augelaffen werde, lönnen die Behörden nicht wirken. Es ift lediglich Sache der Gesellschaft, ob sie den Vertreter zulassen will oder nicht; menn fie es nicht thut, wird es wohl daran liegen, daß fie sonst auch alle möglichen Vertreter anderer Vereine aulaffen müßte, was die Ordnung bei der Einschiffung sehr ftören würde. Wollte der Verein nicht die Ham burger Behörden angreifen, sonde n ihnen die Hand zu ge meinsamer Thätigkeit für das Wohl der Auswanderer bieten, die Behörden würden ein solches Zusammenwirken ficher zu schäßen wiffen. Erft vor furzem hat der Senat ein Auswan derungsgesetz zur Regelung der ganzen Verhältniffe vor die Bürgerschaft gebracht. Auch ich habe aber, wie Herr Ham macher, den Wunsch, daß ein solches Gefes gleichmäßig für Das ganze Reich erlaffen werde. Ebenso schließe ich mich bes züglich der Aufhebung des v. d. Heydt'schen Restripts Herrn Hammacher's Wünschen an, denn das Verbot der Agenturen für Braftien tommt in der Praxis einem Verbot der Auswan derung dahin gleich.

Abg. v. Butttamer( Blauth): Ich theile die humanen Bestrebungen des Herrn Lingens vollkommen und will auch für die fittlichen und religiösen Bedürfnisse der Auswanderer geforgt wiffen, aber es müßten in dem zu erlaffenden Aus. wanderungsgesetze auch andere sehr große und berechtigte In­tereffen vertreten sein. In meiner Heimath Westpreußen   ist die Auswanderung geradezu eine Kalamität. Wie man diesen Uebeln abbelfen tönnte, ob durch gefeßlich festzustellende Mel bungspflicht bei den B- hörden, um durch das Aufgebotvers fabren etwaige Ansprüche der Arbeitgeber, Verbände, Ge richte 2c. zu eruiren, oder durch eine bessere Kontrole in den Häfen, laffe ich dahingestellt.

Abg. Dr. Barth: Die Ausführungen des Vorredners baben mir wenigstens den Wunsch sehr verleidet, in nächster Beit hier ein Auswanderungsgefeß einzubringen, denn es tönnte eine fo große Summe von polizeilichen Schikanen in das Gefes gebracht werden, daß es beffer beim Alten bliebe. Am medmäßigsten und besten bleibt es immer, es jedem Einzelnen zu überlaffen, fich seine neue Heimath aufzusuchen. Geht es ihm dort gut, dann geht es auch den Burüdgebliebenen gut, der deutschen   Industrie und der ganzen deutschen   Nation. ( Beifall lints.)

Abg. Lingen 3 bleibt auf Grund seiner eigenen Wahr­nehmung dabei, daß die Hamburger Logir und Kosthäuser für Auswanderer hinter denen anderer Seepläge, so auch Ant­werpens, zurüdstehen. Wenn es in den legten Jahren etwas beffer geworden, so sei dies der Anregung hier im Hause zu verdanken.

