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Beilage zum Berliner Volksblatt.

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Kommunales.

Stadtverordneten- Bersammlung. Sigung vom 8. Dttober. Der Stadtverordneten Vorsteher Herr Dr. Straßmann eröffnet die Sigung um 5% Uhr mit geschäftlichen Mit thellungen.

Von dem Arbeiter- Bezirksverein Süd- Dft" ist eine Reso lution an die Stadtverordneten- Bersammlung eingelaufen, welche fich gegen di: erfolgte Bewilligung von 15,000 M. für ein Fefteffen zu Ehren der Telegraphen- Konferenz ausspricht. ( Unruhe.)

Stadtv. Spinola und Genoffen fragen an, ob es in Hinficht auf die fürzlich erfolgte Explosion eines Gasmotors der elektrischen Beleuchtung im Rathhause nicht rathsam wäre, im Rathsfeller neben der elektrischen Beleuchtung eine Noth Basbeleuchtung einzurichten. Die Anfrage wird im Verlauf der Sigung vom Magiftrat beantwortet werden.

Nach Eintritt in die Tagesordnung werden zunächst eine Anzahl Naturalisationsgesuche erledigt.

Antauf der Dammmühlen. Grundstücke. Der Ausschuß empfiehlt durch seinen Berichterstatter Stadtv. Wieck die Annahme des Magistrats. Antrags: Den Ankauf der Grundstücke seitens der Stadt zu einem Preise von 2 Million Mart. Durch den Ankauf werde zu­nächst die nothwendige Regulirung des Mühlendammes, die Durchführung der Pferdebahn von dem Spittelmarkt zum Moltenmarkt, ermöglicht und damit sei eine Verkehrs­fteigerung, eine Erhöhung der Einnahmen der Pferdebahn und somit die Erhöhung der prozentualen Abgabe der Pferdebahn an die Stadt eingeschloffen. Es werde ferner ein Einfluß auf die Projette der Staatsregierung, den Hochwasser­stand der Spree zu senken und dadurch die Schwankung des Grundwasserstandes zu verringern ausgeübt und die Durchs führung des Projektes näher gerückt und drittens der Hauptarm der Spree für den durchgehenden Schifffahrtsverkehr freigelegt. Diese Vortheile seien durch ein Opfer von 1 Million zu er langen, der übrige Theil des Betrages werde durch den Werth bes Bauterrains gedeckt. Die Grundstücke, Poftstr. 16, Breite ftr. 23 und die Mühlengebäude in der Mitte würden erhalten bleiben, der Verlust an Bauterrain werde durch die Werths. fteigerung ausgeglichen; der Preis für 4907 Kubikmeter sei nicht zu hoch.

Stadto. Dr. Stry! bemängelt die Höhe des Preises, der feineswegs gezahlt zu werden brauche. Sobald das Polizei­Biäfidialgebäude am Alexanderplat vollendet sei, werde die Bolizeibehörde darauf verzichten, für die bis jest inne gehalte. nen Bureauräume im Dammmühlengrundstück eine so unver hältnismäßig hohe Miethe zu zahlen. Die Verhältnisse für die Befizer der Grundstücke waren von Jahr zu Jahr schlechter geworden und die Stadtverordneten- Bersammlung habe am 18. Januar 1877 den Ankauf für den Preis von 200 000 m. damals bereits abgelehnt. Er beantrage im Interesse der Sparsamkeit den Breis auf 200 0000 M. festzusetzen. Außerdem folle man Dor dem Antauf Die bes stimmte Erklärung der Staatsregierung einholen, daß die­felbe auf die auf dem Dammmühlen Grundstücken ruhenden be schränkenden Baubestimmungen verzichten werde.

