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Bug mit den Sapeurs unter dem Kommando des Kapitäns Betrom ab, um den Bahnkörper und die Brüden an der tür fischen Gretze zwischen Mustapha Pascha und Harmanlic zu zerstören, was auch schnell durchgeführt wurde. Um 9 Uhr Abends wurde der erste Zug mit Soldaten und Reservisten( gegen 1000 Main) an die türkische Grenze befördert, und am 19. folgte ihnen der zweite Bug. In der ganzen Stadt herrscht großer Enthusiasmus, zugleich aber auch die größte Ordnung. Nur ein einziger Zwischenfall hat sich am Freitag gegen Mittag er eignet. Es wurde nämlich der Verdacht rege, daß der PostDirektor Thodorow, ein übel beleumdeter Mann, Malverfationen begangen hätte, und da er fich weigerte, die Schlüffel der Kaffe zu übergeben, so erließ die provisorische Regierung einen Haftbefehl gegen ihn. Als Major Rajtscho den Haftbefehl mitten auf dem Dschumaja Plage vollziehen wollte, feuerte Thodorow gegen ihn plößlich drei Schüffe ab und Rajtscho fiel zu Boden. Thodorow flüchtete fich dann in ein an dem Dschumaja- Blaze liegendes Kaffeehaus, von wo er auf die nachseßenden Soldaten wiederholt Schüffe abfeuerte und einige derselben ver wundete. Nach einer längeren, beinahe eine halbe Stunde dauernden Jagd wurde endlich Thodorow von einer Kugel niedergeftreckt. Die Voltsmenge riß seinen Rörper förmlich in Stücke. Major Rajtscho ist schwer verwundet und man zweifelt an seinem Aufkommen. Auch auf dem Lande herrscht überall Ordnung. In Tschirpan, wo der Aufstand um einige Stunden früher begonnen, ist es zu einem Zusammenstoße zwischen den Bauern und dem Militär gekommen, vier Mann find gefallen und zwei verwundet. Die später aus Philippopel eingelangten Telegramme haben jedoch weitere Zusammenstöße verhindert und das Militär fügte fich der provisorischen Regierung.
* Der landwirthschaftliche Ausweis von Großbritannien pro 1885, den das landwirthschaftliche Departement des Geheimen Raths veröffentlicht hat, bietet eine vortreffliche Illustration zur Geschichte der Latifundienwirthschaft. Das mit Weizen bestellte Areal in diesem Jahre umfaßt 2375 318 Afres, das ist eine Abnahme von 298 720 Afres oder 11% pCt. im Vergleich mit dem vorigen Jahre, was eine fleine Zunahme gegenüber 1883 ergab. Bei Gerfte und Hafer ftellten fich Bunahmen von respektive 4 und 1 pCt. im Ver Bleich mit dem legten Jahre heraus. Kartoffeln weisen eine Abnahme von nahezu 3 pCt. auf, und Hopfen eine Zunahme von 3 pet. Die Ausweise über den Viehstand stellen die Ans zahl der Rinder auf 3 597 854, das ist eine Zunahme von 328 713 Stückt oder ca. 5% pet. gegen 1884, während die Zunahme gegen 1883 fich auf 10% pet. ftellt. An Schafen und Lämmern beträgt die Zunahme resp. 1 pCt. und 34 pet. im Vergleich mit dem vorigen Jahre; es find 16 537 607 Schafe und 9 997 028 Lämmer vorhanden. Bei den Schweinen stellt fich indeß eine Abnahme von etwa 7 pCt. heraus; ihre Anzahl beträgt 2 403 380. Jn 1884 ergab fich eine Abnahme von 8% pet. gegen 1883. Die Ausweise ergeben daher daß noch immer Land dem Weizenbau ent zogen und in Weideland verwandelt wird. Bekanntlich herrscht in England der Großbetrieb. Derselbe bat auf dem Gebiete der Agrikultur dieselben Bustände geschaffen, wie in der Industrie. Den Grundherren wie den kapitalistischen Pächtern steht die große Maffe des ländlichen Proletariats gegenüber, der Kleinbesig, der Bauernstand ist bereits aufgefchluckt worden. Bis heute ist die Behauptung John Bright's nicht wiederlegt