends 8 Uhr, in den Industrie- Hallen, Mariannen­straße, statt. Jeder, der sich für die Sache interesfirt, ist freund­lichst eingeladen, und ist zahlreiches Erscheinen erwünscht.

Der Lehrter Bahnhof soll bekanntlich zu einem Bentral bahnhof für die Hamburger, Lehrter, Stettiner und Nordbahn umgebaut werden. Schon in der nächsten Session des Land­tages sollen die ersten Mittel für die ganze, auf rund zehn Millionen Mart veranschlagte Anlage gefordert werden. Dem Bernehmen uach wird beabsichtigt, eine zweite Bahnhofshalle an die bereits bestehende anzubauen und zwar mit derselben äußeren Architektur, namentlich des Hauptportals und der

Kopffaffade auf der Südseite, ein Plan, deffen Ausführung zur Verschönerung jener in architektonischer Beziehung bereits sehr bevorzugten Gegend wesentlich beitragen wird. Um das Einlaufen der Stettiner und Nordbahngeleise zu ermöglichen, soll nach der Verkehrszeitung" die Ringbahn in einer Kurve von der Tegeler Streße aus über den Schifffahrtskanal an die bestehenden Geleisanlagen der Hamburger und Lehrter Bahn, welche natürlich entsprechend erweitert werden müssen, ange schlossen werden. Diese ziemlich scharfe Kurve wird auf einen mächtigen Viadukt mit mehreren Straßenunterführungen und einer weitgespannten Kanalbrücke zu liegen kommen. Die Ring. bahn wird zur Aufnahme des vermehrten Verkehrs vom Bahn­hof Gesundbrunnen aus um zwei Geleise verbreitert, und zwar so, daß die Stettiner und Nordbahnzüge gleich auf die Lehrter oder Hamburger Geleise bei Bahnhof Moabit übergeführt werden können. Die Strecke der Stettiner Bahn von der Kreuzung der Nordbahn beim Kirchhof der Sophiengemeinde bis zum Bahnhof geht mit dem legteren ganz ein, wodurch die den Norden Berlins und seinen lebhaften Verkehr so schwer schädigenden und oft beklagten Niveauübergänge beseitigt wer den. In Pantom wird ein großer Güterbahnhof angelegt, auf welchem hauptsächlich das Rangiren der Stettiner Güterzüge vergenommen werden soll. Die Stettiner Bahn wird von Bantom aus in einer weiten Rurve in die Nordbahn einge­führt und außer der schon bestehenden Kurve nach Westen mit einer solchen nach Osten mit dem Nordring verbunden, unter entsprechender Erweiterung der Geleise und des Bahnhofs Gesundbrunnen. Der frühere Plan, nach welchem der Zentral bahnhof auf dem Terrain rechts von der Invalidenstraße zwischen Heidestraße und Hamburger Bahn für den Bau be stimmt war, ist ganz aufgegeben; das betreffende Terrain soll, unter Erhaltung der Gebäude an der Heidestraße, zu Rangir zwecken benutzt werden.

r. Ein höchft gefährlicher Drahtzaun befindet sich vor dem Eingange zu dem namenlosen Sandwege, welcher in der Verlängerung der Fichtestraße durch die Hasenhaide nach dem Tempelhofer Felde führt. An drei bis vier Pfählen, die über ben breiten Weg in den Boden getammt find, befinden sich zwei Drähte befestigt, jeder breifach gewunden und in furzen Bwischenräumen mit eingeflochtenen bornenartigen und ganz besonders scharfen Blechstücken versehen. In der Dunkelheit

find diese Drähte, beim Mangel jeglicher Beleuchtung in dieser Gegend, garnicht zu bemerken und besonders dadurch gefährlich, daß der obere einem mittelgroßen Manne bis zum Geficht reicht. Ein Anlaufen gegen diese Drähte muß die gefährlichften und schmerzhafteften Verlegungen zur Folge haben. Soll das Baffiren des Weges verboten werden, was in feiner Weise angekündigt ist, so empfiehlt fich wohl eine weniger gefährliche und deutlicher erkennbare Art der Einfriedigung. Zur Ver hütung von Unglücksfällen dürfte sich die Entfernung dieses gefährlichen Drahtzaunes empfehlen.

g. In der Lindenstraße befindet sich ein Haus, deffen Eigenthümer zum großen Theil die Miethen indirekt vom Magiftrat bezw. von der städtischen Armenverwaltung bezieht. Dies Haus wird nämlich überwiegend von Personen bewohnt, welche Unterſtügungen von der städtischen Armenverwaltung erhalten. Es ist natürlich, daß die Miethen für die resp. Räume nicht hoch sein können, dafür sind aber auch diese Wohnftätten wahre Buchten, so daß es Wunder nehmen muß, wie Menschen dieselben inne haben fönnen, ohne ihre Gesunde heit in bedenklicher Weise zu gefährden.

