«than, well ich so jung verstoßen war. Präs. Wollten Sie Venn ihrer Schwester schaden? Angekl.: Rein. Präs.: Tie haben früher auch angegeben, Sie hätten vermuthet, daß ein solches Perhältniß zwischen Graes und Ihrer Schwester bestand. Hatten Sie denn so etwas vermuthet? Angekl.: �jch hatte von Marie Reim erfahren, daß der Professor ein solches Nerhältnlß mit der Bertha hatte. Präs.: Was ver- standen fie Venn unter solchem Perhältniß? Angekl.: Das weiß ich nicht? Präs.: Sie haben früher außerdem aus- gesagt: Ihre Schwester hätte Sie bestürmt, von dem Perhältniß ruchtS zu sagen, damit fie nicht unter Sitte komme. Angekl.: Das ist nicht der Fall. Präs.: Warum haben Sie denn da die Unwahrheit gesagt? Angekl.(weinerlich): Weil ich mich rächen wollte, weil ich so jung verstoßen worden bin. Präs.: So, so, also da wollten Sie stch auch rächen. Sind Sie denn vor dem Termin bei Graes gewesen? Ängek.: Das weiß ich nicht. Pias.: Denken Sie mal nach. Nach dm Akten sollm fie bei Graes gewesen sein und von ihm defragt wordm sein, worüber Sie vemommm worden find? Angekl.: Nein. Präs.; Denken Sie nur ruhig nach. Angekl.: Nein. Ich habe das Alles nur gesagt, weil man mich in die ganze Sache mit bineingezogm hat. Präs.: Sind Sie nicht auch mal bei Graes gewesen, wo er Sie zum Modell nehmen wollte? Angekl.: Ja, ich bin für ihn Modell ge- gewesen. Sehen Sie, Sie vei stehen ganz gut, wmn Sie nur wollen! Präs.: Hatte er nicht gesagt, nun sollten Sie mit ihm ein Perhältniß eingehen? Angell.: Nein. Präs.: Haben Sie nach dem Termin von Prof. Graes Geld bekommen? Angekl.: Nein. Präs.: Sie haben doch ein­mal 40 M. bekommen? Angell.: Die habe ich abgestanden. Staatsanwalt Heinemann: Wenn die Anna Rother ver- muthet hat, daß ein Perhältniß obgewaltet hat und doch kein geschlechtliches meint, so frage ich fie, welches Perhältniß fie denn meint? Anna R.: Das Perhältniß, daß er fie hat ausbilden lassen. Präs.: Wissen Sie, was das für ein Per- hältniß ist, welches der Herr Staatsanwalt meint? Angekl.: Rein. Präs.: Eine Person, welche einen Bräutigam hatte, wird doch wohl wissen, was man im allgemeinen Volksleben unter einemPerhältniß" versteht. Angekl. Graes: Ich möchte nur konstatiren, daß nach der eben gehörten Aeußeiung des Herrn Präsidenten im allgemeinen Volksleben unterVerhält- niß" immer nur ein geschlechtliches verstanden wird. Rechts- anmalt Kleinholz nimmt hieraus nochmals Veranlassung, die Fragen festzustellen, welche bezüglich dieses Verhältnisses in der fraglichen Gerichtsverhandlung an Graes gerichtet worden find. Auf eine Frage eines Geschworenen erllärt Bertha Rother, daß Frau Eiefert gegen ihre Mutter feindselig gestimmt ist. weil diese ihr Vorwürfe gemacht habe über die Mißhandlungen, vre sie ihrem unehelichen Kinde habe angedeihen lassen. Zeugin Eiefert stellt dies in großer Erregung in Abrede, auf die Fragen des Vertheidigers giebt fie zu, daß fie einmal Mo- dell gestanden habe, daß sie von ihrem Bräutigam, dem Vater des Kindes, unterhalten worden sei und den letzteren demnächst geheirathet habe. Die Frage, od auch fie dem Hammermann eine eidesstattliche Vcrstcherung abgegeben, bestreitet die Zeugin mit demjBemerken, daß Hammermann nur durch einen gewissen Kühne erfahren habe, daß fie bei Rothers gewohnt habe und mancherlei wisse. Auf Befragen eines Geschworenen erklärt die Zeugin, daß dieser Kühne auch bei Rothers gewohnt habe. Acußcrst signifikant ist die Aussage des Landgerichtsraths Johl für die Beurtheilung der Anna Rother. Landgerichtsrath