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Umfange der Tournäre der Reisenden überrascht, doch er war ein luger Mann und wußte, daß die Tournüren wie die Schulden von Tag zu Tag größer werden. Er half der schwer fälligen Dame nebenbei fei bemerkt, der Befiperin eines her­in den Waggon, vorragenden Damen- Ronfektionsgeschäftes in den Waggon, babet streifte er aber die Tournüre, wo es fich im nächsten Augenblide unheimlich zu regen begann und ein leises Gebell ertönte. Der Rondutteur erschrat und die Dame nicht minder. Sie wagte nicht ins Koupee zu steigen, denn das Gebell in ihrer Rückfront wurde immer lauter und dem braven Kondukteur schien es, uls ob da hinten ein Hund bellen würde. Die Damen im Roupee begannen zu fichern, die Frau mit der Tournüre spielte alle Farben, der Kondufteur aber bat, daß die Dame wieder aussteigen möge Sie that es mit Würde und Hoheit. Was wollen Sie?" fragte die Dame. Ich.. Ich.. ich... ich habe" stotterte der Kondukteur... ich habe in Ihrer Tournüre etwas gehört" Sie Unverschämter!" schrie die Frau, denn es war thatsächlich still rings umber. Der Stationschef tam herbei und nachdem ihm der Kondukteur ben Fall erzählte, wurde die Dame aufgefordert, ihre Tournüre untersuchen zu laffen. Die Gattin des Portiers zog fich mit ihr in die Garderobe zurück und lam nach einigen Sekunden mit der Tournüre wieder. In dem Gehäuse einer so= genannten Helm- Tournüre" stedte ein lleines Schooßhündchen, bas freudig bellte, als es das Licht der Welt wieder fab. Der Hund wurde entfernt, die Tournüre wieder zurückgeftelt und mit Zurücklaffung des Hündchens und zwei Gulden Strafe( denn Hunde dürfen nicht in die Koupees mit genommen werden), durfte die Dame ihren Platz im Koupee roieder einnehmen, worauf der Bug erleichtert seinen Weg nach Wien   antrat. Die Tournüre als Thiertäfig auf Reisen- bas kann doch als Gipfel der Hinterlift einer Frau bezeichnet werden.

Warum Männer Schnurrbärte tragen. Ueber diese Frage wurde jüngst am Stammtisch eines hiesigen Restaurants lebhaft diskutitt. Schließlich einigte man sich nach lebhaften Debatten zu folgender Resolution. Von hundert Männern aus bem Zivil, welche Schnurrbärte tragen, verzieren fich mit dieſem Artikel: 5, um das läftige Rafiren zu vermeiden; 5, weil sie noch keinen Badenbart haben; 3, um den Gymnafial Direktor zu ennuyiren; 8, um schlechte Zähne zu verbergen, einer Warze roegen oder um die lange Nase weniger hervorragend erscheinen au laffen; 1, weil er beim Stottern zu viele Grimassen macht; 11, um wie Künstler auszusehen; 1, um für feinen Künstler gehalten zu werden; 6, schwacher Lungen, sowie sonstiger ge fundheitlichen Rüdsichten wegen; 2, damit man nicht zu sehr ben Schnupftabat auf der Oberlippe sebe; 7,( tein Korpsbursch ohne Schnurrwichs!); 1, weil es die Frau wünscht; 6, weil es die Frauen nicht wollen; 30, um bei jungen Damen Effett zu machen; 8, threm früheren Militärftande zu Gefallen; 3, ( fämmtlich Hagestolze), um der Gefahr überheben zu sein, fleine Kinder füffen zu müssen; 1 der Ehre des Mannes wegen( sehr ruppiges Eremplar); 1 wegen eines Stedbriefes; 1, weil ihm der Schnurrbart wirklich unvergleichlich steht.

