fahen würden. Er glaube allerdings, daß die Geschworenen gar nicht dazu kommen werden, daß vielmehr die Gutachten dreier gewiffenhafter Experten, die noch dazu Gerichtsärzte find, ausreis hen werden, um die Geschworenen zu der Ueberzeugung zu brin gen, daß bei der Anna Rother in der That eine Störung des Beiftes vorliegt. Diese gerichtlichen Sachverständigen haben gewiß schon manchen Simulanten gesehen und sei nicht bes greiflich, wie der Staatsanwalt dazu komme, den Sachverstän Sigen zu imputiren, daß sie sich sämmtlich durch höchst schlaue Operationen dieser doch zweifellos geistig nicht sehr entwickelten Berson haben täuschen lassen. In dieser Beziehung imponire ihm die reiche Erfahrung der Sachverständigen mehr, als bie Meinung Des Staatsanwalts, ber Die Geistesgesundheit der Anna Rother nothwendig zu Dazu komme, daß in der feiner Anklage braucht. That eine Meineidsklage schon um deshalb fich nicht aufrecht erhalten laffe, weil wirklich Niemand recht wiffe, was am 6. Juni gefragt und beschworen ist und kein wirkliches, pofttives Substrat der Frage beizubringen ist. Die Versionen Darüber sind grundverschieden und wenn man fich natürlicher Weise an die Frage hält, wie fie Herr Landgerichtsdirektor Bachmann formulirt zu haben meint, so fann man über den Sinn dieser Frage und über die Art, wie fte Profeffor Graef und Anna Rother aufzufassen hatten, nicht zweifelhaft sein. Wenn bei dieser Fragestellung mehr als diese eine ganz be ftimmte Deutung zur Diskussion stand, dann wäre es sicher die Pflicht des Landgerichtsdirektors Bachmann gewesen, deutlich und präzise im Detail den Zeugen vorzuhalten, wie weit die Tra weite dieser Fragestellung geht. Es kann doch nicht Rechtens in unserem Staate sein, daß Jemand, der das Unglück hat, als Beuge in einer Straffache vernommen zu werden, rasch befragt wird und daß man dann nachträglich hinabsteigt in sein ganzes Leben, seine Gedanken und Abfichten einseitig zerpflückt und ihn dann unter die Anklage des Meineides bringt. Sollte bies der Fall sein, dann muß man auch verlangen, daß in der gerichtlichen Verhandlung dafür gesorgt werde, daß jedes Detail, welches in der Fragestellung ruht, dem gefragten Beugen flar und unzweifelhaft an die Hand gegeben werde. Und unter dieser Beleuchtung muß man allerdings dahin kommen, daß die daß die Eidesfrage in ihrem ganzen Busammenhange und ihrer Suspigung nur auf ein geschlechtliches Verhältniß hinauslief. Und dabei habe seine Klientin durchaus die Wahrheit und nichts als die Wahrheit beschworen und Vermuthungen über eine etwaige Schande ihrer Schwester anzubringen habe dieselbe absolut Teine Veranlaffung gehabt. Von einem geschlechtlichen Verkehr sei fein Jota erwiesen, sondern es selen nur Vermuthungen einzelner noch nicht einmal einwandsfreier Beugen, die aber pofitive Thatsachen nirgends beigebracht haben. Und die Briefe erweisen schließlich ebenso wenig, wie die viel beregten Gedichte, Die viel beweisen sollen, aber total
