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Nr. 246.

Mittwoch, den 21. Oktober 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt

Organ für die Interessen die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

scheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Boftabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 f. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 f. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncess Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Redaktion: Beuthstraße 2. Expedition: Zimmerstraße 44.

Nationalliberale Spiegelfechtereien.

Man kann sich denken, daß die Nationalliberalen zus weilen das Bedürfniß haben, sich vor dem Publikum zu ge berben, als ob sie wirklich liberal" im guten Sinne des Wortes feien. Liberal" bedeutete ursprünglich freifinnig"; burch den Nationalliberalismus aber ist dies einst volksthüm liche Wort so in Verruf gekommen, daß man in weiteren Kreifen Alles barunter versteht, was politisch unangenehm, widerwärtig, unzuverlässig und inhaltslos ist. Wenn heute

o mitt baß er sagt: Ich bin liberal!" so wendet man sich ab und fagt: Das heißt gar nichts!" Es ist den Nationallibera­len denn doch nicht angenehm, die Achtung weiter Volks. freise eingebüßt zu haben, was der Fall ist, seitdem diese Partei sich zu einer bedingungslosen Gefolgschaft eines jeden herrschenden Systems gemacht hat, gleichviel, ob dieses System liberal oder konservativ ist. Deshalb macht diese Partei zeitweise den Versuch, wieder in dieser oder jener Beziehung als, freifinnig" zu erscheinen. Daß diese Versuche mit polt tischer Heuchelei eng verknüpft sind und daß die National­liberalen damit egoistische Zwecke verfolgen, versteht sich ganz von selbst.

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Man erinnert sich noch, daß während der letzten Wahl­bewegung bie ,, Rölnische Zeitung" mit einem Male fich das hin aussprach, es sei an der 3eit, zu untersuchen, ob man Bebas Sozialistengeseh nicht entbehren könne. Es gab auch Leute, die das ernsthaft auffaßten. Allein zu Köln befanden fich damals die Nationalliberalen in einer Stichwahl mit ben Ultramontanen und mit den erwähnten Andeutungen in Bezug auf das Sozialistengesetz sollten die Stimmen ber Arbeiter für den nationalliberalen Kandidaten eingefangen werden. Die Arbeiter aber merkten den Braten und gingen auf die nationalliberalen Liebenswürdigkeiten nicht ein. Als die Wahl zu Ungunsten der Nationalliberalen ausgefallen war, rächte sich die Kölnische Beitung" nachher das burch, daß sie strenge Anwendung des Sozialistengesetzes empfahl. Das hätte sie allerdings auch gethan, wenn die Arbeiter auf den Leim gegangen wären und für den nationalliberalen Kandidaten gestimmt hätten.

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Eine ähnliche Leimruthe wird gegenwärtig wieder von ben Nationalliberalen ausgesteckt. Der famose Professor Gneist, ber Mann, der Alles beweisen kann", ist bei den legten Wahlen in Schlesien durchgefallen, möchte aber gern wieder in den Reichstag . Da er nun im Hirschberger aufgestellt werden soll, so glaubte er seine nicht sonderlich großen Wahlausfichten zu verstärken, wenn er einen wahr­haft liberalen" Ausspruch that. Er meinte deshalb in einer Stede, es sei 3eit, das Sozialistengesetz entweder aufzuheben

8]

be serboten.]

habe."

Feuilleton.

Die Hand der Nemesis.

Roman

Don Ewald August König

.

( Fortsetzung.)

Haben Sie ihm das vorgehalten?" fragte er.

" Jawohl."

Und was antwortete er barauf?" Daß er keinen Wortstreit mit dem Doktor gehabt

Und

" Uab es steht fest, daß mein Rammerdiener diese Aus

fage gemacht hat?"

-

-

" Sh habe fie in den Alten gefunden." " Dann allerdings indeß auch das will nichts beweisen. Es ist ja möglich, daß Salm über die Grobheit des Arztes sich beschwert hat, daraus kann man noch immer und der Ausführung liegt in ben meisten Fällen bie 3eit ber Ueberlegung, und ich habe Salm stets für einen ruhigen und vernünftigen Mann gehalten."

