Nr. 257.
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Dienstag, den 3. November 1885,
II. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Abonnementspreis für eint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Boftabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)
Russisches.
Redaktion: Beuthstraße 2.
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Expedition: Zimmerstraße 44.
wenn seine Auslieferung von den russischen Behörden gefors bert würde; bort würde er weiter geschubft" bis auf preuBisches Gebiet und dort würde man ihn an die russische Grenze bringen, wo sich das Uebrige von selbst fände.
Brächte man den Flüchtling aber an die bayrisch- österreichische Grenze, so würde er den Russen ebenso wenig die Desterreicher sind in diesen Dingen nur
Der besondere Auslieferungsvertrag, den Bayern mit Rußland abgeschlossen, hat viel Lärm gemacht. Besonders nachdrücklich ist hervorgehoben worden, baß, wenn auf diese Weise die einzelnen Regierungen Vers träge mit fremden Mächten abschlössen, dadurch die Mits wirtung des Reichstages umgangen würde. Das trifft zu und allzu dienstwillig. aug wir sind der Meinung, daß diese Weise von Vertragsabschlüssen nicht angebracht ist. Freilich wird nicht viel das en zu thun sein und wenn die liberale Presse jetzt bar
Genau genommen hat also solch ein Vertrag gar keis nen 3wed, denn die Befugnisse der Behörden im Deutschen Reiche machen den Vertrag überflüssig. Man weiß ja auch,
alles weitere auf dem berüchtigten ,, administrativen Wege" nach Sibirien schicken. Der Deutsche entflieht nach Deutschland und kommt nach Bayern , woran er allerdings nicht gut thut. Die russischen Behörden verlangen seine Auslieferung und die bayerischen Behörden müssen auf Grund des neuen Vertrages dem stattgeben. Der Flüchtling wird zurück nach Rußland transportirt und es ist zehn gegen eins zu wetten, daß er ohne Prozeß, auf administrativem Wege" nach Si birien geschickt wird. Er muß vielleicht sein ganzes Leben bort verbringen; macht er einen Fluchtversuch der nicht ge= lingt, so kommt er in die Bergwerke, wo er so gut wie leHat man sich das Alles auch in München überlegt, als man diesen Vertrag abschloß?
Aber jammert und schreit, so kann man dazu eben nur sagen, daß schon Auslieferungen von politischen Flüchtlingen nach bendig begraben ist. follen, als die bezüglichen Bestimmungen der Reichsvers Das ist doch eine übergroße Gefälligkeit gegenüber den fassung beschlossen wurden.
Damals fonnten sie es gar night eilig genug haben, Alles anzunehmen, was ihnen vor
get
gelegt daß diese Erfahrung gemacht wird. unangenehm werden kann. Es ist nicht das erste Mal,
Wir betrachten diese Angelegenheit aber auch von anderen Gesichtspunkten aus. Wir fragen zunächst welches Intereffe kann man beiberseits an einem solchen Auslieferungs
ben
haben?
Wer in Deutschland vom Staatsanwalt gesucht wird, der wird sich nicht so leicht nach Rußland flüchten, benn russischen Behörden stand bisher doch sicherlich nichts in Wege, die von ausländischen Gerichten verfolgten unb Rußland geflüchteten Personen auszuliefern. Naments sich bei politischen Bergehen flüchtet man in die Schweiz , nach Frankreich , nach England oder Nordamerika , aber nicht nach Rußland . Ein politischer Flüchtling ist in der Türkei weit sicherer, als in Rußland .
Stuffen, die deshalb ihre Liebenswürdigkeiten an der westlichen Grenze, die sie so oft gegen ihre deutsche Nachbarn
verüben, sicherlich nicht einstellen.
Schnaps und Pulver.
sammlungen werden strenge Thesen und Resolutionen gefaßt gegen die Trunksucht, es soll eine höhere Steuer auf den Ver fauf des Branntweins gelegt werden, natürlich bei dem Kleinbetrieb, während die ritterliche Schnapsgroßfabritation unbehelligt bleiben soll, die Strafgefeße, ſollen verschärft und bie
Wenn jemals unsere Ansicht einmal schlagend und zwar Aber unter dem bisherigen Verhältniß, bevor die bes sonderen Auslieferungsverträge geschlossen wurden, stand es offiziell bestätigt worden ist, so schreibt die Hamburger ,, Bür boch immer noch im Belieben der preußischen resp. bayri- gerzeitung", dann ist sie es in Bezug auf die„ Rolonisation", schen Behörden, ob sie ruſſiſche Flüchtlinge ausliefern welche die europäischen Staaten den Eingeborenen in den erwollten ober nicht. Das ist nun abers. Der baptiferworbenen, um nicht au ſagen annettirten stolonien bringen. sche Vertrag bezieht sich nur auf Auslieferung von Majetätsverbrechern, die also fünftig, wenn es Rußland verlangt, ausgeliefert werden müſſen. Man bebente aber, baß unter den Begriff Majestätsverbrechen auch die Majeftätsbeleidigung fällt. Die Gepflogenheiten der russischen Justiz find bekannt; man weiß, daß diese" Justis" eben keine Justiz ist. Was mögen russische Richter und Polizisten Alles als Majestätsverbrechen und Majestätsbeleidigung ansehen! Das Gesetz wird ihnen da kaum eine Beschränkung aufer der Fusel bekämpft werden müſſen, jedoch mit anderen Mitteln, legen. Dazu kommen noch die vielen falschen Denun Andererseits haben sich auch die deutschen Staaten die 3iationen, die förmlich eine Krankheit unferer 3eit gegeben. Befugniß vorbehalten, Personen, die nichtdeutschen Staaten worden sind und die auch den Behörden als eine Belästi angehören, aus ihrem Gebiet auszuweisen. 3. B. gung erscheinen. Wenn bei uns schon so viele falsche Denun gesuchter Flücht stationen vorkommen, welche Höhe mögen sie erst in ling in Preußen erscheint und die russische Regierung Rußland erreichen! perlangt seine Auslieferung, so steht den preußischen Behör
z.