worden, daß die Hälfte des englischen Bodens 150, die Hälfte des schottischen Bodens 12 Grundbefizern ge hört. Der feine tapitalistische Instinkt, der auch die stolzen Barone angelfächsischen und normanischen Abstammung be feelt, hat fie gelehrt, im Laufe der Jahrhunderte die freien Bauern vom Haus und Hof zu treiben und mit Hilfe der von ihnen gemachten Gesezgebung Gemeindeländereien, Kirchen güter, Freilaffengüter zu anneftiren. Es ward allgemein ge übte Braris, Die bisherigen Bewohner durch massen haftes Wegfegen der auf dem Arbeitsfeld gelegenen Hütten in Dörfer und Städte zu treiben, um das Aderland in Vieh weide zu verwandeln. Diese agtilole Revolution fand ihre Er gänzung in beständig wachsender Anwendung der Maschinerie, bie tausende von Händen überflüffig machte. Statt Menschen Hämmel, das war, das ist die Losung. Die Herzogin von Sutherland ist das Muster für die Art und Weise, in welcher die Aristokratie jenseits des Kanals bies ,, Clearing of Estates", d. h. das Lichten der Güter, das Wegtreiben der Menschen von denselben vorstand und versteht. Diese noble Dame hat von 1814 bis 1820 aus ihrem Gebiet 15 000 Einwohner, etwa 3000 Familien, systematisch verjagt, die Dörfer niederreißen laffen, die Felder in Schaftriften umgewandelt. Sie eignete fich dadurch 794,000 Afres Land an; im Jahre 1825 waren die 15,000 Sälen( Urbewohner) bereits ersetzt durch 131,000 Schafe." Dafür ist auch das britische Ackerbauproletariat in der allererbärmlichsten Lage: der industrielle Arbeitsmarkt wird von den ländlichen Arbeitern, die zu billigsten Preisen und unter den fläglichsten Bedingungen schaffen, überfluthet. Thut nichts, die Einkünfte der eblen Lords find loloffale, und der induftriöse Sinn der Herren zeigt sich darin, daß fie ein neues Mittel gefunden haben, ihre Revenüen zu mehr. Thatsäch
einen ihr vollständig fremden Mann hinzutreten, um ihn um Verwendung für Jemanden zu bitten, welchen er nicht
fannte.
Ihr Herz pochte stärker und stärker, und nur gezwungen und einfilbig waren die Antworten, welche fie dem Missionär und ihrem Onkel ertheilte, wenn Beide, ihre Gemüthsftimmung vielleicht errathend, fie in eine Unterhaltung hins einzuziehen wünschten.
Eine halbe Stunde verrann; da wurden die Stimmen in dem 3elte plötzlich lauter; Klirren von Säbeln und Sporren ertönte, und gleich darauf traten zehn oder zwölf ältere Offiziere in's Freie, bie nach ihren Pferden riefen.
Es entstand sodann ein geräuschvolles Gewirr. Die ungebuldigen Pferde stampften, die Waffen und die metallenen Theile an Sattel- und 3aumzeug raffelten, scherzhafte Worte und berbe Flüche schallten dazwischen, hin und wieder Stahl fich auch wohl ein neugieriger Blick zu Hertha hin über, und in der nächsten Minute sprengten die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft nach verschiedenen Richtungen
davon.
Um das Belt war es ftill geworden; die Soldaten, welche so lange die Pferde gehalten hatten, entfernten sich, und nur in dem Eingange bes Beltes blieb noch ein ält licher Herr in einfachem blauen Militärrod und Feldmüze zurüd, mit unverhehlter Neugier um sich spähend.
Raum gewahrte er den Missionär und Jansen, die sich erhoben hatten, und zwischen diesen die von dem Wachfeuer grell beleuchtete Gestalt Hertha's, welche mit einem unbe Schreiblichen Gemisch von bezaubernder Verlegenheit und Schüchterner Dringlichkeit zu ihm hinüberschaute, so trat er zu ihnen, um fie in sein Belt einzuladen und dort ihre Anliegen entgegen zu nehmen.