ob freie oder Drts. Raffen beffere Dienste leisten. Ich bin weder fanatischer Anhänger der einen, noch fanatischer Gegner der anderen: ich wäge die Vortheile ab. Ein Hauptübel­stand der Ortsfrankenlassen liegt in ibrer bureaukrati schen Drganisation und darin, daß der Arbeiter fich den Arzt nicht wählen darf. Den Vergleich der Schienenenton­ventionen mit der Haltung der Aerzte kann ich auch nicht für Autreffend erachten; ich faffe ihre Förderung so auf, daß die Aerzte, wie wir, einen gewertschaftlichen Minimallohn, bean­spruchen. Bei uns in Sachsen   wird überhaupt die Einführung der freien Kaffen außerordentlich erschwert und 3vist in die Arbeiterlaffen hineingetragen, Vielfach haben fich in den Dits faffen jene Better und Gevatterschaften breit gemacht, von denen gestern der Herr Staatssekretär sprach. Es hat sich in Sachsen   ein Verein von städtischen Bureaus- und Kaffens beamten gebildet, welcher die freien Hilfskaffen durchaus nicht anerkennen will. Der Magistrat in Dresden   befindet sich in seiner Gefolgschaft. Er will die freien Kaffen nicht zulassen, die von der Kreishauptmannschaft in Leipzig   und Dresden   ges nehmigt waren. Alle Beschwerden nach dieser Richtung haben nichts geholfen. Zuerst hat die Drtskaffe verfügt, daß die Meldestelle jede Aufnahme von Mitgliedern in die freien Hilfskaffen zuerst vom Bentralvorstande bescheinigen laffen müffe, und daß alle anderen Mitgliedschaften in den freien Hilfskaffen ungiltig seien. Nun hat eine Deputation der freien Hilfskaffen der hohen Staatsbehörde eine Be schwerdeschrift überreicht. Herr von Boetticher hat ihre Beschwerden für theilweise begründet gehalten und versprochen, zu ihrer Beseitigung beizutragen. Er hat ihnen auch ge sagt, fie möchten fich mit ihrer Beschwerde nicht an Leute wie Richter, Baumbach, Grillenberger ic. wenden, dann würden fie weiter fommen. Darüber find nun Wochen vergangen. Leider ist ja das Reichsamt gefeßlich nicht fompetent, folche Beschwerden zu beseitigen, weil es an einer Sentralbehörde für Das Krankenkaffenwesen fehlt und so die größte Verschiedenheit der Behandlung Plat greifen kann. Es geschieht alles, um freien Raffen zu ruiniren. In Breslau   will man umgelehrt Mitglieder der freien Hilfskaffen in einer Dristaffe mit nicht zulaffen, im Widerspruch den gefeßlichen Vorschriften. Ebenso ist zu beklagen, daß viele Krankenhäuser den freien Kaffen nicht das felbe billige Krankengeld bewilligen wollen, wie den Ortslaffen. Die Unterbilanz der Kaffen hängt nicht, wie der Staatssekre tär meinte, von der Verwaltung ab, sondern von dem schlechten Lohn und der mangelnden Arbeitsfähigkeit der Arbeiter. Wenn die Arbeiter beschäftigungslos find, werden fie leichter frant und fallen dann nothwendig den Kaffen mehr zur Laft.

Abg. Woermann: Daß Herr Lingens die Lage des Auswandererwesens hier im Hause schon Jahre lang zum Gegenstande seiner Ausführungen gemacht hat, habe ich nicht gemußt; im vorigeu Jahre hat bei der dritten Lesung des Etats der Staatssekretär v. Boetticher seine Angaben meiner Anficht noch hinreichend widerlegt. Und wie steht es denn 3. B. bei den großen Wallfahrten der Katholiken, wo plößlich 1. so große Menschenmaffen zusammenftrömen? ift denn da stets für ausfömmliche Räumlichkeiten gesorgt?( Heiterkeit bei den Nationalliberalen.)

Abg. Hammacher: Ich habe eine Aufhebung des v. b. Heydtschen Restripts, um die deutsche Auswanderung dahin zu leiten, nicht gewünscht. Andererseits tann ich nicht anerkennen, daß der Busammenhang, die Fortdauer der alten und die Anknüpfung neuer Beziehungen mit dem Mutterlande nicht ebenso vorhanden sein sollte bei den nach Nordamerika  ausgewanderten Deutschen  . Ich beabfichtige bei der Berathung des Etats des Auswärtigen Amis um Wittheilungen darüber au bitten, wie unsere Konsuln in Porto Alegre   u. f. w. über Die Thunlichkeit der Auswanderung nach den dortigen Ges genden denken.

