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Nr. 245.

Dienstag, den 20. Oktober 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

fcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Boftabonnement 4 M. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

Redaktion: Benthstraße 2.

Hebung des Bauernstandes!"

So lautet die neueste Phrase der Herren Rickert und Genossen, die uns gar nicht überrascht. Die schiffbrüchig geworbenen Parteien flüchten sich immer auf das platte Land, wenn sie bei den Städtern feinen Anklang mehr fin­den. Von der ländlichen Unschuld hoffen sie noch nicht so sehr verkannt zu werden, wie von der flädtischen Bevöl ferung, die von einem so argen Skeptizismus erfüllt ist, baß sie zuweilen auch die hochtrabendsten Phrasen verlacht. Rickert und Genossen fühlen ganz gut, daß es mit dem Freifinn" abwärts geht; nun soll ber Bruder Bauer" helfen. Ob er es thun' wird? Das glauben wir nicht; Berlin der Bauer hat gar kein Interesse an dem Bestand einer ranienst folchen Partei, wie es die deutsch freisinnige ist. Wie will denn diese Partei der barnieberliegenden Landwirthschaft abrik! aufhelfen? Wenn man diese Frage an fie richtet, wird sie schwerlich eine Antwort darauf geben können, die für die bäuerliche Bevölkerung auch nur einigermaßen befriedigend

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Unten allen Helben der Phrase kann man Herrn Rickert unbedenklich die Palme der Flachheit zuerkennen. Der Mann fann zwei, auch drei Stunden lang ununterbrochen reben und am Schluffe fragt man sich erstaunt: Was hat er denn gefagt? Im Reichstage bildet das Stenogramm seiner end­Losen tonfusen Reden oft einen so umfangreichen Stoß Papier , daß das stenographische Bureau für Ridert'sche Reben eine eigene große Ledertasche anschaffen mußte. Da diese

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Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 f. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 the Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annonces Bureaug, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

ebenso geistvoller Volkswirth" wie die Herren Nidert, Barth und Genossen, hat diesen Gedanken" schon seit 10 Jahren propagirt.

Die liberalen Manchestermänner à la Ridert geberben sich sonst immer mit vielem Phrasenaufwand als die Ver­treter des Neuen und Beitgemäßen. Wenn ein Ronservativer kommt und als Mittel für die Rettung des Handwerks" die zwangsweise Einführung von Innungen und 3ünften empfiehlt, fo fallen Sie Ridert und Genoffen

grimmig über solches Beginnen her. Da heißt es dann, daß man die abgestorbenen Formen des Mittel­alters nicht wieder beleben tönne, weil diese Formen nicht in unsere Zeit paßten, daß die moderne Entwickelung der Industrie den Großbetrieb erfordere, daß die so unendlich entwickelte Theilung der Arbeit den Kleinbetrieb nicht mehr zulasse wie früher, und daß nur beim Großbetrieb die tech­nischen Fortschritte der Neuzeit zur nutzbringenden Verwen dung gelangen könnten.

Das ist zweifelsohne Alles ganz richtig. Aber trifft es nur in der Industrie zu? Wenn die abgestorbenen Formen des Mittelalters in der Industrie eine Unmöglichkeit sind, warum will man sie denn der Landwirthschaft aufhalsen? Wer die Berstückelung des Grund und Bodens als ein Heilmittel für die Schäden der Landwirthschaft betrachtet, ber wandelt genau dieselben reaktionären Bahnen wie die 3ünftler und die Innungsschwärmer. Es ist doch kein 3u­fall, daß die Norddeutsche Allgemeine" und die Kreuz zeitung " sich so sehr für die Parzellirung der Domänen ins

en, Tidwelthistorischen Aktenstücke für die gewöhnlichen Mappen Beug legen ige del viel zu groß waren. Ronnte man von dem Manne, ber

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große Ledertaschen mit nichtssagenden Redensarten anfüllt, erwarten, daß von ihm in Bezug auf die Landwirthschaft strass eine neue bee ausgehen würde? Nein!