Unter dem Verdachte der vorfählichen Brandstiftung ift gestern früh der Gastwirth C. Grahlow mit seiner Ehefrau verhaftet worden. Derselbe hatte seit etwa zwei Jahren den Große Hamburgerstraße 28 belegenen Gasthof zur deutschen Strone" in Bacht, welcher gleich dem benachbarten Gasthof zum Hamburger Wappen" zu den älteren Gasthäusern Berlins   ges hört und noch die altväterische Ueberschrift ,, Ausspannung und Fremdenlogis" führt. Beide Gasthöfe gehören, wie das Berl. Tgbl." berichtet, zu den fünf von der Sophien- Kirchen­gemeinde angetauften Grundstüden in der Großen Hamburger Straße, welche seinerzeit zu öffentlichen Besprechungen mehrfach Anlaß gegeben hatten. Beim Anlauf der Grundstücke war bem Grahlow tontrattmäßig zum 1. Oftober gekündigt worden. Am 15. September verficherte Grahlow sein Mobiliar für 9100 M. bei der Feuer- Versicherungs- Gesellschaft Union". Am felben Tage verkaufte er einen Theil des Mobiliars an seine bei ihm wohnende Schwägerin. Viele Möbel, Einrichtungs, gegenstände c. wurden auch in den legten Tagen fortgebracht. Fine an eine andere Familie abvermiethete Dachwohnung mußte vorher geräumt werden; ein Speditionsgeschäft, das auf dem Hofe Räumlichkeiten inne hatte und auch von Grab Low ein Zimmer als Komptoir abgemiethet hatte, zog ebenfalls vor dem Termin aus; der Haustnecht wurde in der vergan genen Woche entlassen, so daß das ganze Grundstück nur noch von Grahlow allein bewohnt war. Einkehrende Gäfte, welche in dem Gasthof übernachten wollten, wurden in den lezten Tagen nicht mehr angenommen, sondern nach dem benachbarten Hamburger Wappen" gewiesen. Gestern früh sollte Grahlom ausziehen, da die Räumlichkeiten schon an einen andern Gaft wirth vermiethet waten. Blöglich brach in der Nacht zum Don­nerftag gegen 2 Uhr in der Grahlow'schen Wohnung Feuer aus, das mit rasender Schnelligkeit um fich griff und bald durch den Dachstuhl des nur einstöckigen Gebäudes empor schlug. Die von einem Bewohner des Nachbarhauses alar­mirte Feuerwehr erschien sofort mit einer Dampfspriße auf der Brandstätte und löschte ohne Schwierigkeiten den Brand in furzer Zeit ab. Bei den Aufräumungsarbeiten hatte die Feuer wehr mit einem erstickenden Qualm zu lämpfen, dessen Ursache indeß bald gefunden wurde. Es hatte in einem nach der Straße zu belegenen großen Gaftimmer, in einer Wohnstube und einer Kammer zu gleicher Zeit gebrannt, Fußboden und Wände fanden sich mit Petroleum begoffen. In einem als Fremdenzimmer Nr. 1 bezeichneten, auf dem Hofe belegenen Bimmer war eine ganze Pyramide aus alten Betten, Matraßen, Strohfäden, Strohbünden c. aufgebaut und mit Betroleum begoffen, allein Feuer hatte dieselbe noch nicht gefangen. Unter diesen gravirenden Umständen wurden Grahlow und seine Frau vorgftern gegen 4 Uhr Morgens auf der Brandstätte verhaftet.

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und bei Ablehnung diefer Forderung wird, nachdem die Kom­misfion einen Ausgleich versucht hat, der Streit in den Wert ftätten proflamirt, wo ein Ausgleich nicht möglich war. Kollegen! Wir wollen keinen aussichtslosen Streit vom Baune brechen, aber wir müffen entschieden einmal vorgehen gegen berart niedrige Löhne, wie fie in unserem Gewerke gezahlt werden. Sollte bei diesem Vorgehen ein Streit unvermeidlich sein, so ist derselbe gerechtfertigt! Die Kollegen werden um weitefte Verbreitung dieses Aufrufs ersucht! Mit follegialischem Gruß Die Vierer Kommiffion.

NB. Alle arbeiterfreundlichen Zeitungen werden um Auf­nahme des Dbigen erfucht.