Das Kapitel wird bewilligt. Bum Kapitel 10,, Statistisches Amt" beantragen die Abgg. Baumbach und Schrader:

den Heirn Reichstanzler zu ersuchen, die Ergebnisse der Bu fammenstellung und Verarbeitung der Jahresabschlüsse der Rrantentaffen, sowie ihrer Uebersichten über die Ver ficherten und über die Krankheitserscheinungen pro 1885 dem Reichstag seiner Beit mitzutheilen.

Abg. Baumbach: Eine ausführliche Begründung des Antrages ist wohl nicht erforderlich. Bei teinem neueren Gesez liegt der Schwerpunkt so sehr in der Art der Ausführung wie bei dem Krankenkaffengefes; feines läßt dem Ermeffen der ausfüh renden Behörden so weiten Spielraum. Schon ein Jahr nach dem Erlaß des Gesezes liefert die Art der Ausführung ein anderes Bild, als man fich im Reichstag davon gemacht hatte. Die Gemeindeversicherung sollte nach dem Willen des Gesezes nur fubftoiär eintreten; thatsächlich ist vielfach der Schwerpunkt ber ganzen Organisation in die Gemeindeversicherung gelegt, mätrend er in die Ortstrantentaffen verlegt werden sollte. Die Gemeindebehörden würden eine Bei langsamung des Tempos der sozialpolitischen Gesetzgebung freudig begrüßen und haben daher die von Herrn v. Boetticher abgegebenen Er­flärungen sehr gern gebört. Unser Antrag wünscht nicht das bloge Bahlenmaterial, sondern eine offi telle amtliche Mittheis lung und Verarbeitung der gesammten Ergebnisse. Es werden uns ja jetzt die Weißbücher über unsere neuen überseeischen Erwerbungen mitgetheilt; noch danfene werther vielleicht als diese würde ein Weißbuch über die Ausführung des Kranten laffenges Bes sein.

und jest, wo endlich etwas Arbeit und Verdienst vorhanden ift, macht das entfesselte Element ihre ganzen Hoffnungen zu Schanden. Das Weignachtsfest wird für diese Familien ein recht trauriges werden.

Ein adeliger Hundefänger, Namens Richard Karl Alphons von Kasemir, wird von der tgl. Staatsanwaltschaft beim Landgericht II Berlin fleckbrieflich verfolgt, weil derselbe fich einer ihm zudiktirten Gefängnisstrafe durch die Flucht ent zogen hat.

Unter der Spitmarke Strenge Kälte" schreibt der Hamburger Meteorologe der Voff. 8tg.": Der Witterungs Charakter der letzten Tage zeichnete fich vor Allem durch die Kälte der weftlichen Winde aus. Während zu anderen Beiten Westwinde sofort Thauwetter zur Folge haben, weil dieselben dann warme Luft vom Dean herbeiführen, fant in diesen Tagen trop der westlichen Winde die Temperatur. Die Nieder schläge fielen als Schnee und nun folgte bei nachfolgend heiterem Himmel durch die nächtliche Ausstrahlung scharfer Frost. Herbeigeführt war die auffällige Kälte des Westwindes durch den hohen Druck über dem Dzean und England. Daselbst webten Nordwinde, welche in ihrem weiteren Verlauf nach West umbogen und bei uns als Westwinde auftraten. Diese Luft stammte also troß ihrer bei uns aus Weft kommenden Richtung nicht aus warmen Gegenden, sondern aus nördlichen Breiten. Nun hat sich der hohe Drud auch in Standinavien und in Deutschland   ausgebreitet und veranlagt bei östlichem Winde heiteren Himmel. Wegen der hellen Nächte, der schwachen nordöstlichen Winde und der vorhandenen Schneedede liegen also die Verhältnisse für Kälteentwickelung sehr günstig. Das Frostgebiet umfaßt deber ganz Europa   mit Ausschluß des äußersten Westens und Südens. Die Temperatur fiel in Hamburg   auf 9 und 7 Grad Kälte. Während aur Zeit der Drud hier noch in Bunahme begriffen ist, geht in Nord Standi navien eine Depreffion vorbei, welche zur Seit die Witterung in Deutschland   noch nicht bedroht.

