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Nr. 282.

Mittwoch, den 2. Dezember 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

fcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 f. Boßabonnement 4 Mr. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illustr. Beilage 10 f. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

Würdige Arme.

Redaktion: Beuthstraße 2.

Weihnachten naht heran und überall liest man Aufrufe zur Unterfügung ,, würdiger Armen". Meist befinden sich unter diesen Aufrufen die Namen einiger Geistlichen.

Nun wäre dagegen an sich gewiß nichts einzuwenden, ba die Geistlichen ebenso berufen find wie andere Leute, ben Kindern der Armen und den Armen selbst eine Weih­nachtsfreude zu bereiten. Jedoch bei näherer Untersuchung ist diese Erscheinung nicht so ganz unverfänglich, besonders beshalb nicht, weil die Geistlichen in den verschiebenen Unterfügungskomitees die gewichtigste Stimme haben bei der Frage: Wer ist würdig", unterstützt zu werden? Und diese Frage wird meist zu Gunsten der Kirchen­gänger entschieben.

Das wissen nun die würdigen" Armen recht gut und deshalb, um unterstützt zu werden, gehen sie fleißig in bie Kirche.

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-

Da ist aber z. B. eine Arbeiterin, sie hat Unglüd ge habt, ber Mann, der ihr die Ehe versprach, ist davongelaufen, fie müht fich für ihr fleines Kind Tag ein, Tag aus reblich ab. Sie liebt das Kind über Alles, fie darbt, um das Rind zu beglüden, ihre Mutterliebe ist schön, sie ist groß, aber der christliche Paftor, der Menschenhirt", erklärt die Mermste für ein räubiges Schaf, nicht würdig" der Unter­fügung am Weihnachtsfest. Sie ist ja auch nicht einmal weil sie des Sonn­regelmäßig zur Kirche gegangen, nun tags oft arbeiten mußte und ihr geliebtes Kind nicht gern unter frember Obhut zurücklassen wollte. Oder aber, eine Arbeiterfamilie ist in Noth gerathen burch Arbeitslosigkeit und Krankheit. Mann und Frau haben genug zu thun, um den äußersten Hunger von sich und ihren Kindern fern zu halten, an eine Weihnachts Die Familie steht sonst in gabe ist nicht zu denken. Die Familie steht sonst in gutem Rufe, aber der Mann besucht die Kirche nicht, auch muntelt man davon, daß er bei den letzten Wahlen einem Sozial Demokraten seine Stimme gegeben hat. Sonst haftet nicht der geringfte Matel an ihm- boch das ist genug: die Familie ist nicht würdig, eine Weih nachtsunterstützung zu erhalten.

Das ist ein trogiger Mann, etwas finster und abges fchloffen; er hat in feiner Jugend einen Widersacher er schlagen aus wilder Eifersucht. Gebüßt hat er seine That burch zehnjährigen Aufenthalt im Buchthaus übergenug. Die Leute haben ihn nach seiner Entlassung zurückgewiesen, nur sein armes, altes Mütterchen nicht. Mit großer Mühe gelingt es ihm, wenigstens so viel Arbeit zu erlangen, um fich und das Mütterchen zu ernähren. Die Arbeit ist rauh und wenig lohnend, die man ihm giebt, weil kein anderer fte machen will. Sein Mütterchen ist frank geworden, der

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en verboten.]

Feuillefon

Die Hand der Nemesis.

Roman

Don Ewald August König  

.' ( Fortfehung.)

Das ist das Einzige und zugleich auch das Schwierigste, Geld kann ich ihm was gefchehen tann," erwiderte Stabe. Gelb kann ich ihm nicht anbieten, er hat selbst Vermögen," sobald er frei ist, muß er nach Amerita zurückreisen.

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Es war gegen die Bedingung, daß er wieder hier­her fam." jeht nichts mehr." Das habe ich ihm auch gesagt, aber Vorwürfe ändern Und ist es wahr, daß der General ein Teftament hinterlassen hat?" fragte Frau Siebel.