Von Herrn Bernhard Fuhg, hier, erhalten wir mit der Jn Bitte um Aufnahme folgendes Schreiben: In Folge des Aufrufs der Lohnkommission der Kisten- und Koffermacher Berlins   in Nr. 230 Thres geschäßten Blattes bitte ich ergebenft, Folgendes in Ihrem werthen Blatte aufnehmen zu wollen. Es ist nicht wahr, daß die Arbeiter bei mir nur 20 Pf. per Stunde verdienen, sondern ist bei mir Reiner unter 22 Mart angestellt. Es steigen die Löhne bis 27 Mart. Die Kisten macher verdienen permanent M. 27-30, während die Kreis­fägenschneider 30-37 M. per Woche verdienen. Hochachtungs. voll Bernhard Fubg, Lindenstr. 35.

Die Kommiffion der Kiftenmacher veröffentlicht fol gendes: Sämmtlichen Kollegen hiermit zur Nachricht, daß Herr Fubg Willens ist, den Bedarf an Riften, welchen er in Folge des Streits nicht selbst liefern tann, bei anderen Fabri­fanten anfertigen zu laffen. Wir erwarten daher von den Kollegen jener Fabriken, daß fie die Arbeit sofort niederlegen, wenn derartige Forderungen an fie gestellt werden, andernfalls tönnte der Streit sehr leicht verloren werden. Wir bitten die Kollegen, etwaige einkommende Gelder Holzmarktgaffe Nr. 3 abzuliefern. Jede Gabe ist willkommen und wenn sie noch so flein ift. Wer schnell giebt, giebt doppelt.

Zur Enquete über die Sonntagsarbeit kommt aus Dessau   die überaus komische Nachricht, daß man auch die Inhaber von Restaurants und die Hotelbefizer zu einer Bes fprechung über die Sonntagsarbeit auf aas Polizeibureau ein geladen hat. Daß diese Herren fich gegen die Sonntagsruhe aussprechen, ist ja selbstverständlich; hat doch ebenso felbft verständlich der von den Arbeiterabgeordneten eingebrachte Arbeiterschußgefeßentwurf eine solche Sonntagsruhe gar nicht ge fordert. Ein Hotelbefizer erklärte humoristisch, daß er seine Sonntagsarbeit als Verpflichtung ansehe, solange am Sonntag die Eisenbahnen den Fremdenverkehr förderten. So ein armer Geschäftsreisender müsse doch Eonntags auch effen, trinken und fchlafen. Man sieht, zu welcher Komil polizeilicher Uebereifer führen kann.

Zur Frage der Sonntagsarbeit wird der national liberal- fabrikantlichen Rheinisch- Westfälischen Zeitung" aus

Beiten vorüber, ungemeine Ueberproduktion ist eingetreten und die mechanischen Stühle flehen still oder find meist thren Bes figern abgepfändet worden. Man schaffe durch eine höhere Lebenshaltung der Arbeiter mehr Absap! Da liegt die Lösung der Frage, nicht in der erhöhten Brobuftion.

Für das Wachsthum des geschäftlichen Verkehrs ift es bezeichnend, daß die Zahl der angekommenen Briefe in Leipzig  , dieser großen Handelsstadt, von 14,2 Millionen im Jahre 1883 auf 17,3 Millionen, im ganzen Bezirk der Leip ziger Handelskammer von 18,1 auf 21 Millionen gestiegen ist. Die Maschinenanstalten zu Braunschweig   und Augs­ burg   bezahlen Dividenden von 10 und 17 pet.! Die armen Aktionäre.

Aus Paris   wird mitgetheilt, daß die Versammlung der männlichen und weiblichen Vorfißenden der Lokalausschüsse zur Ueberwachung der Kinderarbeit in den Fabriken an den Han­delsminister den Wunsch gerichtet bat, daß die Kinderarbeit in den ungesunden und gefährlichen Industrien schlechthin unter fagt werde. Der Obergewerberath hat indeffen gegen diesen Wunsch den Einwand erhoben, daß er dem Dektet vom 14. Mai 1875 über diese Industrien zuwiderlaufe, deren viele ohne Beschäftigung von Kindern überhaupt gar nicht befteben tönn­ten. Auf Grund dieses Gutachtens hat der Minister den Wunsch abschlägig beschieden, jedoch dabei erklärt, wenn ihm ein Mißbrauch bezüglich einer bestimmten Industrie angezeigt werde, so werde er es für seine Pflicht erachten, die Beschäf tigung von Kindern in derselben zu verbieten.

