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Dienstag, den 84 Uovember 1885.

II. Jahrg.

SerlmnVMl«!! Brgsn für die Interessen der Arbeiter.

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Da«Berliner Volksdlatt" gvw täglich Morgen« außer«ach Sonn« und Festtage». Abonnementtprei» 1 frei in'« Hau « vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35* "Wonttment 4 Mk. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntag«-Nummer mit illustr. Beilage 10 5 (Eingetragen in der Postzeituugtpreitlist« für 1885 unter Nr. 746.)

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KedaKtio«; Kenthstraße 2. Grpeditio«: Zimmerstraße 44.

�ur Stadtverordneteuwahl. % Arbeiterpartei hat für die heute tettfindeuden Wahlen folgende MUdidaten für die 3. Abthetlung aufgestellt: Rojahu, Klempnermeister,(3. Bezirk) . Kleine Markusstraße 28. seivrich Nöske, Tischler.(8. Bez.) Adalbert- | ftraße 89. �Kar Krohm, Medailleur,(10. Bez.) Berg- L viannstraße 19. Singer, Kaufmann,(12. Bez.) Linden- . straße 66. �ittand Mitan, Tischlermeister,(14. Bez.) Wienerstraße 29. Zubett, Tischler.(19. Bez.) Waldemar- j, straße 73. Kerzfeldt, Gelbgießer,(21. Bezirk) �dalbertstraße 71. Franke, Schlosser,(25. Bez.) Saar- j. vrückerstraße 6. Voigt, Tischler,(26. Bez.) Münche . s bergerstraße 32. Steindorff, Sattler.(28. Bezirk) k Warienstraße 14. �ried Schulz, Gelbgießer,(32. Bezirk) k Wienerstraße 11. Sohl, Vergolder,(34. Beziry Acker- »straße 133. '«r Kojohn, Klempnermeister,(38. Bezirk) Kleine Markusstraße 2». Sallmuller, Gürtler,(40. Bezirk) �eteranenstraße 23.

Jeuitteton. Die Hand der Kemefis.

Roman

von Ewald August König. (Fortsetzung.) & haben weiter nicht« zu bemerken?" Jon 5®i«Ph verneinte, Siegfried mußte das Verhör schließen, Vernehmung der Damen nahm er einstweilen T' er wollte zuvor mit der Generalin darüber rede». S k Arzt hatte bereit« den Rückweg angetreten, er war 'dtto*!1 �en Damen gewesen, um ihnen, so weit er dies . Z°' über den Vorfall Bericht zu erstatten. Vti&Sr,cb. konnte sich nicht länger aufhalten, AmtSge« V'W fragen, mal Sie»Idickl habe»?- von Stuckmann, als der Wage» abgefah« ZR jetzt»och nichts," erwiderte Siegfried gedanke«. �ichkxjj Dinge augenblicklich liegen, kann man jede die M�ichkeit eine« Verbreche«»?" fragte die

WUMM mein Bruder Ihnen die Gründe angegeben, aber ich finde sie zu unwahrscheinlich."