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Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse. Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamtes find in der Zeit vom 13. Sept. bis 19. September cr. von je 1000­Lebenden aufs Jahr berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 22,1, in Breslau 26,4, in Königsberg 18,5, in Köln 20,7, in Frankfurt a. M. 21,4, in Hannover 18,8, in Kaffel 19,5, in Magdeburg 25,8, in Stettin 26,5, in Altona 25,9, in Straß burg 25,4, in Met 17,6, in München 27,7, in Nürnberg 21,4, in Augsburg 30,7, in Dresden 22,6, in Leipzig 14,2, in Stutt gart 16,1, in Karlsruhe 23,1, in Braunschweig 17,5, in Ham burg 26,6, in Wien 25,4, in Budapest 23,0, in Prag 25,7, in Triest , in Rratau 28,7, in Basel 12,9, in Brüffel 24,8, in Amsterdam 17,0, in Paris 20,9, in London 15,7, in Glas gow 19,1, in Liverpool 21,4, in Dublin 22,9, in Edinburg 13,3, in Kopenhagen 14,9, in Stockholm 18,7, in Christiania 17,7, in Petersburg 26,1, in Warschau 29,5, in Odessa 31,0, in Rom 33,0, in Turin 23,9, in Bukarest - in Madrid in Alexandrien - Ferner in der Zeit vom 23. Auguft bis 29. Aug. cr.; in New- Yort 24,0, in Philadelphia 20,1, in Balti more 20,6, in San Franzisko 19,3, in Rallutta 26,2, in Bom­bay 26,2, in Madras 34,3. Die sanitären Verhältnisse Berlins blieben auch in dieser Berichtswoche günstige. Darm­tatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder bekundeten eine wei­tere Abnahme, auch Ruhrfälle tamen nur vereinzelt zum Vors schein. Einen bedeutenden Rüdgang zeigten ferner Erkran fungen an typhösen Fiebern, die besonders in der Rosenthaler und Dranienburger Vorstadt vielfache Erkrankungen hervor gerufen hatten. Die Zahl der gemeldeten Erkrankungen sant auf 37 von 81 der Vorwoche. Masern und Scharlachfieber, lepteres häufig mit Diphtherie Tomplizirt und im Stralauer zeigten gegen die Vorwoche wenig Veränderung. Dagegen Viertel und in der Rosenthaler Vorstadt am meisten verbreitet, rief die Diphtherie wieder mehr Erkrankungen hervor und fam außer in den genannten Stadttheilen auch auf dem Wedding , in der Königstadt und in der Louisenstadt nicht selten zum Vorschein. Der Reuchhusten veranlaßte weniger Erkrankungen gewebes der Haut und Kindbettfieber gelangten seltener in und Sterbefälle; auch rosenartige Entzündungen des Bell­ärztliche Behandlung. Afute Entzündungen der Athmungs­organe und akute Gelentrheumatismen waren nicht gesteigert, rheumatische Beschwerden der Muskeln sogar erheblich vers mindert.

Gerichts- Zeitung.

o. k. Die Reichstags- Abgeordneten v. Vollmar, Bebel und Genossen wegen Theilnahme an einer ge= heimen Verbindung vor Gericht. Chemniß, 28. Septem ber 1885. Erster Tag der Verhandlung.( Fortsetzung.) Die Verhandlungen finden im Schwurgerichtssaale statt. Derselbe, ein neu gebauter prächtiger Saal, zeichnet sich ganz besonders durch eine vorzügliche Ventilation und ein ebensolches Ober licht aus. Den zahlreich erschienenen Zeitungsberichterstattern find die Geschworenenbänte eingeräumt worden; dieselben tönnen somit eine vorzügliche Blazirung ihrerseits' fonstatiren. Auf den Journalisten Pläßen bemerke ich auch den Polizei­Sekretär Lührs( Berlin ), der, wie ich höre, im Auftrage des preußischen Ministeriums des Innern die Verhandlungen steno graphisch niederschreibt. Das Auditorium ist von einem distin guirten Publikum überfüllt. Wie ich höre, ist eine sehr große Anzahl von Eintrittsgesuchen abschlägig beschieden worden.

Gleich nach 9 Uhr Vormittags erscheint der Gerichtshof, bestehend aus dem Landgerichts- Präfident Brückner( Präsident) und den Landgerichts- Räthen Lippert, Dr. Klöppel, Dr. Be Schorner und Hoffmann( Beifigende). Da die Verhandlungen voraussichtlich mehrere Tage dauern werden, so ist in der Per­son des Gerichtsaffeffor Dr. Wiedner ein Hilfsrichter ernannt. Die öffentliche Anklagebehörde vertritt Ober Staatsanwalt Schwabe, die Vertheidigung führen: Rechtsanwalt Freytag I ( Leipzig ) und Rechtsanwalt Mundel( Berlin ).

Bei Eröffnung der Sizung wird ionstatirt, daß der An­

feit mit uns zu theilen, so sollt Ihr und Euer liebliches Kind mir herzlich willkommen sein."