Johl hat die Voruntersuchung geführt und die Anna Rother viermal vernommen. Er läßt sich dahin aus: Die Anna Rot   her wurde mir vorgeführt und hat ohne Einwirkung meinerseits frei und offen gegen ihre Schwester und den Prof. Graes die mich überraschenden Beschuldigungen erhoben- Das zweite Mal habe ich sie ausführlich vernommen. Das dritte Mal kam während ihrer Vernehmung Jemand ins Zimmer und sagte, fie wäre ja in einer Anstalt gewesen. Die Anna Rother hat das bestätigt und noch hinzugesetzt: Ja wohl, Herr Graes Hit mich ins Johannisstift geschickt, weil er einen Spion in der Familie loS sein wollte. Präs.: Sie haben doch bei Ihren Vernehmungen die Anna für vollständig dispofitions- fähig gehalten? Zeuge: Vollkommen! Ich bin lange, sehr lange Untersuchungsrichter und muß sagen: Selten habe ich eine Person gesehen, welche so bestimmte Aussagen macht, wie diese. Wenn alle Vernommenen sich so präzise aus. ließen, dann würden wir nur die Hälfte unserer Zeit gebrauchen. Präs.: Run hören Sie, Anna?! An geklagte: Ich habe nur vermuthet, daß ein Verhältniß ob- waltete, alles andere habe ich aus Wuth gesagt. Zeuge Jobl: Ich habe aus einer Unterredung, die ich mit ihr einmal in Gegenwart der GerichtSärzte gehabt habe, entnommen, daß fie eine ganz vorzügliche Simulantin ist. Sie wollte an jenem Tage plötzlich nichts mehr wiffen, wollte auch nicht einmal wissen, was ein Meineid ist. Mir ist es auch noch nicht vor- gekommen, daß Einer in der Voruntersuchung verrückt wird, entweder werden fie verrückt eingeliefert und fie werden es in der Zeit, die zwischen dem Schluß der Voruntersuchung und dem Verhandlungstermin liegt. Ich entsinne mich eines Falles, welcher auch in den Zeitungen vielfach besprochen wurde, wo ein Mann, der bei mir als verrückt galt, in dem Termin sich als gesund herausstellte, während derjenige, der als gesund galt, plötzlich für verrückt erklärt wurde und wirklich noch heute ver- rückt ist. Auch kommt es manchmal vor, daß Simulanten schließlich wirtlich verrückt werden ein wunderbares Spiel der Natur.   Präs.: Sie glauben also, daß fie im Vollbesitz der Geisteskräfte war? Zeugin: Ja wohl. Ich entfinne mich einer Szene, wo fie weinend zum Verhör kam und mir erzählte, daß fie körperlich schwach sei und daß Graes und ihre Schwester schändlicher Weise einen solchen Moment benutzt hätten, um fie zum Eide zu bewegen. Ich habe auch deshalb nicht angenommen, daß fie verrückt sein konnte, weil fie aus dem elterlichen Hause fort war und sich ganz selbstständig er- nährt hatte. Sie hat Modell gestanden, ihre Einnahmen da- von gehabt, und daraus ergiebt sich doch, daß fie rechnen tonnte, was sie aber bestritt. Um zu emiren, in wie weit die Angekl. Anna wirklich selbfiständig lebte und fich erhielt, folgen nun verscbiedene Fragen an die Anna, den Angekl. Prof. Graes und die Frau Rother. Es geht daraus hervor, daß Anna Rother, welche an Krämpfen litt, auf Wunsch der Frau Rother ins Johanniifiift gebracht worden war und Prof. Graes das Geld dazu hergegeben hatte. Sie ist dann aber schon nach drei Tagen auS dem Strft entlaufen und auch nicht wieder dorthin zurückgekehrt. Seit ihrem 15. Jahre ernährt sie sich Modellstehen und wohnt in einer selbst gemietheten
durch
'blirterr Stube. Wem, ihre Einnahmen nicht ausreichten, half die Mutter aus. Die Kröpfe, an denen die Angeklagte umuwz-W MMN«
Verrn Graes einen Groll
Uttfc Hlll, .,..ftung desselben aus dem Hause ae- «WK