Oberbürgermeister Dr. von Fordenbed ersucht den Antrag Stryt abzulehnen, da die Annahme desselben gleich­bedeutend mit der Ablehnung des Antaufes überhaupt sei. Bis zum 10. Dltober, den legten Termin, welchen die Immo­bilien- Aktienbant als Verläuferin festgesezt habe, sei es un möglich, eine bestimmte formelle Erklärung der Regierung eins zuholen. Er könne aber die Erklärung abgeben, daß die Re­gierung ficherlich, wie ihm aus den Besprechungen, die er persönlich mit einflußreichen Personen gepflogen babe, hervorgehe, auf die Baubeschi änkungen verzichten werde. Für 2 Millionen werde die Immobilienbant niemals gütlich die Grundstücke verkaufen; auch erscheine es sehr zweifelhaft, ob etwa im Ent eignungsverfahren ein wesentlich niedriger Preis erzielt wer ben werde, abgesehen von den Schwierigkeiten des Verfahrens überhaupt. Der Redner giebt noch einmal eine eingehende Darlegung aller Gründe, welche für den Ankauf sprechen, widerlegt die Befürchtung, als werde die Kommune Berlin  durch den Ankauf in ihrer freien Disposition der gesammten Spree- Regulirungsfrage gegenüber beschränkt und ersucht zum Schluß, den Ausschußantrag unverändert unter Ablehnung aller Amendements anzunehmen.

Stadto. Salge schließt sich mit seinen Ausführungen den Ansichten des Oberbürgermeisters an.

Stadtbaurath Hobrecht bittet besonders im Intereffe der Förderung des öffentlichen Verkehrswesens, den Anlauf nach dem Antrage des Ausschusses zu beschließen.

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Stadtv. Karsten will den Preis nicht bemängeln, hält aber troß der Ausführungen des Oberbürgermeisters die Frage, ob die Baubeschränkungen bestehen bleiben oder nicht, für so wichtig, daß sagen müffe, mit den Beschrän fungen feien bie Grundstüde nicht สิน nehmen, weil Diese Beschränkungen die Stadt an Der freien Verfügung hindern würden. Er sei nicht so vertrauens­felig, daß er dem Fiskus so ohne weiteres die Aufgabe von Rechten zutrauen tönne. Sei die Löschung aber, wie der Oberbürgermeister fage, so sicher und leicht, so könne dieselbe ja leicht vonder bisherigen Befizerin zu beschaffen sein. Sei das unmöglich, so wäre dann die Expropriation noch vorzu­

aieben.

Oberbürgermeister Dr. von Fordenbed wiederholt feine bereits abgegebene Erklärung und fügt hinzu, daß ja auch Die Expropriation nicht den Fortfall der Baubeschränkungen zur Folge habe.

Stadtv. Löwe wünscht die Bewilligung des Ankaufes ohne Bedingungen; man befinde fich in einer Bwangslage, die ein aufschiebendes Votum unmöglich mache. Ein Schlußantrag wird angenommen. Der Antrag Stry wird zu Gunsten eines Antrages Karsten, der den Preis nicht bemängelt, aber die Bedingung stellt, daß spätestens bei der Auflaffung die Löschung der auf dem Grundstücke haftenden Baubeschränkungen bewirkt sein müffe, zurüdgezogen.

Bei der Abstimmung wird der Antrag Karften mit ge geringer Majorität abgelehnt. Dafür stimmten auch die Stadt­verordneten der Arbeiterpartei. In namentlicher Abstimmung wird hierauf der Ausschußantrag mit 87 Simmen gegen 25 angenommen. Dagegen stimmten auch die Arbeiter Stadtver ( Farts. folgt.)

ordneten.

Lokales.

Nachträgliches zum Prozeß Graef  . Wenige Minuten nach ein Uhr in der vergangenen Nacht öffneten fich die Ge fängnißthüren der Angeklagten. Herr Profeffor Graef begab fich von der Nathenower Straße aus, begleitet von seinem Sohne, in einem schon lange wartenden Wagen nach seiner

Freitag, den 9. Oktober 1885.

Wohnung, an deren Schwelle wir halt zu machen haben. Bertha Rother, die von ihren Freundinnen mit Riesenbouquets empfangen wurde, fand bei einer derselben vorübergehende Aufnahme und wird, wie man hört, Berlin   sofort verlassen, um unter ihrem bisher sorgsam verschwiegenen Theaternamen ein Engagement bei einer auswärtigen Bühne anzutreten, für welches fich eine bekannte Theateragentur schon jest lebhaft interesfirt.

