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5 Pf. Früher

Mr. 242.

Freitag, den 16. Oktober 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblall

Drgan für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

toffe fcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Luch Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Boßabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

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Redaktion: Benthstraße 2.

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Die Krisis am Balkan .

Es scheint sich am Balkan so zu gestalten, wir wir be­fürchtet ein blutiger Rampf wird kaum zu vermeiden sein. Wenn man den russischen offiziösen Blättern glauben wollte, so müßte man annehmen, in ein paar Wochen werde Alles wieder in schönster Ordnung und Alles befriedigt sein. en. Man braucht sich aber gar keine besondere Mühe zu geben, um zu erkennen, daß die russische Diplomatie wieder ihr ge­wohntes Schaufelspiel treibt und daß sie bemüht ist, sich den Anschein der Friedensliebe" zu geben. Die Verlogenheit dieser Diplomatie ist indessen in der ganzen Welt zu sehr bekannt, als baß irgend ein Denkender ihre Friedensver­Bfficherungen ernst nehmen könnte. In einem Athem will 1. Diese Diplomatie fich als Hüter des Berliner Vertrages auf­wahl werfen und doch sucht sie auch dem Fürsten Alexander den burch seine Revolution" eroberten Gebietsstand zu erhalten. Was das bedeutet, ist klar. Die Türkei , zu deren Ungunsten der Bruch des Berliner Vertrages durch den Fürsten Alexander, resp. dessen oftrumelische Anhänger geschah, soll einen Sack voll Kom­plimenten und schönen Phrasen, Alexander aber die Provinz Oftrumelien haben. Ob sich die Türkei damit zufrieden giebt? Wir glauben taum, und ohnehin find ja auch Serbien , Griechenland und Albanien in Bewegung.

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Wir haben gleich zu Anfang betont, daß man bei der ach ist Abwicklung dieser Ratastrophe einen Faktor nicht übersehen traße dürfe, nämlich die Agitatoren und Verschwörer in Oft rumelien selbst, und daß diese sich nicht so leicht beruhigen laffen würden, auch wenn Alexander selbst sich scheinbar ober wirklich einem Beschlusse der Signaturmächte fügen follte. Die Selbstständigkeitsbestrebungen der Bulgaren bas wiederholen wir tann fein Billigdenkender als un­berechtigt betrachten; sie bekommen aber sofort einen anderen Charakter, wenn fie in russischem Interesse thätig find. Und soll man etwa Anderes erwarten von einem Staatswesen, das unter russischen Auspizien gegründet und für das von russischen Diplomaten sogar eine Verfassung ung entworfen wurde? Alexander 1. ist ein russischer Vasall;

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das wird denen, die es nicht einsehen wollen, aus dem Verlauf der bulgarischen Krisis noch hinlänglich klar

werden.

Aus dem neuerschienenen Organ der bulgarischen Nationals partei erfahren wir denn auch ohne Umschweife, was man in Philippopel, resp. in Oftrumelien zu thun gedenkt. Was 3%, Uhr, die russischen Diplomaten in St. Petersburg nicht aus ze 33.[ prechen dürfen oder auch nicht aussprechen wollen, das jagen die Verschwörer von Philippopel ganz unverblümt. Sie befinden sich in demselben Verhältniß zur St. Peters­ burger Diplomatie, wie einst die Insurgenten in der Herze­

Itungswina. Nur daß das bischen Bulgarien " schon als eine

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Brad verboten.]

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Feuilleton.

Die Hand der Nemesis.

Roman

Don Ewald August König

. ( Fortsetzung.)

Sie waren damals nicht in diesen Verhältnissen, und Sie fonnten auch nicht mit Sicherheit voraussehen, daß Sie rüben auf einen grünen Zweig kommen würden, die Fälle, in enen dies dem völlig unbemittelten Auswanderer gelingt, ind sehr selten. Was veranlaßte Sie zur Auswanderung?" Der Amerikaner schlug vor dem forschenden Blicke Siegfrieds die Augen nieder.