Wir wollen uns einmal die möglichen Wirkungen eines
ben gar nichts im Wege, den Flüchtling an die russische solchen Auslieferungsvertrages, wie ihn Bayern abgeschlossen Grenze bringen zu lassen und ihn dort den Russen zu übers hat, vergegenwärtigen durch einen konkret angenommenen liefern. Man weist ja soeben eine Menge russischer Unter- Fall. thanen aus, ohne daß deren Auslieferung von Rußland vers
langt wird und es läßt sich gegen diese Ausweisungen auf noch bedeutend zunehmen. Ein Deutscher, sagen wir: ein Brund der preußischen Gesetzgebung nichts machen.
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Dort fann auch
Welch ein Thor
Die Deutschenhete in Rußland hat begonnen und wird Kaufmann hat sich in Moskau niedergelassen und es geht ihm ganz gut. Er erregt dadurch den Haß fanatischer Die Denunziation ist natürlich falsch, allein die Behörden bestehen auch aus lauter Deutschen
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Schnapsberauschten geprügelt werden.
Man sollte somit eigentlich meinen, daß der Schnapsgenuß allüberall bekämpft werden müßte!
Auch wir verhehlen uns nicht, daß Alfohol und besonders als fte die Herren priesterlichen und ablichen Synodalen an.
Wir haben aber unsere Ansicht in dieser Richtung schon mehrfach geäußert, so daß wir uns heute mit dem Hinweise begnügen, daß ein Teller voll warmer, guter Suppe und ein halbes Pfund Fleisch täglich wirksamere Gegner gegen den übermäßigen Schnapsgenuß find, als ein ganzes Heer moraliftrender
wohlgenährter Paftoren.
Aber anstatt überall den übermäßigen Schnapskonsum zu bekämpfen, finden wir gerade in jenen Reihen die begeistertsten Anhänger der Kolonialpolitit. Dabei fönnen ja Heiden befehrt werden; die ,, Mission" blüht, doch neben jedem
Miffionar sieht auch das unheilvolle Gefpenft, die Brannteinpest. Das ist bekannt: Durch Pulver, Schnaps und Missionare wird die Bivilisation" den Wilden aufgedrungen. Oktoberbeft des deutschen Handelsarchivs hervor, welches eben erschienen ist. Aus demselben sind die Handelsobjekte zu er sehen, welche mit den Kolonien Deutschweftafritas betrieben
jeber Ausländer ausgewiesen werden, was auch häufig ge- Panflavisten, die ihn bei der Behörde als Majestätsbe- unumstößlich wahr ist, geht recht deutlich aus dem diesjährigen fchieht, wobei noch die schöne Formel beigesetzt wird, daß die leidiger denunziren. müßte fonach ein russischer Flüchtling sein, der sich in hassern und man braucht die Untersuchung nur pro forma Bayern aufhalten wollte! Man brächte ihn an die Grenze, einzuleiten; man fann ja den verhaßten Deutschen ohne werden.
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nerboten.
Feuilleton.
Die Hand der Nemesis.
Roman
von
Ich habe bereits den Beweis geliefert, daß seine
baran.
"
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Aber seine Redeweise
wenn es mir gelingt, den Gegner zur Anerkennung der Schuld zu bewegen, so muß er sofort den Wechsel afzeptiren, und das wird er nicht thun, wenn auf dem Dokument
" Ift freilich etwas allzu knapp, indeß man gewöhnt sich Deine Unterschrift fehlt."
,, Und was soll dieses Wechselformular?"
,, Sei so gut und unterzeichne es ebenfalls."
Es ist ja nicht ausgefüllt," erwiderte die Generalin befrembet.
Ich werde es ausfüllen, wenn ich mit dem Gegner einig
"
"
Handelt es sich um eine bedeutende Summe?" Um viertausend Thaler."
,, Das ist allerdings viel Geld."