-

oder wenigstens die in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Presse fortfallen zu lassen. Als ob es irgend Jemand gäbe, der glaubt, daß es dem Herrn Professor damit ernst sei!

Aber die Nationalliberalen fanden diesen Gedanken" ihres Führers sehr fein und sofort ging das nationalliberale Preßbureau an die Arbeit, das von dem Herrn Professor so schön begonnene Spiel weiter zu führen. Man sandte Ar­titel an alle nationalliberalen Organe, in denen es hieß, es sei endlich Zeit, zu erwägen, ob man das Sozialisten­gefeß nicht fallen lassen könne; dabei wurde behauptet, in Regierungsfreisen habe sich die Anschauung Bahn gebrochen, eine abermalige Verlängerung des Sozialistengesetzes sei nicht mehr zeitgemäß.

-

Der 3wed diefer Manöver ist nicht zu verkennen. Die Wahlen zum preußischen Abgeordnetenhause sind nahe und die Herren Nationalliberalen glauben ihre Wahlausfichte zu erhöhen, wenn sie sich ,, liberal" im guten Sinne des Wortes- stellen. Sie haben dabei nur die Renung ohne den Wirth gemacht. Von denen, die an die national­liberale Spiegelfechterei glauben sollen, glaubt eben kein Mensch daran. Man hat diese Kunststückchen schon zu oft aufführen sehen und man weiß auch ganz gut, daß die Nationalliberalen bie Letzten sind, die auf das Sozialisten gesetz verzichten.

Einige offiziöse Rorrespondenten haben sich beeilt, zu ers klären, die nationalliberalen Auslassungen seien unwahr und die Regierung denke gar nicht daran, auf die Verlängerung des Sozialistengefeßes zu verzichten. Speziell der Herr Reichskanzler wolle das Sozialistengeset mindestens so lange haben, bis das sozialpolitische Programm der Regierung" durchgeführt sei.

Diese Erklärung war überflüssig. Daß die Regierung so leicht nicht auf das Sozialistengeseh verzichten wird, weiß Jeder, der ihre Taktik bei solchen Fragen mit nur einiger Aufmerksamkeit beobachtet hat. Wie die Nationalliberalen wirklich zur Frage des Sozialistengesezes stehen, das ist auch fein Geheimniß. Man darf dabei nur an die Karlsruher

Wahlen erinnern. Der frühere Reichstagsabgeordnete für Karlsruhe , ein Banquier Schneider, stand 1881 in der Stichwahl gegen einen Ronservativen. Er versprach, nicht für das Sozialistengesetz zu stimmen und so gaben ihm die Arbeiter ihre Stimmen, wodurch der konservative Randidat unterlag. Herr Schneider hielt sein Wort, so sehr sein Wort, so sehr ihm ihm seine politischen Freunde auch drängten, es zu brechen. Gewiß ein seltener Fall unter den Nationalliberalen! Unseres Wissens fehlte Schneider ab­fichtlich bei der entscheibenden Abstimmung über die legte Verlängerung des Sozialistengesetzes. Seine Parteigenossen konnten ihm aber nicht so leicht verzeihen, daß er sein Wort

sein. Die Büchse, aus der die Rugel abgefeuert wurde, ist in der Hütte des Verhafteten seiner Beit gefunden

worden."

Rabe hatte sich von seinem Size erhoben, um das Feuerzeug zu holen, welches auf einer Etagère stand.

Er zündete die erloschene 3igarre wieder an, und wäh= rend er dies that, ruhte sein stechender Blick forschend auf bem Antlige des Assessors.