Das höfliche, menfchenfreundliche Benehmen des Generals verfehlte feine Wirkung nicht auf den noch immer mißtrauischen Mormonen, benn nachdem der Missionär ihn mit einigen Worten eingeführt, beschrieb er mit unverkennbarer Wärme die ganze Art und Weise, in welcher Weatherton in Gefangenschaft gerathen sei, wobei er noch besonders hervorhob, daß derselbe in
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lich wird ein Theil der Schaftrist zurückverwandelt in Jagdrevier. Die Verpachtung derselben ist äußerst einträglich, und wenn die Lords baffelbe auch selbst benußen, fie find reich genug, ein wenig Abstinenz zu treiben. Solche Blüthen treibt Ser Großgrundbefts auf fapitalistischer Bafts. Was beweist, daß bald Wandel geschaffen werden muß; durch Parzellenbauernwirthschaft tommt er aber gewiß nicht.
Der Erminister Chamberlain hält noch immer radikale Wahlreden. Er hat sich mit Gladstone überworfen, weil ihm das von den Liberalen aufgestellte Programm nicht radikal genug ist. In der großen Vittoriahalle, am Südende Londons , hielt Chamberlain vor den Arbeitern einen längeren Vortrag und betonte die Punkte, welche in das Programm der Liberalen aufgenommen werden müßten. Eine halbe Stunde vor Beginn der Versammlung war die große Vittoria. balle überfüllt. Kopf an Kopf gedrängt standen dort die Leute, Männer und Frauen- denn in England ist es keiner Frau untersagt, an einer politischen Versammlung theilzunehmen und vertrieben fich die Zeit mit dem Abfingen politischer Lieder. Immer neue Schaaren drängten sich herzu, so daß schließlich, um das Begehren der hörlustigen Menge, die draußen vor den Thüren auf und ab wogte, zu befriedigen, der Vorfizende, John Morley , mehrere radikale Deputirte, darunter auch Bradlaugh , ersuchte, außerhalb des Gebäudes einige sogenannte overflowmeetings zu veranstalten. Dadurch wurde erst die Ruhe soweit wieder hergestellt, daß Chamberlain seine Rede ungestört zu Ende bringen fonnte. Drei Dinge", sagte der Redner, find es, auf deren Erledigung ich bringe. Erstens babe ich schon darauf hingewiesen, daß die Besteuerung gegen wärtig ungerecht ist und die arbeitenden Klaffen hart bedrückt. Sie mußte fo reformirt werden, daß fte allen Klaffen der Steuerzahler des Landes gleiche Opfer auferlegt." Redner plaidirte dann für eine progres sive Steuer. Als zweite Forderung machte derselbe die Un entgeltlichkeit des Unterrichts in den Volksschulen geltend. Als britten Bunft führte Chamberlain dann den Vorschlag an, daß die Kommunalbehörden überall die Vollmacht erhalten sollten, Land zu expropriiren zu gemeinnüßigen Sweden und zwar bes sonders zur Berschlagung größerer Güterkomplexe in fleinbäuerliche Pachtungen, die den Landarbeitern in Pacht ge geben werden sollten. Wenn nun auch der lettere Vor schlag, soweit er die Theilung größerer Güterkomplere betrifft, nicht dazu angethan ift, Abhilfe zu schaffen, so ist doch anzu erkennen, daß die ersten beiden Forderungen vollständig forrekt find. Allem Anscheine nach bricht sich der Gedanke, daß nur die Gesetzgebung durch tief gehende sozialreformatorische Maß nahmen die wirthschaftlichen Verhältnisse bessern tann, auch in dem manchesterlichen England mit ungewöhnlicher Schnelligfeit Bahn.
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Amerita.