Ausfüllen kann ich in diesem Augenblick den Wechsel nicht, weil ich nicht genau weiß, wie groß der Betrag ist, die Papiere sind in den Händen des Justiz
foll der Mann überhaupt ein Krafehler sein, der nichts Welt. Justizrath Walter hat ihn auf heute Abend zu Behauptung jeder Begründung entbehrt, und wie ich höre, merbe," sagte Nabe im gleichgiltigsten Tone von der raths."
weiter bezweckt, als uns zu einer Preisermäßigung zu ringen."
Und er ist wirklich nicht berechtigt dazu?"
" In feiner Weise!"
Vielleicht könnte durch einen kleinen Nachlaß der
Ich liebe die Prozesse nicht."
einer legten Besprechung vorgeladen, es wäre möglich, daß der Mann nachgiebt, wenn er fieht, daß wir fest entschlossen find, gerichtlich gegen ihn vorzugehen, in diesem Falle soll er fofort den Wechsel akzeptiren. Er kann dann später feine Ausflüchte mehr machen.
"
Prozeß vermieden werden," sagte die Generalin nachdenklich. in dem ein leises Mißtrauen sich spiegelte, streifte verstohlen
" Ich ebenso wenig, Adelaide , sie haben nur Nerger und Aufregung im Gefolge. Aber wollte ich den Nachlaß bewilligen, so würde
ich dadurch gewissermaßen bem
Gegner das Recht geben, mir einen Betrugsversuch vorzus
werfen."
"
Wenn man es nur des Friedens wegen thut-"
Sage das Allen, die es hören wollen, und Niemand
Die Generalin wiegte leicht das Haupt, und ihr Blick, das Gesicht des Bruders.
"
Mein feliger Gatte hat mich stets gewarnt, Wechsel
zu unterzeichnen," sagte fie."
Im Prinzip ist das auch richtig, Adelaide , aber Du weißt ja, weffen Händen Du diesen Wechsel anvertrauft." Rönnte ich ihn nicht später unterschreiben?" Wenn Du Mißtrauen hegft, dann wollen wir darauf
wird Dir glauben, Jeder vertheidigt sein Recht bis auf's verzichten," erwiderte Rabe achselzudend. Ich möchte Dir Aeußerste, und wer auf sein gutes Recht verzichtet, der ist nicht gerne eine unruhige Stunde bereiten. Es ist dann
fein Recht ruht auf morschen Stützen."
Run, wenn Du glaubst, daß dieser Prozeß eine Nothwenbigkeit ist, fo läßt sich dagegen weiter nichts sagen," ers wiberte die Generalin, während sie, noch immer zögernd, ich. Was soll ich unterzeichnen?" eine Feber aufnahm. Du mußt das ja besser wissen, als
"
" Buerst diese Vollmacht für unsern Anwalt." " Juftigrath Walter?"
Sawohl.
" Scheint mir ein tonfuser Ropf zu sein."
auch unnöthig, daß ich zur Stadt reite, um der Besprechung beizuwohnen, wir müssen in diesem Falle fofort den Prozeß einleiten."
,, Aber ich begreife nicht-"
" Du haft teine Kenntniß von Geschäftssachen, Ade laide , stände ich Dir nicht zur Seite, so würdest Du von Allen betrogen. Du vertraueft Jebem; felbft gewissenhaft bis zur Peinlichkeit, glaubst Du, Andere müßten es ebenfalls sein. Ich habe in dieser Beziehung bittere Erfahrungen gemacht, und aus diesen Erfahrungen gelernt, wie man bie Menschen nehmen und behandeln muß. Wie gesagt,
Mit einem raschen Feberzug hatte die Generalin das Formular unterzeichnet, Rabe nahm es vom Schreib tisch und legte es zu der Vollmacht in sein Portefeuille. " Ift noch ein anderes Geschäft zu erledigen?" fragte fie. Nein."
"
"
Und Deine Angelegenheit mit dem Wucherer?" ,, Sie ist geordnet. Er wird warten, bis ich die Schuld tilgen kann." ,, Und ich hoffe, Du wirst dann mit diesem Manne
teine neuen Berbindungen mehr anknüpfen," sagte bie
Generalin in warnendem Tone ,,, Du entehrst Deinen Namen dadurch."
Spöttisch.
"
So denkt wohl auch Arabella?" fragte Rabe Sie denkt barüber noch strenger!"
Und wer hat sie in diese Angelegenheit eingeweiht?" Rannst Du noch fragen? Wo viele Diener find, da sind auch viele Spione, und so sehr kann man sich nicht hüten, daß sie nicht einige Worte erhaschen, die ihnen hin reichenden Stoff zu Vermuthungen und Schlußfolgerungen geben."
Nabe zudte geringfchäßend die Achseln, aber das jähzornige Aufleuchten in seinen Augen strafte die Maste Lüge, hinter der er seine Erregung zu verstecken suchte.
Ich glaube, der gefährlichste Spion unter diesem Dache ist der alte Gärtner," sagte er mit erzwungener
Ruhe.
,, Georg?" erwiderte die Generalin betroffen. ,, Das