Heinemann darüber beklagt, daß die Vertheidigrma mehrfach mit den Sachverständigen spricht, untersagt dies der Aorfitzende offiziell. Der Angekl. Anna Rother, welche wieder vor den Richterttsch treten muß, wird nun vom Präsidenten Wort für Wort der Inhalt ihrer Aussagen in den Vernehmungen bei dem Untersuchungsrichter vorgehalten. Sie giebt einige Stellen zu, andere bestreitet fie. Bei der Mehrzahl sagt fie ,chas weiß ich nicht mehr". Im Allgemeinen sucht sie ihre Beschuldigungen, die fie gegen Prof. Graes und Bertha R. erhoben hatte, als falsch hrnzustellcn, wiederholt immer wieder, daß sie nur aus Wuth darüber so ausgesagt, weil fie in die ganze Geschichte mit hinein gekommen sei. Angekl. Prof. Graes(etwaS erregt): Ich berufe mich auf den Untersuchungsrichter Johl, daß er auch bei meinen Vernehmungen mehrfach gefragt hat, ob ich die Anna Rothcr für undispofitionsfähig gehalten hat. Ich habe dies ohne Weiteres bejaht und nun frage ichZ: Ist es denkbar, daß ich eine geistesschwache Person dann noch zu einem Meineide be- nutzen und ihr noch obendrein 40 Mark bezahlen würde. Dann müßte ich doch selbst geisieskrank sein. In Künstlerkreisen ist Anna Rother auch dafür bekannt gewesen, daß fie nicht richtig im Kopfe sei. Landgerichtsrath Johl erwähnt noch, daß nach der Behauptung eines Zeugen, der mit der Anna R- charmirt, dieselbe ganze Geschichten vollständig erfinden solle, also äußerst lügenhaft sei. Er könne aber nicht glauben, daß eine geistesschwache Person eine so große intellektuelle Energie entwickeln sollte um ganze Geschichtm zu erfinden. Die nächste Zeugin ist Minna Adler, seiner Zeit Dienst- mädchen bei Rothcr's. Sie ist einmal dazu gekommen, wie Graes mit eigenem Schlüssel die Korridorthllr zur R.'schen Wohnung öffnete. Sie hat von einem Verhältniß nichts gehört, rhr wurde vielmehr immer nur gesagt, daß Bertha Modell stehe. Sie hat auch einmal Geld geholt von Graes und hat fich gewundert, wofür Graes das Geld hergebe. Frau Rother habe aber gesagt, das ginge fie nichts an. Als Bertha schon aus dem Hause war, habe Frau Rother einmal wieder 50 und 100 Mk. erhalten und habe hinzugesetzt: Prof. Graes habe fie gebraucht und ihr gesagt: es wäre ja ganz egal, ob er ihr das Geld gebe oder einer anderen. Prof. Graes: Mir ist davon kein Sterbenswort bekannt. Angekl. Frau Rother: Die Zeugin hat jedenfalls ganz falsch verstanden. Ich kann höchstens gesagt haben, daß ich das Geld gebrauche. Präs.: Zeugin, Sie haben es aber in unanständigem Sinne aufgefaßt? Zeugin: Ja wohl! Die Schwester dieser Zeugin, Anna Adler ist um die WeihnachtSzett 1884, also nach dem ersten Termin, bei Rotber's Dienstmädchen gewesen. Sie erzählt, daß Bertha ihr mitgetheilt habe, fie habe schon seit ihrem 13. Jahre ein Verhältniß zu Prof. Graes. Sie habe seit dem 13. Jahre für lumpige 30 Mk. ihren Körper hergeben müssen. Die Zeugin hat diesen Ausdruck im bösen Sinne aufgefaßt, namentlich, da Bertha hinzugesetzt habe, daß AlleS, was in der Wohnung der Mutter ist, ihr gehöre. Ferner be- kündet die Zeugin, daß Anna ihr gesagt habe: sie könne es nicht mehr mit ansehen, daß Bertha fich mit so vielen Herren abgebe; sie habe schon darüber mit Prof. Graes gr sprachen und dieser habe ihr offerirt, daß er mit ihr ein Verhältniß anfangen wolle. Prof. Graes: Von alledem ist auch nicht ein Wort wahr. Wer hier gelogen hat, weiß ich nicht. Schließlich bestätigt die Zeugin die Zankszenen ganz nach der Schilderung, welche die Zeugin Eiefert da­von gegeben. Angekl. Bertha R.: Ich bestreite ganz entschieden die Richtigkeit dieser