Jm brasilianischen Parlament haben die seit Jahren heftigsten Kämpfe zwischen den Volksvertretern und dem Ministerium wegen Aufhebung der Stlaveret stattgefunden. Im Mai dieses Jahres schied nach einjähriger Wirksamkeit das Kabinet Dantas aus dem Amte; das darauf ans Ruder berufene Ministerium Saraiva hielt sich nur drei Monate lang; beide mußten demisfioniren, weil die Mehrheit der Deputirtenkammer die Gesezentwürfe betreffend die Aufhebung der Sllaverei hartnädig verwarf. Wie jest eine Kabeldepesche aus Rio de Janeiro meldet, ist das vor etwa sechs Wochen gebildete Kabinet Cotegipe glücklicher als seine Vor gänger gewesen. Beide Kammern haben den Gesezentwurf über die Aufhebung der Sklaverei in Brafilien angenommen. Das von beiden Kammern Brafiliens angenommene Gesetz zur allmäligen Abschaffung der Stlaverei bestimmt, daß alle Stlas ven, welche über 60 Jahr alt find, sofort fret erklärt werden. Die übrigen werden in Klaffen, je nach dem Alter und Werthe getheilt, und diese sollen erst nach 17 Jahren alle frei sein. In dem Maße, als die Sklaven älter werden, kommen fie in diejenige Klaffe, welche den nächstniedrigeren Preis hat. Der gegenwärtige Emanzipationsfonds bleibt erhalten und ein anderer Fonds wird durch Erhebung einer Steuer von 5 pCt. von allen öffentlichen Revenuen geschaffen. Ausgenommen von dieser Besteuerung ist der Export. Die Sklavenhalter werden entschädigt durch Bahlung von 5 proz. Polizen, welche der Hälfte des Werthes eines jeden Stlasen entsprechen. Wenn die Sklaven frei werden, müssen sie noch drei Jahre an ihrer alten Stätte gegen geringen Lohn arbeiten um fie an die neuen Lebensbedingungen zu gewöhnen. Dieser Dienst wird zugleich als Entschädigung für die andere Hälfte ihres Werthes angesehen. Es steht jedoch zu hoffen, daß die vollständige Befreiung der Stlaven viel schneller erfolgen wird, als die stlavokratische Mehrheit der beiden brasilianischen Kammern bes schloffen hat, denn die zahlreichen Emanzipations Gesellschaften entwideln eine immer lebhaftere Thätigkeit. So hofft man, daß die Sklaverei in Brasilien als Institution in fieben Jahren ganz verschwunden sein wird.
- In Kanada drohen neue Schwierigkeiten und zwar diesmal von Seite des französischen Elements in den Städten. Die„ Nat. 8tg." erhält darüber folgende telegraphische Mit theilung:
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der Mitte der sich zum energischsten Widerstand rüstenden Mormonen sich wohl nicht ganz ungefährdet fühlen dürfe. Er mache daher unter der Hand dem General die Anzeige, damit er gegen sofortige Entlassung der in seiner Gewalt befindlichen Gefangenen, auf offiziellem und daher ganz sicherem Wege, Weatherton's Freiheit verlangen könne.
Aber was fann einen Seeoffizier veranlassen, sich zur jeßigen Beit in das Herz des Mormonenlandes zu begeben?" fragte der General, und etwas von der zwischen der Marine und der Landarmee herrschenden Eifersucht lag im Ton seiner
Stimme.
Nur eble Beweggründe, General, glaubt es mir, veranlaßten ihn zu der langen, beschwerlichen Reise, es giebt nichts, was ihm zum Vorwurf gemacht werden könnte," nahm Hertha das Wort, und indem sie sprach, spielte eine holde Verwirrung auf ihren lieblichen Bügen.
Der General blidte Hertha eine Weile bewundernd an, während ein gewisses Verständniß ihrer Lage aus seinen Augen leuchtete. Ohne Zweifel schwebten ihm noch Fragen auf der Bunge, die gewiß nicht dazu beigetragen hätten, ihre Verlegenheit zu verringern. Es offenbarte fich indessen in ihrer ganzen Erscheinung ein so rührender Ausbruck banger Beforgniß, daß er damit zurückhielt, und eben nur das berührte, was gerade Jansen's Anliegen, welches Hertha so muthig und in so überzeugender Weise unterstüßte, betraf. Die Theilnahme aber, welche Hertha für den Seeoffizier an den Tag legte, war ein befferer Fürsprecher, als es bie den Tag legte, war ein befferer Fürsprecher, als es bie ganze Mormonengemeinde zusammengenommen je hätte sein
fönnen.
Ihr meint alio, daß durch die Entlassung der in meiner Gewalt befindlichen Gefangenen, welche übrigens nicht den geringsten Werth für mich haben, Guerm Seeoffizier geholfen werde?" fragte er endlich, indem er sich an Jansen wendete.
Das ist nicht genug, Herr", entgegnete der Mormone bestimmt, um ihn gänzlich vor bösen Folgen zu bewahren, müßt Ihr durch ein offizielles Schreiben seine augenblickliche Freiheit fordern."