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Einem Federviehhändler wurden in der Nacht vom 10. zum 11. d. Mts. aus seinem Geschäftsteller in der Grena dierstraße ausgeschlachtete Gänse und gepödelte Keulen und Brüste im Werthe von 300 M. in der Weise gestohlen, daß die Diebe die Keller fenster einschlugen und eine Thür im In nern des Kellers mit Gewalt erbrachen. Die Diebe wurden unmittelbar nach Ausführung der That von Kriminalbeamten welche von dem geplanten Einbruch Kenntniß erhalten hatten, ergriffen als fie im Begriff waren, die in zwei Säde gepadte gestohlene Waare aus einer Droschte zu entladen. Beide wur den zur Haft gebracht.

Schon jest denkt man an manchen Orten an eine Beschränkung Vereine und Versammlungen.

der Unterstügungen. Ich hoffe, daß recht bald von Reichs­wegen diesen und anderen Uebelständen abgeholfen wer den wird.

Staatssekretär v. Bötticher: Ich habe den erwähnten Vorwurf gegen die Kaffenvorstände in solcher Allgemeinhei: gar nicht erhoben, im& gentheil bin ich nach den bisherigen Erfahrungen in Summa der Ueberzeugung, daß die Ausführung des Gesetzes fich überwiegend günstig gestaltet hat. Auch so wäre der Reichstag   in der Lage, seine kritischen Bemerkungen an Diese Statistik zu knüpfen. Ist die Majorität des Reichs­tages für den Antiag, so werde ich daraus teinen casus belli machen.

Staatssekretär v. Boetticher: Die Beschwerde, von der der Vorredner sprach, ist beim Herrn Reichsfangler einges gangen. Wenn die Aeußerung der sächsischen Regierung vor liegen wird, werden wir entscheiden, was wir für richtig erfennen. Daß ich dieser Entscheidung irgendwie vorgegriffen, ift nicht richtig. Ich habe der Deputation nicht gesagt, ich hielte ihre Beschwerde für gerechtfertigt. Ich pflege so etwas nie zu thun, eingedent des Sages: eines Mannes Rede ist feine Rede". Ich habe den Leuten auch nicht gefagt, fte leine Rede". Ich habe den Leuten auch nicht gesagt, fie möchten fich nicht an Richter oder Baumbach, sondern an mich wenden, dann würden fte eher zu ihrem Recht tommen. Ich habe früher einmal im Reichstag gesagt, wenn Die Herren lieber den Instanzenweg beschritten, dann würden sie eher zum Ziel gelangen, als durch Erklamationen im Reichstage. Daran haben mich die Betenten erinnert und gesagt: Wir wenden uns nicht an Richter und Baumbach, sondern an Ew. Exzellenz.( Große Heiterleit).

Abg. Size: Ich halte es für genügend, wenn diese Publikationen Denen zugänglich gemacht werden, die fich im Reichstage für die Materie inte efftren. Ich wünsche aber die Statistit auf möglichst zahleiche in Betracht kommende Fragen ausgedehnt zu sehen. Eie muß uns e ne vergleichende Ueber ficht der Morbiditätsverhältnisse der Arbeit r überhaupt der Arbeiter in den einzelnen Industriezweigen und Industrie zentren ermöglichen; vielleicht tönnte auch eine Statistit der Krankheiten gegeben werden. Jedenfalls wird auch in diesem Puntt die Statistik mitbestimmend darauf wirken, ob die Sosialieform ein langfameres oder ein noch be schleunigters Tempo anzunehmen hat.

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Abg. v. Malzahn Gülz: Ich kann mich für den Antrag Schrader nicht erklären. Die amtliche Statistik in den grünen Buchern wird vollständig genügen.