Darstellung. Sie erklärt, daß sie mit der leicht hingeworfenen Bemerkung betr. die lumpigen 30 Mark und das Hergeben ihres Körpers nur daS angestrengte Arbeiten bei Prof. Graes seit ihrem dreizehnten Jahre gemernt habe. Prof. Graes: Das Mädchen hat mir damals täglich mehrere Stunden für dasMärchen" als Modell gedient und das ist allerdings eine anstrengende Arbeit. Hiermit wird die Sitzung gegen 5 Uhr geschloffen. Soziales und Arbeiterbemegimg. Aufruf an alle Berufsgenossen sowie au sämmt- liche Arbeiter Berlins  ! Arbeiter, Kollegen! DaS herabdrücken unserer Löhne hat uns veranlaßt, einen partiellen Streik über folgende Fabriken zu verhängen: 1) Kisten-Fabrik von Otto Erdmann  , Kottbuser- Ufer 40; 2) Kisten.Fabrik von Fugh, Lindenstraße 35; 3) Kisten.Fabrik von Vallentin, Neue Jakob- straßc 6. Es stehen außerdem noch andere in AuSstcht, in welchen wir unbedingt vorgehen müssen. Zwar haben wir zu unserer Freude gute Resultate erzielt, da erstbenannter Fabrikant unsere Forderungen bewilligt hat; in der Fugh'schen Fabrik stoßen wir jedoch auf große Schwierigkeiten, denn Herr Fugh bietet Alles auf, um neue Arbeiter zu erlangen, die er auch trotz unseres Abmahnens be- reits erhalten hat. Wir hoffen jedoch, daß eS nicht lange gehen wird, denn ein Theil der neuen Arbeiter hat die Fabrik bereits wieder verlassen. Es heißt nur ausharren, und dazu gehören Geldmittel, denn die Arbeiter haben bei den schlechten Löhnen nichts erübrigen können, um jetzt auSzuhalten. Wir find nur eine kleine Genossenschast und ist eS uns daher nicht möglich, aus eigenen Mitteln unsere streikenden Kollegen zu unterstützen. Darum wenden wir uns Vertrauens- voll an Euch. Ardeiter und Kollegen Berlins  , uns in unserem Kampfe hilsteich die Hand zu reichen und unS nach Kräften zu unterstützen. Auch die kleinste Spende ist uns willkommen; wer schnell giebt, giebt doppelt. Kollegen, man wirft uns zwar vor, daß unsere Forderungen nicht verechtigt find, und daß wir einen hinlänglichen Lohn verdienen, aber eine solche Behauptung kann nur von unseren Gegnern ausgehen, denn Tbatsache ist es, daß in der Fugh- schen Fabrik der Lohn 20 Pf. die Stunde beträgt, und unsere Forderungen find in der Lohnarbeit auf 22 Mark pro Woche gestellt. Wir hoffen daher, daß die Berliner   Arbeiter unseren Sstcik voll und ganz anerkennen werden. Nochmals, Kollegen und Genoffen, gedenkt unser, denn wir find stets diejenigen gewesen, die nach Kräften die bedrängten Kameraden unterstützt haben, und wir werden es auch fernerhin thun. Unter­stützungen werden entgegengenommen in unserem Arbeits- Nachweis, Holzmarltgaffe 3, bei Decker. Die Lohnlommisfion der Kisten- und Kossermacher. Zur Frauen- und Kinderarbeit. In Nummer 223 unseres Blattes theilten wir mit, daß die Versammlung der Naturforscher und Aerzte, welche nunmehr in Straßburg   getagt hat, die Frage der Frauen- und Finderarbeit in den Kreis ihrer Betrachtungen ziehen würde. Auch gaben wir die Thesen an, die der Referent Dr. Köttnitz zum Vortrag bringen und vertheidigen würde. Verschiedene Zeitungen sprachen fich mit hoher Genugthuung aus, aber ein deutsch  -steifinniges Blatt rief: Diese Thesen gehen ja noch weit über den Arbeiterschutz- gesetzentwurf der Sozialdemokraten hinaus! Dr. Köttnitz ver- theidigte seine Thesen mit Geschick und unter Vorführung reichlichen Materials, doch sämmtliche übrigen Redner wamten vor Annahme derselben. Deshalb wurde beschloffen, die Thesen nicht zur Abstimmung zu bringen. Das nennt man auch eine Lösung