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Mann wie Uhland hat nicht blos Thatsächliches, sondern Phan taflegebilde gedichtet und er sagt in dieser Beziehung sehr treffend: Was ich in Liedern manchesmal berichte Von Küffen in vertrauter Abendstunde, Von der Umarmung wonnevollem Bunde, Ach! Traum ist, leider, Alles und Gedichte. Er behaupte, daß fich Profeffor Graef an teiner Stelle dieser Verhandlung in Widersprüche verwickelt habe, und wenn er es bei solcher Anklage gethan hätte tönnte einen Stein auf ihn werfen? Es sei auch nicht ohne eine gewisse Voreingenommenheit an die Sache herangetreten, wenn aber irgendwie ein Rest von Verdacht aus dem ganzen Klatsch und Schmut noch haften geblieben sei, so sei dies in jenem Augenblid widerlegt worden, als Prof. Graef empört und Hände ringend vor dem Tische des Gerichtshofes stand, Hände ringend in dem demüthigenden Gefühl, daß Jemand, dem sein ganzes Leben lang auf sein Wert geglaubt worden ist, nun Wort für Wort und Satz für Saß seiner eigenen ist, nun Wort für Wort und Saß für Saß seiner eigenen Geisteskinder rechtfertigen mußte. Die Schwierigkeit, in diesem Prozesse die Wahrheit zu finden, liege in dem, was der Dichter mit den Worten ausdrückt: Was uns feffelt, bas Was Alle Gemeine!" der gemeine Mensch thue, was gemeinhin zu geschehen pflege, sei hinderlich, sich in die Motive einer Persönlichkeit zu Dom welche eben Gemeinen verseßen, weit absteht. Er habe das feste Vertrauen, die Geschworenen werden zu der Ueberzeugung kommen: Ein Mann von den idealen Anschauungen des Prof. Graef fann feinen wissentlichen Meineid leisten.
Schließlich folgt ein längeres, eindringliches Plaidoyer des Rechtsanwalt Voigt zu Gunsten der Angeklagten Frau Rother, die er, ohne ihre sonstige Ehrenrettung übernehmen zu wollen, in keinem Falle des ihr zur Laft gelegten schweren Verbrechens für überführt erachtet.
Die vorgerückte Abendſtunde verbietet uns, auf die haar. scharfen Ausführungen des legten Vertheidigers, der auch die Belastungszeugen einer längeren Kritik unterzog, näher einzugehen. In furzen Worten versichern zum Schluffe nochmals sämmtliche Angeklagten ihre Unschuld. Hieran schließt fich um 9 Uhr die Rechtsbelehrung des Vorsitzenden und um 10 Uhr ziehen sich die Geschworenen zur Berathung zurüd, welche nach 12 Uhr Nachts beenbet ist. Unter lautloser Stille des zahlreich angesammelten Bublikums verkündet der Obmann, Stadtv. Schaefer, das Verdikt der Geschworenen. Daffelbe verneint bezüglich des Prof. Graef sämmtliche Schuldfragen. Als die Beantwortung der Meineidsfrage verlesen wurde, ging eine mächtige Bewe gung durch den Saal, die den Vorfigenden zu einer Bermah nung an das Publikum veranlaßte. Auch bezüglich sämmtlicher übrigen Angeklagten wurden die Schuldfragen verneint. Draußen auf dem Rorridor hatte sich ein zahlreiches neugieriges Bublifum angesammelt, welches dem Angeklagten bei der Vorführung schon die Kunde der Freisprechung ent. gegenschrie. Rührend war es, wie Prof. Graef bei Entgegen
in das Gegentheil umschlagen. Wenn Das Alles wahr wäre, was der Staatsanwalt über die Phantafte der Poeten gesagt hat, dann dürfte ein verheiratheter Dichter nur noch Gedichte an seine Frau richten, sonst würde er jeden Augenblid in ein schiefes Licht kommen. Selbst einnahme des Wahrspruchs dankerfüllt allen Vertheidigern die
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Heute: Don Cesar.
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Heute: Bum 69. Male: Die wilde Kage. Gesangspoffe in 4 Alten von W. Mannstädt, Mufit von G. Steffens.
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Heute: Gastspiel der Liliputaner. Die fleine Baronin.
Theater der Reichshallen.
Täglich: Aufreten sämmtlicher Spezialitäten.