" 1

Meine Armuth," erwiderte er.

Sie hatten genügende Beschäftigung, der Verwalter

es Butes sorgte bafür, und sie konnten nicht wissen, ob

Sie drüben etwas Besseres finden würden."

Ferdinand Halm zuckte geringschäßend die Achseln. So lange man jung ist, glaubt man gerne, was man

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 B Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 ühe Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annonces Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Bimmerstraße 44.

bedenkliche und gefährliche Konsequenz von dem einstigen ,, bischen Herzegowina" erscheint. Das Organ der National­partei zu Philippopel fagt wörtlich:

"

Wir müssen Alle von dem Gedanken durchdrungen sein, daß unsere heilige Sache ganz ausgekämpft werden muß. Wir werden kein Kompromiß eingehen, selbst wenn der Ausgang unserer Sache nur ein blutiger sein fönnte. Die Worte, strumelien" ,,, Generalgouver­nement", Organisches Statut"," Personal union" und ähnliche müssen aus dem bulgarischen Wörterbuche gestrichen werden. Unter dem Herrscherstab Alexanders 1 1. vereinigt bleiben ober Vernichtung eines Volkes von brei Millionen Seelen, das muß unsere endgiltige Forderung sein.

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Daran giebt es nichts zu drehen und zu deuteln. Der Berliner Vertrag ist diesen Leuten verhaßt fie wollen fein Ostrumelien, sie wollen ein Stück vom gesammten Bul garien sein. Daraus mag man ersehen, daß der Berliner garien sein. Daraus mag man ersehen, daß der Berliner Rongreß die bulgarische Frage" so ungenügend als nur möglich gelöst hat. Aber auch von" Personalunion" wollen die loyalen Revolutionäre in Philippopel nichts wissen. In den offiziösen russischen Blättern hatte man diese Lösung der Frage vorgeschlagen und sich geberdet, als ob damit Jedermann zufrieden sein könne. Der Aufruf der National­partei von Philippopel beweist uns, daß auch die ,, Personal­partei von Philippopel beweist uns, daß auch die ,, Personal­union" der beiden Theile von Bulgarien nur eine Spiegel­fechterei der russischen Diplomatie gewesen ist.

Man kann sagen, daß die Herren in Philippopel den Mund tüchtig voйl nehmen. Woher bekommen aber der Dr. Stransky und Genossen, die den Umsturz in Ostrumelien bewirkt haben, die Kühnheit, sozusagen allen euro­ päischen Mächten den Krieg zu erklären in einer Art und Weise, als ob es sich um eine Balgerei unter Gleichen haubelte? Sie sagen zwar: Sie sagen zwar: Besonnenheit und Selbstvertrauen sind unsere einzigen Hilfsgenossen in ben gegenwärtigen fritischen Augenblicken!"

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Es wäre doch eine Unbesonnenheit sonder gleichen, wenn die Stransky und Genossen ohne alle Hilfsgenossen" so losschlagen wollten. Aber sie wissen, daß sie nicht ohne Rückhalt sind. Sie sagen in dem erwähnten Aufruf: Fürst Alexander ist unser Held", und weiter heißt es:

"

Es verlautet und scheint leider wahr zu sein, daß ge= wiffe Diplomaten ganz einfach von ihren Kanzeleien aus den Thron des Bulgaren Fürsten umzustoßen gebenken; aber sagen Sie denselben, daß unser Heldenvolk ihn zu vertheidigen wissen wird. Das ganze Bulgaren­Bolt, von ihm an die Landesgrenzen gestellt, umringt ihn, und wird auch alle diplomatischen Ränke zu Schanden machen. Was fann man uns so anhaben? Will man uns tödten? Versuche man es! Alle rechtschaffenen

11

Das Uebrige habe ich von der Frau Generalin von Studmann erhalten," erwiderte er.

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Geld."

