Kr�sW. Freitag, de« 18. Dezember 1883. II.Iayr� cllmrWlisbNI Krgsn für dir Interessen der Arbeiter. 4 Jnsertiousgebühr bettägt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bei arößeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate werden bis 4 L,. ZtachmittagS in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Anno«««c Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen. KedaKtio«! Deuthstraße Ä.— Expedition: Zimmerstraße 44. GT&m Nergiüzte Feiertaze! So tönt es von allen Seiten hinter den Reichsboten her, die für die fröhliche Weihnachtszeit„zu Muttern" eilen, um sich einmal auch mit anderen Dingen als mit der lei- digen Politik zu befasse«. Auch wir, die wir von dem Be- ruf und von den Leistungen des deutschen ParlamentariS« muS keine so günstig« Meinung haben, als die übrigen Tageblätter, schließ-n unS dem Wunsche an, umsomehr, als wir der Ueberzeugung find, daß so mancher Reichsbote als Familienvater und HauShaltungSvorstaod, oder in seinem bürgerlichen Beruf für Vaterland und Menschheit viel Vor t-leilhaftereS leistet, denn als Parlamentarier und Polv tiker. Aber wir glauben andererseits auch, daß unsere Reichs* boten vergnügte Feiertage nöthig habe». Wen» sie wieder kommen, werden die ruhigen Tage, an denen man höchstens über Langeweile und über die Trockenheit der zu behandeln« den Materie zu klagen hat, vorüber sein. Dann wird ein parlamentarisches Uagewitter«ach dem anderen heraufziehen; es wird donnern und blitzen. Für die zaghafte« Seelea werden schwere Tage kommen; die Muthigen und Selbst« ständigen aber werde« viel Ergötzliches erlebe«. Die letzten Sitzungen de« Parlaments vor den Ferien haben eine ganz eigenthümliche Erscheinung aufzuweisen ge« habt: die rasche Erledigung de» M i l i t ä r e t a t«. Man war so überraschend schnell damit zu Ende, daß der Präsident die Ferien einen Tag früher beginne« lassen wnnte, ai « er gehofft hatte. Früher rief gerade der Ailitäretat lange und weitschweifige Debatten hervor; dies« Wal wurde über wichtige Posten ohne Debatte ent« schieden. E« ist nicht zu verkennen, daß sich langsam, sehr langsam, aber doch fühlbar in den Anschauungen über die Anforderungen des Militärsystems eine Umwandlung voll« zieht. Wen« früher die Militärverwaltung neue Mittel verlangte— und ist wohl eine Session verflossen, in der sie keine verlangt hat?— so sangen die Nattonalliberalen und �konservativen das alte Lied vom Erbfeind jenseits de« Rheins , der besser bewaffnet fei, als Deutschland , und man erreichte gewöhnlich, was man gefordert hatte. Das ist nun anders geworden. Nattonalliberale Reden„ziehen" nicht mehr und konservative auch nicht, vielleicht noch weniger in diesen Dingen. Aber auch die allgemeine Stimmung hat sich geändert. Man erinnere sich nur an den Antrag der sozialdemokratischen Abgeordnete», der dahin ging, den Familien der zu Uebungen eingezogenen Reserve-Mann- schafte» für die Dauer dieser Uebungen eine Unterstützung oder Entschädigung zu gewähre«. Der JeuMelon. Die Hand der ZUmefis. Roma» 56 von Gwald Augnst König. (Fortsetzung.) . In den Auge» der schönen Frau blitzte der Zorn >ah auf.