Die Zukunft der KlemhaudluerKer. IL Der von uns in Nr. 273 abgedruckte Artikel der.Preußi> schen Jahrbücher", welcher den Schwerpunkt der sozialen Frage in den Handwerkerstand verlegt, erklärt selbst, daß jedes praktische Vorgehen, jeder realisirbare, Rettung ver« heißende Vorschlag fehle, um der Roth des kleinen Mittel«, des Handwerkerstandes abzuhelfen. Durch diesen Ausspruch, den wir vollständig akzeptiren, verurtheilt der Artikel selbstverständlich auch alle zünftleri- schen,ackermännisch'kleistretzowschen" Bestrebungen, was natürlich sehr verständig ist. Der Artikel giebt aber selbst auch die Ursache an, weS- halb dem Handwerkerstand« nicht aufzuhelfen sei. Oft ge- nua sei der Nachweis erbracht worden, daß der moderne ZnoustriealiSmuS nothwendig zum Großbetrieb führe, daß von den Znhaber» der Kleinbetriebe ab und zu einer Groß- fabrikant, die Masse aber Lohnarbeiter werde. Daraus geht doch nun von selbst hervor, daß Hilfe für de« Handwerkerstand überhaupt unmöglich ist. Deshalb kommt es un« sonderbar vor, daß der Artikel- schreiber in de»Preußischen Jahrbüchern" doch noch mit einemRettung verheißenden Vorschlage" hervorttitt, dem er allerdings die Realisirbarkeit abspricht, jedoch aus Grün» den, die unseres Erachtens weniger ins Gewicht fallen. Der Vorschlag ist nun wahrlich nicht neu.Produktiv- Rohstosslagergenosienschaften" sollen durch Handwerker ge- gründet werden. WeShalb das lange Wort? Eine Produktiv- Genosienschaft hat doch gewiß ihr Rohstofflager. Halten wir un« deshalb an das einfache verständlichere Wort. Theore- tisch seien, sagt der betreffende Artikel, solche Genossenschaften schon oftmals als eine Hilfe für den Handwerkerstand fest- gestellt worden, aber sehr wenige praktische Einführungen bis jetzt erfolgt. Schulze-Delitzsch hat für Deutschland derartige Ge» noffenschaften seiner Zeit schon vorgeschlagen; er glaubte, Handwerker und Arbeiter könnten ihre Ersparniffe zusam« menlege«, Gevoffenschaftev gründen und dann mit dem Großkapital konkurriren. Ganz abgesehen, daß Lohnarbeiter gar mchtS erspare« können, sind auch diejenigen Hand- werker, welche am Untergange sich befinden und deshalb einer Genoffenschaft beitreten möchten, nicht mehr in der Lage, genügende Einzahlungen dort zu machen. Die we- «igen Keffer simirten Handwerker aber treten einer Produk- tiv-Genossenschaft deshalb nicht bei, weil sie glauben, allein für sich aus dem Handwerkerstande in de« Fabrikanten stand emporzukommen. An der Kapitalfrage scheitern somit die Privat« genossenschasten im Allgememen.

Und doch wäre« sie die einzigen, die den alten Mann zu diesem verzweifelten Schritt getrieben haben könnten," sagte die Generalin. Man kann das nicht behaupten, gnädige Frau, oft erfolgt ein Selbstmord aus Gründen, die uns ganz un- glaublich erscheinen. Uebersättigung, Lebensüberdruß" Und sollte die Furcht vor schimpflicher Entlassung nicht auch ein schwerwiegender Grund sein?" Ich will das nicht bestreiten, aber zu dieser Furcht berechttate de» Verstorbenen einstweilen noch nichts. Er wollte yeute erst die gerichtliche Untersuchung beantrage», deren Resultat er ruhig hätte abwarten können." Wußte er, daß er seine Anklage nicht beweisen konnte, so" Ich glaube nicht, daß er eS wußte, gnädige Frau, aus seinem Auftreten ging daS wenigstens nicht hervor. Die Sicherheit, mit der er die Anklage erhob und auch dann noch vertrnt, als er einen Theil der Papiere im Park wieder gefunden hatte, bewies mir deutlich, daß er seiner Sache sicher sein mußte." Aber was könnte Joseph zn diesem Diebstahl bewogen haben?" Ich weiß es nicht, die Lippen, die darüber Ausschluß gebe» könnten, sind verstummt." Die Generali» blickte gedankenvoll in die Ferne, ei» herber Zug umspielte ihre Lippen. Ich kann nicht daran glauben," erwiderte sie,aus dieser Vermuthung würden andere entspringen, die mich be- unruhigten. Welchen Eindruck hat Joseph im Zeugenverhör auf Sie gemacht?" Siegfried warf einen raschen, forschenden Blick auf den Kutscher: Franz schien der Unterhaltung nicht die min- deste Aufmerksamkeit zu widmen. Einen sehr schlechten," erwiderte er mit gedämpfter Stimme,stände er in meine« Dienste«, so würde ich ihn sofort entlassen." Frau von Stuckmann sah ihn bettoffen an, ein so ungünstiges Zeugviß schien sie nicht erwartet zu haben. Sie sagten vorhin, die Möglichkeit eine« Verbrechens