Die Ausgaben für das städtische Amt werden hierauf be willigt. Ueber den Antrag Baumbach- Schrader wird erst in britter Lesung abgestimmt werden.

Um 5% Uhr wird die weitere Berathung des Etats auf Montag 1 Uhr vertagt.

Parlamentarisches.

Die sozialdemokratische Partei des R ichstags beantragt zur zweiten Beratbung des Etats, im Militäretat in Kap. 31 Der Ausgaben Verpflegung der Eisaß und Reservemann fchaften 2 276 726 D.) 2 150 000 M. mehr auszuwerfen, und zwar als folgenden neuen Titel: Für die Familien ber zur Uebung einberufenen Reservisten und Land. webrleute: für Preußen 2 000 000 m., für Sachfen 100 000 M., für Württemberg 50 000 M." Dem Titel soll folgende Anmerkung beigefügt werden: Das Geld wird als Berechnungsgeld bewilligt. Die Kriegsministerien haben auf Ansuchen der Betheiligten nach Bahl der Familienglieder und rach der Vermögenslage aus diesem Fonds einen ausreichenden Unterstüßungsbeitrag zu leisten, dem der Verdienst der zu den Truppen eingezogenen Reservisten oder Landwehrleute zu Grunde au legen ist."

Abg. Schrader: Wir haben ein hervorragendes Inter effe daran, eine ausfübiliche Statistik gerade für das erste Jahr zu erhalten; später wird die Mittheilung einer solchen Der nur noch für größere Zwischenräume erforderlich sein. Grund der Mißerfolge der Dtstassen liegt doch wohl laum in mangelhafter Verwaltung. Diese Kaffen können vor Allem bei ihrer großen Ausdehnung schwer Simulationen verbüten. Ich will nur furs bemeifen, die Staateeisenbahnen befinden fich den Schienentoalitionen gegenüber genau in derselben 3wangslage. Die lepteren haben ihr Betie stets nach Maß gabe des Bolles bemessen und den Staat gezwungen, die Echienen abzunehmen, während fie nach auswärts ftets billiger lieferten.

Abg. Strudmann: Ich bin zwar der Ueberzeugung, daß das Krankenkaffengefes in einer ganzen Reihe von Bunt ten wird abgeändert werden müßen, dennoch glaube ich, lönnen wir heute schon sagen, daß es fich wohl bewährt.

Abg. Kayfer: Ich halte es für falsch, einen Gegensat zwischen Dits- und freien Kaffen aufzuftellen. Wir stehen auf bem Standpunkte, daß sämmtliche Kaffen die Aufgabe haben, zum Wohle der Arbeiter zu dienen. Ein Urtheil über die Wirksamkeit der Kaffen läßt sich erst in Jahren abgeben, und

Lokales.