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Das große Kriminalgerichtsgebäude lag gestern Bor mittag verhältnißmäßig verödet da. Nur die Beugen hatten sich eingefunden, ihre Gebühren fich zahlen zu laffen. Die beffer Situirten verzichteten darauf. Aber unter den Anderen gab fich eine allgemeine Unzufriedenheit fund und es dürfte des halb noch zu Reklamationen lommen. So erhielt die Franziska Lehmann, jene Nichte Hammermanns, welche die falsche eides stattliche Berficherung abgegeben, 50 Pfennig, pro Tag, ein etwas geringer Betrag, für 9 Tage 4 Mt. 50 Bf. wenn man bedenkt, daß fte gezwungen war, davon die ,, Kosten der Reise"- die Fahrt nach Moabit   und die Beköstigung bestreiten. Der Prozeß auch hat übrigens ein Opfer aus den Reihen der Beugen gefordert. Marie Reim, jenes Mädchen welches so sehr zur Entlastung Graef's und Bertha Rothers bei­trug, war bis jeẞt Kasfiretin und Buchhalterin in einem Kon­fettionsgeschäft in der Jerusalemerstraße. Dort ist fie ohne Kündigung Knall und Fall entlassen worden, weil das Bes fanntwerden ihrer früheren Beziehungen zu der Rother'schen Familie dort Aufsehen machte. Frau Rother hat übrigens von ihrem früheren Befiße nichts mehr vorgefunden. Unmittelbar nach ihrer Verhaftung machte fich ihr sogenannter Mann, der Kutscher Ihlow daran, das Geschäft zu verfilbern. Es war ein ganz

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II. Jahrg.

Staatsanwaltschaft mit einer großen Wucher- Affaire, die vor ausfichtlich noch vor Neujahr in Alt- Moabit ihren gerichtlichen Abschluß erhalten dürfte. Angeschuldigt find nicht weniger, als fünfzehn unserer bekanntesten Geldleute"; darunter bes findet fich ein Amerikaner, welcher dergleichen Geschäfte" hier nach überseeischer Manier betrieben zu haben scheint. Der be treffende Strafantrag ging diesmal nicht von Privatpersonen aus, sondern von einem hiesigen Ministerium, dessen Beamte zum Theil von dem Angeschuldigten auf geradezu unerhörte Weise geschröpft" worden find. Ein Wechsel, der ursprüng lich auf 300 Mart lautete, ist beispielsweise binnen zwei Jahren durch Prolongirungen 2c. auf 1500 Mart gebracht worden. Der betreffende Prozeß verspricht recht interessante Enthüllungen.

In die Räder einer Maschine gerieth gestern Mittag der in einer Dampfschleifanstalt in der Alexanderstraße be­schäftigte 19jährige Schleifer Gustav L., wodurch ihm beide Beine buchstäblich zermalmt wurden. Auf ärztliche Anordnung wurde 2. mittelst Krankenwagens nach dem städtischen Kranken­hause befördert; man zweifelt an seinem Aufkommen.

Wegen dringenden Verdachts der Unterschlagung. amtlich anvertrauter Gelder wurde gestern der seit dem 1. b. M. penfionirte Küster B. auf dem Stettiner Bahnhofe festgenom men, als er im Begriff stand, seiner nach Rügen   bereits ver­zogenen Familie nachzureisen. Derselbe wurde heute der Staats anwaltschaft vorgeführt.

Eine Spesialistin, welche Kinder auf der Straße anlodt und denselben Geld oder Werthsachen abnimmt unter dem Vor­wande, durch Einschlagen in Papier einem Verlust vorzubeugen, ist gestern in der Person der unverehelichten Mittelmeyer, welche bis 15. v. Mts. in Steglit gedient hatte, festgenommen worden. Bei ihrer Vernehmung hat ste zugestanden, derartige Diebstähle seit dem 19. v. Mts. in der Köpnicker, Manteuffel, Bücklers, Eisenbahn- und Wrangelstraße täglich ausgeführt zu haben.