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Herr Ridert hat sich's leicht gemacht wie immer. Vor effu einiger Zeit hielt nämlich Herr von Bennigsen eine soge nannte staatsmännische Rede, in welcher er den von der Norddeutschen Allgemeinen", der Kreuzzeitung " und ande­ren Reaktionsblättern tausendmal gepredigten antiquirten Gedanken, dem Bauernstand burch Berschlagung der Staatsdomänen wieder aufzuhelfen, von Neuem aufgewärmt hat. Die Lorbeeren bes Herrn von

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Bennigsen ließen Herrn Rickert, der ja lange gewohnt war, ben hannoverschen Staatsmann" und Rompromiß- Virtuosen als einen Halbgott zu verehren, nicht schlafen, und er be­eilte sich, ben von Bennigsen aufgewärmten reaktionären " Gebanten" noch einmal aufzuwärmen. Herr Rickert macht nämlich den Vorschlag, aus Privatgütern fleine Bauerngüter zu schaffen; damit will er dem Bauernstand zu einer Hebung" verhelfen. Schöne bee bas, bie ein doppelter Abflatsch ist, denn der frühere nationalliberale Abgeordnete Sombart , ein

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Feuilleton.

Die Hand der Nemesis.

Roman

Don Ewald August König

. ( Fortsetzung.)

Er hat diesmal Wort gehalten," nickte Rabe. Jetzt beobachte ihn, aber sei, ich bitte Dich dringend darum, mit der Einladung, uns öfters zu besuchen, zurück haltend. Der Oberst billigt diesen Besuch nicht, und so lange er den troßigen Kopf nicht beugt und Dir die Anerkennung versagt,

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Unter den modernen Verhältnissen ist es gar nicht an­ders möglich, als daß das Parzellenbauerthum nach und nach verarmt. Wenn Norwegen davon eine Ausnahme zu machen scheint, so liegt das an der eigenthümlichen historis fchen Entwickelung seines Bauernstandes, die unter ganz besonderen Formen vor sich gegangen ist. Aber blicken wir doch auf Frankreich ! Als die französische Revolution dem Abel und dem Klerus seinen ungeheuren Grundbesitz entriß, vertheilte man denselben in Parzellen an die Bauern und glaubte damit die unerschütterliche Grundlage eines natio nalen Wohlstandes geschaffen zu haben. Ach, wie hat man fich da getäuscht! Der französische Parzellenbauer ist wahr­lich übel genug daran und es giebt Landstriche genug, wo seine Lebenshaltung das Mitleid herausfordert.

Ernte einmal versagt, so muß er sie mit Schulden beladen. Die Stutiftit weist uns nach, daß die Verschuldung der Grundstücke im Allgemeinen eine geradezu koloffale ist. Ste ist obendrein in rapidem Wachsen begriffen, weil der Bauer, sobald er seine Hypothekenzinsen nicht bezahlen kann, seine Parzelle mit neuen Schulden belaften muß. Eine sorgfäl tige Statistik über das Anwachsen ber 3wangsversteigerungen von Grundstücken in Bayern hat uns belehrt, wie rasch die allgemein nun eingerissene Verschuldung des Grund und Bodens fortschreitet. Dabei muß der Parzellenbauer mit den primitivsten Mitteln arbeiten, die technischen Forts Schritte und Erfahrungen kommen nur den Großbauern, niemals aber den kleinen Parzellenbauern zu Gute. Die von der badischen Regierung angestellte Enquete über die landwirthschaftlichen Zustände hat ergeben, daß in den frucht­barsten Strichen Badens z. B. noch die alte Dreifelder= wirthschaft betrieben wird, wie sie zur Zeit Karls des Großen auch schon üblich war.

Wenn es Gegenden mit parzellirtem Grundbesig giebt, deren Bevölkerung noch wohlhabend ist, so kann man sagen, daß fie es nicht durch das Parzellensystem, sondern iroh desselben ist. Die moderne Landwirthschaft erheischt gebie terisch den Großbetrieb.

Ein Gutes hätte der Rickert- Sombart'sche ,, Gedanke " vielleicht für gewisse Leute: verschuldete liberale Gutsbesitzer könnten ihre Grundstücke gut losschlagen. Es sollte uns nicht wundern, wenn Ridert und Genossen darin eine Hebung des Bauernstandes" erblickten.