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"

Wer hat Ihnen das gefagt?"

Ich habe es gehört."

ber Oberst von Studmann auf sein Erbe verzichten." Wahrheit ist es allerdings, aber es scheint, als wolle

Und wenn er dies nicht thut?"

" Dann wird die Frau Generalin das Schloß verlassen." Und meine Penfion?"

m, barüber habe ich mit meiner Schwefter noch nicht gefprochen. Sie wissen selbst, daß diese Pension unter uns Beiben vereinaart wurde, und daß meine Schwester damit teineswegs einverstanden war. Sie hat die Samme immer

zu hoch gefunden!"

So wäre mir jetzt wohl die Gefahr nahe, fie verlieren

zu können?" fragte die alte Frau erregt. " Das will ich nicht behaupten."

Aber Sie wollen mir auch nicht für die Pension Wird fie verringert

garantiren!" versette Frau Siebel.

Herr Rabe."

ober mir ganz entzogen, so nehme ich keine Rücksicht mehr,

M

Auch nicht auf ihre eigene Person?"

" Meine Person werde ich zu sichern wiffen. Ich habe

2.­

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 y Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 the Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux  , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Bimmerstraße 44.

-

Lohn reicht nicht mehr aus, Weihnachten naht hier hätte der Unterstüßungsverein etwas zu thun, seine Pflicht wäre es, wenn er dem alten Mütterchen eine Weihnachtsfreude bereiten würde. Aber nein, das sind keine würdige Arme", da ber Sohn im Buchthaus gesessen hat. An das Gleichniß vom verlorenen Sohn, eines der schönsten in den biblischen Historien, denkt die heutige christliche Gesellschaft nicht, es paßt ihr auch gar nicht einmal. Ein anderes Bild!

"

Eine Wittwe, deren einzige Arbeit das Klatschen ist, bei dem bekanntlich Lüge und Verleumdung zu Gevatter ftehen, geht jeden Sonntag in die Kirche, fie betet immer gar inbrünstig und verschlingt den Herrn Pastor mit ihren Augen. Sie ist augenscheinlich das frömmste Schaf der ganzen pastoralen Heerde. Sie fäet nicht, fie erntet nicht und unser himmlischer Vater ernähret fie doch." Denn fie ift fromm". Sie spricht gut vom Pastor und der Frau Paftorin, fie lobt die Frau Rommerzienräthin, die Borsteherin verschiedener Unterstützungsvereine, als die liebenswürdigste, sanftmüthigste Frau, troßdem ihr von der felben schon mehrfach ihrer Aufdringlichkeit wegen die Thüre gezeigt worden ist. Sie tabelt überall die Gottlosen" im Lande, schimpft auf Demokraten und Sozialisten, obgleich fie nicht weiß, was das für Leute sind. Kurzum, sie ist eine Heuchlerin durch und durch, und ihre 3unge ist so giftig und spiß, daß, wenn dieselbe in eine Distel verwandelt würde, nicht einmal ein Esel fie fressen könnte.

Sie lebt blos von den Unterstüßungs- Vereinen. Wenngleich die Vorsteher und Vorsteherinnen durchaus nicht mit der Person einverstanden sind, wenngleich in allen Unterstüßungs- Vereinen ihre Abreise aus dem Orte oder ihr Verduften überhaupt einen Freudenschrei hervor rufen würde, so ist sie doch einmal durch ihre Frömmig­feit" eine würbige Arme geworden, die man nicht mehr abschütteln kann, ohne großen Standal zu erregen, und so bleibt die Alte bis zu ihrem Tode auch ein würdige Inventar sämmtlicher Unterstüßungsvereine am Orte männlichen Geschlecht giebt, ist ebenso wahr. Wir brauchen Daß es auch ähnliche würdige Arme" unter dem also unsere Schilderung nicht zu wiederholen. Die mann lichen Exemplare sind übrigens meistens nicht ganz so ges fährlich, weil man mit ihnen weniger Feberlesens macht

und sie leichter abschüttelt.