der Frage der Frauen- und Kinder- arbeit. Die Leipziger   Tuchmesse ist wenig günstig verlaufen. Der Export verhielt fich, um in der kaufmännischen Sprache zu reden, ziemlich pasfiv. Nur einige Schweden   und Dänen waren als Käufer anwesend. Wenngleich daS Geschäft, welches auf der Messe selbst abgeschloffen wird, auf die Gesammt- Produktion und den Gesammthandel von leiner großen Be- dcutung ist, so kann man die Messe doch gewissermaßen als einen Gradmesser ansehen. Wie auf der Messe selbst, werden auch im ganzen Tuchaeschäft erhebliche Konzessionen seitens der Produzenten an den Preis gemacht, so daß der Verdienst ein äußerst geringer bleibt. Die Arbeitslöhne werden natürlich in Mrtlcidcnschast gezogen und so kann schon jetzt konstatitt rver-
den, daß dieselben in der Tuchbranche in den nächsten Mo- naten noch weiter sinken werden. Arbeitshäusler. Während die Insassen des Berliner  städttschen Arbeitshauses keine industriellen Arbetten für Private mehr verrichtm, sondern nur noch städtische, hauptsächlich die Bearbeitung der Rieselfelder, was dem Arbeiterschutz- Gesetz- entwurf der Arbeiterabgeordneten entspricht, rückt, nach der Voss. Ztg.", jeden Montag eine Kolonne von 30 Insassen deS Rummelsdurger Arbeitshauses mit zwei Aufsehem nach Nieder« Schönweide  , wo fie mit einem großen Kahn nach der Fabrik überaeholt wird. Hier bleiben die Leute die ganze Woche und arbeiten, essen und schlafen in der Fabrik, um am Sonnabend Abend wieder nach Rummelsburg   zurückzukehren. So wird den sogenannten freien Arbeitern eine drückende Konkurrenz gemacht. lieber Fabrikantenkonventionen haben wir uns schon früher geäußert und erklärt, daß wir uns mit der Idee der- selben, da fie darauf abzielen, die Produktion zu regeln, wohl einverstanden erklären könnten, aber bezweifelten, daß fie zum Ziele führen würden, stille solche auf Privatverabredungen ge» stützen Organisationen hätten den Fehler, daß fich entweder nicht alleJnteressenten anschlössen oder ihreVersprechen nicht hielten. Deshalb könnte die Produttion nur durch die Gesammtheit, daS heißt durch die Gesetzgebung geregelt werden. Daß wir vollständig recht hatten, geht aus folgender Nachricht hervor: Die Bemühungen, eine Konvention ver rheinisch-westfälischen Walzdrahtfabrikanten zu Stande zu bringen, sind gescheitert. Vier Werke haben fich grundsätzlich gegen eine derartige Ver­einigung ausgesprochen und die Theilnahme an den darauf hinzielenden Verhandlungen abgelehnt. In Folge dessen ist die auf den 29. September nach Düsseldorf   einberufene Ver- sammlung nicht abgehalten worden." Noch wollen wir be- merken, daß gerade vre Walzwerke in großer Nothlage fich be- finden; aber auch diese ist nicht einmal im Stande gewesen, eine vollständige Einigkeit unter den Interessenten zu erzielen. DaS Konkurrenzspiel ist mächtiger als die Vernunft. Aus Oberschlesten wird berichtet, daß ein Mangel an Arbeitskräften für die dortigen Hüttenwerke vorhanden sei. Dabei wird sehr bezeichnend bemerkt, daß die für den Hütten- und Grubenbetrieb untauglichen und untauglich gewordenen Personen Arbeit in den großen Ziegeleien erhielten. Die Arbeit in den Gruben und Hüttenwerken ist derart aufteibend, daß der stärkste Mann es selten über zwölf Arbeitsjahre bringt und dann andere, weniger anstrengende Arbeit suchen muß. Geht das in Oberschlesten so weiter, dann tritt dort vollständige Demoralisation ein. Daraus steht man, wie nothwendig gerade bei solcher Arbeit ein Maximalarbeitstag, überhaupt ein