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Polizeibericht. Am 6. d. M. Nachmittags fiel dem acht Jahre alten Knaben Bielecke, Demminerftr. Nr. 60 wohnhaft, beim Spielen auf dem Felde unweit der elterlichen Wohnung ein Brett auf die Beine, so daß er einen doppelten Bruch des rechten Schienbeins erlitt. In der darauf folgenden Nacht wurde in der Wienerstraße ein obdachloser Arbeiter finnlos be­trunten auf der Straße liegend aufgefunden und zur Ausnüch terung nach der Wache des 70. Polizeireviers gebracht. Hier verstarb er nach einigen Stunden in Folge von Allohol- Vergif­tung, ohne vorher zur Befinnung gelangt zu sein. In der selben Nacht wurde ein Mann vor einem Schanklolal in der Röpnickerstraße mit gebrochenem Bein an der Erde liegend auf­gefunden und nach der nächsten Sanitätswache im Görliger Bahnhofsgebäude, demnächst aber nach Bethanien gebracht. Wie festgestellt worden ist, war er furz vorher wegen unange­meffenen Benehmens aus dem Schankletal entfernt worden und dabei möglicherweise durch einen Stoß zur Erde gefallen.- Am 7. d. früh wurde in dem Zimmer eines Hotels im Often der Stadt ein etwa 30 Jahre alter Mann, welcher sich dortselbst unter dem Namen Paul Riehl einlogirt hatte, todt aufgefunden. Derselbe hat sich anscheinend mittels Budersäure vergiftet. Am 7. b. Mts., Vormittags, wurde ein fünf Jahre altes Mädchen beim Ueberschreiten des Fahrdammes in der Köpnicker straße vor dem Hause Nr. 93 von einer Droschte überfahren und ertitt dabei einen Beinbruch, so daß es nach Bethanien gebracht werden mußte An demselben Tage, Mittags, wurde

schöner Befitstand: Acht Pferde, drei Droschken erster Klaffe, awei Möbelwagen. Mit den Pferden eilte Ihlow   nach Weißenfee auf den Pferdemarkt. Als man Bertha Rother, die sich noch auf freiem Fuße befand, davon sofort benachrichtigte, eilte fte ihm nach, nahm zur Hilfe die Kutscher mit sich, requirirte draußen einen Gendarm und seste es in der That durch, daß das Eigenthum der Mutter wieder zurückgebracht wurde. Am nächsten Tage begab fie fich dann zum Untersuchungsrichter, um in einer von ihm zu erbittenden Begegnung mit ihrer Mutter sich von dieser eine General­Vollmacht ausstellen zu laffen. Sie wurde auf den nächsten Tag wieder hinbestellt. Als sie dorthin gegangen, wurde sie felbst verhaftet. Und nun stürzten sich die Gläubiger auf den Beftsstand, und Alles, was zum Hause und zum Geschäft gehörte, flatterte in alle vier Winde. Bum Schluß hat die Nat.- Btg." noch einer unliebsamen Episode zu erwähnen, die fich während der Berathung der Geschworenen im Korridor des Gerichtsgebäudes por Hunderten abspielte. Der Präsident hatte Ordre gegeben, daß nur mit Karten versehene Personen Butritt zum Gebäude haben sollten, eine Anordnung, die sich übrigens nicht durch­führen ließ. Unter den Hunderten, die trogdem Zutritt fanden, war auch Herr Rechtsanwalt Quenstädt, der von einem Wacht meister aufgefordert, das Haus zu verlassen, sich auf seine Qualifikation als Rechtsanwalt berief und betonte, daß er im Zimmer der Rechtsanwälte eine Besprechung mit einem Kollegen zu haben wünsche. Wie immer der Anfang eines Disputes gewesen sein mag, es entwidelte fich daraus ein heftiger Wortwechsel, der zunächst damit endete, daß Herr Quenstädt in das Anwaltszimmer ging, während der Wachtmeister die Intervention des Prä. fidenten anrief. Darauf erschien Herr Müller. Vor einer Ko­rona von hundert Zuhörern fam es nun im Anwaltszimmer zu heftigen Szenen. Herr Quenstädt bestand vor dem Ein­freten in jede weitere Verhandlung auf dem Schließen der Thüren und als dies endlich geschehen, drang das Gewirr fich überschreiender Stimmen hinaus, aus denen nur soviel ers hellte, daß Herr Quenstädt dem Präsidenten in heftiger Weise das Recht bestritt, in diesem Zimmer, auf das sich seine Kom­petenz nicht erstrecke, ihm Vorschriften zu machen. Zunächst endete die Sache damit, daß Herr Direktor Müller ging und Herr Quenstädt blieb. Ob sie definitiv damit erledigt ist, wird in Anwaltskreisen bezweifelt.