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Die Frau Generalin war in jenen Tagen frank!" Ganz recht, ihr Bruder, Herr Rabe, gab mir das

Und was veranlaßte ihn dazu?"

" Die Hütte war mein Eigenthum, die Generalin hatte oft den Wunsch geäußert, sie zu befizen, um fie niederreißen zu lassen, ich verkaufte sie ihr, und ihr Bruder schloß das Geschäft mit mir ab."

Davon finde ich in den Akten nichts," sagte Siegfried, während er in den Papieren blätterte, sollte jener Punkt damals nicht zur Sprache gekommen sein?"

Jedenfalls," antwortete der Staatsanwalt, und soweit ich mich erinnere, haben wir keinen Aufschluß darüber er­halten. Die Frage blieb vollständig ungelöst."

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Wie viel erhielten Sie von Herrn Rabe für die Hütte?" ,, Dreihundert Thaler."

"

Ein schriftlicher Kaufvertrag wurde wohl nicht abge­

schloffen?"

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Nein. Das wäre ja auch überflüssig gewesen. Ich

Leute sind auf unserer Seite, und sollten die Diplomaten etwa entscheiden, uns ganz ohne Fürsten zu lassen, das heißt Bulgarien in einen Freistaat zu verwandeln, so wüßten wir uns dennoch zu helfen: wir würden unsern Fürsten zum Präsidenten desselben wählen."

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Die Furcht, die europäische Diplomatie beabsichtige aus Bulgarien eine Republik zu machen, dürfte gänzlich unbe­gründet sein; für diese Staatsform hat man an den grünen Tischen noch nie eine besondere Vorliebe an den Tag gelegt. Aber es geht aus dem Aufruf hervor, daß dem Fürsteu Alerander bestimmte Versprechungen gegeben und auch solche erhalten hat. Hinter Sem Dr. Stransky steht der Fürst Alexander und hinter dem Fürsten Alexander steht das ganze, offiziöse" Rußland , wenn auch das offizielle" Rußland dies noch abzuleugnen bemüht ist.

Die Rückkehr ruffischer Offiziere, die in bulgarischen Diensten standen, kann uns darüber nicht täuschen; in dieser oder jener Form wird die russische Unterstüßung schon zu Tage treten. Mögen die offiziösen russischen Blätter forts fahren, ganze Bündel von abgeschmackten Lügen in die Welt zu ftreuen; der Einfältigen, die diesen Lügen Glauben schenken, werden doch nur sehr wenige sein.

Man streitet sich immer noch darüber herum, ob der Berliner Vertrag gebrochen ist und ob er aufrecht erhalten werden soll. Nun, wenn der ganze Bruch des Vertrages nur von dem kleinen Bulgarien ausginge und wenn Nie mand anders dahinter steckte, so steckte, so befänden sich längst die Truppen der Pforte in Bulgarien , um den status quo nach den Bestimmungen des Vertrages wiederherzustellen. Aber die Pforte ist über die Situation sehr wohl unterrichtet und deshalb zögert man mit einem Angriff gegen Philippopel . Man hat seine guten Gründe,

Wir sind in der glücklichen Lage, gegenüber gewiffen anderen Preßorganen, weder weder russische russische noch türkische Interessen verfechten zu müssen. Wir wenden uns nur gegen bas heuchlerische und friedenbrecherische Verfahren der russischen Diplomatie und bedauern, daß sämmtliche euro­ päischen Mächte es ruhig geschehen lassen, daß der von ihnen übereinstimmend geschlossene Friedensvertrag durch russische Machinationen gebrochen und damit durch dieselben Machi­nationen die Kriegsgefahr für Europa in Permanenz er­klärt wird.

Politische Uebersicht.

Beit wieder vielfach von allerhand Reaktionären gefordert, um Beschränkungen der Eheschließung werden in der letten dadurch fittlichere Zustände zu schaffen. Meiſtentheils find diese Weltverbesserer sogenannte fromme Leute". Wenn man bet

gekannt haben? 3ogen Sie denn keinen Arzt zu Rathe?" Nein."