Deute

Von Herrn Max Kreuz erhalten wir folgende Bu schrift: Geehrte Redaktion! Die Bemerkungen des Reichs tagsabgeordneten Hasenclever zwingen mich, eine Berichtigung zu machen, welche schon gestern erfolgen mußte, wenn man ein Freund von derartigen Berichtigungen ist. Der Bericht in Nr. 288 ift insofern unrichtig, als ich sagte: Ich bin im Laufe des Tages angegangen, eine Erflärung abzugeben, wie Hasen clever Träger seinen Freund nennen lann, ich ausdrüdlich her vorhob, vom Standpunkte des Menschen und Gesellschafters, nie aber vom Parteistandpunkt aus. Daß ich diesen Stand punkt auch dem größten Gegner gegenüber vertreten habe, weiß derjenige am besten, der mich lennt. Der Ausdrud beschränkt oder banaufisch fann mich daher nicht treffen, denn ich befige ein gut Theil Verständniß für alles Eple und Freifinnige. Eng herzig mag die Frage gewesen sein, doch weitgehend war meine Antwort darauf. Wenn dann Herr Hasenclever durch die bes sonderen Verhältnisse im achten Bezirk dazu gekommen ist, ben Ausspruch Gegen die Reaktion" zu machen, so hielt ich es für meine Pflicht, die dortigen Genoffen an unser Programm au erinnern, daß alle andern Parteien uns gegenüber eine realtio Ge näre Maffe find. Man hat der Partei Pickenbach mehr wicht beigelegt, als sie es verdient, denn der Beveis ist ers bracht, daß diefelbe an uns einen Damm gefunden hat, über den sie nicht hinauskommt. Um nun in nachfolgender Beit mit guter Waffe die gegenüberstehenden Barteien angreifen zu können, hielt ich es für richtiger, Wahlenthaltung zu empfehlen, und feinen Unterschied zwischen Realtion machen. Ich befinde mich ebenfalls hier im Einverständni mit vielen Genossen. Ich ersuche daber eine geehrte Redaktioth zur Vermeidung von Mißverständnissen dieses der Deffentlic feit zu überliefern. Mit vorzüglicher Hochachtung Mar Kreus Wir haben dieser Erklärung beizufügen, daß fie durchaus nicht febr viel zur Klarstellung der ganzen Sachlage beiträgt. Die Arbeiter Berlins   fügen sich eben dem Beschluß des von ihnen selbst erwählten Komitees und damit basta.

Sechs Monate unschuldig im Gefängniß. Vor un­gefähr sechs Dionaten wurde von dem Boden des Hauses Stalizerftr. 5 für angeblich 500 Mart Wäsche gestohlen. Bu derfelben Beit arbeiteten auf dem Dache des genannten Hauses der Dachdeckermeister A. Schöneich und dessen Gefelle Friedrich Krausnid und wurde Letterer von einer Mietherin deffelben Hauses als der Dieb beschuldigt, und da dieselbe vor Gericht Die Aussage machte, welche fie mit einem& de bekräftigte, daß fie den Dachdecker Krausnid mit Sicherheit als diejenige Person wiedererkenne, welche fie am Tage des Diebstahls mit einem gefüllten Sad vom Boden des Hauses Staligeritraße 5 babe fommen sehen, wurde Kausnic, welcher bereits fünf Monate in Untersuchung gefeffen hatte, zu drei Jahren Buchthaus ver urtheilt. Bufällig ist es nun der Kriminalpolizei gelungen, den wirklichen Dieb zu ermitteln und festzunehmen. Derselbe hat bereits ein umfangreiches Gefständniß abgelegt und find auch verschiedene Gegenstände, welche von dem Diebstahl her rührten, in seinem Beftz gefunden worden. Krausnid ist nun zwar nach sechs Monaten verbüßter Strafe entlassen worden, Doch in welchem Zustande fich seine Häuslichkeit befindet, fann von dem Hauswirth mit man fich denken, wenn die Frau Den Worten gefündigt wird; Spigbuben dulde ich in meinem hause nicht" fich gezwungen fah, Alles, was fte irgend entbebren fonnte, aus Stoth zu verkaufen. Ist hier nicht wieder von Nuem die Frage am Page: Wer entschädigt denn nun den unschuldig Verurtheilten? Die Dachdecker jedoch mögen nun endlich einmal die Warnung beherzigen, die Arbeit auf dem Dache nicht früher zu beginnen, bevor nicht der Boden von Wäsche geräumt ist.

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Ein großes Schadenfeuer wüthete in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend' auf dem Grundstück Ruppinerstr. 9,

Verein der Modelltischler, Aderstr. 63. Montag Abend 8 Uhr: Vortrag des Herrn Ingenieur Paul Baftine über ,, Verzahnungen". Gäfte willkommen.