Aber wenn selbst solche aus Kleinmeistern und Hand- werkern gegründete Genossenschaften wirklich in dem Kon» kurrenzkampfe mit mäßigem, oder sagen wir mit einiger» maßen angemessenem Kapital zu arbeiten anfingen, so steht ihnen in den Aktiengesellschaften, bei welchen sich da« Großkapital in ungemessener Weise betheiligen kann und auch betheiligt, ei« unüberwindlicher Konkurrent gegen« über, der die kleinbürgerliche Produktivgenossenschaft ohne viel Federlesens unterkriegt. Das und allein das ist der Grund, weshalb die von Schulze theoretisch empfohlenen, praktisch in einigen krüppel« haften Exemplaren in die Welt gesetzte» Privat-Produktio« genoffenschaften nicht existiren können. Was aber der Artikelschreiber derPreußischen Jahr- bücher" als den Hauptgrund der Erfolglosigkeit solcher Ge- noffenschaften angiebt, ist in der That von untergeordneter Bedeutung. Als ob in einer Genoffenschaft nicht gerade so gut, wie in einer Aktiengesellschaft ein technischer Direktor angestellt werden könnte, wie in einem großen Einzelbetrieb oder in einer Aktiengesellschaft? Als ob dies nicht auch mit einem kaufmännischen Direktor geschehen könnte? Ob diese leitenden Kräfte sich unter de» Genossenschaftlern finden oder ob sie außerhalb derselben gesucht werden müssen, das wäre doch ganz gleich, wenn das nöthige Kapital sich vorfände. Also nicht an der mehr oder minder großen Geschick- lichkeit der einzelnen Genossenschaftler, oder an ihrer per» sönlichen Meinung scheitern die Privat- Produktiogenossen« schafte» a la Schulze-Delitzsch , sondern an der Kapitalfrage. Eine einheitliche Leitung solcher Genossenschaften, wobei da« einzelne Mitglied gar nicht in Bettacht kommt, setzt ja Jeder, der von der Sache etwas versteht, als selbst- verständlich voraus. E« geht also nicht, mit derartigen Genossenschaften dem Handwerkerstande auf die Strümpfe zu helfen, und ginge es, was wir entschieden bestreiten, dann doch darüber das nächste Mal.

Politische Ueberstcht. Große Korruption muß in unserer Armeeverwaltuna herrschen, wenn die von allen Selten gemeldeten Zahl- meisterverhaftungen sich bestätigen. Es soll fich um Uebervortheilunaen handeln, die sich die Zahlmeister zu Schulden haben kommen lassen. Nur durch Denunziation cineS ent- laffenen Kommis soll die Militärverwaltung Kenntniß von den vielen Veruntreuungen erhalten haben. Wie ist das bei unsc« rem strengen Militärsystem möglich und bei der sprüchwöttlich gewordenen Rechtlickkeit der preußischen Beamten und besonders der Militärdeamten? WaS war das in Preußen ein Geschrei, als die Korruption der rusfischen Militärdeamten seiner Zelt

sei nicht auSaeschlossen,. versetzte sie nach einer Pause;auf wen würde Ihr Verdacht fallen, wen» Sie diese Möglichkeit annehmen wollten?" Gnädige Frau, das ist eine verfängliche Frage, auf die ich unmöglich eine bestimmte Antwort geben kann. Wenn Sie wünschen, daß die Sache weiter untersucht werden soll, so werde ich ihr meine ganze Kraft widmen. aber fast fürchte ich, daß die Untersuchung im Sande ver» laufen wird." Nein, nein, ich wünsche das keineswegs," fiel die Generalin ihm hastig in die Rede,schließen Sie die Akte» und nehmen Sie den Selbstmord als Thatsache an. Es sei denn," setzte sie zögernd binzu,daß Beweise gefunden werden, die unzweifelhaft auf ein Verbrechen schließe» lassen." In diesem Falle ist e» meine Pflicht, die Untersuchung wieder aufzunehmen," antwortete Siegfried. Warten wir also, bis eine solche Entdeckung gemacht wird; offen gesagt, wüßte ich auch wirklich nicht/ wie das Verbrechen sich zugetragen haben könnte." Könnte der Verbrecher nicht heimlich das Gift in die Flasche gegossen haben?" Das wäre zu gewagt" Im Gegentheil. ich erblicke darin weniger eine V r- wegenheit, als ei« Feigheit de« Mörders." Der Wagen war inzwischen in der Vorstadt angekom« men, der Kutscher richtete an die Generalin die Frage, wo« hin sie zu fahren wünsche. Bitte, geben Sie ihm die Adresse Ihre« Herrn Papa'S," wandte Frau von Etuckman« sich ,» Siegfried.'' Sie wollen ihm die Ehre Ihres Besuches schenken?" fragte Siegfried, im höchsten Grade überrascht. Die Generalin nickte bejahend. Glauben Sie, daß er ihn zurückweisen wird?" er» widerte sie. Gnädige Frau, Sie wissen besser al« ich" « mich haßt- vielleicht gelingt e« mtt, ihn m versöhnen."'' 9W Der Blick Siegfrieds ruhte mit fieberhafter Spannung