Und so, wie bie ,, würdigen Armen" vielfach die un­würdigsten sind, so sind auch die verschämten" Armen sehr häufig die unverschämtesten.

Ein allgemeiner Runstfniff der verschämten" Armen ist der, daß sie bekannten Personen unter dem Siegel der Verschwiegenheit in den glühendsten Farben,

auch über alle Eventualitäten nachgedacht und für jeden möglichen Fall meine Pläne zurecht gelegt, um im geeig­neten Augenblick nicht überrascht zu werden."

Der glühende Blick Rabe's ruhte mit durchbringender Schärfe auf ihr, ein 3ug unerschütterlicher Entschlossenheit umzuckte seine Lippen.

Und glauben Sie, ich habe das nicht gethan?" fragte er.

Ich zweifle daran nicht, aber ich werde mich auch zu schüßen wissen. War der alte Gärtner Ihnen gefährlich geworden?"

Als ob eine Schlange ihn plöglich gebissen habe, fuhr Rabe erschreckt zusammen, im nächsten Moment richtete er fich hoch auf, und seine Haltung war so drohend und herausfordernd, daß Frau Siebel unwillkürlich einen Schritt zurüdtrat. ,, Weshalb erinnern Sie mich an ihn?" fragte er. Er war auf dem Gute der einzige Diener aus jener

Beit."

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,, Und was weiter?"

"

Man sagt, er habe sich das Leben genommen."

Das ist die Wahrheit. Der Mann war ein Trunten. bold, er sollte entlassen werden, Gründe genug, bie zu solcher That verleiten können. 3weifeln Sie vielleicht baran?"

Frau Siebel schlug die Augen nieder, fie fonnte diesen flammenden Blick nicht ertragen, ber glühende Haß, der in ihm loberte, schien sie vernichten zu wollen.

" Ich habe keine 3weifel geäußert," erwiderte fie, ich fand es nur auffallend, daß ber alte Mann sich selbst bas Leben genommen haben soll."

So hüten Sie auch ferrer sich, 3weifel zu äußern," fagte Nabe in warnendem Tone, die Folgen könnten auf Sie zurückfallen, in solchen Dingen verstehe ich keinen Scherz.

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Sie wollen mir drohen," erwiderte die alte Frau, die jetzt ihre volle Fassung wieder gefunden hatte, ver. die jetzt ihre volle Faffung wieber gefunden hatte, Der geffen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe, verliere ich meine Pension, so-"

Rebensarten!" fiel Rabe ihr ins Wort. Ich drohe

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meist schriftlich, ihr Elend schildern und bitten, wenn ber hochverehrte Herr" auch selbst nicht in der Lage sei, Ab­hilfe zu schaffen, er doch bei seinen Bekannten sie und ihr Elend empfehlen möchte. Auf diese Weise gelangen dann auch die ver= bie Unterstützungsvereine, schämten" Armen denen sie dann bald zu würdigen Armen" ernannt werden. Wir sind wahrlich nicht dagegen, wenn armen Familien eine Weihnachtsfreude bereitet wird; doch möge das nicht auf dem Wege der unter der Herrschaft frömmelnder und reaktionärer Elemente stehenden Vereine geschehen, da dort meist der unwürdige dem würdigen Armen, wenn auch nicht immer mit vollem Bewußtsein vorgezogen wird. Möge Jeber selbst dafür sorgen, der ein Scherflein geben kann und will, daß es auch an den richtigen Ort gelange.

Die beste Unterfügung aber für alle Armen wird immer die sein, daß Mittel und Wege gefunden werden, um die Quellen des Elends und der Armuth mehr und mehr zu verstopfen, und das geschieht durch eine volls­thümliche Sozialreform und durch wirksamen Arbeiterschutz.

Politische Uebersicht.