äußerte die junge Frau sich nur sehr zurückhaltend über ihre Vergangenheit, vorzugsweise aber über die Ursachen, welche sie in die Wüste und fast dem unerbittlichen Auf diesen Vorschlag war Editha Holmsten endlich eine Tode in die Arme geführt hatten. Es versetzte sie gegangen, und indem sie das Anerbieten des frommen Geist­daher in den größten Schrecken, als ihr menschenfreundlichen dankend annahm, befestigte sich ihr Vertrauen zu dem licher Retter, nach manchen vergeblichen Bemühungen, ihr selben in so hohem Grade, daß fie rückhaltlos ihr vergan= einen Wunsch, ihre Zukunft betreffend, zu entlocken, genes Leben schilderte und ihm zugleich eine Erklärung ihrer endlich auch die Frage stellte, ob sie vielleicht nach der nicht Furcht vor den Mormonen gab. allzufernen Mormonenstadt begleitet sein wolle?

Bringt mich, wohin Ihr wollt," hatte sie, von inne­rem Entfegen ergriffen, ausgerufen, nehmt mein Kind mit Euch und laßt mich in dieser Wüste zu Grunde gehen, aber an ben Salzsee zurück? nein, nie, nie! Lieber den zehn­fachen Tod erleiden, als zurück zu ihm!"

Ein Schauder, der bei diesen Worten ihre Gestalt durch rieselte, belehrte den Missionär, daß der eigentliche Grund ihres Schmerzes gerade am Salzfee zu suchen sei, und daß fie viel, unendlich viel erduldet haben müsse, um sich zu ders artigen Aeußerungen hinreißen zu lassen.

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So waren sie denn immer weiter gezogen; der Miffio= när ging neben dem Pferde her, welches sie trug. Auf­merksam lauschte er ihrer oftmals von Schluchzen unter­brochenen Erzählung; er tröstete fie und sprach ihr Muth zu, er erwog die Wünsche, welche sie aussprach, und ers läuterte die Ansichten und Nathschläge, welche er selbst mit einfließen ließ. mit einfließen ließ. Und als sie sich dann endlich über die zunächst einzuschlagenden Schritte geeinigt hatten, und Editha, überwältigt von den Gefühlen ber in nigsten Dankbarkeit, ihm nur stumm die Hand zu brüden vermochte, da entstieg die Sonne den östlichen zadigen Ge birgskeiten, blendend beleuchtend die gelbe Sandfläche, welche die haftig dahinziehende Karavane im weiten Umkreise um­gab.

Er stellte ihr darauf vor, daß es nicht im Bereich feiner Macht liege, selbst sie nach den Vereinigten Staaten zurück­zuführen, er aber mit Freuden in der Nähe der Emigranten­Bald nach Sonnenaufgang war aber auch wieder ein Straße auf eine Karavane harren wolle, um sie und ihr Kind der Fürsorge freundlicher und wohlwollender Reisen- leiser Enftzug fühlbar geworden. Anfangs schien er nur der anzuvertrauen. Doch auch dieses wies fie bringend die glizernden Thautröpfchen trinken zu wollen, welche bie zurüd, indem sie unter frampfhaftem Bittern die Besorgniß vereinzelten fadenartigen Grashalme wie lauter Glasperlen vorschützte, gerade dort am leichtesten mit Mormonen zusam- schmückten und durch ihre Schwere niederwärts zogen; taum aber hatte er die feuchten Oberflächen der zerstreuten mentreffen zu können. Nun wohl," hatte er darauf mit unbeschreiblicher Güte farbigen Riefelsteine getrocknet, faum die letzte Thauperle zu ihr gesagt, dann kenne ich nur noch einen Ort, an gierig aufgefogen, da begann er wieder mit dem lockern Sande zu spielen. welchem Ihr ein zwar sehr einfaches Asyl findet, aber ein Asyl, wohin diejenigen, die Ihr so sehr zu fürchten scheint, Euch nie nachfolgen werden. Es ist dies ein lieblicher Punkt, hoch oben im Norden, auf dem Ufer des Rolumbia Flusses. Nur Hütten und Leberzelte werden Euch dort um­geben, und nur Indianer find es, welche außer mir die felben beleben. Aber Friede wohnt in dem kleinen Reiche, welches ich dort gegründet habe, und wenn Ihr willens seid, so lange, bis sich eine günstige Gelegenheit zur Rückkehr in Eure Heimath bietet, unsere friedliche Einfam

Wie tändelnd trieb er ihn über die glatte Ebene dahin, aber immer tiefer aufwühlend das nachgiebige Erdreich, immer höher hebend die feberleichten wirbelnden Staubtheilchen. Das Kind jauchzte dem lustigen Schauspiel ausgelassen zu; die Mutter dagegen beobachtete bebenden Herzens die ehr würdige Physiognomie des Missionärs und die ihnen vorauf­eilenden Eingeborenen. Nirgends entdeckte sie eine Spur von Besorgniß.

( Fortsetzung folgt.)