Die Tabaksindustrie in den Vereinigten Staaten  . Die dem Tabatsbau in den Vereinigten Staaten   gewidmete Bodenfläche hat sich von 638,841 Morgen in 1880 auf 700,000 Morgen gegenwärtig vergrößert, während die Produktion von 472,661,000 fund auf 600,000,000 Pfund geftiegen ist. Bis 1870 führte Virginia den Reigen als Tabat bauender Staat, aber im laufenden Jahre hat ihm Kentudy den Rang abges laufen. Die lette Ernte dieses Staates ist die größte, die je dagewesen, ausgenommen die von 1877, in welchem Jahre das Ernteerträgniß 181,484,000 Pfund betrug. Die hohen Preise des heimischen Tabats haben ausländischen Sorten zur Ein'uhr verholfen. Beträchtliche Maffen von Havanna  - und Sumatras Tabal find in den amerikanischen Häfen angekommen, um den Ausfall im Inlande zu decken. In Louisville   wurden in den bortigen elf großen Waarenhäusern im vorigen Jahre 88,900 Drhoft verkauft. Der Bigarren- und Tabakskonsum ist mit erstaunlicher Schnelligkeit gewachsen. In 1863 betrug die Zahl der fabrizirten Bigarren 200,000,000, in 1884 nicht weniger als 3,861,645,910 oder neunzehmal soviel. In 1866 betrug die Tabatsproduktion 23,852,387 Pfund, in 1884 150,361,558 fund oder fiebeneinhalbmal so viel.

dem Siegerlande geſchrieben: Bei der gegenwärtigen Enquete Vereine und Versammlungen.

über die Sonntagsarbeit dürfte es zeitgemäß erscheinen. die­jenigen Fälle zu besprechen, in welchen die Arbeit an Sonn­tagen ohne Schädigung der Industrie beseitigt werden könnte. Im hiesigen Industriebezirke wird den Arbeitern auf mehreren Wa Izwerten die Sonntagsrube dadurch genommen, daß anftatt Montag Morgen der Betrieb schon Sonntag Abends ( 6 Uhr) wieder aufgenommen wird. Der Grund, weshalb die betr. Werte diese Praris eingeführt, liegt lediglich darin, die Generalfoften zu verringern. Da jedoch zur Belt in den Walz werksfabritaten eine große Ueberproduktion besteht, so dürfte der Nußen dieser Maßregel heute nur ein scheinbarer sein, weil durch das größere Angebot die Preise immer mehr her. untergedrückt werden. Auf den großen Eisenwerken des rhei nisch- westfälischen Industriebezirks sollen vielfach ähnliche Ver hältniffe vorliegen, sogar noch in schlimmerem Maße, indem dafelbft oft faft den ganzen Sonntag durchgearbeitet wird. Wenn in dieser Beziehung nicht auf gesetzlichem Wege Abhilfe geschaffen wird, so ist bei dem heutigen Rampf ums Da fein die natürliche Folge, daß auch diejenigen Werke, welche bisher ihren Arbeitern noch die volle Sonntagsruhe gewährt haben, schließlich, um durch größere Produktion ihre General baben, schließlich, um durch größere Produktion ihre General foften zu verringern, dazu übergehen müssen, den Betrieb schon am Sonntag Abend zu beginnen. Das allgemeine Intereffe der Werke wird dadurch aber immer mehr geschädigt, denn die Ueberproduktion wird dann nur eine neue Steigerung er fahren."- Ein Bugeständniß, das werth ist, festgehalten zu

werden.