So, also für einen jungen Abenteurer, der sich ges müßigt gefehen hat, seinen Kopf in den Rachen einer grim
London, 29. September. Die französischen Einwohner von Montreal widersezten sich der Zwangsimpfung, zogen in der legten Nacht durch die Straßen, warfen die Fenster des Stadthauses und des Gesundheitsamtes ein. Sie versuchten dann das Haus des Gesundheitsbeamten in Brand zu stecken und feuerten mehrere Pistolenschüsse ab unter dem Rufe Nieder mit den Engländern, Tod dem Impfen!" Der Tumult währte bis nach Mitternacht . Die Polizei war machtlos, der Mayor war frank; man fürchtet weitere Rubestörungen und Militär wird in Bereitschaft gehalten. Ob die Einführung der Zwangsimpfung nur den Vorwand zu den Tumulten gegeben habe, und ob diese nicht vielmehr mit dem Aufstande der Mischlinge und dem Prozeß Riel zusammenhängen, bleibt abzuwarten.
Gerichts- Zeitung.
o. k. Die Reichstags- Abgeordneten v. Bollmar, Bebel und Genossen wegen Theilnahme an einer ge heimen Verbindung vor Gericht. Chemnig, den 30. Seps Referates ist berichtigend zu bemerken, daß Bebel nicht fagte: tember. Dritter Tag der Verhandlung. Bezüglich des gestrigen Wir haben früher der Polizei das Erscheinen der Wahlflugblätter stets angezeigt," sondern: ,, Wir hatten früher keine Urs heimlichen." Ferner hat Bebel nicht gesagt: an ihn gesandte sache, der Polizei das Erscheinen der Wahlflugblätter zu ver Briefe würden auf der Bost angehalten und erbrochen," sondern: derartige Briefe verschwanden vielfach und Beschwerden waren, Der heutigen Sigung, die Landgerichtspräsident Brückner gegen ba gewöhnliche Briefe nicht registrirt werden, erfolglos."- 9 Uhr Vormittags wiederum eröffnet, wohnt der Polizeidirektor Dr. Brettschneider( Leipzig ) bei.
Es nimmt heute gleich das Wort Oberstaatsanwalt Schwabe: Die gegenwärtige Angelegenheit ist weit über Ge bühr in der Preffe aufgebauscht worden. Es handelt sich hier nicht um das Wesen der Sozialdemokratie überhaupt, sondern um die rein juristische Frage: ob die Sozialdemokraten im Sinne der§§ 128 und 129 des Strafgesetzbuches geheime Verbindungen unterhalten haben. Bei Beurtheilung der gegenwärtinen Sachlage ist es erforderlich, einen historischen Rückblick auf die Entstehung und Entwickelung der sozial demokratischen Partei zu werfen. Daß die sozialdemokratische Bartei vor dem Sozialistengefeß eine Verbindung im Sinne des Gefeßes war, ist von den Sozialdemokraten niemals bestritten Beamte, Preßorgane u. f. w. Nun tam das vielgeschmähte worden. Sie hatten ein bestimmtes Programm, Statuten, Sozialistengeset. Die sozialdemokratische Partei verschwand von dieser Beit ab von der äußeren Bildfläche. Allein im Geheimen bestand die Organisation weiter. Dies wurde sogar von den sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstage zugestanden und zum Theil ganz besonders betont. Nun fagt der Abgeordnete Bebel: Es bestand wohl eine Organisation fort, das war aber nur eine Organisation, die auf persönlicher Fühlung beruhte, eine Organisation von Mann zu Mann, ein geistiges Band. Nun, ich gebe zu, das geistige Band, das die Sozialdemokratie umschließt, bildet den Kernpunkt ihrer Drganisation. Allein, meine Herren Richter, Sie werden nicht ans nehmen können, daß lediglich eine auf persönlicher Fühlung be rubende Organisation bestand. Leute, mit so großer geistiger Begabung, wie sie den Führern der Sozialdemokraten eigen, wiffen Mittel und Wege zu finden, die Organisation fortzu setzen. Dafür spricht ja auch der mit Vorliebe gebrauchte Aus spruch: Wir pfeifen auf das Gefeß." Aus den Kongreßpros totollen u. 1. w. geht hervor, daß die Konferenzen, Kongreffe und sonstige Zusammenfünfte nicht nur