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Die Möbelpolirer veranstalten morgen Abend 8 br eine öffentliche Bersammlung bei Keller, Andreasstraße 21. Tagesordnung: 1. Vortrag über Aufgaben und Vortheile einer Gesammtorganisation." Ref.: Herr Michelsen. 2. Konftituirung des Verbandes der Möbelpolirer Berlins   und Umgegend. 3. Aufnahme von Mitgliedern für den Vorstand. 4. Wahl eines provisorischen Vorstandes.

Die Kartonarbeiter werden am Montag, den 14. d. M in Eberbach's Lotal, lumenstr. 56, eine Versammlung abe halten. Da die Neuwahl der Kommission und andere wichtige Angelegenheiten auf der Tagesordnung stehen, so ist eine gut besuchte Versammlung zu erwarten.

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Fachberein der Tischler. Versammlung Montag, den 14. Dezember, Abends 8 Uhr, in Säger's Salon, Grüner Weg 29. Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Predigers emer. Kendziora über: Schiller's ästhetische Erziehung Menschen". 2. Diskussion. Verschiedenes. Fragelaften. Gäste willkommen. Neue Mitglieder werden aufgenommen. Große öffentliche Versammlung sämmtlicher Sattlers meister und Gesellen am Sonntag, den 13. d. Wis., Vorm. 10 Uor, in Gratweil's Bierhallen, Kommandantenstr. 77/79. Tagesordnung: 1. Bericht der Kommission über: Die Lohns und Arbeitsverhältnisse innerhalb unseres Gewerks." 2. Disfuifion. Arbeiter Bezirksverein Südoft". Die Vereinsver fammlung am Mittwoch, den 16. D. Wtts., fällt aus. Die Herren, welche an der Partie nach Marienfelde Theil nehmen, versammeln sich am Sonntag früh 8 Uhr bei Stramm, Sta ligerstraße 18.

Gewertschaft der Metallarbeiter Berlins   und Um gegend. Große öffentliche General Versammlung fämmtlicher Metallarbeiter Berlins   und Umgegend am Sonntag, den 13. Dezember 1885, Vormittags 10% Uhr, im Wedding- Part Müllerstraße 178. Tagesordnung: 1. Bwed und Biele der

Gewerkschaft. 2. Disfuffton. 3. Berschiedenes.

Der Arbeiter- Bezirksverein im Westen Berlins   hält am Montag Abend seine legte diesjährige Vereinsversammlung zu ab. In derselben wird Herr Schweiger über die Ueber den Feiertagen ganz besonders aufmertiam gemacht.

Verein zur Wahrung der Intereffen der Kiften und Koffermacher. Mitgliederversammlung Montag Abend 8% Upr in den Arminhallen", Kommandantenstraße 20. wo fich die Knopffabrit von Siegel und Komp. befindet. Beide Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Dr. Lüttgenau. 2. b rechnung vom legten Streit der Erdmann'schen und Fugh'ichen

Fabriten sind derartig beschädigt, daß an eine Fortiezung der Arbeit nicht gedacht werden fann. Durch dieses Unglüd werden ungefähr 80 Knopfarbeiter und 20 Maschinenbauarbeiter brod

vor der Thüre stehen und für die Arbeiter somit feine Aussicht

Riftenfabrit. 3. Verschiedenes und Fragelaften.

los. Dies ist um so bedauerlicher, da die Weinachtsfeiertage Kürschner, Posamentirer, Schum und Handschuhmacher   feiert Der Kranken- Unterstüßungs- Bund der Schneider vorhanden ist, daß fie vor den Feiertagen irgend welche Ar nachtsfeiertag) in der Berliner   Reſource, Rommandantenftr. 57. beit finden. Gerade jest geht die Knopffabrikation am flottesten, Daffelbe besteht aus Konzert, Ball und Weihnachtsbescheerung sein diesjähriges Weihnach sfeft am 26. Dezember( 2. Weib

mancher Arbeiter hat monatelang auf diesen Moment gewartet

für Kinder.( Siehe Inserat am Dienstag.)

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