Aus Wilhelmshafen   wird berichtet, daß den staatlichen Werftbetrieben die Weisung zugegangen sei, mit den vorhan benen Geldern möglichst sparsam umzugehen und alle wohl wünschenswerthen, aber nicht gerade dringend nothwendigen Arbeiten und Reparaturen zu unterlassen, damit die für das Etatsjahr 1885/86 für den Werftbetrieb bewilligten Mittel ausreichen, eventuell noch ein Theil derselben an die Admi ralität zurüdgeführt werden könne. Darauf hin, so meint das in Bremen   erscheinende Norddeutsche Wochenblatt", ist in der Malerwerkstätte der kaiserlichen Werft am Sonnabend voriger Woche angekündigt worden, daß umfassende Arbeiterentlaffungen bevorstehen urd Jeder fich darauf vorbereiten möge. Hierzu bemerlt das genannte Blatt: Es gewinnt nun den Anschein, als ob man mit dem Sparen wieber, wie gewöhnlich, am untersten Ende anfangen will, trosdem es oben recht viel zu fparen giebt. Außerdem wäre es gerade in dem oben ge nannten Betriebe eine besondere Rücksichtslosigkeit gegen die Arbeiter, wenn man dieselben, nachdem sie den ganzen Sommer bei niedrigem Lohne der Werft ihre Dienste geleistet haben in der sicheren Hoffnung, wie gewöhnlich so auch in diesem Jahre der sicheren Hoffnung, wie gewöhnlich so auch in diesem Jahre fefte Winterarbeit zu haben, jest mit der flaren Voraussicht entläßt, den bevorstehenden Winter über die Landstraße zu be völlern, da bei der vorgerückten Jahreszeit für fte durchaus teine Aussicht auf anderweite Arbeit vorhanden ist." Man fiebt bier eine eigenthümliche Illustration zur vielgepriesenen Sozialreform und dem Recht auf Arbeit, welches der Reich tanzler vor aller Welt verkündigte. Und dazu in einer Staats

Soziales und Arbeiterbewegung. weftatt!

An die Drechsler und verwandten Berufsgenossen. Kollegen! In der am Sonntag, den 27. September abgehalte nen öffentlichen Versammlung ist die Nothwendigkeit der For derung einer Lohnerhöhung anerkannt worden, und wurde dementsprechend eine Kommiffion von 4 Mitgliedern gewählt mit dem bestimmten Mandate, das weitere in dieser Sache zu veranlaffen, sowie spätestens in acht Tagen eine öffentliche Bersammlung einzuberufen zur definitiven Beschlußfaffung über Die Forderung einer Lohnerhöhung. Demgemäß hat die Kom miffion zu Sonnabend, den 3. Oftober, Abends 8 Uhr, in Keller's Salon, Andreasftraße 21, eine öffentliche Versammlung einberufen mit der Tagesordnung: Beschlußfassung über die in der öffentlichen Versammlung am 27. September stattge fundene Verhandlung in der Streifangelegenheit." Rollegen! Wir geben in Nachstehendem das Programm der Bewegung, wie solches in der Versammlung vom Sonntag, sowohl von dem Referenten wie den einzelnen Rednern, proflamirt worden ift: Wir fordern einen Minimallohn von 18 Mt. pro Woche bei täglich 10ftündiger Arbeitszeit, sodann Beseitigung der Ueberftunden und der Sonntagsarbeit! Wir richten demnach an Euch den dringenden Mahruf, in der am Sonnabend stattfin benden Versammlung zahlreich zu erscheinen. Um die geftellte Forde rung zu erreichen, giebt es nur zwei Wege: 1. die Wahl einer Fach tommiffion zur Ausarbeitung von Minimal Attord- und Lohn tarifen, und nachdem dieser Tarif von einer öffentlichen Ver fammlung angenommen worden ist, Proklamirung des Streits in allen ben Werkstätten, wo dieser Tarif nicht gezahlt wird. Der zweite Weg wäre folgender: Jeder einzelne Kollege tritt an einem noch zu bestimmenden Tage an den Meister resp. Fabrikanten heran und erklärt, daß bis zu einem genau feft­gestellten Termin, der für die Gesammtheit gleichlautend ist, Der Lohn in der Höhe unserer Forderung erhöht werden muß, Verantwortlicher Redakteur R.