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Sie wandten sich ja an den Doktor Wieland!" Doktor Wieland war ein Grobian und die reichen Patienten gingen ihm vor."

Hat er Ihnen auch eine grobe Antwort gegeben?" fragte Siegfried, und wieder heftete er den Blick durch­dringend auf das sonnverbrannte Antlitz des hageren Mannes.

" Ich habe mich der Gefahr, eine solche Antwort zu ers halten, nicht ausgefeßt."

Und dennoch haben Sie einem 3eugen gegenüber die Drohung ausgesprochen, Sie wollten dem groben Doktor einen Denkzettel geben, den er sein ganzes Leben lang nicht vergessen sollte!" Wer hat das behauptet?" fragte Halm entrüftet. Ein Beuge, dessen Glaubwürdigkeit nicht bezweifelt werden kann."

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Stellen Sie ihn mir gegenüber, und ich werde ihm ins Gesicht sagen, daß er eine Lüge behauptet hat. Es fann fein, daß ich über die bekannte Grobheit des Doktors mein Urtheil ausgesprochen habe, das hat gewiß Mancher Sie leugnen also, mit dem Doktor einen Wortwechsel gehabt zu haben?"

mupftabafft," sagte er, und meine Frau war in dieser Beziehung habe eine Quittung über das Geld ausgestellt, damit war gethan, ohne etwas Schlimmes dabei zu denken."

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12 muthiger als ich. Wir haben's gewagt, mein armes Beib ist leider den Strapazen erlegen, und dies ist der inzige Vorwurf, den ich mir mache, so oft ich darüber nach narfir. 70 ente, wie es wohl sein könnte, wenn ich nicht ausgewandert

ftr. 67, 4 are."

Und wer gab Ihnen derzeit die Mittel, die Sie ir Bestreitung ber Reisekosten bedurften?" fragte Sieg

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Wir hatten uns etwas erspart."

Wie groß waren diese Ersparnisse?"

So genau weiß ich das jetzt nicht mehr, es mögen wohl ünfzig Thaler gewesen sein."

Und damit wollen Sie die Kosten für zwei Personen ftritten haben? So niedrig waren damals die Passagier. Preise nicht."

Der Amerikaner bemühte sich, die Verlegenheit zu vers ergen, in die dieser Einwurf ihn sette.

" Die Hütte ist später wirklich niedergerissen worden," schaltete der Staatsanwalt ein.

" Sie entschlossen sich plötzlich zu dieser Auswan berung," sagte Siegfried. Ihre Frau war kurz zuvor niedergekommen, und es muß auffallend erscheinen, daß Eie der Frau, ehe fie ihre volle Kraft wieder erlangt hatte, die weite Reise zumutheten."

,, Nach dem Tode unseres Kindes verlangte meine Frau felbft danach, die Heimath zu verlaffen," sagte der Amerikaner mit stockender Stimme, und ich hatte diesen Wunsch schon lange gehegt."

Das Rind lebte nur zwei Tage?"

Jawohl."

Moran ftarb es?"

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Ich weiß es nicht."

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Sie werden doch die Krankheit Ihres eigenen Kindes

,, Ganz entschieden!"

"

Erinnern Sie sich noch der Nacht, in welcher der General v. Studmann gestorben ist?"

Der Amerikaner stützte sich auf die Lehne eines Stubles, feine Kräfte schienen zu schwinden, die Ruhe, bie er bisher gezeigt hatte, war wohl nur eine Maske ge wesen.

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Wie könnte ich sie vergessen, da ich in jener Nacht Kind verlor?" erwiderte er.

Wo waren Sie am Morgen nach jener Nacht?"

In meiner Wohnung."

Wissen Sie das ganz gewiß?"

Ich weiß, daß ich bei meiner Frau war und mit ihr

über die bevorstehende Reise sprach."

,, Wie kommt's dann, daß sie in der Morgenfrühe in