Nr. 258.
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Essen und schwarzen Rollen
25,
מאני 30 שנההרר.
Mittwoch, den 4. November 1885.
II. Jahrg.
Berliner Volksblatt
Organ für die Intereffen der Arbeiter.
Das Berliner Volksblatt
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hetat täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Botabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)
Redaktion: Benthstraße 2.
Die Verbindung der Nordsee mit der Offer.
Schon seit mehr als fünfzig Jahren hat man von der Berbindung der Nordsee mit der Ostsee durch einen Ranal von Seiten Deutschlands geredet und Pläne gemacht.
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Insertionsgebühr
beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Whe Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncess Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Bimmerstraße 44.
welche mehr den Kriegs- und Marineinteressen des Reichs bient, soll sich längst schon Graf Moltke entschieben haben. Diese wird auch von der preußischen Regierung dem Reiche empfohlen wurden.
Eine andere Linie, welche in Bezug auf die Kriegsund Marinezwecke der Rivalin nur wenig nachsteht, soll fich aber nebenbei sehr gut zu Bodenkulturzweden eignen und wird von praktischen Landwirthen jener Gegend empfoh len, weil man durch dieselbe ein rationelles Ent- und Bewässerungssystem erzielen könne.
Die Nachricht, daß dem Reichstage wiederum eine Anzahl von Altenstücken über Kolonialfragen zugehen und daß reitet wird, welches manche bisher noch nicht veröffentlichte auch ein besonderes Weißbuch über die Karolinenfrage vorbes belanntlich Debatten an die Mittheilung derartiger Aftenftüde Mittheilungen bringen soll, bestätigt fich. Bisher haben fich im Reichstage nicht geknüpft; möglicherweise wird aber der Streit mit Spanien eine Distuffton hervorrufen.
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Die Regierungsentwürfe über die Reform der JustizDie Dänen aber, in deren Besitz Schleswig- Holstein gefeßgebung, welche bekanntlich kurz vor Schluß der letzten ar, hatten gar fein Interesse daran, daß die deutschen Reichstagsfeffion dem Reichstage vorlagen, werden wie man Shiffe den Weg durch die dänischen Gewässer, durch den Sund, oder den großen und kleinen Belt vermieden. Im Reichsregierung würde die Wahl nicht schwer werden. Da sollte man doch in der That denken, der deutschen der Nat. Zig" mittheilt, dem Reichstage erst in späterer Zeit zugehen. Es seien auf dem betreffenden Gebiete weitere UmGegentheil! Dadurch, daß die deutschen Schiffe biefen Man rebet ja jezt immer von Kolonisation; das Wort fragen ergangen und Gutachten eingefordert worden, welche weiteren und gefahrvolleren Weg von der Ostsee ins Welt- Kanalisation hat einen ähnlichen Klang. Wenn die Regie- gerichte zu Bedenken geführt haben. Man ist namentlich in legtere namentlich in Betreff der Zusammenseßung der Schwurmeer und umgekehrt machen müssen, wird dem dänischen rung sich für die Kanalisation Norddeutschland und nicht Süddeutschland einer Aenderung der Schwurgerichte auch in Grwerb gedient. allein in Bezug auf die Kriegsmarine und auf Handels- den Regierungskreisen nicht geneigt; im Reichstag galt dieser erleichterungen, sondern auch in Bezug auf die Laubwirth- Theil der Vorlage als aussichtslos und so ist es möglich, daß man einem weiteren Vorgehen vorläufig entfagt. Bei den vorjährigen Berathungen des Bundesrathes über die Schwur gerichte begegnete die Alenderung derselben schon dort vielfachen Bedenken.
hat, konnte niemals größere Bedeutung erlangen, weil er Der sogenannte Giderkanal, wie er bis jetzt eriftirt größere Seeschiffe nicht befördern kann. Derselbe hat alſchaft, auf die Ent- unn Bewässerung größerer Landestheile nur für den internen Verkehr und für die Rüftenfrachtfahrt erwärmen würde, so fönnte zum Heile des Vaterlandes eine und somit auf die Hebung der Kulturfähigkeit Deutschlands erwärmen würde, so könnte zum Heile des Vaterlandes eine einigen, aber immer nur geringen Werth, weil ihm Rolonisation im Innern stattfinden, welche reiche und im Often sowohl bei der Einfahrt in den Kanal ein orbents licher Hafen fehlte und besonders im Westen am Ausfluß bauernde Früchte tragen müßte. der Eider, wodurch dort die Fahrt bei stürmischer See kaum
zu ertragen ist.