Ueber die Handweberei im Rheinland, speziell in Viersen   läßt fich die unserer neuen Boll- und Wirthschaftspolitik huldigende Elberf. 3tg." aus dem genannten Industrie städtchen folgendes schreiben: Diese segensreiche Haus industrie, von der in jüngster Zeit weniger die Rede war, geht in viel rascherem Tempo, als man bisher geglaubt, ihrem Untergange entgegen. Da helfen feine Jnnungs- und Zunft maßregeln, sondern nur intenfioe Anstrengungen, dieser Haus industrie den mechanischen Betrieb zu erschließen. Die großen. mechanischen Webereien, welche freilich gegenwärtig schon, bei der flauen Konjunktur der Sammet und Seidenbranche, den Betrieb einschränken, produziren auf einem Webstuhle das fünfzehnfache eines Handstubles, und die Löhne der Hand gewebe find bereits auf ein Minimum gesunken. Der Mangel an Arbeit erzeugt bittere Noth und großes Elend. In unserer Umgebung geben Abends schon traurige Gestalten umber, fich eine Unterstügung erbittend. Was wird das diesen Winter eine Unterstügung erbittend. Was wird das diesen Winter werden? rufen unsere Bürger jammernd aus. Für neue Er werden? rufen unsere Bürger jammernd aus. Für neue Er werbszweige muß gesorgt werden. Dazu gehört aber vor Allem ein gesunder Unternehmungsgeist unserer hiesigen Rapi talisten und an diesem fehlt es leider noch immer sehr. Wir müssen in dieser Hinsicht die Industriellen der bergischen Lande uns als Vorbilder dienen laffen. Mäßige Staatsunterstützungen bei Einführung neuer Industriezweige dürften auch wirksam sein. Gerade die Vielseitigkeit der Industrie schüßt gegen all­gemeine Arbeitslosigkeit. Für die Hausweberei aber wäre die Einführung eines mechanischen Stubles mit Handbetrieb er wünscht." Also überall Noth und Jammer! Wir haben zu der Einführung eines mechanischen Stuhles mit Handbetrieb" nur zu bemerken, daß dies im sächsischen Voigtlande längst ge schehen ist, und eine Beit lang eine gewisse Blüthe in der In duftrie hervorgebracht hat. Aber schon längst find die guten Gronheim in Berlin  . Druck und Verlag von Max Bading in

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hr. Eine öffentliche Schneider- Versammlung tagte_am Mittwoch bei Gratweil. Auf der Tagesordnung stand: Das Referat des Herrn Fenste im Louisenstädtischen Konzerthause und die Antwort darauf." In seinem Referat beleuchtete Herr Pfeiffer zunächst das Vorgehen der Subkommission. Daffelbe sei entschieden varteiisch; Herr Fenste habe zuerst das Manko auf 60 bis 70 Mart, dann auf 192, aulegt auf 314 Mark ausges rechnet. Die Subkommission babe richtige Quittungen, die er ( Redner) präsentirt, nicht anerkannt und ihm die Einficht in die Bücher verweigert, dieselbe wolle das von einer öffentlichen Versammlung gewählte Schiedsgericht nicht anerkennen und dem Beschluffe, welchem zufolge fie mit der Lohntommission in Anwesenheit des Schiedsgerichts arbeiten soll, nicht nachkoms men. Das von Herrn Fenske erstattete Referat betreffend führte Redner an, daß die Angaben, mittelst deren Herr F. das Manto bis auf die Höhe von 314 Mart gebracht hat, Unwahrheiten find, und daß, wenn wirklich ein Manto vors handen ist, der Raffirer Marod, nicht aber er, der Vorsitzende der Lohn- Kommission, dafür verantwortlich zu machen ist. In der Diskussion nahm Herr Tafforke zu dem Zwecke das Wort, fich und die Lohnkommission zu vertheidigen. Nachdem berr Krafft fonstatirt hatte, daß bei der Beschaffenheit der Bücher, die der Kasfirer Marode geführt, es nicht möglich ist, iezt noch die Höhe des Manto's festzustellen und glaubhaft nachzuweisen, daß außer dem Kassirer, der die Möglichkeit eines Manto's von 60 bis 70 Mt. zugegeben und fich bereit erklärt hat, daffelbe zu decken, auch Herr Pfeiffer dieses Manto mit ver schuldet habe, und nachdem die Herren Thomä, Taeterom u. A. im Sinne des Herrn Pf. sich ausgesprochen, wurde mit allen Stimmen gegen eine die folgende Resolution angenommen: Die Versammlung erkennt wiederholt an, daß, wenn eine Rege lung in Sachen der Lohnkommission und der Subfommission stattfinden soll, die Sublommiffion dem gewählten Schieds­gericht Einficht in die Bücher zu geben und unter den Augen Derselben zu arbeiten hat, und daß, so lange dies nicht ge­schieht und die Subfommiffion fich weigert, über alle von der Subkommission einberufenen Versammlungen zur Tagesordnung überzugehen ist." Darauf wurde beschloffen, die Subloms mission ihres Amtes zu entheben und Herrn Fenste aufzus fordern, die Bücher der Lohnkommiffion dem Schiedsgericht auszuliefern, damit das Schiedsgericht im Verein mit der Lohn­Lommission die Sache untersuche und das Resultat den Berliner  Schneidern durch die Zeitungen bekannt mache.