Nationalliberale Blätter erklären, wahrscheinlich aus gemeinsamer Quelle, mit der größten Unverfrorenheit, daß der Deutsche Reichstag auf Berathung von Anträgen( Arbeiterschutz­geset, Verbot der Kinderarbeit), welche nur einer einseitigen Barteipropaganda nusen sollen, wohl teine Beit verwenden

dürfte und zwar das mit Recht, weil er diese Beit mit anderen Arbeiten( wohl Steuer- und Bollerhöhungen?) nußbringender Immer neue Bes für das deutsche Voll ausfüllen tann." weise für das warme Herz", welches diese Gesellschaft dem Arbeiter entgegen zu tragen vorgiebt. Doch dürfte der Reichs tag in dieser Frage fich schwerlich seiner Pflicht entziehen Lonnen.

Zum sechsten Male ist der Fiskus abgewiesen. Nach einem uns aus Halberstadt   zugegangenen Telegramm wurde der Fiskus mit seiner Klage gegen den Reichstagsabgeordneten

Seine, wegen Herausgabe der erhaltenen Diäten, koſten­pflichtig abgewiesen.

Eine neue Flaggenhissung hat auf der zu den Marschall Inseln gehörenden Insel Jaluit   hattgefunden. Die Beremonie wurde von dem deutschen Kanonenboot Nautilus" ausgeführt und sollen dadurch sämmtliche zu dieser Gruppe gehörenden Inseln unter deutsches Brotettarat geftellt worden sein. Dieje Infelgruppe liegt im Stillen Ozean und besteht aus etwa 20 bis 25 theils größeren, theils fleineren Laguneninseln, die sich sämmtlich nur wenige Fuß über den Meeresspiegel erheben; fte erftredt fich von 4 bis 13° N. und von 161 bis 173 öftlicher Länge. Sie zerfällt in zwei getrennte Hauptgruppen, Ihnen nicht, ich warne Sie nur. Und Sie werden wohl thun, wenn Sie die Warnung beherzigen, und noch einmal gebe ich Ihnen den Rath, die Verlobung zu lösen." Frau Siebel zudte die Achseln, der Gutsbesitzer wollte fich schon der Thüre nähern, haftig vertrat sie ihm den Weg. Wo find die Papiere Halm's?" fragte sie. Die Papiere?" wiederholte Rabe betroffen.

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So sagte ich," nidte die alte Frau. Haben Sie nicht daran gedacht? Halm hat von drüben jedenfalls Papiere mitgebracht, und unter diesen könnten fich Notizen befinden, bie möglicherweise ohne sein Geständniß Alles enthüllen."

Willibald Rabe hatte die Brauen hoch hinaufgezogen, er blickte die Frau eine Weile starr an, es war ungweifel haft, an diese Möglichkeit hatte er noch nicht gedacht.

Die Papiere find wahrscheinlich im Befiße des Unters suchungsrichters," erwiderte er.

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Wenn das Gericht damals sein Gepäc tonfiszirt hat, bann allerdings, aber es wäre möglich, daß dies übersehen wurde."

Es ist gut, daß Sie mich darauf aufmerksam machen," fagte der Gutsbefizer, aus seinem Brüten erwachend, ich werde mir Gewißheit darüber zu verschaffen suchen. Ueber bie Penfion rebe ich mit meiner Schwefter, feien Sie einfts weilen ohne Sorgen."

Er eilte hinaus, Frau Siebel folgte ihm mit der brennenden Kerze und leuchtete ihm die Treppe hinunter.

Unten im Korridor hörte er eine Thüre knarren, das

feiste, glatt rafirte Gesicht des Antiquars fab ihn mit bose haftem Grinsen an. Er eilte vorbei, die Bemerkung, die ihm folgte, hörte er nicht, sie war nichts weniger als schmeichelhaft für ihn.

In Fieberhaft verließ er das Haus, die Besorgnisse der ehemaligen Wärterin ließen ihm keine Ruhe.

Er begriff nicht, daß er selbst nicht daran gedacht hatte, daß er so leichtfertig darüber hinweggegangen war; jest konnte es schon zu spät sein; wenn die Papiere fich bereits in den Händen des Gerichts befanden, so waren ste natürlich für ihn verloren.