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Jedoch richtet man jezt bei uns mehr den Blick auf Macht und äußern Schein. Die Erwerbung über feeischer Rolonien springt mehr ins Auge als der Bau eines Ranalneges über Norddeutschland.
Nachdem nun im Jahre 1848 der nationale Gedanke Man kann dabei mit unseren Soldaten und Matrosen prunfachlich 1864 Deutschland einverleibt worden sind, hätte fen, selbst wenn für das Bolt auch gar nichts babei abman annehmen müssen, daß nunmehr die Verbindung der fällt. Nordsee mit der Ostsee durch einen Ranal, welcher See fchiffe befördern tann, sofort in Angriff genommen werden
würde.
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Wir haben aber schon so oft den vermeintlichen Segen der überseeischen Kolonisation" verurtheilt, als daß wir bies heute nochmals für nöthig hielten.
Deshalb wollen wir einfach mit den Worten schließen: Möchten die Nationen, Deutschland voran,
Ein gleichartiges Verfahren bei Feftfehung der forreftionellen Nachaft soll durch eine Anweisung des Mis nisters des Innern herbeigeführt werden. Es wird in derselben besonders darauf hingewiesen, wie sehr der Erfolg der forret tionellen Nachhaft davon abhängt, daß bei ihrer zeitlichen Bes grenzung auf die Individualität des zu Detinirenden nach Möglichkeit Rücksicht genommen wird; demgemäß sollen der Persönlichkeit der dem Arbeitshause Ueberwiesenen in Be
diejenigen Momente, welche für eine zutreffende Beurtheilung
tracht kommen, thunlichst genau ermittelt und bei der Ent scheidung über die Detentionszeit sorgfältig in Betracht gezogen werden. Bei Abkürzung der Detentionszeit soll stets ein mos tivirtes Gutachten der Anstaltsbeamten eingereicht werden. Dem Entlassenen soll die Ortspolizeibehörde bei seinem wei teren Fortlommen möglichst behilflich sein, da die
viel Geld für den Militarismus; und die Marine, wenngleich Doch mit nichten! Das Deutsche Reich brauchte viel zu endlich davon ablassen, falschem Ruhmesschimmer nachzu- Erfahrung bestätigt, daß von denjenigen, welche das Arbeitsunbedeutend, als baß es räthlich erschiene, lediglich jagen, möchten sie vielmehr ihre ganze Kraft darauf ver thretwegen die großen Roften für einen Nord- Ostsee- Kanal wenden, wahre, ernsthafte Kultur bei sich aufzunehmen und zu pflegen zum Heile des gesammten Voltes!
allzu
auszugeben.
sich unser Militärstaat bis jetzt noch wenig Kopfschmerzen Aber der Handelsmarine halber? Nun darüber hat
gemacht.
Das Reichsversicherungsamt bringt nunmehr die Namen, Sige und Bezirke der Berufsgenossenschaften, der
Uebrigens scheint die Sache, seitdem die Reichsregie rung in Rolonialpolitik macht, in Fluß zu kommen; man hört von einer Vorlage, welche schon dem nächsten Reichs. Sektionen und der Schiedsgerichte, ferner die Namen und tage in dieser Richtung gemacht werden soll. Nach dersel Wohnorte der Vorsigenden der Genossenschafts- und Sektions ben foll bie Privatkonkurrenz ausgeschlossen sein, da der preußische Staat mit Reichszuschüssen den Bau des Kanals
vorstände sowie der Schiedsgerichte zur öffentlichen Kenntniß. In derselben sind ferner die für die Poft, Telegraphen, Marine- und Heeresverwaltungen, sowie für die Reichs- und Staatseisenbahnbetriebe eingefegten Ausführungsbehörden und Es sind verschiedene Linien in Vorschlag gebracht Schiedsgerichte, die letzteren unter Angabe der Sige und Beworden; für die eine, allerdings etwas billigere girle, sowie der Namen der Vorfizenden aufgeführt.
felbft unternehmen will.