Politische Uebersicht.

Der Reichstag soll, wie einige Blätter bestimmt wissen wollen, am 20. November eröffnet werden. Die Poſt" erfährt aus gut unterrichteter Quelle", daß auch der Eröffnungstermin des Landtages schon festgesezt ist, und zwar soll derselbe am 11. Dezember einberufen werden

Die Untersuchung der Lohnverhältnisse der Ar­beiterinnen in der Wäsche- und Konfektionsbranche soll nunmehr vom Bundesrathe in Angriff genommen werden. Der ,, Hamb. Korresp." schreibt dazu: Der Bundesrath hat sich viel Beit genommen, ehe er die Resolution des Reichstags, be tation und Konfettions branche, welche der Reichstag bei der treffend die Untersuchung der Lohnverhältnisse der Wäschefabri britten Berathung des Bolltarifs beschlossen, einer weiteren Behandlung unterzog. Vielleicht hat er dabei Rücksicht darauf Die moderne Gestaltung der Eigenthumsverhältnisse genommen, daß es fich hierbei um eine Verlegenheits- Resolution hat ihre aufsaugende Tendenz auch auf die Landwirth - handelte. Die schutzöllnerische Majorität des Reichstags hatte schaft übertragen. Die kleinen Betriebe werden von bei der zweiten Berathung des Tarifs auch eine erhebliche Er­ben großen an sich gezogen. Nichts ist erklärlicher Argumenten gegenüber, daß die Vertheuerung des Arbeits höhung des Nähfadenzolls beschlossen, und den gegnerischen als das. Der moderne Bauer ist ein an seine Scholle ge- materials, welches unter allen Umständen aus dem Auslande fesselter Mensch, ein glebae adscriptus. Seine Barzelle ist bezogen werden müffe, lediglich eine Mehrbelastung der Ar mit Abgaben belastet und wenn sie in Folge einer schlechten beiterinnen bedeute, die das Nähgarn selbst anzuschaffen ver­

Siegfried verneigte sich leicht, es war eine ausweichende Antwort, die man nach Belieben deuten konnte.

Ich will nur gleich meine Schuld bekennen," erwiderte er lächelnd ,,, hätte ich erwarten dürfen, hier einen so freund lichen Empfang zu finden, würde ich gewiß nicht so lange gezögert, mich selbst nicht so lange dieses freudigen und mir wahrhaft wohlthuenden Augenblicks beraubt haben."

" So hat der Herr Oberst -"

Gnädige Frau, wir wissen ja Beide, daß die Schranke schroffer Vorurtheile die beiden Brüder trennte,

wir können Beide das nur bedauern, es zu ändern lag und liegt vielleicht auch jezt noch nicht in unserer Macht." Arabella trat in diesem Augenblicke ein; Siegfried er­hob sich und ging ihr entgegen, und war auch der Empfang feines von ihrer Seite zurückhaltender, so lag doch auch in ihm mehr Herzlichkeit und Natürlichkeit, als die Konvenienz es

Bruders schuldet, würde jebes Entgegenkommen Deinerseits

eine Dehmüthigung für Dich sein."

fie in den Empfangssalon, in welchem Siegfried sie er­Er reichte seiner Schwester den Arm und begleitete

wartete.

Die Generalin schien nicht gesonnen zu sein, den War­nungen ihres Bruders Folge zu geben, mit jener warmen und natürlichen Herzlichkeit, die nur einer eblen Na tur eigen ist, hieß fie den Neffen unter ihrem Dache will

Tommen.

hafter und wärmer, als sein scharfer Blick sofort er­Und Siegfried erwiderte diese Herzlichkeit um so leb­tannte, wie sehr dieser Empfang dem Bruder der Generalin mißfiel.

Ich zürnte Ihnen ernstlich, als die Vermuthung, daß Sie Ihr Versprechen nicht einlösen wollten, mehr und mehr zur Gewißheit wurde," sagte die Generalin, nachdem sie auf bem Divan Blas genommen hatte, zu dem Siegfried fie führte. Ich kenne die Gründe, die Sie zurüchielten,"

fuhr fte in lebhafterem Tone fort, als sie sah, baß der junge Herr fich entschuldigen wollte, die Absicht, Ihnen einen Borwurf zu machen, liegt mir fern. die Absicht, Ihnen einen Nun aber, nachdem das Eis gebrochen ist, darf ich wohl hoffen, daß jene Gründe fortan leinen Einfluß mehr auf Sie haben werden."

erforderte.