Ist es in der That dieselbe Büchse?" fragte er. Die Sachverständigen haben ihr Gutachten dahin ab­gegeben, daß die Rugel, welche den Doktor getödtet habe, genau in den Lauf der Büchse passe."

gehalten hatte bei der nächsten Wahl, im Jahre 1885, wurde ein anderer nationalliberaler Randidat aufgestellt, dessen Gesinnungstüchtigkeit" dafür bürgen konnte, daß er für das Gesetz stimmen werde.

Wenn deshalb ein Nationalliberaler sagt, er werde gegen das Sozialistengesez stimmen, so lacht man ihm laut ins Angesicht. Der einzige Fall, in dem eine solche Ver= ficherung glaubwürdig wäre, würde dann eintreten, wenn die Regierung selbst gegen das Gesetz wäre und nur die Konservativen es aufrecht erhalten wollten. Dieser Fall wird wohl schwerlich eintreten.

Unbreiflich ist nur, wie die Nationalliberalen glauben tönnen so plumpe Manöver seien geeignet, ihre Chanzen für e nächsten Wahlen zu erhöhen.

Die Generalsynode und der Schnaps.

Die Herren Pastoren und ihr Anhang find wieder einmal als General Synode zusammen gekommen, um über das Wohl der sündigen Menschheit zu berathen. Und gesündigt wird nach Anficht dieser Herren gar viel, der Teufel hält mehr wie je seinen Umgang und suchet, men er verderben kann. Als Mittel zu seinen Zweden bedient er fich der Schnaps flasche, mit deren Hilfe er die Menschheit fort und fort auf die

Bahn des Lasters führt. Die Gesundheit und das Familien. leben werden durch den übermäßigen Branntweingenug aufs Tteffte untergraben. In diesem Zone unterhielten sich die frommen Herren auf der General- Synode und schließlich wur­den sie dahin einig, daß die Gesetzgebung gegenüber dem Lafter der Trunkenheit viel zu nachfichtig set. Dieser Larheit sei es zuzuschreiben, daß die Trunksucht immer größere Di menfionen annehme und daher müssen schärfere Bestimmungen in die Gesetzgebung aufgenommen werden. Und nun formu lirten die Herren folgende Vorschläge:

Hochwürdige Synode wolle beschließen, den evang. Ober Kirchen- Rath zu ersuchen, bei der Königl. Staatsregierung dahin vorstellig zu werden, daß

1) Perfonen, die in trunkenem Zustande auf der Straße oder im Wirthshause angetroffen, für straffällig erklärt werden;

2. daß diejenigen Wirthe, die Trunkene in ihrem Lokale dulden oder an Trunkene geistige Getränke verabreichen, be straft werden;

3. daß Gewohnheitstrinker auf Antrag der zuständigen Behörde in einem Asyl untergebracht werden;

4. daß die Gefeße zur Bekämpfung der Trunksucht mit aller Strenge gehandhabt werden;

5. daß der Verlauf des Branntweins durch Erhebung einer hohen Steuer beschränkt und

6. daß die Trunkenheit bei begangenen Verbrechen nicht ferner als Milderungsgrund gelte."

Als legtes Mittel, wenn fein anderes mehr verfängt, soll dann noch eine umfassende Seelsorge" angewendet werden. Inbetreff der ersten 5 Punkte herrschte volle Ginigkeit, nur

blicke, in welchem das Geschäft abgeschlossen wurde, an jene Waffe nicht gedacht hat. Sie ist gefunden worden, als bie Hütte abgebrochen wurde, erinnern Sie sich dessen nicht mehr?"

,, Nein."

" Dann wurde Ihnen vielleicht nichts davon mitgetheilt," fagte Siegfried, indem er aufstand. Die Büchse war, wie ich bereits bemerkte, abgeschossen, und die Kugel, die im Schädel des Ermordeten gefunden wurde, paßte in den Lauf derfelben. Der Verhaftete leugnet allerdings, den Schuß abgefeuert zu haben, aber baneben behauptet er auch, day außer ihm und seiner Frau Niemand von der Existenz dieser Sollte sie nicht ebenso wohl in den Lauf einer Waffe Kenntniß gehabt habe. Daß diese beiden Behaup anderen Büchse passen? Die Gewehrfabriken arbeiten nachtungen sich entschieden widersprechen, scheint er nicht bes der Schablone, fie liefern Tausende von Waffen, die daffelbe greifen zu können, er giebt sich wenigstens nicht die mindeste Mühe, den Widerspruch zu erklären oder zu beseitigen. Wenn ich nicht irre, sprachen Sie gestern Morgen mit ihm." Der Gutsbefizer strich mit der Hand über die Stirne, die letzte Bemerkung schien ihn unangenehm berührt zu

"

Raliber haben!"