Der Fachberein sämmtlicher im Drechslergewerbe beschäftigten Gewerksgenossen hielt am Montag, den 28. September, Adalbertstr. 21 eine Wanderversammlung ab. Auf der Tagesordnung stand ein Vortrag über die Schäden der Affordarbeit. Hierzu hatte der Schriftführer des Vereins das Referat übernommen. Referent hob hervor, daß diejenigen, welche nicht begreifen können, daß die Affordarbeit den un ausbleiblichen Ruin der Gesundheit des Arbeiters herbeiführt, weniger unter den Arbeitern selbst zu suchen find, sondern vor allen in den Kreisen der Großfabrikanten; man glaubt indem man dem Arbeiter das Trugbild von dem großen Vortheil der Affordarbeit in den schönsten Farben zeigt, ein großes Wert gethan zu haben für die Verbesserung der Lage des Arbeiter ftandes. Wenn jedoch der Arbeiter zu der Ueberzeugung ge fommen ist, daß die Affordarbeit nur zu seinem eigenen Scha den von den Fabrikanten protegirt, und demnach die Beseiti dann wirft man gung dieser Arbeitsweise verlangt,

bem Arbeiter einfach vor, er wäre träge und verlange durch die Einführung der Lohnarbeit eine Prämie auf seine Faulheit. Dem gegenüber sei es Pflicht der Arbeiter, welche erfannt haben, daß die Altordarbeit dem Arbeiter nicht zum Vortheil gereicht, daß fie vielmehr mit Schuld daran ist, daß der Werth Der Arbeitskraft immer mehr und mehr herunterfinti, dahin zu ftreben, diefem Syftem, der Affordarbeit, ein bis hier und nicht weiter" entgegenzurufen. Nach reger Distuffton für und wider wurde beschloffen, diese Sache in einer späteren Ber sammlung zur Erledigung zu bringen. Unter Verschiedenes rief die Frage: Sind partielle oder allgemeine Streits einer Ge wertschaft für die Arbeiter von größerem Vortheil?" ein. fchr daß lebhafte Diskussion hervor, welche das Resultat ergab, bag beide Arten des Streifs, je nachdem wie es die Verhältniffe bebin gen, einen Vortheil herbeiführen können, jedoch einen bauernden Erfolg zur Berbefferung der materiellen Lage der Arbeiter fönnen nur die ständigen Organisationen, die Arbeiter Fachvereine herbeiführen.( 3) Sodann wurde bekannt gemacht, Daß am 14. November im Louisenstädtischen Theater von dem Verein eine Festlichleit veranstaltet wird, bestehend aus großer Opern- Borstellung und Tanz- Kränzchen. Billets find zu e

mäßigten Preisen bei sämmtlichen Vorstandsmitgliedern und auf den Arbeits- Nachweise- Bureaus des Vereins, Molten Imartt 7, IV, bei Gromoll, und Gitschinerstraße 61, 1, bei R. Sündermann zu haben. Da der Ueberschuß des Festes den Unterstützungslaffen des Vereins zufließt, so ist eine rege Theib nahme erwünscht.

Berlin   SW., Beuthstraße 2.

Hierzu eine Beilage.