Ar- beiterschutzaesetz ist. Wirthschaftlicher Rückgang in Lothringen  . In Be- stätigung früherer, auch von uns mitgetheilter Nachrichten wird jetzt gemeldet, daß die lothringer Eisenwerke wegen Mangels an Bestellungen und in Folge der scblechten Preise ihren Betrieb fast gänzlich eingestellt haben. Noch zu Anfang dieses Jahres beschäftigten dieselben gegen 900 Arbeiter und hielten 24 Puddelöfen rn Betrieb. Bereits vor sechs Wochen wurde die Zahl der letzteren auf 12 beschrankt. Gegenwärtig find nur noch vier Oefen in Thätigkeit. Von den drei Hochöfen find zwei ausgeblasen worden; von den 14 Schweißöfen find noch zwei im Betrieb. Die Gießerei St. Benoit mußte eben- falls geschlossen werden. Die Gesammtzahl der auf dem Werke gegenwärtig noch beschäftigten Arbeiter beträgt bloß 150. Leider verspricht die allgemeine Geschäftslage wenigstens für die nächste Zukunft keinerlei Besserung. Münchener   Bierbezug. Aus München   wird geschrieben: In dem am 1. d. MtS. abgelaufenen Sudjahre ist bei fast sämmtlichen Brauereien der Malzverbrauch gestiegen; eS wurden in der letzten Kampagne 898,391 Hektoliter Malz, also 131,507 Hektoliter mehr als im Vorjahr, versotten; nimmt man an, daß aus einem Hektoliter Pfalz durchschnittlich 215 Liter Bier gewonnen werden, so ergiebt dieser Verbrauch eine Produktion von fast 2 Millionen Hektoliter Bier. Fast das ganze PluS der letzten Sudperiode ist auf Rechnung des Exports zu stellen, da der Platzkonsum nur unwesentliche Veränderung erfuhr. Wir berechnen die Bierproduttion der hiesigen Brauereien für daS Sudjahr 1884 85 wie folgt: Brauerei zum Spaten von Gabr. Sedlmayr 410,000 Hektoliter, gegen 1883 84 mehr um 89,000 Hektoliter; Brauerei zum Pschorr von Gg. Pschorr 240,000 Hektoliter, 1883/84+ 43,000 Hektoliter; Attienbrauerei zum Hackerbräu 226,090 Hektoliter, 1883/84+ 36,000 Hetto- liter; Attienbrauerei zum Löwenbräu 210,000 Hektoliter 1883/84+ 29,000 Hektoliter; Leist- und Franziskanerdräu von Jos. S-dlmaur 180,000 Hektoliter, 1883 84+ 1500 Hektoliter- Augusiincrbtäu von Jos. Waaner 107,000 Hektoliter. 1383/Ä + 37,000 Hektoliter; Zacherlbräu von Gebrüder Schmedercr F>3, 000 Hektoliter, 1883/84+ 15,000 Hektoliter: Attienbrauerei Bürgerliches Bräuhaus 82,000 Hektoliter, 188§/84+ 31,000 Hektoliter; Kal. Hofbräuhaus 63.000 Hektoliter, 1883/84+ 7000 Hektoliter; Aktienbrauerei zum Münchener Kindl 47,000 Hetto- 1,700,000 Hektoliter. 18 Brauereien mit 5000 bis 18 000 Hettoliter mit 213,000 Hettoliter; 12 Brauereien mit 100 bis 1000 Hektoliter mit 19,000 Hektoliter. Gesammtproduttion 1884/85 1,932,000 Hektoliter. Aus Charlerot(Belgien  ) wird geschrieben, daß die meisten dortigen Eisenwerke ihren Arbeitern vom 1. Ottober && nehme» werden, da ein großer Theil der Arbeiter wegen der K&l« der Wagen beschäftigt auf i gegen............ in Szene zu setzen. Zur verabredeten Zeit leaten fi- fÄmmru*
Ä'SÄisres.« gespannt._ Vereine und Versammlungen. Vorfitz des Obermeisters Herrn Schmidt ihre diesmonatliche Einnahme M. 4131,38, die Ausgabe M. 2599,76; der D- MDH- CSäsI». Hebung oerfchtebener im Laufe der Zeit eingetretener oder der Unterlassung geplanter Lohnreduzirungen die hervorragend- sten Erfolge. m der im vorigen Jahre in der Plüschbranche bewirkten Lahnau   besserung, wie in der durch Konferenzen an- gebahnten und therlweise durchgefühtten Gleichstellung der Lohne   auf_ ctmgen Artikeln beständen. Auch die in dm lFtm zwcr Jahren von der Vereinigung betriebene Agrtatron, welche Ifich zunächst auf die nächsten Nachbarorte