,, Aber diese Büchse war kurz zuvor abgeschoffen wors den, und man fand fie unter den Dielen des Fußbodens.

Sie werden zugeben, daß dies ein sehr seltsamer Aufbewah­rungsort ist.

Gewiß, aber darüber kann ja Jeber seine eigene An haben. fight" haben." Halm mirb leugnen, daß diese Büchse sein Eigenthum war."

"

Er hat dies bereits zugestanden." " Wirklich? Ohne jede Bedingung?"

Er hat gesagt, er ertenne fie als sein Eigenthum an, dem und dessen Inventar sei sie in Ihren Besitz

Ruhe und Vernunft tommen dem Menschen in Augen­bliden aufwallender Leidenschaft oft abhanden," erwiderte Siegfried, bas tann auch hier der Fall gewesen sein! Ueberbies liegen Beweise vor, Herr Rabe, Beweise, welche übergegangen." jene Beugenaussage unterstüßen." " Und worin bestehen dieselben?"

In der Waffe, mit welcher ber Mord verübt wor

ben ist."

"

Der Gutsbesizer zog die Brauen empor, diese Mit theilung schien ihm im höchsten Grade zu überraschen. Wenn Sie das mit Sicherheit wissen," sagte er zo gernb, bann dürfte vielleicht dieser Beweis überzeugend fein. Aber auch darin ist Vorsicht geboten, Herr Affeffor, ich mache Sie noch einmal darauf aufmerksam, daß Schein beweise außerordentlich leicht irre führen tönnen." " Von einem Scheinbeweise kann hier wohl keine Rede

Mit dem Hause und dessen Inventar?" fragte Rabe, ber diese Worte nicht zu verstehen schien.

"

,, Er behauptet, das Haus mit Allem, was es enthielt, Ihnen verkauft zu haben, um sich die Mittel zur Bestreitung der Reisekosten zu verschaffen."

" Ja so, aber er hat es ja nicht mir, sondern meiner Schwester, der Frau Generalin, verkauft." Sie vermittelten das Geschäft?"

"

Allerdings, weil meine Schwester erkrankt war. Von einer Büchse war aber dabei keine Rebe."

Das behauptet Halm auch nicht," erwiderte Siegfried, und es ist ja sehr wahrscheinlich, daß er in dem Augen­

"

Er redete mich an," erwiderte er, und es mußte mich natürlich überraschen, in dem anständig gekleideten und anfcheinend vermögenden Manne den Tagelöhner von damals wieber zu erkennen. Ich habe nur wenige Worte mit ihm gesprochen, jest aber, Herr Assessor, wäre es mir interessant, eine längere Unterhaltung mit ihm zu führen. Ich könnte Ihnen vielleicht damit einen Dienst leisten, insofern, als ich mir Mühe geben würde, ihn über jenes geheimnisvolle Ver­brechen auszuforschen.

Er ist jetzt Untersuchungsgefangener." Aber Sie können mir die Erlaubniß ertheilen, ihn in feiner Belle zu besuchen."

Ich darf diese Erlaubniß nicht geben," erwiderte Siegfried.

Hindert ein persönliches Mißtrauen Sie daran?" fragte Rabe, dessen mühsam verhaltener Groll sich plöglich eine Bahn brechen zu wollen schien. Nein, ich richte mich streng nach den Vorschriften, die das Gesez mir macht. Den Besuch eines Untersuchungs­