i. Das Urtheil der Geschworenen  - Gerichte betreffend erzählte gestern im Gerichtsgebäude ein Kaufmann folgenden intereffanten Fall: Der Kaufmann war Geschworener im voris gen Winter, wurde jedoch ausgelooft. Da der vorliegende Fall, ein Diebstahl, äußerst merkwürdig war, so blieben die 13 aus. gelooften Geschworznen als Buschauer im Gerichtssaal zurüc und folgten der Verhandlung mit Aufmerksamkeit. Als sich

die richtigen Geschworenen zur Berathung zurüdzogen, traten die 13 Ausgelooften zusammen, begaben sich in ein in der Nähe befindliches Restaurant und fällten dort für fich ihr Privat Verdilt. Von den 12 abgegebenen Stimmen erkannten 11 auf Freisprechung, einer auf Verurtheilung. Hierauf be gaben fie fich in den Gerichtssaal zurück; als die richtigen Ge schworenen zurückkehrten, verkündigte der Obmann schuldig mit mehr als fieben Stimmen!" Wer hatte Recht?

b. Wahrsagerin wunderbar. Eine Frau in der Reinickendorferstraße hatte ihr Mobiliar zur Versicherung bei einer Feuer Versicherungs: Gesellschaft aufnehmen laffen. Als thr aber der Agent dieser Tage die Polize überbrachte, erklärte fie ihm, daß fie sich eines Anderen besonnen habe. Sie sei bei einer Wahrsagerin gewesen und diese habe ihr aus den Karten die Ankunft eines großen Geldbriefes geweifsagt. Sie warte nun denselben blos ab, um nach Amerita zu geben; eine Ver ficherung ihres Mobiliars hätte also weiter feinen Zwed. Der thun sei, empfahl fich und bemerkte nur, er werde sich in Agent sah ein, daß gegen einen solchen Felsenglauben nichts zu 14 Tagen erlauben, wieder anzufragen, ob der Geldbrief ein­getroffen sei.

Der hier in Arbeit stehende Bädergeselle K. aus einer fleinen Provinzialstadt hatte in Erfahrung gebracht, daß ein Landsmann von ihm, der ebenfalls hier beschäftigte Bäcker­geselle L., Geld aus seiner Heimath zu erwarten habe, und baute darauf den Plan, sich in den Befit des Geldes zu setzen, deffen Ausführung ihm auf folgende Weise gelang. Er schrieb im Namen des L., mit dessen Verhältnissen er genau bekannt im Namen des L., mit dessen Verhältniffen er genau belannt war, einen Brief an die Mutter desselben und bat um Ueber fendung von 600 M. zur Begründung eines Geschäfts. Das Geld wurde am 24. v. Mts. von der Mutter des L. an die von K. angegebene Adresse, d. h. die Arbeitsstelle des legteren, abgesandt. K. hatte sich vorher dem Geldbriefträger des be­treffenden Postamts als der Bäckergeselle L. vorgestellt und denselben ersucht, für den Fall eine Geldsendung an ihn ein­gehen würde, ihn in einer bezeichneten Destillation aufzusuchen, wo er sich öfters aufhalte. Von dem Eingang des Geldes er­hielt er auch bald Nachricht und nahm dasselbe, nachdem er die Bostanweisung mit 2. quittirt hatte, von dem Briefträger im Postamt in Empfang. L. erfuhr gestern von einem dritten Bekannten den Aufenthalt des K. und ließ ihn festnehmen. Derselbe wurde wegen schwerer Urkundenfälschung zur Haft ebracht.