% „Auch da» noch?" fragte sie mit bebender Stimme. »Dadurch wird allerdings dem Fasse der Boden auSge« 'vßea. Wie viel fehlt?" .20000 Tbaler." V**»«. „Und wie groß ist der Rest meinet Vermögen«?" a8te sie nach einer geraumen Weile. „80 000 Thaler. Der Verlust kann durch gewissen» Me Verwaltung der Zinse» binnen einige» Jahre« auSge« "chen werde», gnädige Frau—" ,„Dieser Verlust schmerzt mich nicht," fiel die Generalin � in'« Wort,„mir bleibt ja immer noch ge- aber die Entdeckung, die an ihn sich knüpft, hat «wen, Herzen eine Wunde geschlagen, die nie vernarben "«len emes Vorwurfs, sie mup«-» v..,. j;" - machen!" fuhr die schöne Frau fort, ,ndem sie ihm die and bot. „Und was«ollen Sie au« thua?" fragte der alte «r». ,.c•* „Sie wollen ihn nicht zur Rechenschaft ztehen? Herr KriegSminifler glaubte de« Antrag in höchst schneidiger Weise abgefertigt zu haben und Herr von Köller, der Spaß» wacher der Konservativen, suchte ihn völlig zu begrabe». Aber Beide täuschten sich vollständig; eS erhoben sich rechts und links Stimmen, die zwar mit der Form des Antrags der Sozialdemokraten nicht einverstanden waren, aber doch seinen Inhalt und seinen Grundgedanken für durchaus richtrg und zeitgemäß erklärten. Sogar National- liberale und Freikonservative waren dafür, daß man de» Antrag nicht ablehne, sondern ihn an die Budget-Kommissio» verweise, was denn auch mit ungeheurer Majorität geschah. Die über diesen Erfolg erfreuten Arbeitervertreter sahen eben so heiter drein, wie die militärischen Komissarien und die Bundesrathsmitglieder ernst und düster auf das Haus blickte«, das sich mit Ausnahme der Deutsch « Konservativen für den von den Regie* rungSsitzen so sehr bekämpften Antrag im Prinzip aussprach Dieselbe Stimmung kam in der Mittwochsitzung zum Aus- druck. Der Kriegsminister und die ihm beigeordneten Mili- tärS gaben sich große Mühe, durch reichlichen Aufwand von Beredtfamkeit das HauS für ihre Mehrforderunaen zu ge* wianen; allein es gelang nicht. Auch die so vielumstrittene Unteroffiziervorschule zu Neu-Breisach, die der ReichSta; nun schon dreimal abgelehnt hat— sie soll 289 000 Mari kosten— fand keine Zustimmung trotz der dringenden Empfehlung de» Herrn Kriegsminister»; sie wurde sch w e i- g e n d zum v'erten Male abgelehnt. Man darf freilich nicht vergessen, daß daS sonst immer vorhandene Redebedürfniß der Herren Reichsboten durch den dringenden Wunsch, nun bald„zu Muttern" zu kommen, in den Hintergrund ge- drängt worden war. Die Militärverwaliung mag daraus ersehen, daß es für sie immer schwieriger werde» wird, höhere AuSgabeposte» für militärische Zwecke zu erreichen, wenn selbst die Nationalliberalen anfangen, bockbeinig zu werden. Das liegt aber in der Natur der Sache. Die zunehmende Verarmung des Volkes kann auf die VolkSver- treter nicht ohne Eindruck bleibe«. Aber wehe, wenn die Herren Reichsbote« wieder auS den Ferien komme». Dana wird ihnen sicherlich eine ge- waltige Strafpredigt seitens des mächtigen Kanzlers nicht erspart bleibe« und von manchem nationalliberalea Helden wird man singen und sagen, was der alte Homer zuweilen von feine» reisige« Kämpfern meldet: „Ihm erzitterten Herz und Knie«!" Man amüsire sich also„bei Muttern" so gut als mög- lich; nach Neujahr hört der Spaß auf und e« wird unge- müthlich. „Nein, zwischen ihm und mir sst fortan da« Tischtuch zerschnitten." „Aber er muß erfahren, daß Sie den Betrug entdeckt haben," sagte der Oberst mit leisem Vorwurf. „Wozu? Er kann das ja mit Sicherheit annehmen. Wa« würde durch Vorwürfe und Drohungen geändert? Nichts! Das Geld ist vergeudet, in die Hände der Wucherer gewandert, ersetzen kann er e« nicht, ist es da nicht