Siegfried führte seine schöne Rousine ebenfalls zum Divan, und das zornige Aufleuchten in den unstaten Augen Rabe's bereitete ihm eine wahrhaft freudige Genug hegte, schlug ihre Wurzel immer tiefer. thuung; die Antipathie, die er schon jetzt gegen diesen Mann

Sie glauben wirklich nicht, daß diese Schranke jemals fallen wird?" fragte die Generalin, den Faben des Ge­sprächs wieder aufnehmend.

Wenn ich es nicht glaube, so will ich damit doch nicht sagen, daß ich es für unmöglich halte," erwiderte Siegfried. Augenblicks." Ueberlassen wir das der Zeit und erfreuen wir uns des

Aus den schönen Augen Arabella's traf ihn ein seelen­voller Blick, fie schien ihm dafür banken zu wollen, daß er bem peinlichen Gespräch eine andere Richtung zu geben fuchte, und auch die Generalin brückte durch ein leichtes Stopfniden ihre Zustimmung aus.

Willibald Rabe aber wollte die Unterhaltung weiter

zu bereiten.

ſpinnen, fie bot ihm die beste Gelegenheit, den Affeſſor in Berlegenheit zu bringen, ihm gewissermaßen eine Niederlage Wenn diese Schranke noch nicht gefallen ist und nie fallen wird, die, wie Sie selbst behaupten, ein schroffes Vor­

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urtheil errichtet hat, dann wird auch der Herr Oberst nicht erfahren dürfen, daß Sie die Schranke zu übersteigen wags ten," sagte er, ohne den zürnenden Blick seiner Schwefter zu beobachten. Wir müssen uns also für dieses Opfer Ihnen zu lebhaftem Dank verpflichtet fühlen!"

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Eine solche Verpflichtung kann ich nicht anerkennen, da von meiner Srite fein Opfer gebracht worden ist," er­widerte Siegfried falt. Und wie ich von Jugend auf ge­wohnt bin, meinem Vater nichts zu verbergen, so weiß er auch, daß ich hier bin; wenn auch freilich, wie ich offen be

fenne, ein offener Vorwand diesen Besuch in seinen Augen

rechtfertigen mußte."

,, Diefe Offenheit ist in der That anerkennenswerth,"

spottete Rabe.

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Und ich liebe fie," entgegnete Arabella, dem Onkel einen flammenden Blick zuwerfend, fie zeugt von einem un­erschrockenen Charakter, der die Maske der Heuchelei ver schmäht, selbst da, wo er fürchten könnte, durch Offenheit zu verlegen. Darf ich mir die Frage erlauben, welcher Bor­wand Ihrer Verlegenheit zu Hilfe gekommen ist?" " Ist Ihnen das Ende des Doktor Wieland bekannt?" fragte Siegfried.

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Gewiß, unser alter Gärtner hat mir jenes räthselhafte Ereigniß oft berichtet!"

Vortrefflich ausgedacht!" sagte Rabe lachend. Jekt weiß ich, weshalb Sie die längst ad acta gelegte Unter­fuchung wieder aufnehmen wollen! Ich bewundere Ihren Scharfsinn, Herr Assessor, Sie haben Talent zur Intrigue."

Siegfried fah ihn mit einem ernsten durchdringenden Blid an, es war ihm jest klar geworden, welchen 3wed dieser Mann mit seinen spöttischen Bemerkungen ver­folgte.

,, Sie glauben also, die Untersuchung solle mir nur einen Vorwand bieten?" fragte er. Ihre Bemerkung über bie Intrigue ist mir unverständlich, aber von den ernsten Pflichten eines Untersuchungsrichters scheinen Sie keine hohe Meinung zu haben." Das wollte ich nicht behaupten."

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Aus Ihren Worten ging es hervor. Damit aber