Die hiesige Kriminalpolizei beschäftigt sich wie eine hiesige Korrespondenz meldet augenblicklich auf Antrag der

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der in der Nickelblechfabrik von Obernic, Alexanderstr. 26, be­schäftigte Schleifer Lange in Folge eigener Unvorsichtigkeit von dem Treibriemen der Dampfmaschine erfaßt und gegen die Decke und die Wand geschleudert, so daß er mehrere Bein­brüche und schwere innere Verlegungen erlitt und mittels Krantenwagens nach dem Krankenhause im Friedrichshain   ge­bracht werden mußte. Einige Zeit später wurde ein Mann. im Humboldthain erhängt vorgefunden. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft. An demselben Nach mittage fiel der Arbeiter Steiling in der Anhaltstraße zur Erde und erlitt dabei eine so schwere Verlegung an der Stirn, daß er nach Anlegung eines Nothverbandes nach der Charitee ge bracht werden mußte.

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Gerichts- Zeitung.

Eine Vergeßlichkeit, welche sehr leicht schwere und un­berechenbare Folgen hätte nach sich ziehen können, lag einer Anllage wegen fahrläffiger Brandstiftung zu Grunde, die am Dienstag vor der zweiten Straflammer des Laudgerichts I vers handelt wurde und sich gegen die 18jährige Dienstmagd Bertha Lemte richtete. Die Angeklagte stand in den Diensten des Kaufmanns Roopel und gehörte es zu ihren Obliegenheiten, allabendlich den fünfjährigen Knaben ihrer Herrschaft zu Bett zu bringen. Die Lampe   pflegte bei dem schlafenden Kinde brennen zu bleiben, bis deffen Eltern fich nach Schluß des Ges schäftes in die eine Treppe höher belegene Wohnung begaben. Am Abende des 2. Juli cr. war der Angeklagten eine Lampe nicht sofort zur Hand und benutte ste deshalb beim Bubett bringen des Kindes einen offenen Wachsstock, den sie auf die Kommode neben dem Bette stellte und in brennendem Zustande auch stehen ließ, als sie fich entfernte. Zwei Stunden später be­mertten Baffanten, wie plößlich die Flammen aus dem Fenster der B.'schen Wohnung hervorschlugen, man eilte hinauf und gelang es glücklicherweise noch, den Brand im Entstehen zu löschen. Die Kommode und ein Theil der holzgetäfelten Wand waren verkohlt und hatte das Feuer dann auch die leicht brennbaren Gardinen erfaßt und im Nu verzehrt. Es stellte sich heraus, Daß der herabgebrannte Wachsstock   das Schadenfeuer verursacht und wurde die Magd, welche ihre Absicht, den Wachsstock durch eine Lampe zu erseßen, auszuführen vergessen hatte, dieserhalb zur Berantwortung gezogen. Die Angeklagte versuchte sich durch bie Behauptung zu erfulpiren, daß sie in Folge langjährigen Leidens an der englischen Krankheit mit einer auffallenden Gedächtnißschwäche behaltet set, auch ihre frühere Herrschaft unterstüßte fie in dieser Beziehung. Der Gerichtshof hielt die Nachlässigkeit aber für eine zu grobe, um die Angeklagte Straffrei ausgehen lassen zu können und erkannte nach dem Antrage des Staatsanwalts auf 20 M. event. 4 Tage Ge fängniß.

Wie der Restaurateur Witt Exportbier" fabrizirt. Wegen Bergehens gegen das Nahrungsmittelgeset war derzeit der in der Oranienstraße wohnhafte Restaurateur Friedr. Witt vom Schöffengerichte zu 50 M. ev. 5 Tagen Gefängniß ver urtheilt worden. Auf Grund seines eigenen Geständnisses und der Beweisaufnahme war festgestellt worden, daß er gewöhn­liches Bier von der hiesigen Bodbrauerei mit Dungbier" ( seiner Kohlensäure entwickelnden Eigenschaften im Voltsleben Sträusel" genannt) versegt, dies Gemisch auf Flaschen gezogen und seinen Gästen als Exportbier" vorgesezt hatte. Während eine Flasche unvermischten Bieres aus der Bodbrauerei im Lo fale des Angeklagten 15 Pfennig kostete, nahm derselbe für das von ihm in der bezeichneten Weise hergestellte ,, Exportbier" den