veraünf- tiger, daß ich die zwecklose Auftegung mir erspare?" Der Oberst schüttelte das Haupt, er würde in diesem Fälle energischer gehandelt haben. „Und halten Sie eS jetzt nicht für Ihre Pflicht, Fräu- lein von Lossow zu warnen?" fragte er. „Nein," erwiderte die Generalin fest und ruhig,„so groß auch die Schuld meines Bruders ist, an de» Pranger will und darf ich ihn nicht stellen. Und ich bitte auch Sie um Verschwiegenheit, Herr Oberst, Zhr ritterlicher Charakter bürgt mir dafür, daß Sie mir die Erfüllung dieser Bitte nicht verweigern werde», so schwer auch die Zusage Zhnm fallen mag!" „Baron von Lossow ist mein Freund—" „Sind wir in dieser Angelegenheit von irgend einer Seite um Rath gebeten worden? Die Verbindung wurde ohne unser Wisse« und Zuthu« geschlossen, und eine offizielle Anzeige ist uns bis heute nicht gemacht worden. Oder hat Herr von Lossow mit Ihne» darüber berathen?" „Im Gegeotheil, meine« verblümte« Fragen ist er aus« gewichen." „So haben Sie auch keine Verpflichtungen ihm gegen« über. Und ist e« den« nicht möglich, daß mein Bruder in geregelte» Verhältnissen die verderbliche Bahn verlasse« wird? Herr von Lossow und Ella werde» ihn gewiß überwachen, sie sind Beide keine schwachen Naturen, die zu Allem, waS ihnen etwa nicht gefällt, schweigen." „Um so schlimmer für de« Frieden dieser Ehe!" „Nun, ich denke, die Fehler und Schwächen werde» schon vor der Hochzeit erkannt werden," erwiderte die Ge- neralia ernst,„und Selbsterkenntniß führt in den meisten Fälle« zur Besserung, Der Betrug, den mein Bruder an mir verübt hat, giebt mir kein Recht, seine ganze Zukunft Volitische Urberstcht. DaS Projekt eines ReichS-Branntwein-MonopolS hat in den weitesten Kreisen große Aufregung bervorgerufen, größere noch, als seiner Zeit das Tabakmonopol-Projert. Die ungefähr 4000 Branntweinbrenner würden auf Reichsunkosten einen enormen Vortheil ziehen, und diese Zuwendung läßt fich auch dadurch nicht rechtfertigen, daß man fie als der Land- wirthschaft im Allgemeinen gewidmet hinstellt. Daß der Branntwein ein für höhere Besteuerung sehr geeignetes Objekt ist, hat man von Liberalen oft genug betonen gehört; doch ist ebenso oft darauf hingewiesen worden, daß es nicht angängig sei, die Steuer anders als an der Quelle, d. i. bei dem Pro- duzenten zu erheben. Es geht nicht an, daß auch hier wieder der kleine Mann, welcher doch vorzugsweise der EchnapS*Kon- sument ist. mit der Auszeichnung bedacht wird, den Löwenan- theil an den Lasten zu tragen, während die großgrundbefitzen- den Produzenten fich mit dem Reiche in den Ertrag thetlen. glicherweise m'"'""""' ____.--u—..., w.«»«»*»v»» Möglicherweise wird, wie seiner Zeit zur Empfehlung deS Tabak-Monopols, so hier zur Empfehlung des Branntwein- Monopols gesagt werden: es könne von einer unbilligen Be- lastung des armen Mannes nicht die Rede sein, da eS in eines Jeden Belieben stehe, auf den Branntweingenuß, wie auf daS Rauchen zu verzichten. Das ist falsch. Kein Gesetz und keine wirthschastliche Einrichtung ist im Stande, eine weitverbreitete und eingewurzelte Gewohnheit zu beseitigen. Die Gewöhnung an das Rauchen und an den Branntweingenuß ist vorhanden, und wenn man Tabak und SchnapS vertheuert, so ist die Folge einzig der thatsächliche Zwang, nicht etwa weniger zu rauchen und weniger zu trinken, sondern schlechteren Tabak zu rauchen und schlechteren Branntwein zu trinken. In England und