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en serboten.]
Feuilleton.
Die Hand der Nemesis.
Roman
von
Mit einem Stridstrumpf in der Hand faß Marianne
in der Gesindestube am Fenster, als Franziska eintrat. In dem großen, geräumigen Simmer_war es schon dunkel, selbst an dem Fenster, das in den Garten hinaus ging, wurden die Schatten mit jeder Minute dichter. fagte Franziska. " Sie werden sich die Augen verderben, Marianne,"
" Das wäre eine schlechte Strickerin, die nicht im Dun
,, Jünger als Sie freilich, aber doch bereits in dem Alter, in dem man mehr an die Zukunft als an die Gegenwart denkt."
,, Rappelts bei Ihnen im Oberstübchen?"
Im Gegentheil, und ich begreife nicht, daß Sie meine Gedanken nicht vernünftig finden. Bietet mir denn die Ge genwart so viel Angenehmes? Ich glaube nicht, daß Sie bas behaupten können, trotzdem ich feine Ursache zu einer Beschwerde über die Herrschaft habe."
" 1
Warten Sie's geduldig ab!"
" Bis ich graue Haare habe?"
" 1
Mit
Na, wenn Sie dann sorgenfrei leben können, dürfen Sie ganz zufrieden sein," sagte Marianne lakonisch. dem Heirathen ist es auch nicht immer gut, das können Sie mir glauben! Vor der Hochzeit träumt man von einem Paradiese und nachher hat man die Hölle auf Erden. Kummer, Arbeit und Sorgen, Sie wissen noch nicht, was
teln ein halbes Dugend Nadeln ftriden könnte," erwiderte Nahrungssorgen find." dse Wirthschafterin geringschäßend. Sie werden es freilich
nicht tönnen?"
"
Woraus vermuthen Sie das?"
"
Weil man nur dann einen Strumpf in Ihrer Hand
Ich verlange auch nicht, sie kennen zu lernen," erwiberte bie 3ofe übermüthig. ,, Dann dürfen Sie auch nicht heirathen!" " Sie behaupten also, jede che sei mit Nahrungsforgen " Ich habe nicht so viele freie 3eit wie Sie!" Jede? Nein. Aber eine Ehe ohne Sorgen giebt es " Im Gegentheil, wenn Sie Alles zusammenrechnen, nicht, und es ist am Ende gleichgiltig, woher die Sorgen kommen. Meine Schwestern haben in dieser Beziehung schlimme Erfahrungen gemacht."
fieht, wenn Sie ihn an- oder ausziehen!"
Stehlen Sie unserem Herrgott mehr 3eit ab, als ich zum Striden gebrauche."
zu Grunde," sagte Franziska schnippisch.
Hm, vielleicht liegen Ihrem Fleiße besondere Ursachen
"
Welche?"
" Sie werden wohl bald Hausfrau werden wollen?" Bin ich es nicht schon?"
Jawohl, aber an frembem Herd."
ichen Nube.
den fein," fagte Marianne mit ihrer gewohnten phlegmatis Und so lange mir der genügt, kann ich wohl zufrie dem eigenen Herde sehnt sich jedes Menschenherz." Sie müssen es, aber Muß ist eine harte Nuß! Nach Was wissen Sie denn schon davon? Sie sind noch
H
fehr jung."
gefegnet?"
„ Aber diese Erfahrungen werden Sie nicht zurückhalten, in den heiligen Stand der Ehe einzutreten, sobald der Rechte
gekommen ist."
Marianne warf der Spötterin einen vorwurfsvollen Blick zu und die Nabeln klapperten heftiger in ben emfig
arbeitenden Händen.