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Täglich: Auftreten sämmtlicher Spezialitäten.
Kaufmann's Varieté.
Täglich: Große Spezialitäten- Vorstellung.
Kontordia.
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Hand drückte und dem Justizrath Simson zweimal umarmte Nr. und füßte. Der Staatsanwalt beantragte die Freisprechung fämmtlicher Angeklagten, auf welche der Gerichtshof erkannte. Um 12% Uhr war die Sigung beendet.
Chemnit, 7. Oktober. Das Urtheil in dem Sozialisten prozeß lautet auf Freisprechung sämmtlicher Angeklagten.
Vereine und Versammlungen.
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Der Arbeiter Bezirksverein der Rosenthaler Vorstadt hielt am Montag, den 5. Ottober, eine Mitgliedervers fammlung in der Gartenstraße 123 ab. Der Kaffenbestand intl. Billetkaffe betrug 127 Mt. 60 Pfg. Unter Verschiedenes wurde das Bibliothelsftatut einstimmig angenommen. Die Neu- resp. Ergänzungswahl der Bibliotheks Kommission ergab folgende Herren: Becker, Flehnert, Gustav Schmidt, Dornbusch und Kerlin. Zum Schluß wurde ein Antrag, eine Tellersamm lung zu Gunsten der Bibliothek zu veranstalten, angenommen. Bei wem die Bücher des Sonntags zu haben find, wird noch im Berliner Voltsblatt" befannt gemacht.
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Die Glacee- Handschuhmacher scheinen mit allem Ernste in die Lohnbewegung eintreten zu wollen, und findet zu diesem Zwecke die zweite öffentliche Versammlung der Glacee Handschuhmacher Berlins Sonntag, den 11. d. M., Vormit tags präzise 10 Uhr, im Saale des Universum", Brunnen straße 29, ftatt, wozu auch die Herren Fabrikanten einge laden find.
Zentral- Kranken- und Sterbetasse der Fabrit- und Handarbeiter beiderlei Geschlech 3,( E. H.), Dresden , hält am Donnerstag, den 8. Oftober, bei Herrn Rothader, Teltower ftraße 3, eine Mitglieder Versammlung ab. Tagesordnung: Delegirtenwahl. Verschiedenes. Erscheinen dringend noth wendig.
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Zentral- Kranken- und Sterbe- Kasse der Fabrik- und Handarbeiter( b. G.), eingeschriebene Hilfskaffe, Dresden , Filiale Berlin Süden. Für die Mitglieder der Filialen Süden und Bentrum findet Donnerstag, den 8. b. Mts., Abends so schle 8% Uhr, im Lofale des Herrn Gerth, Prinzenstr. 106, eine Punkte Versammlung statt, und ist es sehr erwünscht, daß ein jedes nur mi Mitglied dieser Filialen erscheint. Tagesordnung: Wahl von eingehen 9 Delegirten; Neuwahl des zweiten Bevollmächtigten und bei Sei eines Revisors. Der Bevollmächtigte dieser Filialen wohnt glieder Admiralftr. 22, v. III T., und der Raffirer in der Kom Anzahl mandantenstr. 49,. r. 1. Sprechstunden Abends 7-8%, Uhr folchem und werden daselbst Aufnahmen, sowie Beiträge täglich in oben gedachter Zeit angenommen.
Briefkasten der Redaktion.
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In den nächsten Tagen beginnen wir mit der Ver öffentlichung des Romans„ Die Hand der Nemesis" bos Ewald August König .
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Es wird einem jeden Kollegen dringend zur Pflicht gemacht, in dieser Versammlung zu erscheinen, da die Tagesordnung von großer Wichtigkeit ist. Es handelt sich um einen Bunkt, welcher den Schmieden Berlins schon lange am Herzen gelegen hat. Bitte nochmals, Mann für Mann am Blaze zu sein. Der Einberufer: 2400]
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