Rußland ist in Folge einer enormen Steuer der Genuß eines die Gesundheit zerstörenden Fusels in traurigem Maße verbreitet. Zu dem gleichen Resultate würde man auch bei ___ �» pwvwvmfvw IS»V|»VMtrW IIIWII UMUf W k uns kommen, und wir hätten nicht die Entschuldigung, daß die Einrichtung von alter Zeit her übernommen, auch nicht, daß fie in einer staatswirthschaftlichen Zwangslage getroffen ist, und überdies müßten wir gestehen, daß ein erheblicher Theil des Ertrages zur weiteren Bereicherung reicher Leute dienen soll. Ueber die Fütterung der Reptilien für 1886 wird, wie sämmtlichcn Reptilienblättem durch ein autographirteS Zirkular deS Berliner PreßdureauS mitgetheilt wird, erst am 26. Dezember entschieden.— Ein solches Zirkular ist, nach der «Freis. Ztg.", zufällig der Redaktion deS„Fräuk. Kour." in die Hände gefallen. Dem betreffenden Zirkulare war auch noch eine schriftliche Mittheilung beigefügt für ein von dem„Fränkischm Kourier" nicht genanntes süddeutsches Reptilien blatt. Darin spricht die Verwaltung des Reptiliensonds ihre Verwunderung darüber aus, daß die Befitzer des Blatte?, die doch notorisch reiche Leute seien, von ihren Opfern sprächen und doch mit jedem Quartale alS um Subvention Nachsuchende erscheinen; über» Haupt sei es auch im Berliner Preßbureau bekannt, daß daS betreffende Blatt eine Subvention von der(süddeutschen) Landesregierung durch die Zuwendung der amtlichen Inserate erhalte, da man auch in Berlin recht gut wisse, daß diese Zu- zu vernichten, die Hoffnung, daß er fich bessern werde, darf ich nicht fallen lassen." Der Oberst hatte die Brauen ernst zusammengezogen, aber der Eintritt Siegfrieds hinderte ihn, die Antwort zu geben, die ihm auf der Zunge schwebte. Mit lebhafter Freude ging er ihm entgegen, um ihn in seine Arme zu schließen. „Läßt Du Dich endlich auch einmal blicke«?" fragte er scherzend,„lauge genug hast Du mich warte« lassen!" „Dasselbe könnte ich Dir mit größerem Recht sagen." erwiderte Siegfried, nachdem er auch die Generali» degrüßt hatte.„Mich bindet mein Amt, und in den letzten Tagen hatte ich die Hände voll. Man vermißt Dich überall, Papa, auf der Parade, an der Tafel und im Klub." „Wirklich? DaS ist ein gutes Zeichen!" lachte der Oberst.„Nun, Diejenigen, welche mich vermisse«, sollen sich nicht über mich, sondern über meine liebenswürdige Frau Schwägerin beschweren, die mir hier den Aufenthalt so an- genehm macht." „Beschwere»?" sagte Siegfried, der schöne« Frau einen leuchtenden Blick zuwerfend.„Nein, dafür will ich lieber Ihnen von ganzem Herzen danken!" „Ich kann diesen Dank nicht annehmen, denn mir fehlt die Ueberzeugung, ihn verdient zu haben," erwiderte die Generali», von deren Stirne die finsteren Schatten ge- schwunde» waren.„VerwalwngSgeschäfte haben de« Herrn Oberst hier gefesselt—" „Verzeihe» Sie, gnädige Frau, diese Geschäfte würden mich nicht zurückgehalte» haben, den Abend im Klub zu verbringen," unterbrach der Oberst sie.„Beende» wir den kleinen Streit, Siegfried soll selbst entscheide«. Du bleibst heute bei un»?" Wenigstens bis nach dem Diner!" „Glaubst Du de» Nachmittag besser verwenden z« !ö»ne»—" „Ich muß arbette», Papa!" „Aber wir haben heute ja Sonntag," schaltete die Generalin mit leisem Vorwurf ein. „So ist er nun einmal!" rief der Oberst ärgerlich. „Jeden Tag muß er arbette«, auf feine Familie nimmt er
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