"
Sie verstehen davon nichts," sagte fie, deshalb kann man es Ihnen auch nicht übel nehmen, wenn Sie recht finbisch darüber urtheilen. Vielleicht werden Sie später ein mal ambers reben, ich mag es Ihnen nicht wünschen, aber ber Uebermuth wird immer bestraft."
nicht.
Franziska lachte hell auf, fie glaubte an die Warnung
haus gebeffert verlaffen haben, verhältnißmäßig viele nur aus dem Grunde in das frühere Leben zurüdfallen, weil fie auß eigener Kraft die mannigfachen Schwierigkeiten bei Erlangung eines reblichen Erwerbes nicht zu überwinden vermögen. Den Entlaffenen sollen ihre Ueberverdienst gelber oder Arbeitsprämien durch die Polizeibehörde nur ratenweise ausgezahlt werden, damit dieselben nicht sofort vergeudet wer den und die Behörde dadurch ein Mittel gewinnt, um über den Entlaffenen wenigstens eine Beit lang eine gewiffe Rontrole ausüben zu können. Die Anweisung bestimmt, daß die Landespolizeibehörde nach Eingang der gerichtlichen Untersuchungsatten die Dauer der forrettionellen Nachhaft in der Weise festzulegen hat, daß dieselbe im Falle erstmaliger Ueberweisung auf sechs Monate und bei jeder späteren Ueberweisung jedesmal entsprechend höher bis zu der gefeßlich zuläffigen Maximalzeit von zwei Jahren auszudehnen ist, unter angemessener Berücksichtigung der individuellen Verhält
Von meinen Schwägern ist einer ein Trunkenbold, der zweite ein Mensch, der nichts gelernt hat und stets in Illuftonen schwebt, und der britte kann nicht mehr arbeiten, weil er die Schwindsucht hat," fuhr Marianne in ernftem Tone fort. Die armen Frauen müssen arbeiten wie die Last thiere, um ihre Männer zu ernähren-"
Weshalb haben sie auch solche Subjekte geheirathet?" " Subjekte? Sie wissen nicht, was Sie schwägen, bei Ihnen geht die 3unge wie ein Mühlrab, und es wird mehr Unsinn zu Tage gefördert, als sonst was." Dante verbindlicht!"
Sie sollten auf meine Worte hören, das wäre ge scheidter. Die Männer waren vor der Hochzeit gesund, tüchtig und brav, fie sind erst später durch Unglück und häus liche Sorgen so tief herunter gekommen.
,, Einen Trunkenbold kann ich nie entschuldigen!" Entschuldigen will ich ihn auch nicht, aber ich be mitleibe ihn. Es kann nicht Jeber einen starken Charakter haben, der jeder Versuchung widersteht, und hat man eins mal dem Verfucher nachgegeben, dann ist es auch nicht Jebermanns Sache, sich wieder von ihm loszureißen, und wenn an ben schwachen Mann Kummer und Sorgen herantreten, wenn das Schicksal nicht müde wird, ihn zu ver folgen, wenn er nicht am Tage und in der Nacht Ruhe findet, wenn Alles, was er beginnt, fehlschlägt und er ba= heim auch kein richtiges Verständniß findet, dann findet er ben Weg zum Wirthshause, ohne ihn zu suchen. Entschuldigen will ich das gewiß nicht, der Mann soll start bleiben und den Kopf immer oben behalten, aber erklären kann ich es mir, wenn aus einem sonst braven, nüchternen Manne plößlich ein Trunkenbold geworden ist, und wer dies Elend in feiner eigenen Familie gehabt hat, der wirft keinen Stein auf einen solchen Unglüdlichen, wenn auch alle Anderen ihn steinigen." Und deshalb, weil ein solches Elend eintreten kann,
foll ein junges Mädchen nicht heirathen dürfen?" fragte Franziska. Das habe ich nicht gesagt, ich behauptete nur, wenn ein Mädchen heirathe, so dürfe es nicht glauben, daß es nun den Himmel auf Erden haben werde."