abgehalten wurden, um das geistige Band aufrecht zu erhalten, sondern daß es fich in der Hauptsache um die Befestigung einer formellen Dr ganisation handelte. Dafür spricht auch zunächst, daß diese Rongreffe 2c. fich hauptsächlich mit der Organisationsfrage be schäftigten. Daß eine Parteileitung bestanden, geben die Angetlagten selbst zu. Daß diese Parteileitung die weitgehendste Bollmacht besaß, geht aus dem Umstande hervor, daß sie sogar die Befugniß hatte, den Abgeordneten Haffelmann aus der Partei auszuschließen. Was heißt Ausschluß aus der Partei? Damit kann doch nicht blos gemeint sein: Ausschluß aus der geistigen Gemeinschaft, sondern es kann darunter nur verftanden werden, daß der Ausgestoßene aller Rechte und Pflichten verluftig gehen solle. Ein Ausschluß aus der Partei lann doch nur erfolgen aus einer, auf einer formellen Organisation be rubenden Partei. Daß Gruppenbildungen bestanden haben, ist durch die Thatsache erwiesen, daß auf dem Kopenhagener Kongreffe ganz ausdrücklich konstatirt wurde, wie viel Barteibezirke auf dem Kongreffe vertreten waren. Die Partei hat aber auch Beamte unterhalten, es wurden Vertrauensmänner gewählt 2c. Es ist doch nicht anzunehmen, daß das umfangreiche Kaffenwesen u. s. m. ganz unentgeltlich verwaltet wurde. Es ist ja möglich, daß eine feste bestimmte Steuer nicht gezahlt worden ist, sondern daß nur freiwillige Beiträge gezahlt wurden. Dies schließt aber eine geschlossene Organisation nicht aus. Für das Bestehen von Gruppenbildungen ist ganz besonders charakteristisch der in Schleften abgehaltene Provinzialtag. Die Partei, die
migen Bestie zu stecken, soll ich nunmehr meinen ganzen Einfluß aufbieten?" fragte der General lächelnd.
Er ist Bürger der Vereinigten Staaten ," versetzte Jansen mit finsterem Nachdruck.
Mann, Ihr habt Recht," antworte der General, nuns mehr zu Hertha's Beruhigung in ein sorgloses Lachen ausbrechend ,,, er ist Bürger der Vereinigten Staaten , und die Mormonen sollen ihn unverlegt herausgeben, und müßte ich feinetwegen jede verdammte Hütte in dem Mormonens gebiet dem Erdboden gleich machen. Aber verzeiht, bei Gott ! ich dachte nicht daran, daß ich hier zu Mormonen spreche;" fügte er gutmüthig und mit einer höflichen Verbeugung gegen Hertha hinzu, ich wollte damit nur zu verstehen geben, daß es an meinem guten Willen nicht fehlen soll, dem bewußten Gefangenen seine Freiheit wieder zu. verschaffen."
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Ünd Ihr werdet den Brief balb schreiben, so daß wir morgen in aller Frühe die Rückreise antreten können?" fragte Hert ha schüchtern, denn die wegwerfende Art, in welcher der General von den Mormonen sprach, hatte Jansen so tief verlegt, daß er nicht sogleich zu antworten vers mochte.
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Ja, mein schönes Kind, wenn Ihr es münscht, so setze ich mich noch in diesem Augenblid hin, um Alles schreiben, was Ihr mir nur immer in die Feber zu diktiren beliebt," erwiderte der General zuvorkommend, aber ich bitte darum, nehmt Plaz; ich habe noch mehr zu Eurer Be ruhigung hinzuzufügen, und da der ehrwürdige Herr hier auch wohl einige Worte an mich zu richten hat, so dürfte unsere Zusammenkunft zu lange dauern, um sie stehend zu. beendigen."
Die Angerebeten setzten fich dem General gegen über auf Felbftühle nieder, worauf dieser ebenfalls Plaz nahm und auf ein Packet Papiere wies, welches auf dem Tische lag.
Sene Depeschen trafen vor ungefähr anderthalb Stunden von Washington ein," begann er, und die Nach richten, welche fie enthalten, waren Ursache, daß ich Euch, ganz gegen meine Gewohnheit, so lange braußen warten ließ. ( Fortsetzung folgt.)